What lies inside you von miss_nisi ================================================================================ Kapitel 3: Nachsitzen --------------------- Kapitel 3 – Nachsitzen Die Woche verging für Mia wie im Flug und sie fühlte sich von Tag zu Tag wohler an ihrer neuen Schule. Bis auf ihre negative Erfahrung im Zaubertrankunterricht, war sie rundum zufrieden. Die anderen Lehrer waren alle sehr freundlich und boten ihr stets Hilfe an, wenn doch einmal ein Thema kam, was Mia, im Gegensatz zu ihren Mitschülern, noch nicht kannte, weil es an ihrer alten Schule im Lehrplan weiter hinten gestanden hatte. Besonders „Pflege Magischer Geschöpfe“ gefiel Mia und sie konnte auf Anhieb verstehen, wieso sich Harry, Ron und Hermine so gut mit Hagrid, den sie ebenfalls vom ersten Moment an leiden konnte, verstanden. Es schien also auch durchaus nette Lehrer an dieser Schule zu geben, was Mia nach ihrem Erlebnis mit Snape durchaus beruhigte. Mia lernte noch viele weitere Schüler die Woche kennen. Mit Fred und George verstand sie sich auf Anhieb gut, da sie nicht nur den gleichen Humor teilten, sondern auch beinahe im selben Alter wie Mia waren. Auch den armen Neville, der in Zaubertränke nur ein armseliges „T“ erreicht hatte, hatte Mia schnell in ihr Herz geschlossen und bot ihm an ihm Nachhilfe zu geben, wann immer er Schwierigkeiten in einem Fach hatte. Neville war sichtlich froh über die angebotene Hilfe und so hatte sich Mia bereits mehrfach die Woche mit ihm in die Bibliothek gesetzt und ihm bei dem ein oder anderen Fach unter die Arme gegriffen. Auch bei dem Zaubertrankaufsatz, den sie bis zur nächsten Woche für Professor Snape schreiben sollten, half Mia Neville, der sichtlich froh war und Hoffnung schöpfte nicht wieder ein „T“ zu kassieren. Auch mit Rons kleiner Schwester Ginny, verstand sich Mia vom ersten Moment an gut, auch wenn sie bald 3 Jahre jünger war als Mia, schien ihr Ginny teilweise reifer, als ihre anderen Mitschüler und so hatte sie sich schon nach kurzer Zeit einen kleinen Freundeskreis aufgebaut. Thema Nummer eins unter ihnen allen war natürlich das diesjährige Trimagische Turnier und dass Harry als vierter trimagischer Champion daran teilnehmen würde. In Mia keimte nun doch etwas Freude über den Schulwechsel auf, denn wann hatte man schonmal die Gelegenheit ein trimagisches Turnier mitzuerleben? Doch so sehr sie ihre erste Woche in Hogwarts auch genossen hatte, der Samstagabend holte Mia zurück in die Realität. Während alle Mitschüler es sich entweder in ihren Gemeinschaftsräumen gemütlich machten oder aber einen Ausflug in das nahe gelegene Dorf Hogsmeade unternahmen, das Mia nur zu gern gesehen hätte, hatte sie sich um kurz vor acht am Samstagabend auf den Weg hinunter in den Kerker gemacht. Ausgerechnet an meinem ersten freien Wochenende, dachte Mia, als sie an die Tür zu Professor Snapes Büro klopfte, welche sich sogleich wie durch Magie öffnete und sie hineinließ. Zaghaft übertrat Mia die Türschwelle und fand sich in einem dunklen Zimmer ohne Fenster wieder. Das einzige Licht kam von dem flackernden Kamin an der rechten Seite des Zimmers und von ein paar Kerzenleuchter, die an den Wänden hingen und einigen Kerzenständern, die hier und da in den Ecken auf kleinen Tischen standen. Ein etwas größerer Tisch, auf dem ein altes Schachbrett