Was wäre wenn... von DonnaHayley ================================================================================ Kapitel 4: Das bisschen Haushalt... ----------------------------------- Mit einer grünen Schürze um die Hüfte gebunden stand Atemu in der Küche und kochte eine Hühnersuppe. Er hatte einmal gehört, das man bei einer schlimmen Erkältung viel Salz zu sich nehmen sollte und deshalb war er nicht zu sparsam mit den kleinen weißen Kristallen. Dass er das gerade mit einer Magendarm Erkrankung verwechselte, kam Atemu nicht in den Sinn. Später wollte er noch einkaufen gehen und der Haushalt machte sich auch nicht von alleine. Die Suppe köchelte vor sich hin und brauchte nur noch ein paar Minuten. Mit einem Glas Saft ging Atemu ins Schlafzimmer und sah nach seinem Vater, der tief und fest schlief. „Bist du wach? Papa?“ Fordernd rüttelte er an Yasuo´s Schulter und war dabei sehr hartnäckig. „Jetzt schon!“, brummte Yasuo heiser und setzte sich auf. „Ich habe dir etwas zu Essen gemacht.“, kam es stolz, was Yasuo trocken schlucken lies. „Wirklich? Das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Yasuo meinte es genau so, wie er es sagte, denn Atemu hatte weder Talent zum kochen, noch zum backen. „Natürlich! Du sollst doch schnell wieder gesund werden.“ Atemu drückte seinem Vater das Glas Saft in die Hand und verschwand zurück in die Küche. „Ein heißer Tee wäre mir lieber gewesen.“ Sein Hals kratze und brannte, deshalb stellte er den Saft beiseite und verzichtete lieber darauf. Die darin enthaltene Säure würde alles nur noch schlimmer machen. Mit einem Tablett in den Händen balancierte Atemu die Schüssel, die bis zum Rand mit der heißen Suppe gefüllt war, zu seinen Vater. Es sah gar nicht schlecht aus. Wie es roch konnte Yasuo nicht sagen, weil seine Nase komplett zu war. Gespannt beobachtete Atemu, wie sein Vater sich den ersten Löffel nahm und in den Mund schob. „Das schmeckt wirklich gut. Das hast du toll gemacht.“, versuchte Yasuo so überzeugend wie möglich rüber zu bringen, was Atemu ein glückliches Lächeln ins Gesicht zauberte. „Ich kümmere mich dann um die Wäsche. Iss alles auf, damit du schnell wieder fit bist.“ „Mach ich“, und kaum das Atemu die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, spuckte Yasuo den Rest, der sich noch in seinem Mund befand aus. „Ist das salzig. Was habe ich nur verbrochen?“ Fieberhaft überlegte er, wie er es schaffen konnte, dieses ekelhafte Zeug los zu werden, ohne das Atemu etwas bemerkte. Er konnte Atemu einfach nicht die Wahrheit sagen, weil er sich so viel Mühe gegeben hatte. „Ich hab noch was vergessen.“, kam Atemu überraschend zurück. „Hast du noch Wäsche?“ Yasuo schüttelte den Kopf. „Du musst schön essen.“, mahnte Atemu und setzte sich zu seinem Vater ans Bett. „Ich warte solange.“ `Hassen die Götter mich so sehr?´, dachte Yasuo angewidert von dem Gebräu und würgte die total versalzene Suppe, Löffel für Löffel, hinunter. „Es ist das erste Mal, das du mein Essen aufisst. Ich scheine besser zu werden.“ `Schön wäre es!´ So musste sich die Hölle anfühlen. Yasuo spürte, wie sein Magen gegen das viele Salz rebellierte und die Übelkeit in ihm hoch stieg. War das Geflügel überhaut noch gut gewesen? „Ich nehme das Geschirr dann gleich wieder mit. Schlaf noch etwas.“ „Kannst du mir bitte noch eine Flasche Wasser bringen?“ Yasuo hatte unglaublich viel Durst und wollte nur noch trinken. „Mach ich, wenn ich die Wäsche fertig habe.“ „Solange soll ich warten?