Be my One and Only - 私の唯一無二になりなさい von Mina_Tara (**KageHina**) ================================================================================ Kapitel 8: Akt I: Part VIII – the way we choose I ------------------------------------------------- Unsicher stand Tobio vor seinem Kleiderschrank und richtete seine Krawatte – zumindest versuchte er es. Das Kleidungsstück wollte einfach nicht dort sitzen, wo es hingehörte. Er hasste Krawatten – schon damals hatte er die Dinger zutiefst verabscheut. Sie raubten ihm den letzten Nerv. Meistens war es Tooru gewesen, der sie ihm schlussendlich gebunden hatte, wenn er mal wieder die Nerven verloren hatte. Warum mussten diese Dinger bloß zu einer klassischen Schuluniform gehören! Es war verdammt nochmal zum Kotzen!   Am liebsten hätte Tobio den schwarzen Schlips in die nächstgelegene Ecke seines Zimmers befördert und nie wieder angerührt. Aber zumindest heute wollte er zivilisiert vor seine Klasse treten. Er wollte nicht wie der letzte Penner dort auftauchen und sich dann direkt schon einen schlechten Ruf zulegen. Wer weiß schon, wie die Leute hier in diesem Kaff ticken! Ganz vorsichtig legte Tobio die Schlaufe um. Ein schweres Schlucken folgte – seine Hände zitterten wie Espenlaub. Warum war er bloß so nervös? Ein abschließend prüfender Blick in den Spiegel, der sich innerhalb der Schranktür befand, genügte, um ihm endgültig die Fassung zu rauben.   „VERDAMMTE SCHEISSE – SO WIRD DAS NIE WAS!!!!“, langsam aber sicher verlor der Schwarzhaarige die Geduld. Das blöde Ding, das er sich um den Hemdkragen binden wollte, wollte einfach nicht an Ort und Stelle verweilen. Immer wieder löste sich der Knoten, den der junge Mann vor wenigen Sekunden so mühevoll zustande gebracht hatte. Tobio stand nun endgültig am Rande der Verzweiflung – so konnte der erste Schultag erst richtig starten!   Nicht nur, dass er die Nacht kein Auge zumachen konnte und die halbe Nacht wachgelegen hatte – nein, dann hatte er zumindest für immerhin eine Stunde Schlaf gefunden und wurde durch den Wecker direkt wieder in die Realität befördert. Dann hatte er zu allem Überfluss auch noch verschlafen und stand nun zusätzlich unter Zeitdruck.   Der junge Mann bemerkte gar nicht, dass er zwischenzeitlich beobachtet wurde. Kira stand im Türrahmen und beobachtete den Jüngeren dabei, wie er immer mehr und mehr zu einem Nervenbündel mutierte. Kichernd trat sie an den Schwarzhaarigen heran.   „Ganz ruhig, das haben wir gleich“, die Blondhaarige band die Schlaufe und zog den Schlips zurecht. Bei ihr sah es so einfach aus. Tobio hingegen sah verlegen zur Seite.   „Danke… das ist mir jetzt schon etwas peinlich,“ die Situation war dem Jüngeren sehr unangenehm. Schließlich wollte er nicht wie der letzte Depp dastehen, der nicht einmal in der Lage war, sich die Krawatte richtig zu binden.   Kira hingegen schlug ihm stattdessen mit der Faust auf den Oberarm und grinste den Größeren frech an. Dabei ließ sie ihren Blick über ihn schweifen. Die Uniform der Karasuno war klassisch schwarz. Sie bestand aus einer schwarzen engen Hose, einem schwarzen Gakuran und einem normalen weißen Hemd, zu dem auch eine schwarze Krawatte gehörte. Normalerweise trugen die Schüler immer noch einen cremefarbigen Pullunder über dem Hemd. Allerdings hatte sich Tobio von Anfang geweigert mit diesem Outfit durch die Gegend zu laufen. Ihm reichte das Hemd und der Gakuran aus – etwas anderes akzeptierte der Jüngere nicht. Schwarz war immer noch seine Farbe! Widerworte prallten regelrecht an ihm ab! Sein Wille blieb eisern. Ein freches Grinsen legte sich währenddessen auf Kiras Lippen als sie wieder zu Tobio aufsah.   „Damit mal eins klar ist – in dieser Sache bist du Keishin sehr ähnlich. Er hat die Dinger früher immer mit dem Küchenmesser bearbeitet. Ich bin also schlimmeres gewohnt, mein Lieber. Du siehst im Übrigen gut aus. Und nun auf – Kei wartet bereits auf dich!“, mit ihren Händen signalisierte sie dem Jüngeren, dass sich dieser auf den Weg machen sollte. Zuvor griff Tobio noch nach der schwarzen Hängetasche und stieg die Treppen hinunter.   Bevor er jedoch über die Türschwelle trat, hielt die Blondhaarige dem Größeren noch eine Bentobox entgegen. Etwas verdutzt legte der Schwarzhaarige seinen Kopf schief und nahm das Päckchen entgegen. Es war akkurat und sorgfältig verpackt. Fragend hob Tobio eine Augenbraue nach oben und schaute Kira an, die ihn die ganze Zeit über herzlich angelächelt hatte.   „Ja, was denn? Dachtest du etwa, ich lasse dich an deinem ersten Schultag ohne Mittagessen aus dem Haus? Ich denke, dass hier ist dir lieber als die Schultüte, die ich ursprünglich im Sinn hatte. Aber das ist heute nur eine Ausnahme. Gewöhn dich also nicht dran!“, hierbei zwinkerte die Blondhaarige Tobio zu und verschränkte ihre Arme vor ihrem Oberkörper.   Tobios Augen hingegen begannen zu Glänzen. Diese Geste hatte er von der Älteren nicht erwartet. Nicht einmal seine eigene Mutter hatte ihm eine Bentobox zubereitet. Irgendwie machte ihn diese kleine Geste glücklich.   „Danke – ich werde es in Ehre halten,“ verlegen verneigte sich der junge Mann vor Kira.   Keishin, der bereits am Auto stand, verdrehte genervt die Augen und stöhnte auf, woraufhin er mit einem zornigen Blick seiner Mutter bestraft wurde. Ihr Blick sagte wieder mehr als tausend Worte. Die Art und Weise, wie seine Mutter den Jüngeren immer in Schutz nahm, regte den Bewährungshelfer besonders auf. Allerdings wusste er, dass er bei der Älteren auf Granit biss und gab nach. Ergebend drehte sich der Blonde um und stieg ins Auto – Tobio tat es ihm daraufhin gleich.           Die Autofahrt verlief still und irgendwie …. seltsam? Normalerweise hatte Tobio wieder mit spitzig blöden Kommentaren gerechnet – doch Keishin blieb zur Abwechslung still. Seine braunen Augen waren starr auf die Straße vor ihnen gerichtet. Seufzend sah der Schwarzhaarige aus dem Fenster. Es war ein wunderschöner Morgen – ein hellblauer Himmel thronte über ihnen und nur ab und an zog eine weiße Wolke ihre Bahn. Seine Hände verkrampften sich und umklammerten das Päckchen, das sich auf seinem Schoß befand. Diese Stille machte ihn noch nervöser. Zusätzlich biss er unruhig auf seiner Unterlippe herum. Keishin warf mehrmals einen seitlichen Blick auf seinen Schützling, als dieser nicht hinsah.   „Damit eins klar ist, Gruftie. Benimm dich und mach keinen Ärger, ok? “, die Art und Weise wie der Ältere ihn ansprach, ließ Tobio die Luft anhalten. Unglaube spiegelte sich in dem blauen Augenpaar wider. Seit wann konnte der Grinseaffe ein normales Wort mit ihm wechseln? Klar, war der Satz immer noch taktlos, aber der Ton spielte bekanntlich die Musik und diesen Ton kannte Tobio bislang nicht. Das blaue Augenpaar sah kurz auf, ehe es den Blick wieder senkte.   „Werde ich nicht … keine Sorge …“, Tobios Worte wirkten schon fast wie ein Flüstern, doch der Blonde hatte sie vernommen. Der Jüngere bekam nicht mit, wie sich ein ehrliches Lächeln auf Keishins Lippen schlich.   Die Autofahrt dauerte wenige Minuten. Das Schulanwesen kam am Horizont langsam in Sicht. Tobio sah auf und schluckte wieder schwer. Je näher er dem Gebäudekomplex kam, desto mehr lag die Last auf ihm.   //Das hier ist meine letzte Chance…//   Tief in Gedanken versunken, ließ der Schwarzhaarige den Blick über das Gemäuer wandern. Die Schule war riesig und er konnte die ersten Schüler dabei beobachten, wie sich diese in Gruppen zusammenfanden und gemeinsam das Schultor passierten. Wieder verkrampften sich seine Hände in das Päckchen – gleichzeitig senkte Tobio seinen Blick zu Boden. Sein Herz schlug im Sekundentakt. Er war aufgeregt. Angespannt biss er die Zähne zusammen. Er hatte sich schließlich für diesen Weg entschieden – sich den Weg zurück in die Gesellschaft zu erkämpfen.   Tobio wusste, dass er diesen Weg allein bestreiten musste – es lag an ihm, ob er scheitern oder ob er wieder Anschluss finden würde. Die letzten zwei Jahre und die Zeit in der JVA hatten ihre Spuren hinterlassen. Sie wirkte wie ein tiefer Spalt, der sich schmerzlich in seine verletzliche Seele eingebrannt hatte – ein Lebensabschnitt, der seine Gedankenwelt verdunkelt und vergiftet hatte. Eine dunkle Vergangenheit, die langsam mehr und mehr in den Hintergrund geriet. Eine Zeit, der der Jüngere nicht mehr hinterhertrauen wollte. Inzwischen schämte sich der Schwarzhaarige dafür so früh aufgegeben zu haben. Die letzten drei Monate hatten so viel verändert – in positiver Hinsicht. Das wurde Tobio gerade wieder in diesem Moment bewusst.   Sein Wunsch nach einem normalen Leben war anfangs in einem kleinen Korn eingeschlossen gewesen. Es wirkte so verloren und wurde von einem dunklen Schatten heimgesucht. Dass dieses kleine Korn jedoch schneller gedeihen sollte, geschah schneller, als ihm lieb war. Es war dieser eine Moment gewesen, der wie ein Sonnenstrahl die Knospe zum Leben erweckt hatte. Gedanklich sah Tobio immer wieder den jungen Mann vor sich. Wie dieser mit seinen leuchtenden Seelenspiegeln dem Horizont der untergehenden Sonne entgegengesehen hatte – regelrecht im Licht des Sonnenuntergangs erstrahlte und sein Licht auf ihn geworfen hatte. Dieser junge Mann war sein persönlicher Hoffnungsschimmer – mit ihm hatte alles erst seinen Lauf genommen. Seit diesem Moment war dieser Wunsch aufgekeimt und schlug nach und nach seine Wurzeln. Fest entschlossen sah Tobio wieder auf und richtete seine Aufmerksamkeit nach vorne. Sein Wunsch soll Realität werden – das hatte sich der junge Mann fest vorgenommen. Bevor Tobio ausstieg, verabschiedete er sich mit einem stummen Nicken, das sein Bewährungshelfer erstaunend erwiderte, und erhob sich.   Nun stand Tobio da – vor dem Schultor. Nervös verstaute er, nachdem er aus dem Auto ausgestiegen war, die Bentobox in seiner Tasche und setzte sich langsam in Bewegung. Schritt für Schritt – seinen Blick starr geradeaus gerichtet. Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen – wollte so normal wie nur möglich wirken. Die Nervosität versuchte er, so gut es ging, zu verbergen.   Als er das Schulinnere betreten hatte, wechselte er seine Straßenschuhe gegen Pantoffeln aus, die die Schule für sie bereitstellte. In dieser Hinsicht waren alle japanischen Schulen gleich. Nachdenklich schritt der Schwarzhaarige in die Aula und begutachtete die Klassenlisten, die sich an einem großen schwarzen Brett befanden. Er war nicht der Einzige, eine ganze Gruppe an Schülern tummelte sich dort. Das Flüstern und Gerede versuchte er weitestgehend zu ignorieren. Als sich Tobio zwischen den Reihen hindurchgekämpft hatte, warf er einen prüfenden Blick auf die Liste. Es gab insgesamt drei Oberschulklassen. Mehrere Minuten vergingen, bis der junge Mann schließlich seinen Namen ausfindig machen konnte.   //3B//   Zumindest wusste er schon einmal in welche Klasse er überhaupt musste. Währenddessen schaute sich Tobio um. Die Schule war riesig, es gab so viele Gänge. Schnell musste der junge Mann feststellen, dass er gar nicht wusste, in welche Richtung er überhaupt gehen musste. Verloren stand er einfach nur da. Es war so nervig. Tobio spürte, dass seine Ungeduld langsam in ihm aufstieg.   //Verdammt…. Was mache ich denn jetzt? //   Sollte er einfach nach dem Weg fragen? Ein schweres Schlucken folgte. Dass er seine Komfortzone jetzt schon verlassen musste, behagte dem Schwarzhaarigen ganz und gar nicht. Aber was blieb ihm schon anderes übrig. Ehe Tobio diesen Gedanken weiter vertiefen konnte, wurde er plötzlich innerhalb von Sekunden aus seiner Gedankenwelt gerissen.   „Hey, hey, hey! Wen haben wir denn da???“   Tobio zuckte aufgrund des lauten Schreis zusammen. Was war das denn? Entgeistert sah der junge Mann rechts und links neben sich. Da war mal keiner. Wer war das? Als sich der Schwarzhaarige schließlich komplett umgedreht hatte, kamen zwei Schüler auf ihn zu. Bei der ersten Person handelte es sich um einen jungen Mann – etwa in seiner Größe. Seine weiß-grauen Haare waren nach oben frisiert und goldene Augen sahen ihn eindringlich an. Auf den ersten Blick erinnerten die Iriden an eine Eule. Ungläubig starrte Tobio sein Gegenüber an.   //Was zum? Meint der etwa mich? //   Irritiert stand Tobio einfach nur da wie angewurzelt und zeigte schließlich mit seinem Zeigefinger auf sich selbst. Ein Grinsen zierte daraufhin das Gesicht seines Gegenübers, ehe er nickend zustimmte.   „Haha! Genau dich meine ich. Was stehst du so verloren da rum?“ nach diesen Worten schob sich der Grauhaarige ein Sandwich in den Mund. Genüsslich biss er ein Stück ab und schmatzte fröhlich. Sein Gesichtsausdruck wirkte mehr als zufrieden. Währenddessen erklang eine weitere Stimme.   „Bokuto…. Wir stehen mitten auf dem Schulgang! Wenn dich ein Lehrer beim Essen erwischt, dann gibt es wieder Strafarbeit! Denk bitte daran, was letztens erst passiert ist…“, hinter dem Grauhaarigen kam ein weiterer junger Mann zum Vorschein, der seinen Nachbarn entgeistert anstarrte. Er besaß schwarzes lockiges Haar und trug eine dunkle Brille. Seine blauen Augen waren um einen Ton tiefer als Tobios und wirkten auf den ersten Blick leicht furchteinflößend. Den Grauhaarigen störte dies jedoch nicht im Geringsten. Schmatzend wand sich der Angesprochene seinem Klassenkameraden zu, der zwischenzeitlich seine Arme vor seinem Oberkörper verschränkt hatte.   „Aber Akaashi, ich habe doch so einen Hunger… Ohne ein zweites Frühstück überlebe ich den Morgen nicht…“   „Du hast immer Hunger! Das ist bei dir ja nichts neues. Zudem das hier schon dein drittes Frühstück darstellt…“, nach diesen Worten wand sich der junge Mann kopfschüttelnd schließlich Tobio zu und setzte ein freundliches Lächeln auf.   „Du bist neu hier, oder? Ich bin Akaashi Keiji. Tut mir leid, dass dich der Grobian hier so überfallen hat“, zum Gruß reichte der Schwarzhaarige Tobio die Hand.   „Ach was, nicht doch. Kageyama Tobio, freut mich“, verlegen kratzte sich Tobio am Hinterkopf und erwiderte den Händedruck seines Gegenübers.   „Wo genau musst du denn hin?“, immer wieder warf Akaashi einen seitlichen Blick auf den Grauhaarigen, der zwischenzeitlich endlich sein Sandwich verspeist hatte.   „Ich suche die 3B… wo befinden sich denn die Klassen der Oberstufen?“   „Ahh.. dann bist du in Kuroos Klasse! Dann sind wir ja sowas wie Nachbarn!“, freudig sprang der Grauhaarige auf und ab. Tobio hingegen verstand erst nur Bahnhof. Er konnte sich die imaginären Fragenzeichen schon genau vorstellen, die sich über seinem Kopf bildeten.   //Kuroo…wer?//   Irritiert hob Tobio eine Augenbraue. Der Typ war doch definitiv hyperaktiv. Vor allem aber, wie konnte man bloß morgens schon solch eine gute Laune haben? Akaashi, der immer noch neben seinem Klassenkameraden stand, schüttelte lachend den Kopf. Ehe Tobio jedoch auf die Aussage reagieren konnte, packte der Grauhaarige den Schwarzhaarigen am Arm und zerrte ihn mit sich mit.   „Ach, dann sag das doch gleich! Keine Sorge, Bokuto Koutarou zeigt dir den richtigen Weg! Also meine Wenigkeit~“   Tobio dachte in diesem Moment echt er sei im falschen Film. Das konnte doch nicht dessen Ernst sein! Hilfesuchend wand er sich Akaashi zu, der lachend neben ihnen herlief. Eine verlegene Röte hatte sich auf dessen Wangen gebildet.   „Tut mir leid, so ist Bokuto nun mal eben. Aufbrausend wie eh und je ..“, verlegen kratzte sich der Kleinere am Kopf.   Der Schwarzhaarige seufzte daraufhin genervt aus. Das war ihm dann doch wieder zu viel des Guten. Er hasste Körperkontakt – vor allem zu fremden Menschen! Aber dennoch ließ er die Wanderung stillschweigend über sich ergehen. Dass Bokuto die ganze Zeit redete, überforderte den jungen Mann noch zusätzlich. Wenn der Grauhaarige einmal anfing zu reden, hörte er einfach nicht mehr auf. Er laberte über Kami und die Welt – ohne Punkt und Komma. Er konnte einem regelrecht das Ohr abkauen. Seine eigenen Ohren hatte Tobio bereits nach mehreren Minuten auf Durchzug geschaltet.   //Oh Kami… was habe ich bloß verbrochen?!//   Als sie im Obergeschoss angekommen waren, hob Bokuto schließlich die Hand und winkte einem Schwarzhaarigen zu, der einige Meter vor ihnen stand.   „Hey Kuroo! Schau mal, wen ich in der Aula aufgelesen habe! Ich glaube er gehört zu euch!“, schließlich ließ Bokuto den Schwarzhaarigen los und schlug ihm daraufhin grob auf die Schulter.   Tobio rollte genervt mit den Augen, während sich eine Zornesader auf seiner rechten Schläfe bildete. Wie peinlich konnte sein erster Schultag bitte noch werden? Er hatte jetzt schon die Schnauze gestrichen voll. Akaashi, der neben ihm zum Stehen kam, klopfte ihm ebenfalls ermunternd auf die Schulter. Wobei sein Druck eher zaghaft war und Tobio die Berührung kaum bemerkte. Akaashi war die Lage wohl ebenfalls etwas unangenehm – zumindest ließ sein Gesichtsausdruck es so vermuten.   Der Angesprochene, der zuvor mit seinem Klassenkameraden gesprochen hatte, hob eine Augenbraue und kam auf sie zu. Seine schwarzen Haare standen zu Berge und nur ein seitlicher Pony verdeckte ein Teil seines Gesichts. Sein Gesichtsausdruck wirkte zuerst mehr als gelangweilt, während er auf sie zuschritt. Je näher er kam, desto mehr fiel Tobio auf, wie groß der Typ war. Der Schwarzhaarige musste mindestens um die 1,90 Meter sein. Tobio selbst war gerade mal 1,85 Meter groß.   „Bokuto… sei doch nicht immer so laut!“, nach diesen Worten wand sich der Größere Tobio zu, der seinen Blick zwischenzeitlich gesenkt hatte. Die aktuelle Situation war ihm immer noch mehr als peinlich.   „Du musst wohl Tobio Kageyama sein. Ich wurde schon darüber in Kenntnis gesetzt, dass wir ab heute einen neuen Mitschüler haben. Nimm es Bokuto nicht krumm – er ist so wie er nun mal ist. Aufbrausend und immer voller Tatendrang. Dennoch hat er das Herz am rechten Fleck. Ich bin im Übrigen Tetsurou Kuroo und Klassensprecher der 3 B. Der junge Mann hier neben mir ist Asahi Azumane.“   Der Brünette, der neben Kuroo stand, verneigte sich vor dem Schwarzhaarigen. Seine langen braunen Haare waren zu einem Dutt zusammengebunden und ein drei-Tage-Bart zierte sein Kinn. Herzlich sah ein braunes Augenpaar auf Tobio herab. Dieser schluckte hingegen schwer. Der Braunhaarige war ebenfalls größer als er.   „Danke, die Freude ist ganz meinerseits .. “, verlegen kratzte sich Tobio am Hinterkopf und verneigte sich zum Gruß.             Wenige Minuten standen sie alle vor dem Klassenraum und unterhielten sich über ihre Sommerferien. Es wurde herzlich gelacht und Tobio stand einfach mittendrin. Mehrmals sah er zwischen den Beteiligten hin und her. Bis jetzt schienen alle Schüler, denen er bislang begegnet war, in Ordnung zu sein. Selbst Bokuto war auf seine Art aushaltbar – auch, wenn er anfangs eher wie das genaue Gegenteil gewirkt hatte. Inzwischen hatte der Grauhaarige eine normale Haltung eingenommen und konnte auch ein normales Gespräch führen. Auch seine Stimme war um einiges entspannter und wirkte nicht mehr so hysterisch und energiegeladen. Akaashi war allerdings immer noch der Ruhigere von den Beiden. Die Art und Weise wie die Beiden miteinander umgingen, ließen Tobio nachdenklich werden. Sie mussten wohl auch privat miteinander zu tun haben. Allein wie sie einander immer wieder ansahen – die Situation weckte etwas Vertrautes in ihm. Gedankenverloren hatte Tobio sie eine Weile beobachtet. Wie standen die Beiden zueinander? Während er tief in Gedanken versunken war, wand sich Tobio wieder Kuroo und Asahi zu. Er selbst beteiligte sich nicht an den Gesprächen, er hörte ihnen einfach nur zu. Lieber behielt er die Lage erst einmal genau im Auge. Bevor sie schließlich die Klasse betraten, verabschiedeten sich die drei noch von Bokuto und Akaashi, die daraufhin im benachbarten Klassenraum verschwanden.   Als Tobio, Kuroo und Asahi die Türschwelle überschritten hatten, kehrte innerhalb von Sekunden Ruhe ein. Alle Augenpaare sahen neugierig nach vorne. Alle Blicke waren auf den Neuling gerichtet. Tobio wäre am liebsten im Erdboden versunken – er hasste es im Mittelpunkt zustehen. Als zu allem Übel auch noch das Geschrei der Schülerinnen losging, war es aus und vorbei. Das war dann doch wieder zu viel für den jungen Mann.   „Aww, wie niedlich ist der denn~“   „Endlich mal wieder ein Hingucker, da nehme ich die Ehrenrunde gern in Kauf!“   „Den würde ich nicht von der Bettkante stoßen, Mädels!“   //Oh nein… bitte nicht schon wieder …..//   Tobio hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Vor Scham waren seine Wangen schon rot angelaufen – peinlicher ging es wohl nicht! Dieses Verhalten ging ihm einfach nur auf die Nerven. Warum konnte er nicht einfach unbemerkt bleiben? Diese Art von Aufmerksamkeit behagte ihm überhaupt nicht. Anscheinend hatte sich an seiner Anziehungskraft gegenüber dem weiblichen Geschlecht in den letzten Jahren nichts verändert. In der Mittelschule war er auch schon ein Mädchenmagnet gewesen. Egal wo er hinging, die Hexen – wie er sie nannte - verfolgten ihn auf Schritt und Tritt. Wobei Tooru damals immer noch den Rekord hielt. An seiner Schule wurde sogar ein extra Fan-Club gegründet, was den Schwarzhaarigen damals immer extrem genervt hatte. Tobio würde es nicht direkt Eifersucht nennen, aber die Art und Weise wie sie den Brünetten immer umgarnt hatten, war mehr als penetrant und aufdringlich. Sie wussten, dass er vom anderen Ufer war, aber trotzdem konnten sie von ihrer Schwärmerei einfach nicht ablassen. Tobio ergab sich in diesem Moment seinem Schicksal. Er hoffte innerlich, dass ihm dieses Theater erspart blieb – sonst konnte er wirklich für nichts mehr garantieren. Kuroo, der immer noch neben ihm stand, grinste den Neuling hämisch an und legte seinen Arm um ihn.   „Am besten du ignorierst sie einfach. Unsere Hühner hier machen alles an, was bei drei nicht auf dem Baum ist!“   „Wie war das Kurroo?“   „Mensch, Kuroo und du willst unser Klassensprecher sein? Gönn uns doch den Spaß!“, die Blondinne, die in der hintersten Ecke der Klasse saß, zwinkerte Tobio daraufhin zu. Der Schwarzhaarige hingegen wand den Blick schnell ab und blickte angespannt zu Boden. Wie er es einfach hasste, dass er eine solche Aura auf das weibliche Geschlecht ausübte. Konnte er nicht einfach innerhalb von Sekunden im Erdboden versinken?   Kuroo lachte laut auf und gesellte sich zu den anderen in der ersten Reihe. Als er bemerkte, dass Tobio immer noch wie fest angewurzelt dastand, winkte er ihn zu sich.   „Kageyama – ich möchte dir noch Daichi Sawamura und Koushi Sugawara vorstellen. Mit Asahi zusammen sind wir das Vierergespann hier in der Klasse.“   Tobio setzte sich in Bewegung und gesellte sich zu den Anderen. Sawamura war ein großer junger Mann mit kurzem braunen Haar und braunen Augen.   „Hallo Kageyama, willkommen im Chaos!“   „Mensch, Daichi! Der arme Kerl ist schon geschockt genug!“, der Silberhaarige, der neben ihm saß, schlug seinem Nachbarn mit der Faust an die Schulter. Der Angesprochene hingegen lachte laut auf.   „Ach was, Suga! Da wird er gleich abgehärtet, nicht wahr Kuroo?“   „Glaub mir eins, Daichi. Kageyama hat schon Bekanntschaft mit Bokuto gemacht! Ich denke, den größten Schreck hat er bereits hinter sich – abgesehen von unseren Furien hier“, hierbei deutete der Schwarzhaarige Richtung hintere Reihe, woraufhin er schon die Proteste hören konnte. Schließlich brach die Männerrunde in helles Gelächter aus.   Tobio saß einfach nur mittendrin und sah zwischen den Beteiligten umher. Was seine Klasse anbelangte, schien er immerhin schon einmal Glück gehabt zu haben. Auf den ersten Blick wirkten alle superfreundlich und nahmen ihn herzlich in der Gruppe auf. Aber dennoch nagte weiterhin die Unsicherheit an ihm.   Der erste Schritt war getätigt, aber was folgte danach? Nachdenklich sah der Schwarzhaarige aus dem Fenster und widmete die Aufmerksamkeit einem Schmetterling, der gerade an der Scheibe vorbeiflog. Tobio wusste nur eines: ab heute würde ein neues Abenteuer beginnen. Ein Abenteuer, dessen Weg er selbst gewählt hat.       Was würde ihn ab heute erwarten?   Wem würde er hier noch alles begegnen?   Könnte es möglicherweise sein, dass er hier dem geheimnisvollen jungen Mann begegnen wird, von dem der alte Ukai gesprochen hatte?       Seufzend sah der Schwarzhaarige schließlich auf seine Hände herab. Nachdenklich rief er sich währenddessen wieder die Worte des alten Mannes ins Gedächtnis.   […] „Er geht auf die Karasuno High – so viel ich mitbekommen habe, ist er sogar in deiner Jahrgangsstufe ….Es könnte also gut möglich sein, dass sich euere Wege eines Tags kreuzen werden.“ […]   Schließlich ballte der junge Mann seine Hände zu Fäusten. Tobio würde alles in seiner Machtstehende tun, um den geheimnisvollen jungen Mann zu finden. Auch hatte er die Suche nach dem Wuschelkopf noch lange nicht aufgegeben. Seine Suche war noch lange nicht am Ende. Seine letzte Hoffnung war diese Schule - vielleicht würde er hier sogar beiden Personen begegnen.   Tobio war normalerweise keineswegs abergläubig, aber aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass all die Geschehnisse der letzten Wochen nicht umsonst geschehen waren. Als ob eine höhere Macht im Spiel war, die ihre Fäden gesponnen hatte. Wie sehr der Schwarzhaarige mit seiner Vermutung Recht behalten sollte, sollte sich noch am selben Tag bestätigen.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)