Marriage von writer ================================================================================ Kapitel 7: Ehrlichkeit und Lüge ------------------------------- Sakura sah auf die Nachricht und überlegte, was sie nun tun sollte. Aber Naruto war jetzt einfach nur noch ein Freund. Er hatte kein Recht ihr den Kontakt zu verbieten. Und sie hatte nichts Falsches getan. Trotzdem wollte sie nicht, dass das nun für Spannungen zwischen ihnen sorgen würde, es wurde doch gerade alles ein bisschen besser. Sie wollte nicht zu ihm hinsehen, aber sie war sich auch so ziemlich sicher, dass er sie beobachtete. Das tat er schließlich immer und die Mappe hatte er ja gerade weggelegt. 'Du hast nichts Falsches getan!', sagte sie sich in Gedanken. Also drückte sie einfach auf die Nachricht, um sie zu öffnen. Sie war recht lang und sie konnte nicht auf den ersten Blick erkennen, ob es ungünstig war, sollte Sasuke gerade mitlesen. 'Hey Sakura! Naruto hier. Kein Plan, ob das noch deine aktuelle Nummer ist. Falls ja: Sorry, dass ich mich jetzt erst melde, aber da dein Kerl dich so merkwürdig abgeholt hat, konnten wir ja keine Nummern mehr austauschen. Und in einem Anflug von 'ich muss jetzt endlich über sie hinwegkommen', habe ich vor nem halben Jahr deine Nummer gelöscht, was ich seit Sonntag Abend krass bereue. Ich bin mit so nem ziemlich faulen, aber sehr intelligenten Typen befreundet und er hat es irgendwie geschafft den Nummernspeicher wieder herzustellen oder sowas. Jedenfalls wollte ich einfach mal nachfragen, ob es dir gut geht. Sorry, dass ich das sage, aber dein Mann kommt mir vor wie ein komplettes Arschloch. Und du hast so bedrückt gewirkt, ich mache mir ein bisschen Sorgen. Falls du diese Nachricht bekommst, dann melde dich! Lass uns mal treffen und reden!' Nun sah sie doch zu ihm auf. Leider saß er genau neben ihr, sodass er wunderbar auf ihr Display hatte sehen können. Seit einigen Tagen, seit sie ihn gebeten hatte sie zu umarmen, um sie zu trösten, hielt er nicht mehr so viel Distanz im Bett wie er es früher getan hatte, wenn sie nicht gerade miteinander schliefen. Er legte sich ein wenig näher zu ihr oder berührte sie beiläufig, ohne dann auf Sex aus zu sein. Sie fand das schön. Aber gerade war das Pech. Sie war sich ganz sicher, dass er es gelesen hatte, aber sein Gesicht war gefasst und neutral wie immer. Er beugte sich hinüber zu seinem Nachttisch und machte die Lampe aus. Da das die einzige eingeschaltete Lichtquelle gewesen war, wurde es sofort dunkel im Zimmer. "Zeit zu schlafen", sagte er ruhig. "Es ist schon spät und ich muss morgen früh aufstehen." Sakura legte sich neben ihn. "Tu das bitte nicht", sagte sie. "Was?", fragte er. Er klang das erste Mal etwas gereizt. Das kannte sie noch nicht von ihm und sie fühlte sich promt noch unsicherer. "Schweigen", flüsterte sie. "Bitte sag etwas." "Was willst du von mir hören?", fragte er. Er schien sich um Ruhe zu bemühen, aber nun war sie sich sicher. Er klang ganz eindeutig gereizt. Sie schwieg auch kurz. Aber sie wollte nicht aufgeben. Wahrscheinlich überschritt sie dieses Mal seine Grenze. Dieses Mal würde er wütend werden, wenn sie nun weiter nachhakte. Doch sie wollte lernen ihn zu verstehen und versuchen ihn kennenzulernen. Wenn sie das nicht schaffte, dann würde es für immer so bleiben zwischen ihnen. "Ich will doch nur-", setzte sie an, aber er ließ sie nicht ausreden und fuhr ihr mit kalter Stimme über den Mund. "Hör auf!", sagte er. Jetzt war er wütend. "Aber-" Wieder unterbrach er sie. "Du willst meine Absolution und von mir hören, dass alles gut ist, dass du dich mit ihm treffen kannst und dass ich nicht verärgert bin, damit du dir keine Sorgen machen musst", sagte