stand, befand sich vor dem Kamin. Zu beiden Seiten des Tisches standen zwei gepolsterte Sessel. An der hinteren Wand prangte neben einer weiteren Tür ein riesiges Bücherregal bis hoch unter die Decke, gefüllt mit allerlei alten Büchern. Vor dem Bücherregal stand ein großer massiver Holzschreibtisch, an dem Snape auf einem Sessel mit hoher Lehne saß. Vor ihm lagen haufenweise Pergamentrollen. Aufsätze von Schülern, wie Mia vermutete und wahrscheinlich keins besser als ein „M“, fügte sie in Gedanken zynisch hinzu. „Wollen sie dort Wurzeln schlagen?“, riss sie Snapes Stimme aus ihren Gedanken. Mia zuckte zusammen, als sie dessen starren Blick auf ihr spürte. Schnell huschte sie ins Zimmer, schloss die Tür hinter sich und ging zaghaft auf den am Schreibtisch sitzenden Lehrer zu. Eigentlich hatte Mia sich auf dem gesamten Weg hinunter in den Kerker versucht Mut zuzusprechen und auf keinen Fall klein beizugeben, aber hier in Snapes dunklem Büro, vollkommen alleine mit diesem unausstehlichen Menschen, verließ sie ihr Mut rasch unter den einschüchternden Blicken von Snape. „Setzen!“, befahl Snape und deute auf einen der gepolsterten Sessel vor dem Kamin. Ohne Fragen zu stellen, ging Mia auf den Kamin zu und setzte sich in einen der Sessel. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Snape eine schnelle Handbewegung mit seinem Zauberstab vollführte und eh sie sich versah, war das Schachbrett vor ihr verschwunden, stattdessen erschien ein Buch, eine Pergamentrolle und eine Feder mit Tinte vor Mia auf dem Tisch. „Seite 276! Aufschlagen!“, herrsche Snape sie an. Mia tat wie ihr befohlen und blickte erneut auf das Rezept des Alterungstrankes. „Abschreiben!“, sagte Snape kühl. Mia schaute ihn entsetzt an. War das gerade sein Ernst? Sie sollte zum Nachsitzen kommen, um das dusselige Rezept abzuschreiben? Wofür? Ihr Trank war gut, auch wenn Snape das nicht zugeben wollte, so war sie sich doch sicher, dass er wusste, wie gut ihr Trank in Wirklichkeit gewesen war und sie jetzt das Rezept abzuschreiben zu lassen war nun wirklich der Gipfel des Eisberges an Demütigung für Mia. „Gibt es ein Problem?“, wollte Snape wissen und starrte Mia, welche bisher keine Anstalten gemacht hatte die Feder vor ihr zu ergreifen, an. Mia versuchte sich innerlich zu beruhige. Mit dem ist eh jede Diskussion sinnlos. Schreib das jetzt ab, dann hast du es hinter dir und dann nichts wie weg hier“, dachte Mia und ergriff wütend die Feder, was Snape nicht unbemerkt blieb. Sogleich erschien ein gemeines Grinsen auf seinem Gesicht, als er sah wie Mia geladen vor Wut das Rezept begann abzuschreiben. Acht Buchseiten und ein Haufen Pergamentblätter später, knallte Mia die Feder auf den Tisch. „FERTIG!“, sagte sie scharf und stand auf. „SETZEN!“, fuhr es erneut aus Snape und Mia schaute ihn entsetzt an. „Set-Zen!“, betone Snape jede Silbe und Mia funkelte Snape wütend an, tat aber was er von ihr verlangte. Ein weiterer Schlenker seines Zauberstabes und die Pergamentblätter vor Mia waren wieder leer. „Noch einmal!