Was wäre wenn... von DonnaHayley ================================================================================ Kapitel 3: Neue Freunde? ------------------------ „Du bist wirklich hart im nehmen.“, sagte Seth, als er mit seiner Untersuchung fertig wurde. „Meine Wange tut aber ganz schön weh.“, brummte Atemu und hielt sich schon die ganze Zeit einen Kühlpad auf die geschwollene Stelle. „Ich gebe dir Tabletten mit, dann ist es erträglicher.“ Seth lächelte seinem kleinen Patienten aufmunternd zu. „Jetzt hast du die ideale Ausrede um ganz viel Eis zu essen, damit deine Wange schneller abschwillt.“, zwinkerte Seth und wurde dafür geradezu angestrahlt. „Bringen Sie meinen Jungen auf dumme Gedanken?“, brummte Yasuo missgestimmt, der mit verschränkten Armen im Türrahmen stand. „Musst du immer aus dem Nichts auftauchen?“, murmelte Atemu leise, aber gerade so laut, das es jeder verstehen konnte. „Ich lass dich nicht grenzenlos Eis essen. Du bekommst schon genug Süßigkeiten.“ Seth räusperte sich. „Sonst geht es ihm gut. Außer der geschwollenen Wange hat er nicht viel abbekommen.“ „Was kostet mich der Spaß denn jetzt?“ Dieser Ton, den sein Vater an den Tag legte, gefiel Atemu überhaupt nicht. „Dr. Kaiba ist richtig nett. Benimm dich, Papa.“, ermahnte ihn der Zwölfjährige mit zusammengezogenen Augenbrauen, was Yasuo in Verlegenheit brachte und Seth ein leises Lachen entlockte. „Ist dein Vater immer so schlecht gelaunt?“, fragte er leicht belustigt. „Nur bei Ärzten, sonst ist er total nett. Seine Liebschaften haben sich noch nie bei mir beschwert.“ „So so, seine Liebschaften also.“, schielte Seth zu Yasuo rüber, der sich betreten räusperte. „Dr. Kaiba interessiert mein Liebesleben bestimmt nicht.“ „Ich glaube schon. Er hat mich die ganze Zeit über dich ausgefragt.“, sagte Atemu mit Unschuldsmiene. Jetzt war es Seth, der verlegen drein schaute. „Wir haben nur geplaudert. Der Junge ist sehr redselig.“ „Dessen bin ich mir bewusst. Wir werden dann jetzt lieber gehen!“ Seth seufzte innerlich, als es Yasuo wieder so eilig hatte. „Was halten Sie denn davon, wenn unsere Jungs etwas mehr Zeit miteinander verbringen würden? Vielleicht lernen sie so miteinander auszukommen.“ Tatsächlich überlegte Yasuo, als er schon fast draußen war. „Was schwebt Ihnen denn so vor?“ „Wir könnten etwas gemeinsam unternehmen.“ Atemu wollte etwas dazu sagen, als sein Vater schon antwortete. „Ich überlege es mir.“ Seth pustete sich einige Pony-Strähnen aus den Augen. „Ist das ein harter Brocken.“ „Das war wohl nichts.“ Die Belustigung in Seto´s Stimme entging Seth nicht und er sah seinen Sohn verärgert an. „Was mischst du dich denn da ein?“ „Es ist interessant zu beobachten, wie du dich zum Idioten machst.“ „Ich versuche jemanden besser kennen zu lernen, und?“ „Der will nichts von dir, was ich auch verstehen kann.“ Grummelnd stand Seth auf und ging an Seto vorbei. „Hör auf dich in meine Angelegenheiten ein zu mischen.“ „Nur wenn du aufhörst dich in meine mischen.“, knurrte Seto, als sein Vater längst weg war. * „Warum stellst du dich denn so an?“, wollte Atemu wissen, der kaum mit seinem Vater mithalten konnte. „Ich will mit so einem Quacksalber nichts zu tun haben.“ „Sonst hast du nie ein Problem mit neuen Leuten gehabt.