On the quest for the Once and Future King von ChiaraAyumi ================================================================================ Kapitel 3: III -------------- „She is the darkness to your light, the hatred to your love“ In einer Kurzschlussreaktion stürmte Merlin aus der Praxis und auf die Straße. Nein, heute war der Tag, an dem er Arthur traf. Nicht Morgana. Er konnte nicht falschgelegen haben. Er war sich so sicher gewesen. Von allen Menschen wollte er sie am aller wenigsten wiedersehen. Sie hatte ihm soviel Leid zugefügt, ohne sie wäre es so viele grauenvolle Dinge nicht passiert. Wenn sie hier war, würde wieder alles von vorne beginnen. Er wusste, er konnte seinem Schicksal nicht entfliehen und den ewigen Kreislauf durchbrechen, doch er hatte gehofft, dass er Zeit haben würde, bevor er wieder auf Morgana traf. Merlin stand unschlüssig auf dem Gehweg und plötzlich kam ihm ein anderer Gedanke. Was war, wenn Morgana sein Weg zur Arthur war? Waren sie auch in diesem Leben beide Kinder Uthers, die zusammen aufwuchsen? Er biss sich auf die Lippen. Am liebsten würde er augenblicklich verschwinden und so tun, als er hätte seine Erzfeindin nicht gesehen. Merlin wünschte sich Kilgharrah oder Gaius herbei, die ihm jetzt mit Rat zur Seite stehen könnte, aber er wusste, was die beiden ihm wieder raten würden. Sag Morgana nichts von ihrer Magie, hilf ihr nicht, sorge dafür, dass sie nie den Ausmaß ihrer Macht kennenlernt, am besten bringe sie um. Doch was hatte das geholfen? Alles, was er gemacht hatte, ob er nun den Rat mal angenommen oder mal in den Wind geschlagen hatte, schien alles schlimmer gemacht zu haben. Er hatte Jahrhunderte gehabt, um über seine Fehler nachzudenken und auch wenn er glaubte, dass Gaius und Kilgharrah es gut gemeint hatten, hatte er sich gefragt, ob wenn Morgana jemand gehabt hätte, der ihr zugehört hätte, ob es dann anders gewesen wäre. Merlin seufzte. Er hatte Angst davor es wieder alles falsch zu machen, aber er konnte auch nicht nichts tun. Im Gegensatz zu Morgana wusste er was mit ihm geschah, hatte es immer gewusst, seit dem Tag, an dem er Kilgharrah das erste Mal begegnet war und von seinem Schicksal erfahren hatte. Er konnte sie nicht ignorieren, vor allem nicht, wenn sie ihn zur Arthur führen konnte. Es half nichts. Er kam sich dumm vor raus gestürmt zu sein, aber ihn hatte seine Erinnerungen überwältigt. Da war soviel Schmerz und Bitterkeit gewesen, aber auch Bedauern und Reue. Dieses Mal würde er es anders machen. Dieses Mal würde er wirklich mit Morgana sprechen und ihr wirklich helfen. Die Arzthelferin warf ihm einen fragenden Blick zu und Merlin gab ihr zu verstehen, dass er draußen einen wichtigen Anruf erledigt hatte und das alles mit ihm in Ordnung war. Er rieb sich nervös die Hände, als er zurück ins Wartezimmer trat. Da am Fenster saß Morgana und schaute mit traurigem Blick hinaus. Sie schaute nicht einmal auf als er eintrat. Er blieb stehen, musterte sie, fragte sich, was in ihrem Kopf vorging, kam sich dann dumm vor mitten im Raum zu stehen und setzte sich. Wie fing er das jetzt an? Er konnte schlecht mit der Tür ins Haus fallen. An wie viel erinnerte sie sich? Welche Dinge hatte sie schon in ihren Alpträumen gesehen? Wusste sie bereits, dass sie Magie hatte und unerklärliche Dinge tun konnte? „Hey, tut mir leid, wenn ich aufdringlich bin, aber ich habe dich vorhin weinen gehört und der Arzthelferin Bescheid gegeben. Ich hoffe ich war nicht übergriffig. Geht es dir gut?“ Morgana hob den Blick und sah ihn zum ersten Mal an. Schock und Überraschung breiteten sich in ihrem Gesicht aus, sie erkannte ihn, wusste, wer er war. „Ich … ich ...“, stotterte sie. Was machte er nur jetzt? Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick eine Panikattacke erleiden oder ihn mit aller Macht angreifen. „Morgana“, sagte er sanft. „Atme tief ein und aus.“ Das sorgte nur dafür, dass sie sich weiter zurück in ihren Stuhl drückte, versuchte zu entkommen. Sie hatte Angst, verstand die Welt nicht mehr. „Woher kennst du meinen Namen? Kennen wir uns? Ich … ich hab dein Gesicht gesehen. In meinen Träume warst du da, immer da und hast dich mir in den Weg gestellt. Ich bin jetzt wirklich verrückt, richtig? Das kann doch nicht sein. Nein, das kann nicht wahr sein.