Hunt von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 4: Frust (Alejandro) ~ by PoG ------------------------------------- 4 Frust (Alejandro) by PoG Nada! Ich fand einfach rein gar nichts. Egal was ich anstellte, welchen meiner, nicht gerade wenigen Tricks und Kniffe, um jemanden zu finden, ich anwendete, das Ergebnis blieb immer die gleiche dämliche Fehlermeldung: Error, no data found! Ich hätte kotzen können. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, um hier alles in seine Einzelteile zu zerlegen. Aber mein Equipment war mir heilig und nebenbei nicht ganz wertlos. Standen hier doch Tower und Monitore im Wert von mehreren tausend Euro. Nicht, dass mich das groß kümmern müsste... Wenn ich eines genug hatte, dann Geld. Schließlich stand ich bei dem ein oder anderen reichen Sack auf der Gehaltsliste, der seine Geheimnisse gut gewahrt wissen wollte. Und trotz meiner Fähigkeiten hatte ich bei meiner Suche versagt. Im Umkreis von 5 km gab es lediglich einen Zahnarzt, eine Psychotherapeutin, zwei Allgemeinmediziner, einen Kinderarzt und ein großes Altenpflegeheim mit Tagespflege. Ich hatte mich in alle Einrichtungen gehackt und gefühlt hundert Personalakten durchforstet ohne auch nur den Hauch einer Spur zu ihm zu finden. Frustriert schob ich meinen Stuhl zurück, lehnte mich vor und verbarg meinen Kopf in den, auf der Schreibtischplatte abgelegten, Armen. Irgendwie war gerade alles nur noch scheiße. Da begegnete ich erstmals einem wirklich faszinierenden Mann, ließ ihn dämlicher Weise einfach gehen und konnte ihn nicht wiederfinden. Außerdem meldete sich mein Hungergefühl mit aller Macht zurück und ich wusste, dass es höchste Zeit für eine Mahlzeit wurde. Genervt stand ich auf und ging an meinen Kühlschrank, in dem sich stets ein paar Konserven für den Notfall befanden. Es war nicht leicht, an so etwas zu kommen und das Citrat, dass die Gerinnung verhinderte, verursachte mir Bauchschmerzen. Aber es war besser, als die Nachbarn in Gefahr zu bringen, wenn meine Gier wieder zuschlug und ich die Kontrolle verlöre. Ich trank also eine der Konserven und schmiss den leeren Beutel unbefriedigt in Richtung des Mülleimers. Natürlich verfehlte ich das Scheißteil und einige Tropfen verteilten sich auf den cremeweißen Fliesen meines Küchenbodens. Rot auf weiß... Es war als würde ich in einen dutzendfach verzerrten Spiegel schauen. Widerlich! Ich musste hier raus! Schnell schlüpfte ich in eine verstärkte Jeans, warf mir eine gefütterte Lederjacke über und stieg in meine dicken Biker Boots. Ein richtiges Outfit würde ich nicht benötigen. Es würde nicht lange dauern und je weniger ich anhatte, desto schneller hätte ich es hinter mich gebracht. Meine Kreuzkette ließ ich nach einem kurzen Kuss darauf in die Innentasche der Jacke gleiten. Mein Vater sollte nicht mitbekommen, was ich tat. Ich ekelte mich bereits jetzt vor mir selber, aber es war gerade einfach nötig, wollte ich keine Katastrophe heraufbeschwören. Vor der Wohnungstür überlegte ich kurz, ob mir ein wenig Bewegung nicht guttun würde, aber mir war gerade nach mehr Geschwindigkeit, als ich dem Leichtmetall meines Rades zumuten konnte. Also lenkte ich meine Schritte den abschüssigen Flur entlang in die tieferen Eingeweide meines Wohnhauses. Vor einer feuerfesten Stahltür hielt ich an und gab den Zahlencode ins Bedienfeld ein. Die Tür summte und ich öffnete sie, wobei mir ein Schwall abgestandener und nach Abgas und Benzin riechender Luft entgegenkam. Die beheizte Tiefgarage, war neben meiner, ebenfalls fast unterhalb des Erdreichs liegenden, Wohnung der Hauptgrund gewesen, warum ich mich in diesem Haus niederließ. Meine einzige Liebe