Hunt von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 17: Zufall (Siakoh) --------------------------- 17 Zufall (Siakoh) Das Alejandro sich mir öffnete war erleichternd. Es beruhigte mich etwas, auch wenn seine Kindheit eine völlig andere war, als die meine. Er wurde ausgesetzt und von einem gottesfürchtigen Menschenmann großgezogen. Ich dagegen hatte immer alles gehabt, was ich brauchte und wollte. Wieder fiel mir die Tatsache auf, wie verschieden wir waren. Aber die Gleichgültigkeit dessen wurde ebenso wie die Erkenntnisse darüber immer stärker. Egal was uns zu dem gemacht hatte, was wir nun waren. Wir waren es. So hatten wir uns getroffen und saßen nun hier beisammen. Es fühlte sich immer richtiger an, dass es so war. Ich genoss jede Berührung, lauschte jedem seiner Worte, das er mit seiner maskulinen Stimme sprach. Er verzauberte mich und ich war ihm verfallen. Doch solange es sich so herrlich anfühlte, hier in seinen Armen zu liegen, seine Wärme zu spüren, würde ich es zulassen und genießen. Auch ich erzählte ihm etwas von mir, was ihn zu überraschen schien. Jedoch ging er nicht weiter darauf ein, als in Erfahrung zu bringen, ob es damals Yosuke war, für den ich mein Dorf verlassen hatte. Zum Glück war dem nicht so und ich musste Alejandro auch noch nicht beichten, was zwischen Yosuke und mir tatsächlich gelaufen war. An sich war es ja gar nichts. Aber ich wusste Alejandros Eifersucht nicht einzuschätzen. Seine Laune wechselte von kühler Standhaftigkeit in geradezu liebevolle Gesten. So auch die Geste der Sorge um meinen digitalen Fingerabdruck. Für mich hatte dies alles überhaupt keinen Wert, doch weil es ihm am Herzen lag, ging ich darauf ein und zog eine Linie auf den neun Punkte, die mein Smartphone mir zeigte. Schnell war mir eingefallen, wie die Linie verlaufen würde und wie ich sie definitiv nicht vergessen konnte. Ein M und ein A. Mein Alejandro. Das konnte ich gar nicht vergessen. Es war so dermaßen kitschig, aber es fühlte sich gut an und er lächelte mich liebevoll an, als ich ihm die Bedeutung erklärte. Er gab mir einen Kuss und nachdem wir einige Minuten darin schwelgten, die Wärme unseres Atems zu kosten, löste er sich und sah auf die Uhr. „Möchtest du mich noch etwas fragen, bevor ich gehen muss?“ „Die Zeit mit dir vergeht viel zu schnell“, nuschelte ich und legte meinen Kopf auf seiner nackten Brust ab. Ich hörte sein Herz schlagen und schloss dabei meine Augen. Ich spürte jetzt schon so etwas wie Sehnsucht. Auch wenn ich wusste, dass es sein musste und auch ich etwas Ruhe brauchte, bevor ich morgen ins Gefecht zog. Yosuke hatte auffällig reagiert und mit Absicht seinen Geruch an mir platziert. Das würde er büßen! Sicher wusste auch der Griesgram davon und würde die Schlüsse ziehen, wenn er sich an den Unfall erinnerte. „Wir können uns später noch texten, wenn du willst“, schlug er vor und ich nickte schweigend. Seine Finger strichen mir über den Rücken, kraulten mich liebevoll zwischen den Schulterblättern, während ich dem ruhigen Klang eines Pianosolos lauschte. Es war so gemütlich, schwelgend und sein Herz ein so stolzes, rhythmisches Klopfen, dass ich spürte wie die Müdigkeit mich außer Gefecht setzte. So plötzlich, dass ich ihm auf die eigentliche