“ Den letzten Teil murmelte sie zu sich selbst, unfähig zu verstehen, was das alles bedeutete. Merlin stand auf, wollte Morgana aber nicht einschüchtern, sondern ihr Vertrauen gewinnen. Er durfte nicht vergessen, dass sie sein Weg zur Arthur war. Er kniete vor ihr und versuchte beruhigend auf sie zu wirken. „Atme. Tief ein und aus. Alles ist in Ordnung, Ich kann dir helfen. Ich kann dir alles erklären.“ Ihre Augen flackerten voller Misstrauen und Angst, aber sie versuchte zu atmen und ihre Panik in den Griff zu bekommen. Er blieb vor ihr sitzen, solange bis sie sich wieder beruhigt hatte und ihre Atmung wieder normal klang. Erst dann brachte er wieder Abstand zwischen ihnen und setzte sich ein Stück weiter auf einen Stuhl. „Mein Name ist Merlin. Schön dich kennenzulernen.“ „Morgana, aber das scheinst du ja schon gewusst zu haben. Wer bist du?“ Merlin zögerte. Dieser Teil war nie einfach. Die Leute reagierten immer etwas anders. Manche glaubten ihm sofort, andere hielten es für einen Scherz und taten es ab. „Kennst du die Artussage?“ Sie sah ihn irritiert an, dann schien ihr Blick klarer und sie setzte schnell eins und eins zusammen. „Du bist der Merlin aus der Artussage? Der Zauberer?“ Sie schien ihren Worten selbst nicht zu glauben und sie direkt wieder zurücknehmen zu wollen, weil sie so lächerlich klangen. „Ja“, sagte er schlicht. „Und du bist die Wiedergeburt von Morgana.“ „Das ist doch lächerlich. Du treibst hier doch einen Scherz mit mir. Das ist nicht besonders lustig.“ „Deine Alpträume. Du hast gesagt ich bin darin vorgekommen. Was hast du noch gesehen?“ Sie sah ihn zweifelnd an, bevor sie ihm stockend von den Bruchstücken berichtete, an die sie sich dank ihrer Alpträume wieder erinnerte. Als sie an die Stelle kam, wo er sie vergiftet hatte, stockte sie und sah ihn ängstlich an. Von allen Dingen, die er getan hatte, bereute er diesen Moment am meisten. Wenn sie schon vorher ihrer Rücken langsam von ihnen abgekehrt hatte, weil sie sich nicht verstanden gefühlt und in Angst vor Uther gelebt hatte, so hatte er sie endgültig in die Arme von Morgause getrieben und ihr Glauben an das Gute ausgelöscht. „Ich bereue diesen Augenblick. Aber hätte ich es nicht getan, wären alle anderen gestorben und das konnte ich nicht zulassen, aber ich hätte es dir erklären sollen, statt mich abzuwenden und wegzusehen.“ „Das ist alles also wirklich passiert?“, fragte sie ihn fassungslos. „Du willst sagen, dass das alles real ist? Dass ich schon einmal gelebt habe und die Morgana bin, nach der ich benannt wurde? Dass die Artussage real ist? Dass Magie real ist? Dass das alles noch einmal passieren wird? Dass meine Alpträume alle real sind?!“ Merlin zuckte mit den Schultern. „Ja genau das will ich sagen und deswegen brauche ich deine Hilfe. Du hast die Gabe der Vorhersehung und kannst in die Zukunft sehen. Du weißt, was auf uns zukommt.“ „Aber du hast mir gerade erklärt, dass du versucht hast mich zu töten. Dass wir Erzfeinde sind und uns bis aufs bittere Ende bekriegt haben. Du hast mich getötet!“ „Und ich hab dir gesagt, dass ich mir darin die Schuld gebe, was aus dir geworden ist. Dieses Mal werden wir alles anders machen. Ich werde dir helfen, dir alles erklären. Es gibt genug Geschichten, in denen wir zusammengearbeitet haben. Warum lassen wir diese nicht wahr werden? Wir müssen uns nicht bekämpfen. Du und ich, wir sind von derselben Art. Keiner kann uns verstehen, aber wir können für einander da sein. Daran will ich glauben.“ Morgana sah ihn immer noch zweifelnd an, nickte dann aber. „Ich muss das alles erst einmal verarbeiten“, gestand sie. „Wäre es in Ordnung, wenn wir uns morgen noch einmal treffen? Dann kannst du mir alles erklären und zeigen. Und vielleicht ein anderer Ort als in einem Wartezimmer in einer psychologischen Praxis?“ Sie kicherte bei der Irrwitzigkeit der Situation, in der sie sich gerade befanden. Sie saßen in einem Wartezimmer und jeder, der ihrem Gespräch zugehört hätte, hätte sie für völlig verrückt erklärt. Also waren sie am richtigen Ort. In genau diesem Augenblick betrat die Arzthelferin den Raum und rief Merlin auf. „Warte noch, bevor du gehst. Ich möchte noch, dass du jemanden kennenlernst. Denn du bist nicht ohne Grund hier gelandet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)