stand hier unten warm, trocken und sicher. Kurz verblasste meine schlechte Laune beim Anblick meiner wunderbaren Yamaha FZ1 Fazer. Die kleine Lady war mit ihren 98 PS vielleicht nicht die bestmotorisierte, aber für mich dennoch die tollste Dame der Welt. Wer brauchte schon Yokai- oder Menschfrauen?! Zärtlich strich ich über den ledernen Tankschutz, den ich meiner mattschwarzen Schönheit erst vor ein paar Tagen gegönnt hatte, weshalb sich der feine Geruch des frischen Materials noch immer schmeichelnd um meine Nase schmiegte, als ich die Lady zwischen meine Beine nahm. Handschuhe und Helm übergezogen, die immer griffbereit über dem linken Seitenspiegel hingen und ich war bereit, in die Freiheit der Nacht zu jagen. Ein herrliches Gefühl. Leider hielt dieses Hochgefühl nicht lange an, denn der Verkehr Tokyos, machte mir einen Strich durch die Rechnung. Ich hatte in all meiner Recherchewut nicht bemerkt, dass der Morgen bereits graute und dementsprechend der Berufsverkehr begann. Genervt bremste ich meine Lady wieder hart ab und fädelte mich zunächst brav in den Verkehr, um mir einen Überblick zu verschaffen. Nach kurzer Orientierung fand ich meine erste Lücke und schlängelte mich, zugegebener Weise etwas fahrlässig durch die vielen Pendler, wobei ich von Wechsel zu Wechsel schneller wurde und die Stadt langsam hinter mir lassen konnte. Ich musste meinen Kopf frei bekommen und mich ausgiebig abreagieren. Also verließ ich Tokyo auf der Kokudo 246, auch Ni-Yon-Roku genannt, in Richtung der Präfektur Kanagawa. Ich wollte das Meer sehen. Einfach nichts als blaugraues Wasser, damit sich meine Augen entspannen und meine Seele beruhigen konnte. Also fuhr ich zur Sagami-Bucht und dort die Küstenstraße entlang nach Higahiizu, wo ich am Inatori Cape anhielt, mein Motorrad abstellte und über den steinigen Strand ans Wasser ging. Ich ließ mich auf den harten Untergrund fallen und atmete tief ein und aus. Die stechende, eiskalte Luft tat gut in meinen Lungen voller Großstadtmief. Aber die Kurzschlussreaktion war mehr als unbedacht von mir gewesen. Ich würde zum zweiten Mal innerhalb von nicht mal 24 Stunden Gefahr laufen mir Erfrierungen zuzuziehen. Seufzend nahm ich eine Handvoll Steine und warf sie nacheinander ins Wasser. Den letzten, ein besonders glattes und flaches Exemplar, ließ ich einige Male auf der Oberfläche des ruhigen Meeres titschen, bevor er in den Fluten versank. Ich sah ihm nach und mein Blick fiel auf Izu-Oshima, einer Vulkaninsel, deren letzter Ausbruch erst wenige Jahrzehnte her war. Aktuell war es dort also einiger Maßen sicher und ich dachte an die unschöne Geschichte, der Insel, die zur Zeit des letzten Shogunats als Verbannungsort diente. Die Insel umgab eine Aura von trauriger Schönheit und Gefahr. Irgendwie fühlte ich mich dieser sehr verbunden und nahm mir fest vor, sie eines Tages zu besuchen. Nach einem Kaffee zum Aufwärmen, fuhr ich weiter an der Küste entlang zur Suruga-Bucht und überlegte kurz, ob ich in Toi in der heißen Quelle baden solle. Allerdings entschied ich mich dagegen. Ich wollte nicht mehr denken müssen. Das würde mir nur die Gedanken an ihn, den ich verloren hatte zurückbringen. Also fuhr ich zu einem meiner Lieblingsorte im Sommer. Dem Shiraito-Wasserfall am Fuße des Fujis. Im Sommer tobte der Ort nur so vor Leben, doch jetzt im Winter strahlte er eine eigentümliche Ruhe und Geborgenheit aus. Die teils gefrorenen Wassermassen und der leichte Schnee ließen alles glitzernd erstrahlen und das Panorama des Fujis dazu war einfach atemberaubend schön. Aber auch hier durfte ich nicht zu lange verweilen und den Anblick genießen, spürte ich doch meine Unruhe nach ein paar