Know Your Darkness von stone0902 (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Der Prozess des Aufwachens zog sich ungewöhnlich in die Länge. Üblicherweise besaß er einen leichten Schlaf, die Sinne allzeit geschärft, für den Fall eines Angriffs oder sonstigen Überraschungen. Und wenn er erwachte war er sofort bei klarem Verstand und im Besitz der vollen Kontrolle über sich selbst und seine Umgebung. Doch dieses Mal war es anders, als erwache er aus einem tiefen, alles außer Gefecht setzenden monatelangen Winterschlaf. Selbst nach der Sedierung war er zum Zeitpunkt seines Erwachens bei vollem Bewusstsein gewesen. Jetzt lag er da und es schien als würde sich der Schlaf aus seinem Körper so langsam zurückziehen wie zähflüssiger Honig und einen ebenso süßen Nachgeschmack hinterlassen. Zuerst waren da nur seine Gedanken, erst nach und nach kam Regung in seine Gliedmaßen. Er spürte, dass er in einem weichen Bett lag, spürte die wohlige Wärme, die ihn umgab. Die Finger seiner rechten Hand zuckten leicht und befühlten die Matratze. Er lag auf der rechten Seite, seine Finger strichen über das Laken und kamen kurz darauf zum Halt, als sie bereits die Bettkante erreichten, früher als erwartet.   Gegen seinen Willen musste er zugeben, wie gemütlich dieses Bett war und dass er am liebsten – ganz untypisch für ihn – liegenbleiben wollte. Er wollte weiterschlafen, wieder ruhen und nichts träumen. Dieser Schlaf war seit langem mal wieder erholsam gewesen und ihn überkam eine tiefe Zufriedenheit. Er atmete einmal tief ein, entspannte sich und lag einfach nur da, genoss das beinahe schwerelose Gefühl, als würde kein Gewicht, keine Last mehr an ihm zerren. Die Schrecken der vergangenen Nacht waren für den Moment vollkommen vergessen.   Eine Weile schwebte er zwischen Wachsein und Schlafen, bis er tatsächlich wieder einnickte. Sein Körper – und noch viel dringender sein Verstand – benötigten eine längst überfällige Pause. An diesem Ort, an dem er sich befand, fühlte er sich so selten sicher, dass er sein Schutzbedürfnis ein wenig unbeachtet lassen konnte.   Irgendwann wachte er wieder auf. Ob er nur Minuten oder gar Stunden geschlafen hatte vermochte er nicht zu sagen. Er schloss spontan auf letzteres, da er sich wirklich erholt fühlte. Und wieder bemerkte er die angenehmen Eindrücke: warm und weich.   Allmählich bemerkte er auch, wo diese Wärme herkam und dass es nicht nur das Bett war, das sich so weich an seinen Körper schmiegte. Er hätte überrascht sein sollen, über die Erkenntnis darüber, dass es sich dabei um Körperwärme handelte, doch sein Verstand war immer noch zu vernebelt vom Schlaf. Und noch ehe er ihr Chakra identifizieren konnte wusste er instinktiv, dass es Sakura war, die neben ihm lag. Seine Finger tasteten wieder nach der Bettkante direkt vor ihm. Bruchstückhaft kamen Erinnerungsfetzen zurück, die sich langsam aber sicher wie ein Puzzle zusammensetzten und ein deutliches Bild ergaben. Ihm wurde klar, dass er nicht in seinem, sondern in ihrem Bett lag. Sie hatte ihn bei sich im Zimmer schlafen lassen, statt ihn in sein eigenes zurückzubringen und allem Anschein nach hatte sie es vorgezogen sich das Bett mit ihm zu teilen, statt auf dem kalten und harten Fußboden zu schlafen, was man ihr auch nicht wirklich verdenken konnte. Da das Bett lediglich für eine Person gedacht und der Platz ziemlich begrenzt war, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm so nahe zukommen. Ob gewollt oder im Schlaf unbewusst ausgeführt, nun lag sie direkt an seinen Rücken geschmiegt, den Arm unter seinem durchgeschoben und ihre Hand ruhte unschuldig auf seinem blanken Bauch. Er konnte ihre Haut auf seiner spüren, da er, wie ihm nun ebenfalls langsam dämmerte, lediglich eine Trainingshose trug. Die Decke lag über ihnen, weshalb er trotz seiner spärlichen Bekleidung nicht fror. Der Uchiha verfügte Dank seiner Chakranatur ohnehin über genügend Körperwärme, weshalb es durchaus möglich war, dass sie in der Nacht seine Nähe gesucht hatte, um nicht zu frieren. Er wusste, es konnte in diesen unterirdischen Räumen manchmal ziemlich kalt werden.   