“ Doch Atemu hörte den letzten Satz nicht mehr, so schnell war er zur Tür hinaus geflitzt. Womit hatte er das nur verdient? Nach einer scheinbar endlos langen viertel Stunde hielt er es vor Durst nicht mehr aus. Deshalb quälte sich Yasuo aus dem Bett und latschte müde in die Küche. Als er das Wohnzimmer durchquerte, hörte er Atemu, wie er im Badezimmer über die Waschmaschine fluchte. „Ich will es gar nicht wissen.“, murmelte er vor sich hin und stieß die Tür zur Küche auf. Dort traf ihn der Schlag, als er das Chaos erblickte. Der Topf mit der Suppe schien mehrmals übergekocht zu sein, denn um ihn herum war das Ceranfeld mit einer dicken braunschwarzen Schicht umgeben. Die Gewürze lagen verstreut über die Arbeitsplatte und einige der teuren Gewürzkräuter schienen Atemu runter gefallen zu sein, denn der Boden wurde von grünen, roten und gelben Punkten geziert. Yasuo wollte das alles einfach ignorieren und nur seine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank holen. Seine rotbraunen Augen weiteten sich, als er seinen sonst so ordentlichen und besonders sauberen Kühlschrank sah. Atemu war das Marmeladenglas wohl zerbrochen und dessen Inhalt verteilte sich auf den unteren beiden Fächern. Die Masse war bereits fest geworden und klebte nun an den Kunststoffplatten. Auch das wollte Yasuo ignorieren und er griff nach der Flasche und verließ die Küche. Im Wohnzimmer stand Atemu mit beiden Händen in die Hüften gestemmt da und sah seinen Vater mahnend an. „Du sollst doch liegen bleiben.“ „Ich habe mir nur etwas zu trinken geholt. Was hast du-“ „Versuch jetzt nicht abzulenken.“, unterbrach Atemu seinen Vater. „Leg dich sofort wieder hin.“ Yasuo fuhr sich mit der Hand durch sein verschwitztes Gesicht. „Darf ich noch zur Toilette?“ Als Atemu hastig mit dem Kopf schüttelte, sah Yasuo zu, das er so schnell wie möglich ins Badezimmer kam. Er kannte seinen Sohn und wenn er sich so verhielt, dann lag etwas im argen. Im Badezimmer schäumte die Waschmaschine vor sich hin und der geflieste Boden war auch vom Schaum bedeckt. Sofort stoppte Yasuo den Waschgang und drückte den Knopf zum Abpumpen. „Wie viel Waschmittel hast du denn da rein getan?“ Atemu malte mit dem Fuß imaginäre Kreise auf den Boden und schaute schuldbewusst zur Waschmaschine. „Ich dachte, die Wäsche wird weicher, wenn ich mehr davon benutze.“ „Ist sie dir sonst zu hart?“ „Manchmal“, murrte Atemu, dem das furchtbar peinlich war. „Und was hast du in der Küche angestellt? Es sieht dort aus, wie auf einem Schlachtfeld.“ „Das war nicht meine Schuld.“, sagte Atemu sofort. „Jedenfalls nicht ganz. Ich hab die Schraubverschlüsse von den Gewürzen nicht aufbekommen und dann ist mir das Glas Marmelade aus der Kühlschranktür gefallen, als ich ihn aufgemacht habe. Die Suppe ist mir nur übergekocht, weil ich vergessen habe umzurühren.“ „Lass uns das Chaos beseitigen.“, stöhnte Yasuo, der doch nur etwas zu trinken holen wollte. „Ich mach das allein. Geh ins Bett.“, sagte Atemu kleinlaut. Wenn es ihm nicht so schlecht gehen würde, wäre Yasuo dieser Bitte nicht nachgekommen, aber heute tat er sich selbst diesen Gefallen. „Mach dir keine Sorgen. Ich habe alles im Griff.“ Yasuo lächelte gezwungen und wuschelte seinem kleinen Chaoten durch die wilden Haare. „Das sehe ich.