Überraschung im Schnee-Gestöber von Makoto17 (Winterwichtel FF für ChiaraAyumi) ================================================================================ Kapitel 1: Unerwarteter Besuch ------------------------------ Ami schaute aus dem Fenster. Schon seit Stunden schlug sie die aktuellen Fakten in einem Fachbuch sowie im Internet zum Thema ihres Aufsatzes nach. Es war selten, dass sie mit ihrem Wissen nicht weiterkam. In ihrem Inneren hörte sie Usagi sagen, dass sie eine Pause einlegen sollte. Ami lächelte, ja, die Usagi in ihrem Kopf hatte Recht. Eine Pause würde ihr und ihren übermüdeten Augen guttun.   Daher stand sie auf und ging zu ihrem Balkon. Hinter den Glastüren war sie vor dem Schneesturm geschützt, der draußen nahezu den gesamten Verkehr lahmlegte. Wie gut, dass sie vorgestern alles Nötige für die nächsten zwei Wochen eingekauft hatte. Inzwischen war sie ganz alleine dafür verantwortlich, einer der Nachteile, wenn man alleine wohnte.   Seit Beginn des Studiums sah sie ihre Freundinnen deutlich seltener. Dies lag einerseits daran, dass sie nicht mehr in dieselbe Klasse gingen und sich daher nicht mehr zum gemeinsamen Lernen verabredeten. Ihren Freunden hätte sie es auch niemals zugetraut, ein Medizinstudium zu beginnen. Nun ja, Ryo oder Umino vielleicht schon, aber Usagi und Minako - auf keinen Fall. Andererseits waren sie seit dem Kampf mit Galaxia auf keinen weiteren Gegner gestoßen. Daher konnten sich alle auf ihre eigene berufliche Zukunft vorbereiten. Diese sah allerdings für alle unterschiedlich aus. Ein weiterer Grund, weshalb sie sich seltener sahen.   Selbst auf ihrem Balkon, der halbwegs windgeschützt lag, verdeckte der Schnee die Möbel so gut, dass Ami nicht einmal den Stuhl von dem Tisch unterscheiden konnte. Die Bezeichnung Schneesturm aus dem Wetterbericht fand sie daher ganz treffend.   Außer Schnee schien draußen nichts sichtbar zu sein. Der Schnee klebte an den Hauswänden und verdeckte die Autos. Sogar die Regenmäntel der Mutigen, die bei dem Wetter nach draußen gingen, waren innerhalb von Minuten ganz weiß. Gerade warnte der Wetterdienst vor umherfliegenden Gegenständen, die durch eine Windböe vom Boden gerissen wurden.   Schluss mit Pause, dachte Ami dann. Nach draußen zu schauen brachte sie nicht weiter. Den Aufsatz musste sie in zwei Tagen fertigstellen. Allerdings hatte sie den Eindruck, als wenn sie noch eine Menge recherchieren musste, bevor sie überhaupt beginnen konnte. Also setzte sie sich wieder vor dem Computer und arbeitete weiter.   Plötzlich hörte Ami ein Plumpsen. Sie horchte auf, schaute sich um, woher dieses Geräusch kam. War etwa wirklich etwas auf ihrem Balkon gefallen? Sie hatte die Warnung wegen der fliegenden Gegenstände für einen Scherz gehalten. Oder zumindest nicht damit gerechnet, dass dies auch sie treffen könnte. Sie stand wieder auf und schaute auf dem Balkon nach. Nein, da war nichts zu sehen, abgesehen von einer weiteren Ladung Schnee.   Die Balkontür aufzumachen, um genauer nachzusehen, traute Ami sich nicht. Der Schnee erreichte auf ihrem Balkon bereits eine Höhe von etwa einem halben Meter. Wenn sie die Tür jetzt öffnen würde, würde der Schnee vermutlich in ihre Wohnung gelangen. Und dann müsste sie erst einmal dafür sorgen, dass er ihre Wohnung nicht überschwemmte.   Daher beließ sie es dabei, von innen zu schauen, ob sie ein Objekt auf ihrem Balkon sehen konnte, das dort nicht hingehörte. Es gab keine ungewöhnlichen Erhebungen. Deshalb ging sie davon aus, dass sie sich bezüglich des Plumpsens verhört hatte.   Ami ging in die Küche, machte sich ein Thunfisch-Sandwich und verspeiste dieses, bevor sie zu ihrem Computer zurückkehrte. Vermutlich hatten ihre Ohren ihr einen Streich gespielt, weil sie Hunger hatte.   Am nächsten Tag beruhigte sich das Wetter. Der Wind flachte ab, und es flogen nur noch vereinzelte Schneeflocken durch die Gegend. Immer noch sah draußen alles weiß aus. Nur dass man inzwischen wieder rausgehen konnte, sofern man Skier besaß und die Haustür nicht nach außen geöffnet werden musste.   Da man bei den aktuellen Wetterverhältnissen ohnehin schlecht rausgehen konnte, startete sie ihren Laptop. Diesmal ging es weniger um die Recherche, sondern um das tatsächliche Schreiben des Aufsatzes. Sie kam gut voran. Nach der Recherche ins Bett zu gehen erwies sich als eine gute Idee.   