Für einen Moment fragte er sich, weshalb er das zuließ, dass sie ihm so nahe kam, und dass es das Beste wäre, wenn er sich sofort zurückzog und sich klammheimlich aus dem Staub machte, noch ehe sie die Chance erhielt aufzuwachen. Die Gedanken verweilten in seinem Kopf, doch sein Körper blieb reglos. Die angenehme Wärme tat viel zu gut, um sich ihr jetzt zu entziehen. Sasuke lauschte ihren ruhigen und langsamen Atemzügen. Sakura schien noch tief und fest zu schlafen. Instinktiv unterband er jede kleinste Bewegung, um sie nicht zu wecken. Was für ein seltsamer Gedanke. Eigentlich sollte es ihn doch nicht kümmern, nicht wahr? Freiwillig hätte er sich niemals in diese Situation begeben. Wenn er ehrlich war hatte er vorher gar nicht darüber nachgedacht, wie diese Begegnung im Anschluss verlaufen würde, er hatte einfach nur gehandelt, da er nicht mehr im Stande gewesen war klar zu denken. Für einen Moment verdüsterte sich seine Stimmung bei der Erinnerung daran, wie aufgelöst er noch in der Nacht zuvor gewesen war. Dieser Albtraum hatte ein bereits sehr volles Fass zum Überlaufen gebracht. Mittlerweile schämte er sich dafür, seinen Gefühlen nachgegeben zu haben und dass er ausgerechnet Sakura in dieser Situation aufgesucht hatte. Er war immerhin ein Uchiha und wusste sich stets selbst zu helfen. Dass er die Hilfe von jemand anderen in Anspruch nahm war einfach nur demütigend. Und doch bereute er es nicht, immerhin war es ihr gelungen ihn aus dieser Hysterie zu befreien und ihn wenigstens für eine Nacht einen traumlosen Schlaf zu schenken. Ihre medizinischen Fachkenntnisse waren manchmal wirklich ein Geschenk des Himmels.   Sasuke drehte vorsichtig den Kopf zur Seite in ihre Richtung, bemüht, kein Geräusch von sich zu geben. Durch den Verband, den er nach wie vor um seine Augen trug, konnte er nichts sehen, als die Schwärze, an die er sich bereits so sehr gewöhnt hatte. In diesem Moment fragte er sich, was er wohl sehen würde, wenn er sehen könnte. Wieder lauschte er ihren friedlichen Atemzügen.   Bei ihren früheren Ge-Nin-Missionen war es öfters vorgekommen, dass Team Sieben die Nacht gemeinsam unter den Sternen verbracht hatte. Nichts Ungewöhnliches für einen Ninja und erst recht nicht für aufgeregte Ge-Nin, die sich vor ihrem Sensei, und vielmehr noch vor ihren Teammitgliedern bei ihrer ersten richtigen Mission beweisen wollten. Ninja konnten manchmal tagelang, wenn nicht sogar wochenlang unterwegs sein. Es gehörte zum Training, die Nacht im Freien zu verbringen. Wenn man ein wenig Glück hatte durfte man ein Zelt benutzen, aber das war meist die Ausnahme. Viel eher gehörten kalte Nächte auf dreckigen Waldböden ohne ein Lagerfeuer, das ihre Anwesenheit den Feinden offenbaren würde, zur Tagesordnung. Für den disziplinierten Uchiha natürlich kein Problem. Viel mehr hatten ihn immer Narutos lautes Schnarchen oder Kakashis aufmerksame Augen gestört – die wie immer alles und jeden zu beobachten schienen –, ebenso wie Sakuras nervige Annäherungsversuche. An einem gewissen Zeitpunkt hatte er sich einfach daran gewöhnt, dass sie ihren Schlafsack stets direkt neben seinem ausrollte.   Diese Situation war vollkommen anders. Mittlerweile waren sie keine Kinder mehr. Sie waren allein – weder die Mitglieder von Team Sieben noch von Team Hebi waren anwesend – und sie lagen in einem Bett. Noch dazu war er spärlich bekleidet.   Dennoch fühlte er sich alles andere als unwohl.   