Bitch von Noiyama ================================================================================ ~ I hate the world today You're so good to me I know but I can't change tried to tell you but you look at me like maybe I'm an angel underneath innocent and sweet ~ Warme Sonnenstrahlen streichelten mein Gesicht, ließen mich träge aus dem Traumland herauf tauchen. Obgleich ich mich völlig erschlagen fühlte und mein Hintern unschön wummerte breitete sich eine tief empfundene Zufriedenheit in mir aus, wie ich einen warmen Körper neben mir spürte. Es war selten, sehr selten, dass er bis zum Morgen blieb - obgleich ich die Anderen immer gewarnt hatte, dass ich nicht alleine sein würde und keiner von ihnen es wagen würde herein zu platzen, also war er eigentlich immer außer Gefahr gewesen - aber so war er eben, immer darauf bedacht seinen Sicherheitsabstand zu halten. Nicht dass ich es ihm verübeln konnte bei seiner Lebenssituation. Lange antrainierte Gewohnheiten ließen sich eben auch nur sehr schwer ändern. Umso schöner war es jedoch, wenn er er sich einmal dazu durchgerungen hatte mit den alten Mustern zu brechen. Insbesondere nach einer strapaziösen Nacht wie der letzten. Nun gut, vom Abend davor mal ganz zu schweigen... Aber daran wollte ich nun wirklich nicht denken. Dieser Moment war viel zu schön ihn schon jetzt mit tristen Gedanken zu verderben. Leise seufzend riss ich mich zusammen und setzte mich möglichst schonend auf, denn Himmel, wir hatten uns wirklich gründlich ausgetobt. Bereuen tat ich es allerdings keinesfalls, auch wenn mir nun wirklich alles weh tat. Es war wunderschön gewesen und es beruhigte ihn immer ungemein. Träumerisch betrachtete ich ihn in seinem Schlaf. Er war wirklich unfassbar schön und so völlig anders wenn er schlief. Wunderschön schimmernd brach sich das warme Morgenlicht in seinem ungewöhnlichen Haar, ließ es strahlen und funkeln wie geschmolzenes Platin. Wie entspannt und weich sein bildschönes Gesicht so war, engelsgleich geradezu. Kein Vergleich zu der geschliffenen Härte und Kälte, die er im wachen Zustand trotz seines verächtlichen, provokanten Grinsens kontinuierlich an sich hatte, egal in welcher Situation. Mit einem traurigen Lächeln strich ich ihm zärtlich über die Wange, wo ich die Tränenspuren der letzten Nacht noch zu genau wusste. Liebe Güte, ich hatte ihn wohl von Anfang an wirklich völlig falsch eingeschätzt. Selbst jetzt noch, nach all der Zeit die wir nun schon zusammen waren, war ich niemals richtig schlau aus ihm geworden. Ich hatte ihn völlig unterschätzt, so viel war klar. Obgleich ich ja gewusst hatte, dass er Telepath war, hätte ich mir niemals träumen lassen, was für Auswirkungen das tatsächlich auf ihn haben könnte. Logisch, ich war ja kein Psi und wirkliche Infos gab es dazu auch nicht. Nun allerdings, da ich es endlich wusste, konnte ich ihn so viel besser verstehen; war zu tiefst betroffen und zugleich ziemlich beschämt, so gedankenlos mit ihm umgegangen zu sein. ~ Yesterday I cried You must have been relieved to see the softer side I can understand how you'd be so confused I don't envy you I'm a little bit of everything all rolled into one ~ Es war etwa eine halbe Stunde nach Ladenschluss gewesen, und ich war als einziger zurück geblieben, um den Laden zu putzen. Eine wirklich lästige Pflicht, die wir - genau desswegen - wöchtentlich tauschten. Die Ware war herein geräumt, das Schild auf 'geschlossen' gewendet, doch abgeschlossen war noch nicht, denn ich hatte auch draußen noch fegen wollen. Plötzlich jedoch hatte das Glöckchen an der Ladentüre geklingelt. Noch völlig ins Putzen vertieft hatte ich nur ein höfliches „Verzeihung, wir haben für heute geschlossen, bitte schauen Sie doch morgen wieder vorbei“, über die Schulter gerufen, ohne mich um zu drehen. Die so wohlbekannte, nasal-schnarrige Stimme, die mir dann schwer und belegt antwortete, hatte mich dann aber sofort aufspringen und herum fahren lassen. „Omi... ich bins...