Diesmal unterbrach ein Klingeln ihre Arbeit. Ami streckte sich, ging zum Telefon und meldete sich.   „Hallo Ami, ich bin's, Usagi. Kommst du heute mit zum Schlittenfahren?“ Usagis Stimme klang aufgeregt. Sie überschlug sich nahezu. „Rei, Minako und ich wollen den unerwarteten freien Tag nutzen. Mal wieder richtigen Freundinnen-Kram machen. Kannst du heute auch? Oh, bitte, bitte sag ja.“   Ami warf einen Blick zum Bildschirm. Sie war noch nicht fertig. Einerseits hatte sie durchaus Lust, die anderen wiederzusehen. Andererseits musste sie sich wirklich um den Aufsatz kümmern. Sie entschied, beides nacheinander anzugehen: „Hallo Usagi. Ich muss noch arbeiten. Aber danach komme ich. Was habt ihr denn genau geplant?“   „Öhm, noch nichts so richtig, außer Schlittenfahren. Und Kuchen essen, und quatschen. Wir wissen ja noch gar nicht, in wie weit die Busse wieder fahren.“ Usagis Antwort hörte sich für Ami so an, als wenn sie im Hikawa-Tempel bleiben würden.   „Das mit den Bussen kann ich dir beantworten. Die fahren heute gar nicht. Erst morgen wieder, weil der Schnee zuvor von den Straßen geräumt werden muss. Heißt das dann, dass ich euch bei Rei finde?“ Ami erinnerte sich an das, was sie in den Morgennachrichten bezüglich der aktuellen Verkehrssituation gehört hatte. Die Räumdienste erwarteten, den ganzen Tag mit den Arbeiten beschäftigt zu sein. Deshalb wurden die Anwohner gebeten, das Haus nicht zu verlassen. Wodurch die meisten an dem Tag frei hatten.   „Ja, ich hol' Minako ab, und dann gehen wir gemeinsam zu Rei. Das ist einfacher, als wenn wir uns direkt bei ihr treffen“, erklärte Usagi den Plan. Minakos kleine Wohnung lag zwischen dem Haus von Usagis Eltern und dem Hikawa-Tempel, weshalb sie ohnehin bei Minako vorbeigehen würde. Außerdem würde dies dafür sorgen, dass sie sich nicht allzu viel verspätete, sofern sich die beiden nicht gegenseitig von dem Weg ablenkten.   „Tock, Tock“, kam es von draußen.   Ami wunderte sich. Schließlich gab es nichts, was dieses Geräusch verursachen dürfte. „Warte mal kurz, Usagi. Ich muss mal was nachsehen.“   „Aber mach schnell“, rief Usagi in das Telefon, während Ami mit dem Handy in der Hand zur vermeintlichen Quelle des Geräusches lief.   Erneut sah Ami zum Balkon hinaus. Immer noch war das meiste vom Schnee bedeckt. Aber zwischen dem ganzen Schnee sah sie etwas schwarzes. Seltsam, dachte sie, ich habe doch gar nichts auf dem Balkon stehen, dass schwarz sein dürfte. Dann bewegte sich der schwarze Fleck auch noch. „Du, Usagi, ich habe tatsächlich etwas auf dem Balkon. Etwas schwarzes. Ich denke, ich muss da mal genauer nachsehen.“   Usagi dachte an einen Raben, oder einer Krähe, als Ami von etwas schwarzen auf ihrem Balkon berichtete. Vielleicht hatte der Vogel Schutz gesucht. Um ein Kleidungsstück eines Nachbarn würde es sich wohl kaum handeln. Auf den Gedanken, dass es sich eventuell um einen neuen Gegner handeln konnte, kam sie nicht.   Während Ami die Balkontür soweit freiräumte, dass sie diese gleich öffnen konnte, drehte sich das schwarze Objekt um. Von vorne betrachtet war es nicht schwarz, sondern weiß. „Usagi, das glaubst du nicht“, rief Ami verwundert. „Da sitzt ein Pinguin auf meinem Balkon.“   „WAS?“ Usagi glaubte es wirklich nicht. Sie begann schon, ihren Plan umzuwerfen. Statt nachher Minako abzuholen wollte sie direkt zu Ami laufen, nur um den Pinguin sehen zu können. „Ich komme gleich zu dir. Sag nur kurz den anderen Bescheid.“   Ich muss meinen Aufsatz doch noch fertig schreiben, dachte Ami. Aber sie wusste, wenn Usagi sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, blieb diese auch dabei. Sie musste also nicht nur damit rechnen, dass Usagi bei ihr vorbeikam. Nein, ihre Freundin würde sehr wahrscheinlich dafür sorgen, dass auch Minako und Rei zu ihr kamen. Und auch Makoto hätte kaum eine andere Wahl, wenn Usagi sie erreichte.   „Wenn du schon bei mir vorbeikommst, könntest du dann bitte auch Fisch mitbringen?“ Ami konnte sich nicht vorstellen, dass es sich bei dem Pinguin um ein wildes Exemplar handelte. Dafür lag Japan eindeutig zu weit von dessen natürlichen Lebensraum entfernt. Also konnte sie davon ausgehen, dass dieser Pinguin an Menschen gewöhnt war. Hatte sie ihn gestern gehört? War er durch den Schneesturm auf ihrem Balkon gelangt? Und wo kam der Pinguin ursprünglich her?   „Mach ich, wenn der Supermarkt auf hat. Also bis gleich.“ Bei Usagi zu Hause gab es eher selten Fisch, weshalb sie nicht davon ausging, dass sie aktuell welchen finden würde.   „Warte Usagi. Kommst du alleine? Oder direkt mit den anderen?“ Ami wollte nicht ganz unvorbereitet Besuch empfangen. Sie beobachtete weiterhin den Pinguin. Immer noch fragte sie sich, wie dieser flugunfähige Vogel es geschafft hatte, auf einem Balkon im fünften Stock zu gelangen.   „Kommt drauf an. Melde mich gleich wieder.“ Usagi legte auf. Tatsächlich rief sie zuerst Minako, dann Rei und Makoto an. Minako und Rei sagten sofort zu.   Makoto konnte nicht. Im Gegensatz zu den anderen hatte sie durch den Schneesturm nicht frei bekommen. Sie musste im Gewächshaus dafür sorgen, dass die Pflanzen nicht unter den Folgen des Schneesturmes eingingen, weshalb sie gemeinsam mit ihren Kollegen auch im Gewächshaus übernachtet hatte.   Dann rief Usagi erneut bei Ami an. „Rei und Minako kommen auch“, beantwortete Usagi die vorherige Frage ihrer Freundin, noch bevor diese fragen konnte, wer denn am Telefon war.   „Dann bis gleich.“ Ami setzte eine Kanne Tee auf, damit sie ihren Freundinnen etwas zu trinken anbieten konnte, wenn diese bei ihr ankamen. Sie wusste zwar nicht, wann Usagi und die anderen genau ankommen würden, wollte aber vorbereitet sein.   Erneut ließ sie sich auf ihrem Schreibtischstuhl nieder. Da sie davon ausgehen konnte, dass sie ab dem Zeitpunkt, an dem ihre Freundinnen bei ihr ankamen, nicht mehr an dem Aufsatz weiterarbeiten konnte, versuchte sie, diesen noch vor deren Ankunft fertigzustellen. Sie stellte ihr Sandwich und ein Glas Orangensaft neben dem Laptop ab, bevor sie diesen aufweckte und den letzten gespeicherten Stand ihres Aufsatzes öffnete.   Immer wieder schaute sie zu dem Pinguin hinüber. Dieser schien seine neue Umgebung zu erkunden, und stieß auf die ineinander gestellten Stühle. Trotz der kurzen Unterbrechungen kam sie heute recht weit. Am Abend würde sie die letzten Absätze ausarbeiten müssen, bevor sie den Aufsatz an den Professor sendete.   Es klingelte. Diesmal allerdings nicht am Telefon, sondern an der Tür. Ami ging zur Gegensprechanlage und nahm den Hörer ab. Auf dem kleinen Monitor sah sie, dass Usagi und Minako in die Kamera winkten. Rei war nicht bei ihnen, aber vermutlich würde diese später noch kommen. Immerhin wohnte Rei am weitesten von Ami entfernt.   „Wo ist der Pinguin? Wo ist er?“, Usagi stürmte in Amis Wohnung, gefolgt von Minako. Beide Besucherinnen suchten nach dem Balkon, da sie nicht davon ausgingen, dass Ami den Pinguin in ihre Wohnung gelassen hatte.   „Habt ihr den Fisch dabei?“, fragte Ami. Sie hatte sich die Begrüßung anders vorgestellt.   Nach kurzer Zeit fanden Usagi und Minako den Balkon. Doch der Pinguin versteckte sich unter dem Schnee. Sie konnten ihn nicht entdecken. Dass er den Balkon von selbst verlassen hatte, konnte Ami sich nicht vorstellen. Allerdings fragte sie sich immer noch, wie der Pinguin überhaupt auf ihrem Balkon gelangt war.   Auch Ami betrat ihr Wohnzimmer. „Was ist los? Was schaut ihr so betrübt?“   „Wo ist der Pinguin? Wir sehen ihn nicht. Du hast ihn doch nicht irgendwo anders versteckt?“ Immer noch suchten Minako und Usagi draußen alles nach dem Pinguin ab.   Ami gesellte sich zu ihren Besucherinnen. Auch sie schaute nach draußen, allerdings genauer als ihre Freundinnen. Im Gegensatz zu den anderen beiden wusste sie, wonach sie Ausschau halten musste. Sie bemerkte einen kleinen schwarzen Streifen, der sich langsam hoch und runter bewegte. „Da vorne ist er“, flüsterte Ami, da sie im Gegensatz zu ihren Freundinnen den Pinguin nicht aus Versehen verschrecken wollte. Sie zeigte auf den sich bewegenden Flügel.   Mit ihrer Ruhe brachte Ami ihre Freundinnen ebenfalls dazu, ruhiger zu werden. Jetzt, da Usagi und Minako den Pinguin, oder zumindest einen Teil von ihm sahen, versuchten sie, den ganzen Pinguin zu erfassen. „Was macht er denn da?“, fragte Usagi aufgrund der etwas seltsamen Bewegungen.   „Das kann ich dir auch nicht sagen. Er scheint es sich irgendwie unter dem Tisch gemütlich machen zu wollen.“ Ami war während des letzten Tages nicht auf dem Balkon gegangen, um den Pinguin nicht zu stören.   „Hast du etwa nicht nachgeschaut? Was, wenn der Pinguin etwas braucht?