Endstation von Niomie ================================================================================ Kapitel 1: Schlechte Nachrichten -------------------------------- Gehirntumor. Inoperabel. Nicht behandelbar. Worte wie Nadelstiche, bohrten sich in sein Geist und ließen ihn erstarren. Mit vielem hatte Asami gerechnet, nachdem Akihito seine Kopfschmerzen nicht mehr los wurde. Doch als er einfach so vom Dach fiel, hatte der Yakuza darauf bestanden, dass er endlich zu einem Arzt ging. Natürlich hatte der junge Fotograf sich vehement gewehrt. Wie gegen alles, was der Ältere von ihm wollte. Doch schließlich hatte er nachgegeben. Das Ergebnis der Untersuchung, hielt Asami nun in seinen Händen. Noch hatte Akihito ihm nichts von selbst berichtet und wie es bisher aussah, würde er es auch nicht tun. Am Liebsten hätte der Yakuza den Blonden zur Rede gestellt. Doch was hätte es gebracht? Der junge Fotograf wäre nur wieder geflohen und das gerade jetzt, wo ihm doch die Zeit ansich davon lief. Immerhin gaben ihm die Ärzte maximal noch sechs Monate, bei guter Gesundheit, und das auch nur, wenn alles gut lief. Was danach kam, wusste keiner. Warme Arme legten sich um den kräftigen Nacken Asamis und rissen ihn so aus seinen Gedanken. „Hast du mich vermisst?“ Überrascht legte der Yakuza die Papiere zur Seite und sah zu einem strahlendem Akihito. Dass dieser von sich aus zu ihm kam, war selten. Um so mehr genoss er es, dass sich eine agile Zunge von seiner Ohrmuschel langsam nach unten vortastete, während zarte Hände sein Genick liebkosten. Fürs Erste würde er dem Jüngeren sein Geheimnis lassen. Kapitel 2: Lust und Schmerz --------------------------- Schweigend stand Asami im Türrahmen und beobachtete seinen schlafenden Geliebten. Wie jede Nacht, wachte er über Akihitos Schlaf, der wie fast immer in letzter Zeit, mehr als unruhig war. Der Körper des Fotografen war schweißbedeckt, während sich seine Hände tief in das weiche Kissen gruben. Immer wieder wimmerte der Jüngere auf. Ohne seinen Blick von dem zarten Körper zu heben, zündete der Yakuza sich eine Zigarette an. Noch immer hatte Akihito ihm nichts von der Diagnose gesagt und es sah bisher auch nicht danach aus, als würde er irgendetwas daran ändern wollen. Allerdings musste auch er bemerkt haben, dass Asami ihn noch besser beschatten ließ, als bisher. Mittlerweile gab es wirklich keinen Ort mehr, wohin der Blonde allein gehen konnte. Doch es reichte einfach nicht. Der Yakuza wurde das Gefühl, dass ihm die Zeit zwischen den Fingern zerrann, einfach nicht los. Auch wenn Akihito so anhänglich war, wie noch nie zuvor, konnte er noch immer nicht genug von ihm bekommen. Selbst die Ewigkeit, wäre niemals genug. Und doch hatte irgendjemand beschlossen, ihre Zeit miteinander zu beschränken. Mit einem Seufzen, drückte Asami den Zigarettenstummel im Aschenbecher aus und legte sich neben seinen Fotografen. Zärtlich strich er über die feuchte Haut und küsste sie sanft. Er genoss den ganz eigenen Geschmack Akihitos, der sich mit dem Salz vermischte. Ein leises Stöhnen kam über die Lippen des Blonden und er schlug die Augen auf. Ein verschlafener Blick traf den Asami, dann schlangen sich schlanke Arme um ihn und zogen ihn über den dünnen Leib. Willig spreizte Akihito die Beine für ihn und hieß ihn in sich willkommen. Wieder würde Asami ihn nicht auf die Diagnose ansprechen. Stattdessen ertrank er in einem Meer aus Lust und Schmerz. Kapitel 3: Ende --------------- Zärtlich küsste Asami die feuchte Stirn, auch wenn Akihito es nicht mehr mitbekam. Sieben Monate waren seit der Diagnose vergangen und die Ärzte hatten gar nicht so verkehrt gelegen. Fünf Monate hatte man dem Fotografen kaum etwas angesehen, wenn man von den Kopfschmerzen und dem, immer wieder auftretenden Schwindel, mal absah. Der danach aufkommende körperliche Zerfall, war um so heftiger gewesen. Erst da hatte Akihito ihm dann auch von der Diagnose berichtet. Im ersten Moment war Asami wütend gewesen. Doch er verstand den Jüngeren, wollte dieser doch nur die letzten Monate genießen, die ihm noch blieben. Nicht ahnend, dass der Yakuza schon alles wusste, hatte er ihm eine unbeschwerte Zeit schenken wollen. Eine Zeit, in der er nicht mehr floh. In der er den Älteren als das akzeptierte, was er war. Als seinen Geliebten. Die fünf Monate, waren jedoch viel zu schnell vorüber. Nicht ahnend, wie schnell Akihito abbauen würde, hatte Asami alles getan, um es dem Jüngeren so angenehm wie möglich zu machen. Das gesamte Penthouse war an die Bedürfnisse des Fotografen angepasst worden. Selbst die Wand zwischen Schlafzimmer und Büro, war mittlerweile verschwunden, arbeitete der Yakuza doch zur Zeit meistens von Zuhause aus. Nur wenn es sich nicht umgehen ließ, verließ Asami die Seite Akihitos und das auch nur