Frage gar nicht mehr geantwortet hatte. Normalerweise ließ ich mir eine solche Gelegenheit nicht entgehen, aber heute schien ich wirklich übertrieben zu haben. Dieser Mann war mein Kryptonit. Erst das Ablegen auf meinem weichen Kopfkissen, riss mich aus meinem Schlaf, dem ich wohl verfallen war. Ich öffnete schwerfällig die Augen und spürte Lippen auf den meinen. Kurz erwiderte ich die zarte und vorsichtige Bewegung und erkannte das Rot seiner Augen vor mir, als wir uns gelöst hatten. „Jetzt habe ich dich doch geweckt“, entschuldigte er sich erfassend und streichelte mir über die Schläfe. „Bin ich etwa eingeschlafen?“, maulte ich leise wispernd. „Ist doch nicht so schlimm“, vergab er mir und gab mir noch einen Kuss. „Ich habe über dich gewacht und mit dir gekuschelt. Das war schön.“ „Musst du gehen?“, startete ich einen letzten Versuch ihn am Gehen zu hindern. „Ich muss“, seufzte er. „Glaub mir, dass ich dich sonst nicht hier allein schlafen lassen würde.“ „Hoffentlich die letzte Nacht“, schmunzelte ich und rieb meine Nase an seiner. Er hatte ja schon von gemeinsamen Möbeln gesprochen. Wieso dann nicht eine solche Andeutung machen? „Das hoffe ich auch, mein Prinz. Schlaf nun weiter“, lächelte er und streichelte mein Haar als er aufstand und aus dem Raum ging. Es war ein harter, aber glatter Schnitt und die Müdigkeit zog so schnell an mir, dass ich zurück in einen festen Schlaf fiel. Total gerädert ging ich die handschriftlichen Unterlagen der letzten beiden Tage durch und quälte mich regelrecht durch den Papierstapel. Ich wollte zurück nach Hause. Am besten mit Alejandro. Noch einen Tag frei. Das wäre so herrlich, dachte ich darüber nach, was wir alles getrieben hatten. So viel Erleichterung hatte ich schon lange nicht mehr verspürt. Auch wenn es durchaus turbulent zugegangen war, so fanden wir immer einen Weg zurück in die Zweisamkeit. Die Wortgefechte machten mir mitunter Angst und doch waren sie ein Zeichen für uns. Wir verfolgten dasselbe Ziel. „Träumst du, Siakoh?“, hörte ich eine bekannte Stimme, die sich zu mir über den Tresen des Schreibtisches beugte und mich beobachtet hatte. Ich musste von nun an aufpassen. „Vielleicht“, zog ich das Wort beleidigt lang und schrieb etwas auf die Unterlagen, tat beschäftigt. „Schlecht geschlafen?“, wollte er mir entlocken und ich schenkte ihm keinen einzigen Blick. „Ein wenig. Ich bin früh ins Bett und habe wohl übertrieben.“ „Übertrieben, glaube ich dir. Das andere eher nicht“, grinste der Wolf breit und bekam einen finsteren Blick geschenkt. „Was willst du wissen? Spuck es aus, Yosuke!“, brummte ich genervt. „Du weißt, dass ich eine gute Nase habe, oder?“ „Wie könnte ich dieses Detail jemals vergessen?“, scherzte ich und rollte die Augen, während ich mich im Stuhl zurücklehnte. „Also was riechst du?“ „Etwas, was mir gestern beim Einkaufen schon aufgefallen ist. Du stinkst nach Komori.“ „Wie nett. Ich stinke“, quittierte ich und fing an weiter an den Unterlagen zu arbeiten. „Könntest du nun weiterarbeiten gehen? Wollte der Computerfutzi nicht um sieben da sein?