Boston Boys - Fragmente von Vampyrsoul (Kurzgeschichten zur Boston Boys Reihe) ================================================================================ Kapitel 37: Eloy – Januar 2017 II --------------------------------- »Guten Morgen.« Vorsichtig drehte ich mich zu Leonardo, um Maxime und Caroline nicht zu wecken, die jeweils neben uns lagen. Er erwiderte den Gruß genauso leise. Unsicher sah er zu meinem Mund. Ich streckte mich ihm entgegen und hauchte einen Kuss auf seine Lippen. Die Kinder schliefen noch, es gab keinen Grund, sich zurückzuhalten. Außerdem konnten wir das eh nicht ewig geheimhalten. Zärtlich streichelte ich über seine Wange. »Und, wie war deine erste Nacht mit Kindern im Bett?« »Kalt.« Trotz seiner Aussage lächelte er. »Danke, dass ich mit unter deine Decke durfte.« »Ich hab dich doch gewarnt, dass Caroline die Meisterin im Deckenklau ist.« Von der Wärme verleitet, die er ausstrahlte, küsste ich ihn erneut, diesmal intensiver. Viel zu schnell löste er sich von mir. »Sorry«, raunte ich und rutschte etwas weg. »Das Wochenende ist wirklich nicht gelaufen wie geplant.« »Ist schon okay. Ich weiß doch, dass deine Kinder vorgehen.« Bevor ich ihm widersprechen konnte, legte er mir einen Finger auf den Mund. »Widersprich nicht! Es sind deine Kinder. Zumindest sehen sie dich als ihren Vater und du nimmst für sie die Elternrolle ein. Das wusste ich und wenn ich damit nicht klarkommen würde, dass ich notfalls hinter sie zurückstecken muss, dann hätte ich mich nicht auf dich eingelassen.« »Danke.« Diesmal ließ ich mich von ihm küssen. Es dauerte nicht lange, da zeigte Caroline die ersten Anzeichen, aufzuwachen, daher rutschte ich von Leonardo weg. »Ich geh mal Frühstück vorbereiten, dann könnt ihr noch etwas kuscheln«, bot er an und erhob sich. Von den Übernachtungen bei Toby und Roger wusste er bereits, dass Caroline morgens gern ein paar Kuscheleinheiten einforderte, weil sie sonst viel zu kurz kamen. »Danke, das ist wirklich lieb von dir. Lass dir ruhig Zeit, das wird etwas dauern.« Aus der Laune heraus, hielt ich ihn am Arm fest und zog ihn noch einmal zu mir, um ihm einen kurzen Kuss zu geben. Er war gerade absolut unwiderstehlich, wie er sich um das Wohlergehen der Kinder sorgte. Seine Wangen färbten sich leicht rosa und er eilte aus dem Zimmer. Ich wartete eine Weile, bevor ich etwas zu Caroline rutschte und ihr sanft über den Kopf streichelte. »Na Mäuschen, bist du wach?« Die Antwort war ein viel zu aufgewecktes »Kuscheln?«. Lachend hob ich meine Decke, damit sie drunterschlüpfen konnte. Länger als ein paar Minuten würde sie wohl nicht stilliegen, aber wenigstens diese Zeit wollte ich ihr gönnen. »Danke für das Essen.« Da die Kinder noch in ihren Zimmern waren und sich anzogen, nutzte ich die Gelegenheit und drückte Leonardo einen Kuss auf die Wange. »Maxime und Caroline werden sich freuen.« Ich ließ meinen Blick noch einmal über den Tisch wandern. Nein, bis auf eine Sache würden sie nichts vermissen. Und davon konnte Leonardo nichts wissen. »Was tust du?«, fragte er vollkommen erschrocken, als ich einen Topf aus dem Schrank holte. Ich lächelte, während ich die Zutaten zusammensuchte. »Kakao. Genauer Chilli-Kakao. Das ist beim Sonntagsfrühstück Pflicht. Und nach gestern möchte ich den beiden möglichst viel Normalität und Sicherheit geben.« Verstehend nickte Leonardo. »Bekomme ich auch einen?« »Natürlich.