dann, wenn Kirishima und Suoh bei ihm blieben. Niemals würde der Yakuza den Jüngeren allein lassen. Nicht jetzt, wo er noch nicht einmal mehr erwachte und so schutzlos war. Sanft strich er dem Blonden noch einmal durch die Haare, bevor er sich aufrichtete. Nach einem letzten Blick auf den schlafenden Akihito, begab er sich ins Badezimmer, um sich für die Nacht fertig zu machen. Der angenehme Geruch von Duschgel verteilte sich im Schlafzimmer, als Asami sich zu dem Jüngeren legte. Wie jede Nacht, zog er den zarten Leib näher zu sich und küsste ihn sanft auf die Stirn. Wie etwas unendlich Kostbares, bettete er Akihito in seinen Armen, bevor auch er einschlief. Ohne Vorwarnung erwachte Asami am frühen Morgen. Deutlich konnte er durch die bodentiefen Fenster sehen, wie am Horizont der erste helle Streifen vom bevorstehenden Sonnenaufgang kündete. Für einen kurzen Moment, war der Yakuza irritiert. Er wusste nicht, was ihn geweckt hatte. Alles um ihn herum war still. Dann begriff Asami. Es war zu still. Keine stockenden Atemzüge durchbrachen die Ruhe. Panisch sah er auf den zarten Körper in seinen Armen. Noch immer war Akihito warm, doch nichts deutete mehr auf Leben in dem Fotografen hin. Ein so tiefer Friede lag auf dem Gesicht des Jüngeren, dass der Yakuza Furcht in sich aufkeimen spürte. „Akihito!“ Nichts rührte sich, als er sich mit dem Blonden in seinen Armen aufrichtete. Weder schlug er seine blauen Augen auf, noch hob sich die Brust zu einem weiteren Atemzug. Auch nicht, als Asami begann ihn durchzuschütteln. Selbst, als er sich endlich dazu durchringen konnte mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen, änderte sich nichts. Akihito war fort. Kapitel 4: Abschied ------------------- Starr sah Asami auf die steinerne Stele, auf der Akihitos Name und seine kurzen Lebensdaten vermerkt waren. Auch wenn er selber es gewesen war, der den Tod des Fotografen festgestellt hatte, konnte er es noch immer nicht wirklich glauben. An einem Tag wie heute sollte es regnen, doch die Welt blieb nicht für ihn stehen. Es war ihr egal, dass ihm das Wichtigste genommen worden war. Vollkommen gleichgültig, existierte sie weiter und ließ ihn vollkommen allein zurück. Natürlich hatte er dafür gesorgt, dass der gesamte Ritus der Beerdigung genauestens eingehalten wurde. Doch das war eher automatisch geschehen und hatte ihn beschäftigt. Immerhin hatte er sehr viel organisieren müssen. Vom Priester für die Sutren, über die Totenwache, bis hin zur Einäscherung und der erst neunundvierzig Tage später stattfindenden Beerdigung, war viel zu beachten gewesen. Wo viele lange auf einen geeigneten Friedhofplatz warten mussten, hatte er eine Stätte auf dem Ayoama Friedhof bekommen. Selbstverständlich hatte man dem großen Asami Ryuichi jeden Wunsch erfüllt. Sei es, das Meer an weißen Blumen, welches bei der Totenwache im Penthouse aufgebaut wurde, noch sein Wunsch, wo er Akihito beerdigen wollte - Alles war ermöglicht worden. Bitter lachte der Yakuza auf. Seine gesamte Macht hatte nicht ausgereicht, um das Einzige, was er wirklich liebte, zu retten. Weder sein Wille, noch sein Geld, waren von Nutzen gewesen. Alles hatte er in den vergangenen Monaten aufgeboten und doch stand er jetzt allein hier. Das Einzige, was ihm geblieben war, war dieser kalte Stein und seine Erinnerungen. Doch die Wärme und das Feuer eines Lebens, hatte Akihito mit sich ins Grab genommen. Schweigend drehte Asami sich von dem Grab weg und starrte zu der Frau, die auf dem breiten Weg auf ihn wartete. Der Yakuza hatte sie erst am Todestag Akihitos kennengelernt. Vollkommen reglos, stand sie unter den rosa blühenden Kirschbäumen und wartete darauf, dass er zu ihr kam. An ihrer Seite stand ein zwölfjähriger Junge, ebenso regungslos. Alles hatte Asami über seinen Fotografen wissen wollen, doch seine Familie beachtete er dabei nicht. Vollkommen auf Akihito fixiert, übersah er, was dem Jüngeren immer so wichtig gewesen war. Doch auch ihnen hatte er nicht die Wahrheit gesagt. Auch sie wurden von seinem Tod vollkommen überrascht. Hätte es irgendetwas geändert, wenn er sich früher für sie interessiert hätte? Wenn er vorher von Akihitos Vater gewusst hätte? Schließlich war der Ältere schon früher an dem Tumor gestorben, der schließlich auch den Jüngeren das Leben gekostet hatte. Noch einmal atmete der Yakuza tief durch, dann griff er nach seinen Zigaretten und machte sich auf den Weg zu den beiden Gestalten. Akihito mochte gegangen sein, doch hatte er ihm eine neue Verantwortung, eine neue Familie hinterlassen. Es lag jetzt in seiner Verantwortung ihnen den Sohn und Bruder zu ersetzen. Niemals würde er Akihitos Familie zurückweisen können, war sie doch alles was von seinem Fotografen zurückgeblieben war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)