New Family von writer ================================================================================ Kapitel 1: Ein neues Kapitel ---------------------------- Wieso? Wieso verdammt nochmal hatte es ausgerechnet dieser Mann sein müssen? Sakura Haruno, siebzehn Jahre alt, schlank, 1,68 Meter groß und todunglücklich, riss mit deutlich mehr Kraft als notwendig gewesen wäre einen weiteren Streifen Klebeband von der Rolle ab und legte auch diesen über den bereits zugeklebten Umzugskarton. Sicher war sicher. Zumindest sollte es so sicher sein, wie es eben ging. Das war unter den gegebenen Umständen ohnehin so gut wie unmöglich. Sie konnte ihre Sachen noch so gut verpacken. Sicher fühlen würde sie sich so schnell nicht mehr. Wütend stieß sie mit dem Fuß die Rolle mit dem Klebeband zur Seite und ließ sich bäuchlings auf ihr Bett fallen. Luft bekam sie keine. Trotzdem blieb sie so liegen. Mit dem Gesicht in ihre Bettdecke gedrückt und ohne jede Motivation sich zu bewegen. Das hier war ihr Bett. Ihr Rückzugsort. Der Ort an den sie sich immer hatte verkriechen können, wenn sie sich unwohl gefühlt hatte. Der Ort an dem sie sicher gewesen war. Und wenn sie dieses Mal aufstehen würde, dann würde sie nicht zurückkommen können. Dann würde sie diesen Ort verloren haben. Langsam verlangte ihr Körper immer vehementer nach Sauerstoff. Gleich würde sie zumindest das Gesicht zur Seite drehen müssen. Der weiche Stoff ihres Lieblingsbettbezugs fühlte sich angenehm an auf ihrer Haut. Den durfte sie auch nicht mitnehmen. Er war wohl nicht schick genug. "Sakura!" Sie zuckte zusammen, sie hatte gar nicht gehört, dass ihre Mutter ihre Zimmertür geöffnet hatte. Lustlos richtete sie sich auf. "Was machst du da?", empörte sich Amaya Haruno sofort. "Weißt du, wie viel Stress ich mit diesem Umzug habe? Und du liegst einfach faul auf dem Bett herum? Ist das dein Ernst? Bist du wenigstens endlich mit deinen Sachen fertig?" Sakura schluckte eine unfreundliche Antwort hinunter. Mit ihrer Mutter zu streiten brachte überhaupt nichts. Das hatte noch nie funktioniert. "Tut mir leid", sagte sie also nur. "Ich bin hier gerade fertig geworden." Ihre Mutter warf sich anmutig ihre perfekt gestylten langen blonden Haare nach hinten und ließ einen skeptischen Blick durch ihr Zimmer wandern. "Schön!", sagte sie. "Gut! Dann kannst du mir ja unten noch helfen!" "Mama, ich muss zur Schule", erwiderte Sakura geduldig und fragte sich nicht zum ersten Mal in ihrem Leben, wie es wohl wäre, eine normale, verantwortungsbewusste Mutter zu haben, die einen daran erinnerte und nicht anders herum. Aber ihre Mutter war nicht verantwortungsbewusst. Sie stöhnte genervt und fragte: "Ist das wirklich so wichtig? Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir für heute eine Entschuldigung schreiben kann!" Sakura stand auf und griff nach dem Henkel ihrer Tasche mit den Schulsachen. "Das geht nicht Mama", sagte sie ruhig und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie genervt sie war. Wir schreiben einen Test!" "Ach, stimmt ja!", sagte Amaya theatralisch und schlug die Hände zusammen. "Na, dann muss ich das wohl alleine schaffen!" Damit stolzierte sie hinaus und Sakura konnte endlich genervt die Luft ausstoßen. Der Test war zwar nur ein Vokabeltest und absolut unwichtig aber Sakura hatte keine Lust bei diesem Umzug zu helfen. Er wurde ihr aufgezwungen. Sie wollte nicht umziehen. Wirklich nicht. Und Hilfe hatte ihre Mutter schließlich genug von der Umzugsfirma, deren Leute gleich kommen würden. Ihre Mutter nahm das meiste Zeug nicht mal mit. Es würde für sie entsorgt oder gespendet werden. Sie würde ja wohl noch selbst entscheiden können, welches Paar Schuhe sie behalten wollte und Welches nicht. Dabei war Sakura nun wirklich keine große Hilfe. Und in der Schule war es gar nicht so schlecht. Man musste nur den richtigen Leuten geschickt aus dem Weg gehen, dann kam man ganz gut zurecht. Und Hinata würde da sein. Hinata, ihre beste Freundin und der wunderbarste Mensch, den es auf dieser Welt gab. Wenn sie mit Hinata zusammen war, hatte sie das Gefühl, dass alles erträglich war. Sie waren miteinander befreundet, seit sie sich in der ersten Klasse schüchtern nebeneinandergesetzt und sich ein nervöses Lächeln zugeworfen hatten. Und von da an hatten sie eigentlich alles zu zweit gemacht. Und das war gut so. Sakura war damit glücklich und Hinata auch. Sie waren beide nicht der Typ für Parties und große Freudeskreise. Und so war das einzig Gute an diesem Umzug wohl, dass sie innerhalb der gleichen Stadt