“ Atemu war froh, das sein Vater langsamer wurde, als sie aus dem Gebäude raus kamen und auf einer Steintreppe nach unten gingen. „Ich will mit diesem Mann einfach nichts zu tun haben. Es reicht mir schon, das du mit seinem Sohn in eine Klasse gehst. Damit ist das Thema beendet.“ „Ich wäre froh, wenn mich ein Klassenkamerad mal fragen würde, ob wir etwas unternehmen wollen. Seit wir hier wohnen hat keiner von uns Freundschaften geschlossen, dabei ist dein Freundeskreis immer sehr groß gewesen. Jeden zweiten Samstag bist du ausgegangen, aber seit Opa gestorben ist und wir hier her gezogen sind, haben wir beide niemanden mehr und du hockst nur noch zuhause rum.“ Yasuo blieb stehen. Daher wehte der Wind. „Meinst du denn wirklich, das du mit Seto zurecht kommen kannst?“ „Sicher bin ich mir nicht, aber es käme auf einen Versuch an.“ Bittend sah Atemu aus seinen roten Augen. „Lass mich darüber nachdenken.“ Yasuo war nie aufgefallen, wie sehr sein Sohn auf ihn achtete. Er hatte absichtlich auf alles verzichtet, um ganz und gar für Atemu da zu sein, bis er sich hier eingelebt hatte. Dass das eine Belastung für ihn sein würde, hätte Yasuo nicht gedacht. Atemu jedenfalls atmete erleichtert durch. Seto interessierte ihn nicht wirklich, sondern er tat dies für seinen Vater. Zwar auch ein bisschen für sich, weil er Seth wirklich mochte, aber das musste er ja keinem verraten. * Am liebsten hätte Yasuo diesen Wecker in die nächste Mülltonne gepfeffert, als er anfing zu klingeln. Er stand immer eine Dreiviertelstunde vor Atemu auf, um das Frühstück fertig zu machen. Normalerweise hatte er keine Probleme mit dem frühen aufstehen, aber heute hätte er gerne noch etwas länger geschlafen. * Seth saß wie immer mit seiner Morgenzeitung am Frühstückstisch und las ihren faden Inhalt. Auch er hatte das Frühstück soweit fertig gemacht, doch Seto hatte sich lediglich einen Teller mit zwei Brötchen geschnappt und sich in sein Zimmer zurück gezogen. Heute morgen lies Seth dieses Verhalten ausnahmsweise unkommentiert und beachtete seinen Sohn nicht weiter. Zu so früher Stunde war ihm nun wirklich noch nicht nach streiten zumute. * Zum dritten Mal versuchte Yasuo seine kleine Schlafmütze aus dem Bett zu bekommen, die sich jedes mal die Bettdecke über den Kopf gezogen hatte. „Ich steh gleich auf.“, nuschelte Atemu in sein Kissen. „Du stehst jetzt auf, sonst gehst du mit leerem Magen zur Schule und wir wissen beide, das du dann immer ranzig wirst.“ „Man Papa, ich bin noch so müde.“ „Kein Wunder, du bist gestern Abend nicht ins Bett gekommen, weil du unbedingt den Film zu Ende gucken wolltest.“ Atemu rieb sie die müden Augen. „Es war doch so spannend.“ „Steh auf und zieh dich an.“, versuchte Yasuo etwas strenger zu klingen. „Ich mach ja schon.“ * Wie immer ging Atemu den Schulweg alleine. Zwar hätte ihn sein Vater auch mit dem Auto gefahren, doch er wollte heute zu Fuß gehen und die frische Luft genießen. Leider hatte sie in diesem Jahr einen kühlen Sommer und die Aussicht auf besseres Wetter lag in den Sternen. „Hey Atemu!“ Überrascht drehte Atemu sich um, als er die bekannte Stimme eines Klassenkameraden hörte und sah Joey mit Yugi und Thea im Schlepptau. „Guten Morgen, Joey.“ „Dein Vater soll gestern ja einen ziemlichen Eindruck hinterlassen haben.“ Es hatte schon die Runde gemacht? „Woher weißt du davon?“ „Bakura hat es überall herumerzählt und ein anderer Mitschüler soll es auch mitbekommen haben.“ „Oh!