“ „Schu? Was in aller Welt tust du hier?! Gott, wenn dich die anderen sehen! Komm, schnell...“ Eilig hatte ich ihn durch den - momentan zum Glück leeren - Gemeinschaftsbereich hinauf in mein Zimmer gemogelt. Erst als ich die Türe hektisch hinter mir abgeschlossen hatte, fand ich die Zeit ihn richtig an zu sehen, und was ich sah, das traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Nie hatte ich diesen stolzen, starken Mann so fertig mit der Welt gesehen. Er hatte tiefe Augenringe, und die Augenränder waren rot geschwollen vom Weinen, blass schimmerten Hämatome durch das Makeup, das er offensichtlcih aufgetragen hatte, um diese Spuren zu verdecken. Sein rechter Arm baumelte eigenartig schwer von seiner Seite, und seine Kleidung war blutbefleckt. Vor Entsetzten groß blieben meine Augen schockiert auf ihm liegen. „Liebe Güte... Darling, was ist mit dir passiert?“, glitt es aufgebracht über meine Lippen, sowie ich endlich meine Sprache wiedergefunden hatte. Er lächelte nur. Nicht sein übliches arrogantes, abwertendes Lächeln, das er so gerne zur Schau stellte. Nein, es war ein trauriges, bitteres Verziehen seiner schmalen, nun aufgeplatzen Lippen. „Er weiß es, Omi. Game over, Baby. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie mich kriegen.“, erklärte er knapp und kühl, wie er es immer zu tun pflegte, doch seine zitternde Stimme verriet, wie sehr es doch in seinem Inneren tobte. Ich erblasste. Nein, nein.. das durfte doch wirklich nicht wahr sein! Wir hatten doch nun wirklich alles mögliche und unmögliche getan das zwischen uns geheim zu halten. Und jetzt, jetzt war es vorbei – einfach so, von jetzt auf gleich. All die schweren und schönen Stunden, die wir je miteinander geteilt hatten. Alles verloren... Einfach so... ~ I'm a bitch, I'm a lover I'm a child, I'm a mother I'm a sinner, I'm a saint I do not feel ashamed I'm your health, I'm your dream I'm nothing in between You know you wouldn't want it any other way ~ Ich hatte lange schon ein Auge auf ihn geworfen gehabt. Vielleicht nicht direkt von Anfang an, doch mit der Zeit meinte ich Dinge an ihm zu sehen, die andere offenbar nicht sahen. Die einsame, trostlose Leere in seinen Augen, der bittere, freudlose Zug um seinen Mund, der sein charakteristisches Grinsen ausmachte, die hektischen, unsicheren Blicke die er um sich warf, sobald er eine Situation nicht vollkommen unter Kontrolle hatte, diese schmerzvolle, resignierte Aura einer verlorenen Seele, die er stets um sich trug. Schon hatte ich verlernt ihn zu hassen, empfand tiefes Mitgefühl für dieses wandelnde Wrack. Dieses Mitgefühl wurde immer stärker, schlug in regelrechte Sympathie um, bis zu einer wahrlich unglückseeligen Nacht. Es war eine heikle Mission für uns gewesen und wie sich im Nachhinein herausstellte, musste irgendwer davon Wind bekommen haben, dass es einen Übergriff geben würde. Wir hatten nur mit den üblichen Standartwachen gerechnet, so wie es uns von Kritiker zugesichert worden war, doch mitten auf dem Vormarsch tauchte plötzlich ein ganzer Trupp schwer bewaffneter Wachen auf, der uns auseinander trieb. Yohji und Ken hatten es wie durch ein Wunder nahezu unbeschadet nach draußen geschafft und sicherten die Ausgänge, Aya hatte sich energisch wie immer, bis zu