umzogen und Sakura in Zukunft sogar näher bei Hinata wohnen würde. Das war das Einzige, was diesen Umzug zu dem neuen Lebenspartner ihrer Mutter ein ganz klein wenig erträglicher machte. Der Gedanke an Hinata und die Freude darüber, dass sie so glücklich mit dieser Freundschaft sein konnte, ließ Sakura die Fahrt in der vollgestopften U-Bahn überstehen und nun saß sie im Licht dieses warmen Frühlingsmorgens auf den Treppen, die vom Parkplatz zu den Schulgebäuden führten und wartete wie jeden Morgen auf ihre einzige und beste Freundin. Hinata war eine Hyuga. Sie war reich. Beziehungsweise war ihre Familie es. Wie die meisten Schüler wurde sie jeden morgen von einem Fahrer zur Schule gefahren. Die Modelkarriere von Sakuras Mutter hatte zwar genug Geld eingebracht, um Sakura auf diese teure Privatschule zu schicken aber richtig reich waren sie nie gewesen. Das war in Ordnung, Sakura machte sich nicht viel aus diesen Dingen. So etwas wie Bedienstete hatte sie nie haben wollen. Die Zeiten, in denen ihre Mutter mit dem Modeln gut verdient hatte, waren schon eine Weile vorbei. Sie war noch immer schön und noch immer drehten sich die Männer auf der Straße nach ihr um, aber sie war nun beinahe siebenunddreißig. In diesem Business war das nicht mehr jung. Und ihre Mutter war im Geld ausgeben immer besser gewesen, als im Geld verdienen. Vielleicht war es fies seiner eigenen Mutter so etwas zu unterstellen, doch Sakura wurde den Verdacht nicht ganz los, dass diese neue Mann für ihre Mutter auch ein Weg war, ihren Wohlstand zu sichern. Denn Geld hatte er offenbar so viel wie niemand sonst. Trotzdem hätte Sakura liebend gerne darauf verzichtet in sein Haus einziehen zu müssen. Das lag nicht unbedingt an ihm selbst. Sakura kam er kalt und reserviert vor, aber sie hatte bisher eigentlich kaum Gelegenheit gehabt, ihn irgendwie kennenzulernen. Sie hatte ihn kaum gesehen und außer 'Guten Tag' hatten sie auch nicht viel zueinander gesagt. Sie wollte vor allem nicht- "Sakura!", riss die Stimme ihrer besten Freundin sie aus ihren Grübeleien. Sakura sah auf. Sie war so in Gedanken versunken gewesen und hatte schlecht gelaunt auf den Boden gestarrt, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass Hinata angekommen und auf sie zugeeilt war. "Dann ist es heute also soweit", sagte Hinata ein wenig mitleidig, nachdem sie sich begrüßt hatten und beide drehten sich um und schauten den Weg zurück, den Hinata gekommen war. Hinatas Cousin Neji hatte weiter hinten auf seine beiden besten Freunde gewartet und nun kamen die drei auf sie zu. Beziehungsweise vielmehr gingen sie auf die Treppe zu. Zumindest hoffte Sakura das. Normalerweise sprachen sie nicht miteinander. Hinata verstand sich nicht besonders gut mit Neji, die beiden waren so unterschiedlich wie Feuer und Wasser. In der Regel ignorierten sie einander einfach. In der Regel ignorierten die meisten Leute sie und Hinata einfach und Sakura war das nur recht so. Keine Zickereien, keine Probleme. Sie und Hinata waren zufrieden zu zweit. Und sie hoffte inständig, dass das auch so bleiben würde. "Hallo Hinata, Sakura", sagte Naruto freundlich, als die drei bei der Treppe angekommen waren. Naruto war immer freundlich. Zu allen. Sakura verstand überhaupt nicht, wieso er mit diesen zwei arroganten Idioten rum hing. Aber so war das schon immer gewesen. Die drei waren unzertrennlich. "Hallo", murmelte Hinata und Sakura nickte Naruto kurz zu. Neji grinste und musterte Sakura beiläufig, als die drei an ihnen vorbeigingen. "Willst du deiner neuen Schwester nicht 'Hallo' sagen Uchiha?", fragte er belustigt. Sasuke Uchiha, Schönling und Vollidiot ohnegleichen, gab nur ein spöttisches Schnauben von sich und Neji lachte. Sakura war den Umständen entsprechend zufrieden. Sie hatte mit Sasuke Uchiha bisher kaum jemals ein Wort gewechselt, obwohl sie seit Jahren in der gleichen Klasse waren. Und er schien daran scheinbar ebenso wenig etwas ändern zu wollen wie sie. Vielleicht würde sich doch gar nicht so Vieles verändern, dachte sie hoffnungsvoll. Doch irgendwie hatte Sakura das Gefühl, dass es schwerer werden würde nichts mit Sasuke zu tun zu haben, wenn sie nun unter einem Dach leben würden. 'Das ist doch toll, du bekommst zwei Brüder und die kennst du sogar schon', hatte ihre Mutter ihr freudestrahlend verkündet, als vor ein paar Tagen beschlossen worden war, dass sie bei Fugaku Uchiha einziehen würde. Sakura fand das nicht toll. Sie wollte keinen Bruder. Erst recht nicht Sasuke Uchiha. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)