“, sagte Snape süffisant. Mia starrte auf die nun wieder leeren Pergamentblätter. Eine ungeheure Wut stieg in ihr auf. Sie blickte zu Snape, doch dieser hatte sich wieder seiner eigenen Arbeit auf dem Schreibtisch zugewandt. Zornig ballte Mia ihre Fäuste, wandte sich dann jedoch wieder ihrem nun leeren Pergament zu und begann das Rezept von Neuem abzuschreiben. Sie wusste, dass eine Diskussion mit Snape zwecklos war. Es war mittlerweile nach Mitternacht und Mia hatte das Rezept bereits sieben Mal abgeschrieben, als die Buchstaben erneut vom Pergament verschwanden. „Noch mal“, sagte Snape ohne von seinen Unterlagen hochzublicken zu Mia. Mia starrte auf ihr leeres Pergament und ohne recht darüber nachzudenken was sie tat, knallte sie die Feder auf den Tisch und stand auf. „NEIN!“, sagte sie im lauten Tonfall und starrte immer noch hinunter auf ihr Pergament. „Wie bitte?“, zischte Snape, der von seinen Unterlagen hochschaute. „Nein das reicht jetzt!“, entgegnete Mia, stand auf und Blickte ihren Lehrer wütend an. „Ich entscheide wann es reicht! Nicht Sie! Und nun setzen und weiter schreiben!“, befahl Snape scharf. „Nein!“, wiederholte Mia. Snape war aufgestanden und knallte die Hände auf den Tisch. „Sie schreiben jetzt auf der Stelle weiter!“ „Das werde ich nicht tun!“, entgegnete Mia, doch auch wenn ihre Stimme noch einigermaßen fest klang, ihre Beine hatten angefangen zittern, als Snape so plötzlich aufgesprungen war. Was tat sie hier eigentlich? Sie würde wahrscheinlich gleich den größten Ärger ihrer gesamten Schullaufbahn bekommen und zwar von dem schlimmsten Lehrer, der sie je unterrichtet hatte. Aber sie fühlte sich einfach so ungerecht behandelt, dass sie ihre Gefühle einfach nicht länger unterdrücken konnte. Wütend wandte sie den Blick von Professor Snape ab, zurück auf den Tisch vor ihr. Zu viel Unterdrückung hatte sie schon in der Vergangenheit ertragen müssen. Wie oft hatte ihr Stiefvater ihr schon die unsinnigsten Aufgaben erteilt zur Strafe, weil sie wieder irgendwas magisches angestellt hatte. Sie war so froh gewesen endlich an einem Ort zu sein, fern von Demütigungen und Strafen und dann lief sie ausgerechnet diesem Ekel von Lehrer über den Weg, dem es anscheinend Spaß machte seine Schüler zu erniedrigen und bloßzustellen. Zu Groß war die Freude darüber an Hogwarts aufgenommen worden zu sein, als dass sie wollte, dass sie hier das gleiche Schicksal ereilen sollte, wie fernab zu Hause bei ihrem Stiefvater. Sie hatte es satt immer erniedrigt und gedemütigt zu werden. Wütend starrte sie nun über den kleinen Tisch hinüber in das Feuer des Kamins. Tränen sammelten sich vor lauter Wut in ihren Augen. „Ich habe den Text jetzt sieben Mal abgeschrieben. Über vier Stunden sitze ich schon hier“, Mia rieb sich ihre Hand die sich vor lauter schreiben verkrampft hatte. „Was wollen sie von mir?“, zürnte es Mia und sie sah ihren Lehrer wütend an. „In Ordnung wenn sie meinen, mein Trank wäre nur ein „A“ dann war er eben in ihren Augen nur ein „A“. Ich weiß es besser! Aber mich dafür zu bestrafen, dass ich meine Meinung gesagt habe….“ Mia schüttelte den Kopf. Das war es. Sie wurde bestraft, weil sie ihre Meinung gesagt hatte. Weil sie sagte was sie dachte und sich nichts hatte gefallen lassen. Und dafür musste sie nun nachsitzen. Erinnerungen aus ihrer Kindheit kamen hoch. Die unzähligen Male, die ihr Stiefvater sie bestraft hatte, sei es, dass er ihr kein Essen gegeben oder sie in ihrem Zimmer eingesperrt hatte, rauschten vor ihrem inneren Auge wie ein Film entlang. Sie war so wütend auf Snape, dass sie es nicht in Worte fassen konnte. Dass sie