Bei jedem ihrer Atemzüge spürte er, wie ihr Brustkorb sich sanft gegen seinen Rücken drückte. Da er nichts sehen konnte wusste er nicht, was sie zum Schlafen trug, doch es musste erstaunlich wenig sein, denn er konnte ziemlich viel Haut spüren. Warme, weiche Haut …   Etwas begann sich in ihm zu regen und spätestens jetzt war er hellwach. Ein kleiner Teil von ihm wünschte sich, dass sie niemals aufwachen würde, damit er sich dieser vermutlich sehr peinlich werdenden Konfrontation nicht stellen musste. Heimlich davonkommen würde er ohnehin nicht, da ihr Arm ihn regelrecht festzuhalten schien. In ihm gab es aber noch einen anderen Teil, einen, der nur von menschlichen Instinkten und jugendlichen Bedürfnissen geleitet wurde. Und dieser Teil wurde immer größer, immer lauter.   Sasuke biss die Zähne fest aufeinander. Nein, das konnte er nicht machen. Auch wenn er wollte, und er wollte im Moment wirklich sehr. Vor allem, wenn er daran dachte, dass sie die erste Grenze bereits überschritten hatten.   Als er nach der Operation aufgewacht war, hatte er lediglich aus dem Impuls heraus gehandelt, seine inneren Konflikte zum Schweigen zu bringen, in dem er sich mit etwas ablenkte. Itachis Augen zu besitzen war nach wie vor ein erschreckender Gedanke für ihn und dieses Gefühl, dieses Wissen, nun tatsächlich über sein Sharingan zu verfügen, seine Macht zu erfahren, war etwas, womit er durchaus nicht gut umgehen konnte. Die Gedanken und Emotionen waren wie ein plötzlicher Regenschauer über ihn hereingebrochen und er konnte sich nicht entscheiden, ob er über die geglückte Transplantation erfreut sein sollte oder nicht. Immerhin war er somit der völligen Erblindung entgangen.   Andererseits …   Er hatte sich seltsam gefühlt, wie er ihr geantwortet hatte, auch wenn dies maßlos untertrieben war. Um seinem gedanklichen Chaos zu entgehen hatte er sich Sakura gerade zu an sich gerissen, damit sie ihm dabei half zu vergessen und an etwas anderes zu denken. Wie sehr hatten sie sich verändert, dass er inzwischen auf ihre Hilfe angewiesen war. Früher war es immer anders herum gewesen. Sein spontaner Plan hatte nicht nur Wirkung gezeigt, sondern ihm auch noch ziemlich gefallen. Sehr gefallen. Und er hätte auch liebend gerne weitergemacht, wenn sie ihn dann nicht daran erinnert hätte, was er ebenfalls lange versucht hatte zu vergessen.   Sie liebte ihn, liebte ihn immer noch, so wie schon seit ihrer Kindheit. Selbst wenn sie es nicht gesagt hätte, hätte er es gewusst, auch wenn er es immer wieder versuchte sich selbst gegenüber zu leugnen. Man hörte es in ihrer Stimme, sah es in ihrem Blick und selbst in ihrer Körpersprache konnte man ihre Gefühle ihm gegenüber erkennen. Den Mitgliedern seines Teams war es ebenfalls nicht entgangen, jedoch schwiegen sie zu diesem Thema, was ihm nur recht war. Sakura liebte ihn, auch wenn er nie etwas getan hatte, was dies rechtfertigte und obwohl er in der Vergangenheit oft versucht hatte, ihre Liebe für ihn erkalten zu lassen. Wenn er gewusst hätte, dass es reine Begierde war, die sie in seine Arme trieb, dann hätte er sie für seine Zwecke benutzen können, aber mit dem Wissen, dass ihre Zuneigung aufrichtig war, hatte er es einfach nicht über sich bringen können. Er wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen und sie sollte nicht denken, dass aus seinem Handeln mehr hervorging, als körperliches Verlangen.   Denn das war es nicht.   Sasuke dachte lange darüber nach, aber ihn schien diese Antwort nicht zu überzeugen.   