“ * Seth sah zum gefühlt hundertsten Mal auf die Uhr. Heute wollte die Zeit gar nicht vergehen, dabei erstickte er fast in Arbeit. Immer wenn er auf die Uhr sah, waren erst ein paar Minuten vergangen, was seine Laune nur noch weiter hinunter zog. Zu allem Überfluss hatte er einen unglaublich nervigen Patienten, der alle zwei Tage bei ihm vorbei kam und jedes mal mit einer anderen Krankheit vorstellig wurde. Seth versuchte ihn davon zu überzeugen, das er kerngesund war, doch er stieß dabei nur auf taube Ohren. * Atemu war total kaputt von diesem Tag. Die Küche sah wieder annehmbar aus, nur das Ceranfeld hatte er nicht richtig sauber bekommen und nun die halbe Flasche Scheuermittel darauf gekippt. Mit einem Edelstahl-Schwamm für Töpfe begann er kräftig zu schrubben. * Endlich hatte es Seth geschafft und der sehnsüchtig erwartete Feierabend begrüßte ihn. Er schmiss seinen weißen Kittel in die nächst beste Ecke und warf noch einmal einen kontrollierten Blick in den Spiegel. Mit seiner Tasche bewaffnet, war er bereit für seinen kleinen Abstecher zu den Katsuro´s. * Yasuo zog die dicke Bettdecke über seinen Kopf, als er im Halbschlaf den belustigten Ton von einer ihm bekannten Stimme hörte. Noch registrierte er die Tragweite dieses Besuches nicht und wollte nur schlafen. „Papa? Der Arzt ist da!“ „Das ist mir doch egal.“, kam es so undeutlich zurück, das keiner der Beiden die Worte verstand. „Wach auf, Papa.“ Überlegend sah Atemu hoch zu Seth, der lächelnd mit den Schultern zuckte. „Wollen Sie etwas essen? Ich habe vorhin Suppe gekocht.“, bot Atemu an und seine Augen wurden vor Freude größer, als Seth nickte. „Dann setzen sie sich ins Wohnzimmer. Ich bin gleich wieder da.“ Lächelnd sah Seth diesem aufgeweckten Jungen hinterher. Was waren das für Zeiten, als es bei Seto noch so war und sein Sohn sich freute, wenn er von der Arbeit nach Hause kam. Atemu beachtete die Kratzer nicht, die er ins Ceranfeld geschrubbt hatte und stellte den Topf auf eine der vier Herdplatten. Wenigstens war es wieder sauber und man konnte schließlich nicht alles haben. Sorgfältig rührte er die Suppe, als sie anfing zu kochen, um und holte zwei Schüsseln aus dem Schrank. Diese stellte er auf ein Tablett und legte je einen Löffel daneben. Weil er nicht wusste was Dr. Kaiba gerne trank, entschied er sich für einen Apfelsaft und füllte zwei Gläser mit dem süßen Getränk auf. Die Schüsseln füllte er bis oben hin voll, damit Dr. Kaiba auch ja nicht verhungerte. Mit höchster Präzision trug er das volle und nicht ganz so leichte Tablett ins Wohnzimmer und stellte es auf dem weißen Holztisch ab. „Vielen Dank.“ Seth nahm sich eine der beiden Schüsseln und Atemu tat es ihm gleich. Der Duft verführte zum essen und mit hungrigen Magen nahm sich Seth einen vollen Löffel. Als er den ersten Bissen schmeckte und sich die salzige Brühe auf seiner Zunge verteilte, hinterließ sie nichts weiter als großen Ekel. Auch Atemu verzog angewidert das Gesicht und wollte dieses Ekelhafte Zeug aus seinem Mund bekommen. Während Atemu ins Badezimmer rannte, spülte Seth alles mit dem Apfelsaft hinunter. Mit tief roten Wangen kam Atemu zurück ins Wohnzimmer und konnte Seth nicht in die Augen sehen. „Ich wusste nicht, wie scheußlich die Suppe schmeckt.“ Trotz des Saftes hatte Seth immer noch den salzigen Geschmack der Suppe im Mund. „Hast du sie denn nicht probiert, als du sie gekocht hast?“ Atemu schüttelte den Kopf. „Mein Vater hat aber alles aufgegessen.“ Das konnte Seth jetzt nicht glauben. „Er hat eine volle Schüssel davon aufgegessen?“ „Ja!“ Nachdenklich biss Atemu auf seinem Fingernagel herum. „Er mochte mir wahrscheinlich nicht die Wahrheit sagen, weil ich so stolz auf mein Essen war.“ Seth konnte Yasuo verstehen, aber er selbst hätte die Suppe nicht hinunter würgen können. Dafür war sie einfach zu scheußlich. „Wir haben noch Brot und Aufschnitt da.“, sagte Atemu und wollte seinen Patzer wieder gut machen. „Ich decke schnell den Tisch, damit Sie etwas essen können.“ Seth wollte gerade etwas sagen, doch Atemu flitze schon in die Küche. „Dieser Junge.