Sehnsüchtiges Warten von _Natsumi_Ann_ (manchmal lohnt sich das Warten (Zoisite x Merkur)) ================================================================================ Kapitel 1: ☿️ take a bath ☿️ ---------------------------- Ami betrachtete ihre Beine bis ins kleinste Detail. Waren ihre Beine lang genug? Waren ihre Zehen gerade? Dann schweifte ihr Blick auf ihre Arme und Hände. Den einzigen Nagellack, den sie immer benutzte, war der einer Billigmarke, und es waren immer dieselben Farben: Azurblau oder Grasgrün. Ob sie mal etwas Neues ausprobieren sollte? Aber ... für die Farbe Rot fühlte sie sich nicht damenhaft genug. Rei würde rot stehen oder vielleicht Minako, aber bei ihr sah es mit Sicherheit lächerlich aus. Seufzend griff sich die Kriegerin des Wassers in ihr Haar. Ob sie ihre Haare wachsen lassen sollte? Eigentlich hatten all ihre Freundinnen längere Haare … Noch nie hatte Ami sich so sehr mit sich selbst beschäftigt. Allerdings wusste sie genau, welchen Grund es dafür gab. Doch am liebsten hätte sie diesen Grund verdrängt. Denn dieser Grund machte ihr deutlich Angst. Sie war intelligent und das war ihre größte Stärke. Doch mit Emotionen jeglicher Art war sie meistens überfordert. Gleichwohl die Tatsache, dass die vier Prinzen der Himmel wieder da waren, konnte sie nicht ignorieren. Natürlich waren sie immer da gewesen. Ihre Seelen wurden in Steine versiegelt, die Mamoru Zuhause gut verwahrte. Er sprach regelmäßig mit ihnen, denn schon damals waren sie nicht nur seine Leibwächter, sondern auch seine Berater gewesen. Sonst hatte fast niemand Zugang zu den Steinen, aber Mamoru hatte wohl seine Gründe gehabt. Vermutlich hätte es zu sehr geschmerzt, hätten die Sailor-Kriegerinnen noch regelmäßig Kontakt zu ihren alten Liebsten gehabt. Genau wie bei Serenity und Endymion, entsprang die Liebesgeschichte der vier Generäle einer längst vergangenen Zeit. Jadeite mit Sailor Mars, Nephrite mit Sailor Jupiter, Kunzite mit Sailor Venus, und Zoisite mit … ihr ... Sailor Merkur ... Ami hatte in letzter Zeit jede Nacht von ihm geträumt. Dem jüngsten der Generäle. Ihr Prinz mit den langen seidig blonden Haaren und den grasgrünen Augen. Immer wenn Ami an ihn dachte lief ihr ein Schauer über den Rücken. Er war ein sehr androgyner junger Mann – anfangs hatten sie ihn damals sogar für eine Frau gehalten. Ami hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, welchen Typ Mann sie bevorzugte. Wenn sie sich zurückerinnerte, gab es sogar meist keine Ähnlichkeiten mit den Männern, mit denen sie zusammen gewesen war. Ryo Urawa war nicht sonderlich groß, er hatte kurze braune Haare und trug nie eine Brille, nicht mal zum Lesen, so wie sie oder Taiki. Taiki Kou war im Gegensatz zu Ryo großgewachsen und hatte lange braune Haare. Die Gemeinsamkeit bestand eher darin, dass beide eine zweite Identität hatten. Taiki konnte sich in Sailor Star Maker verwandeln und Ryo war Bumbo, einer der sieben Teufel gewesen. Zoisite war auch ein Diener des Bösen gewesen, allerdings nicht freiwillig. Er wurde manipuliert von Königin Perilia. Diese hatte auch seine Vergangenheit ausgelöscht, doch kurz bevor die Königin die Prinzen vernichten wollte, gelangte ihre Erinnerung zurück. Leider ging die Liebesgeschichte der vier Prinzen nicht so glücklich aus wie die von Usagi und Mamoru. Eigentlich unfair, wenn man es genauer betrachtete. Jedoch war es erst jetzt gelungen die Seelen der vier Prinzen zu befreien. Natürlich wäre es mit Hilfe des Silberkristalls möglich gewesen, doch Sailor Moon hatte über die Jahre noch Zeit gebraucht, um ihre ganze Kraft zu erwecken, bis sie bereit war eine Königin zu werden. „Vielleicht hat sich das Warten ja gelohnt“, hatte Minako mit einem Lächeln gesagt. Aber Minako hatte auch leicht reden. Kunzite war vermutlich der Erste der Prinzen gewesen, der