unserer Zielperson durchgekämpft und diese erledigt. Nur ich, ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben einen Fehler gemacht. Vielleicht war es die Aufregung gewesen, die mich durcheinander gebracht hatte, in jedem Fall hatte ich die falsche Abzweigung genommen und war genau einem Wachtrupp in die Hände gefallen, die prompt ihre Gewehre anlegten und auf mich zu feuern begannen. Noch bevor ich Panik schieben oder anderweitig reagieren konnte zuckte es wie ein heißer Blitz durch meine Gedanken. ~ Die linke Türe! Schnell! ~ Es war nicht mein Gedanke gewesen, und auch nicht meine Stimme, die mir dort im Kopf wiederhallte, doch ich gehorchte ihr instinktiv. Welche bessere Chance hätte ich schon gehabt? Blitzschnell rollte ich mich über den Boden, ehe die Kugeln einschlugen, erwischte knapp den Türknauf und war fürs erste in dem Raum sicher vor dem Kugelhagel, doch schon konnte ich hören, wie das Feuer eingestellt wurde und schwere Schritte auf die Türe zu eilten. 'Scheiße', durchzuckte es mich eiskalt, 'Hier gibt’s keinen Ausweg'. Wieder jedoch war mir als ob mich etwas förmlich zu einem der Schränke zog. Mit zitternden Fingern öffnete ich die Türen, schlüpfte hinein und siehe da, der Schrank war ein Geheimgang, der mich zügig und sicher nach draußen brachte. Wie ich erleichtert hinaus in den tristen, schmummerigen Hinterhofs trat, war mir für einen Moment, als hätte ich etwas durch die Schatten huschen hören und etwas oranges im fahlen Laternenlicht aufblitzen sehen. Wieder hallte ein fremder Gedanke durch meinen Kopf. ~ Dein Leben gehört mir allein ~ Erst sicher zurück zu Hause im Koneko, warm eingekuschelt in meinem Bett, als die Anstrengung der Mission sich in bleierne Mügidkeit gewandelt hatte, mich in die unergründlichen Tiefen des Traumlandes zu ziehen drohte, kam es mir, woher mir diese Stimme so bekannt vor gekommen war. Von jener Nacht an sah ich diesen Mann mit völlig anderen Augen, ging ihm während Missionen bewusst aus dem Weg, damit es nicht an mir war ihn zu verletzen, wie es meine Aufgabe gewesen wäre. Ich behielt ihn immer im Auge, hoffte und betete, dass ihm bloß nichts passierte, nahm jetzt erst richtig wahr, wie er mich sobald er konnte unauffällig aus brenzligen Situationen dirigierte und sah die Zuneigung und Wärme in den sonst so kalten, tiefblauen Augen, wenn sie auf mir liegen blieben. Er hatte mein Herz gestohlen. Völlig haltlos hatte ich mich in ihn verleibt, mit Leib und Seele. Eigentlich hatte ich, tief in mir drin, schon seit jener Nacht mit einem jähen, schmerzvollen Ende gerechnet, doch immer und immer hatte ich dennoch zu hoffen gewagt, und wenn es noch so unwahrscheinlich war, völlig egal was er tat. ~ So take me as I am This may mean you'll have to be a stronger man Rest assured that when I start to make you nervous and I'm going to extremes tomorrow I will change and today won't mean a thing ~ Leicht? Nein, leicht hatte ich es mit ihm sicherlich nicht gehabt. Wer schon glaubte Yohji sei schwer zu handhaben, der würde gar nicht erst zu überlegen wagen, wie es denn dann wohl erst mit Schuldig wäre. Dieser Mann war schlimmer im Zaum zu halten als ein Zentnersack Zirkusflöhe. Eine Achterbahn war wirklich lasch im Vergleich zu seinem Verhalten und nicht selten wäre ich daran fast verzweifelt. Wie oft hatte er mich ausgeführt, nur um mich dann plötzlich völlig zu ignorieren und an irgendeinem anderen dran zu kleben, bis ich kurzerhand unterkühlt meinen Abgang ankündigte? Wie oft hatte er sich mit mir irgendwo verabredet und war schlicht und einfach nicht aufgetaucht? Wie oft hatte ich über x Ecken