Eine Geschichte ohne Ende von phean (Kleiner Engel lerne fliegen) ================================================================================ Kapitel 10: Links oder rechts ----------------------------- Unschlüssig starrte Hikari auf die Nachricht. Das Essen am Tag des Spiels war friedlich verlaufen. Es war sogar schön. Bewusst hatte sie sich zwischen Sora und Meiko gesetzt. Zumal Daisuke sowieso mit Ken zu diskutieren begann. Beim Fußball waren sie eben doch in ihrem Element. Die Szene auf dem Parkplatz hatte er direkt wieder vergessen. Das war nun auch schon wieder zwei Tage her. Seufzend senkte Hikari den Blick, der bislang noch durch den Raum geschweift ist. Natürlich passte sie auf die Kinder vor sich auf, trotzdem sah sie dann wieder auf die Nachricht. Bislang war sie unbeantwortet, dabei hatte sie diese schon vor fünf Stunden erhalten. Seit diesen fünf Stunden starrte sie immer wieder darauf. Währendessen hatte sie den Kindern etwas vorgelesen, mit ihnen gespielt, hatte ihre Mittagspause eingeläutet und sie danach wieder aufgeweckt. Aber sie war aktuell noch zu keinem Schluss gekommen. Es wäre eine Entscheidung, die sie auf dem Heimweg treffen musste. Links ... oder ... Rechts ...? „Und wo sollen wir jetzt lang?“, Takeru sah zu der Jüngeren. Diese sah auf den Plan, der neben dem Weg aufgestellt war. Nachdenklich legte sie sich einen Finger an ihr Kinn, während sie die Karte studierte. „Also? Wohin ...?“, er trat neben sie und besah sich ebenfalls der Karte. Sein Kopf legte sich schief, während sie weiterhin überlegte. „Naja, nach rechts gehts zum Riesenrad, aber da möchte ich erst zum Abend hin ... Immerhin können wir dann den Sonnenuntergang betrachten ...“, Hikari stockte, sie bemerkte, dass sie von der Seite angestarrt wurde, „was?“, fragte sie und wandte sich dem jungen Mann zu. „Nichts ... ich finde es interessant, dass du jetzt plötzlich die romantische Planung übernimmst“, grinste der Blonde sie an. Da zuckte sie schon und versteifte sich willkürlich, zusätzlich verfärbten sich ihre Wangen und sie senkte den Blick. Lachend legte er eine Hand an ihren Rücken und strich auf und ab, „gut ... also wir gehen erst später zum Riesenrad ... also dann nach links ... dort haben wir noch zwei Achterbahnen, eine Wasserbahn und dann noch das Horrorhaus und die Geisterbahn ... damit könnten wir bis abends fertig sein. Selbst wenn wir mit einem oder zwei eine zweite Runde drehen. Sonst haben wir noch eine Pause zwischendurch um durchzuatmen“, überlegte der Ältere weiter. Vorischtig sah die Brünette auf. Sie hatte nichts gegen Horror, aber trotzdem erschreckte sie sich bei jedem kleinen bisschen. So glitten ihre Hände zaghaft zu seinem Arm, als er die Geisterbahn und das Horrorhaus erwähnte. Grinsend sah er sie an, „keine Sorge ... ich lass dich vorgehen, dann weiß ich, wo ich aufpassen muss.“ Nachdenklich war Hikari an der Kreuzung stehen geblieben. Ihr Mundiwnkel hob sich leicht, als sie an den Besuch im Vergnügungspark zurückdachte. Das war eine andere Zeit. Eine Zeit, in der sie wirklich glücklich war. Doch jetzt ... Ihr Blick hob sich und wandte sich dem linken Weg zu. An sich würde sie dort in den Park gelangen und dann nach Hause gehen. Sie machte bereits einen Schritt darauf zu, ehe sie erneut stehen blieb und zögerlich über die Schulter nach rechts sah. Takeru, 08:46 Uhr Hättest du nach der Arbeit