Champ Snapshots von Platan (One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Shot 5: Ich muss es beweisen ---------------------------- Raelene atmete tief durch. „Puh, das war echt spannend! Fast hätte er mich gehabt.“ Vor knapp einer Stunde hatte sie im Stadion von Claw City ihren Schaukampf, jeder durfte nur drei Pokémon benutzen, mit Roy beendet – und den Sieg davongetragen, irgendwie. Diesmal war es wieder einer dieser Momente gewesen, in denen sie hinterher selbst überrascht davon war, das Blatt nochmal gewendet zu haben. Liberlos Angriffe hatten Roys Pokémon kaum erreicht. Sie kannte diese heftigen Sandstürme zwar, mit denen ihr Gegner sie auch diesmal gnadenlos in die Ecke gedrängt hatte, doch irgendwie war es in diesem Kampf noch härter gewesen als sonst. Ein Wunder, dass nicht das gesamte Stadion weggeweht worden war. „Roy macht echt keine halben Sachen“, murmelte sie, während sie erneut versuchte die Spuren des Sturms von ihrer Kleidung zu klopfen. „Der Sand ist diesmal echt überall! Und es wird nicht weniger. Im Hotel ist erst mal eine heiße Dusche fällig.“ Liberlo, der mit federnden Schritten neben ihr herlief und ein äußerst zufriedenes Gesicht machte, stieß ein zustimmendes Pfeifen aus. Sah sie etwa wirklich so durchgesandet aus? Nun, auf jeden Fall war dieser Kampf wieder ein riesiger Spaß gewesen. Darum grinste sie die ganze Zeit breit, obwohl sie inzwischen von der Erschöpfung einholt wurde. „Eine kleine Dusche könnte dir auch nicht schaden~.“ Sofort schüttelte Liberlo sich kräftig, wobei einige Sandkörner aus seinem Fell geschleudert und durch die Luft gewirbelt wurden. Schmunzelnd legte Raelene ihrem Partner eine Hand auf die Schulter, um ihn direkt zu beruhigen. „Keine Panik, war doch nur Spaß“, versicherte sie. „Du bekommst stattdessen eine große Schlemmerplatte. Die anderen aber auch. Ihr wart heute alle wieder super!“ Ohne ihre Pokémon wäre Raelene nicht hier, immer noch als Champ. Schon seit drei Jahren. Verrückt, wie schnell die Zeit verflogen war. Seitdem hatte sie bereits viele aufregende Kämpfe bestreiten können, bei denen sie jedes Mal auf eine andere Weise an ihre Grenzen getrieben wurde. Gleichzeitig machte sie genau das auch stärker und stärker. Zudem schienen die Zuschauer und Fans stets ihre Freude daran zu haben, ihren Weg als Champ der Galar Region zu verfolgen. Müde, aber entschlossen, ballte sie die Hände zu Fäusten. „Wir dürfen trotzdem nicht nachlässig werden! Immerhin sind die Fußstapfen nach wie vor verdammt groß, in die wir getreten sind.“ Liberlo nickte, ebenfalls voller Entschlossenheit. Ohne sich abzusprechen, rannten die beiden anschließend los, den leeren Gang entlang. Obwohl sie viel Kraft verbraucht hatten, konnten sie nicht anders, als auch diesen letzten Funken Aufschwung zu genießen. Da sie sich im Mitarbeiterbereich befanden, war alles wie leergefegt. Niemand stand ihnen im Weg. Alle waren noch damit beschäftigt, im Stadion für Ordnung zu sorgen und die Zuschauer zu betreuen. Auch um die Technik musste sich noch gekümmert und der Sand entfernt werden – ein harter Job, wenn sie so darüber nachdachte. POFF! Als Raelene und Liberlo um eine Ecke bogen, stießen sie plötzlich gegen ein Hindernis. Statt es umzureißen, warf es sie aber wieder nach hinten, so standhaft war es. Beide gaben einen kurzen Schmerzenslaut von sich und hielten sich die Nase. War da auf einmal eine Säule mitten im Weg oder was hatte sie so unerschütterlich ausgebremst? „Oh, na toll“, brummte eine vertraute Männerstimme. „Was treibt ihr denn bitte hier?