“, fragte Usagi. Sie konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Ami nicht an alles gedacht hatte. Dennoch begann sie, sich Sorgen um den Pinguin zu machen.   „Ja, ich mach' mir auch Sorgen um den Kleinen.“ Ami überlegte kurz. War sie sich eigentlich sicher, dass es sich bei dem Pinguin um ein Männchen handelte? Nein, war sie nicht. Immerhin hatte sie selbst noch keinen Anhaltspunkt gefunden. Doch dann entschied sie, erst einmal bei dem Pinguin zu bleiben, weil dies auch die weiblichen umfasste. „Ich wollte den Kleinen nicht zusätzlich stressen. Für ihn ist es immerhin auch eine völlig ungewohnte Situation.“   Usagi und Minako dachten kurz darüber nach. Ja, um ihn nicht zu erschrecken, waren sie im Moment etwas zu laut.   „Ich habe übrigens einige Heringe mitgebracht.“ Minako griff nach ihrer Tasche und öffnete diese. Dort holte sie einige Packungen mit eingelegten Heringen zum Vorschein.   „Ach Minako. Glaubst du wirklich, dass der Pinguin die Sahnesoße verträgt?“, lachte Ami. Es war lieb gedacht von Minako, drei Packungen Sahneheringe mitzubringen. Und dabei handelte es sich auch um Fisch. Allerdings glaubte Ami nicht, dass der Pinguin dies mit der Soße essen sollte.   „Dann waschen wir die Heringe eben ab, bevor wir den Pinguin damit füttern.“ Usagi grinste. Sie fand ihre Idee richtig gut. Auch Ami hielt diese Idee für brauchbar. Daher schnappte Usagi sich eine Packung Sahneheringe und lief mit dieser in die Küche, gefolgt von Ami und Minako.   „Warte Mal, Usagi. Wir sollten erst schauen, ob wir den Pinguin dazu kriegen, uns zu vertrauen“, sagte Ami, als sie sah, wie Usagi die Verpackung öffnen wollte.   „Und wie sollen wir das machen, ohne Futter?“ Ja, mit etwas zum Essen konnte man jeden locken, davon war Usagi überzeugt. Insbesondere sie wurde bei leckerem Essen öfter mal schwach.   Doch auch Ami fiel dazu nichts konkretes ein, wie sie das Vertrauen des Pinguins erhalten würden. Und wieder kam sie auf die Frage, wo genau der Pinguin herkam. Diese Frage teilte sie auch den anderen mit.   „Vielleicht vom Zoo, oder vom Zirkus“, überlegte Minako.   „Wenn dem tatsächlich so ist, dann hätten wir Glück. Weil der Pinguin dann an Menschen gewöhnt wäre. Aber du hast Recht, Minako. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hier in Japan um einen wilden Pinguin handelt, ist sehr gering“, stimmte Ami Minakos Überlegungen zu.   Usagi hörte dem kurzen Gespräch zwischen Ami und Minako ebenfalls zu. Sie ging wieder in die Küche. Diesmal hielt Ami Usagi nicht auf. Usagi zog den Deckel ab, ließ den Sahnehering in ein Sieb fallen und hielt es unter dem Wasserhahn, als sie diesen aufdrehte. Die Sahne wurde abgewaschen, wie auch einige Gewürze. Ganz abwaschen konnte man die Sauce nicht mehr, da sie schon zu weit eingezogen war.   Anschließend nahm Usagi die Fische in die Hand, um sie zum Balkon zu bringen. Sie befreite die Fische von den Apfelstücken, die noch an diesen klebten. Nun ja, vielleicht mochte der Pinguin Apfel, aber zuerst wollte sie es nur mit dem Fisch probieren. Der Fisch würde vermutlich eh einen leichten Apfelgeschmack haben.   Als Usagi vor der Balkontür stand und diese öffnen wollte, schaffte sie es nicht. Beide Hände hielten die Fische, und mit ihren Armbeugen konnte sie die Tür nicht öffnen. „Ami, könntest du mir bitte kurz helfen.“   Ami ging ebenfalls zur Tür. „Solltest du dir nicht besser die Jacke überziehen, bevor du rausgehst?“, fragte sie, während sie die Tür aufschloss.   „Schieb' sie schon auf. Das Ablegen der Fische schaff' ich auch ohne Jacke.“ Da Usagi die Fische schon in der Hand hielt, sah sie keine Möglichkeit, jetzt noch die Jacke anzuziehen. Daher wollte sie nur kurz rausgehen, dem Pinguin die Fische hinlegen, so dass dieser sich die Fische schnappen konnte, und dann in Windeseile zurück ins Wohnzimmer hüpfen.   „OK, dann los.“ Ami schob die Tür auf. Schnell sprang Usagi nach draußen, legte die abgewaschenen Fische auf den Stuhl, so dass der Pinguin diese erreichen konnte und zog sich wieder in die Wohnung zurück. Ami schloss die Tür wieder, während Usagi sich vor Kälte schüttelte.   „Doch kalt draußen?“ Minako hielt Usagi eine Decke hin.   „Das fragst du noch, bei dem Schnee?“ Usagi lief zum Bad, um sich die Hände wegen des Fischgeruchs zu waschen. Luna würde ihr die Finger ablecken, dachte sie. Die Decke von Minako würde sie erst später annehmen, sollte ihr dann immer noch kalt sein.   