“, versuchte ich das Thema zu wechseln und ihn abzuwimmeln. „Ja, er ist bereits bei Kusuri, weswegen ich hier bin“, erklärte Yosuke und sah mir direkt in die Augen. Dieser Blick gefiel mir nicht und ich verzog die Augenbrauen. Warum war er wegen dem Computerfreak hier? Moment. Er hatte eine gute Nase, roch Alejandro an mir, der ein Komori ist und als Programmierer arbeitet. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen und ich erstarrte. Er musste hier sein. Yosuke schien mein Gedankengang aufzufallen und seine Lippen zogen sich zu einem wissenden Schmunzeln. „Willst du mir nun etwas verraten?“, setze er noch einen drauf und beugte sich weiter zu mir. Dieser böse Wolf! „Ich muss mal!“, wich ich aus, schob meinen Stuhl zurück und sprang auf. Doch, bevor ich den Raum verließ, rief ich ihm noch etwas zu: „Und wehe du fasst mich nochmal ungefragt an, Wolfsjunge!“ Ein Lachen verfolgte mich, während ich in die Richtung des Chefbüros lief. Ob er darinsaß? Oh, diese verdammte nichts riechende Nase! Aber da war ja noch seine Aura. Ich blieb an der Wand vor dem Büro stehen und streckte meine Fühler aus. Das Büro schien leer zu sein und ich atmete erleichtert aus. „Na, wen haben wir denn da?“, fragte es nah hinter mir und ich erstarrte zur Salzsäule. Das konnte doch nicht wirklich stimmen. Langsam wendete ich mich um, sah im Augenwinkel noch wie Yosuke mir gefolgt zu sein schien und wurde von roten Iriden erfasst. Ich schluckte. „Alejandro!“, erfasste ich seinen Namen und beobachtete wie seine Augen von mir zu Yosuke wanderten, der sich grinsend zu mir begab und seine Hand auf meine Schulter legte. „Na, was für eine Überraschung, nicht wahr?“ wollte er scherzen. Doch die Augen vor mir schienen darin etwas anders zu sehen. Schnell schüttelte ich die Hand von meiner Schulter und sah wie auch noch Kusuri dazu kam. Er sah auf seine Uhr und begann zu sprechen: „Sie haben wirklich wunderbare Arbeit geleistet und es tatsächlich bis sieben Uhr geschafft.“ Die erstarrte Haltung meines Partners schien wie aufgelöst, als er ohne ein Wort auf mich zuging, sich mein Handgelenk schnappte und mich zu sich zog. Schneller, als ich mich versah, packte er meinen Kopf und presste seine Lippen vor versammelter Chefetage auf meine. Ich riss die Augen auf und klammerte meine Hände an seine. Was sollte das werden?! Nur einen Moment später spürte ich seine Hand an meiner Körperseite und als sie an meinem Hintern zum Liegen kam, dämmerte es mir. Er wollte mich als seinen Besitz markieren. Wegen Yosuke! „Oh, wie nett“, gluckste Kusuri erfreut und ich presste meine Hände auf Alejandros Brust, um ihn auf Abstand zu bringen. „Nicht hier!“, bat ich und sah ihm direkt in die Augen, die plötzlich zornig wirkten. „Du hast nicht erwähnt das ER auch hier arbeitet!“ „Hä?“, fragte ich, verstand den Themenwechsel nicht. „Was meinst du?“ „Ihn!“, brummte er und sah dann zu Yosuke, der verwundert dreinschaute. „Was sollte mit mir sein?“, frage er auch noch unschuldig und ich preschte vor, um die Wogen zu glätten. „Er meint deine Umarmung gestern im Laden!“, erklärte ich. „Umarmung?“, wurde Kusuri hellhörig. „Du hast deinen Geruch an mich gebracht“, warf ich Yosuke vor. Dieser ließ die Schultern hängen, weil ich seinen Plan durchschaut hatte. Doch da spürte ich schon wie Alejandro an mir vorbeitrat und sich Yosukes Kragen packte. Sofort griff ich nach seinem Arm und wollte ihn aufhalten. Kusuri schien dagegen die Ruhe selbst. Kein Wunder. Yosuke war ein erfahrener Kämpfer und würde Alejandro nur verletzten. „Wehe!