Asuka von Dudisliebling (Der Duft von Morgen) ================================================================================ Kapitel 12: 12. Asuka --------------------- 12 Ein erneuter Traum hatte sich in meine Gedanken geschlichen und wieder träumte ich von den heißen Berührungen meines Meisters. Er packte mich sowohl liebevoll, zärtlich an, als auch bestimmend und voller Energie. Die Empfindungen, die ich spürte, waren ein Höhenflug und ich lechzte nach diesem Traum. Er sollte nie aufhören, so hoffte ich. Doch ungewohnter Weise weckte mich nicht der Schock, wie beim letzten feuchten Traum. Auch nicht die Morgensonne, die sich durch meine Tür stahl. Sondern mein Vater, was peinlicher nicht hätte sein können. Mir sank das Herz vor Scham sofort in die Fußspitzen und ich hoffte darauf kein Wort im Schlaf verloren zu haben. Sein Blick jedoch erdete meine schamlosen Gedanken und Befürchtungen. Er war ernst und als ich meinen Blick fragend hob, erkannte ich auch den Mann aus meinem Traum wieder. Er stand mit verschränkten Armen da, schenkte mir einen direkten Blick durch seine goldenen Augen. Irgendetwas stimmte hier nicht. An Vaters Hüfte erkannte ich sein Schwert und als er mich bat aufzustehen und ihm zu folgen, ergriff ich automatisch das meine, welches ich vor dem schlafen gehen neben meinem Futon abgelegt hatte. Nach dem harten Training und dem Bad danach war ich ohne Abendessen einfach ins Bett gefallen. Vater brachte mich in Richtung seines geheimen Notfallzimmers, welcher aus Stahlwänden bestand und niemanden hereinließ, wenn man darin die Tür schloss. Nur Vater kannte das geheime Schloss, welches nicht wie ein normales mit einem Schlüssel fungierte. Er hatte es speziell anfertigen lassen und glich einem der Holzrätzeln, die ich als Kind versucht hatte zu lösen. Unzählige kleine kanten aus unterschiedlich langen Balken mussten Millimeter genau bewegt werden um es zu öffnen. Es machte mir Angst da drinnen zu sitzen. Es war der endgültige Käfig für mich. „Vater, bitte nicht. Lass uns lieber ehrenvoll kämpfen.“, bettelte ich und hob das Schwert in meiner Hand an, um es ihm zu zeigen. „Asuka! Du hast gerade mal einen Hauch der Schwertführung erlernt! Glaubst du wirklich ich würde diese Gefahr eingehen?! Auch ich bin nicht mehr der junge Mann, der dich zu schützen weiß. Auch mir fehlt die Kraft!“, erklärte Vater in einem ernsten und sehr strengen Tonfall. Es vereiste meine Miene und ich riss die Augen auf. Dennoch konnte ich mich nicht von meinem Widerstand loseisen. Ich wusste, warum er mit mir in diesen Raum wollte. Er wollte mich und auch sich schützen. Aber wovor? Wer könnte schon so gefährlich sein, dass wir beide zusammen mit dem Meister diejenigen nicht zur Strecke zu bringen vermochten. Und da erkannte ich es. Er würde nicht hierbleiben. Ein Stich in meinem Herzen erfasste blitzschnell meinen gesamten Körper und ich hielt die Luft an. In diesem Moment hatte er mich ergriffen. Mein Meister. Seine großen Hände umfassten die Hälfte meiner Oberarme als er mich direkt ansah und mir befahl in den Raum zu gehen. Das Gold schimmerte mir wie ein Schmuckstück entgegen und war ebenso hart. Nichts Vergleichbares hatte ich je gesehen. Und doch, war da etwas, was ich nur bei einem anderen Mann je gesehen