Ihre Finger strichen über seinen Bauch, als sich ihr Arm langsam zurückzog. Hinter ihm wachte Sakura allmählich auf und begann sich zu strecken, um wieder Leben in die steifen Glieder zu kriegen. Sie schien sich auf den Rücken zu legen, denn die angenehme Wärme an seinem eigenen verschwand und als ihr Arm nicht mehr um ihn lag nutzte er sofort die Gelegenheit, um sich aufzusetzen und etwas Abstand zwischen ihnen zu schaffen. Er streifte die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett, blieb aber an der Bettkante sitzen und verharrte dort. Mit seiner rechten Hand fuhr er sich durch das vermutlich ziemlich durcheinander geratene Haar, während er hinter sich das Rascheln der Bettdecke vernahm, das danach klang, als würde sie sich aufsetzen.   „Guten Morgen.“ Ihre Stimme war leise, leicht schüchtern und etwas rau, wodurch man deutlich hören konnte, dass sie gerade erst aufgewacht war. Sasuke antwortete nicht, sondern drehte nur seinen Kopf in ihre Richtung, um ihr zu zeigen, dass er sie gehört hatte. Daraufhin folgte ein unangenehmes Schweigen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Viel weniger wusste er, weshalb er überhaupt noch hier war.   Nach langen quälenden Sekunden durchbrach sie dann die Stille. „Hast du gut geschlafen?“ In diesem Satz klang die versteckte Frage mit, die Frage, nach seinen Albträumen. Wie viel hatte er ihr davon erzählt? Er wusste es nicht mehr.   Erst nickte er, dann entschloss er sich doch dazu, zu einer Antwort anzusetzen. „Sehr gut.“ Es war die Wahrheit und vorerst alles, was er zu diesem Thema sagen wollte. Er würde ihr keineswegs danken. Ein bisschen Stolz hatte er immerhin noch behalten. Hoffentlich bezog sie das Kompliment auf ihre Heilkünste und nicht auf ihre Gesellschaft.   Wieder herrschte Schweigen. Die Bettdecke raschelte leise. „Willst du darüber reden?“   Sie hatte den Satz kaum beendet, da verneinte er bereits, vermutlich schärfer, als wirklich notwendig. Er würde mit ihr nicht über seine Alpträume reden. Mit niemandem!   „Das ist okay.“ Er spürte, wie sich die dünne Matratze des Bettes leicht bewegte und als sie das nächste Mal sprach war ihre Stimme näher, als zuvor. „Wenn du möchtest kann ich dir helfen. Es gibt Tränke für einen traumlosen Schlaf. Ich könnte dir einen brauen.“   Sasuke dachte einen Moment darüber nach. Diese Offenbarung klang wie ein Heilmittel gegen eine zuvor noch aussichtslos erscheinende Krankheit. Bisher hatten seine Träume selten solch einen heftigen Eindruck bei ihm hinterlassen, doch er konnte nicht sichergehen, dass sie in Zukunft wieder weniger aufdringlich sein würden. Seit seiner Kindheit traten sie in Wellen auf, sie kamen und gingen. Doch es würde nicht schaden, solch ein Rezept in seinem Besitz zu wissen, für den Fall, dass Itachi ihn wieder einmal nachts in den Wahnsinn trieb.   Deshalb nickte er.   Die angespannte Stille, die darauf folgte, verstärkte sein Unbehagen noch mehr. Sakura schien es ähnlich zu gehen, denn sie räusperte sich und klang leicht nervös bei ihren folgenden Worten. „Entschuldige bitte, dass ich, ähm, ich meine, du hast geschlafen und ich kenne mich doch hier nicht aus. Ich wusste nicht, wo ich sonst hätte schlafen können, und da dachte ich, naja …“ Ihre Stimme war zum Ende hin immer leiser geworden.   „Hn.“ Es hatte ihn nicht wirklich gestört, schließlich hatte er geschlafen und von ihrer Anwesenheit nicht das Geringste mitbekommen. Zumindest nicht, bis er wieder aufgewacht war. Es war ja schließlich nicht so, dass sie ihn mit irgendwelchen Tricks in ihr Bett gelockt hätte. Vielmehr hatte er sie nachts einfach aus dem Schlaf gerissen.   Wieder raschelte die Bettdecke, als sie ihr Gewicht verlagerte. „Sasuke-kun?“   „Hn?“   „Es tut mir leid“, murmelte sie leise. „Wegen … gestern … und dem … was ich gesagt habe ...