Währenddessen beobachteten Ami und Minako den Pinguin. Als Usagi draußen war, hatte der Pinguin sich im Schnee verkrochen. Nun aber befreite er sich wieder vom Schnee. Er drehte sich zu der Balkontür um, von der aus kurzzeitig eine große Wärme ausgegangen war.   Die Veränderung in der Umgebung roch er eher, als das er sie sah. Etwas seltsames durchströmte die Luft. Es roch leicht nach etwas Essbarem, allerdings deutlich stärker, als das Essen zuhause roch. Der Pinguin beschloss, sich das Objekt genauer anzusehen, weshalb er im Schnee nach oben watschelte.   „Sieht so aus, als wenn der Pinguin sich für den Fisch interessiert“, quietschte Usagi, während sie aufgeregt auf und ab sprang.   „Hör auf damit. Du bringst noch die Nachbarn gegen mich auf“, versuchte Ami, Usagi zu beruhigen. Ami wusste zwar nicht, wann ihre Nachbarn sonst zu Hause waren. Aber da in diesen Tagen alle zuhause bleiben sollten, konnte sie sich durchaus vorstellen, dass diese aktuell ebenfalls im Haus waren.   Usagi hörte auf zu springen. „Tschuldigung, Ami, das wollte ich nicht.“ Bei sich zu Hause, oder bei Rei im Hikawa-Tempel, gab es das Problem mit den unteren Nachbarn nicht. Dann richtete sie ihren Blick auf den Pinguin. „Ist der sich unsicher, ob er das jetzt essen kann?“   „Sieht so aus. Du musst bedenken, dass es immer noch ganz anders riecht als die Fische, die er sonst frisst“, versuchte Ami den Sachverhalt zu erklären.   Tatsächlich stutzte der Pinguin, als er sich den Fisch genauer ansah. Er roch beißend, nicht nach Futter, sondern eher nach Reinigungszeug. Nach dem, was die Menschen auf dem Boden verteilten, wenn sie ihn putzen wollten. Etwas unschlüssig schaute der Pinguin zum Fenster hinüber.   „Vielleicht müssen wir dem Pinguin zeigen, dass dieser Fisch ungefährlich ist.“ Usagi bemerkte, dass der Pinguin sie gerade in diesem Moment anschaute. Das war die Gelegenheit. Sie wartete gar nicht ab, ob Ami ihre Vermutung bestätigte. Stattdessen schnappte sie sich einen Fisch, den sie für später aufgehoben hatte, und steckte ihn in den Mund. Anders gesagt, sie ließ den Pinguin zuschauen, wie sie einen ähnlichen Fisch verspeiste.   Der Pinguin sah Usagi tatsächlich beim Essen zu. Er sah, wie dieses Menschenmädchen, was eben kurz bei ihm draußen war, einen Fisch verspeiste. Er sah es, aber er konnte den Fisch nicht riechen. Vermutlich roch der Fisch von dem Mädchen besser.   Er hatte Hunger. Schließlich hatte er seit einigen Tagen nichts mehr gefressen. Und er war es gewohnt, täglich gefüttert zu werden, auch wenn seine Artgenossen in der freien Natur durchaus mehrere Tage ohne etwas zu fressen auskamen.   Es klingelte. Die drei Freundinnen waren so mit dem Pinguin beschäftigt gewesen, dass sie alle drei glatt vergessen hatten, dass auch Rei vorbeikommen wollte. Ami ging zur Tür. Das Klingeln erinnerte sie wieder daran. „Rei, bist du das?“   „Klar, wer sonst.“ Doofe Frage, dachte sich Rei. Wer würde bei dem aktuellen Schneechaos auch jemanden besuchen gehen, wenn man nicht explizit verabredet war. Nicht einmal einen Vertreter hatte sie auf dem Weg zu Ami erblickt.   „Minako und Usagi, wenn die beiden nicht schon hier wären.“ Mit diesen Worten betätigte Ami den Türöffner.   Rei drückte die Tür auf, schlüpfte schnell in das Treppenhaus und lief nach oben. Auch sie war wegen des Pinguins aufgeregt. Wann bekam man so ein Tier auch schon mal aus der Nähe zu sehen. Nicht einmal im Zoo kam man als Besucher einem Pinguin so nahe.   Kaum hatte Rei die Wohnung von Ami betreten, sah sie auch schon ihre Freundinnen vor der Balkontür stehen. „Und, ist der Pinguin aktuell sichtbar?“, fragte Rei, als sie sich zu den anderen gesellte.   „Da ist er.“ Usagi zeigte auf einen Punkt unterhalb der Fische. „Er überlegt gerade, ob er den Fisch essen kann oder nicht.“   „Du würdest nicht lange überlegen, sondern den Fisch einfach in dich rein stopfen.“ Rei grinste. Sie wartete auf Usagis Ausbruch.   Doch dieses Mal regte Usagi sich nicht auf. „Du wirst lachen. Ich habe dem Pinguin eben gezeigt, dass man diesen Fisch essen kann.“   „Diesen Fisch? Und du hast diesen Fisch dann auch hochgewürgt und dem Pinguin in dieser Form hingelegt? Das ist ja richtig widerlich“, fragte Rei gehässig.   „Aber so machen es die Vögel untereinander, wenn sie ihre Jungen versorgen. Ein Elternteil kümmert sich um die Nahrungsbeschaffung, fängt möglichst viele Fische, Würmer oder Insekten, je nachdem, was als Nahrungsquelle für diese Vogelart fungiert, und fliegt anschließend zum Nest zurück, um die Jungen mit den hochgewü...“, begann Ami zu erklären, bis sie von den anderen unterbrochen wurde.   „Ami!“, warnend stoppten die Freundinnen gemeinsam Amis Vortrag.   „So genau wollen wir das gar nicht wissen“, legte Rei nach. Sie griff in ihre Tasche, in der sich eine Dose Sardinen befand. „Wenn der Pinguin Usagis Fische nicht haben will, können wir es ja mit denen probieren.“   „Wahrscheinlich wären die Sardinen wirklich besser für den Pinguin geeignet.“ Diesmal hielt Ami sich mit den Erklärungen zurück. Sie wollte nicht schon wieder unterbrochen werden.   Inzwischen hatte der Pinguin sich entschlossen. Der beißende Geruch konnte nichts gutes bedeuten. Dieser Fisch war ganz sicher nicht zum Verzehr geeignet, und noch waren seine Fettreserven nicht aufgebraucht. Er würde also weiter auf die Suche nach Nahrung gehen. Vielleicht gab es von den Menschenmädchen noch andere Fische, die sie ihm geben würden? Hoffnungsvoll drehte er sich wieder zu ihnen um.   „Der ist ja lustig, schaut uns an und fragt nach noch mehr Futter“, lachte Minako.   „Dann wollen wir ihm doch etwas geben.“ Rei öffnete die Sardinenbüchse, nahm eine von ihnen heraus und machte sich zum Werfen bereit.   Ami öffnete die Balkontür. Rei schätzte die Entfernung zu dem Pinguin und das Gewicht ab. Erwartungsvoll schaute der Pinguin Reis Hand an. Rei ließ die Sardine hin und her schwingen, wartete ab, bis der Fisch Richtung Pinguin zeigte und ließ diesen dann los. Die Sardine fiel nach draußen. Der Pinguin watschelte zwei Schritte nach vorne, öffnete seinen Schnabel und fing die Sardine, bevor er sie verschluckte.   „Siehst du, meine Fische frisst er“, triumphierend nahm Rei eine weitere Sardine aus der Dose, und warf diese dem Pinguin entgegen.   „Das ist gemein!“, jammerten Minako und Usagi unisono. Rei hielt den beiden die Dose mit den Sardinen hin. Beide nahmen sich eine davon. Dann warf zuerst Minako, anschließend Usagi ihre Sardine zu dem Pinguin.   Ami holte ihre Kamera. Ein Foto, wie drei ihrer Freundinnen einen Pinguin fütterten, dürfte eine schöne Erinnerung sein. Sie selbst würde später noch genug Zeit haben, sich mit dem Pinguin anzufreunden. Der Pinguin schaffte es, die Fische von Rei und Minako zu fangen. Usagis Wurfkünste waren leider nicht ausgereift genug. So erwischte sie selten den richtigen Schwung oder den richtigen Winkel. Dadurch platzierte einer ihrer Würfe den Fisch in Amis Wohnzimmer, während ein anderer Wurf die Sardine über das Balkongitter auf die Straße beförderte.   Nachdem sie die gesamte Dose Sardinen an den Pinguin verfüttert hatten, überlegten sie, was sie mit dem Pinguin anstellen sollten. Er konnte nicht dauerhaft auf Amis Balkon leben. Zum einen durfte Ami keine Haustiere in ihrer Wohnung halten. Und zum anderen hielt Ami es für besser, wenn der Pinguin wieder in seine natürliche Umgebung zurückkam. Dazu mussten sie aber jemanden finden, der definitiv wusste, woher dieser kam.   „Kommt Makoto eigentlich auch?“, fragte Rei, die sich darüber wunderte, dass ihre damalige Gruppe noch nicht vollständig war.   „Nein, leider nicht. Sie muss sich noch mit ihren Kollegen um die Gärtnerei kümmern, damit die Pflanzen nicht erfrieren. Sie meinte, es könne auf keine helfende Hand verzichtet werden“, erklärte Usagi, die als einzige mit Makoto gesprochen hatte.   Den Rest des Tages schauten sie dem Pinguin zu, wie dieser versuchte, sich in einem improvisierten Iglu zurechtzufinden. Natürlich hatte der Pinguin den Iglu nicht selber gebaut. Einer der eingeschneiten Gartenstühle stellte die Decke dar. Die Wände bestanden auf der einen Seite aus Beton, auf der anderen Seite aus Schnee, der sich während der letzten Tage vom Boden aus aufgeschichtet hatte.   Noch bevor es dunkel wurde verabschiedeten die Besucherinnen sich von Ami. Es war einfacher, die Stellen mit Glatteis zu erkennen, wenn es noch hell war. Vor allem fehlte ihnen allen die Erfahrung bezüglich des Laufens auf Glatteis.   