Kyou Kara Maou - Ein geschlossener Pakt von Ceasar ================================================================================ Prolog: Einleitung ------------------ Seufzend ließ sich Yuri in seinen Stuhl am Frühstückstisch fallen. Er war doch nur einen Tag weg gewesen. Gut, Einen Tag auf der Erde. Dort verging die Zeit anders wie hier im Dämonenreich, was zur Folge hatte, dass hier bereits eine Woche vergangen war. Und kaum war Yuri hier angekommen, da hatte sich Gunther schon um seinen Hals geworfen und schluchzend immer wieder "Majestät" gerufen. Aber bevor dieser Yuri ersticken konnte, wurde er von Graf Wolfram von Bielefeld, seinem Verlobte , gerettet. Doch auch das war keineswegs besser. Nun durfte er sich eine Standpauke anhören, warum er erst jetzt zurück kehrte. Yuri konnte allerdings noch zuvor trockene Kleider anziehen. Aber jetzt gab es kein entkommen mehr vor dem Blonden. "Also wo warst du und was hast du getrieben, du Waschlappen!" Wolfram stand mit verschränkten Armen vor Yuri, der sich auf seinen Stuhl gesetzt hatte. "Nenn mich nicht Waschlappen! Und ich war Zuhause, wo sonst?" entgegnete Yuri leicht aufgebracht. Dabei musterte er kurz sein gegenüber. "Und warum hat das dann so lange gedauert?" Mürrisch und stur wie eh und je ließ sich Wolfram nicht so leicht abwimmeln. Schmunzelnd sah Yuri zu Wolfram hoch. Wie hatte er auch denken können, dass er ihn mit einer solchen Antwort zufrieden stellen konnte. "Was gibt's da zu grinsen?!" fragte nun Wolfram, dem das Schmunzeln von Yuri nicht entgangen war. "So darfst du doch nicht mit seiner Majestät reden. Auch wenn du mit ihm verlobt bist." ergriff nun Gunther das Wort, um seiner über alles geliebten Majestät zu helfen. Bevor Wolfram noch etwas sagen konnte, wurden alle durch einen erfreuten Ausruf unterbrochen. Greta, die Adoptivtochter von Yuri und Wolfram, hatte genau diesen in jener Sekunde erblickt und sprang ihm um den Hals. Beinah hätte das Gewicht den Überraschten König vom Stuhl geworfen, doch bevor das geschah wurde er von Conrad, der wie aus dem nichts auftauchte, festgehalten. "Passt auf euch auf, Majestät", sagte dieser mit seinem freundlichen Lächeln zu Yuri. "Du weißt doch das du mich Yuri nennen sollst. Immerhin hab ich dir den Namen zu verdanken." Mit einem schiefen Grinsen schaute er Conrad in die Augen. Dieser nickte nur zustimmend. "Was treibst du da schon wieder du Schwerenöter?" Yuri zuckte zusammen und blickte langsam Richtung Wolfram. Dieser blickte ihn eifersüchtig schnaubend an. Abwehrend hob Yuri die Hände um sich vor etwaigen Angriffen von Wolfram zu schützen. "Da du jetzt wieder da bist, gehst du mit mir draußen spielen?" Bei diesen Worten hielt Yuri kurz inne bevor er zu Greta sah, die auf seinem Schoß saß. Erleichtert atmete Yuri aus. Seine Tochter hatte ihm gerade das Leben gerettet. Denn Wolfram konnte ziemlich... naja kompliziert werden wenn er eifersüchtig wurde. Schnell stimmte er seiner Tochter mit einem Nicken zu und wollte schon Anstalten machen aufzustehen, da wurde er durch ein Räuspern aufgehalten. Er drehte den Kopf und sah Gwendal an. Und tatsächlich stammte das Geräusch von ihm. "Ihr werdet in zwei Stunden in eurem Arbeitszimmer erwartet. Es haben sich wieder einige Dokumente angesammelt die euer Einverständnis verlangen." Ohne eine Antwort abzuwarten, aß Gwendal schweigend weiter. Mit einem Seufzen nickte auch Yuri. Was hatte er schon für eine Wahl? Doch war das noch lange nicht alles. "Ach dann könnten wir danach auch noch den Unterricht fortsetzen," schaltete sich nun Gunther auch lächelnd ein. Yuri ließ den Kopf hängen. 'Oh Mann'. Nun ja, er war schließlich König und musste ein Land regieren. Wenigstens konnte er jetzt mit Greta etwas Zeit genießen. Diese Tatsache ließ ihn zumindest kurz lächeln. Doch auch dieses Lächeln verschwand als er bemerkte, dass Wolfram ihm nach draußen folgte. "Was gibt's noch, Wolfram?" fragte er also. "Greta ist auch meine Tochter und deswegen werde ich mitspielen." verkündete er gelassen. Dabei warf er Yuri ein schelmisches Grinsen zu. "Was..du...? Du bist doch sonst zu stolz für alles... und letztens sagtest du ich sei ein Waschlappen weil ich mit den Kindern spielte...", erwiderte Yuri der gespielt empört klang. Aber vielmehr war er besorgt um sein Wohlergehen, denn Wolfram hatte nicht vergessen, dass er Yuri eben noch eine Standpauke halten wollte. "Jaaa! Wolfram spielt auch mit", freute sich Greta und bekam von Wolfram ein warmes lächeln geschenkt. Yuri, dem nun klar wurde, in welcher aussichtslosen Lage er sich befand, ergab sich schließlich seinem Schicksal und ging mit leicht gesenktem Kopf seiner Tochter hinterher. Wie hatte er das vermisst. Obwohl er anfangs Zweifel hatte weil Wolfram sie begleitete, wurde es eine lustige Zeit, die zu schnell vorüber ging. Jetzt lagen sie an einen Baum gelehnt auf der Wiese im Schlossgarten. Greta war eingeschlafen und lehnte an Yuri Beinen. Selbst Wolfram war langsam eingenickt und lehnte an seiner Schulter. Ab und zu murmelte er im Schlaf Sachen wie 'Weichei' oder 'du Schwerenöter'. Diese verhalten war typisch für Wolfram und entlockte dem König ein leichtes Grinsen. Aus irgendeinem Grund lehnte er sich seinerseits etwas an Wolfram und legte seinen Kopf auf dessen. Er musste daran denken wie er dem blonden Dämon das erste mal begegnet war. Schon damals fand er ihn sehr attraktiv. Und diese Meinung hatte sich nicht verändert. Er fand ihn sogar recht anziehend auch wenn er das noch nicht ganz war nahm. Doch das zählte gerade nicht. Er schloss langsam die Augen und wollte die Ruhe genießen. Doch urplötzlich hörte er jemanden nach ihm rufen. Und die Stimme die da rief kannte er nur zu gut. Gunther, der auf der suche nach seiner Majestät durch das Schloss eilte um diesen für die Arbeit abzuholen , rief immer wieder den Namen seiner Majestät. Doch nirgends reagierte jemand auf seine Rufe. Schließlich lief er richtig Garten weil er dort noch nicht gesucht hatte. Und tatsächlich sah er schon von weitem, dass seine Majestät an den Stamm einer Eiche gelehnt dort saß. Weiter nicht ungewöhnlich, doch Gunther wurde von einem neuen Traueranfall überrannt, als er sah, dass Wolfram den Kopf an die Schulter des Maou gelehnt hatte. Und zu deinem Entsetzen hatte der Maou sich sogar ein bisschen zu Wolfram gelehnt und seinen Kopf an den von Wolfram gelehnt! Wieso tat seine Majestät ihm so etwas an? Ihm, Günther, seinem treuen Diener, der ihn vergötterte. Er riss sich zusammen und ging zu seiner Majestät. Diese hatte ihn schon von weitem erkannt und lächelte ihn warm an. Erst jetzt bemerkte Gunther, dass auch Greta an den Beinen von Yuri schlief. Bei diesem Anblick und dem lächeln, dass Yuri ihm entgegenbrachte, vergaß Günther seine Trauer und strahlte Yuri entgegen. "Ach Majestät, ich habe überall nach euch gesucht. Es liegen noch Schreibarbeiten für euch bereit." meinte Gunther und schaute Yuri mit theatralischer Mine an. Dieser lächelte nur und seufzte. "Gib mir noch einen Augenblick, ich komme sofort." gab Yuri als Antwort. Eigentlich wollte er nur nicht Greta und Wolfram aufwecken. Und wenn er ehrlich war genoss er diesen Moment. Auch wenn alle an ihn lehnten und schliefen. Gunther rang mit sich selbst und gab nach. "Gut ich warte im Studierzimmer auf euch, eure Majestät," antwortete er dann und verschwand wieder. Yuri saß noch einige Minuten nur da und entspannte sich. Aber er musste auch zurück und die Arbeit erledigen, das wusste er. Also hob er seinen Kopf und versuchte sich aufzurappeln ohne die Anderen aufzuwecken. Er studste Wolfram leicht an die Schulter. Dieser öffnete leicht die Augen und brauchte einen Moment um zu merken wo er war. Erst jetzt merkte er, dass er an der Schulter seines Verlobte lag und anscheinend eingenickt war. "Was gibt's denn?" fragte er deswegen noch ein wenig müde. "Ich muss noch ins Büro und die Dokumente absegnen," sagte Yuri kurz. "Ach so und warum bist du dann noch hier?" fragte Wolfram, und schob noch ein "du Waschlappen", hinterher. "Naja ich wollte, aber du hast ja an meiner Schulter geschlafen," antwortete Yuri. "Und ich wollte dich nicht wecken, du sahst so friedlich aus," kam es noch leiser von Yuri hinterher. Wolfram war überrascht über diese Aussage, ließ sich aber nichts anmerken. "Ah" war sein einziger Kommentar dazu. Yuri schmunzelte nur. Seltsam, Wolfram war einfach seltsam. Ohne weitere Worte erhob er sich, wobei er darauf achtete Greta ich zu wecken und begab sich Richtung Studierzimmer. Dort angekommen wurde er von Gunther überschwänglich begrüßt, wobei er von Gwendal nur einen nichtssagenden Blick bekam. Es dauerte bis in die Dämmerung hinein, bis er alle Dokumente unterschrieben hatte. Das Meiste waren bloß Auskünfte über Steuereinnahmen und Handelsbriefe. Dazu kamen noch Armee Auskünfte und ein paar Bitten von Bewohnern, die um einen finanziellen bestand baten oder Genehmigungen zum Bau benötigten. Doch endlich, endlich hatte es Yuri geschafft alles abzuarbeiten. Ausgelaugt und sich streckend erhob er sich von seinem Stuhl. "Danke für eure Hilfe Gwendal und Gunther," sagte der Maou und bekam von Gwendal ein Nicken mit den Worten "Wir helfen doch gerne bei euren Arbeiten". Ein leiser Sarkasmus war darin zu hören. Günther hingegen schenkte seiner Majestät ein herzliches Lächeln. Yuri machte sich also auf den Weg in seinem Gemach. Dabei traf er auch Wolfram, der wohl vor seiner Tür gewartet hatte. "Endlich bist du fertig ich dachte schon dass du Waschlapp-..." weiter kam er nicht. Ein Beben erfasste den Hügel auf dem das Schloss stand und brachte es zum erzittern. Erschrocken klammerte sich Yuri an Wolfram um Halt zu bekommen. "Was... ist das...?" fragten sich die beiden. Niemand ahnte etwas. In einem Tal im östlichen Teil des Groß-Dämonen-Reiches wütete ein gewaltiger Sturm. Der Wind fegte durch das Tal und die Bäume bogen sich unter dem Druck. Das Wasser in dem nebenliegenden Fluss begann zu steigen und über die Ufer zu treten und wilder zu fließen. Ein Knistern erfüllte die Luft und ließ Funken im Wind tanze. Jedoch brannte nichts nieder. Dazu kam noch ein bedrohliches Beben, dass man im ganzen Königreich spüren konnte. Es war, als würden die Elemente verrückt spielen und ein heilloses Chaos entfachen. Und genau das war auch so, jedoch ohne etwas zu zerstören. Die Elemente drehten nur am Rad. Plötzlich schlug ein Blitz in das Zentrum des elementaren Chaos und ein ohrenbetäubender, widerhallender Donner erklang und breitete sich rasend schnell aus. Rauch stieg von der Einschlagstelle auf und legte sich wie Nebel über das Tal. Das elementare Chaos hatte urplötzlich gestoppt und es wurde wieder ruhig. Der Nebel lichtet sich langsam und ließ ein in den Boden gebranntes Zeichen erkennen. Ein Rascheln ging durch die Kronen der Bäume und ein leises Wispern war zu hören. Dann wurde es wieder still und die Nacht beherrschte die Geräusche. Kapitel 1: Berichte aus den Grenzdörferm ---------------------------------------- Der ohrenbetäubende Knall hallte noch nach, was Yuri dazu veranlasste, sich enger an Wolfram zu drücken. Dieser hatte seine Arme schützend um Yuri gelegt und schaute nun mit leichter Nervosität in den Augen von einer Richtung in die Andere. Erst als Konrad, der zuvor den Tag mit Yozak beim Schwerttraining verbracht hatte, um die Ecke angerannt kam, wurde den Beiden bewusst, wie sie dort standen. Mit roten Wangen löste sich Yuri langsam von Wolfram, der ihn nur widerwillig los ließ. "Yuri! Wolfram! Geht es euch gut?", rief Konrad während er Ihnen entgegen lief. Als dieser den Mund öffnete um etwas zu sagen, wurde auch schon die Tür zum Büro aufgestoßen und ein perplexer Günter rannte hinaus. Als er seine Majestät sah, rannte er auf ihn zu und brach in Tränen aus. "Welch Glück das euch nichts passiert ist. Ich hätte es mir nie verziehen wenn euch etwas zugestoßen wäre. Ach allein schon die Vorstellung euch könnte etwas zustoßen..." schniefte der aufgelöste Berater und Lehrmeister. "Schon gut Günter, ich war ja nicht allein", sagte der Maou mit leicht verlegener Stimme und deute mit dem Kopf auf Wolfram und Konrad. "Siehst du, kein Grund zur Besorgnis, Günter. Und jetzt reiß dich zusammen." ertönte Gwendals Stimme hinter Günter. "Oder willst du das wir alle noch