Minuten schon wiederkehren. Also fuhr ich weiter, über die 71 auf die 139 und weiter Richtung Nordosten und schließlich nach Koshu, wo ich ein kleines Restaurant mit guter mexikanischer Küche kannte. Auch wenn mein Körper diese Nahrung nicht benötigte, so tat sie meiner Seele gut und ich dachte, während des Essens an die Zeit mit meinem Vater zurück. Dem ich alles zu verdanken und der mich vor allem davor bewahrt hatte ein Monster zu werden, wie ich es später bei einigen meiner Artgenossen beobachten konnte. Sich an den wehrlosen Menschen zu vergreifen war mir einfach zuwider, starben diese doch schnell bei dem Versuch sich ihrer zu bedienen. Eine Lektion, die ich äußerst schmerzhaft hatte lernen müssen. Nach dem Abstecher in die Vergangenheit fuhr ich weiter auf der 140 in den Norden. Bis zu dem Gebirgszug, der im Mount Ryokami gipfelte. Die Natur hier war atemberaubend und mich faszinierte die Geschichte des Berges, der bis 1914 nicht von Frauen betreten werden durfte. Der kleine Schrein, dessen Gottheit wohl längst in Vergessenheit geraten wäre, erfuhr Dank des regen Wandertourismus eine zweite Ära der Bekanntheit. Allerdings galt dies hier natürlich immer noch als Geheimtipp. Auch wenn mittlerweile eine einfache Google-Recherche genügte. Nach einer kleinen Wanderung zum Gipfel. Gracias a Dios, war ich als Yokai im Vorteil und bewältigte Strecken für die ein Mensch Tage brauchte, innerhalb weniger Stunden. Hatte ich mich zwar emotional halbwegs wieder beruhigt, aber Hunger hatte ich noch immer und auch ein weiteres Verlangen ging mit diesem Hand in Hand. So beschloss ich nach Tokyo zurückzukehren und dort in einem speziellen Viertel Halt zu machen. In Kabukicho fand ich immer jemanden, der für ein bisschen Geld einfach alles machen würde. Ob ER auch so einfach gestrickt wäre? Eigentlich konnte ich mir das nicht vorstellen, wirkte seine Kleidung doch zu hochwertig und doch... Irgendetwas war komisch an seinem bunten Auftreten... Dieses Schreien nach Aufmerksamkeit kannte ich sonst nur aus besagtem Viertel. Der Gedanke ließ mich hart schlucken... Was wenn er tatsächlich schon jemanden hatte? Oder niemanden wollte? Oder wenn er auf Frauen... Nein! Das konnte alles nicht sein. Er hatte doch definitiv mit mir geflirtet. Und er wirkte nicht wie jemand, der das nur zum Spaß machen würde oder doch? Argh! Dahin war all meine mühsam erfahrene Ruhe, also drehte ich am Hebel und gab meiner Lady die Sporen. Es war Zeit zurückzukehren, den Ausflug zu beenden und das zu tun, weshalb ich die Wohnung ursprünglich verlassen hatte. Es war bereits wieder dunkel, als ich die Lichter der Stadt vor mir erblickte und über Musashidai in das Stadtgebiet Tokyos einfuhr. Stets mein Ziel vor Augen schlängelte ich mich durch den immer dichter werdenden Verkehr und dankte Gott ein weiteres Mal für meine Entscheidung gegen ein Auto und für das Motorrad. Mit meinem Traumwagen, dem Apollo IE, hatte ich vor ein paar Jahren wirklich geliebäugelt, aber dieser war mir schlicht und einfach zu auffällig. Nicht zuletzt wäre es unpraktisch zu Terminen mit meinen besonderen Kunden in einem Wagen für knapp 400 Millionen Yen zu fahren. Das würde nur Neid und Fragen aufwerfen. Nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich endlich mein Ziel vor mir auftauchen. Licht, so rot wie meine Augen empfing mich und zeigte mir, dass ich hier richtig war. Ich stellte meine Lady an den Straßenrand und legte diesmal auch Lenkrad- und Bremsscheibenschloss an. Hier wusste man nie, wer schnell an Geld oder eine Fluchtmöglichkeit kommen wollte. Meinen Helm und die Handschuhe nahm ich mit mir und betrat nach einem kurzen Nicken zu dem