sich bei seiner ehemaligen Liebsten gemeldet hatte. Kunzite war der Älteste der Generäle, bestimmt acht Jahre älter als Zoisite. Ob es daran lag, dass Zoisite zu unreif war und sein „neues“ Leben erst einmal auskosten wollte? Bei diesem Gedanken verdrehte sich Amis Magen. Soweit sie es mitbekommen hatte, hatten sich auch Jedeite und Nephrite mittlerweile bei Rei und Makoto bemerkbar gemacht. Nur sie hatte noch nichts von ihrem Prinzen gehört oder gesehen … Obgleich einen die Vergangenheit ja durchaus prägte – konnte es sein, dass Zoisite nichts mehr für sie empfand? Vielleicht gab es diesmal kein Happy End für Prinzessin Merkur und den Prinzen des Westens … Immer wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, als sie über diese Option nachdachte. Sie redete sich ein, dass sie nicht hübsch genug war. Er war definitiv ein schöner Mann; gegen ihn wirkte sie wie eine graue Maus. Warum sollte er auch mit so einem hässlichen Entlein wie ihr zusammen sein wollen? Ami versank im Wasser der Badewanne und schloss die Augen. Hier im Wasser fand sie immer die nötige Kraft und Ruhe, die sie brauchte, um nicht ganz ihren Gedanken zu unterliegen. „Ein sicheres Mittel, die Leute aufzubringen und ihnen böse Gedanken in den Kopf zu setzen, ist, sie lange warten zu lassen. Dies macht unmoralisch.“ - Friedrich Nietzsche (1844–1900) Sie konnte die Luft lange anhalten. Früher als Kind hatte dies ihre Mutter immer gewundert, doch seit sie eine Sailor-Kriegerin war, wusste sie, dass das Element Wasser ein Teil von ihr war. Die einzige, die dies wirklich verstand, war Michiru gewesen, denn sie war die Kriegerin des Meeres, Sailor Neptun. Leider hatten sie nie viel Zeit miteinander verbracht. Manchmal sehnte sich Ami nach einer Freundin wie Michiru, die genauso ruhig war und die Einsamkeit liebte. Dennoch schüttelte Ami den Gedanken schnell ab, denn sie hatte eigentlich nichts zu beklagen. Ihre Freundinnen waren klasse und immer für sie da. Seit sie ständig von Zoisite träumte hatte sie einfach seltsame Gedanken. Vielleicht war es ein klein wenig Eifersucht … Alle hatten ihren Prinzen und alle waren mit mehr Schönheit gesegnet als sie … Seufzend tauchte sie wieder auf, als sie plötzlich die Anwesenheit einer Person wahrnahm, dicht neben ihrer Wanne. Sie zuckte zusammen und erstarrte, als sie Zoisite erkannte, der sich auf einen Stuhl neben der Toilette gesetzt hatte. Ami verschränkte ihre Arme vor der Brust und lief rot an. Verunsicherte starrte sie ihn an und bekam nur bruchstückweise etwas aus ihrem Mund. „Wie … bist … du …?“ „Hier herein gekommen?“, beendete der Prinz ihre Frage und lächelte verschmitzt. „Ich habe mal für Königin Perilia gearbeitet. Zweifelst du wirklich an meine Fähigkeiten, dass ich lautlos irgendwo einbrechen kann?“ Wieder grinste er breit und begutachtete sie dann genauer. Ami bemerkte seine Blicke und winkelte ihre Beine ein. „Lass das“, rutschte es ihr automatisch heraus, doch im selben Moment bereute sie ihren harschen Tonfall. „Was soll ich lassen? Dich anzusehen? Wieso? Ich kenne das doch alles bereits. Ist nur ein Weilchen her, nicht wahr?“ Er zwinkerte dabei und Ami wurde noch röter als zuvor. Sie bemerkte erst einige Sekunden später, dass Zoisite sich erhoben hatte und begann sich auszuziehen. „Was bei Poseidon machst du da bitte?“ Ihre azurblauen Augen stierten fassungslos auf seinen entblößten Oberkörper. Zoisite war sehr schlank, wodurch man jeden einzelnen Muskel den er besaß genau sehen konnte – und es gefiel ihr. Zu sehr. „Da dieses Jahr anscheinend der Sommer ausgefallen ist, ist mir dauernd kalt. Ich kann ein heißes Bad vertragen“, erklärte er und zog sich nun auch die Hose von den Hüften. Ami blieb die Luft weg. Er hatte recht: Dieser Sommer war ziemlich mau ausgefallen, aber besaß er deshalb das Recht sich einfach so in ihre Badewanne einzuquartieren? Während sie noch drin lag? Ehe sie sich versehen konnte stand Zoisite am Rand ihrer Wanne – so wie ihn Gott erschaffen hatte. Nackt. Beschämt sah Ami zur Seite und spürte nur, wie er ihre Beine leicht nach hinten schob. „Ein bisschen Platz muss du mir schon machen, Prinzessin.