deine Schreie und dein Geschniefe ertragen müssen?" "Ja.. aber wenn seiner Majestät..." erwiderte der Berater unter Tränen. "Ich war doch bei ihm und hätte ihn vor allem beschützt," schnaubte nun Wolfram. "Es hätte mich nicht gewundert wenn du seine Majestät mit deinen Füßen aus dem Bett geschubst hättest, wie willst du ihn dann beschützen?" Günter klammerte sich an Yuris Hals und drückte ihn so fest er konnte an sich. Konrad ergriff nun das Wort und meinte, sie sollten sich hinlegen und schlafen gehen, immerhin war es schon späte Nacht und alle merkten die langsam aufsteigende Müdigkeit. Gähnend räckelte sich Yuri und schaute in die Runde. "Ich finde das klingt gut," sagte er mit einem leichten lächeln auf den Lippen. Gesagt getan gingen alle zu ihren Gemächern, auch Günter, der sich nur schwer von seiner Majestät lösen konnte. Auf dem kurzen Weg zu seinem Gemach war Yuri leise und überlegte, woher dieser Knall wohl kam. Aber auch die Müdigkeit stieg in ihm immer mehr an. Die Büroarbeit hatte ihm so viel Kraft geraubt. Doch der Gedanke an den Knall jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Er wusste nicht wieso ihn dieses Geräusch so erschrocken hatte. Normalerweise konnte er bei Gewittern gut schlafen. Es war als hätte er ein ungutes Gefühl, dass durch den Knall in einen Schock umgewandelt worden war. Doch jetzt freute er sich nur auf sein Bett und den Schlaf. Heute war es Yuri sogar egal, dass Wolfram in seinem Bett schlief. Er wollte nicht alleine sein. Und zu zweit war das Bett auch nicht so leer. Auch wenn das hieß, dass er mit eventuellen Schlafattacken rechnen musste. Aber jetzt zählte für ihn nur der Schlaf. Von den Strahlen der aufgehenden Sonne geweckt, erhob sich der Dämonenkönig langsam aus seinem Bett. Er streckte die Glieder und ließ ein wohliges Seufzen verlauten. Das Schnarchen neben ihm entlockte ihm ein "Huh?". Wolfram lag dort in die Decke eingewickelt und schlief tief und fest. 'Er sieht so friedlich aus', dachte sich der König und ein Lächeln huschte über seine Lippen. Die Ereignisse der vergangenen Nacht erschienen ihm nun wie ein Traum. Erst ein gewaltiges Beben und dann dieser unglaublich laute Knall. Ein Schauer lief ihm bei Diesen Gedanken über den Rücken. Er fragte sich immer noch, was einen solchen Knall auslösen könnte. Er hatte noch nicht zu Ende gedacht, da vernahm er schon ein leises Klopfen an seiner Tür. kurz darauf öffnete Konrad die Tür leicht und lächelte Yuri an. "Seid Ihr für euer Morgentraining bereit, Majestät?" fragte er, wie er es jeden morgen tat. "Natürlich, das wird mich ablenken," erwiderte Yuri und begann sich umzuziehen. "Konrad?" "Ja, Yuri?" "Was glaubst du, könnte einen solchen Knall erzeugen, wie den von neulich Abend?" In der Tat, eine gute Frage. Konrad wusste es nicht. Und ehrliche gesagt wusste niemand, was es gewesen sein könnte. "Nun vielleicht eine Explosion, oder ein Blitzeinschlag in der Nähe", gab Konrad nun doch von sich. "Und was könnte hier explodiert sein?" fragte Yuri weiter. "Ein Blitz der in den Boden einschlägt?", war Konrads Antwort. Der König beließ es dabei und gab nur ein eher unbeteiligtes 'Mhm' von sich. Nach seinem Lauftraining und einigen Dehnübungen mit Konrad begab Yuri sich zum Frühstück, wo er von Günter den Tagesablauf erfuhr. Das hieß, er würde wieder die meiste Zeit am Schreibtisch verbringen müssen. Selbst Wolfram ließ ein Schnauben und ein 'Du Waschlappen, das sind schließlich deine Pflichten als König' verlauten. Von Gwendal kam nur ein normaler Blick, ehe er weiter aß. Ebenso von Konrad der ihn nur gewohnt freundlich anlächelte. Also ergab sich der König mit einem Seufzer und folgte nach dem Frühstück Günter zum Studierzimmer. Währenddessen liefen in einem Dorf, weit abseits des Schlosses am Rand des Neuen-Dämonenkönigreiches die Dorfbewohner mit Wassereimern und in wilder Aufregung umher. In der Nacht zuvor waren durch das Beben teilweise Häuser leicht eingestürzt und kleinere Brände entstanden. Bevor diese auf die Häuser übergriffen mussten sie gelöscht werden. Zum Glück war niemand zu schaden gekommen, jedoch wurden in einer Mine, in der Erze geschürft werden, einige Männer eingeschlossen. Mit Schaufeln und Spitzhacken versuchten die Bewohner das Gestein und die Erde abzutragen, aber sie kamen nur langsam und mühsam voran. Es war ein kleines Bergbauerndorf, das umliegende Dörfer und Orte mit den Erzen belieferte. "Schickt eine Taube los!" "Wir bitten die umliegenden Dörfer um Ihre Hilfe bei der Bergung! Benachrichtigt auch das Schloss!" "Hat noch jemand eine Spitzhacke?!" "Schnell, holt mehr Eimer!" Der Dorfälteste leitete die Männer zum Ausgraben an und die Frauen und Kinder sollten so gut es geht die Feuer in Schach halten. Mit einem theatralischem Seufzen wandte sich Baron von Kleist an seine Majestät. "Aber eure Majestät, ihr habt ein Land zu regieren. Da müsst ihr nun mal auch Formulare ausfüllen", sagte er daher mit niedergeschlagen Unterton zu seinem König. "Ich weiß, ich weiß. Es ist nur eine relativ langweilige Angelegenheit." meinte der junge Maou mit einem entschuldigend Lächeln. Bevor Günther weiter Tadeln konnte, klopfte es an der Tür woraufhin auch schon Dakaskus den Raum betrat. "Was gibt's?" fragte Gwendal automatisch ohne aufzusetzen. "Eure Majestät, wir haben eine Brieftaube aus einem Dorf an der Grenze erhalten!" Die Stimme des Soldaten hallte durch den Raum. "Von wo genau?" Gwendal schrieb weiter an seinen Papieren und wartetet auf Auskunft. "Aus Hohnfelsen, eure Lordschaft!"   "Sie bitten um Hilfe bei der Bergung mehrerer Bergleute, die verschüttet wurden durch das Beben gestern Nacht! Außerdem brauchen sie wohl Unterstützung bei Arbeiten an ihren Häusern." Dakaskos stand straff und verkündetet die Nachricht. Gwendal und Günter sahen sich kurz an. "Dann schick einen Trupp los, der den Bewohnern hilft", Gwendal widmetet sich wieder seinen Papieren und Günter sah zu dem Soldaten. "Danke dass du uns die Nachricht überbracht hast." Eine kleine Handbewegung des königlichen Beraters ließ Dakaskos Nicken. Jedoch verließ er den Raum nicht. "Gibt es sonst noch etwas?" Gwendals Stimme klang leicht genervt und eine Falte bildetet sich auf seiner Stirn. "Nunja,..." Dakaskos sprach ein wenig leiser und zögerlich, als wäre er unsicher. Yuri sah zu ihm und wartete. "Was ist los Dakaskos?" "Wir haben noch weitere Nachrichten erhalten aus Dörfern, denen es ähnlich ergeht. Jozak ist bereits auf dem Weg in eines dieser Dörfer um nach dem Rechten zu sehen." Während er sprach legte er die Hand an sein Kinn und neigte den Kopf leicht. Yuri wollte sich gerade erheben um zweifelsohne zu verkünden, dass er sich unverzüglich zu dem Ort des Geschehens begeben möchte um dort zu helfen. Jedoch wurde er von Günter unterbrochen ehe er etwas sagen konnte. "Dann müssen wir den Bericht von Jozak abwarten. Ich werde sofort einen Trupp zusammen stellen, der sich um diese Angelegenheiten kümmert und den Bewohnern hilft. Bitte kümmere dich bis dahin um seinen Majestät und erkläre ihm die Berichte." Ohne eine Antwort abzuwarten verließ Günter den Raum. "Komm mit", sprach er zu Dakaskos, der ihm hinausfolgte. Kurz machte sich Stille breit. Yuri war zu überrumpelt um etwas zu sagen. Doch ein Seufzer von Gwendal holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Gwendal erhob sich und richtete seinen Blick auf den Berg von Papieren. 'Wieso wieder ich?' "Huh?" Yuri sah fragend zu Gwendal. "Gehen wir nicht dorthin um etwas zu unternehmen? Ist es nicht meine Pflicht als Dämonenkönig den Bürgern zu hel.." Yuri erhob sich von seinem Platz und stütze sich dabei mit einer Hand auf die Tischplatte. "Eure Pflicht ist es, euer Land zu regieren! Und ihr helft uns Allen am meisten, wenn ihr die Belange auf eurem Schreibtisch abarbeitet." Gwendal sah ihn nicht mal an. er hatte die Augen geschlossen und stand vor seinem Stuhl. "Außerdem, müssen wir erst den Bericht von Jozak abwarten. Er ist unser fähigster Mann. Er wird in Erfahrung bringen wie die Situation ist und dann können wir klare Entscheidungen treffen." Sein Blick legte sich nun auf Yuri, den er eindringlich musterte. "Aber dennoch.." Yuri wollte nicht locker lassen, aber bei Gwendals strengem Blick überlegte er es sich dann doch anders und ließ sich langsam wieder auf seinen Stuhl sinken. 'Jozak wird sich darum kümmern, also wird es den Leuten schnell besser gehen. Dennoch, hier in diesem Zimmer zu sitzen.. und all diese Papiere... Ich werde nie fertig.' Mit einem Seufzen ließ der König seinen Kopf auf den Tisch sinken. "Ist irgendetwas?" Bei dem Tonfall des Grafen hob Yuri schlagartig den Kopf und hielt die Hände abwehren vor sich. "Nein nein, Gwendal. Ich freue mich schon die Pflichten als Dämonenkönig zu übernehmen." "Wenn ihr nun bitte weiter machen würdet. Ich habe ebenfalls noch einiges zu erledigen. Eure Majestät", kam es noch etwas ruhiger und leiser von Gwendal. Jozak zügelte sein Pferd und kam vor einem Dorfeingabg zum Stehen. 'Mhm, es sieht so verlassen aus hier.' Er sah sich um und bemerkte ein paar zertrümmerte Teller und Tassen. Ebenso lagen einige Kleiderfetzen auf dem Boden verteilt. 'Nanu? Das sieht aber nicht sehr friedlich aus...' "Huh?" Das Geräusch von Schritten lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Straße die durch das Dorf verlief. Einige Männer hatten sich versammelt und mit Heugabeln und Knüppel bewaffnet in den Weg gestellt. "Sag deinen Freunden dass wir uns nicht unterkriegen lassen und dass sie von uns keine weiteren Vorräte bekommen! Wir haben selbst kaum genug." Die ernsten Minen der Männer überdeckten nicht ganz die Furcht und Sorge, die sie empfanden. Jazak legte den Kopf schief und musterte die Männer. "Meinen... Freunden?" Nachdenklich schaute er zu dem vordersten Mann. "Tu nicht so unwissend! Du bist doch einer dieser Banditen und gehörst zu Victors Bande!" Der Mann umfasste den Knüppel härter und blickte zu Jozak. "Halt! Schaut ihn doch genau an! Denkt ihr er würde alleine kommen? Er sieht nicht aus wie ein Bandit!" Eine junge Frau trat aus einem der Häuser und hielt ihre Hand an ihre Brust. Ihr Blick war ängstlich und sie wirkte erschöpft. Die Männer schauten überrascht zu ihr und ließen langsam ihre Waffen sinken. "Ihr gehört nicht zu den Räubern?" Jozak zog ein gespielt beleidigtes Gesicht. "Sehe ich etwa wirklich so aus wie ein mir Räuber? Dann muss ich wohl an meiner Kleidung was ändern." "Aber wenn ihr keiner von Denen seid, wer seid ihr dann?" Fragend blickte der recht jung wirkende Mann zu ihm auf. Während er sich aus seinem sattel schwang lächelte Jozak ihm zu und legte den Kopf schief. "Ich bin im Auftrag seiner Majestät unterwegs um nach der Lage on den Dörfern zu sehen." "Seine Majestät?!" "Der Dämonenkönig hat uns nicht vergessen!" Erfreute ausrufen waren zu hören und die Menschen sahen sich hoffnungsvoll an. Auch die junge Frau wirkte überrascht und schaute zu Jozak. "Aber zuerst, was sind das für Leute von denen ihr spracht?" Fragend wandte er sich an die Männer. "Banditen. Sie tauchten vor etwa zwei Tagen auf und erpressten uns und drohten damit unsere Kinder und Frauen mitzunehmen wenn wir ihnen nicht unsere Vorräte und Wertgegenstände übergaben. Sie haben es auch auf die anderen kleinen Orte in der Umgebung abgesehen." Traurige und verzweifelte Blicke legten sich auf die Gesichter der Männer und einige senkten ihre Köpfe. Als er sich umsah bemerkte Jozak dass nun weitere Frauen aus den Häusern traten, einige hatten Kinder bei sich, die sich an ihre Mütter klammerten. 'Also wirklich, diese Situation ist unerwartet. Und ich bin noch ein Stück entfernt von dem eigentlichen Dorf. Dass sich Banditen in dieser Gegend breit machen ist bedenklich. Ich muss sofort eine Taube losschicken.' Den Männern folgend begab sich Jozak in eines der Häuser um sich die Geschichte anzuhören und seinen Bericht zu verfassen. Er bekam eine warme Mahlzeit und Wasser und wurde dankend empfangen. Also machte er sich an die Arbeit eine Nachricht zu verfassen. "Bleib gefälligst stehen, du Waschlappen! Es ist deine Pflicht!" Wolfram rannte durch die Gänge des Schlosses und verfolgte den flüchtigen Yuri. "Wieso hilft du mir nicht?! Ich möchte doch nur an die frische Luft! Und nenn mich nicht Waschlappen!" Yuri lief weiter und versuchte den blonden Jungen abzuhängen, der sich an seine Fersen geheftet hatte. Kaum hatte er den Schreubtusch unter dem Vorwand er müsse auf die Toilette verlassen, wurde er schon von Wolfram verfolgt. 