Der Preis des Erfolgs von Chai-Cherry-Tea ================================================================================ Im Wohnzimmer war viel Platz und es war wirklich toll eingerichtet. Es war Joey sofort klar geworden, dass hier keine Geschäftspartner eingeladen wurden, denn es gab zu viele private Fotografien, die Seto und Mokuba in den letzten Jahren gezeigten. Am Hintergrund erkannte Joey, dass die Bilder überwiegend in ihren Themenparks entstanden sein mussten. Ein paar waren solche, wie man sie an den Souvenirständen der Achterbahnen kaufen konnte. Die Arme in die Luft gerissen, seltsame Grimassen, viel Spaß und manches mal, waren sie sogar durchnässt oder voller Glibber. Wieder eine Seite, die Joeys Bild über Kaiba, ins wanken brachte. Schon während ihrer Schulzeit, war Seto am Ende weniger arrogant und selbstgefällig als noch zu Beginn. Joey schnalzte mit der Zunge. Was war nun? Er wollte auf eigenen Beinen stehen und brauchte dringend einen neuen Job. Aber sein Abschlusszeugnis war gerade mal durchschnittlich und ohne Führerschein, wurden die Chancen noch einmal mehr reduziert. Er seufzte. Letzteres Problem konnte er ja jetzt beheben. Sein Rest vom Preisgeld würde sicher für den Anfang reichen. Der Blonde legte sich grübelnd auf der Couch zurück, schob die Arme über sein Haupt und kreuzte die Hände wie ein Kissen hinter dem Kopf. Seine Gedanken wanderten unwillkürlich zu Seto. Warum dieser Kuss? Nach ein paar Stunden riss ihn eine fremde, wenn auch liebreizende, Stimme aus seiner Selbstreflektion. Er schreckte hoch und lachte verlegen, weil er nicht wusste was da für eine bildhübsche Frau im Türrahmen stand. „Hallo Joey, ich bin Michelle. Kaiba-sama hat Bescheid gegeben, dass ich mich fürs Abendessen ganz nach dir richten soll.“, grinste sie, ein perfektes Lächeln. Sie war groß und blond, hatte eine Frisur mit der sie glatt Mais ältere Schwester sein könnte, sowie einen mächtigen Vorbau der Joeys Augen magisch einfing. „Ähm, danke. Und wer sind Sie?“ „Die Köchin?“ „Aha. Und was kochen Sie so?“ „Alles. Ich habe 3 Michelin Sterne. Das reimte sich irgendwie mit meinem Namen, lustig, nicht?“ Die Frau sprühte vor Lebensfreude und ihre Art war richtig ansteckend. „Was schaust du mich denn so an?“, wollte sie zwinkernd wissen und schob Joey in die Küche. „Außerdem kannst du >Du< sagen, ich bin zwar Japanerin, aber mein Vater ist Franzose und so hab ich ziemlich lange in Paris gelebt und viel europäischer, als man es in Domino City gewöhnt ist. Abgesehen von euren komischen Kartenspielen, DANN scheint die Stadt der Nabel der Welt zu sein.“, lachte sie und Joey entspannte sich wieder. Er war den Umgang mit so einer hübschen Frau nicht gewohnt und wollte sich nicht blamieren. Einige Gerichte kamen ihm zwar in den Sinn, doch letztlich entschied er sich für sein Lieblingsgericht: Pizza. „Du findest das sicher lächerlich, bitte nicht lachen, aber ich hab anderthalb Jahre in einem Burger Laden geschuftet und finde Pizza daher absolut Spitze.“, grinste er. „Uups. Du hast schon wieder auf meine Brüste gestarrt.“, zwinkerte sie um zu. „Ja, sorry, die sind so unübersehbar?“ Michelle lachte heiter und bereitete den Teig zu. „Du kochst also auch?“ „Na ja, jetzt nicht mehr. Wurde rausgeschmissen. Aber ‘ne richtige Leistung war das nun auch nicht, tiefgekühltes in die Fritteuse zu schmeißen, hat ja kaum was mit kochen zu tun. Ich esse eben gerne, deshalb hat’s mir gefallen dort zu arbeiten.“ „Wenn du Essen liebst, dann werde doch mein Azubi. Ich bereite nicht nur die privaten Gerichte der beiden Geschäftsführer zu, sondern kümmere mich auch um die Kantine, sowie die Konzeption der Restaurants aller Themenparks. Jeden Monat besuche ich ein Kaiba-Land, in einer anderen Stadt, oder einem anderen Land und könnte einen persönlich ausgebildeten Assistenten gebrauchen.“ Verwundert hob Joey den Blick, in ihren warmen braunen Augen lag Aufrichtigkeit. „Das müsstest du natürlich noch mit Kaiba-sama besprechen, aber wenn du Lust hast, kannst du gerne bei mir anfangen. Das wird kein Zuckerschlecken. Ich erwarte, dass du deine fehlenden Kenntnisse mit Fleiß wieder wett machst.“ Joey krempelte einen T-Shirt Ärmel hoch. „Aber hey, ich kann anpacken, wo es nötig ist und häng mich voll rein, wenn ich ein Ziel hab.