Auch der Pinguin verzog sich in seine Behausung. Der Platz, umringt von all dem Schnee, schützte ihn vor dem eisigen Wind, wodurch es dem Pinguin wärmer erschien. Hier hatte er keine Artgenossen, an denen er sich kuscheln konnte. Die Menschen schienen freundlich zu sein, ihn aber auch nicht bedrängen zu wollen. Und so würde er morgen aus der Schneebehausung hervortreten, um eventuell weiteren Fisch von einem der Mädchen zu erhalten.   Währenddessen fuhr Ami ihren Rechner hoch, um an ihrem Aufsatz weiter zu arbeiten. Sie hatte genug Zeit damit verbracht, sich ablenken zu lassen, und wollte es endlich fertigstellen. Es war ihr unangenehm, dass sie bis zum Schluss gewartet hatte. Sie las ihren letzten Absatz noch einmal durch, um wieder ins Thema zurückzufinden. Dann schrieb sie den Aufsatz fertig. Entgegen ihrer ursprünglichen Planung würde sie den Aufsatz erst am nächsten Tag abschicken, um noch einmal alles Korrekturlesen zu können. Dafür war es an diesem Tag schon zu spät.   Tatsächlich stand Ami am nächsten Morgen sehr früh auf. Sie korrigierte ihre Arbeit, bevor sie diese noch vor ihrem Frühstück abschickte. Als sie anschließend im Internet bezüglich vermisster Pinguine recherchierte, stieß sie auf folgenden Artikel in der Lokalzeitung:     Vermisste Zootiere wiedergefunden! Ein nach dem Schneesturm der letzten Tage vermisster Jungjaguar konnte nach stundenlanger Suche der Tierpfleger unter einer Höhle aus Autos geborgen werden. Nach Tierärztlicher Untersuchung ist der Jaguar wohlauf.   Aktuell sind die Tierpfleger noch dabei, alle Gehege auf weitere vermisste Tiere zu untersuchen. Dies gestaltet sich aufgrund der natürlichen Verhaltensweise vieler Tiere, bei Unwetter irgendwo Schutz zu suchen, als schwierig, weshalb noch nicht bekannt ist, welche Tiere aktuell als vermisst gelten.   Sollten Sie ein ungewöhnliches Tier bei sich oder in ihrer Umgebung bemerken, rufen sie uns bitte unter der folgenden Telefonnummer an:     Ami holte ihr Handy und wählte die Telefonnummer, die im Zeitungsartikel genannt wurde. Sie wusste nicht, ob dieser Zoo auch Pinguine beherbergte. Aber sie dachte, dass die Zoos auch untereinander bezüglich vermisster Tiere in Kontakt stehen dürften. Außerdem lag der in dem Artikel genannte Zoo tatsächlich in der Nähe ihrer Wohnung.   Viele Personen schienen aktuell nicht dort anzurufen, da Ami direkt mit einer Zoomitarbeiterin sprechen konnte. Sie erklärte dieser, dass sie einen Pinguin auf ihrem Balkon gefunden hatte und nicht wüsste, zu wem dieser Pinguin gehörte. Die Zoosekretärin versprach, einem mit Fischen ausgestatteten Tierpfleger zu Ami zu schicken, damit dieser den Pinguin abholte, und ließ sich Amis Adresse durchgeben.   Am Nachmittag klingelte es bei Ami. Sie dachte zuerst an Usagi, da diese sie am Vormittag kurz angerufen hatte. Während dieses Telefonats hatte Ami ihr von dem Auftrag der Zoosekretärin berichtet, niemanden in der Nähe des Pinguins zu lassen, bis dieser von einem Tierpfleger abgeholt wurde.   Allerdings meldete sich unten an der Sprechanlage ein Tierpfleger, der den Pinguin abholen wollte. Mit einem kleinen Käfig und einem zur Hälfte mit frischem Fisch gefüllten Eimer stieg er die Treppe nach oben, wo Ami ihn an der Tür erwartete.   „Hier entlang“, begrüßte Ami den Tierpfleger. Mit ihrer Hand zeigte sie ihm die Richtung zu ihrer Balkontür und ließ den Tierpfleger eintreten.   Der Tierpfleger streifte sich zwei Müllbeutel um die Schuhe, bevor er Amis Wohnung betrat, um diese nicht schmutzig zu machen. Dann schnappte er sich den Eimer mit Fischen sowie den Käfig, und ging in die Richtung, in der Amis Hand zeigte. „Haben Sie den Pinguin mit irgendetwas gefüttert, Miss Mizuno?“   „Ja, drei Freundinnen waren gestern noch bei mir. Sie haben Sardinen und Sahneheringe mitgebracht. Wobei, die abgewaschenen Sahneheringe hat der Pinguin nicht angerührt, die Sardinen jedoch durchaus“, antwortete Ami. Sie war sich sicher, dass es besser war, bezüglich der Fütterung die Wahrheit zu sagen, falls dem Pinguin etwas nicht bekommen war. So konnte der Tierpfleger oder der Tierarzt dies bei der Behandlung berücksichtigen.   „Das kann ich mir vorstellen, dass der Pinguin die Sahneheringe nicht annimmt. Den Essiggeruch wird er nicht mögen.“ Inzwischen hatte der Tierpfleger den Balkon erreicht und suchte den Schnee nach dem Pinguin ab. Dieser war im Augenblick nicht zu sehen. „Vielleicht lässt er sich durch einen Fisch anlocken“, sagte er, als er nach einen der Fische griff.   