'So ein Mist, ich muss ihn irgendwie loswerden.' Er bog um die nächste Ecke und wich dabei zwei patrolierenden Soldaten aus, die ihm überrascht Platz machten. Doch Wolfram war dicht hinter ihm und streckte schon die Hände nach ihm aus. "So kommst du nicht davon! Gleich hab ich dich!" Seine Stimme hatte diesen empört wütenden Unterton, bei dem Yuri schon genau wusste, dass er ihn zurückschleppen würde. Ein Schauer lief ihm bei dem Gedanken daran über den Rücken und so legte er all seine Kraft in seine Beine und sprintet noch schneller weiter. Geradewegs rannte er in Günter, der soeben um die Ecke bog. Ein dumpfer Aufprall und ein erschrockener Ausruf war zu hören. "Au au au." Yuri saß auf dem Boden und rieb sich den Kopf. Günter war vornübergefallen und erhob sich langsam wieder. "Was um alles in der Wel.." Als er sich umdrehte und seine Majestät auf dem Boden sah vergaß er schlagartig seine kurze Aufregung und warf sich sofort auf den Jungen. "Ach eure Majestät, habt ihr mich vermisst und wolltet mich sehen? Habt ihr mich, euren Günter so sehnlichst zu sehen verlangt?" Überglücklich drückte er den König an sich. "Gün... Ich.. Luft...", versuchte Yuri sich zu verständigen und sich aus der klammernden Umarmung des Mannes zu befreien. "Hee! Was tust du da? Hör auf dich mit Günter zu vergnügen du untreuer Waschlappen!" Wolfram stapfte auf due Beiden zu und Eifersucht funkelte in seinen Augen. "Ach eure Majestät, wie ihr mir in dieser kurzen Zeit doch gefehlt habt. Und wie sehr es mich freut dass ihr mich suchen wolltet." Günter drückte sein Gesicht an die Schulter des Jungen Königs und schwärmte nur vor sich hin. Plötzlich wurde ihm Yuri entrissen und Günter fiel nach vorne. "Schmieg dich nicht so an meinen Verlobten an. Schlimm genug dass dieser Waschlappen noch ein Schwerenöter ist." Wütend schnaubend packte Wolfram Yuri an seinem Kragen und zog ihn mit sich. Dabei ignorierte er die Hilferufe von Yuri.   "Wolfram! So kannst du nicht mit seiner Majestät umgehen! Lass ihn auf der Stelle los sonst verletzt du ihn noch! Wolfram! Hörst du mir überhaupt zu?!" Günter hatte sich aufgerappelt und lief den Beiden wild gestikulierend hinterher. Konrad, an eine Säule gelehnt, hatte die Szene mitbekommen und nur lächelnd zugesehen. 'Ach, es ist doch immer wieder das Gleiche mit ihnen.' "Herr?" Ein Soldat trat an Konrad heran. "Wir haben soeben eine Nachricht von Jozak erhalten." Kräftig schlug Yuri seine Hände auf den Tisch. "Wie können Sie dagegen sein, dass ich diesen Menschen helfe?" Yuri sah erst in Gwendal und dann zu Günter. "Aber eure Majestät, wir sind nicht dagegen. Ich habe bereits einen Trupp zusammen gestellt, der sich der Sache annimmt." Der in weiß gekleidete Baron schaute entschuldigend zu seinem König. "Außerdem müsst ihr noch eure Arbeit vollenden. Ihr habt sie einfach liegen lassen. Zudem verrichte ich schon einen Teil der Arbeit, die ihr eigentlich tun müsstet." Beim Sprechen schrieb der mürrisch dreinblickende Gwendal weiter und griff nach einem neuen Blatt. "Ich weiß dass ihr mich helft meine Arbeit zu tun und ich mich selbst darum kümmern muss. Aber den armen Dorfbewohnern direkt zu helfen ist eine wichtigere Angelegenheit!" Er wollte nicht aufgeben und sah kurz rüber zu Konrad und dann zu Günter und hoffte auf deren Unterstützung. "Würdet ihr euch eurem Unterricht mit solcher Hingabe widmen dann könntet ihr diese Pflichten schon allein übernehmen", kam es von Gwendal mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton. "Was Gwendal damit sagen möchte, ist, dass ihr euch auch auf diese Aufgaben konzentrieren müsst." Günter deutete auf die Stapel von Dokumenten die sich auf dem Schreibtisch auftürmten. "Sag ich doch, du Waschlappen." Eolfram schnaubte und verschränkt die Arme vor der Brust. "Mir könntest du ruhig auch mal mehr Aufmerksamkeit schenken", nuschelte er noch leise hinterher. Yuri blickte in seine Richtung und ein Anflug von Schuld huschte über sein Gesicht. "Wolfram.." Sein Blick kehrte zurück zu Günter. Hoffnungsvoll schaute er ihn an. "Aber das wäre eine ideale Möglichkeit die Grenzen des Landes kennenzulernen. Schließlich muss ih das Land kennen, wenn ich es richtig regieren möchte. Außerdem könnten wir die Gelegenheit nutzen um uns die Landschaft anzusehen, oder nicht?" Mit einem hoffnungsvollen Lächeln wendete sich der Dämonenkönog an Günter. "Wag Es ja nicht..." Gwendals Feder kratzte über das Papier. "Nunja... Ich hatte eine Reise für euch geplant um das Land zu bewundern und euch über die Regionen etwas beizubringen..." Der Berater wurde weich bei dem Blick seiner geliebten Majestät. Wie konnte er ihm widersprechen. "Super! Ich danke Ihnen Günter!" Yuri strahlte breit und nickte mehrfach zu Günter. Bei diesem Anblick entfuhr dem ergriffen Günter ein wohliges Seufzen und er griff sich an die Brust. 'Seine Majestät ist zufrieden mit meinen bescheidenen Diensten. Welch glückliches Gefühl.' "Dann macht was ihr wollt." Leise grummelnd schrieb Gwendal weiter und eine weitere Falte bildete sich auf seiner Stirn. "Man kann euch sowieso nicht mehr umstimmen." Der König lächelte fröhlich und verbeugte sich mehrfach. "Vielen Dank, Gwendal." "Ja. Du wirst uns doch sicherlich auch begleiten, nicht wahr? Bei diesen verschütteten Leuten wäre deine Fähigkeit die Erde zu kontrollieren von großer Hilfe." Konrad trat neben seinen Bruder und legte lächelnd den Kopf schief. "Bruder.." Wolfram blickte zu Gwendal. Alle Augen lagen auf dem Grafen, der mit einem Seufzen die Feder beiseite legte. "Ich habe wohl keine Wahl. Wenn es der Wunsch seiner Majestät ist." Günter nickte nur und legte die Hände zusammen. Yuri lächelte breit und hob die Hände in dankender Geste. "Danke Gwendal. Das wird uns Allen gut tun." Er schaute zufrieden und voller Tatendrang in die Runde. "Also dann. Machen wir uns auf den Weg!" Kapitel 2: Ankunft ------------------ „Huh? Sind wir hier richtig?" Der Blick des Dämonenkönigs wanderte über die einfachen Häuser. Manche Scheiben waren zerbrochen und mit Laken bedeckt, um die nächtliche Kälte draußen zu halten. Der Ort wirkte trostlos und verlassen. Ehe Jemand etwas sagen konnte wurden ihre Aufmerksamkeit von Kampflärm auf den hinteren Teil des Dorfes gelenkt. Sie hörten wütenden Knurren und dumpfe Schläge, aber auch das Klirren von sich kreuzenden Klingen. Yuri riss sofort seine Zügel an und wollte in die Richtung des Lärmes preschen, doch waren seine Reitfähigkeiten eher bescheiden, weswegen sein Pferd an Ort und Stelle verweilte. Während er sich noch beschwerte und versuchte sein Pferd Ao umzulenken schickte Gwendal bereits ein paar der Soldaten vor, die von Konrad angeführt bereits um die Kurve geritten waren. "Heh! Wartet auf mich!" Rief Yuri und zog weiter an den Zügeln. "Ao, bitte bring mich zu Konrad." "Also wirklich, du bist nicht nur ein Waschlappen, sondern kannst auch nicht reiten." Wolfram schnaubte und musterte Yuri vorwurfsvoll. "Du hättest lieber mal ein paar Reitstunden genommen, dann würdest du nicht ganz so würdelos wirken. Ich hätte dir zeigen können, wie man reitet. Dann hätten wir auch mal ein bisschen Zeit zusammen verbracht“, kam es noch leise und vorwurfsvoll von Wolfram. Bei diesen Worten, die Yuri gerade so hörte, lief ihm ein kleiner Schauer den Rücken runter. Er spürte förmlich die darin liegende Enttäuschung und Sehnsucht in Wolframs Worten. Für einen kurzen Moment zuckte es in seiner Brust und Schuld wuchs in ihm heran. Aber diese Gedanken schob Yuri fast schon automatisch von sich weg. Zumindest normalerweise. Nun blieben die Gedanken und sanken tiefer in seinen Verstand und nisteten sich ein. Und aus irgendeinem Grund störte es Yuri nicht. Er blickte zu dem Blonden und sah die smaragdgrünen Augen, die zur Seite blickten. Auch die zartrosa Wangen und das beleidigte Schmollgesicht. ´Er ist so schön´. Kurz blitzte der Gedanke durch Yuris Kopf. Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, drang eine weitere Stimme an sein Ohr. "Wolfram! Sei nicht so unverschämt! In der anderen Welt hat seine Majestät bestimmt eine Reihe anderer Verpflichtungen." Günter ergriff sofort Partei für seinen geliebten König und verteidigte ihn. Langsam ritt er neben ihn und legte ihm die Zügel richtig in die Hand. Yuri blickte zu Günter und dann auf die Zügel. Er hörte auch das leise Seufzen von Gwendal. "So sollte es besser gehen eure Majestät. Ihr müsst immer an dem Zügel ziehen, in dessen Richtung ihr auch wollt. Wollt ihr geradeaus, so lasst die Zügel etwas lockerer und übt mit den Beinen und den Füßen Druck auf die Flanken des Pferdes aus. Es weiß, dass es dann losgeht." Mit einem sanften Lächeln blickte Günter zu Yuri und dann zu Gwendal. Seine sanfte Freundlichkeit wechselte zu einem ernsten Gesichtsausdruck. "Das hier sieht für mich nicht nur nach Unfällen durch das Unwetter und das Beben aus." Er blickte sich um und ihm fielen die zerbrochenen Fensterscheiben ins Auge. "Du hast recht. Für Unfälle sieht es hier zu verwüstet aus." "Aber was sollte denn sonst dafür verantwortlich sein? Könnte es die Tat einer kleinen Gruppe von Menschen gewesen sein?" Während er sprach, sah Wolfram sich um und wandte sich dann an die beiden Aristokraten. "Was es auch war, wir müssen dem auf den Grund gehen", antwortete Günter mit leicht belegter Stimme. Unterdessen hatte Yuri langsam den Dreh raus und es geschafft, sein Pferd in Bewegung zu setzten. In einem langsam schneller werdenden Schritttempo näherten sie sich der Kurve und der junge Dämonenkönig feuerte dabei sein Pferd an, schneller zu laufen, um zu Konrad und den anderen zu gelangen. "Ao! Bring mich bitte zu Konrad! Ich will nicht das ihm etwas zustößt! Und Jozak und den unschuldigen Dorfbewohnern", flehte Yuri verzweifelt. "Man man man. Das sieht einem König aber gar nicht ähnlich sein Pferd so anzuflehen. Zu dir passt es aber irgendwie ganz gut." Als der Dämonenkönig den Kopf hob blickte er in das grinsende Gesicht seines Freundes Murata. Zwar besaß er die Erinnerungen des Großen Weisen, doch trotzdem war er Yuri schon seit klein auf ein guter Freund. Das mag wohl auch daran liegen, dass Yuri das erst erfahren hatte, als er zusammen mit Murata in die andere Welt gelangt war. "Murata... wieso kannst du eigentlich reiten? Ich wusste gar nicht, dass du Unterricht genommen hast." Verdutzt schaute er zu seinem Freund, der aufrecht im Sattel saß und die Zügel sicher in der Hand hielt. "Nunja, Unterricht hatte ich auch gar nicht." Verlegen legte der Schwarzhaarige die Hand an seinen Kopf und lachte entschuldigend. "Ich kann es, weil ich schon viele Erinnerungen an das Reiten habe. Ich profitiere von den Erinnerungen des Großen Weisen." „Pff du Angeber“, nuschelte Yuri leise vor sich hin und verzog gespielt beleidigt das Gesicht. „Sieh, da kommt Konrad! Und Jozak ist auch bei ihm!“ Wolfram war inzwischen zu Yuri aufgeschlossen und schaute nach vorne. „Huh… Victor?“ Yuri blickte fragen zu Konrad und dann zu Jozak, ehe sein Blick zu den Dorfbewohnern wanderte. Es waren einige Männer mit ihren Frauen und auch einige ältere Leute unter ihnen. Auch ein paar Kinder standen dicht bei ihren Eltern und wirkten recht schüchtern. Während er in die verschiedenen Gesichter sah und die Erschöpfung und teilweise auch die Furcht in den Augen der Kinder erkannte stieg Wut in Yuri auf. Wie konnte es jemand wagen, Unschuldigen so etwas anzutun und sich an deren Leid zu bereichern? Wütend ballte er die Faust. Sein Herz pochte stärker in seiner Brust und er spürte wie neben seiner Wut auch eine andere Kraft in ihm aufstieg. Der Drang zu Schreien wuchs und er hörte sein Blut förmlich in seinen Ohren rauschen. Poch. Poch. Poch. Klopfte sein Herz. Plötzlich spürte er einen sanften Stubs an seiner Schulter. Wie aus einer Trance erwachend drehte er seinen Kopf, nur um in Muratas Gesicht zu blicken. Dieser schaute ihn fragend an. Auch ein gewisses Maß an Sorge lag in seinen Augen. „Shibuya? Alles in Ordnung mit dir?