« Gern hätte ich ihn noch einmal geküsst, doch die Kinder kamen in die Küche. Ich warf nur einen kurzen Blick auf sie, um sicherzugehen, dass sie warm genug angezogen waren, dann widmete ich mich wieder der Milch. Anders hätte ich ihren »Nein!-Doch!«-Streit, den sie lautstark austrugen, nicht ertragen. Als es mir nach ein paar Minuten doch zu bunt wurde, unterbrach ich sie. »Caroline, möchtest du gleich auch Kakao?« »Ja!«, antwortete sie begeistert. Ihr Bruder nutzte die Gelegenheit und trickste sie aus, indem er die Seite wechselte: »Nein!« »Doch!« »Ha!« Triumphierend zeigte er mit dem Finger auf sie. »Stimmt nicht! Papá, Maxime ärgert mich!« »Tu ich nicht! Du lügst. Man darf nicht lügen!« »Gar nicht!« Sie zog ein bockiges Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Bevor das Ganze von vorne anfing, mischte ich mich ein: »Worum geht es überhaupt?« »Caroline behauptet, dass du Leonardo geküsst hast.« Mit dem Finger machte er kreisende Bewegungen neben seinem Kopf. Mit noch immer bockig gesenktem Kopf grummelte sie: »Hast du! Im Bett.« Ich warf einen kurzen, fragenden Blick zu Leonardo, dann streckte ich die Hand nach ihm aus und legte sie sanft um seine Hüfte. Auch wenn es mir durch die Nervosität schwerfiel, erwiderte ich ruhig: »Das hat Caroline schon richtig gesehen.« »Ha!«, machte diesmal sie und imitierte dabei auch die Geste ihres Bruders. Dieser ignorierte das aber völlig und sah mich mit großen, erwartungsvollen Augen an, bis ich meine Erklärung fortsetzen konnte: »Ich hab Leonardo sehr gern und er ist mein Freund.« Unterstreichend legte ich kurz meinen Kopf gegen seinen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass mir Leonardo ein verlegenes Lächeln schenkte. »Kommst du jetzt oft her?«, fragte Caroline sofort begeistert an ihn gerichtet, was er nickend bestätigte, auch wenn er noch ein wenig überfordert wirkte. Versichernd strich ich über seine Hüfte. So hatte ich mir das auch nicht vorgestellt, dass sie es erfuhren, aber es war wohl gut, es ihnen zu sagen. »Du Arschkeks! Leonardo ist unser Freund!«, brüllte mir Maxime plötzlich entgegen und sprang auf. Während er aus der Küche rannte, wischte er sich mit dem Ärmel über die Augen. Vollkommen überfordert sah ich ihm nach. Mit dieser Reaktion hatte ich absolut nicht gerechnet. Ich war davon ausgegangen, er würde sich wie seine Schwester freuen, da sie Leonardo doch mochten. Gerade noch rechtzeitig merkte ich, dass Caroline seinen Ausdruck wiederholten wollte, und hielt sie mit einer Ermahnung davon ab. Dass ich es ihrem Bruder jetzt im Moment durchgehen ließ, weil er gerade überfordert war, hieß nicht, dass ich es generell erlaubte. Ein Zischen erinnerte mich daran, dass noch Milch auf dem Herd stand. Eilig schaltete ich ihn runter und machte den Kakao fertig. »Willst du nicht hinterher? Ich kann das auch fertig machen, wenn du mir sagst wie.« »Nein. Maxime soll sich erstmal beruhigen. Das bringt gerade nichts. Ich bring ihm nachher Frühstück und dann rede ich mit ihm.« Andernfalls hätte ich ihn auch für den Ausdruck bestrafen müssen und wie ich seinen Gerechtigkeitssinn kannte, tat er das, sobald er sich beruhigt hatte, schon von allein. Es dauerte noch einen Moment, doch Caroline war zum Glück in einem Alter, indem sie schnell wieder fröhlich war. Voller Begeisterung plante sie mit Leonardo, was sie den Tag über machen wollte, bevor er auch nur zugesagt hatte, dass er bleiben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)