“ Atemu war das etwas peinlich und er senkte den Kopf. „Dein Vater ist echt der Knaller. Das hat sich bis jetzt noch kein Elternteil bei den Lehrern getraut. Selbst Bakura ist das Herz einige Etagen tiefer gerutscht.“ Atemu sah wieder hoch zu Joey, der über beide Ohren strahlte. „Wollen wir zusammen zur Schule gehen?“, fragte Yugi etwas zaghaft nach, was bei Atemu ein Gefühl des Glücks hervor rief. „Sehr gerne.“ In einigem Abstand lief Bakura mit seinem Freund Marik den Schulweg entlang und sah diesen kleinen Gartenzwerg wütend an. „Du hättest seinen Vater mal sehen sollen und meine Eltern haben einfach nichts dazu gesagt. Am liebsten würde ich dieses Arschloch anzeigen.“ „Glaubst du denn wirklich, das Herr Katsuro seine Drohung ernst meint?“, wollte Marik wissen. „Nach Spaß sah es mir nicht aus. Der hat einen gewaltigen Knall, wenn du mich fragst.“ „Halte dich einfach von Atemu fern und dann wird auch nichts passieren.“, riet ihm Marik, der keine Lust auf Streit mit einem Erwachsenen hatte. Bakura bliebt abrupt stehen und funkelte seinen Freund wütend an. „Auf wessen Seite bist du eigentlich? Der kleine Zwerg wird mir das noch büßen.“ Marik hob abwehrend die Hände. „Da mach ich nicht mit. Im Gegensatz zu dir habe ich vor Herrn Katsuro großen Respekt und werde mich nicht mit ihm oder seinem Sohn anlegen.“ „Seit wann bist du so feige?“ „Mit feige hat das nichts zu tun, aber ich will keinen Ärger mit meinen Eltern. In den Herbstferien will ich nach Hokkaido reisen und wenn ich wieder Ärger in der Schule mache, darf ich nicht fahren.“ „Dann mach ich es eben alleine.“, knurrte Bakura getroffen. So etwas nannte sich Freund. Seine Laune wurde besser, als er Seto sah und lies Marik einfach stehen. „Hey Seto, ich muss dringend mit dir sprechen.“ * Yasuo gähnte verhalten, als er zum Gewürzregal kam. Heute wollte er einfach nicht richtig wach werden. Normalerweise hatte er nicht solche Schwierigkeiten und ganz besonders nicht um diese Uhrzeit. Der heutige Einkauf gestaltete sich besonders mühselig und deshalb versuchte er seine Einkaufsliste zügig abzuarbeiten. „So siehst man sich wieder.“, lächelte Seth, der Yasuo mit seinem Einkaufswagen entgegen lief. „Auch das noch.“, murmelte Yasuo und versuchte ein weiteres Gähnen zu unterdrücken. „Geht es Ihnen heute nicht gut?“ „Ich bin nur müde.“, sagte Yasuo etwas hastiger als gewollt. „Ich werde jedenfalls nicht krank!“ Seth lachte leise. „Das habe ich auch nicht vermutet.“ Yasuo sah auf seine Einkaufsliste und nahm sich ein Päckchen Mehl aus dem Regal. „Was gibt es denn heute schönes?“, versuchte Seth das Gespräch am laufen zu halten. Heute koche ich Tempura mit Reis und zum Nachtisch mache ich einen Fruchtsalat. Atemu wird das zwar weniger gefallen, aber wenn ich nicht aufpasse, ernährt er sich nur noch von süßen Gebäck.“ „Für so eine Naschkatze hätte ich ihn gar nicht gehalten. Seto ist in dieser Hinsicht genügsam. Leider ist er zur Zeit sehr schwierig.“ „Das habe ich neulich mitbekommen. Hat das einen Grund?“ Seth nickte und sah besorgt aus seinen blauen Augen. „Der Grund ist Bakura, an dem er sich ein Beispiel zu nehmen scheint. Seto war noch nie das einfachste Kind und immer reserviert und eher der Einzelgänger. Doch seit er mit Bakura in eine Klasse geht, wird sein Verhalten mir gegenüber immer kühler und unbeherrschter.“ „Bakura scheint unser gemeinsames Problem zu sein.