Herz über Kopf von Centranthusalba ================================================================================ Kapitel 15: Ende ---------------- „Hey Käpt’n“ Etwas unwillig schaut Mario auf. „Hmm?“ „Warte noch kurz.“ „Was ist Gregor?“ Gregor verdreht kurz den Kopf nach allen Seiten, um sich zu vergewissern, dass alle anderen gegangen und er und sein bester Freund nun allein in der Umkleidekabine sind. „Sag mal“, beginnt er vorsichtig, „ich hatte das Gefühl, dass du heute im Training irgendwie neben dir standest. Ist alles okay?“ Mario presst die Lippen aufeinander. „Hat man das gemerkt, ja?“, murmelt er. „War nicht zu übersehen…“ Erleichtert, dass Mario sich nicht ganz verschließt, wie es öfters seine Art ist, setzt Gregor sich neben ihn auf die Bank und redet weiter. „Hat dich wieder irgendjemand blöd angemacht, wegen des Kapitänspostens? Das Thema sollte doch nun wirklich langsam geklärt sein.“ „Nein…“ „Sondern?“ „…“ „Mario?“ „Es ist…“ Mario seufzt schwer. Wem soll er sich anvertrauen, wenn ich ihm, seinem besten Freund? „Hast du in den letzten Tagen mal mit deiner Schwester gesprochen?“ „Mit Elsa? Nein…“ Gregor legt seine Hand auf den Hinterkopf um kurz nachzudenken. „Um ehrlich zu sein, habe ich sie schon seit einer Weile nicht mehr gesprochen.“ „Elsa… Elsa hat gestern mit mir Schluss gemacht.“ Der Satz fällt wie schwere Steinbrocken in die Umkleidekabine. Gregor hält ungläubig die Luft an. „Sie war gestern bei mir, hat gesagt, dass sie nicht mehr an unsere Beziehung glaubt. Sie will etwas anderes, das ich ihr nicht geben kann.“ „Was denn anderes?“, entfährt es Gregor. Mario schüttelt mit dem Kopf. „Keine Ahnung. Ich habe sie das auch gefragt, aber sie hat mir keine Antwort gegeben. Es war schwierig überhaupt etwas aus ihr heraus zu bekommen. Sie hat sofort angefangen zu weinen und hat immer nur wiederholt, dass sie das alles nicht mehr will.“ „Aha…. Aber, aber warum?!“ „Das frage ich dich, Gregor. Du bist ihr Bruder. Hat sie dir in letzter Zeit irgendwas gesagt? Oder vielleicht zu Conny?“ Gregor starrt in das Gesicht seines Kapitäns. Mit brennenden Augen sieht dieser ihn an, als könnte er die Antwort in irgendeiner Regung oder auch nur Haarspitze seines Gegenübers herauslesen. „Ähhh….“, abwehrend hebt Gregor die Hände, „Also Conny hat mir nichts in der Hinsicht gesagt und ich weiß auch nichts. Ich habe nur mitbekommen, dass sie in letzter Zeit ziemlich zickig war. Hat sie vielleicht Stress an der Uni? Immerhin ist es ihr letztes Semester.“ Mario zuckt mit den Schultern. „Eigentlich nicht. Vielleicht weiß Sarah etwas?“ Plötzlich springt Gregor auf. Seine Augen leuchten wie immer, wenn er einen Plan hat. „Mario, überlass das mir. Das Ganze lässt sich bestimmt lösen. Ihr beide gehört doch zusammen. Da steckt garantiert etwas anderes dahinter. Lass mich mit ihr reden. Mir wird sie bestimmt antworten. Ganz sicher!“ Brrt, brrrrrrt Hibbelig wippt Gregor mit den Füßen auf und ab, während er auf die geschlossene Tür zu Elsas und Sarahs WG starrt. Nach dem zweiten Klingeln ertönen dahinter Schritte. „Siehst du, ich habe doch gesagt, dass du sofort wieder zurück… oh, hallo Gregor.“ Überrascht blickt Sarah ihn an. Offensichtlich hatte sie mit jemand anderem gerechnet. Gregors Hand wandert schon wieder verräterisch zu seinem Hinterkopf. „Ähh…hallo“, lacht er verlegen, „ist Elsa da? Ich muss dringend mit ihr sprechen.“ „Das ist eine gute Idee, Gregor. Das würde ich auch gerne, aber leider ist sie seit gestern abend weg.“ „Wie weg?“ „Weg.“ Sarah zuckt mit den Schultern. „Hat eine große Reisetasche gepackt und ist zur Tür hinaus.“ Gregor öffnet den Mund, kommt aber nicht mehr dazu etwas zu sagen. Augenblicklich ergießt sich die ganze Geschichte über ihn wie ein Wasserfall. „Sie war völlig außer sich. Dabei habe ich sie nur gefragt, ob ich ihre Aufzeichnungen aus der Buchhaltungsvorlesung haben kann. Wir schreiben doch nächste Woche unsere Prüfung und durch die Parties und den ganzen Stress mit diesem Idioten Saotome in den letzten Wochen, hatte ich kaum Zeit zu lernen.“ „Äh...“ „Aber anstatt mir auszuhelfen, wie sie es sonst immer sofort getan hat, war sie total zickig. Weißt du, was sie mir an den Kopf geworfen hat? Willst du es hören?“ „Elsa? Zickig?“ „‚Werd endlich erwachsen!‘ Das hat sie zu mir gesagt. Nein angeschrien hat sie mich! Ich bin 22! Ich bin erwachsen! Was denkt sie sich denn?!“ Gregor hofft inständig, dass er darauf keine Antwort geben muss. Seine Haare am Hinterkopf stehen inzwischen wild in alle Richtungen ab, so sehr reibt er mit der Hand dagegen. „Dann ist sie in ihrem Zimmer verschwunden und hat eilig ihre große Tasche gepackt. Dabei war sie doch gerade erst bei euren Eltern.“ „Hat sie etwas gesagt, wohin sie geht?“ Wieder zuckt Sarah mit den Schultern. „Nein. Aber ich würde mir keine Sorgen machen. Das ist bestimmt nur so eine Laune. Die kommt zurück. Wo soll sie denn schon groß hin?“ „Weißt du, was sie alles mitgenommen hat?“, fragt Gregor schließlich und tritt in den Flur in Richtung Elsas Schlafzimmer. „Fast alles. Sie meinte sogar, ich könne das Zimmer haben. Meine Güte, war die zickig.“ Ungläubig öffnet Gregor die Tür und starrt in das Zimmer seiner Schwester. Der Schreibtisch und das Bett stehen sauber aufgeräumt und verlassen im Raum. Aus einer Ecke gähnt ihm der leere Kleiderschrank mit offenen Türen entgegen. Von Elsa keine Spur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)