hatte. Es war der gleiche Funken Sorge, den Yuto immerzu ausstrahlte, wenn ich in Gefahr gewesen war. Sorgte sich mein Meister etwa um mich? Und das nicht nur wegen seiner Aufgabe? War da ein Gefühl für mich in seinen Körper gezogen? Ich widerstand ihm dennoch, wollte kämpfen und er setze mir mit einer Erklärung nach. Ich war noch nicht bereit. Es gab schlimme Menschen da draußen, denen eine schwache Frau nichts entgegenbringen könnte. Mein Herz schlug bei dem Gedanken auf und sah seinem Handeln zu, als er mir sein versiegeltes Schwert in die Hand drückte. Verwirrung darüber legte sich in meinem Geist ab, aber ich nahm es an. Er wüsste, warum ich es tun sollte. Also gehorchte ich. Ironie, das ich ausgerechnet bei ihm damit anfing eine gehorsame Frau zu sein. Obwohl gerade er mein Weg aus diesem Klischee hinaus gewesen war. Gemeinsam mit Vater ging ich in den Raum und konnte meinen Blick bis die Tür zugeschoben war, nicht von ihm abwenden. „Setz dich da rüber.“, schlug Vater vor und etwas benommen von der Erkenntnis dieses sorgenvollen Blickes meines Meisters, ließ ich mich auf den Hocker sinken, der dort in einer gemütlichen Ecke stand. Es war alles hier, was man benötigte. Ein kleiner Kochofen, Reis, eingelegtes Gemüse, Tee und Mehl. Wasser war in einem der Fässer, vermutete ich. Zudem eine Sitzecke, in der ich nun saß und Vater musterte wie er das Schloss verbarrikadierte. Danach kam er zu mir und ließ sich in den Sessel sinken. „Er ist wirklich ein fähiger Polizist.“, hauchte er und schloss die Augen, bevor er weitersprach. „Nicht oft kam es bis jetzt vor, dass sich jemand wagte, des nachts, an meine Zimmertür zu klopfen und mich zu warnen.“ „Er warnte dich vor was?“, fragte ich und wollte nun endlich Antworten darauf, was hier vor ging. Von Appuru hatte ich erfahren, dass es einen Brief gegeben hatte. Nun war Vater an der Reihe, mir dies endlich zu offenbaren. „Es wird wohl Zeit dir davon zu berichten, nicht wahr?“ „Das wäre das Mindeste, Vater.“, brummte ich, presste das Schwert meines Meisters an mich. „Ich bekam vor einem Monat einen Brief. Er beinhaltete eine Drohung, dir gegenüber und auch mir. Die Sunekusodo wollen dich mir wegnehmen und mich dann töten.“ „Die Sunekusodo?“, fragte ich nach und schob die Augenbrauen zusammen. Es war ein ungewöhnlicher Name. „Eine Formierung einer der stärksten Attentäter des Meiji Krieges. Sie haben unzählbar viele Menschen abgeschlachtet und sind mit der Niederlage und der Machterhebung Meijis nicht zufrieden. Sie wollen ihn unter Druck setzen, indem sie seine Polizisten, seine Abwehr, einen nach dem anderen enthaupten.“ „Sie wollen dich töten?“, zitterte meine Stimme vor Entsetzen. Die Härte dieser Welt, schlug auf mich ein. Die Nähe der Bedrohung war dabei mich zu erdrücken. Es gab jedoch nur einen Ausweg, so dachte ich. „Ja, das wollen sie. Und dich wollen sie entführen. Wer weiß was damit alles beinhaltet ist.“, seufzte er niedergeschlagen und voller Angst. „Wir sollten kämpfen, Vater!“ ermutigte ich ihn und förderte seinen wutentbrannten Blick. „Zusammen mit Meister Yamata und Yuto, würden wir es sicher schaffen!“ „Du bist von Sinnen, mein Kind!“, schimpfte er und erhob sich. „Weißt du da überhaupt, was du sagst? Du würdest nicht nur dein Leben, sondern auch das Leben dieser Männer opfern nur für deinen Sinn eines Kampfes!