“   Sasuke unterdrückte ein genervtes Seufzen. Sie wollte doch nicht wirklich darüber reden? Und überhaupt: Wieso sollte sie sich entschuldigen? Sie hatte schließlich nichts falsch gemacht. Er war derjenige, der sich wie ein Arschloch benommen und sie verletzt hatte. Erst hatte er sie schon beinahe mit Gewalt an sich gerissen und dann wieder eiskalt von sich weggedrückt. Sein Mund war nur noch ein Strich, die Lippen fest aufeinander gepresst. Verdammt, er bereute, was er getan hatte und wünschte, es wäre nie so weit gekommen. Wenn er sich dieses eine Mal– Moment, das war nicht nur dieses eine Mal gewesen. Nur wenige Stunden zuvor hätten sie sich in der Küche ebenfalls beinahe geküsst, wenn Suigetsu nicht hineingeplatzt wäre. Verdammt, dieses Was-auch-immer-es-war ging schon viel zu lange!   Da war nichts, sagte er sich. Da war nie was und da wird nie etwas sein … Weder früher, noch heute, noch in der Zukunft!   „Allerdings“, fuhr sie nun fort, die Stimme fester als zuvor, „bereue ich es nicht, dass ich es gesagt habe. Es ist immerhin die Wahrheit. Es war … naja, vielleicht nicht ganz der richtige Zeitpunkt“, nuschelte sie leicht beschämt.   Äußerlich blieb er ruhig und unbewegt. Innerlich musste er sich stark beherrschen nicht die Fassung zu verlieren. Schon wieder dieses Gerede über ihre Gefühle. Er wollte das alles nicht hören. Was brachte es ihr schon, wenn sie es ihm sagte? Es würde schließlich nichts ändern.   „Was bezweckst du damit?“, äußerte er seine Gedanken, denn er kam zu keiner anderen Schlussfolgerung, als dass sie irgendwie versuchte ihn zu manipulieren. Ebenso wie damals, als sie versucht hatte ihm ein schlechtes Gewissen einzureden und ihn im Dorf zu behalten. Sie konnte seine Entscheidung einfach nicht akzeptieren und versuchte ihn mit allen Mitteln umzustimmen und ihm ihren Willen aufzuzwingen. Und das würde er mit Sicherheit nicht zulassen. Er würde sich nicht ändern. Nicht für sie.   Sakura schien seine Frage zu verwirren. „Was ich damit bezwecke?“ Sie schnaubte, als hätte er ihr sonst etwas vorgeworfen. „Gar nichts.“ Nun klang ihre Stimme traurig. „Ich gebe zu, in dem Moment, in dem ich es gesagt habe, habe ich nicht wirklich nachgedacht. Aber es macht mir nichts aus, wenn du es weißt. Im Gegenteil.“ Und nach einer kurzen Pause fügte sie leise hinzu: „Weißt du, manch einer würde sich von solch einem Geständnis geschmeichelt fühlen.“   „Geschmeichelt?“ Die Frage klang schon beinahe höhnisch. Diesmal war er derjenige, der ein Schnauben von sich gab. Er wandte den Kopf ab. Sie wusste ja nicht, was sie da sagte. Wie konnte sie jemanden wie ihn lieben? Noch dazu konnte er mit diesem Wissen überhaupt nichts anfangen. Es half ihm nicht weiter, vielmehr hinderte es ihn. Sasuke wusste nicht wirklich woran es lag, aber ihre Worte machten ihn wütend. Wenigstens verdrängte diese neue Emotion die Begierde, die er noch kurz nach dem Aufwachen empfunden hatte. Unbewusst sorgte sie dafür, dass er nicht schon wieder Dummheiten anstellte.   Gut, dass er ihr Gesicht im Moment nicht sehen konnte. Ihren enttäuschten Blick würde er vermutlich nicht ertragen können. Dieser lästige Verband nervte ihn tierisch, doch diesmal konnte er dankbar dafür sein, dass er ihn hatte. Kaum zu glauben, dass er sich vor einigen Minuten noch wohl in ihrer Nähe gefühlt hatte. Jetzt wollte er nur noch weg. Dieses Mädchen machte ihn einfach verrückt! Es war zum Haareraufen!   Aber wieso gab es dann immer wieder Momente, in denen er sich zu ihr hingezogen fühlte? Er öffnete entschlossen seinen Mund, um ein Machtwort zu sprechen, damit dieses Was-auch-immer-es-war endlich aufhörte.   Es war, als hätte er plötzlich vergessen, wie man sprach. Kein Wort kam über seine Lippen. Das machte ihn einerseits wütend, doch da war auch noch eine andere Emotion: Irritation.   „Wie lange muss ich diesen Verband noch tragen?“, fragte er stattdessen, um auf ein wichtigeres Thema umzuschwenken. Seitdem er nicht mehr über das Mal des Fluches verfügte konnte er sich nicht mehr auf Orochimarus Heilkräften ausruhen. Ein schöner Luxus seines ehemaligen Senseis, auf den er nun verzichten musste.   