er sehr hart. "Aber ich werde dich sicher nicht auffordern, dich mit deinem Ex zu treffen, der offenbar bis vor Kurzem noch total in dich vernarrt war. Sehr wahrscheinlich ist er es immer noch. Und du empfindest scheinbar auch etwas für ihn, sonst wärst du nicht direkt zu ihm gegangen, als du vor mir weggelaufen bist. Entscheide selbst, was du tust und dann werde ich entscheiden, wie ich mit deiner Entscheidung umgehen werde. Mehr kann ich nicht tun. Aber ich rate dir keine dumme Entscheidung zu treffen!" Sie erschrak aufgrund der Heftigkeit seines Ärgers. Unter anderen Umständen wäre sie viel mutiger gewesen in so einer Situation, aber nach dem Frühstück heute morgen hatte sie endgültig verstanden, dass sie ihm ausgeliefert war. Und das war beängstigend. Sie hatten bloß darüber gelacht, dass sie abgehauen war, dass sie von diesem Ort hatte verschwinden wollen. Tekka hatte sogar andeutungsweise nachgefragt, ob Sasuke sie bestraft hätte, weil er offenbar geglaubt hatte, dass sie deswegen geweint hatte. Der Gedanke, dass Sasuke das getan haben könnte, schien ihm nicht besonders verwerflich vorgekommen zu sein. Was, wenn das wirklich so gewesen wäre? Dann hätten sie auch bloß gelacht und niemand hätte ihn dafür zur Rechenschaft gezogen. Und nach dem, wie sie den heutigen Tag erlebt hatte, war sie sich ziemlich sicher, dass ihre Eltern ihr auch nicht helfen würden. Wenn er ihr etwas antun würde, würden sie es wohl eher so drehen, als hätte sie ihn bloß unnötig provoziert. Sie wusste wirklich nicht, was sie tun sollte. "Du machst mir Angst", sagte sie leise. "Dann sei jetzt besser still und schlaf", sagte er kalt. So hatte er noch nie mit ihr geredet. Das passierte also, wenn sie es übertrieb. Sie lag in der Dunkelheit, hatte ihre Hände in die Decke geklammert und fragte sich völlig überfordert, was sie nun tun sollte. "Ich verstehe nicht, warum du jetzt so wütend bist", versuchte sie es nochmal. "Ich habe nichts getan!" Er schwieg. Was war nur los mit ihm? War er einfach nur wütend, weil sie nicht aufgehört und weiter nachgefragt hatte? War er eifersüchtig? Oder einfach sauer, weil Naruto ihn so schlecht gemacht hatte? "Es tut mir leid", sagte er nach ungefähr einer Minute. Sein Ton war wieder vollkommen neutral. "Ich hätte nicht die Beherrschung verlieren dürfen." Er setzte sich auf, dann stand er aus dem Bett auf. "Ich wollte dir keine Angst machen", sagte er ruhig. "Du bist mir hier vollkommen ausgeliefert und ich bin grob geworden. Das war nicht in Ordnung. Ich werde in einem der Gästezimmer schlafen." Sakura hatte sich auch aufgesetzt. Er wollte sich zur Tür wenden, so viel konnte sie im Dunkeln gerade noch erkennen. Ohne groß darüber nachzudenken, beugte sich rasch vor und griff nach seiner Hand. "Nein!", sagte sie. "Bitte geh nicht! Ich habe keine Angst mehr!" Er wandte sich wieder halb zu ihr um. "Doch, das hast du", sagte er. "Ich sehe es jeden Tag in deinen Augen. Du bist schrecklich verunsichert und du hast Angst. Vor mir und vor diesem Ort. Du willst hier nicht sein, aber du kommst hier auch nicht weg und musst das Beste daraus machen. Du duldest meine Berührungen, aber du musst es hassen hier zu sitzen und darauf zu warten, dass ich zu dir komme. Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst. Und dennoch, obwohl ich das weiß, bin ich derart egoistisch, dass ich mich darauf freue abends hierher zurück zu kommen. Dein Ex hat recht, was mich angeht." Sakura wusste überhaupt nicht mehr wohin mit ihren Gefühlen, sie war so durcheinander! Aber eines störte sie so derart dolle, dass sie einfach etwas dazu sagen musste. Sie ließ seine Hand wieder los und ließ die Ihre auf das Bettlaken sinken. "Ich hasse deine Berührungen nicht", sagte sie. "Ich finde es schön wie du mich anfasst." Er drehte sich wieder ganz zu ihr um. "Das musst du nicht sagen." "Das ist die Wahrheit", sagte sie. "Ich weiß, ich bin nie von mir aus auf dich zugegangen, aber du tust das nicht gegen meinen Willen. Du zwingst es mir nicht auf. Das nicht." Einen Moment stand er einfach vor ihr in der Dunkelheit und sah zu ihr, wie sie vor ihm auf dem Bettlaken kniete. "Bitte geh nicht", widerholte sie. Sein Schweigen und ihre Einsamkeit waren es, was sie schlimm fand. Alles andere konnte sie besser bewältigen. Eine Weile rührten sie sich beide nicht und keiner sagte etwas. "Sasuke, bedeute ich dir etwas?", fragte sie vorsichtig. Er schwieg. "Ich glaube oft, dass du mich bloß als deinen Besitz betrachtest", sagte sie leise. "Ich glaube oft, du lebst da draußen dein Leben und kommst dann hierher und findest es bestenfalls praktisch, dass du hier vor dem Zubettgehen eine Frau hast, mit der du jederzeit schlafen kannst, wenn dir danach ist. Du bist nicht viel hier und ich kann kaum glauben, dass du wirklich immer arbeitest. Ich frage mich oft, was du spät abends so tust und vor allem an den Wochenenden. Ich stelle mir vor, dass du mit anderen zusammen bist, dass du mit anderen Frauen schläfst. Frauen, die du interessanter findest als mich. Ich glaube, dass es dir einigermaßen gleichgültig ist, was mit mir passiert, solange es nach außen so aussieht, als wäre alles in Ordnung. Ist das so?" "Das denkst du?", fragte er leise. "Ich weiß nicht, was ich denken soll!", sagte sie und sie hörte, dass sie verzweifelt klang. Er setzte sich langsam auf die Bettkante. "Ich wusste nicht, dass du sowas denkst", sagte er beinahe sanft. "Ich arbeite wirklich immer, wenn ich nicht hier bin. Ich war dir nie untreu. Und es ist mir nicht egal, dass du unglücklich bist. Ich fühle mich schuldig, denn ich habe in zweierlei Hinsicht eine sehr egoistische Entscheidung getroffen und ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Ich würde es auch nicht wollen. Ich will dich behalten. Und ja, vielleicht betrachte ich dich tatsächlich ein bisschen als meinen Besitz. Wenn du ich wärst, wenn du in dieser Familie aufgewachsen wärst, dann würdest du das besser verstehen. Es gefällt mir, dass du das Eine bist, was mir allein gehört." "Ich gehöre dir aber nicht", sagte sie leise. Er schwieg. "Bitte rede mehr mit mir", flüsterte sie. "Ich versuche es", sagte er. "An dem Tag, als ich verschwunden bin, da bin ich nicht zu ihm gegangen", sagte sie und sie hoffte, dass er jetzt ruhig zuhören würde. "Ich bin zum Grab meiner Großmutter gegangen. Dort war ich lange. Und dann bin ich in die Innenstadt gelaufen und wusste nicht wohin mit mir. Ich brauchte etwas Zeit, daher bin ich nicht an mein Smartphone gegangen. Naruto ist mir zufällig über den Weg gelaufen und hat mich gefragt, ob ich mitkommen möchte und mit seinen Freunden etwas essen. Er hat nun eine Freundin, seine Gefühle für mich sind nur noch freundschaftlich. Und meine waren es wohl immer, deswegen hat es ja nicht funktioniert mit uns. Falls du eben eifersüchtig gewesen sein solltest, dann gibt es dafür keinen Grund! Bitte glaube mir das! Und nach dem Essen hätte ich dich wirklich zurückgerufen. Ich weiß, dass ich nicht einfach abhauen kann. Ich wollte bloß etwas Zeit! Vertrau mir doch ein bisschen!" Sie konnte sehen, wie er im Dunkeln ein wenig freudlos lächelte. "Vertrauen ist schwierig, wenn man genau weiß, dass die eigene Frau nur bei einem bleibt, weil sie dazu gezwungen ist." Und dieses Mal war sie es, die schwieg. "Lass uns jetzt schlafen", sagte Sasuke und sie nickte, denn er musste morgen früh aufstehen und auch sie selbst war schrecklich