“ „Nein! Ich will nur nicht ängstlich hier sitzen und darauf warten, dass sie uns ergreifen!“, schrie ich. „Denn irgendwann wird dich niemand mehr warnen, Vater!“ „Ich habe dich wahrlich zu lange vor der Außenwelt ferngehalten!“, entgegnete er mir und brachte mich zum Stocken. „Die Welt von der wir denken, sie zu kennen, ist eine ganz andere und sie verändert sich.“ „Ich höre nur Veränderung und Veränderung.“ „Weil es so ist, Asuka!“, setze er fest. „Auch dein Meister ist nicht das, was er vorgibt!“ „Wie meinst du das?“ „Hast du es selbst noch nie gespürt? Kommt dir seine Präzision, sein Aussehen und sein Gehabe nicht außergewöhnlich vor?“, fragte Vater und brachte meine Gedanken in Gang. Über die Außergewöhnlichkeit seines Aussehens hatte ich am Anfang sofort nachgedacht. Aber, dass seine Gepflogenheiten anders waren, fiel mir jetzt auf. Er war nur höflich zu Vater, nutzte keine Anrede für alle anderen. Ich hatte es nur nicht bemerkt, weil ich als seine Schülerin unter ihm stand. Nicht aber in meinem Stand innerhalb der Gesellschaft. Seine Kampfkraft und perfekten Ausführungen derer, was mir als Bewunderung untergekommen. Ich dachte, alle Schwertkämpfer würden so aussehen. „Er ist kein Mensch.“, wisperte Vater und ich riss die Augen auf. „Was sollte er sonst sein?“, entglitt mir die Frage. „Er…“ Es klopfte an der Tür und Vater ergriff sofort Stellung. „Wer ist da?!“, rief er und wir warteten die Stimme ab. „Ich bin es! Yuto! Hogo no katsuya“, keuchte es erstickt und ich stand ebenfalls auf, ging an Vater vorbei, der mir folgte und die Tür entriegelte. „Bist du allein Yuto?“, fragte ich und er antwortete. „Ja!“ Doch die Stimmlage machte mir Sorgen. Er schien erstickt, fast schon weinerlich. War er etwa in Gefangenschaft? Eine Falle? „Vater gib Acht. Nicht das er dazu gebracht wurde.“ „Er hat das Passwort “Hogo no katsuya” genannt. Es ist sicher. Deshalb ahne ich Schlimmeres.“, bemerkte er und als das Schloss geöffnet war, erblickten wir Yuto wirklich alleine vor der Tür stehen. Sein blick war ernst und die Augen rötlich. Sofort wusste ich das etwas passiert war. „Was ist passiert?“ „Asuka-sama, ich würde gerne zuerst mit Katsuya-sama sprechen.“ wimmelte er mich ab. Doch ich ging dazwischen und ergriff seine Arme. „Was ist passiert?!“ „Asuka, bitte.“, quälte Yuto sich und ich begann zu zittern. „Sag es ihr!“, befahl mein Vater und ahnte wohl was passiert war. „Sie haben Umes und Appurus Haus angegriffen.“, erklärte er. Ich riss die Augen auf. Nein. Bitte. Bettelte ich in Gedanken. Bitte sag nicht das, was mein Herz nun volle sorge zum Bersten brachte. „Sie sind umgekommen. Alle Hausbewohner sind tot.“ „Aber du warst doch dort! Ebenso Yamata!?“, fragte ich und er wendete den Blick ab. Ich krallte meine Finger in seine Ärmel. „Der Kampf ist noch im Gange. Jedoch schickte mich Yamata fort. Es waren übermenschliche Gestalten. Wahre Dämonen, die dort versammelt waren und auf ihn warteten.“ „Sie warteten? Bist du dir da sicher, Yuto?“, fragte Vater, während ich wie gelähmt war. „Es schien so. Ich widersetze mich dem Befehl des Meisters und suchte das Haus ab. Zuerst fand ich Apuuru und Sato. Danach Ume, die in ihrem Zimmer war.