“ Es dauerte einige Sekunden bis sich Ami wieder sammelte und eine Augenbraue hob. „Zwingst du immer alle Frauen mit dir zu baden?“, fragte sie, fast etwas schnippisch, was eigentlich untypisch für sie war. Aber sie hatte so viel Ballast auf der Seele, dass sie ihre Wut und Eifersucht nicht ganz verbergen konnte. „Nein, nur bei dir. Wir haben das doch schon so oft zusammen gemacht. Damals, erinnerst du dich nicht?“, erwiderte er fast etwas vorwerfend. Dann lehnte er sich genüsslich zurück und seine Beine verknoteten sich leicht mit ihren. Wie gut, dass sie sich gestern rasiert hatte, dachte Ami kurzerhand und starrte dann an die Decke. Es war ein komisches, aber dennoch vertrautes Gefühl mit ihm hier zu liegen. Haut an Haut. Es vergingen einige Minuten, bis Ami die Stille durchbrach. „War unser Bündnis damals arrangiert von unseren Familien?“ Ihr Herz hämmerte bis zum Hals als sie die Frage gestellt hatte, doch sie konnte sich nicht mehr an alles erinnern. Oder wollte es vielleicht auch nicht. Es waren immer nur Bruchstücke – und diese waren wunderschön bis grausam. „Nein, wie kommst du auf diese absurde Idee?“ „Ich dachte, vielleicht als Friedens-Beweis zwischen Erde und Merkur.“ „Man hätte mich niemals zwingen können eine X-beliebige Frau zu heiraten.“ Ami wurde heiß und sie atmete schwer, bevor sie zur nächsten indirekten Frage ansetze. „Aber es ist doch seltsam, dass genau jeder der fünf Erdprinzen eine von uns gewählt hat. Und ihr euch so einig wart, wer welche Prinzessin heiratet.“ Zoisite hatte immer noch die Augen geschlossen und genoss das heiße Wasser. Er zuckte kurz mit den Achseln. „Warum sollte das so schwer sein? Jeder von uns hat halt andere Vorlieben. Jadeite stand schon immer auf dunkle mysteriöse Typen. Nephrite liebt große Frauen, die eine Kämpfernatur haben, und Kunzite nun ja, er war unser Anführer und Venus hat genau wie er dieselbe Position als Anführerin übernommen. Sie waren gleich, irgendwie. Das hat sie miteinander verbunden“ Ami horchte auf und legte einen Finger an ihre Stirn. „Mmh, findest du Minako nicht hübsch? Sie ist die Kriegerin der Liebe. Sie stammt von der Göttin Aphrodite ab.“ Zoisite zuckte wieder gelassen mit den Schultern. „Sie ist nicht hässlich, das wollte ich auch gar nicht damit sagen. Aber sie ist absolut nicht mein Typ Frau.“ Skeptisch rümpfte Ami die Nase. „Ist dem so? Und was wäre dann dein Typ Frau?“ Immer noch gelassen und entspannt lächelte Zoisite plötzlich. „Ich mag kurze Haare.“ Er machte eine kurze Pause, um sich ein wenig aufzurichten. „Ich weiß noch genau, wie ich dich auf dem Mond-Ball das erste Mal gesehen habe. Du hattest dieses blaue ärmellose Kleid an. Ich wusste einfach nicht, wie ich dich ansprechen sollte. Ich habe den ganzen Abend gezögert, weil du einer der wenigen Frauen warst, die ich nicht lesen konnte. Ich wusste nicht, ob du mich genauso willst, wie ich dich.“ Er hatte ihre Hand berührt und tätschelte diese leicht. „Weißt du, meine Lieblingsfarbe war schon immer Blau, seit ich ein kleiner Junge war.“ Dann zog er sie ein Stück zu sich und Amis Herz stand still, als sie in seine Augen blickte und er fragte: „Und was ist deine Lieblingsfarbe, Prinzessin?“ Darauf konnte es nur eine Antwort geben, denn Ami blickte genau in die Farbe, die ihr das Herz zum Schmelzen brachte. „Grün“, antworte sie ohne zu zögern. „Grasgrün.“ Eventuell hatte Minako doch Recht gehabt. Vielleicht hatte sich das Warten ja doch gelohnt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)