erschöpft von diesem Tag. Als sie am nächsten Tag erwachte, war er schon lange fort. Und sie hatte unbedingt etwas anderes zu erledigen. Etwas sehr Wichtiges. "Ich denke, ich werde mal rasch die Toilette benutzen!", sagte ihre Mutter und Sakura fiel ein großer Stein vom Herzen. Den ganzen Tag über hatte sie sich nervös die verschiedensten Pläne zurechtgelegt und alle schienen sie ihr zu sehr auf Glück zu beruhen. Doch diese Gelegenheit nun war absolut perfekt. Das war genau das, worauf sie gehofft hatte. Noch bevor ihre Mutter ganz auf dem Gang verschwunden war, eilte sie erneut zur Rezeption der Frauenarztpraxis. Dort hatte sie sogar noch mehr Glück, denn ihre Ärztin stand gerade bei der Sprechstundenhilfe und sagte etwas zu ihr. "Verzeihen Sie", unterbrach Sakura sie einfach. "Ich weiß, ich bin noch nicht dran, aber ich brauche dringend Hilfe. Ich kann vor meiner Mutter nicht frei sprechen." Die Ärztin sah sie nur irritiert an, aber die Sprechstundenhilfe schaltete schneller. "Sie ist mit ihrer Mutter hier und die ist gerade zur Toilette", erklärte sie. "Bitte!", sagte Sakura eindringlich. "Sie wird mit reinkommen wollen, ich muss aber alleine-" "Kommen Sie mit!", sagte die Ärztin entschieden und ging um die Rezeption herum und auf eines der Behandlungszimmer zu. Sakura folgte ihr erleichtet. "Ich brauche die Pille!", sagte Sakura sofort, bevor ihre Ärztin die Tür ganz geschlossen hatte. Sakura hielt ihr ihre fast leere Packung hin. Sie hatte nur noch zwei Stück. "Diese hier nehme ich. Ich brauche bitte eine neue Sechsmonatspackung. Und ich werde nicht ohne Aufsicht in die Apotheke können. Bitte geben sie mir diese dort!" Sakura deutete auf die Auslagen in dem kleinen Glasschränkchen hinter dem Schreibtisch der Ärztin. Das waren nur Ausstellungsstücke, aber die Ärztin ging sofort hinüber und nahm eine Packung der Pille heraus, die Sakura brauchte. Sie kontrollierte rasch das Haltbarkeitsdatum und Sakura holte ihren Geldbeutel heraus, aber die Ärztin winkte ab und reichte ihr die Packung. Sakura verstaute sie sofort sicher in ihrer Tasche. "Danke", flüsterte sie erleichtert. "Danke!" In diesem Moment klopfte es an der Tür. Sie hatte es gerade so geschafft, bevor ihre Mutter gekommen war. Ihre Mutter wartete in dem kleinen Nebenraum, während Sakura untersucht wurde. "Wunderbar!", sagte ihre Mutter zufrieden, als nach der Untersuchung alles in Ordnung zu sein schien. "Also kann sie ganz normal schwanger werden? Wir machen uns etwas Sorgen, Ihr Mann und sie versuchen es schon seit sechs Monaten beinahe täglich und es passiert nichts." Doch nachdem ihr versichert worden war, dass ihre Tochter vollkommen gesund war und auch nochmal Blut abgenommen worden war, um die Hormone zu untersuchen, war sie zufrieden, als die Ärztin ihr versichterte, dass es manchmal einfach dauern konnte. Ihre Mutter zahlt sogar den sehr teuren Aufpreis, der dafür sorgte, dass die Laboruntersuchung innerhalb von einigen Stunden abgeschlossen werden würde. Offenbar wollte sie das Ergebnis unbedingt sofort. Sakura fiel auf, dass die Ärztin sie mittlerweile besorgt musterte. Unter dem Vorwand, dass eine Unterschrift vergessen worden sei, rief die Sprechstundenhilfe Sakura nochmal zurück. Sie steckte ihr unaufällig einen Zettel zu. "Eine Nummer von einem Frauenhaus. Die helfen Ihnen dort, gehen sie dort hin und dann mit deren Unterstützung zur Polizei!" "Danke!", sagte Sakura und dann musste sie sich umdrehen und zurück zu ihrer Mutter gehen. Das war sehr nett gewesen, doch natürlich würde sie das nicht tun. Sie konnte damit nicht zur Polizei gehen. Dann konnte sie Sasuke oder Fugaku ja genauso gut gleich alles beichten. Die Erleichterung, die sie wegen