“ Der Angesprochene brauchte einen Moment, um in die Realität zurückzukehren. Er spürte, wie sich sein Herzschlag beruhigte und auch die Wut verrauchte. Als er seinen Blick zu den anderen wandte bemerkte er auch die Sorge in ihren Gesichtern. „Natürlich… Alles gut, ich war nur kurz in Gedanken:“ Der Dämonenkönig lächelte entschuldigend und streckte sich demonstrativ. „So ein Waschlappen. Nicht mal zuhören kannst du, dabei wolltest du doch unbedingt hierher.“ Wolfram hatte die Arme verschränkte und mit einem mürrischen „Mhm“ den Kopf zur Seite gedreht. „Nenn mich nicht Waschlappen! Und doch ich höre natürlich zu, es ist meine Pflicht.“ Er verschränkte seinerseits die Arme vor der Brust und gab ein unterstreichendes Schnauben von sich. „Ach ja? Worüber haben wir den gerade geredet?“ Der Blick des Blonden bohrte sich geradezu durch Yuri, der ertappt und leicht nervös wurde. Er drehte den Kopf, ohne Wolfram dabei anzusehen und fuchtelte mit den Händen hin und her. „Nunja… Konrad hatte gerade erzählt.. und Jozak berichtete doch von den.. den..“ Hilfesuchend warf er einen Blick zu Konrad, der ihn nur musterte und Jozak der nur verlegend lächeln den Kopf schüttelte. Als er plötzlich einen warmen Lufthauch auf seiner Wange spürte, drehte Yuri den Kopf. Seine Augen blickten direkt in die von Wolfram, der ihm fast schon unangenehm nah gekommen war. Nur wenige Zentimeter trennten die Beiden voneinander. „Gib einfach zu, dass du nicht aufgepasst hast.“ Ein triumphierendes Lächeln zierte die Mundwickel des Jungen. ´Jetzt habe ich dich´. „Huh?“ Wolfram bemerkte erst jetzt das Yuri noch nichts erwidert hatte und nur seinen Blick erwiderte. Zur gleichen Zeit merkte Yuri wie sein Blut scheinbar stärker durch seinen Körper strömte. Kein Wunder, sein Herz schlug immer schneller, als würde er gerade einen Marathon laufen. Er konnte seinen Blick nicht von diesen tiefgrünen Augen lösen. Als hätten sie ihn in ihren Bann gezogen. ´Was geschieht hier mit mir,´ fragte er sich und bemerkte wie seine Atmung auch an Tempo gewonnen hatte. Es war zwar keine Seltenheit das er dem Gesicht von Wolfram so nahe kam, schließlich waren sie verlobt und Wolfram ließ kaum eine Chance ungenutzt, das auch zu zeigen. Doch diesmal war es anders. Yuri fühlte sich hilflos gefangen in dem Blick und hatte keine Kontrolle über seinen Körper. ´Es wäre nur eine kleine Kopfbewegung zu seinen Lippen…´ Bei diesem Gedanken schoss dem König die Schamesröte ins Gesicht und er erlangte zum Glück wieder die Gewalt über seinen Körper. Sofort wendete er den Blick ab, stand auf und trat einen Schritt zurück. „Ich brauche kurz einen Moment, um durchzuatmen. Bitte klärt mich gleich über alles auf. Gwendal und Günter, ihr kümmert euch um alles? Danke.“ Ohne eine Antwort abzuwarten wandte er sich ab und entfernte sich mit schnellen Schritten. Alle blickten ihm verdutzt hinterher. Nur Konrad hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen und sah aus dem Augenwickel zu seinem kleinen Bruder, der Yuri fragend hinterherschaute. „Heh! Du Waschlappen! Komm gefälligst zurü…“ Er wollte schon hinterher stürmen, als Murata ihn am Arm festhielt. „Lass ihm kurz einen Moment, er wirkte eben schon kurz weggetreten. Wir sollten Shibuya eine kurze Pause gewähren.“ Er schaute zu ihm auf und bat um das Verständnis des aufbrausenden Dämons. Nur widerwillig ließ er sich langsam auf den Holzblock sinken. Unruhig blickte er mehrmals verstohlen in die Richtung, in der sein Verlobter geflohen war. Daraufhin übernahm Murata das Gespräch und informierte sich durch Jozaks und Konrads Erzählungen. Auch einige der Dorfbewohner erzählten von ihren Erfahrungen. Dort saßen sie und sprachen bis sich langsam die Dämmerung über das Land legte und das Licht der Sonne langsam in ein Orange übergehen ließ. Wolfram war dennoch unruhig und dachte an Yuri. Er bemerkte auch bei den anderen eine gewisse Bedrücktheit. Sie alle sorgten sich um das wohl ihres Königs, doch seine Eminenz, Murata, hatte sie alle um ihr Verständnis gebeten und darum, Yuri eine Pause zu gewähren. Es war nun schon etwa eine halbe Stunde vergangen und er war noch nicht zurückgekehrt. Er fragte sich, ob er etwas falsch gemacht hatte. So hatte er Yuri noch nicht erlebt. Langsam fühlte er sich schuldig und traurig zugleich. Der Gedanke, es sei seine Schuld, dass Yuri gegangen war, keimte in ihm auf und quälte ihn innerlich. Er zog die Beine an, legte seine Arme darum und seinen Kopf auf seine Knie. In seiner Trauer versunken bemerkte er die Blicke der anderen erst nach einer Weile. Sie musterten ihn mitfühlend und selbst Gwendal hatte einen betrübten Gesichtsausdruck. Gerade als Konrad sich erheben wollte, da er das Warten nicht mehr aushielt, kam ein Mann an die Gruppe getreten. „Entschuldigt, aber ich habe zufällig mitbekommen, dass euer Freund noch nicht zurückgekehrt ist. Ich kenne diese Wälder sehr gut und es wäre mir eine Ehre, euch zu Diensten sein zu können.“ Mit einem freundlichen Lächeln schaute er in die Runde und wartete auf eine Antwort. „Wir werden selbst schon…“, setzte Gwendal an, wurde jedoch von Murata unterbrochen. „Oh, das ist wirklich großzügig von euch. Es wäre eine wirkliche Hilfe, wenn ihr uns helfen würdet. Schließlich kennen wir uns in diesem Wald nicht aus.“ Er nickte eifrig und deutete auf den Waldrand. Ihnen ein freundliches Lächeln schenkend nickte der Mann und wollte schon Richtung Wald gehen, als sich Konrad erhob. „Bitte lasst mich euch begleiten.“ Seine Hand auf der Brust sah er den Mann an. „Oh, aber natürlich. Vier Augen sehen mehr als zwei“, antwortete er mit einem leichten Lachen. Sofort sprang Wolfram auf. „Bitte! Lasst mich euch auch begleiten! Ich möchte helfen, Yuri zu finden.“ Wolframs Augen waren leicht gerötete. Gwendal seufzte nur und bekundetet mit einer Handbewegung sein Einverständnis. „Komm Günter, kümmern wir uns um eine Unterkunft und sehen was wir hier tun können.“ Murata erhob sich und nickte zu Günter. Dieser blickte nur hin und her, ehe er seinen Kopf sinken ließ. ´Ob seine Majestät auch ohne mich zurecht kommt? Ich verspreche, sollte euch etwas zustoßen, dann finde ich euch.´ Er blickte in den Himmel, dann zu Konrad, Wolfram und dem Mann. „Bitte findet ihn schnell.“ Er erhob sich, verbeugte sich und folgte Murata, um sich nach einer Unterkunft umzusehen. Wolfram schniefte leise, woraufhin Konrad neben ihn trat und ihm „Keine Sorge, wir finden ihn. Mach dir keine Vorwürfe.“ Zuflüsterte. Dann folgten sie dem Mann in den Wald hinein. ‐---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen ^^ Über Anmerkungen und/oder Rückmeldungen freue ich mich sehr und bedanke mich im voraus herzlich. Viel Spaß bei dem Verfolgen der Geschichte :) Kapitel 3: Aber eben war ich doch...? ------------------------------------- ´Oh Mann… Was ist nur los mit mir? ´ Der schwarzhaarige Junge fuhr sich durch die Haare und seufzte, während er weiter durch den Wald ging und sich nicht wirklich auf seine Umgebung konzentrierte. Viel mehr galt seine Aufmerksamkeit dem Bild, das in seinem Kopf so lebhaft war, als würde er den Moment erneut durchleben. Diese grünen Augen, die ihn ansahen und wirkten, als würden sie direkt in seine Seele blicken. Die geschwungenen Lippen, die so weich und verführerisch wirkten und an den Mundwickeln in ein amüsiertes Schmunzeln übergingen. Der warme Atemzug auf seiner Haut, bevor er den Kopf drehte. Ein Schauer überkam Yuri bei dem Gedanken an den Augenblick. Aber kein unbehaglicher, sondern ein wohliger und warmer Schauer. Er fragte sich, woher diese Gedanken kamen und wieso er sich nicht hatte bewegen können. Der sanfte Blick des Blonden hatte ihn in den Bann gezogen und er hatte das Liebevolle in den Augen gesehen. Aber auch den leichten Schmerz und das Leiden, das er Wolfram mit jeder Zurückweisung bereite hatte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste Yuri, dass er es nicht zum ersten Mal gesehen hatte. Diese Sehnsucht und Enttäuschung in den tiefgrünen Augen, die nach seiner Nähe und Aufmerksamkeit suchten. Er spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte bei den Gedanken an Wolfram und das warme Gefühl, das sich in seinem Bauch ausbreitete, gefolgt von dem schmerzhaften Ziehen in seiner Brust bei den traurigen Blicken, die er hin und wieder von Wolfram bemerkte. ´Gott wieso tue ich das alles…? Wolfram hat das doch nicht verdient…´ Er bemerkte, dass er an einem kleinen See angekommen war und ließ sich auf den Boden sinken. Nachdenklich betrachtete er die Wasseroberfläche. Sie war ruhig und klar, doch von einem leicht getrübten Blau. Er sah den Fischen zu und ein Seufzer entwich ihm und er schlug die Hände vor sein Gesicht. „Was mache ich nur falsch? Und wieso fühlt es sich mit Wolfram jetzt so… so anders an.“ Er blickte in den Himmel. Langsam zogen die kleinen weißen Wolken vorbei und das tiefe Blau wechselte allmählich in ein sanftes Orange. „Junger Herr? Verzeiht mir, aber ich bemerkte Euch soeben beim Fischen und Ihr wirkt so niedergeschlagen. Ist alles in Ordnung?“ Der junge Dämonenkönig sah nach links und erblickte einen etwas älter wirkenden Mann. Er stand einige Schritte in dem See und hielt ein Netz in der Hand. „Oh, verzeiht wenn ich Euch gestört habe“, er machte Anstalten sich zu erheben aber der Mann lächelte ihm zu und bedeutete ihm, sitzen zu bleiben. „Nein Nein. Ihr könnt gerne sitzen bleiben. Dieser See hat eine beruhigende Ausstrahlung und Ihr wirkt, als könntet Ihr ein wenig Ruhe gebrauchen.“ Während er das Netz aus dem Wasser zog, nährte er sich dem Jungen. Yuri bot ihm Hilfe an, doch der Mann lehnte höflich ab und zog das Netz an Land. Einige Fische waren darin verknotet, die leicht zuckten. Mit einem Seufzen ließ sich der Mann neben Yuri nieder und musterte seine Ausbeute. Dann wanderte sein Blick zu dem Jungen, der ihn ansah. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Celebrimbor.“ Mit einem Lächeln erwiderte er den Blick und deutete auf die Fische. „Habt Ihr Hunger? Ich habe mein Lager bei den Bäumen dort drüben. Ich teile gerne eine Mahlzeit mit Euch.“ In dem unweit entfernten Lager angekommen ließ Yuri das Netz mit den Fischen auf den Boden sinken. Ein Zelt, in dem ein Fell ausgelegt war, eine Truhe und ein Feuerplatz, in dem ein kleines Feuer brannte, bildeten das Lager von Celebrimbor. Yuri konnte sogar die Ufer des Sees noch sehen. Ihm fiel nun auch die restliche Umgebung genauer ins Auge und er bemerkte die blühenden Sträucher, das satt grüne Gras und den leichten Schimmer, der wie zarter Morgennebel in der Luft hing. Im Gegensatz zu dem verwüsteten Dorf wirkte es hier wie ein kleines idyllisches Paradis. Er ertappte sich bei dem Gedanken, was Wolfram dazu sagen würde. ´Wolfram würde es hier sicher gefallen… ´ Er dachte an den Blonden, der sich im Garten zu den Blumen beugte, ihren Duft genoss und sich glücklich lächelnd um die Blumen sorgte. Der Schwarzhaarige hatte ihn schon ein paar Mal dabei beobachtet und ein warmes Lächeln auf den Lippen gehabt. „Es ist wirklich schön hier, nicht wahr?“ Aus seinen Gedanken gerissen wandte der Junge den Blick zu Celebrimbor, der ein paar Holzscheite auf das Feuer legte, die Fische ausnahm und zum Braten auf einen Stock spießte. Er sah zu Yuri auf. Der junge König musterte sein Gesicht und zum ersten Mal erblickte er dessen Augen ganz. Sie waren schwarz und im sachten Schein des Feuers funkelten die goldenen Sprenkel und wirkten wie kleine Funken, die in der Schwärze tanzten. Bei genauerem Betrachten merkte er auch, dass er gar nicht so alt schien. Eher im mittleren Alter, doch das grau gesträhnte Haar verlieh ihm eine anmutige und erhabene Ausstrahlung. Die Gesichtszüge ähnelten denen von Gwendal, gefasst aber dennoch angenehm. Er trug einen schwarzen Lederharnisch, der an einigen Stellen mit anderem Stoff umwoben war und von kleinen Insignien geziert wurde. Als sein Blick auf den Ledergürtel fiel, zuckte Yuri kurz zusammen. Eine Schwertscheide war an seiner linken Seite befestigt und bewegte sich leicht mit. Der Griff war mit einem Tuch umwickelt, so dass Yuri ihn nicht sehen konnte. ´Für einen Fischer wohl eine ungewöhnliche Kleidung, ´ dachte er sich. „Man sagt, dieser See strahlt eine beruhigende Energie aus. Er ist wie ein Ruhepol in diesem Wald. Eine kleine Oase, wenn man so will. Es ist ein wunderbarer Ort, um seine Gedanken schweifen zu lassen und in sich selbst zu horchen.