“ Blinzeln hob Raelene den Kopf und erblickte Roy, der seltsam finster auf sie hinab blickte. Wie üblich hielt er sein Smart-Rotom in einer Hand, während er die andere in eine Jackentasche vergrub. Sein Gesicht lag in Schatten verborgen, weil er sich die Kapuze aufgezogen hatte. Es war das erste Mal, dass Raelene das erlebte, weshalb sie in der ersten Sekunde sichtlich irritiert war. Einzig seine stechend blauen Augen hoben sich von den Schatten ab, beinahe als würden sie glühen. Irgendwie bekam sie ein ungutes Gefühl. Sicher, während des Kampfgeschehens machte Roy ihr mit seiner Art etwas Angst, doch sie wusste, dass er ein anständiger und guter Kerl war. Darum empfand sie diese Anspannung, die er in diesem Moment in ihr auslöste, als ungewohnt. Vielmehr falsch. Etwas stimmte nicht. „Äh, wir“, begann sie, nuschelnd, „sind auf dem Weg zum Hintereingang.“ Roy schnaubte zurückhaltend. „Wieso das? Keine Lust auf Fangejubel und Autogramme im Eingangsbereich? Du verpasst gerade garantiert ein paar geniale Schnappschüsse mit deinen Anhängern.“ „Also, ehrlich gesagt, kann ich mich daran einfach nicht so richtig gewöhnen ...“ Raelene glaubte, sich dafür entschuldigen zu müssen, ließ es jedoch bleiben. Für Roy war der Kontakt mit seinen Fans mit das Beste an seiner Position, deshalb war er nicht unbedingt der geeignete Gesprächspartner für dieses Problem. Tatsächlich seufzte er verständnislos und zog die Kapuze noch tiefer in sein Gesicht. „Wow. Delion hatte damit nie Probleme.“ Ein kalter Schauer erfasste sie. „Wie?“ „Ich meine ja nur. Macht keinen guten Eindruck, wenn der Champ sich heimlich über den Hintereingang heraus schleicht, während einige treue Fans da draußen sicher auf ein Treffen hoffen.“ „Es ist nicht so, als wäre das der einzige Grund“, warf Raelene hastig ein. „Ich bin auch total erledigt und dachte deshalb, ich gehe besser direkt nach Hause. Du hast heute echt noch härter gekämpft als sonst. Du hättest mich fast besiegt.“ Eigentlich wollte sie ihm nur mitteilen, wie sehr sie seine Fähigkeiten als Pokémon-Trainer anerkannte und realisierte, wie knapp es für sie gewesen war. Leider kamen diese Worte aber bei Roy ganz anders an, denn sein Blick verschoss regelrecht Eiszapfen. Die Atmosphäre wurde schlagartig von einem frostigen Schleier eingehüllt, aus dem es kein Entkommen gab. „Fast“, wiederholte Roy, mit knirschenden Zähnen. „Dann dürftest du gegen Delion eigentlich absolut keine Chance haben. Mysteriös, dass du ihn damals überhaupt schlagen konntest.“ Raelenes Innereien schienen sich zu verknoten. Ihr gefiel die Richtung nicht, in die sich das Gespräch entwickelte. Roy zerrte damit eine tief sitzende Angst in ihr zum Vorschein. Egal, wie sehr sie sich als Champ auch anstrengte und bemühte, in ihrem Inneren fragte eine leise Stimme sich selbst, ob sie zu recht diesen Titel trug. Besonders, wenn sie das Gefühl hatte, Delions Vermächtnis nicht würdig genug fortzuführen – dabei hatte er ihr in einer Textnachricht versichert, dass es nicht so schlimm wäre, wenn sie mal unbemerkt den Schauplatz verlassen wollte. Nervös zupfte Raelene am Zipfel ihrer Uniform und ließ den Blick sinken. Auch Liberlo behagte die Stimmung nicht. Er hatte längst hinter ihr Schutz gesucht, als würde ihn sonst eine Lawine zu Boden reißen. Am liebsten hätte Raelene sich auch einen Schild gesucht. Aber sie musste sich zusammenreißen. Sie war der Champ. Vielleicht interpretierte sie Roys Aussagen bloß vollkommen falsch, eben weil sie oft noch so unsicher war. Genau, das musste es sein. „W-wie meinst du das?