“, stellte Yasuo besorgt fest. „Bakura und Seto kennen sich schon etwas länger, aber sie gehen erst seit dem letztem Halbjahr in die selbe Klasse. Ich hatte vor einigen Monaten den Direktor darum gebeten einen der beiden in eine andere Klasse gehen zu lassen, doch Sie sehen ja, das meine Bitte kein Gehör gefunden hat.“ Yasuo wurde unruhiger. „Meinen Sie denn, das es heute wieder zu Handgreiflichkeiten kommt?“ „Das kann ich nicht beurteilen. Wenn es so sein sollte und Seto mitmacht, werde ich es nicht ohne Konsequenzen lassen.“ Yasuo verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust. „Sie machen mich ganz nervös. Atemu ist nun mal unterlegen und Hilfe von den anderen Mitschülern ist auch nicht zu erwarten.“ „Das lag nicht in meiner Absicht.“ Seth machte sich genauso viele Sorgen, wie Yasuo und hoffte inständig, das sein Handy heute einmal nicht klingelte. „Was halten Sie davon, wenn wir einen Kaffee trinken gehen?“, schlug Yasuo vor. Seth war wirklich überrascht und hätte nicht damit gerechnet. „Woher der Sinneswandel?“ Yasuo winkte ab. „Bilden Sie sich bloß nichts ein. Wir haben lediglich ein gemeinsames Problem.“ Seth tat so als würde er überlegen. „Und Sie glauben es bei einer Tasse Kaffee lösen zu können?“ Yasuo wurde leicht rot. „Nein, ja... Sie bringen mich ganz durcheinander.“ Das Lächeln auf Seth´s Gesicht wurde breiter. „Dabei habe ich noch gar nichts gemacht.“ Yasuo trat einen Schritt zurück. „Das wird auch so bleiben.“ „Keine Sorge, so interessant sind Sie nun auch wieder nicht.“ Seth beobachtete genau Yasuo´s Reaktion, dem deutlich die Gesichtszüge entglitten. „Wenn ich wollte, könnte ich Sie ganz leicht um den Finger wickeln.“ Seth zog eine Augenbraue hoch. „Das glaube ich eher weniger. Dafür sind Sie viel zu gehemmt.“ „Wie war das? Ich und gehemmt? Wenn ich wollte, könnte ich Sie heute noch ins Bett bekommen!“ Seth verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust. „So leicht zu haben bin ich auch wieder nicht.“ „Mir erst schöne Augen machen und dann einen Rückzieher machen.“, brummte Yasuo. „Wann habe ich Ihnen schöne Augen gemacht?“, spielte Seth das Unschuldslamm. „Ein paar Mal schon.“ „Davon weiß ich nichts.“ „Ist der Doktor etwa so vergesslich?“ Seth genoss dieses kleine Streitgespräch, das sie beide nicht sonderlich ernst nahmen und lenkte ihn von seinen Sorgen mit Seto ab. Dieser Mann interessierte ihn immer mehr und musste ihn um jeden Preis von Seto fern halten. Sonst machte er alles wieder zunichte, wie er es schon ein paar mal, mit vorangegangen Beziehungen gemacht hatte. * Der Lehrer räusperte sich, als er die Aufmerksamkeit seiner Schüler auf sich lenkte. „Heute bekommt ihr eure Geschichtsarbeit zurück und ich bin von einigen wirklich enttäuscht.“ Ein Rauen ging durch die Klasse und die Schüler wussten schon, wer gemeint war. Nacheinander wurden sie nach vorne gerufen, um ihre benoteten Arbeiten abzuholen. Seto war der nächste und lächelte zufrieden, als er die Eins auf seiner Arbeit sah. Selbst wenn Atemu mit ihm gleich auf sein sollte, war er wenigstens nicht besser. Joey legte betrübt den Kopf auf den Tisch. „Ich habe eine Fünf. Wie soll ich diese Note zuhause erklären?“ Yugi packte seine Arbeit schnell in die Schultasche, damit sein Freund die Eins Minus nicht sah. „Wir lernen für die nächste Prüfung wieder zusammen, dann wird das schon.“ „Du bist ein wahrer Freund.