“ Sein Blick glitt über das Gewässer und die Wiese. „Man findet selten die Möglichkeit, sich ungestört auf sich selbst zu konzentrieren. Den Gefühlen zu lauschen und ihnen auf den Grund zu gehen, oder nicht?“ Seitlich betrachtete er den Jungen. „Das stimmt. Man kann hier wirklich wunderbar nachdenken und entspannen…“ Ein Seufzer entwich ihm und er blickte zu Boden. Ein kurzer Anflug von Trauer huschte über sein Gesicht, gefolgt von Scham und dann schließlich ein halbes Lächeln. „Wenn ich Euch fragen darf, wieso wirkt Ihr so niedergeschlagen? Ist Euch etwas geschehen?“ Das Geräusch von brutzelndem Fisch war zu hören und ein wohliger Dampf verbreitete sich, der, als er Yuri in die Nase stieg, seinen Magen knurren ließ. „Ach… Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht so wirklich. Es ist ein wenig kompliziert…“ Sich am Hinterkopf kratzend drehte sich Yuri zu dem Feuer und nahm auf einem Baumstamm Platz, während er dem Flackern des Feuers mit den Augen folgte. „Nun, es steht mir nicht zu, aber es scheint Euch sehr zu bedrücken. Vielleicht würde es Euch helfen, es jemandem anzuvertrauen. Ansonsten quält ihr Euch nur selbst noch mehr damit.“ Mit einem Holzstock in den Flammen piekend sprach Celebrimbor und nahm dann gegenüber von Yuri auf dem Boden Platz. „Aber da ihr anscheinend bisher niemandem aus eurem Umfeld davon erzählt habt, nehme ich an, dass Ihr euch unsicher seid.“ Mit seinen Augen fixierte er Yuri und dieser zuckte kurz ertappt, ehe er langsam nickte. „Aber wie soll ich auch darüber sprechen, wenn ich selbst nicht mal genau weiß, was los ist…?“ „Seid ihr euch da sicher?“ kam die Gegenfrage, die Yuri nachdenklich aufschauen ließ. „Wisst ihr es wirklich nicht, oder belügt ihr euch selbst, obwohl ihr tief in eurem Inneren bereits eine Ahnung habt“, fuhr sein Gegenüber fort und drehte die Fische einmal. Verdutzt blickte Yuri zu ihm. ´Nunja… so ganz unrecht hat er ja nicht...´ Sich über sich selbst wundernd schüttelte er kurz den Kopf. „Arghh… Wieso geistern diese Gedanken auf einmal in meinem Kopf?“ Er hielt sich die Hände an den Kopf, als könne er sie so vertreiben. Ein leichtes Lachen von Celebrimbor veranlasste Yuri zu einem weiteren Seufzen. „Wieso tut ihr euch so schwer damit?“ Er reichte ihm einen der gebratenen Fische, die herrlich dufteten und den Hunger in Yuri wieder aufleben ließen. Dankend nahm er ihn an und biss genüsslich hinein und aß schweigend. Auch sein Gastgeber widmete sich seinem Fisch. Kurze Zeit später, nachdem Yuri einen weiteren Fisch verspeist hatte und sich über den Bauch strich, wurde ihm ein Krug mit dampfendem Tee gereicht, den er dankend annahm und einen Schluck trank. Die Wärme durchströmte seinen Körper und entspannte ihn. Ein wohliger Laut entwich dem Jungen. „Ihr habt noch gar nicht erwähnt, um wen es eigentlich bei eurem Problem geht. Aber die Person scheint euch langsam den Kopf zu verdrehen.“ Mit einem leichten Schmunzeln nippte Celebrimbor an seinem Tee und warf seinem Gast einen gespannten Blick zu. „Nunja, es ist wie gesagt nicht ganz so einfach.“ Verlegen schaute Yuri zur Seite und merkte langsam wie seine Wangen heiß wurden, was er auf den Tee schob. „Ist es nicht so einfach oder macht ihr es euch nur nicht so einfach?“ Mit einem amüsierten Gesicht musterte der Mann ihn aus dem Augenwinkel. „Nein es ist nicht einfach!“ Der König verschränkte die Arme. „Wenn du Wolfram kennen würdest, wüsstest du wovon ich rede. Er kann ganz schön aufdringlich und anstrengend sein.“ Ein kurzes Rollen der Augen und ein leichtes Aufstöhnen des Jungen untermalten seine Aussage. „Dauernd drängt er sich auf und mischt sich in alles ein. Dabei ist er noch so übertrieben eifersüchtig und beleidigt mich. Als hätte ich mir all das ausgesucht! Und dazu besteht er auf die Verlobung. Dabei war das eigentlich nur ein Versehen. Bei unserer ersten Begegnung hat er mich gereizt und ich habe ihn geschlagen. Wie hätte ich auch wissen können, dass ich ihm damit einen Antrag mache?!“ Ein ironisches Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Mhm, klingt wirklich verzwickt.“ Mit einer theatralischen Geste legte sich Celebrimbor die Hand an sein Kinn und runzelte leicht die Stirn. „Nunja und seitdem bin ich ihn nicht mehr losgeworden. Sogar in meinem eigenen Bett bin ich nicht vor ihm sicher! Er ist immer in meiner Nähe und tut so, als müsste er mich ständig beschützen, wie ein kleines Kind. Er riskiert sogar sein Leben, um mich zu beschützen!“ Er blickte in das Feuer und Celebrimbor musterte mit einem amüsierten Gesicht das immer deutlich werdende Lächeln von Yuri, während er sprach. „So ein Idiot. Als würde ich wollen, dass er sein eigenes Leben für mich aufs Spiel setzt… Als könnte ich ihn beruhigt einer Gefahr ausgesetzt wissen… Dier blonde Dämon hat wirklich eine seltsame Art an sich…“ Sein Blick wandelte sich in einen leicht verträumten, während er den Funken beim Tanzen zusah. Kurz überlegend entschied sich Celebrimbor seine Frage doch zu stellen. „Und wieso habt ihr die Verlobung nicht aufgehoben? Wenn sie doch nur ein „Versehen“ war?“ Gespannt auf die Antwort blickte er zu dem Jungen, der gerade dabei war, seine Gefühle zu ergründen. Diese Frage traf Yuri wie einen Schlag. Wieso eigentlich? Wieso hatte er die Verlobung noch nicht aufgelöst? Er stellte sich die Frage selbst und fand dennoch keine wirkliche Antwort darauf. In Gedanken versunken bemerkte er nicht, dass sich sein Gesprächspartner erhoben hatte und zu ihm sah. „Ihr müsst nicht so schnell eine Antwort auf diese Frage finden. Vielleicht habt ihr sie bei unserer nächsten Begegnung.“ Mit einem leichten Lächeln schaute er zu Yuri. Als er den Blick hob und in seine seltsamen Augen sah war es ihm, als würde ihm ein großes Fragezeichen auf der Stirn stehen. „Bei unserer nächsten Begegnung…?“ sprach er seinen Gedanken aus. Ein Nicken ließ die Verwirrung in Yuri nur noch weiter steigen. „Aber ich habe euch noch gar nicht meinen Namen gesa-„ setzte er an, wurde jedoch unterbrochen. „Wir werden uns bald begegnen. Aber davor müsst ihr aufwachen, Yuri.“ Verdutzt blickte er ihn an und wunderte sich. ´Woher kennt er meinen Namen? ´ „Wacht auf Yuri!“ Die Stimme klang nun lauter und fordernd. „Wach endlich auf!“ Yuri schlug die Augen auf. Perplex und verwirrt registrierte er erst nach einigen Augenblicken seine Situation. Er befand sich in einem Käfig auf dem Boden. Zusammen mit Konrad und Wolfram. Letzterer schüttelte ihn heftig an den Schultern und rief immer wieder, er solle aufwachen. Als Wolfram sah, dass Yuri seine Augenöffnete, entfuhr ihm ein erleichterter Ausruf und er zog ihn in eine enge Umarmung. „Welch ein Glück! Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr aufwachen!“ Mit klopfendem Herzen und überglücklich schloss Wolfram den Jungen in seine Arme und drückte ihn fest an sich. Er hatte sich solche Sorgen und Gedanken gemacht. Schließlich hatte sich noch immer der schmerzliche Verdacht, Yuri sei seinetwegen verschwunden, in seinen Verstand eingenistet. „Wolfram… ich bekomme... fast keine... Luft mehr...!“, brachte der überrumpelte Yuri heraus und versuchte tief einzuatmen, als er abrupt losgelassen wurde und mit dem Oberkörper wieder auf den Boden fiel.   „Pah! Da kommt man, um dich zu suchen und findet dich schlafend in einem Käfig und als Dank beschwerst du dich noch! Du Waschlappen!“ Der Blonde funkelte ihn an, verschränkte die Arme vor der Brust und wandte den Kopf zur Seite. Ratlos richtet sich der Dämonenkönig auf und schaute zu dem Blonden, der vor ihm saß. Er atmete laut aus und ließ den Kopf hängen. „So war das doch gar nicht gemeint“, seufzte er. „Ich bin doch froh dich zu sehen,“ fügte er noch ganz leise hinzu. ´Außerdem… hättest du mich nicht so schnell loslassen müssen…´, zuckte es durch seinen Kopf. Doch die Gedanken beiseiteschiebend sah er sich um und bemerkte den Käfig und auch Konrad, der etwas hinter Wolfram stand und seinen Blick erwiderte. „Aber wieso seid ihr Beide hier? Und wo sind wir hier?“ Mit der Situation überfordert hoffte Yuri nun aufgeklärt zu werden. „Eure Majestät, wir wollten nach Euch sehen und wurden von einem Mann geführt. Doch es war eine Falle und wir wurden von Räubern umstellt, die zur Sicherheit esoterische Steine bei sich trugen.  Deswegen konnte Wolfram auch seine Kraft nicht anwenden und wurde gelähmt. Wir wurden gefangen genommen und in diesen Käfig gesperrt, der auch mit esoterischen Steinen verstärkt ist. Anscheinend sind es dieselben Räuber, die auch die umliegenden Dörfer bedroht haben. Ihr lagt hier auf dem Boden. Vollkommen reglos. Wir dachten erst ihr wärt…“ Er stockte und Yuri bemerkte die Sorge in Konrads Blick. „Ihr habt kaum geatmet“, beendete er seinen Satz und lächelte ihn dann erleichtert an. „Aber zum Glück seid ihr ja nun wieder wach.“ „Nenn mich Yuri! Wie oft soll ich dir das noch sagen, Konrad?“ Mit einem schiefen Grinsen blickte er zu seinem Namensgeber auf.  Dabei bemerkte er nicht, dass Wolfram von ihm weggerutscht war und sich in eine Ecke verkrochen hatte, wo er beleidigt und enttäuscht stur geradeaus blickte. ´Dieser elende Waschlappen…! Und ich mache mir noch sorgen um ihn und darf ihn nicht mal umarmen…´ Der Blonde Dämon verzog das Gesicht und versuchte den aufsteigenden Schmerz und die Wut beiseitezuschieben. Dabei bemerkte er nicht, dass Yuri ihn aus dem Augenwinkel musterte und ein kleines Lächeln über seine Lippen huschte. „Aber wieso wart Ihr überhaupt bewusstlos?“ Konrad sah ihn fragend an und ging neben ihm in die Hocke. „Wurdet Ihr betäubt?“ „Betäubt? Nein. Ehrlich gesagt kann ich mich gar nicht erinnern wie ich hier her gelandet bin. Erst als ich die Augen geöffnet habe und euch sah. Aber eben war ich doch noch…“, er stockte kurz und überlegte, ob er ihnen von dem Treffen mit dem seltsamen Mann erzählen sollte. Doch bevor er weitersprechen konnte, trat ein Mann an den Käfig. Er war groß gewachsen und ein paar Narben zierten seinen Glatzkopf. Er trug dreckige Kleider und ein Schwert an seinem Gürtel. Mit einem widerlichen Grinsen begutachtete er die Drei im Käfig, als sich ein weiterer Mann zu ihm gesellte. Er war etwas kleiner, trug aber ebenfalls dreckige Kleidung und hatte ein ähnliches Grinsen im Gesicht. „Victor wird sich freuen, wenn er von unserer Beute erfährt! Ich habe gehört der Schwarzhaarige,“ er nickte in Yuris Richtung, „soll eine bedeutende Stellung haben. Dafür wird uns Victor sicher befördern und dann müssen wir nicht mehr in diesem elenden Wald sitzen.“ Er schaute grinsend zu seinem Partner und lachte zufrieden. Dieser nickte zu stimmend und deutete mit einem Funkeln in den Augen auf Wolfram. „Sieh dir mal den da an! Ich bin mir sicher für den Hübschen bekommen wir auch eine gute Belohnung. Auf dem Markt wäre so einer bestimmt eine Menge wert!“ „Wie könnt Ihr es wagen! Elendes Räubergesindel! Lasst uns hier sofort raus, oder ich schwöre euch, Ihr werdet es bereuen!“ Wolfram war aufgesprungen und keifte die Männer an. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und bei diesen ekelhaft grinsenden Gesichtern konnte er seine Wut nicht zügeln. Ein amüsiertes Lachen steigerte die Wut in Wolfram nur noch mehr. Der Glatzkopf musterte ihn und leckte sich über die Lippen. „Ein richtiges Hitzköpfchen! Gefällt mir! Wie wäre es, wenn ich dich rauslasse und wir uns an einem gemütlicheren Ort unterhalten. Dann kannst du auf eine andere Art so impulsiv sein!“ Mit einem gierigen Blick grinste er zu Wolfram und trat näher an den Käfig. Bei seinen Worten stieg in Wolfram der Ekel und sein Magen krampfte sich zusammen. Dieser miese Dreckskerl würde es doch nicht wagen! …oder? Er zuckte zusammen bei diesem gaffenden Blick. Das Auflachen des anderen brachte ihn aus der Fassung und er verstummte und wandte den Blick ab. „Was ist euer Problem! Wieso tut ihr das! Und welchen Grund habt ihr, uns hier festzuhalten?! Wir können doch auch miteinander reden und bestimmt eine Lösung finden!“ Yuri hatte sich erhoben und blickte den Männern entschlossen entgegen. Es musste einen Grund geben hierfür. Die Beiden sahen sich kurz an und lachten dann laut auf, ehe sie sich wieder umdrehten und zurück zum Lager gingen.   „Ich denke nicht das hier Reden weiterhelfen wird,“ flüsterte ihm Konrad zu, der sich hinter ihn gestellt hatte. Sanft legte er ihm die Hand auf die Schulter. „Wir werden schon hier rauskommen,“ sagte er mit einem zuversichtlichen Lächeln, „doch zu vor solltet Ihr euch um eine andere Angelegenheit kümmern.“ Seinem Blick folgend sah Yuri nun zu Wolfram, der immer noch wie erstarrt wirkte und sich nicht bewegt hatte. Yuris Herz schmerzte bei diesem Anblick und er hatte das Bedürfnis, Wolfram sofort zu umarmen. Er wollte ihn an sich drücken, ihm Sicherheit geben und für ihn da sein, so wie er es stets für ihn war. „Geht zu ihm, ich werde nach einer Möglichkeit suchen. Jeder Käfig hat eine Schwachstelle.“ Er schenkte ihm ein Lächeln und wandte sich dann der Wand des Käfigs zu und untersuchte das Schloss. Währenddessen verharrte Yuri einen kurzen Moment und musterte Wolfram. Im blassen Abendlich schien seine Haut sacht zu schimmern. Er spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Ein Kribbeln breitete sich in seinem Körper aus und seine Füße trugen ihn von selbst zu dem blonden Dämon. „Wolfram,“ flüsterte er leise und streckte seine Hand nach ihm aus. Keine Antwort. Kurz zögerte er, doch dann fasste er ihn am Arm und zog ihn zu sich. Sacht legte er seine Arme um den Jungen und drückte ihn eng an sich. Sein Herz klopfte stark und hüpfte ihn seiner Brust. „Ist alles in Ordnung? Wolfram, ich bin da,“ flüsterte er leise an seinem Ohr. Er drückte ihn nochmal kurz an sich und wollte sich langsam lösen, als Wolfram plötzlich seine Umarmung erwiderte und seinen Kopf an Yuris Hals drückte. „Yuri! Bitte, umarme mich noch etwas länger.“ Die Stimme des Blonden war leise und ein leichtes Zittern lag darin. Der Schwarzhaarige merkte, dass Wolfram kaum merklich zitterte und umarmte ihn dann noch fester. Er wusste nicht was gerade über ihn gekommen war, aber er wusste, dass ihm der Anblick von Wolfram schmerzte und er ihn nur noch fester an sich ziehen wollte. Sein Herzschlag legte noch einen Zahn zu und langsam stieg ihm die Röte ins Gesicht. Doch es war ihm egal, er genoss den Moment und die Nähe zu dem Dämon. Für einen Augenblick schien die Welt um sie herum zu verblassen. Yuris Herz pochte so stark, dass er das Klopfen von Wolframs Herz nicht spürte, dass ihm ebenso bis zum Hals schlug. Wie lange er sich doch nach einer Umarmung gesehnt hatte. Die Fürsorge in Yuris Stimme hatte ihn aus seiner Versteinerung geholt. Er atmete den Duft an Yuris Halsbeuge ein und ein warmes Gefühl breitet sich in ihm aus. So vertraut und so geborgen. Ein leichtes Räuspern holte die Beiden wieder in die Realität zurück. Fast gleichzeitig drehten sie den Kopf, nur um im nächsten Moment scharlachrot anzulaufen. Jozak stand mit den Armen in die Hüfte gestemmt an der Käfigtür und schielte zu ihnen herüber. Ein leichtes Pfeifen ausstoßend grinste er die Beiden an. „Was so ein Aufenthalt in einem Käfig doch für Wunder wirkt, Eure Majestät.“ Das schiefe Grinsen auf seinem Gesicht ließ die Beiden nur noch weiter erröten und sie ließen voneinander ab. Beschämt blickten sie zur Seite. Selbst Konrad konnte ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken. Er dachte an Gwendals Reaktion und sein Schmunzeln wandte sich in ein Lächeln. Sein Bruder wäre mit Sicherheit mehr als entzückt, würde es aber lediglich mit einem unterdrückten Lächeln und einer hochgezogenen Augenbraue zur Geltung bringen. „Seid ihr Beide zur Flucht bereit, oder wäre euch doch noch ein kurzer Moment lieber?“ Das schelmische Grinsen auf Jozaks Gesicht führte dazu, dass Wolfram und Yuri ihm einen finsteren Blick zuwarfen und zaghaft zu ihm gingen. „Jozak, das reicht!“ Konrad hatte zwar immer noch ein leichtes Lächeln auf den Lippen, doch fand er, dass sein alter Freund die Lage doch etwas zu sehr aufheizte. Der Angesprochene zog nur die Schultern hoch und wandte sich dann zum Gehen. „Die hier habe ich für euch wiederbeschafft,“ er deutete auf zwei Schwerter, die in der Nähe lagen. Konrad bückte sich und hob die Waffen auf. Eines schnallte er sich um die Hüfte, das andere hielt er Wolfram entgegen, der es mit gesenktem Kopf entgegennahm. Yuri war immer noch mit hochrotem Kopf gefolgt und musterte aus dem Augenwinkel, wie Wolfram sich das Schwert umlegte. Sein Blick huschte über den blonden Schönling. Er ertappte sich dabei und wandte den Blick wieder ab. ´Was ist nur los mit mir…?´ Jozak führte sie durch den Wald u dem Lager der Männer. Sie waren zu fünft. Und zur Überraschung der Drei waren sie alle zur Hälfte in der Erde versunken. „Aber wie..,“ ehe Yuri weitersprechen konnte ertönte ein Räuspern rechts von Ihnen. Er wandte den Blick in die Richtung und erblickte Gwendal, der ihn mit mürrischer Mine anschaute. ´Oh je´. Yuri blickte verlegen zu dem großen, in grün gekleideten Mann. Er wusste, dass ihm wahrscheinlich eine Ansprache drohte. Sich seinem Schicksal schon ergebend senkte er wieder den Blick. „Majestääääät!!“ Der laute Ausruf konnte nur zu einer Person gehören. Und wie aus dem Nichts sauste sein königlicher Berater Günter zu ihm und fiel ihm um den Hals. „Ach eure Majestät! Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht! Wie konntet ihr mich nur einfach verlassen!“ Schluchzend presste er seinen König an sich und schniefte. „Könnt ihr mich nicht mehr leiden?! Seid ihr böse auf euren Günter?! Bitte vergebt mir, dass ich nicht an eurer Seite war!“ Er presste Yuri noch stärker an sich, was dieser für unmöglich gehalten hatte und schluchzte noch mehr. Gwendal hatte unterdessen nur einen mürrischen Blick aufgesetzt. Auf seiner Stirn hatte sich bei dem schrillen Geschrei eine tiefe Falte gebildet und er legte die Hand an die Stirn. Wolfram schnaubte neben Yuri und funkelte Günter eifersüchtig an. Jozak und Konrad hingegen bewunderten das Schauspiel nur mit einem leichten Schmunzeln und Jozak verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Da ist ja doch noch alles gut ausgegangen, nicht wahr, Hauptmann?“ Mit süffisantem Lächeln schaute er zu seinem Freund und nickte in Richtung der anderen. Konrad nickte nur. Yuri hatte sich bereits mühevoll aus der eisernen Umklammerung seines Beraters befreit und schnappte erstmal nach Luft. Er unterschätze die Kraft des Violetthaarigen immer wieder, wenn er ihn in eine seiner intensiven Umarmungen zog. Er bemerkte den eifersüchtigen Blick von Wolfram um kam um ein leichtes Schmunzeln nicht herum, wofür er einen finsteren Blick erntete. Sein Wolfram würde sich nie ändern. Moment. Wieso kamen ihm solche Gedanken auf einmal? Er wunderte sich über sich selbst, wurde jedoch von Gwendal unterbrochen. „Machen wir uns auf den Weg ins Dorf zurück. Wir nehmen die Männer in Gewahrsam! Und zum Morgengrauen werden wir den Rückweg antreten!“ Mit befehlshabendem Ton erteilte er die Befehle und überwachte die Ausführung, bevor sie sich zusammen wieder in Richtung des Dorfes begaben. Yuri starrte die Zimmerdecke an. Er lag auf einem einfachen Strohbett in einem kleinen Raum des Hauses des Dorfältesten. Sie wurden dort einquartiert, um die Nacht zu verbringen, da es das größte Gebäude des Dorfes war. Kurz nachdem sie wieder hier ankamen, wurden die Gefangenen in einem kleinen Schuppen untergebracht und unter Bewachung gestellt. Morgen früh würden sie abreisen und wieder zum Schloss zurückkehren. Yuri hatte sich direkt auf den Weg zum Bett begeben, nachdem er allen eine erholsame Nacht wünschte. Zwar war er Müde, jedoch konnte er nicht einschlafen. Er dachte an den See, den seltsamen Mann, den er dort getroffen hatte und an das Gespräch, das sie geführt hatten. Wie hieß er doch gleich? Und woher kannte er seinen Namen? Und wieso wurde er dann plötzlich in dem Käfig wieder wach? War das alles nur ein Traum gewesen? Er schüttelte den Kopf. Dazu war es viel zu real gewesen. Aber was war es dann? All diese Fragen geisterten in seinem Kopf herum. Er seufzte und drehte sich um. Und blickte auf einen schlafenden Wolfram. Sein Atem ging gleichmäßig und er hatte den Kopf in seine Richtung gedreht. Yuri merkte die langsamen Atemzüge auf seinem Gesicht und ein warmes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er wusste nicht, was das für ein Gefühl war, das er heute verspürt hatte, als er Wolfram so innig umarmt hatte. Bei dem Gedanken daran wurden seine Wangen heiß und sein Herz fing verfiel wieder in einen schnelleren Rhythmus. Yuri legte seinen Kopf auf seinen Arm und musterte den Blonden. Er wusste, wie schön Wolfram war. Schon bei ihrer ersten Begegnung war es ihm aufgefallen. Und so nah, wie er ihm jetzt war, fiel es ihm noch deutlicher auf. Das honigblonde Haar, das ihm in einzelnen Strähnen über das Gesicht hing. Die wohlgeformten Lippen, die ein so bezauberndes Lächeln bilden konnten. Die alabasterfarbene Haut, die Wolfram sofort verriet, wenn er rot wurde. Yuri musste Schmunzeln. „Ach Wolfram,“ er strich im zögernd eine Strähne aus dem Gesicht, „was machst du nur mit mir?“ Er sprach leise und schloss langsam die Augen. Dann wurde er von der Müdigkeit übermannt. Kapitel 4: Neue Welt und neue Gedanken -------------------------------------- Endlich das Kapitel fertig bekommen ^^ Ich hoffe es gefällt euch :) Anmerkungen und oder Rückmeldungen jederzeit gern gesehen :-) Also, Viel Spaß beim Lesen ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- „Huh? Wer ist da?“ Türkisfarbene Haare wirbelten auf, als sich der Kopf nach links und rechts drehte. Eine sanfte Brise wehte in das liebliche Gesicht. „Bitte, zeige dich! Ich werde dir nichts tun.“ Mit einem freundlichen Lächeln schaute sich die junge Frau um. Ihre blinden Augen wanderten über ihre Umgebung. Und tatsächlich entdeckte sie einen kleinen, schwach schimmernden Umriss. Sie sah nicht mit ihren wirklichen Augen. Es war mehr ein Bild in ihrem Kopf, das sich formte. Sie hatte die Gabe entwickelt, Mithilfe ihrer magischen Begabung zu sehen, wenn auch nur verschwommen und wie durch Wasser getrübt. Der schimmernde Umriss näherte sich ihr zaghaft und wurde etwas größer. Die junge Frau konnte den Umriss einer schwebenden Kugel erkennen, die etwa auf der Höhe ihrer Hüfte in der Luft verharrte. „Wer bist du?“, fragte sie mit einem freundlichen Lächeln in Richtung der Kugel. „Du… Du kannst mich sehen?“, kam die verwirrte Gegenfrage. „Nunja, nicht wirklich,“ ein kleines Kichern entwich der jungen Dame, „schließlich bin ich Blind. Aber ich sehe deinen Umriss. Aber sag mir doch bitte, wo sind wir hier? Und wer bist du?“ Fragend musterte sie den schimmernden Ball, der nun etwas nervös wirkte und sich leicht von rechts nach links bewegte. „Das ist nicht gut… Das ist ganz und gar nicht gut! Was mache ich denn jetzt? Ach verdammt! Wie konnte das nur passieren?“ Die Kugel wurde unruhiger und verwandelte sich unter dem verblüfften Gesicht der jungen Frau in einen Jungen, der aufgebracht auf und ab ging. Er strahlte ein sachtes Leuchten aus, als würde er glühen und fuhr sich nachdenklich durch die bronzefarbenen Haare. „Oh man, oh man, oh man… Er wird mich köpfen! Wie bekomme ich das nur wieder hin? Es muss doch irgendeinen Weg geben!“ „Entschuldige, aber du wirkst so aufgebracht. Wieso erzählst du mir nicht was los ist und wir überlegen zusammen, wie wir dein Problem lösen können?“ Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Ich bin Susannah Julia von Wincott, aber nenn mich doch bitte Julia. Und wie heißt du?“ Sie musterte ihn freundlich und hätte sie ihn direkt sehen können, so hätte sie sein verwirrtes und ratloses Gesicht gesehen. „I.. Ich? Glannadon… Glannadon ist mein Name.“ Er schaute zu ihr auf und musste unweigerlich ihr Lächeln erwidern. Es hatte etwas ansteckendes und für einen kurzen Moment entspannte sich seine Haltung und die Aufregung verflog. „Freut mich Glannadon. Also, was hast du denn für ein Problem? Und wer wird dich köpfen?“ Julia musterte ihr Gegenüber fragend, schenkte dennoch ein freundliches Lächeln. Dass sie gerade mit einem Jungen sprach, der eben noch eine schwebende, leuchtende Kugel war, ließ sie Außen vor. Sie war eine der großen Hexen des Dämonenreiches gewesen und hatte sich viel Wissen über die magischen Künste angeeignet. Zwar hatte sie nie etwas über seltsame Lichtkugeln, die sprechen oder sich verwandeln können, gelesen, aber es würde schon eine Erklärung geben. Der Junge erinnerte sich scheinbar wieder an sein Problem und sogleich änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er blickte sich um und seufzte ratlos. „Du bist das Problem! Du dürftest gar nicht hier sein! Ich weiß nicht, wie du hierherkamst, aber es dürfte nicht sein! Wenn er das erfährt,“ er blickte sich wieder um, „dann wird er bestimmt nicht erfreut sein.