“, hakte Raelene nach, viel zu kleinlaut. „Das wüsstest du, wenn du dich selbst mal etwas mehr um Social Media bemühen würdest.“ In einer fließenden Bewegung warf er sein Smart-Rotom in die Luft, das anschließend zögerlich um ihn herum flog, und schob die nun freie Hand in die andere Jackentasche. „Der Großteil der Leute verlangt schon lange nach einem Rematch von dir und Delion. Viele glauben, du hättest damals unter fairen Bedingungen sicher nicht gewinnen können.“ Unbewusst hielt Raelene die Luft an und starrte ihn mit großen Augen an. Anscheinend musste sie einen ziemlich erbärmlichen Eindruck machen, denn Roy wandte sich auf einmal ab und murmelte sich selbst eine strenge Verwarnung zu. Zügig schritt er davon und winkte ihr über seine Schulter hinweg zu. „Vergiss es einfach!“, betonte er. „Du hast mich echt auf dem falschen Fuß erwischt, Kleine.“ Durch seine großen Schritte war Roy bald schon nicht mehr in Sichtweite, was Liberlo spürbar erleichterte. Raelene dagegen stand noch eine ganze Weile wie eine Salzsäule da und starrte in die Ferne. Roy war am Ende zwar vor diesem Gespräch geflohen, doch er hatte alte Ängste wachgerüttelt, denen sie sich nun hilflos ausgeliefert sah. Was sollte sie nun tun? Durchatmen. Nicht durchdrehen. Ein Champ sollte sich nicht so aus der Fassung bringen lassen. Ja, sie war der Champ. Der Champ. Oder?   ***   Dank Liberlo hatte Raelene es schließlich irgendwann geschafft, sich wieder zu bewegen. Nun schlief er seelenruhig auf dem Bett in ihrem Hotelzimmer – als hätte es dieses Treffen mit Roy nicht gegeben. Wie versprochen hatte sie ihren Pokémon eine gigantische Schlemmerplatte bestellt, voller Leckereien aus Galar und anderen Regionen. Für die gute Stimmung war sie darum bemüht gewesen, sich nichts von ihren Sorgen anmerken zu lassen. Unter der Dusche hatte sie deshalb im Vorfeld versucht, ihre Angst einfach wegzuspülen. Raelene ging es aber nicht mehr aus dem Kopf. Sie fühlte sich wie ein winziges Raffel, das von einem Noctuh ins Visier genommen wurde. Mit jedem Atemzug könnte sich aus dem Nichts ein Paar tödlicher Krallen in ihr Fleisch bohren, wenn sie weiterhin zu unachtsam bliebe. Jedenfalls glaubte sie, kaum noch Luft zu bekommen. Mittlerweile war es Nacht. Zwar hatte sie im Schaukampf nur drei von ihren Pokémon einsetzen dürfen, doch sie war natürlich mit einem vollständigen Team unterwegs – Zamazenta war bei Hop und Zacian geblieben. Nicht nur Liberlo schlief, auch ihre anderen Pokémon lagen im Zimmer verteilt herum. Wie sich Feelinara an Wolly schmiegte und Dedenne in ihrer Wolle versank, war zu süß. Diese friedliche Stimmung hätte Raelene eigentlich beruhigen sollen. Kopfschüttelnd saß sie am nun leeren Esstisch, der im Zimmer stand, einige Meter vom Bett entfernt. „So geht das nicht. Ich muss etwas tun.