“, umarmte er Yugi. Atemu war der nächste und nahm seine Arbeit entgegen. „Wie immer eine gute Leistung. Du hast eine Eins Plus.“, sagte der Lehrer, wofür Atemu ihm am liebsten eine geklatscht hätte. Warum musste er ausgerechnet bei ihm die Note vor allen laut sagen? Der giftige Blick von Seto war ihm sicher und er setzte sich schnell zurück auf seinen Platz. „Der ist schon wieder besser gewesen.“, brummte Bakura. Seto hatte wie ein besessener gelernt und schon wieder war Atemu eine Spur besser gewesen. „Wie macht der das nur?“ „Lass uns das machen, was ich dir vorgeschlagen habe. Dann geht es dir besser.“, flüsterte Bakura. Seto zögerte noch, aber stimmte dennoch zu. Atemu hörte die beiden zwar tuscheln, aber verstand sie akustisch nicht. Was war denn nur immer Seto´s Problem? Er war doch immer nur ein ganz kleinen wenig besser, aber deswegen schien Seto ihn abgrundtief zu hassen. In der Pause saß Atemu zusammen mit Joey, Yugi und Thea an einem sonnigen Platz und sie unterhielten sich angeregt. Joey wollte unbedingt mehr über Atemu erfahren und hatte ihn einfach mitgeschleift. „Du bist wirklich mutig.“, sagte Joey beeindruckt und meinte die Sache mit dem Tafelschwamm, den Bakura ins Gesicht bekam. „Ist dein Vater wirklich so ein Draufgänger?“ „Ja, auch wenn er sonst eher einen ruhigen Eindruck macht, kann er richtig sauer werden.“ Atemu öffnete sein Bento und schüttelte lächelnd den Kopf. „Das sieht aber lecker aus.“, sagte Thea. „Hat das dein Vater gemacht?“ „Ja, er kocht sehr gut, aber backen kann er noch besser.“ Joey sah in seine Brotdose und seufzte. Ein einsames Brot lag darin, das er sich heute Morgen selbst geschmiert hatte. „Ich habe leider nicht so einen tollen Vater.“ „Ich gebe dir gerne etwas ab. Es ist für mich alleine eh viel zu viel.“, bot Atemu an, was bei Joey Begeisterungsstürme auslöste. Er nahm sich ein Reisbällchen und bediente sich an den Scampi. „Das ist so lecker.“ „Du sabberst.“, bemerkte Yugi und fing selbst an zu essen. „Na und, wenn es doch nun mal so lecker schmeckt.“ * Unterdessen saßen Seth und Yasuo in einem kleinen Café und behielten ihre Handys im Auge, die sie neben sich auf den Tisch gelegt hatten. „Es ist jetzt 12 Uhr und bis jetzt scheint alles in Ordnung zu sein.“, murmelte Yasuo und fing wieder an zu niesen. Das war in der letzten Stunde schon das vierte Mal und seine Nase lief auch noch. „Sieht nach einer Erkältung aus.“, bemerkte Seth und beobachtete genau Yasuo´s Reaktion. „So ein quatsch. Ich werde nie krank.“ „Vielleicht wird es auch eine Grippe?“, wurde Seth etwas gemein und erntete einen vernichtenden Blick aus rotbraunen Augen. „Ich kann es mir nicht erlauben krank zu werden. Atemu´s Kochkünste sind mehr als bescheiden und in Haushaltsführung ist er auch nicht sonderlich talentiert. Ich habe ihn neulich zum einkaufen geschickt und habe ihm eine Liste mit den Dingen mitgegeben, die wir brauchen. Zwar hat er alles mitgebracht, aber auch jede Menge Kekse, Schokolade und Bonbons. Beim Bäcker war er auch noch gewesen und nun muss ich ihn von diesem Küchenschrank fern halten, damit er sich nicht den Magen verdirbt.“ Seth konnte nicht anders, als zu lachen. „Du scheinst ein guter Vater zu sein.“ Nach ihrer kleinen Debatte hatten sie sich das du angeboten. Auch Yasuo lächelte. „Ich gebe mir mühe, auch wenn ich oft zu besorgt bin. Atemu ist mein einziges Kind und ich würde alles für ihn tun.