“, begann Alejandro auf Yosuke einzusprechen, der nun einen gefassten, aufmerksamen Blick gegenüber seinem Angreifer aufzog. „Alejandro, bitte hör auf“, bat ich leise und bekam keine Reaktion. „Wehe, du fasst Siakoh noch einmal an! Und sei es nur ein Korn auf seinem Kittel, hast du es nicht zu beseitigen!“, knurrte mein Freund und ich geriet fast schon in Verzückung, weil er mich so in Schutz nahm. „Bitte hör auf!“, sagte ich deswegen sanft und bekam nun seinen Blick, der düster und heimtückisch war. „Mit dir rede ich gleich!“, versprach er sauer und meine Hand begann zu zittern. Was hatte das zu bedeuten? „Du brauchst dir keinerlei Gedanken zu machen“, versprach Yosuke und ergriff Alejandros Hände, um sie mit einem kräftigen Ruck von seinem Kittelkragen zu lösen. „Ich bin bereits vergeben!“ „Der arme Irre!“, schimpfte Alejandro und wandte sich ab. Seine Aura flackerte und ich warf Yosuke kurz einen fragenden Blick zu. Er erwiderte den Blick und schmunzelte. War ihm diese Sache etwa ein Spaß? Alejandro packte sich meine Hand, wandte sich an Kusuri und streckte die Hand aus. „Meine Bezahlung, bitte! Und ziehen Sie eine Stunde Lohn für Siakoh davon ab!“, befahl er Kusuri harsch und dieser formte die Augen zu Schlitzen, bevor er in seine Kitteltasche griff und einen Umschlag herauszog. „Durch den Rabatt sollte es wohl passen“, erklärte er. „Und wenn Sie wieder einmal einen Unfall haben, wenden Sie sich doch gerne an den „Armen Irren“!“, erklärte Kusuri, wodurch Alejandro nun angeschmiert war, den Umschlag ergriff und grußlos Richtung Ausgang ging. Mit mir im Schlepptau. Stolpernd folgte ich ihm, spürte den schmerzlichen Griff um mein Handgelenk immer mehr und als wir im Treppenhaus waren hielt ich ihn an einem Absatz an, indem ich das Geländer mit der freien Hand ergriff. „Bleib stehen!“, bat ich ernst und spürte seine Krallen in meiner Haut. „Warum lügst du mich an?“, fragte er und starrte vorwärts, anstatt mich anzusehen. „Ich habe nicht gelogen!“, gab ich Antwort und spürte nun die Ungerechtigkeit in mir aufsteigen. „Doch das hast du!“, schrie er mir entgegen und sah mich nun auch gebannt an. „Wieso arbeitet er hier!?“ „Er ist mein Chef!“, entgegnete ich ihm. „Das wird ja immer besser!“, schnaubte er und kam auf mich zu. Ich wich einige Schritte aus, doch spürte bald die Wand im Rücken, als er seine Hände an meine Arme legte. „Wolltest du es mir sagen?“ „Wieso?“, fragte ich energisch. Dieses Spiel wurde mir zu bunt. Was bildete er sich eigentlich ein, wenn er mich dies fragte? Ich war ihm doch keinerlei Rechenschaft schuldig für mein vorheriges Leben! „Dein Lover arbeitet direkt neben dir. Ich habe allen Grund das zu fragen!“, war seine Erklärung und mir platzte der Kragen. „Warum?! Weil du mir nicht vertraust?!“, zischte ich ihm entgegen und spürte eine eiskalte Hand, die sich um mein Herz legte. Es passierte wieder. Die Liebe entglitt mir. Alejandro stoppte kurz, schien zu überlegen. Doch für mich stand es fest. „So kann ich das nicht!