“ Sollte sie ihre Freunde anrufen? Iva, Hop, Gloria, Victor oder Mary. Vielleicht einen der anderen Arenaleiter? Sania, Delions Kindheitsfreundin? Ihre Mutter? Etwas in ihr befürchtete, keiner von ihnen könnte ihr wirklich weiterhelfen. Vielleicht wollte Raelene aber nur nicht riskieren, dass die Meinung der anderen sich mit den Worten von Roy deckten. Das könnte sie nicht ertragen. Nur ihre Pokémon wären bestimmt auf ihrer Seite – hoffentlich. Frustriert vergrub sie das Gesicht in den Händen. Eigentlich hatte sie geglaubt, dieses Problem schon vor längerer Zeit hinter sich gelassen zu haben. Das war wohl ein Irrtum gewesen. Nicht nur ihr eigenes Herz war getrübt von Zweifeln, sondern sogar Roy betrachtete sie als unwürdig. Schlimmstenfalls sogar als Betrügerin. Raelene löste die Hände von ihrem Gesicht und starrte auf ihr Handy, das vor ihr auf dem Tisch lag. Eine Nachttischlampe spendete ein wenig Licht, wodurch sich ihr eigenes Gesicht auf dem schwarzen Bildschirm widerspiegelte. Gegenwärtig sah sie nicht wie ein Champ aus. Eher wie … eine Fremde, deren Anblick sie traurig machte. Ohne weiter darüber nachzudenken, hob Raelene ihr Handy hoch und kniff die Augen zusammen, als das grelle Licht des Geräts sie blendete. Schnell gewöhnte sie sich daran und versuchte herauszufinden, welche Social Media es gab und wie man sie bediente. Dafür benötigte sie eine ganze Weile. Mit solchen Dingen beschäftigte sie sich normalerweise nämlich nicht. Meistens nutzte sie ihre Zeit einfach lieber anders, sofern sie nicht gerade in Selbstmitleid versank. Nachdem sie sich etwas mit dieser ihr neuen, technischen Welt beschäftigt hatte, scrollte sie bald darauf durch zahlreiche Blogs, Kommentare und verschiedene Websites, in denen sich Fans über die Champions von Galar austauschten. Es dauerte nicht lange, bis sie begriff, was Roy meinte. Die Meinungen und Ansichten der Leute waren überaus … deutlich. Und teilweise schonungslos. In einem von zahlreichen Foren las sie sich durch die dortige Unterhaltung über den neuen Champ, Raelene: „Wie das olle Miltank dauernd alle möglichen Gesten von Delion nachahmt! -_- Voll peinlich und unnötig ...“ „Ey, beleidige doch nicht die armen Miltanks. *lol* Kuhmuh-Milch Beste! >:3“ „Diese Alte nervt echt! Wie oft die schon nur ganz knapp gewonnen hat. Ist euch das mal aufgefallen?“ „Und ob! Da kann doch etwas nicht stimmen.“ „Die stopft ihre Pokémon sicher mit haufenweise Proteinen und so Zeug voll! Deshalb gewinnt die immer.“ „Oh nein, die armen Pokémon! Zu viel von solchen Sachen zu geben ist doch nicht gesund … :(“ „Vielleicht wollte die Liga einfach nur auf Krampf mal ein Weib als Champ haben und alles ist bis ins kleinste Detail geplant gewesen.“ „Nee, das glaub ich nicht.“ „Ich auch nicht. Delion war damals doch erst so zwei oder drei Tage vor dem Finale aus dem Krankenhaus raus, oder? Er war nicht in Höchstform. Das war einfach nur unfair.“ „Ich sag ja, ein abgekartetes Spiel der Liga.“ „Können wir da nicht etwas tun? D:“ „Jaaa, bitte! >_< Ich will meinen Delion als Champ zurück! Er ist der einzig wahre König!“ „Haha, übertreib mal nicht gleich.“ „Sollen wir eine Petition starten? =D“ „Ach, wir müssen nur beweisen, wie schlecht sie ihre Pokémon behandelt. Dann fliegt die sofort, bis nach Kanto.“ „Meh. Ich will die unbedingt loswerden.“ „Schlechtester Champ in der Geschichte von Galar.“ „Du meinst größter Fake in der Geschichte der Menschheit.“ „Würde mich nicht mal wundern, wenn die gelbe Kontaktlinsen trägt. Nur, um wie Delion auszusehen. =/“ „Die ist halt kein Original. Sondern ein … DITTO!!!“ „Alter, total! xDDD“ „Genial.“ „Ditto-Champ. Das passt.“ „Mach einen Hashtag draus! Das wird unsere Rebellion gegen diesen Fake!“ „... Also, ich mag Dittos eigentlich.“ „Wenn sie das dann liest, erkennt die auch mal, dass wir uns nicht verarschen lassen.