überhaupt keine Worte mehr fassen konnte. Am liebsten würde sie ihm noch tausend Dinge an den Kopf werfen. Wieviel Angst die anderen Schüler vor ihm hatten und wie ungerecht er nicht nur sie, sondern auch alle anderen behandelte. Wie klug Hermine war und dass sie ebenso wie Mia selbst einfach ungerecht benotet wurde. Sie wollte ihm Nevilles „T“ im die Ohren werfen und dass Neville ihr bei der Nachhilfe erzählt hatte, wie groß seine Angst vor Snape war. Mia war wütend, dass so jemand sich überhaupt Lehrer nennen und unterrichten durfte und immer wieder während Mia über alle dies nachdachte, tauchte das Gesicht ihres Stiefvaters vor ihrem Auge auf, dass es ihr die Luft abschnürte. Sie hörte das Quietschen der Tür und die knarrenden Stufen der Kellertreppe, dessen muffiger Geruch ihr noch allzu gut in Erinnerung war. Sie fühlte die wunden Stellen an ihrer Hand vom vielen Schreiben. Es fühlte sich beinahe so an wie damals. Wie lange hatte sie ihr Stiefvater damals schreiben lassen? Wie lange hatte er sie im Keller eingesperrt? Hatte ihr weder Brot noch Wasser zukommen lassen? Wie lange hatte sie diesen unnötigen Satz, der sowieso keine Veränderung gebracht hatte, abschreiben müssen, nur um dann eine Woche später wieder im Keller eingesperrt zu werden? Mias Kopf rauschte. Sie konnten das Brennen des Schlages noch immer auf ihrer Wange spüren, wenn sie daran dachte. Ein Engegefühl machte sich in ihrer Brust breit, ihr Atem ging schnell und ihr Herz begann gegen ihre Brust zu hämmern. Kleine Schweißperlen rannen ihre Stirn hinunter und vermischten sich mit den Tränen die leise über ihre Wangen an ihrem Kinn hinunter liefen. Das Gefühl der Ohnmacht schien sie zu übermannen. „Sie können gehen Miss Davis“, riss sie auf einmal Snapes Stimme aus ihren Gedanken. Ungläubig starrte Mia ihren Lehrer an. „Wie … ich verstehe nicht…“, stammelte Mia, überrascht über den scheinbar plötzlichen Sinneswandel ihres Lehrers, hatte sie sich doch innerlich auf ein weiteres hitziges Wortgefecht vorbereitet. „Gehen sie, ehe ich es mir anders überlege“, wiederholte Snape und für den Augenblick kam es Mia so vor, als wären die Augen ihres Professors ein kleines bisschen weniger kalt, als noch vor wenigen Minute. Mit einer flinken Bewegung seines Zauberstabes, verschwanden Pergament und Feder vom Tisch, eher er sich wieder in seinen Stuhl niederließ und sich in seinen Unterlagen erneut vertiefte. Mia zögerte noch einen Moment, besann sich aber dann und verließ rasch das Büro, ehe es sich Snape noch einmal anders überlegen konnte. Schnellen Schrittes lief sie, noch immer die Augen voller Tränen, hoch in ihren Gemeinschaftsraum und war froh, als sie endlich im Bett lag. Alle anderen waren bereits am Schlafen, als Mia noch immer die Decke über sich anstarrte. Sie hatte die Kontrolle verloren, hatte sich wieder an das erinnert, was sie für gewöhnlich so tief in ihren Gedanken versteckt hielt und was ihrer Seele so viel Schaden zugefügt hatte. Noch immer rannen stumme Tränen über ihr Gesicht. Snapes Strafe hatte sie geradewegs zurück in ihre Kindheit versetzt zu einem der Momente, den Mia so sehr zu verdrängen versuchte. Tränen der Wut mischten sich unter die Tränen, die auf Grund der Traurigkeit über ihr Gesicht liefen. Sie hasste Snape. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)