“, spuckte ich ihm ins Gesicht und schob ihn von mir. Er schien überrascht und ich wollte ihm gerne eine Erklärung dafür geben: „Wenn das zwischen uns funktionieren sollte, dann brauche ich Vertrauen! Diese Aktion hat mir gezeigt, dass du mich besitzen willst. Zu mehr wirst du nicht fähig sein!“ „Siakoh!“, nannte er meinen Namen und ergriff meine Hand, die ich ihm entzog. So nicht mein Freund! Zuerst so auffahren und nun einen Rückzieher machen? Vergiss es. Sollte die Einsamkeit mich eben wiederhaben. Ich würde es überleben. „Sprich mich nicht an!“, blockte ich ihn ab und drehte mich zum Gehen. In schnellen Schritten floh ich. Mein Herz war gefroren und schwer wie ein Stein. Warum musste das passieren? Wieso reagierte er so über, obwohl doch nie etwas zwischen Yosuke und mir war. Nur ein verdammter, zurückgenommener Kuss. Mehr nicht. Da gab es zwar den Beschützerinstinkt, aber... Yosuke wollte im Grunde nur mein Bestes und war auf mein Wohl bedacht. Alejandro wollte mich nur besitzen. Das merkte ich, als ich seine Hand wieder an meiner spürte und er mich im nächsten Moment an die Wand drückte. „Lass mich los!“ „Nein! Ich will nicht, dass du gehst!“, erklärte er und fing sich einen Schlag ins Gesicht ein. Meine Fingerknöchel brannten, meine Seele zerbarst. Es stand mir nicht zu Gesicht andere, vor allem Personen, die ich liebte, zu schlagen. Aber er setze mich unter Druck und wollte mich gefangen nehmen. Niemals! Nie mehr würde ich das zulassen. Und er musste es am besten wissen. Mir war meine Freiheit wichtig. Als ich mich aus seiner Nähe wandte, blieb er wie angewurzelt stehen. Der Faustschlag hatte gesessen und ich sah etwas Blut an seinem Mundwinkel. Alles in mir sträubte sich davor, ihn einfach so stehen zu lassen. Aber ich konnte nicht. Ich würde nicht bei jemanden bleiben, der mich auf diese Art einzwängte. Mein Herz blutete und schmerzte, wand sich wie in einer Falle gefangen. Ich brach eilig durch die Tür zum Korridor der Station und lief zu den Personalräumen. Meine Schicht hatte erst vor zwei Stunden begonnen. Also standen mir noch einige bevor. Schnell wollte ich mich sammeln, um dann wieder zurückzugehen. Aber wie befürchtet gelang es mir nicht so schnell. Ich spürte den Druck in mir aufsteigen. Meine Brust wurde eng, ich rang nach Luft, als sich der erste schluchzende Laut aus meiner Kehle fraß. Ich beugte mich zu meinem Spint, wollte am liebsten darin verkriechen und gab mich meinen Tränen hin. Wie lächerlich! Wieso weinte ich denn wie ein Kind? Hatte ich ihn nicht von mir gestoßen? Ich war doch selbst schuld an meiner Lage. Doch die nassen Tropfen ergossen sich einige Minuten über meinen Wangen, bis ich völlig erschöpft auf der Bank Platz nahm und mein Gesicht untypisch mit meinem Ärmel wegwischte. „Du wirst niemals jemanden finden!“, murmelte ich und starrte auf den Boden. Seine Augen erschienen in meinem Inneren. Der Schock. Die Endgültigkeit meiner Worte, die ich so hart gesprochen hatte. „Idiot!