erfahren, dass er mich wieder betrogen hatte? Wie oft hatte ich mich völlig aufgelöst an ihn gewendet, in der Hoffnung auf eine warme Umarmung und ein paar tröstende Worte, und war doch nur kalt und beiläufig abgewimmelt worden, wie irgendein lästiger Vertreter? Wie oft hatte ich mir anhören dürfen, dass ich einen Kerl wie ihn doch eigentlich nicht wert sein würde? Im Endeffekt war Ken der jenige gewesen, der Schuldig's Aufgabe erfüllt hatte, mich jedes verdammte Mal getröstet hatte, wenn ich wieder in Tränen nach Hause gestürmt war. Er war es, der Schuldig immer verteidigt hatte, wenn ich alles verloren gelaubt hatte, selbst ohne zu wissen, für wen er sich da überhaupt gerade einsetzte. Ken war es auch gewesen, der mir wieder und wieder Mut zugesprochen hatte, wenn er ihn mir genommen hatte, mich wieder und wieder aufbaute, wenn er mich nieder geworfen hatte. Eigentlich war er der Mann gewesen, den ich mir immer gewünscht hatte und Schuldig das genau Gegenteil. Trotzdem hatte ich es niemals übers Herz gebracht mich endlich los zu reißen und Ken die Chance zu geben, die er verdient hatte. Jedes Mal, wenn ich haarscharf davor stand, endlich zum Befreiungsschlag aus zu holen, dann war er wieder da. Mal wisperte er lediglich die richtigen Worte in meinen Gedanken, die mir wieder das Gefühl gaben genau das für ihn zu sein, das er erhoffte und was ich mir wünschte. Hier und da hatter mir einfach eine geschickt gewählte, kleine Aufmerksamkeit, zukommen lassen. Manchmal saß er dann plötzlich, ohne jede Ankündigung vor meinem Fenster und schenkte mir die schönsten Stunden, die ich mir nur wünschen konnte. Nicht selten hatte es mich unerklärlicherweise nach draußen gezogen, wo ich ihn dann in den erbärmlichsten Zuständen vorfand, er mir zeigte, dass auch er nur ein normaler Mensch mit allen Stärken und eben auch mehr als genug Schwächen und Problemen war. Vielleicht hatte er mich auch immer schon mehr noch gebraucht als ich ihn. Ich hatte Weiß,die so etwas wie Familie für mich waren, doch Schwarz schienen sich lediglich für sich selbst und ihre Ziele zu interessieren. Während ich meine besten Freunde ständig um mich hatte und bis auf meinen Job ein angenehmes Leben führte, lebte er regelrecht auf einem Mienenfeld und hatte niemanden der für ihn da war, außer mir. Wie hätte ich ihn denn nur von mir weisen können, naiv und gutmütig wie es meine Natur war? ~ Just when you think you've got me figured out the season's already changing I think it's cool you do what you do and don't try to save me ~ Die ganze Zeit über, seit wir zusammen waren, hatte er mir so viel über sich vorenthalten – gerade die wichtigsten Dinge. Wäre er nur viel früher so offen wie gestern mit mir gewesen, ich hätte ihn so viel besser verstanden, ihm so viel mehr geben können. Bei allem, was er durchgemacht hatte wäre das bisschen Glück was ich ihm hätte bieten können sicherlich nur ein kleines Lichtelein gewesen, aber verdammt noch mal, wenigstens das hätte er doch so sehr verdient. Dennoch hatte er nur selten ein klein wenig Menschlichkeit durchblitzen lassen, genug nur um zu ahnen, dass er nicht nur der starke, unbeugsame Mann war, den er bisher immer so erfolgreich zu sein gemimmt hatte. Niemals hätte ich geahnt wie schwach und zerbrochen er in Wahrheit war. Immerzu hatte er dafür gesorgt, dass ich seine Telepathie als ein praktisches Werkzeug sah, anderen seinen genauen Willen auf zu zwingen, alles Wissen zu erringen, dass er benötigte. Naiv wie ich war hatte ich mich völlig einwickeln lassen und nicht den kleinsten Gedanken daran verschwendet, dass diese mächtige Gabe auch Kehrseiten