“ Julia überlegte was sie am besten darauf antworten sollte, aber sie war verwirrt. Sie fragte sich, wo sie sich befand und wieso es ein Problem war. Aber viel wichtiger war die Frage nach dem WER? Wer wäre nicht sehr erfreut, sie hier zu finden? „Aber wo bin ich denn hier überhaupt? Und wieso dürfte ich nicht hier sein? Bitte, lieber Glannadon, klär mich auf.“ Mit Hoffnung und Vertrauen suchten Ihre blinden Augen den Blick des Jungen. Dieser stieß einen weiteren Seufzer aus und zuckte nur mit den Schultern. ´Was habe ich sonst für eine Wahl?´, dachte er sich, ehe er sacht nach Julias Arm griff. „Komm, Julia. Erstmal sollten wir uns einen ruhigen Platz zum Reden suchen. Dann können wir uns eine Lösung überlegen.“   „So, setzt dich. Hier haben wir unsere Ruhe und können uns sicher unterhalten.“ Julia spürte eine Bank an ihren Beinen und ließ sich langsam darauf nieder. Sie strich mit der Hand über das Holz und fühlte die kleinen Kerben. Doch sie merkte auch, wie geschmeidig das Holz sich anfühlte. Ganz weich glitt ihre Hand darüber, ohne auf eine raue Stelle zu stoßen. Scheinbar hatte der Junge bemerkt, dass sie die Bank inspizierte, denn sie hörte, wie er stolz die Arme in die Hüfte stemmte und tief einatmete. „Großartige Arbeit, nicht wahr? Ich habe sie selbst gefertigt! Hat mich ganz schön viel Zeit gekostet, aber dafür sieht sie toll aus, oder nicht?“ Julia musste ein Lachen unterdrücken, konnte ein Schmunzeln jedoch nicht zurückhalten. Der kindliche Stolz in der Stimme von Glannadon war kaum zu überhören und auf Julia wirkte er nur umso mehr wie ein junger Bursche. „Ja. Sie ist wirklich großartig. Es gibt nicht eine raue Stelle hier und sie ist wirklich bequem. Das ist wirklich gute Arbeit“, sagte sie lächelnd und legte den Kopf schief. „Aber sag mir doch bitte, wo sind wir hier?“ „Ach entschuldige.“ Sie hörte, wie er sich erhob, ein paar Schritte entfernte und scheinbar etwas in einem Regal suchte. „Ach wo ist es denn? Ich bin mir sicher, dass ich noch etwas haben müsste… Ah! Da ist es ja!“ Die Schritte nährten sich ihr und sie wandte den Kopf in die Richtung. Bevor sie etwas fragen konnte, spürte sie einen Lufthauch in ihrem Gesicht und etwas wie Staub, der ihr ins Gesicht gepustet wurde. Sie blinzelte, hustete und wandte den Kopf zur Seite. „Was… Was sollte das…?“, fragte sie und hielt sich hustend die Hand vor den Mund. Sie blinzelte erneut und... und sah plötzlich den Jungen vor sich stehen. Sie konnte ihn sehen! Richtig sehen! Verblüfft hielt sie inne und starrte ihn an. Etwas verlegen lächelte er sie an und schaute dann zu Boden. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht verärgern. Ich dachte nur, dass es helf-„ „Ich kann dich sehen! Ich kann dich tatsächlich richtig sehen!“, unterbrach sie ihn und schlug sich die Hand vor den Mund. Ungläubig musterte sie ihn und blinzelte mehrmals, doch es war keine Einbildung. „Aber wie…?“ „Ich dachte, es würde helfen, wenn du auch sehen könntest. Bist du böse?“ Sie hörte den entschuldigenden Unterton in seiner Stimme und schüttelte langsam den Kopf, woraufhin der Junge fröhlich lächelte. „Nein… es ist nur… Ich bin Blind und plötzlich... plötzlich kann ich sehen… Wie ist das möglich?“ Ihr Blick wanderte durch den Raum, den sie nun erkennen konnte. Sie waren in einem großen Zimmer, in dem der Junge scheinbar wohnte. Sie sah ein Bett auf einem kleinen steinernen Vorsprung und eine Feuerstelle an der gegenüberliegenden Wand. Ein Topf war über ihr befestigt und leichter Dampf stieg auf und verbreitete sich im Raum. Vor ihr stand ein Tisch, der ebenso wie die Bank leichte Kerben aufwies und aus einem dunklen Holz gefertigt war. Auch einige Kerzen standen im Raum verteilt, die ein warmes Licht spendeten. Rechts von ihr erkannte sie mehrere Regale mit einigen Büchern und Fläschchen. Von der Decke hingen einige Kräuter und Pflanzen herab, die wohl zum Trocknen aufgehängt worden waren. Sie erkannte kleine Wurzeln und schloss daher, dass sie sich in einer Höhle befanden. Zumindest unter der Erde. Dann glitt ihr Blick wieder zu dem Jungen, der noch immer vor ihr stand und ein Glas mit schimmerndem Inhalt in der Hand hielt. Sie schaute auf und musterte ihn. Bronzefarbene Haare, rötliche Augen und leicht schimmernde Haut. „So etwas habe ich noch nie gesehen,“ sprach sie ihren Gedanken leise aus. „Du kommst nicht aus dem Neuen-Dämonenreich, oder? Und auch nicht aus Chimaron, nehme ich an?“ Sie legte den Kopf schief und sah ihn nachdenklich an. „Chima... son…? Neues-Dämonenreich…?“ Er schien sichtlich verwirrt und schüttelte den Kopf. „Nein… was sind das denn für Orte? Du bist hier in Alzareth. Aber von solchen Orten wie du sie nennst, habe ich noch nie gehört.“ Er legte sich die Hand an sein Kinn und überlegte. Auf einmal weiteten sich seine Augen. „Das… Das ist unmöglich…!“ Er wich einen Schritt zurück und starrte sie an. „Aber wie… Das muss ein Fehler sein… Ihr könnt nicht in diese Welt…!“ Schockiert ließ er sich auf die Bank fallen und stütze den Kopf in beide Hände. „In diese Welt?“, wiederholte Julia und ein mulmiges Gefühl beschlich sie. „Aber du sagtest, es gäbe gewiss eine Lösung. Erzähl mir doch bitte genauer, was das hier für ein Land ist.“ Glannadon hob seinen Blick und schaute in das lächelnde Gesicht der türkisfarbenen Dame. Sie wirkte auf ihn so ruhig und verständnisvoll. Und das, obwohl er ihr gerade gesagt hatte, dass sie in einer fremden Welt sei. Behutsam beugte sie sich vor und griff sacht nach der Hand des Jungen und legte ihre Hände darum. Sie waren etwas kühler als seine, aber es war angenehm. Ihm war, als würde durch ihre Berührung eine beruhigende Wärme in seinen Körper gleiten. Er entspannte sich und erwiderte das Lächeln schwach. „Du hast Recht. Also, um mich richtig vorzustellen, mein Name ist Glannadon und ich bin ein Irrlicht. Wir sind hier in Alzareth. Ich weiß nicht ob dir der Name etwas sagt, aber es ist eine wundervolle Welt.“   Fasziniert lauschte Julia dem, was ihr der Junge erzählte und nahm wissbegierig die Geschichte auf. Er sprach von einer Welt, in der die Geister zuhause waren. Keine Gespenster oder andere Gruselgestalten, sondern Wesen, denen gleich, die in der Erde unter dem Schloss des Dämonenreiches schliefen. Wassergeister und Erdgeister, sogar Windgeister lebten hier. Aber sie mussten wohl nicht eine spezielle Bindung zu den Elementen oder anderen Dingen haben. Sie waren frei und konnten die verschiedensten Formen annehmen. Glannadon gehörte den Irrlichten an, eine Untergruppe der Geister, die gemeinhin als friedliche Gestalten galten und über leichte magische Kräfte verfügten. Ihr Wissen über Kräuter, Pflanzen und die Natur war enorm, weshalb sich viele in der Nähe von Wäldern oder Oasen ansammelten. Dabei lebten sie im Einklang mit den Geistern, die sich im Wald ein Zuhause gesucht hatten und pflegten sogar freundschaftliche Beziehungen untereinander. Während der Junge aufgeregt über seine Welt berichtete, zeichneten sich die verschiedensten Gesichtsausdrücke auf dem lieblichen Gesicht von Julia. Von einem freudigen Lachen, als sie von den Geschichten des Jungen hörte, als er seine Unterkunft errichtete und sich mit den Waldgeistern zanken musste, um Holz zu bekommen. Ein betrübter, als sie von seiner Einsamkeit erfuhr. Ein leichtes Schmunzeln, während er von seiner Arbeit an Bank und Tisch prahlte und sich mit Handwerksmeistern verglich, die in dieser Welt scheinbar mächtige Artefakte schufen und sie mit magischer Energie spleißten. Artefakte, wie man sie auch in Julias Welt fand. ´Ob Morgif oder die Schätze des Dämonenkönigs auch von hier sind´, ging es ihr durch den Kopf. Und schließlich ein Funkeln in den Augen bei seinen Erzählungen über die Wirkungen der Kräuter und Substanzen, die die unterschiedlichsten Effekte hervorrufen konnten. Das Pulver, das ihr gewährte zu sehen, wurde aus der gemahlenen Rinde eines uralten Baumes gewonnen. Zusätzlich sollte man es mit dem Blütenstaub der Nachtorchidee, die nur am dritten Vollmond blühte, veredeln und schließlich mit dem Wasser des großen Flusses filtern. Laut der Erklärung des Jungen war dieser Fluss, der sich vielfach teilte und ein gigantisches Netz spannte, die größte Kraftquelle dieser Welt. Dann horchte Julia auf, als er von „Dem Einen“ sprach. Für den Jungen schien das nebensächlich zu sein, da er gerade mit der Aufzählung der Gattungen seiner Familienmitglieder beginnen wollte, als er von der jungen Dame unterbrochen wurde. „Wer ist dieser „Eine“?“, fragte sie langsam und musterte den Jungen mit gespanntem Blick. Ihre Gedanken wanderten zu Shino. Ob er damit gemeint war? Langsam ließ Glannadon seine Hände, mit denen er während seiner Erzählung wild gestikuliert hatte, sinken. Er blickte unsicher zu der jungen Frau, die ihn gespannt anschaute. „Er… Nunja, er ist… wie soll ich es sagen…“, er zuckte mit den Schultern und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, „Er ist für diese Welt verantwortlich.“ Erneut zuckte er mit den Schultern und schaute verlegen zu Julia. Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und sogleich hellte sich auch sein Gesichtsausdruck auf. „Ist er euer König?“ „König? Was ist ein König?“ Fragend musterte er sie mit schiefem Gesicht. ´Komische Welt muss das sein, wo sie herkommt. Was soll denn ein König sein?´ „Also ein König regiert sein Land und kümmert sich um seine Bewohner. Er erlässt Gesetze und sorgt für Ordnung.“ Julia suchte nach Worten, um einen König zu erklären, aber sie blickte nur in das fragende Gesicht des Bronzehaarigen, der sich durch die Haare fuhr. „Also es gibt Regeln, aber sie sind allgemein und gelten schon seit jeher. „Der Eine“ ist der Wächter dieser Welt. Er lebt im Schloss und ist für jeden der hier lebt immer zu erreichen und bietet Rat.“ Er legte den Kopf schief und blickte in die blassblauen Augen von Julia. „Macht das ein König in deiner Welt auch?“   „Nunja, das hängt von dem König ab. Aber ein guter König ist immer für seine Untertanen da und kümmert sich um ihre Anliegen.“ Julia strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und dachte dabei an Yuri. Er war ein guter König. Vielleicht würde er zum besten König wachsen, den das Dämonenreich je hatte. Schließlich wurde er von dem Einzigartigen zum König bestimmt. Stehts hatte sie ihn begleitet und ihm in Momenten der Not geholfen, seine unglaublichen Kräfte zu nutzen. „Also dann ist er wohl unser König, aber er betrachtet uns nicht als niedere Wesen. Für ihn sind alle Lebewesen gleich. Ohne Unterschiede. Deswegen gibt es hier immer Frieden und jeder ist zufrieden.“ Der Junge lächelte glücklich und dankte in Gedanken dem Wächter seiner Welt. „Aber wieso bin ich in dieser Welt ein Problem?“ Fragend blickte Julia dem Jungen in die rötlichen Augen. “Und wieso bin ich dann überhaupt hier?“ Als Antwort bekam sie nur ein Schulterzucken und einen entschuldigenden Gesichtsausdruck geschenkt. „Ist das nicht offensichtlich?“ „Huh?“ Beide drehten ihre Köpfe zur Tür. Julia bemerkte aus dem Augenwickel wie sich die Augen des Jungen weiteten und sich seine Mine schockiert veränderte. „Der Eine“, wisperte er leise und senkte sofort seinen Blick. Julias Augen wanderten zu dem Mann, der in lässiger Haltung an der Tür lehnte und sie aufmerksam beobachtete. Das Kerzenlicht erlaubte keinen genauen Blick auf ihn und so konnte sie nur die leichten Umrisse erkennen. Dennoch spürte sie den durchdringenden Blick auf sich, der förmlich in ihr Innerstes blickte. Mit einem leichten Knistern entzündeten sich augenblicklich alle Kerzen im Raum und warfen ihr schwaches Licht auf den Neuankömmling. „Sehr erfreut euch hier begrüßen zu dürfen, meine Liebe.“ Er verbeugte sich leicht, wobei er sich die Hand auf die Brust legte. „Entschuldigt, dass ich euch nicht eher Gesellschaft leistete, aber wie mir scheint habt ihr bereits eine angenehme Bekanntschaft gemacht.