“ „Genau, die kriegen wir schon klein. Irgendwann gibt die auf.“ Raelene hatte genug. Vorsichtig ließ sie das Handy wieder auf den Tisch gleiten – ihre Pokémon sollten nicht durch irgendwelchen unbedachten Lärm geweckt werden. Schon während des Lesens waren ihre Augen immer glasiger geworden. Ein Teil von ihr wollte sie vor dem Zusammenbruch retten und daran erinnern, dass sie diese gemeinen Behauptungen nicht an sich heranlassen durfte. Vergeblich. Etwas in ihr war schon zersprungen und bohrte sich in ihre Brust. Einige Dinge waren dreiste, gemeine Lügen. Keine Frage. Dennoch hatten diese Leute mit ein paar Details recht. Hätte Delion sich damals mehr Zeit zur Genesung gelassen und anschließend noch etwas trainieren können, dann wäre der Sieg im Finale eindeutig an ihn gegangen. Das wusste sie insgeheim schon die ganze Zeit. Roy hatte das nur erneut ans Licht geholt. Mühevoll unterdrückte sie das Schluchzen und wischte sich die Tränen weg. Ein leises Schnarchen aus dem Hintergrund verriet, dass ihre Pokémon noch schliefen. Gut. Sie durften Raelene nicht so sehen. Egal, was man über sie als Champ sagte, ihr Team hatte sich diesen Ruhm verdient. Alle gaben sich Mühe und wollten der Welt beweisen, was in ihnen steckte. Das wollte sie ihnen nicht kaputt machen. Raelene durfte nicht so schwach sein. Wenn ich nur ein Ditto-Champ bin, dachte sie verletzt, dann muss ich ihnen das Gegenteil beweisen. Ich muss mich … ändern. Das kleine Flackern der Hoffnung, das sie noch in sich trug, nutzte sie dazu, sich zum Aufstehen zu zwingen. Leise schlich sie in den offenen Küchenbereich – dieses Zimmer wurde ihr von der Liga bezahlt, es musste sehr teuer sein – und suchte dort in den Schubladen herum, bis sie eine Schere fand. Mit dieser verschwand sie ins Badezimmer, wo sie sich zunächst etwas kaltes Wasser ins Gesicht klatschte. Anschließend schob sie ihr langes, blaues Haar über die Schulter nach vorne und setzte mit der Schere an. Für eine Veränderung war zuerst ein neues Aussehen nötig. Das müsste ein guter Anfang sein, zumindest in ihren Augen. Den Rest könnte sie auch schaffen. Ganz bestimmt. Kurz darauf erfüllte unregelmäßig ein schnippendes Geräusch das Bad. Mehr und mehr Haare bedeckten die Fliesen. Raelene hielt sich nicht zurück. Mit jedem Schnitt fiel es ihr leichter, sich von ihrem alten Ich zu trennen. Während sie so dastand, fragte sie sich, was Delion selbst wohl denken mochte. Wie betrachtete er das Ganze? War sie für ihn auch nur ein Fake? Der Gedanke daran verstärkte den Schmerz in der Brust wieder. Delion war immerzu ihr Vorbild gewesen. Auch jetzt noch. Falls er sie ebenfalls nicht als würdig betrachtete, was dann? „Ich muss es beweisen“, flüsterte Raelene, mit zitternder Stimme. „Ich werde allen beweisen, dass ich würdig bin.“ Unterdessen vibrierte ihr Handy, das sie auf dem Tisch zurückgelassen hatte, leicht. Eine neue Textnachricht. Von Roy: Hey. Sorry, wegen vorhin. Ich war idiotisch und kindisch. Manchmal hat man das schon mal … Im Ernst, vergiss, was ich gesagt habe. Das ist ein Sumpf, den du nicht erleben willst. Lass uns ein Eis essen gehen und wieder Spaß haben. Ist doch schließlich sowas wie dein Motto, oder? Das mit dem Spaß? Okay, schreib mir einfach, wann du Zeit hast. Bis dann! Oh, und: Du warst heute auch verdammt gut. Kleine Kampfmaschine! >:3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)