“ Seth´s Blick schweifte durchs Wohnzimmer und er entdeckte viele Bilder, auf denen Atemu zusammen mit seinem Vater abgebildet war. Sie schienen viel in der Welt herum zu reisen, denn auf einen Foto waren sie auf Hawaii und auf einem anderen in Ägypten. Seth war ganz vertieft, als Yasuo, der die Hand fest auf dem Mund presste, an ihm vorbei rannte und die Tür zum Badezimmer hinter sich zu knallte. Seth zuckte vor Überraschung leicht zusammen und sah zur Badezimmertür. „Scheint wohl doch schlimmer zu sein.“ Atemu steckte seinen Kopf aus der Küchentür und sah Seth fragend an. „Möchten Sie Tee oder Kaffee trinken?“ „Ich würde gerne einen Tee nehmen und für deinen Vater bitte auch einen.“ Seth überlegte kurz. „Hast du Kamillen- oder Ingwertee da?“ „Ingwertee habe ich.“ Schon war Atemu wieder verschwunden, was Seth zum schmunzeln brachte. Der Kleine war wirklich eifrig dabei. Die Badezimmertür öffnete sich und ein kreidebleicher Yasuo kam heraus. Er wollte in sein Schlafzimmer zurück, doch als er Seth erblickte runzelte er die Stirn und sah ihn lange an. Seth konnte genau sehen, wie es in Yasuo arbeitete und er seinen Kopf immer schiefer legte, weil er nicht drauf kam, warum er jetzt hier war. „Das kannst du vergessen!“, kam die Erkenntnis. Doch anstatt einer lauten und tiefen Stimme, kam nur ein heiserer und kratziger Ton aus seinem Hals, was dem ganzen die Dramatik nahm. „Du siehst richtig scheiße aus.“ Eigentlich wollte Seth es netter ausdrücken, doch konnte er bei ihm nicht anders, so verpeilt wie Yasuo da stand. „Wir sind heute aber Charmant.“, brummte Yasuo und wollte nur noch in sein Bett. „Du bist ja wach.“, freute sich Atemu. „Ich habe den Tisch für uns gedeckt. Du kannst dann auch Essen kommen.“ „Nein Danke, ich bin immer noch satt von vorhin.“ Yasuo konnte jetzt beim besten Willen nichts runter bekommen. Der Aufenthalt über der Toilettenschüssel hatte ihm den Rest gegeben. „Warum denn nicht? Ich habe dir auch einen Tee fertig gemacht.“, schmollte Atemu, was Yasuo tief seufzen lies. „Ich komm ja schon.“ „Das ich auch immer betteln muss.“, murrte Atemu und ging in die Küche. Seth lachte. „Es ist ganz offensichtlich, wer hier das Sagen hat.“ „Dann solltest du ihn mal erleben, wenn wir zusammen zum Bäcker gehen.“, verdrehte Yasuo die Augen. „Hast du wirklich eine ganze Schüssel von dieser Suppe gegessen?“, wurde Seth ernster. „Ja, was hätte ich denn machen sollen? Er hat sich so gefreut.“ „Sie nicht essen! Die Wahrheit hätte Atemu verkraftet, aber du siehst ja was dabei raus kommt. Du bist bestimmt auch dehydriert, durch das viele Salz. Deine Nieren werden dadurch auch unnötig belastet.“ Yasuo stellte auf Durchzug. „Rede nur. Ich hab´s doch überlebt.“ „Hast du genug getrunken?“ „Jaaa!“ Wie konnte ein einziger Mensch nur so nerven? Da trank man einen Kaffee zusammen und wurde diesen Mann dann nicht mehr los. „Sieht aber nicht so aus.“ Angriffslustig verschränkte Seth die Arme. „Woran willst du das denn erkennen?“ „Ich kann´s mir denken.“ Yasuo murmelte unverständlich vor sich hin und Seth hörte nur Bruchstücke, wie: „Besserwisser“ und „scheiß Ärzte.“ „Hast du irgendwann einmal schlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht?“, wollte Seth nun doch genauer wissen. „Wie kommst du denn darauf?“, kam es patzig zurück. Seth blinzelte ein paar Mal als Yasuo in die Küche stampfte. „Anscheinend ja doch.“ Seth ging hinterher und setzte sich auf den freien Stuhl, den ihm Atemu anbot. „Der isst mit?“, brummte Yasuo, was ihn einen wütenden Blick von Atemu einbrachte. „Ich habe ihn dazu eingeladen, also sei nett.“ „Ich bin doch nett.