“ „Das habe ich gestern gesehen und ich war zugegebener Maßen überrascht.“ „Das höre ich oft.“ Yasuo versuchte ein weiteres Niesen zu unterdrücken. „Seto wird sich hoffentlich zurückhalten. Je älter er wird, umso mehr Sorgen bereitet er mir.“ „Atemu ist auch nicht immer so einfach. Zwar macht er keinen Ärger in der Schule, aber er kann doch sehr tollpatschig sein und meistens bekomme ich dann die Schuld.“ Seth überlegte, während er seinen Kaffee trank. „Seto ist bis jetzt nur auf seine Schule konzentriert und macht neben der Schule bestimmt irgendwelchen Unsinn, von dem ich nichts weiß. Wenn ich ihn darauf anspreche, wird er wütend.“ Yasuo hatte auch keinen Rat, den er Seth geben konnte. „Vielleicht raufen sich unsere beiden Chaoten noch zusammen.“ Seth war zwar weniger überzeugt, aber nickte zustimmend. * „Wir sehen uns dann morgen.“, verabschiedete sich Joey und auch die anderen gingen ihrer Wege. Heute hatte Atemu einen schönen Tag gehabt und trat zufrieden den Rest seines Heimweges alleine an. So konnte es immer sein und vielleicht durfte er seine neuen Freunde morgen sogar zu sich einladen. „Ich bin zuhause.“, rief Atemu durch die Wohnung und warf seine Schultasche einfach auf den Fußboden. Er konnte es kaum erwarten seinem Vater alles zu erzählen und rannte in die Küche. Mit so einer stürmischen Umarmung hatte Yasuo nicht gerechnet und taumelte ein Stück zurück, als Atemu ihm am Hals hing. „So gute Laune hattest du lange nicht mehr.“ „Ich habe heute einen tollen Tag gehabt und muss dir jedes Detail erzählen.“ „Ich bin gespannt, aber zuerst decken wir den Tisch.“ Atemu fing sofort an und stellte zwei Teller auf den Küchentisch. Jeder bekam ein Paar Essstäbchen und ein Glas mit Orangensaft. „Heute gibt es Tempura? Das hatten wir schon lange nicht mehr.“ Yasuo wunderte sich, das Atemu ihn nicht nach dem Nachtisch fragte. Dann war dieser Tag wirklich anders, als die anderen. Jedem füllte er eine große Portion auf, die Atemu sofort anfing zu verschlingen. Yasuo kam kaum zum Essen, als Atemu begeistert von seinem Tag erzählte und sich zwischen den Sätzen frittiertes Gemüse in den Mund schaufelte. „Bakura hat echt Angst vor dir, sonst hätte er heute wieder etwas gemeines mit mir gemacht.“ „Wenn er dich jetzt in Ruhe lässt, hat sich die Sache ja zum Glück erledigt.“ Yasuo versuchte einen Hustenreiz zu unterdrücken und trank deshalb sein Glas Orangensaft leer. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ „Ja, ich hätte mich nur fast verschluckt.“ „Dann ist gut. Heute werde ich abwaschen, dann kannst du dich ein wenig ausruhen.“ Dumm war Atemu nicht und er sah deutlich, das es seinem Vater heute nicht so gut ging. „Das schaffe ich schon, kümmere dich lieber um deine Hausaufgaben und außerdem wundere ich mich, das du nicht nach deinem Nachtisch gefragt hast.“ „Gedacht habe ich schon daran.“, kam es etwas verlegen zurück. „Heute gibt es einen Fruchtsalat.“ Wenig begeistert nahm Atemu das kleine Schälchen an sich. „Wären denn nicht wenigstens Kekse drin gewesen?“ „Ein paar Vitamine tun dir gut.“ Yasuo wusste worauf er sich einließ, wenn er Atemu so etwas vorsetzte und machte sich auf was gefasst. „Kann ich mir ein paar Kekse aus dem Schrank nehmen?“ „Nein, den Fruchtsalat oder sonst nichts!“ „Oder die Schokoriegel?“ „Nein!“ „Warum nicht?“ „Weil es heute davon nichts gibt!“ „Das ist unfair.