Eine Geschichte ohne Ende von phean (Kleiner Engel lerne fliegen) ================================================================================ Kapitel 12: Schreiende Gedanken ------------------------------- Nervös kaute Hikari auf ihrem Nagel herum. Mit leerem Blick starrte sie aus dem Fenster. Und wieder stand sie hier. Unruhig. Verwirrt. Vollkommen abwesend. So fiel ihr gar nicht auf, dass sie beobachtet wurde, erst als sich zwei Hände an ihre Oberarme legten, zuckte sie zusammen. Die Blase zerplatzte und alles prasselte wieder auf sie ein, was sie soeben versucht hatte auszusperren. „Ist aktuell etwas nicht in Ordnung?“, erklang eine Stimme hinter ihr. Seine Finger sorgten für eine unangenehme Gänsehaut, die sich über ihren Körper zog. „Sonst bist du doch nie so schreckhaft ... aber du hast mich auch nicht gehört ...“, Daisuke klang verwirrt über ihr Verhalten, was sie ihm nicht einmal verübeln konnte. Wobei das an sich nichts neues war. Sie war schon oft so gewesen, aber da stand sie ihm nicht so nah. „Hikari ...“, bat er und trat auf sie zu, sodass sie seinen Oberkörper in ihrem Rücken spürte. Seine Hände glitten an ihr vorbei nach vorn und umschlossen sie. Seinen Kopf legte er an ihren. „Was ist los?“, fragte er erneut. „Nichts ...“, kam es gebrochen von ihr. Ihre Hände lösten sich und legten sich auf seine Arme. Ein Seufzen direkt neben ihrem Ohr. Daisuke senkte den Kopf leicht, „wenn etwas ist, dann sag es mir bitte ... Wir sind ein Team“, nuschelte er und küsste ihren Hals. Ein fester Kloß setzte sich in ihren Hals und schien ihr schier die Luft abzuschnüren. Ihr wurde warm, unwohl und sie spürte aufkeimende Tränen. Ihr Körper verkrampfte sich weiter. Ein tiefes Ausatmen erklang. „Es ist schon spät, ich gehe noch flink duschen und dann ins Bett ...“, richtete der Brünette noch an sie, ehe er sich löste und umwandte. Noch immer waren ihre Hände in Position vor ihrem Körper, dass sie auf seinen Armen liegen könnten, wenn er nicht gegangen wäre. Hikari wandte den Kopf leicht herum und sah gerade noch den Knöchel im Bad verschwinden, ehe sich die Tür schloss. Nun war nur noch der Atem der Yagami zu hören. Und je mehr sie blinzelte, desto stärker spürte sie die Tränen, die sie kaum mehr zurückhalten konnte. Sofort legte sich eine Hand vor ihren Mund. Betreten senkte sie den Kopf und dämpfte das Schluchzen. Tief atmete sie durch, blinzelte mehrfach und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Was sollte sie nur machen? Takeru brachte ihre ganze Welt durcheinander – so wie er es früher schon getan hatte. Doch damals war alles einfacher gewesen. Damals konnte sie mit ihm zusammen sein und was war nun? War das noch möglich. Aber sie ... Hikaris Blick glitt zu der Wand des Zimmers, an der etliche Bilder hingen. Langsam trat sie darauf zu und strich über einen der Bilderrahmen. Ein Foto von ihnen in der Stadt des ewigen Anfangs. Ihre Lippen pressten sich aufeinander. Auf diesem hielt sie ein Ei in ihren Händen und Takeru stand direkt neben ihr. Nur wenige Sekunden später war es geschlüpft. Ein neues Digimon war geboren. Wehmütig betrachtete sie die lachenden Gesichter. Ihr Bruder, ihre Freunde und die Digimon sowie Genai, die sie getroffen haben. Schnell biss sie sich auf die Unterlippe, während wieder das Rauschen des Wassers an ihr Ohr drang. Das war alles nicht fair. Ihr Gesicht verzog sich wütend, da wandte sie sich ab und lief in den Flur, ehe sie noch das Bild nahm und auf den Boden warf. Wut keimte in ihr auf und sie konnte diese nicht wirklich zuordnen. Sie war unkontrolliert und schien schier aus ihr herauszuplatzen. Die gesamte Situation frustrierte sie und machte die Yagami dadurch wütend. Eilig schlüpfte sie in ihre Schuhe, griff nach ihrem Schlüssel sowie ihrer Jacke und ließ achtlos hinter sich die Tür ins Schloss fallen. Schnellen Schrittes eilte sie zum Aufzug, drückte den Knopf und trat ein. Gerade als sich die Türe schloss, hörte sie noch Daisukes verwirrte Stimme. Doch dafür hatte sie gerade keinen Kopf. Sonst würde sie ihn noch anschreien, dabei hatte er nichts mit dieser Situation zu tun. Er war unschuldig und mitten in ihrem Gefühlschaos verwickelt. Sie spürte, dass sie ihm nicht die gleichen Gefühle entgegenbrachte, die sie für Takeru empfand. Aber bei Takeru sah sie nicht die Sicherheit, die sie sich wünschte. Ohne wirklich auf den Weg zu achten, trugen ihre Füße die Brünette durch die Stadt. Einige U-Bahn-Stationen weit, bis sie aufblickte und sich auf einem Aussichtspunkt mitten im Park wiederfand. Verwundert über den Umstand, dass sie es nicht wirklich bemerkt hatte, sah sie sich um. Sie war weit abseits der Wohnhäuser. Früher war sie öfter hier gewesen, wenn sie es nachts hier jedoch zu gruselig gefunden hatte, war das jetzt anders. Hikari atmete durch und trat an das Geländer heran. Ihre Hände umgriffen das kalte Metall. Tief holte sie Luft, schloss die Augen und ließ einen langgezogenen Schrei erklingen. So wie die Luft aus ihrer Lunge entwich, verflog auch die Wut, die sich hauptsächlich gegen sich selbst richtete. Derweil traten ihr Tränen in die Augen, die prompt über ihre Wangen liefen. Kraftlos fiel sie auf die Knie, als kein Ton mehr über ihre Lippen kam. Noch immer hielt sie sich am Geländer fest. Ihre Hände hatten sich verkrampft und es kostete sie Mühe, diese zu lösen. Doch da legte sich eine Hand auf ihren Mund, während sie sich weiterhin ihren Tränen ergab. Etwas anderes war ihr im Augenblick nicht möglich. Hikari spürte, wie sie unter diesem ganzen Chaos erdrückt wurde. Ihre Gefühle spielten vollkommen verrückt, zumal sie sich wohl nicht von Takeru lösen konnte. Die junge Yagami wusste, dass sie ihn brauchte, aber sie hatte Daisuke ihr Wort gegeben, an dem sie aktuell zweifelte. Zudem wusste sie nicht, ob ihr Herz noch ganz zurechnungsfähig war, so wie sich alles anfühlte. Wie konnte sie das lösen, wenn sie selbst nicht wusste, worauf sie sich einlassen sollte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)