haben könnte, auch wenn es eigentlich logisch war. Jede Münze hatte schließlich zwei Seiten. Wie es wohl sein musste, die ganze Welt Tag ein, Tag aus permantent ganz Tokyo durch seinen Kopf tosen zu haben, ehrlich, ich würde es noch nicht einmal wissen wollen. Hatte man begriffen, dass dies das wahre Gesicht der Telepathie war, kamen die restlichen Probleme als völlig natürliche Schlussfolgerungen. Wie verflixt schwer musste es sein, aus diesem ganzen Bienenstock eine Person oder einen Gedanken heraus zu picken? Wie viel Kraft und Konzentration dafür nötig waren, das konnte man nur grob erahnen und es würde der Wahrheit sicherlich immer noch nicht auch nur ansatzweise nahe kommen. Entsprechend war es ganz klar, wie leicht man, wenn man das wusste, ihm alles mögliche eintrichtern konnte, ohne dass er es überhaupt bemerkte. Wie zur Hölle dieser Kerl es überhaupt schaffte, noch eine zumindest halbwegs strukturierte Persönlichkeit und zumindest einen Teil seiner Erinnerung noch zu erhalten, das würde ich wahrscheinlich niemals je verstehen. Ebenso wenig konnte ich, der sich lange Zeit vor seinen Traumata in die Amnesie geflüchtet hatte, nachvollziehen, warum er sich überhaupt an all diese grausamen Begebenheiten erinnern wollte. Auch ich war als Kind von meinen Eltern verstoßen worden und wusste um den Schmerz den so eine Erfahrung mit sich brachte. Seine Kindheit mit Psychopharmaka zugedröhnt in einer psychiatrischen Anstallt weggeserrt zu verbringen war sicherlich nicht minder hart gewesen. Aber gut, diese beiden Dinge, die konnte man ja mit viel Zeit und Willen noch überwinden. Ezett alleine wäre auch schon grausam genug gewesen, mit ihrer fanatischen Eingebung die allmächtige Elite zu sein, ihrer unerschöpflichen Gier nach mehr und mehr Macht, bis jedes lebende Wesen ihnen unterjocht sein würde. Es war nicht möglich Loyalität und Vertrauen zu erzwingen. Insbesondere nicht durch Druck und Angst. Es war unfassbar, das so viele es still ertrugen, sich so ab zu schinden, für ein Leben das ihnen alles ab verlangte aber niemals etwas zurückgab. Jenes unwerte Leben zu dem sie verdammt waren baumelte am seidenen Faden vor ihnen, wo sie es niemals wieder selbst fassen können würden. Dennoch verteigten sie es noch immer mit allem was sie hatten, obgleich der kleinste Fehler schon den Ruin bedeuten konnte. Damit jedoch noch lange nicht genug, denn schlimmer ging bekanntlich doch noch immer. Wer all die medizinischen Experimente und die Massenvernichtung der Nazis im dritten Reich schon als grausam empfand, der würde unter Garantie sofort von jeglichem Glauben abfallen, wenn er nur wüsste, wie Rosenkreuz gewesen sein musste. Das musste wirklich die Hölle auf Erden gewesen sein. So, wie keiner es sich je vorstellen können würde, geradezu als ob Dante's Inferno Wirklichkeit geworden wäre. Ein lebender Alptraum. Natürlich, Wissenschaft hatte auch ihren Preis, wie alles auf dieser Welt, doch wie konnte man nur so dermaßen skrupellos mit seinesgleichen umgehen? Wer gab diesen Leuten das Recht andere zu quälen, schier zu foltern nur für ein paar Zahlen? Ja, jeder wollte überleben, doch musste man diesen Weg unbedingt mit Zerstörung ebnen und mi Leichen Pflastern? Wer war auf die hirnrissige Idee gekommen, dass man nur durch Leid und Schmerz wirklich zu lernen vermögen würde? Wie kam man zu der Ansicht, dass leidglich eine völlig gebrochene, willenlose Person gut Arbeit verrichten konnte? Wer hatte sie zum Richter und Henker erhoben zu urteilen, wer überleben durfte und wer nichts taugte? Wieso gab es denn nur nichts und niemanden der diese Maschinerie