Wie am gestrigen Tag, als ihre Freundinnen den Pinguin füttern wollten, öffnete Ami die Balkontür. Kälte strömte in ihr Wohnzimmer, aber die noch vorhandenen Schneemassen und das Wasser blieben draußen. Der Tierpfleger hielt den Fisch, den er in der Hand hatte, ins Freie, um den Pinguin hervorzulocken. Doch es nützte nichts. Der Pinguin ließ sich nicht blicken.   Also beschloss der Tierpfleger, den Balkon zu betreten und dort nach dem Pinguin zu suchen. Mit einer Hand öffnete er die Müllbeutel, die um seine Schuhe gewickelt waren, und trat einen Schritt nach vorne. Auf dem Balkon selber ging er in die Hocke, und suchte alle Seiten des Balkons nach einem möglichen Versteck ab.   Er fand ein kleines Loch im Schnee. Um in das Loch schauen zu können, ging er noch tiefer in die Hocke, so dass er mit den Knien den Boden berührte. Und tatsächlich, im dem Loch konnte er einen schwarzen Bereich ausmachen, vermutlich der Rücken des Pinguins. Also legte er den Fisch in das Loch hinein. Sollte es sich bei dem schwarzen Bereich wirklich um einen Pinguin handeln, würde er sich zu dem Fisch umdrehen und ihn verspeisen.   Etwas leckeres bahnte sich den Weg zu seiner Nase. Der Pinguin folgte der Spur. Er drehte sich um, ohne den eigentlichen Platz zu verlassen. Ein paar Zentimeter vor ihm lag ein Fisch, und in der Nähe des Fisches der vertraute Geruch von einem der Menschen, die ihn regelmäßig fütterten. Daher watschelte er einige Schritte, beugte sich nach vorne und schnappte sich den Fisch.   Das Schnappen des Fisches blieb von dem Pfleger nicht unbemerkt. Schnell griff er nach dem nächsten Fisch, um mit diesem den Pinguin weiter aus seinem Versteck hervorzulocken. Es funktionierte. Kaum hatte der Pinguin den nächsten Fisch verschlungen, hielt der Pfleger einen Dritten in der Hand. Diesmal legte er ihn nicht auf dem Boden, sondern ließ den Pinguin an sich herankommen. Mit der anderen Hand öffnete der Tierpfleger den Käfig, damit der Pinguin nicht mehr entwischen konnte.   Um an diesen Fisch dranzukommen, musste der Pinguin sich wieder aufrichten. Dazu rutschte er zu einer Erhöhung aus Schnee, die seinen Körper leicht aufrichtete, so dass das Umschwenken zum Stehen einfacher war. Anschließend watschelte er zum nächsten Fisch, da ihm hier kein anderer Pinguin zuvorkommen konnte.   Kaum schnappte der Pinguin den Fisch, so schnappte sich der Tierpfleger den Pinguin. Er war geübt darin, den Pinguin zu halten, dass konnte Ami sehen. Nach einer kurzen Überprüfung wusste der Tierpfleger, um welchen Pinguin es sich handelte. „So, meine Kleine, gleich bist du wieder bei deinen Freunden“, sagte er an den Pinguin gerichtet, während er ihn in den Käfig platzierte.   „Meine Kleine? Heißt das, dass der Pinguin weiblich ist?“, fragte Ami, die die Worte des Tierpflegers sehr wohl gehört hatte.   „Ja, das ist die kleine Akemi. Sie war als Küken leicht heller gefärbt als die anderen jungen Pinguine, weshalb wir ihr diesen Namen gaben“, erklärte der Tierpfleger, während er die Türe zu dem Käfig schloss. „Jetzt sollte ich sie aber auch wieder in den Zoo bringen, damit unsere Tierärztin sie sich anschauen kann.“   Ami trat einen Schritt zurück, damit auch der Tierpfleger mit dem Fischeimer und dem Käfig in ihre Wohnung treten konnte. Dabei achtete er darauf, in die Müllbeutel zu steigen, und diese oben festzuknoten. Ami nahm währenddessen den Fischeimer. Jetzt, wo das Pinguin-Mädchen eingefangen war, war es wichtiger, dass der Tierpfleger sich beim Transport mehr auf sie konzentrierte statt auf den Eimer. Sie zog sich daher ihre Schuhe an, und begleitete den Tierpfleger zu seinem Auto.   „Vielen Dank“, verabschiedete dieser sich mit einer leichten Verbeugung von Ami, während er ihr fünf Freikarten für den Zoo übergab, deren Gültigkeit ein Jahr betrug. Ami nahm die Karten ebenfalls mit einer leichten Verbeugung entgegen. Sie winkte dem Tierpfleger zu, als dieser wegfuhr. Er konnte nicht zurück winken, da er seine Hände am Steuer halten musste, aber für Ami sah es so aus, als wenn der Pinguin dies für ihn übernehmen würde.   Nachdem das Auto des Tierpflegers nicht mehr zu sehen war, ging Ami wieder nach oben. Dem Pinguin würde es gut gehen, da war Ami sich sicher. Also konnte sie sich wieder ihren Studien widmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)