“ Yasuo konnte gerade kein Essen sehen und stöhnte innerlich, als Atemu ihm ein dickes Käsebrot auf den Teller legte. Seth war sich nicht sicher, wie das ganze enden würde. Es gab drei Möglichkeiten. Entweder verzichtete Yasuo, was die vernünftigste Entscheidung gewesen wäre. Möglichkeit zwei: Er aß alles auf und würde dann wieder über der Kloschüssel hängen, oder er kippte einfach um. So wie Yasuo aussah, würde er jedenfalls nicht mehr lange hier sitzen. Die Suppe zu essen war eine sehr dumme Entscheidung gewesen. „Der ist für Sie.“, sagte Atemu und überreichte Seth den Ingwertee. „Das ist mein Spezialtee.“ Yasuo verschluckte sich bei dem Satz an seinem Tee und sah seinen Sohn entgeistert an. „Dein Spezialtee?“ Atemu nickte. „Hast du Dr. Kaiba denn gefragt, ob er das möchte?“ Atemu schüttelte den Kopf. „Dann solltest du das nachholen.“ Beleidigt sah Atemu zu Seth, der Stirnrunzelnd in seine Tasse schaute. „Was ist denn mit dem Tee?“ „Wenn Atemu das Wort Spezial benutzt, dann ist da mindestens eine Tonne Zucker drin.“ „Gar nicht wahr. Es sind nur vier Teelöffel voll drin.“ „Oh!“ Seth war bereit zu probieren und bei diesem einen Schluck sollte es auch bleiben. „Dein Gesicht spricht Bände.“, lächelte Yasuo. „Wenigstens konnte ich dich noch vorwarnen.“ „So süß mag ich es wirklich nicht.“ Seth sah zu Atemu, der schmollend an seinem Brot kaute. „Es war aber eine liebe Geste von dir.“ Diese Worte stimmten Atemu etwas milder und er sah Seth freundlich an. „Ich mach es auch wieder gut.“ Seth und Yasuo beobachteten Atemu, der sich seinen Stuhl nahm, ihn vor die Arbeitsplatte stellte und drauf kletterte. Yasuo rieb sich die Stirn. „Da gehst du nicht bei!“ „Warum denn nicht? Wir haben seit langem einmal wieder Besuch und über etwas Süßes würde sich Dr. Kaiba bestimmt freuen.“ Jetzt wusste Seth worum es ging. Da oben war Atemu´s legendärer Süßigkeitenvorrat, von dem Yasuo ihm gestern erzählt hatte. „Nach dem Abendbrot gibt es nichts süßes mehr, auch nicht wenn ein Gast da ist.“ „Menno!“ „Gleich geht´s los.“, murmelte Yasuo. „Du bist gemein. Dann mach ich dir morgen auch kein Mittagessen mehr.“ `Gott sei Dank.´, dachte Yasuo erleichtert. „Jetzt setzt dich wieder hin. Du hast für uns extra den Tisch gedeckt und es wäre doch schade, wenn du dir die Mühe umsonst gemacht hättest.“ Atemu nickte kleinlich und kletterte vom Stuhl runter. „Gemein ist das trotzdem.“ „Ich weiß.“ Seth hätte jetzt mit einem Donnerwetter seitens von Atemu gerechnet, aber Yasuo konnte sich gut durchsetzten, ohne dabei laut zu werden. Er würde es nicht aussprechen, aber er war ein wenig neidisch auf Yasuo, wegen dem guten Verhältnis, das er zu seinem Sohn hatte. Schon heute Nachmittag hatte er Seto geschrieben, das es heute später wird, aber er hatte bis jetzt keine Antwort bekommen. Auch sein Anruf wurde ignoriert. „Alles in Ordnung?“, wollte Yasuo wissen, weil Seth so ernst drein schaute. „Ja, ich war nur in Gedanken.“ „Mit Seto wird es schon besser werden. Es ist bestimmt nur eine Phase.“ Yasuo nahm einen Schluck von seinem Tee, der unglaublich gut tat und dessen Wärme sich in seinem Körper ausbreitete. „Danke. Du kannst ja richtig nett sein, Yasuo.“ Atemu zog beide Augenbrauen hoch. „Ihr nennt euch beim Vornamen? Hab ich was verpasst?“ „Wir waren gestern Nachmittag nur einen Kaffee trinken.“ Yasuo verfluchte sich langsam für seine Heiserkeit und trank weiter seinen Tee. „Dann seid ihr jetzt zusammen?“ Yasuo verschluckte sich schlimm und hustete sich die Seele aus dem Leib. Zwar klopfte ihm Seth auf den Rücken, doch es brachte nur wenig. Jetzt tat sein Hals nur noch mehr weh und die Brust schmerzte ihm. „Alles in Ordnung, Papa?