des Verderbens wirklich aufhalten konnte? Es war wirklich unfassbar, was Menschen sich gegenseitig, in eiskalter Weise, ohne mit der Wimper zu zucken, an zu tun fähig war. Es war hoffnungslos. Warum bekämpfte man sich untereinander, wenn der wahre Feind doch ein ganz anderer war? Welchen Sinn sollte das denn haben, wem nütze sein? Gäbe es tatsächlich irgendwo irgendeinen Gott, der über all das wachte, er würde blutige Tränen weinen und Verdammungen aus Gift und Galle donnern. „Angeblich soll er ein Sadist sein, aber ich sage, er existiert nicht“ Seine Stimme. Matt, leise, von Schlaf und Überlastung geprägt. Seit wann war er wach? Hatte er etwa alles mit bekommen? „So laut wie du denkst hab ich keine großartige Wahl“ Wieder war das schlechte Gewissen ob all meiner Unachtsamkeit in mir in mir geweckt. Verflucht, ich hatte ihn auf keinen Fall stören wollen, er brauchte die Ruhe doch so dringend um wieder auf die Beine zu kommen. „Omi, gib es auf. Es gibt keinen Ausweg mehr für mich. Das Spiel ist aus, ich hab verloren“ Seine Worte troffen förmlich vor Bitterkeit, fraßen sich tief und schmerzvoll in meine Seele. Nein, das konnte ich einfach nicht zu lassen. Egal was es kostete, ich würde alles tun diesen Mann zu retten, dem ich so hoffnungslos verfallen war. Es gab immer Möglichkeiten... „Ich bitte dich, ich meine es ernst. Es ist sinnlos, sie sind zu mächtig. Bring dich nicht meinetwegen in Gefahr. Ich habe genug gesehen und getan, um mich ist es nicht schade. Menschen wie dich dagegen braucht die Welt. Du hast noch so viel vor dir und eine Chance die Zukunft besser zu machen. Wirf das nicht einfach weg...“ Viel zu oft schon hatte ich jemanden verloren, der mir etwas bedeutete. Das wollte ich niemals wieder erleben. Auch ich war nur ein Egoist, keinen Deut besser als er, doch auch der größte Egoist will irgendwann auch einmal etwas Gutes tun. Was sollte ich schon in einer Zukunft ohne Liebe? „Liebe ist nicht alles, Omicchi. Was ist mit deinen Freunden? Sie brauchen dich. Willst du sie einfach hängen lassen?“ Es gab doch sowieso nichts mehr hängen zu lassen. Kritiker war am zusammenbrechen und auch Weiß drifteten immer weiter auseinander. Die Zeiten hatten sich geändert. Was für einen Sinn sollte es haben alten Sentimentalitäten nach zu hängen, wenn das Ende schon lang geschrieben war? Die Welt dreht sich nunmal gnadenlos weiter und weiter und es wird niemals endlos Chancen geben. Hatte man sein Glück einmal gefunden, so läßt man es besser niemals wieder los. Mir war von Anfang an klar gewesen worauf ich mich einlassen hatte, dass dieser Moment kommen würde. Ich bereute nichts. Wir waren zwei Verlorene auf dem selben Pfad, der eine blind, der Andere ohne Beine. Alleine kam keiner von Beiden ans Ziel. Wir brauchten uns. „Wenn ich dich schon nicht davon abbringen kann, dann sollten wir uns jetzt beeilen. Er wird bald hier sein. Lass uns fort von hier, weit fort...“ Ich packte nicht mal, verabschiede mich auch nicht. Wie die Diebe schlichen wir uns zur Hintertür heraus. Je weniger irgendwer ahnte und wußte, dessdo besser für uns. Das Koneko in unserem Rücken wurde immer kleiner und der Horizont schien mit jedem Schritt näher zu kommen. Nun endlich wurde es wahr, das neue Leben, was ich mir immer erträumt hatte. Für mich und ihn alleine. Dennoch beschlicht mich jetzt schon eine Vorahnung... ~ I'm a bitch, I'm a tease I'm a goddess on my knees when you hurt, when you suffer I'm your angel undercover I've been numbed, I'm revived can't say I'm not alive You know I wouldn't want it any other way ~ Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)