bulligen Kerl vor dem Eingang das Etablissement. Ich wusste schon zu wem ich wollte und scannte den dunklen Raum direkt nach seiner Aura. Er stand an der Bar und hatte auch mich schon bemerkt. Mit einem knappen Nicken gab er mir zu verstehen, dass er wusste, was ich wollte und wir die übliche Vorgehensweise nutzen würden. Ich verließ die Bar wieder durch die Vordertür und ging um die Ecke in die Seitengasse. Ich wurde schon erwartet und wir sparten uns jegliche Höflichkeiten. Mein Gegenüber war heiß, mein Körper willig und mein Geist war schwach. Dieser Yokai hatte die geschmeidigen Muskeln eines Leoparden und die milchweiße Haut von frischgefallenem Schnee. Kein Wunder, war er auch nepalesischer Abstammung und sein tierisches Sein das eines Schneeleoparden. Seine Zunge in meinem Mund schmeckte leicht nach der minzigen Lösung, die ich immer an ihm riechen konnte, wenn er einen neuen Kunden bekam. Er war gut und wusste, wie ich es mochte, doch heute hatte ich keine Lust mich verwöhnen zu lassen. Ich wollte es schnell, hart und schlicht die Befriedigung meiner Bedürfnisse. Also packte ich ihn an der Schulter, zerriss ihm, während ich ihn herumdrehte, das Shirt, um seine Halsbeuge freizulegen und zog ihm im nächsten Augenblick schon seine Hose runter. Keine Shorts anzuziehen erwies sich nun als die richtige Entscheidung, konnte ich doch so einfach die Hose öffnen, meine harte Erektion befreien und sie ohne weiteres Zutun in dem vor mir gebeugten Fleisch versenken. Gleiches tat ich auch mit meinen Zähnen in seinem Hals und pumpte ihm meinen Antigerinnungs- und –schmerzenscocktail, meine Form des Draculin, in die Venen. Sein verzücktes Stöhnen gab mir die Gewissheit, dass es wirkte und ich mit meinem Mahl beginnen könnte. Während ich saugte und meinen Hunger stillte, übernahm mein Körper die Kontrolle und holte sich auch seine Befriedigung bzw. er versuchte es. Egal wie hart ich war und wie rhythmisch ich in ihn stieß, es tat sich einfach nix. Keinerlei geistige Erregung baute sich auf. Es war einfach nur mechanisch und nachdem mein Hunger verblasste, verschwand auch das Bedürfnis nach körperlicher Nähe. Ich zog mich aus ihm heraus, wischte mit einem Taschentuch seine Spuren von mir und schmiss ihm Geld und Tuch vor die Füße, ehe ich meine Hose hochzog, mich umdrehte und grußlos verschwand. Ich stapfte zu meinem Motorrad und kickte nebenbei gegen den umherliegenden Unrat. Chale! Was zur Hölle war nur los mit mir?! Ich verstand die Welt und mich selber nicht mehr. Seit Jahrhunderten wandelte ich nun schon auf dieser Erde und nahm auf nichts und niemanden Rücksicht. Seit mein Vater mich verlassen musste, hatte ich niemanden mehr und brauchte auch keinen. Und dann kam dieser bunte Vogel einfach so in mein Leben geflattert und brachte alles durcheinander. Selbst als mein Schwanz in diesem Appetithappen steckte, konnte ich nur an seine Augen denken. Wie er mich anstrahlte und wie angewidert er aussehen würde, hätte er die Situation eben mitbekommen. Lauthals schimpfte ich vor mich her, während ich mein Motorrad nach Hause lenkte. Ich brauchte eine Dusche, heiß und gründlich. Ich fühlte mich besudelt und ekelerregend. Dieses Gefühl kannte ich bereits von meinen bisherigen Schnellimbissbesuchen, wie ich meine Abstecher ins Rotlichtmilieu gerne nannte. Dies war auch einer der Gründe, warum ich dabei niemals mein Kreuz trug. Viel zu sehr schämte ich mich dafür. Keine meiner Mahlzeiten blieb ohne Schuldgefühle, aber die Besuche dort, erweckten eine besondere Form des Selbsthasses. Diesmal war dem Ganzen jedoch noch ein weiterer Beigeschmack hinzugekommen. Ich fühlte mich als würde ich ihn betrügen. Was für ein Bullshit?! Ich kannte den Kerl nicht einmal. Was sollte dieses Affentheater also?! Diese und ähnliches Fragen schossen mir im Kopf umher wie Pinball-Kugeln. Alles tobte in meinem Inneren und war aufgewühlt. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich tun sollte. Zuhause angekommen, entkleidete ich mich rasch wieder, stellte mich unter die nahezu kochend heiße Dusche und ließ mich langsam an der Wand hinabgleiten. Ich hockte da auf dem Boden der Dusche und schluchzte mit einem Mal vor Verzweiflung heftig auf. Heulte ich jetzt hier tatsächlich, wie ein kleines Mädchen?! Jetzt reichte es! Energisch drückte ich mich vom Boden hoch, straffte die Schultern und beschloss die Sache nicht mehr an mich ranzulassen. Ich stieg aus der Dusche, suchte kurz nach meinem Handtuch, bis mir der überstürzte Aufbruch wieder einfiel und nahm mir ein frisches. Abgetrocknet schlüpfte ich in Shorts und Jogginghose und begab mich ins Wohnzimmer. Dort kniete ich mich auf den Boden und bat Gott um Vergebung meiner begangenen Sünden. Jede Einzelne zählte ich gewissenhaft auf, ließ sie Revue passieren und stellte jeweils fest, was ich falsch gemacht hatte. Als Buße erlegte ich mir körperliche Anstrengung auf. Von Selbstgeißelung hatte mein Vater nichts gehalten, aber dass ich zur Wiedergutmachung anderen half oder ich mich schlicht und ergreifend körperlich verausgabte, während ich meine Fehler reflektierte, war für ihn eine gute Möglichkeit Reue mit Nützlichem zu verbinden. Also behielt ich dies bei und machte im Anschluss an meine Beichte Sport. Ich hatte mich nicht für eine Disziplin entscheiden können und so hatte ich eine besondere Form des Triathlons für mich gefunden. Ich schwamm 4 km, am liebsten im Meer, aber im Winter bevorzugte ich das beheizte Schwimmbad meines Wohnhauses, ging dann 10 km laufen, auch hier nutzte ich in der kalten Jahreszeit gerne die Indoor-Variante auf dem Laufband und legte zum Schluss meine ganze Konzentration in das Bogenschießen. Wofür ich mir in der Tiefgarage eine Zielscheibe an die Wand gengenüber meiner FZ1 gehängt hatte. Nachdem ich dieses Programm absolviert hatte, machte ich mich daran meine Wohnung wieder herzurichten, hatte ich doch gestern und heute in meinem Frust alles verwüstet. Dabei fiel mir auch sein Schal wieder in die Hände, welchen ich an mich nahm und ihn mir zu meinem Kreuz um den Hals wickelte. Es musste doch eine Möglichkeit geben ihn wiederzusehen... Noch einmal überflog ich alle zusammengetragenen Informationen und da fiel es mir auf. Es gab ein großes Gebäude, das nicht als Wohnhaus eingetragen war und nur auf eine Briefkastenfirma lief. Konnte es sein, dass er dort arbeitete?! Wenn dies eine medizinische Einrichtung für Yokai war, dann würde es den Mangel an, für die Öffentlichkeit zugänglichen, Informationen erklären. Ich hatte eine Spur, der ich nachgehen konnte. Endlich! Aber erst in ein paar Stunden. Mein Körper verlangte dringend seinen verschobenen Verdauungsschlaf. Nachdem ich erwachte, machte ich mich mit meinem Motorrad auf den Weg zu besagtem Gebäude. Vorsichtshalber stellte ich meine Lady ein Stück weiter die Straße hinauf ab und ging zu Fuß zur der zu untersuchenden Stelle. Ich musterte das hohe, aber neben seinen protzigen Nachbarn unscheinbar wirkende Gebäude. Das Quietschen eines Rolltores lenkte meine Aufmerksamkeit auf ein herausfahrendes Auto. Ob das vielleicht Kollegen meines Vögelchens waren? Sollte ich die Gelegenheit nutzen unbemerkt ins Gebäude zu gelangen? Da fiel mein Blick auf die Insassen des Wagens. Es war ER! Aber irgendwie sah er heute so anders aus. Gar nicht so bunt wie letztes Mal. Eher dezent in gedeckteren