“ beschimpfte ich mich selbst. Den restlichen Tag verbrachte ich schweigend und auch wenn Yosuke es versuchte, so schickte ich ihn weg, oder ging ihm aus dem Weg. Sicher ahnte er, dass die Sache nicht gut ausgegangen war. Aber er gab es irgendwann auf. Nach Feierabend ging ich in ungewohnt matten, schweren Schritten, einen Umweg nach Hause. Ich wollte ihm nicht über den Weg laufen, auch wenn es lächerlich war. Schließlich wusste er, wo ich wohnte. Ein winziger Funke glomm in meinem Herzen. Dass er dort auf mich wartete und mir vergeben würde. Auch ich würde es tun, wenn er mir versprach solch eine Aktion nicht noch einmal abzuziehen. Ich war ehrlich und treu, auch wenn ich nie die richtige Gelegenheit dazu bekommen hatte. Aber zuhause war niemand. Es war so kalt und leer, wie es zuvor gewesen war, bevor Alejandro in mein Leben stürzte. Die Dunkelheit zu verjagen war mir zuwider. Das Licht blieb also aus. Schweigend und voll leidendem Herzen ging ich in mein Schlafzimmer. Doch das Bett schien mir nun fremd, beschmutzt. Ich zog es ab und warf alles in die ebenso fremde und beschmutze Waschmaschine. Selbst im Bad kam mir nun alles anders vor. Der Gedanke an seinen Schwächeanfall geriet in meine Gedanken, als ich die Stelle vor mir sah. Hier hatten wir gelacht und uns geküsst. Schluss!, schimpfte ich meine Gedanken, schruppte das gesamte Bad und zog mich am Ende erschöpft aus. In meinem Schrank fand ich nichts, was mich glücklich machte und schlüpfte schlicht in eine Shorts. Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, sah ich auf einem antiken Ankleidestuhl meine Sweatjacke. Jene, welche er getragen hatte. Ich ging zu diesem, ergriff sie zornig und stapfte zur Waschmaschine. Doch, bevor ich sie achtlos davorwarf und sie mit brennenden Blicken strafte, hielt ich inne. Der Stoff fühlte sich noch warm an, was dumm und schlicht unmöglich war. Ach, wenn ich nur riechen könnte, quälte ich mich und zog das Shirt an meine Nase, vergrub mein Gesicht darin. Wieder stiegen Tränen in meinen Augen auf, die sich in den Stoff zogen. Was hatte ich nur getan? Nun war ich allein. Hatte meinen Traum, meine Gefühle hintergangen, weil ich mich angegriffen gefühlt hatte. Mein dummes Ego sich aufplustern musste. Diese vorlaute, dämlich eilige Art! Ich hasste mich dafür. Sicher konnte er mir das niemals verzeihen. Ich hatte einen riesigen Fehler begangen. Das würde er mir nie verzeihen. Ich hatte meinen Fledermäuserich, meinen Alejandro von mir gestoßen. Ich hatte ihn verloren. * „Na Ladys, da habt ihr mir wohl eine weitere Bruchlandung zu teil werden lassen“, brummte der Mann auf der Couch angepisst und stand mit verschränkten Armen auf. „Ich kann dann ja mal gehen.“ „Hey, Moment!“, hielt die Autorin ihn auf und streckte die Hand aus. „Nun warte doch erstmal ab!“, bat auch die Beta und zeigte auf die Frau neben sich. „Du kennst doch diese Dramanudel! Sei froh, dass sie ihn nicht gekillt hat!“ „Was soll das denn nun heißen?!“, protestierte die Autorin und funkelte ihre Freundin an. „Na wer killt denn in jeder Story fröhlich ihre Charas?“, warf die Beta vor und ließ die Autorin erstarren. „Damit könntest du recht haben…“, murmelte sie und versteckte sich etwas hinter ihrem Tablett. „Ihr seid echt komisch, Ladys!“, betitelte Siakoh und ließ sich auf der Lehne der Couch nieder. „Wenn noch etwas kommt, dann bleibe ich.“ „Sehr gut!“ „Aber nur, wenn es auch gut aus geht!“, forderte er und die Damen der Runde sahen sich an. Sie grinsten und schienen sich einig. „Wir geben alles, Siakoh!“, versprachen sie schlussendlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)