“ Er nickte in Richtung von Glannadon, der noch immer mit gesenktem Kopf im Raum stand. Die Stimme hatte einen melodischen Ton und zog Julia förmlich in ihren Bann. Mit geweiteten Augen musterte sie den Mann. Graue Strähnen zierten sein Haar und ein leichtes Lächeln zierte sein Gesicht. Der schwarze Lederharnisch schien das Licht der Kerzen förmlich zu absorbieren. Kleine Insignien glänzte dafür in schwach goldenem Licht. „Es…Es tut mir leid… I… Ich hätte euch sofort…-„, stammelte Glannadon und senkte den Kopf noch weiter. „Nicht doch“, mit einer abwinkenden Handbewegung unterbrach er den Jungen. „Ich wusste von ihrer Ankunft hier. Nichts entgeht meiner Aufmerksamkeit. Außerdem,“ sein Blick wanderte zu der jungen Dame auf der Bank, „Außerdem habe ich sie natürlich hierhergeholt.“     Seufzend ließ sich Yuri aus seinem Sattel gleiten. Sein Rücken und Unterleib schmerzten leicht, da er so lange Reitausflüge nicht gewohnt war. Er rieb sich den Rücken und sein Blick schweifte über den Trott. Sie hatten sich am frühen Morgen auf den Rückweg gemacht. Die fünf Banditen hatten sie gefesselt und sie wurden von den Soldaten begleitet. Daher kamen sie langsamer voran und hatten beschlossen eine kurze Rast einzulegen, ehe sie ihren Weg fortsetzten. Die Räuber schwiegen jedoch über das Hauptlagen, indem sich wohl auch ihr Anführer, Victor, aufhielt. Gwendal hatte ein paar Soldaten, sowie Proviant und Werkzeuge in dem Dorf zurückgelassen. Sie sollten bei den Aufbauarbeiten helfen und sich auch um die verschütteten Männer kümmern. Wenn sie wieder im Schloss ankommen würden, würde er weitere Männer zur Unterstützung schicken. Natürlich auf den Befehl seiner Majestät hin. Der Blick des Grafen wanderte zu dem schwarzhaarigen Jungen, der sich den Rücken rieb. Ein Anflug von Anerkennung und Stolz breitete sich in ihm aus. Anfangs hatte er nicht geglaubt, dass dieser Junge aus einer anderen Welt wirklich ihr neuer König sein sollte. Er war viel zu unerfahren und zu leichtsinnig. Nichts wusste er über diese Welt. Und dann sollte er König werden? Dieser naive Junge? Er hatte sich oft gefragt, wie der Einzigartige auf diese Idee gekommen war. Der Junge hatte sich von einem Abenteuer ins Nächste gestürzt und entkam meist nur um Haaresbreite. Dabei galt seine Sorge und seine Leidenschaft stets den Unschuldigen. Selbst den Unruhestiftern begegnete er mit einer gutherzigen Offenheit und versuchte, sich auch friedlich mit ihnen auseinander zu setzen. Wie viele schlaflose Nächte und Stirnfalten er ihm doch verdankte. Er konnte ihm sagen was er wollte, der Junge war immer darauf aus, seinen Kopf durchzusetzen. Fast schon automatisch hatten sich die Furchen auf Gwendals Stirn vertieft, sobald er in der Nähe von Yuri war.  Aber mittlerweile hatte sich seine Haltung gegenüber seiner Majestät grundlegend geändert. Yuri hatte sich wirklich als ein guter und umsichtiger König bewiesen. Er hatte viele Dämonen und auch Menschen beschützt und es war ihm sogar gelungen, wirklichen Frieden zu schaffen. „Nanu? Was ist denn mit seiner Lordschaft los?“ Jozak ließ den Rucksack auf den Boden sinken und streckte sich genüsslich. Ihm war aufgefallen, dass der Graf den jungen König musterte und tief in Gedanken war. „Vielleicht ist er einfach nur stolz auf seine Majestät.“ „Ach Hauptmann, meint ihr? Ich glaube mittlerweile haben sich sogar noch mehr Sorgenfalten bei ihm gebildet. Und ich dachte schon, das wäre unmöglich!“ Mit einem leichten Grinsen nickte der Orangehaarige zu dem Grafen und entlockte Konrad ein leichtes Lachen. „Ich glaube eher, die hat er Günter und seinen Traueranfällen zu verdanken, wenn seine Majestät einfach entwischt.“ „Hach… Aber wer würde sich auch freiwillig durch diese Kurse quälen wollen?“ Schief grinste Jozak seinen alten Freund an und kratzte sich unschuldig am Hinterkopf. „Jozak!“ Konrad musste ein Auflachen unterdrücken und versuchte daher, seinen Freund zum Schweigen zu bringen. Jozak zwinkerte ihm zu und machte sich dann daran, die Fesseln der Gefangenen zu überprüfen. Konrad wandte den Blick zu Yuri, der sich noch immer den Rücken rieb und die Landschaft bewunderte. Eine Straße, die an einem Wald vorbeiführte und eine leichte Biegung machte. In der Ferne waren Berge zu erkennen und ein kleiner Bachlauf, der sich in einer etwas tiefer liegenden Ebene schlängelte. Konrads Blick wanderte weiter zu einem blonden Jungen, der ein wenig Abseits stand, sein Pferd an den Zügeln führte und grasen ließ. Er seufzte innerlich leicht. Die Beiden hatten wirklich eine komische Art der Beziehung. Wie oft hatte sich Konrad schon die Beschwerden von Yuri angehört. Und doch hegte er die leise Ahnung, dass Yuri nicht ganz ehrlich zu sich selbst war, wenn er Wolfram ganz und gar von sich schob. Doch langsam bemerkte selbst Konrad den Schmerz von Wolfram. Er zeigte ihn kaum und vielleicht bemerkte er ihn nur unterbewusst, aber Konrad konnte ihn in seinen Augen sehen. Wolframs Gefühle zu Yuri waren aufrichtig und tief. Der blonde Prinz hielt an der Verlobung fest und machte daraus auch keinen Hehl, auch wenn er immer wieder von Yuri Zurückweisungen kassierte. „Keine Sorge. Wenn es echt ist, dann wird es auch so kommen. Die Zeit wird die Antworten bringen.“ Der Blonde schaute plötzlich auf und sah sich um. Er hatte doch eine Stimme gehört. Sein Blick fiel auf Konrad, der sich ihm ein paar Schritte genährt hatte, nun aber innehielt und Wolfram musterte. „Alles in Ordnung bei dir?“ Leichte Besorgnis schwang in der Stimme mit. „Huh…? Ja. Hast du das eben auch gehört?“ Verwirrt sah er zu seinem Bruder. „Nein? Was denn?“ „Diese Stimme, ich dachte du hättest es gesagt...“, verdutzt wandte der Junge den Blick ab. „Was hast du denn gehört?“, fragte Konrad etwas neugierig nach. „Ach nichts… Ich habe es schon wieder vergessen… Es war wahrscheinlich nur das Rascheln der Blätter“, winkte er ab. Konrad nickte und Wolfram dachte, er würde wieder gehen, aber zu seiner Überraschung blieb Konrad stehen und musterte ihn. „Gibt es noch was?“ Wolframs Tonfall war ein klang genervter als er es wollte. Aber sein Bruder schien zu wissen, dass er es nicht so meinte. „Ich wollte nur nach dir sehen. Du hast heute kaum geredet und gestern warst du so schnell im Bett verschwunden. Ich habe kaum noch gehört, wie du dich aus deinem Zimmer geschlichen hast in der Nacht.“ Wolframs Augen weiteten sich ein wenig und die Schamesröte legte sich auf seine Wangen. Er hatte ihn also doch gehört, dabei war er sich ziemlich sicher, sehr leise gewesen zu sein. „Na und? Ich bin sein Verlobter! Also darf ich auch in seinem Bett schlafen!“ Schnaubend verschränkte der Prinz die Arme und schaute Konrad mit einem festen Blick, der jedoch von Verlegenheit gezeichnet war, an. Sein Bruder lächelte nur zustimmend. „Aber dennoch bist du heute sehr still. Denkst du über was bestimmtes nach?“ „Nein…“, setzte er an, zögerte jedoch, „Nunja… versprich mir, dass du es für dich behalten wirst…“ Flehend blickte er in die braunen Augen auf.   Die Aufmerksamkeit des Dämonenkönigs wanderte zu den zwei Personen, die etwas Abseits standen und sich zu unterhalten schienen. Gekonnt ignorierte er seinen in weiß gekleideten Berater, der ihm leidenschaftlich schon von seinen nächsten Aufgaben berichtete. Für Yuri hieß das, dass er, sobald sie im Schloss ankamen, das Studierzimmer nicht allzu schnell wieder verlassen würde. Seufzend hatte er sich bereits damit abgefunden und versucht Günter abzuwimmeln, als seine Aufmerksamkeit zu seinen Begleitern wanderte, die sich unterhielten. Er kniff die Augen zusammen und konnte sogar einen kurzen Blick von dem blonden Engel in seine Richtung erkennen. Redeten sie etwa über ihn? Lästerten sie über ihn? Oder machten sich gar lustig über ihn? Die Gedanken in Yuris Kopf brummten fast schon schmerzhaft und er rieb sich leicht den Kopf. Was ein fataler Fehler… „Och! Eure Majestät! Habt Ihr Schmerzen?! Soll ich Euch heilen?! Lasst mal sehen!“ Sofort schwirrte ein weißer Umhang um ihn herum und taste seinen Kopf genau ab. Überfürsorglich untersuchte der Berater seinen König, um etwaige Verletzungen am Kopf zu finden. „Eure Majestät! Wieso habt ihr denn nichts gesagt?! Nicht, dass Ihr schwere Wunden erlitten habt, ohne es zu merken!“ „Günter…. Hey!... Au!... Lass das, mir geht es gut…“ Überrumpelt stolperte der junge König ein paar Schritte zurück, um sich in Sicherheit zu bringen, als er plötzlich auf Widerstand traf. Er hob den Blick und ihm stockte fast der Atem, als er in ein mürrisches Gesicht blickte. „Wenn Ihr nun so weit seid, könnten wir den Weg fortsetzten, Majestät“, räusperte sich der große Mann in grüner Uniform und blickte auf schwarze Haare und Augen hinab. „Ich möchte Anissina nicht länger als nötig das Schloss überlassen.“ ´Schon ein einziger Tag ist mehr als genug…´. Ihm kam das strahlende Gesicht der Rothaarigen in den Sinn, als er ihr die Verantwortung überließ. Ein Schauer lief ihm bei dem Gedanken den Rücken herunter. „Hehe… Ja, Ihr habt natürlich Recht, Gwendal. Wer weiß was uns jetzt schon erwartet.“ Verlegen und mit leichtem Unbehagen lächelte ihn der Junge an und Gwendals Mine wurde etwas sanfter. Einen kurzen Seitenblick zu Wolfram und Konrad werfend nickte der König. Im Schloss könnten sie die Männer weiter verhören und angemessen bestrafen, zumindest war das die Begründung des mürrischen Grafen. „Shibuya! Komm mal her. Ich wollte dir erzählen, wie es noch ausgegangen ist, nachdem du geflüchtet bist, weil Lord von Bielefeld dir so nah gekommen ist und dich so verlegen gemacht hat!“ Finster funkelte der Dämonenkönig seinen breit grinsenden, doppelschwarzen Freund an. In Gedanken hatte er ihn bereits nach dem „Shibuya“ geknebelt. Böse murmelnd ging er zu Murata, der ihm freundschaftlich den Arm um die Schultern legte, ehe er ihm lang und breit die Geschehnisse schilderte.     Müde und ausgelaugt streckte sich Yuri. Nach ihrer Ankunft hatten sie die Männer in das Verließ gebracht und Gwendal hatte sich mit Günter um die Vorkehrungen, weitere Hilfskräfte in die Grenzdörfer zu schicken, gekümmert. Sein doppelschwarzer Begleiter hatte sich zum Grabmal des Einzigartigen begeben, wo er sowieso die meiste Zeit verbrachte. Yuri war sich nicht ganz sicher ob ihn die Tempelfrauen dorthin zogen oder doch der Einzigartige. Die beiden hatten eine doch recht seltsame Beziehung zueinander, die wahrscheinlich über den freundschaftlichen Begriff hinausging. Sein Blick fiel auf Greta, die bereits im Bett eingeschlafen war. Sie hatte ihn bei ihrer Ankunft freudig begrüßt und wollte sofort die Geschichte über die Reise hören. Nun schlief sie dicht an Wolfram gekuschelt im Bett. Ein kleines und liebevolles Lächeln legte sich auf Yuris Gesicht. Sie sahen so friedlich aus, wie eine schöne kleine Familie. Sanft strich er dem Mädchen eine Strähne aus dem Gesicht und setzte sich aufs Bett. Er ertappte sich sogar, wie er den blonden Prinzen musterte. Sein Lächeln wurde sanfter und zärtlicher als er in das schöne Gesicht blickte und den gleichmäßigen Rhythmus der Atmung wahrnahm. Für einen kurzen Moment regte sich in dem Schwarzhaarigen das Bedürfnis, die Wange des Blonden zu berühren. Mit klopfendem Herzen streckte er ganz langsam die Hand aus. Seine Wangen wurden heiß und er konnte seine Hand nicht wieder zurückziehen. „Was machst du da?“, fragte ihn eine verschlafene Stimme und eines der grünen Augen wurde geöffnet und schaute ihn an. Ertappt hielt Yuri in der Bewegung inne und drehte sich schnell zur anderen Seite. „Nichts. Nichts…. Schlafen wir, es war ein anstrengender Tag und…. und morgen haben wir viel zu tun…“ Mit glühenden Wangen versuchte sich der Junge zu beruhigen und diese seltsamen Gefühle beiseitezuschieben. „Hmm. Wenn du meinst, Waschlappen“, kam nur die leise und müde Antwort. Yuri musste sich beruhigen und schlafen. Er war müde und wahrscheinlich würde er die nächsten Tage das Studierzimmer nicht verlassen. Es lagen noch so viele Dokumente an und Günter hatte bereits neue Lehrstunden geplant und angesetzt. Ein Seufzen entwich dem jungen Dämonenkönig. Vielleicht würde ihm die Ablenkung helfen, diese komischen Gedanken zu verdrängen. ´Schließlich denke ich ja fast nur noch an meinen schönen Wolfram…´, war der letzte Gedanke, der ihm durch den Kopf ging, ehe er einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)