“ Die beiden plauderten angeregt, während der Teig ruhte. Wie sagte man so schön, wenn sich eine Türe schließt, öffnet sich irgendwo eine andere. Michelle erzählte ihm von ihrer Arbeit, dass sie lange Zeit keine Anerkennung erfahren hatte, weil man auf den Sterne-Listen der Welt, oft nur die männlichen Kollegen aufführte. Bei Kaiba durfte sie sogar experimentieren und sich kreativ ausleben. Solange das Konzept am Ende des Monats aufging, hatte sie freie Hand bei allem. „Dann ist er ein guter Arbeitgeber?“ „Ich kann nichts negatives sagen. Klar ist Gastro immer stressig, aber das Finanzielle stimmt und meine Arbeit wird wertgeschätzt. Kaiba-sama erwartet Leistung, aber die lebt er ja auch vor und alle bewundern ihn und sehen zu ihm auf. Warum fragst du?“ „Nicht so wichtig.“, meinte Joey und winkte ab. Beim belegen der Pizza, half er anschließend sogar tatkräftig mit und zeigte sogleich Engagement. So dauerte es nicht lange, bis sie die Pizza zubereitet hatten und diese gebacken war. Michelle holte sie aus dem Ofen und Joey fing bei dem Duft fast an zu sabbern. Die Blonde Frau war hübsch, aber was Joey am meisten Eindruck bei ihm hinterlassen hatte, war ihr Wille zum Erfolg. Egal wie viele Steine man ihr in den Weg gelegt hatte. Sie ging zu einem Haus internen Telefon, Joey hatte herausgefunden, dass es die unauffälligen weißen waren, die überall zu finden waren, wenn man nur genau hinsah und rief Seto zum Essen. Danach verabschiedete sie sich und verließ die Küche, um wie alle anderen Hausangestellten, ihrem Chef die nötige Privatsphäre zu lassen. Zu warten war noch nie Joeys Stärke. Unruhig drehte er den Teller am Rand im Kreis und lauschte, ob er Schritte hören konnte. Die Erwartung auf Seto zu treffen, machte ihn ziemlich nervös. Seine Hände schwitzten irgendwie. Als endlich die Türe aufschwang, kippte der Blonde fast von seinem Hocker, auf dem er hin und her gewippte war. Seto besah sich das Schauspiel und hob eine Augenbraue. „Ernsthaft, Wheeler, Pizza?“ „Nicht dein Geschmack?“ „Wieso nicht?“, erwiderte der Brünette und setzte sich diesmal auf den Platz neben Joey. „Michelle ist die beste ihres Fachs.“ Der Blonde reckte den Kopf in Kaibas Richtung. „Ja und ICH hab ihr geholfen.“, profilierte er sich stolz. Etwas verwirrte betrachtete Seto das Stück, das auf seinem Teller lag. „Nun, ich vertraue ihrer Expertise voll und ganz. Wenn sie dich für fähig hält, sollte nichts dagegen sprechen, es mal zu kosten. Vielleicht taugt es was.“, spottete der Größere. Seine Haare waren nun trocken und lagen wie gemalt. „Sei nicht wieder so ein gefühlloser Eisklotz wie früher.“, maulte Joey frustriert. Was sich jedoch sofort wieder wie ein Knoten löste, als Seto das Stück auf die Hand nahm und davon abbiss. Hoffnungsvoll schaute er zu, wie Kaiba dabei die Augen schloss und es wirklich genießen zu schien. „Gar nicht mal schlecht.“, meinte er und sah den Blonden, mit der Andeutung eines Lächelns, an. Die kleine Reaktion war so ansteckend, dass es auch Joeys Mundwinkel hob. „Echt? Ein Lob von dir?“ „Nur ein kleines, denn vermutlich hast du nicht viel mehr, als Geschwätz dazu beigetragen. Ich weiß ja was für eine Quasselstrippe du bist.“ „Im Gegensatz zu jemandem, der so redselig ist wie du?“, neckte Joey und sein Magen entspannte sich wieder. Er hatte die Anspannung gar nicht bemerkt, wie sie sich langsam in seine Glieder geschlichen hatte und sein Inneres zusammengezogen hatte. „Als ich dich geküsst hab, warst du steif wie ein Brett. Ich wollte dir Zeit zum Nachdenken und die Möglichkeit zum Gehen geben, falls du dich bei mir unbehaglich fühlst.“, erklärte Seto während er den Kleineren musterte. „Man, sag das doch gleich. Ich hab dich wieder völlig falsch verstanden.“, ärgerte sich Joey und nippte an seiner Cola. Er hatte eine für sich selbst aus dem Kühlschrank genommen, jedoch kein Getränk für Kaiba bereitgestellt, da er nicht gewusst hatte, was dieser zum Essen bevorzugen würde. „Auch eine?