“ Wütend lies Atemu sein Schälchen unangerührt stehen und stampfte in sein Zimmer. Yasuo konnte nur die Augen verdrehen, als die Tür lautstark zu gedonnert wurde. Bei seinem Nachtisch verstand Atemu keinen Spaß und doch versuchte Yasuo seinen Sohn für Obst und Früchte zu begeistern. Er aß sie sonst nur, wenn sie sich auf einem Stück Kuchen befanden. * Atemu öffnete seine müden Augen, als er von der Sonne geblendet wurde und sah erschrocken auf die Uhr. „Es ist bereits Elf Uhr? Ich hätte längst in der Schule sein müssen.“ Atemu hielt inne. Normalerweise wurde er doch von seinem Vater geweckt. Etwas panisch rannte er ins Schlafzimmer und zog die Gardinen auf. Nervös kletterte er zu seinem Vater ins Bett und rüttelte an seiner Schulter. „Papa?“ Träge öffnete Yasuo seine Augen. „Was ist denn?“ „Hast du den Wecker nicht gehört?“ Yasuo schaute auf die Uhr und schreckte hoch, was er aber sogleich bereute, denn sein Kopf fühlte sich an, als wäre er in einem Schraubstock eingeklemmt. „Jetzt bist du doch krank geworden.“, stellte Atemu fest. „Ich bin nicht krank, sondern habe nur verschlafen.“, kam es mit heiserer Stimme. „Das höre ich ganz deutlich.“, verdrehte Atemu die Augen. „Du hast sogar Fieber.“ „So ein Blödsinn, ich hatte nur die Heizung zu warm eingestellt.“ Atemu sah seinen Vater grübelnd an. Was sollte er jetzt machen? Sein Vater würde niemals zum Arzt gehen, eher würde er freiwillig in ein Gehege mit hungrigen Löwen springen. Da musste der Arzt eben hier her kommen. „Ich bin gleich wieder da.“ Yasuo legte sich zurück ins Kissen und schloss die Augen. Nur ein paar Minuten noch. Mit dem Telefon in der Hand kam Atemu zurück und sah seinen Vater fragend an. „Soll ich Dr. Kaiba anrufen, oder ist dir ein anderer Arzt lieber?“ Yasuo riss die Augen auf und stürzte aus dem Bett. „Ich brauche keinen Arzt!“ „Also Dr. Kaiba. Hoffentlich macht er auch Hausbesuche.“, murmelte Atemu und wich seinem Vater geschickt aus, der versuchte ihm das Telefon wegzunehmen. „Du wirst diesen Arzt nicht anrufen und außerdem wird er für so eine Lappalie nicht extra hier her kommen.“ Es dauerte nicht lange und jemand am anderen Ende nahm das Telefon ab. „Guten Tag, könnte ich Dr. Kaiba sprechen? Mein Name ist Atemu Katsuro.“ „Ich werde gleich sauer.“, fauchte Yasuo und konnte nicht glauben, das sein Sohn ihm das antat. „Hallo Dr. Kaiba, ich wollte Sie fragen, ob Sie einen Hausbesuch bei uns machen können. Meinem Vater geht es gar nicht gut und er hat hohes Fieber.“ Seth runzelte die Stirn. „Ist es denn so schlimm?“ Wieder wich Atemu seinem Vater aus, der ganz aus der Puste war und sich aufs Bett setzen musste. „Ja, es ist sehr schlimm.“ Seth sah auf die Uhr. „Ich kann heute Abend vorbei schauen.“ „Okay, dann bis heute Abend.“ Atemu legte auf und sah seinen Vater streng an. „Wehe du bist nachher nicht nett zu ihm.“ Yasuo lies sich rücklings aufs Bett fallen und strich sich eine verschwitze Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was bezweckst du denn damit?“ „Auf diese Weise lernst du Dr. Kaiba besser kennen und du bekommst Medikamente gegen dein Fieber und für deinen Hals.“ „Ein heißes Bad würde es auch tun.“ Das konnte Atemu vergessen. Wegen ein bisschen Fieber würde er sich nicht extra von diesem Arzt untersuchen lassen und er war sich sicher, das auch Seth keine Lust auf diesen Abstecher hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)