“, erklärte er. Eine Träne löste sich aus seinem Auge und auch meine rannen über meine Wangen. Ich presste meine Finger in seinen Arm und Yuto zischte kurz. Ich bemerkte eine Verletzung. Doch ich konnte mich nicht darum kümmern. Ich drohte den Halt zu verlieren, spürte meine Beine nicht mehr. Schwäche zog in mein Innerstes und ich spürte Schwindel in meinem Kopf. Die beiden wichtigsten Frauen in meinem Leben waren ermordet worden. Ume hatte mir versprochen bald zurück zu sein. Sie war so stark gewesen. Wie konnten diese Wesen ihr das nur antun? Und wenn Vater recht behalten würde, Yamata ebenso eine Bestie war, dann machte es Sinn, wenn sie auf ihn warten. Er war einer von ihnen. War er an allem schuld? Yutos Arme schlangen sich um mich, denn ich bemerkte kaum, dass ich unglaublich zu weinen begonnen hatte. Ich schrie sogar auf, wimmerte und presste meinen Körper an seine Brust. Es vermag unanständig zu sein, doch seine Nähe gab mir halt. Nur durch ihn würde ich hier nicht zusammenbrechen. Ich weinte eine Flut, die drohte mich davon zu spülen. Mein Herz schmerzte um den Verlust dieser beiden Menschen und um das Vertrauen, welches ich diesem Mann entgegengebracht hatte. Lange hielt Yuto mich im Arm. Das Blut seiner Wunde tropfte bereits auf den Boden als mein Vater auf uns zu kam. Er bat Yuto mitzukommen, denn seine Wunde müsse behandelt werden, sollte er noch einmal ein Schwert halten wollen. Er stimmte widerwillig zu, musterte mein Gesicht und wischte mir mit einem Daumen die Tränen von den Wangen. „Es tut mir so leid, Asuka.“, wisperte er noch und als wäre ich nicht da, ließen sie mich stehen und gingen raschen Schrittes in Vaters Arbeitszimmer. Ich lief ihnen hinterher und blieb dann stehen, als ich das silberne Haar des Mannes erkannte, für dem mein Herz augenblicklich höherschlug. Hatte er uns doch nicht verraten? War er auf unserer Seite, so wie immer gedacht und hatte für uns das Schwert geschwunden? Ich klammerte mich an seinem Schwert fest. Für einen kurzen Moment hatte ich ihn verurteilt. Meine Sorge darüber war wie verflogen, als ich auf ihn zuging und kurz vor ihm bemerkte, das etwas anders war. Das Haar dieses Mannes war kurz, die Statur jedoch die gleiche, wodurch ich fälschlicherweise angenommen hatte, dass er es war. Doch als ich nun, der Mond brachte den Schein in das Gesicht des Mannes, erkannte, dass es andere Augen waren, war es bereits zu spät. Es war nicht er? War er gefallen? Aus irgendeinem Grund wollte mein Herz nicht an den Verrat denken, den ich zunächst verspürt hatte. Dieser Moment, als würde er nach Hause kommen, hatte mir Hoffnung gegeben, dass er es tat. Dass er für meine Sicherheit gekämpft hatte. Dass er sich sorgte, so wie ich es aus seinen Augen gelesen hatte. Dass er mich liebte. Doch wo war er jetzt? Und wer war das? Ich japste nach Luft, machte kehrt und presste das versiegelte Schwert an meine Brust, als ich von den starken Armen des Fremden ergriffen wurde. Mein Schrei erstickte in dem Tuch, welches er mir vor den Mund presste und welches eigenartig medizinisch roch. Meine Augen verschwammen und ich sackte in die Arme des Mannes. Alles wurde schwarz, nachdem ich seine türkisen Iriden erhaschen konnte. Wer war dieser Mann? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)