einige Minuten für mich? Ich möchte gerne mit dir reden. Du findest mich im Hotel XXX auf Zimmer 502 ... Schreib mir doch kurz. Die Nachricht war unbeantwortet geblieben. Sieben Stunden lang. Denn noch immer gab es keine Antwort für sie. Sie musste diese Entscheidung treffen. Es gäbe niemand. Doch ihr Herz und ihr Kopf kämpften gerade gegeneinander. Das, was im Fußballstadion geschehen war, konnte nicht real sein. Das sollte ein Traum sein. Ein wunderschöner Traum. Unwillkürlich zog eine leichte Röte auf ihre Wangen und ihr wurde warm. Wieder sah sie auf den Weg vor sich. Traurig schlug sie die Augen nieder. Das war Daisuke gegenüber nicht fair. Doch um das klarzustellen sollte sie vermutlich wirklich mit dem Takaishi sprechen. Er musste das verstehen. Und sie musste damit abschließen. Aus diesem Grund holte die Yagami tief Luft und wandte sich doch dem rechten Weg zu. Dieser führte in Richtung Hauptstraße und schließlich zu dem Hotel, in dem der Ältere eigentlich untergebracht war. Dabei hatte Sora gemeint, dass er bei ihnen schliefe. Ob er das wirklich tat, wusste sie natürlich nicht. Genauso gut könnte er sie einfach dorthin bestellen und nicht dort sein. Was eventuell auch an der fehlenden Antwort liegen könnte, doch darüber machte sie sich vorerst keine allzu großen Gedanken. Sollte er nicht da sein, wäre es mit Sicherheit ein Wink des Schicksals. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf atmete sie tief durch, als sie an der Straße ankam und ihren Blick auf das Gebäude richtete. Es wirkte leicht bedrohlich, aber sie merkte auch, wie ihr Herz schneller schlug. Kurz fuhr sie sich mit ihrer Zunge über ihre Lippe. Es brachte nichts. Sie musste mit ihm sprechen und das richtige machen. Etwas unsicher sah sich Hikari um und fragte sich, ob sie beobachtet wurde. Sie fühlte sich so. Wurde sie verfolgt? Von ihren Freunden? Würde das hier jemand Daisuke erzählen? Aber bestimmt würde es falsch erzählt werden. Nervös rieb sie sich den Arm und senkte den Kopf. Schon wenige Augenaufschläge später fragte sie sich, wie sie so schnell in die Lobby kommen konnte. Die Rezeptionisten ignorierte sie und trat direkt an den Fahrstuhl heran. Sie drückte die Taste für den fünften Stock und wartete. Die Zimmernummer hatte sie, das würde sie schon finden. Die Hand der Yagami erfasste erneut ein Zittern, als sie sie erhob um an der Tür zu klopfen. Es dauerte, bis Hikari es schaffte, einen Ton zu erzeugen. Anschließend wartete sie. Erneut glitt ihr Blick den Gang hinauf und hinunter. Irgendwie kam sie sich schon seltsam vor. „Du bist doch gekommen ...“ Augenblicklich zuckte Hikari zusammen, sah erschrocken auf und stolperte nach hinten. Eine Hand packte ihr Handgelenk und hielt sie von einem Sturz ab. „Vorsicht ...“, lachte er und zog sie zurück auf die Beine und in seine Richtung, „komm doch rein, anstatt dich mit dem Boden aufzuhalten“, zwinkerte er. Die Brünette war von seiner Stimmung erstaunt. Als würde wieder ein anderer junger Mann vor ihr stehen. Perplex folgte sie ihm hinein. Das Zimmer war gemütlich. Nichts Besonderes. Ein Hotelzimmer eben. Eine Couchgarnitur dominierte den Raum, der andere Platz wurde von dem großen Bett eingenommen. Ein Fernseher, ein Schrank, ein Schreibtisch, eine Kommode. Das Zimmer hatte sogar einen kleinen Balkon. Noch etwas staunend sah sich die Yagami um und konnte es kaum fassen. Sie war nun doch hier und er auch. Es dauerte, bis die junge Frau wieder ansprechbar war. Als sie sich zu dem Älteren wandte, schmunzelte dieser und lehnte an der Rückenlehne der Couch. „Was mache ich hier?