“ Auch Atemu war von seinem Stuhl aufgesprungen und stand hilflos daneben. „Ja, es geht wieder.“ Jetzt wollte er sich noch mehr als zuvor in sein Bett legen. „Du hast mir einen großen Schreck eingejagt. Geh am besten ins Bett, ich mach hier sauber.“ Yasuo wuschelte seinem Sohn durch die rote Mähne und stand auf. „Ich hab dich lieb, mein Junge.“ Atemu umarmte seinen Vater und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Nur das keine Missverständnisse aufkommen.“, sagte Yasuo, bevor er die Küche verließ. „Wir sind natürlich nicht zusammen.“ „Warum denn nicht?“, wollte Atemu wissen. „Ja, warum denn nicht?“, fing jetzt auch Seth an ganz unschuldig zu fragen. Yasuo´s Blick wanderte von Atemu zu Seth, der ihn selten dämlich angrinste. „Du bist mir zu langweilig.“, versuchte Yasuo so ernst wie möglich zu klingen. Doch anders als erwartet war Seth nicht beleidigt, sondern eher nachdenklich. „Das kannst du schon nach einmal Kaffee trinken beurteilen?“ „Ja“, knurrte Yasuo. „Da könntest du recht haben. Ich bin in meiner Schiene ziemlich festgefahren. Dann weiß ich woran ich arbeiten muss.“, lächelte Seth falsch, was Yasuo nur noch mehr in Rage versetzte. „Dann komm ich auf den eigentlichen Grund meines Besuches zurück und das ist deine Gesundheit.“ Yasuo hob abwehrend beide Hände. „Vergiss es, du kannst wieder gehen.“ „Aber Papa, wenn ich krank bin, muss ich mich auch immer von einem Arzt untersuchen lassen. Beim letzten Mal hast du mich mitten in der Nacht zum Arzt geschleift, obwohl ich nicht wollte.“, sagte Atemu so vorwurfsvoll wie er konnte. „Das ist etwas anderes.“, versuchte sich Yasuo raus zu reden. „Finde ich nicht.“, sagten Seth und Atemu gleichzeitig. „Ihr versteht euch ja blendend.“, stellte Yasuo fest und hatte fast keine Stimme mehr. „Ohne Untersuchung gibt es keine Medikamente.“ Da war Seth streng. „Ihr gebt ja doch keine Ruhe, aber nur wenn es schnell geht.“ Wäre Atemu nicht hier gewesen, hätte er diesen Arzt längst rausgeschmissen. Atemu nahm seinen Vater an die Hand und führte ihn zur Couch. „Du musst dein Oberteil ausziehen.“ „Das geht doch auch so.“ Atemu schüttelte den Kopf und hob tadelnd den Zeigefinger. Seth beobachtete belustigt das Schauspiel, welches die beiden ihm boten. In diesem Moment war Atemu Erwachsener als Yasuo, der wie ein bockiges Kind auf der Couch saß und sich weigerte die Untersuchung über sich ergehen zu lassen. Atemu bekam rote Wange, weil er langsam richtig sauer wurde und er wollte schon schimpfen, als sein Vater plötzlich an ihm vorbei stürmte und die Badezimmertür hinter sich zu knallte. „Ist das noch wegen meiner Suppe?“, wollte Atemu wissen. „Ich fürchte schon. Der Körper kann so viel Salz nicht verwerten und er scheint nicht genug getrunken zu haben.“ „Können Sie ihm helfen?“ Atemu hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen und sah bittend aus seinen roten Augen. „Ja, aber er lässt sich nicht dazu überreden. Am besten komme ich morgen noch einmal wieder. Vielleicht geht es ihm bis dahin auch schon besser und er braucht keinen Arzt mehr.“ Atemu nickte niedergeschlagen. „Mein Opa konnte ihn auch nie dazu überreden, zum Arzt zu gehen, wenn er krank war.“ „Kennst du den Grund?“ „Nein, ich hab zwar öfter gefragt, aber Papa wollte es mir nie erzählen.“ „Da kann man nichts machen.“ Seth drückte Atemu seine Visitenkarte in die Hand. „Wenn etwas sein sollte, kannst du mich jederzeit auf meinem Handy anrufen.“ „Wirklich? Danke!“ Manchmal verfluchte Atemu die Engstirnigkeit seines Vaters. Es war doch nur eine ganz harmlose Untersuchung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)