Farben. Konnte es sein, dass ich mich in ihm getäuscht hatte? War mein kleiner Papagei, gar nicht so extravagant, wie vermutet? Nichts Besonderes? Und wer war der Kerl, der das Auto fuhr? Er hatte hellbraune Haut, dunkelbraunes, fast anthrazit farbiges Haar und einen verbissenen Gesichtsausdruck. Was hatte er nur mit meinem Vögelchen vor? Wohin fuhren sie? War mein Vögelchen in Schwierigkeiten? Erneut wurde mir schmerzlich bewusst, wie wenig ich über ihn wusste. Als unsere Blicke sich kurz trafen und er die Hand zu mir ausstreckte, als würde er verzweifelt nach mir greifen wollen, wusste ich was zu tun war. Ich musste hinterher, herausfinden, was da gespielt wurde und ihn, wenn nötig, retten. Mein kleiner Vogel, ich lasse nicht zu, dass man dich in einen Käfig sperrt und deine Flügel stutzt. Ich sprintete los, zog mir noch im Laufen den Helm über, war in wenigen Sekunden bei meiner Maschine und fuhr mit einigem Abstand hinter den beiden her. Das Glück war mir hold, als ich sah, wie das Auto auf einmal rechts ranfuhr und der Dunkelhaarige ausstieg und sich ein Schwall Dampf in die Luft erhob. Sie hatten eine Panne. Ich hielt ein Stück vor dem Wagen an und lief langsam auf die beiden Gestrandeten zu. Das war meine Chance, mehr über mein Vögelchen herauszufinden und auch dem, seinem Geruch nach Eber-Rüde-Yokai, auf den Zahn zu fühlen. Auch wenn ich nicht wusste in welchem Verhältnis die beiden standen. Freundschaftlich oder gar eine Liebesbeziehung war es nicht. Die Luft zwischen ihnen schien zum Schneiden dick. Mein Vögelchen war mittlerweile auch ausgestiegen und streckte mir seine Kehrseite entgegen, weil er sich in den Motorraum beugte und scheinbar nicht ganz unwissend war, was die Funktion des Motors betraf. Ich leckte mir die Lippen. Mein Vögelchen besaß nicht nur einen heißen Knackarsch, sondern auch etwas im Köpfchen. Wie gerne hätte ich jetzt meine Krallen in sein Fleisch gebohrt und seinen Körper mit meinem verschmolzen. Von ihm zu kosten wäre sicher unglaublich erregend. Aber soweit waren wir noch nicht. Aktuell hieß es erstmal Informationen beschaffen und eine Vertrauensbasis aufbauen. Ich musste vorsichtig sein, damit er nicht verschreckt davonflog. Ihn zu “retten”, wäre sicherlich ein guter erster Schritt und so bot ich ihm meine Hilfe an. Nach der Beseitigung eines Risses im Kühlwasserschlauch, bot sich mir eine perfekte Gelegenheit meinem Vögelchen noch einmal näherzukommen. Hatte dieser doch bemerkt, dass ich seinen Schal trug und wollte ihn wieder haben. Nicht mit mir, dachte ich und gab ihm zu verstehen, dass ich ihn noch behalten würde. ER wusste schließlich wo ich wohne. Sollte er sich doch trauen in die sprichwörtliche Höhle des Löwen zu kommen, um sein kostbares Kleinod wiederzuholen. Als ich ihm so nahekam und seinen Duft direkt von der Quelle inhalierte, bemerkte ich eine rechteckige Beule in seiner rechten Manteltasche und mir kam die Idee, den Anreiz mich aufzusuchen, zu vergrößern und gleichzeitig die Chance zu nutzen mehr über ihn herauszufinden. Blitzschnell und vorsichtig zog ich mit zwei Fingern den Gegenstand aus der Tasche und hatte recht behalten. Es war sein Handy. Ich ließ es in meiner Jacke verschwinden und begab mich lässig zu meiner Lady zurück. Grinsend spürte ich seinen Blick auf mir ruhen, bis ich davon gefahren war. Auch wenn ich nicht wusste, wer der Schweinehund war, so war ich beruhigt, dass er mein Vögelchen wohl weder rupfen noch bespringen würde. Und ich wollte dringend nach Hause, um den neugewonnen Gegenstand zu nutzen und mein Wissen über den blonden, dunkelhäutigen Schönling zu vergrößern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)