Als sie antwortete klang sie mehr nach der Medic-Nin, die er inzwischen kennenlernen durfte, als der Kunoichi. „Eigentlich würde es mindestens eine Woche dauern, bis die Wunden verheilen und der Körper sich von dem Eingriff erholt. Schließlich müssen sich die ganzen Nerven miteinander verbinden. Aber wenn ich etwas nachhelfe, sollte es schneller gehen.“   Kurz nach dieser Aussage spürte er eine vorsichtige Berührung. Fast wäre er zusammengezuckt, als sich ihre Fingerspitzen sanft auf seinen Rücken legten. Diese Berührung war so federleicht und unschuldig, als würde sie nicht wissen, was sie damit bei ihm anrichtete. Augenblicklich versteifte er sich und er spürte, wie ihm ein leichter Schauer über den Rücken fuhr. Sie strich behutsam und aufmunternd über seine Schulter, wie eine Ärztin es vielleicht im Krankenhaus bei einem Patienten tun würde. Eine stumme Aufforderung, ihr seine Aufmerksamkeit zu widmen.   Sasuke drehte sich daraufhin zu ihr, sodass er wieder halb auf dem Bett saß. Sakura legte jeweils eine Handfläche auf seinen Verband, dort, wo sich seine Augen verbargen, und aktivierte ihr Chakra. Wenig später bemerkte er eine Veränderung, als würde ein Druck, den er zuvor nicht bemerkt hatte, langsam nachlassen. Die Behandlung dauerte nur wenige Minuten, in denen ihm nichts anderes übrig blieb, als zu warten.   Umso eher er wieder sehen konnte, desto besser. Denn dann würde er sich auch endlich an die Abmachung halten können und Sakura würde wieder verschwinden. In den wenigen Tagen, in denen sie hier war, hatte sie ihn ziemlich durcheinander gebracht. Und das gefiel ihm überhaupt nicht. Sobald er wieder richtig sehen konnte würde er zu seinem alten, gewohnten Leben zurückkehren. Und in dem war für sie kein Platz.   Sakura nahm die Hände von seinem Gesicht. „Es sieht alles sehr gut aus. Morgen nehmen wir den Verband ab.“ Ihre Stimme klang, als würde sie lächeln. Sasuke nickte knapp. Er spürte, dass sie ihm immer noch sehr nah war und die Anspannung nahm weiterhin zu. Was würde sie tun? Er rechnete schon damit, dass sie versuchen würde sich ihm wieder zu nähern. Schon fast sehnsüchtig wartete er darauf, dass sie etwas unternahm, dass sie den ersten Schritt machte. Nur um sie daraufhin abzuweisen, selbstverständlich.   Stattdessen überraschte sie ihn. „Ich schlage vor du gehst jetzt wieder in dein Zimmer“, sagte sie ruhig, aber bestimmt. „Du solltest dich noch etwas ausruhen.“   Sasuke verstand sofort die versteckte Bedeutung hinter diesen Worten. Sie schmiss ihn raus. Völlig überrumpelt verharrte er eine Weile, um ihre Aufforderung sacken zu lassen. Das kam wirklich unerwartet. Schließlich hätte er angenommen, dass sie alles tun würde, um ihn in ihrer Nähe zu behalten, wenn er schon einmal da war. Sein Ego bekam einen gewaltigen Dämpfer. Da war er schon mal aus freien Stücken bei ihr und sie schickte ihn einfach weg. Er musste zugeben, dass sich diese Erkenntnis alles andere als gut anfühlte. Aber vermutlich war das die Revanche für sein Abblocken vom Tag zuvor, als er sie erst heiß gemacht und dann eiskalt hat abblitzen lassen. Wahrscheinlich hatte er diese Behandlung verdient.   Ohne ein Wort stand er auf und ging Richtung Tür. Er streckte die Hand aus und fand zielsicher die Türklinke. Während dieser paar Schritte und dem Öffnen der Tür wartete er darauf, dass sie noch irgendetwas sagte. Aber Sakura blieb stumm. Nachdem er die Tür hinter sich schloss lehnte er sich mit dem Rücken dagegen und legte den Kopf in den Nacken.   Er konnte sich nicht helfen und noch weniger verstehen wieso, aber irgendwie war er enttäuscht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)