“, fragte sie ihn. Der Mundwinkel des Blonden zuckte, „muss es Sinn ...“ „Takeru ...“, bat sie erneut nachdrücklich. Seufzend senkte der andere den Kopf und sah zur Seite. Seine Hand fuhr in seinen Nacken und knetete diesen einen Augenblick. Tief atmete die Brünette durch und suchte ihren Willen wieder, der sie dazu veranlasste, ihre Arme vor der Brust zu verschränken. Nach einer gefühlten Ewigkeit hob er den Kopf leicht an, „weißt du, wie es sich anfühlt, wenn du nicht weißt, ob du vor oder zurückgehen sollst?“ Überrascht weiteten sich ihre Augen. Natürlich kam ihr das bekannt vor. Als würde er es wissen. Als Antwort konnte sie nur ihre Lippen aufeinanderpressen. Das schien im gar zu reichen, dass er es sich selbst beantworten konnte. „Ich wollte zurück ... aber ich wusste nicht wie ...“, erklärte er sich, „verstehst du mich?“ Seine Hände krallten sich in die Rückenlehne der Couch. Hikari erwiderte seinen Blick. Gegen ihre Gedanken wurde er schmerzlicher. Sie woltte das nicht hören. Die Yagami hatte damit abschließen wollen. Ihr Kopf schrie, ihm zu sagen, dass er es lassen sollte. Sie war verlobt. Sie hatte ihr Leben weitergeführt. Ohne ihn. „Willst du mir ein schlechtes Gewissen machen?“, fragte Hikari. Nun war es der Träger der Hoffnung, der seine Lippen aufeinanderpresste. „Was soll das hier?“, möchte sie wiederholt wissen, „bin ich hier, damit ... damit ...“ Ihr Gesicht verzog sich schmerzlich. Ihr Herz flehte nach einer Berührung von ihm, doch ihr Kopf versuchte klar zu bleiben. So unauffällig es ihr möglich war, krallten sich ihre Nägel in die Haut ihrer Arme. Takeru hob den Blick und musterte sie ebenso stumm, wie sie es auf einmal war. Der Atem der Jüngeren ging schwer. Ihre Selbstbeherrschung bröckelte. Dabei hatte sie Daisuke ein Versprechen gegeben. Sie hatte ... Sie ... Tränen keimten auf und prompt biss sich Hikari auf die Unterlippe. Sie befürchtete, dass ihr ein Schluchzen entweichen könnte. Es schmerzte einfach nur noch. Wieso tat er das? Langsam ging sie einen Schritt zurück und wollte sich umdrehen, als sich seine Hand um ihr Handgelenk schloss. „Hikari ...“, bat er. Die Brünette hielt inne und senkte den Kopf. Langsam lief die erste Träne über ihre Wange. „Tu das nicht ... bitte ...“, kam es leise aus ihrem Mund. Erneut wandte sie sich um, während die Tränen mehr wurden und sie aufsah. „Ich wollte das hier abschließen ... Weil du nicht wiedergekommen bist und jetzt auch nicht bleiben wirst ... Ich kann das nicht ... Du bist weggegangen, ich hätte gewartet, aber du ...“, erklärte sie sich, „es tut weh ...“ „Ich weiß ...“, er trat näher, hob die Hand und fuhr mit seinem Daumen über ihre Wangen, „als ich den Ring gesehen habe, hätte ich ihn am liebsten geschlagen“, gestand Takeru. Unwillkürlich schmunzelte Hikari, „das würde nicht zu dir passen“, noch immer schimmerten Tränen in ihren Augen. „Stimmt ... aber für dich hätte ich es getan“, liebevoll musterte der Blonde sie. „Hikari ...“ „Takeru, ich hab ihm mein Wort gegeben ... ich kann das nicht ...“ „Dein Kopf kämpft gegen dein Herz“, stellte er fest. Hikaris Mund schloss sich und sie nickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)