“, fragte er daher, um seine Verlegenheit zu überspielen. Seto ging darauf ein, indem er sich die Flasche schnappte und sich an die Lippen setzte. Ein kleiner Schluck aus der Flasche, was er gewöhnlich nicht machen würde, nur um im Spiel zu bleiben. Der Anblick war köstlich und in Joeys Bauch begann ein unbekanntes Flattern. Joey freute sich, der Brünette schien wieder etwas aufzutauen. „Ist dir aufgefallen, dass wir die meiste Zeit wie Hund und Katz‘ sind?“, fragte er nach einer kurzen Stille in der sie nur gegessen hatten. Der Brünette schmunzelte. „Klar, daher die Hunde-Witze.“ Seto musste sein Kichern sogar unterdrücken, aber der Blonde bemerkte es trotzdem. „Darf ich auch erfahren, was so amüsant ist?“ „Es gibt durchaus Hunde und Katzen die wie ein unzertrennliches Duo zusammen sind. Die Missverständnisse ergeben sich meist aus den unterschiedlichen Charakteren und, dass die Tiere die Körpersprache des anderen nicht richtig lesen können. Man kann aber beide auch im Erwachsenen Alter noch aneinander gewöhnen und zusammenbringen.“, erklärte Seto geduldig. „Ach, und damit kennst du dich aus? Wo du immer geprahlt hast, wie unnötig Freundschaft ist.“ „Ich bin vielleicht hart, aber nicht völlig herzlos, Wheeler. Trotzdem habt ihr euch wie ein nerviger Kindergarten benommen. Mit dieser naiven Art, hätte euch kein normaler Mensch ausgehalten.“ Mit verschränkten Armen und trotzigen Blick beobachtete Joey, wie Seto aufstand und zum Kühlschrank ging. „Genau dieses kindische Verhalten meine ich, Wheeler.“ Er holte etwas heraus, nahm ein flachen rechteckigen Teller und arrangierte drauf, was auch immer es war. Neugierig beobachtete Joey, was der Größere tat, auch wenn er nur dessen anmutige Rückseite zu sehen bekam. Mit einem abwägendem Blick kam Seto zurück und platzierte den Teller zwischen ihnen. Darauf lagen vier grüne Peperoni. „Drei davon sind mild, einer ist wahnsinnig scharf. Ich hatte die Augen beim Auflegen geschlossen. Traust du dich? Jeder Peperoni der angefasst wird muss komplett gegessen werden. Keiner darf übrigbleiben.“, forderte Seto ihn heraus. „Okay, ich bin dabei.“, erwiderte Joey siegessicher und nahm sich die erste Peperoni. Was, wenn Seto ihn getäuscht hatte und alle scharf waren? Oder der Brünette spielte fair und das Glück verließ ihn? Der Blonde war kein Feigling. Wenn er was anfing, dann beendete er es meistens auch. Joey legte den Kopf in den Nacken und sperrte den Mund weit auf um den Peperoni darin zu versenken. Glück gehabt, ein milder. Die Chance, einen scharfen zu erwischen hatte sich deutlich erhöht und das Risiko kribbelte in seiner Brust. Den nächsten, den Seto wählte, war ebenfalls ein milder. Hitze stieg Joey ins Gesicht. Es stand 1 zu 1, dass er nun den falschen erwischte. Selbst ein Mathematiker der die Wahrscheinlichkeit berechnen konnte, könnte immer noch am Glück scheitern. Aber an Mut hatte es Joey noch nie gefehlt. Er nahm die Peperoni der ihm am nächsten lag und biss ihn am Stiel ab. Erleichtert atmete Joey aus und schluckte den milden grünen hinunter. Ein Funkeln lag in seinen Augen, als er zu Seto hinüberschaute. Joey fiel auf, dass Setos Hand etwas zitterte, als er nach der letzten Peperoni griff und ihn, ohne weiteres zögern zu sich nahm. Der Brünette schloss die Augen und kaute angestrengt, während sein Atem schneller wurde. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn, aber er gab nicht auf und Joey wurde ganz elend dabei. „Hey, lass es! Spuck das Ding wieder aus. War nicht so gemeint.“, flehte er und stand auf um Seto an sich zu ziehen. Seto schluckte und schnappte nach Luft, die Augen tränten ihm und seine Lippen waren rot und zitterten. „Du Idiot!“, schimpfte Joey verzweifelt. Wie sollte er dem anderen helfen? Es war offensichtlich, dass Seto sich den Mund verbrannt hatte. Joeys Kopf, halb schräg nach oben geneigt, eine Hand in Kaibas Nacken geschoben, die Münder verbunden um die Schärfe zu teilen. Der Kuss war im wahrsten Sinne des Wortes feurig. Aber auch befreiend. Heiß tänzelnde Zungen. Viel fahriger als der scheue Kuss am Mittag. Seto verlangte ihm alles ab und Joey war gerne bereit zu geben, was er hatte. Brennende Lippen, bebend, mit ungeahnter Hingabe. Feste Hände schlossen sich um Joeys Rücken um ihn zu stützen, dabei wollte er dem Größeren helfen; und nun hing er haltlos an dessen Lippen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)