der kleinen Packung in ihrer Handtasche verspürt hatte, verwandelte sich innerhalb von Sekunden in das quälende schlechte Gewissen, dass ihr jeden Abend seit sechs Monaten Übelkeit bereitete, wenn sie im Bad vor dem Schlafen die kleine Tablette herunterschluckte. Aber sie wollte es einfach nicht. Sie wollte nicht, dass er sie schwängern würde. Zumindest wollte sie so viel Zeit wie möglich herausholen. Sie schämte sich, dass sie sie alle hinterging, am meisten Schuldgefühle hatte sie wegen Sasuke. Aber es war ihr Körper! Es sollte auch ihre Entscheidung sein. Und alle taten so, als hätte sie nicht das geringste Mitspracherecht. Auch wenn niemand offen darüber sprach, war ihr doch vollkommen klar, dass sie alle wollten, dass sie Sasuke Nachwuchs schenkte. Sie wusste nicht, was er darüber dachte. Aber sie nahm an, dass er zum Arzt hatte gehen sollen, weil langsam alle ungeduldig wurden. Wenn es ging, dann schlief er jeden Tag unverhütet mit ihr. Also versuchte er es ganz offensichtlich. Sie hoffte sehr, dass das nicht der einzige Grund für seine Zuwendung und sein Interesse war. Sie hatte keine Ahnung, ob er sie links liegen lassen würde, sobald er sein Ziel erreicht hatte. Sie wollte ihm gerne vertrauen, denn er war dort alles, was sie hatte. Sie wollte ihm glauben, was er ihr gestern mehr oder weniger gesagt hatte. Dass sie ihm etwas bedeutete. Aber sie war sich sicher, dass er sehr gut lügen konnte, dass er sehr kalt und berechnend sein konnte. Aber die beiden eigentlichen Gründe für diese Maßnahme von ihr waren schwerwiegender als die Tatsache, dass man sie nicht gefragt hatte, ob sie das überhaupt wollte. Zum Einen war es, dass sie glaubte, dass sie jede Chance auf Freiheit für immer verlieren würde, wenn sie ein Kind von Sasuke bekommen würde. Dann würden sie sie endgültig in der Hand haben. Sie würde, so dachte sie, das Kind lieben und bei ihm sein wollen. Aber die Familie Uchiha würde das Kind niemals hergeben und ihre Chance darauf bei einem Rechtsstreit das Sorgerecht zu bekommen war gleich Null. Da machte sie sich keine Illusionen. Zum Zweiten wollte sie es keinem Kind antun, in diese Familie geboren zu werden. Wenn es ein Junge werden würde, dann würde er sehr wahrscheinlich genauso kalt, überheblich und berechnend erzogen werden wie alle Männer, die sie dort bisher kennengelernt hatte. Und wenn es ein Mädchen werden würde, dann würden sie mit ihrer Tocher sicher genauso frauenverachtend umgehen wie mit ihr. Das konnte sie einfach nicht zulassen. Sie hoffte, dass sie sie vielleicht einfach gehen lassen würden, wenn sie weiterhin nicht schwanger werden würde. Dass Sasuke sein Interesse an ihr verlieren würde. Dass er dann eine andere Frau bekommen würde. Sie hoffte bitterlich, dass das dann eine wäre, die sich dort wohlfühlen würde. Sie hatte durchaus nicht den Eindruck, dass die Frauen dort alle unglücklich waren. Eher im Gegenteil. Sie waren abgesichert, wurden behandelt wie Prinzessinnen, hatten viel Gesellschaft und eine ganze Menge Geld für Vergnügungen und schöne Dinge zur Verfügung. Aber Sakura wollte doch bloß ihre Freiheit. Sie wünschte sich ein normales Leben, dass sie selbst gestalten konnte. Das hatte sie sich schon immer gewünscht. Und schon immer hatte ihre Familie alles getan, um ihr den Mut zu nehmen oder auch die Möglichkeiten. Und sie hatte es einfach nicht geschafft dagegen anzukommen. Sie verbrachte den Nachmittag mit ihrer Mutter in der Stadt. Sie kauften einige Klamotten, tranken Kaffee und gingen zum Friseur. Gegen siebzehn Uhr rief die Praxis an und teilte mit, dass alle ihre Blut- und Hormonwerte ganz wunderbar waren und einer gut verlaufenden Schwangerschaft nichts im Wege stand. Die Ärztin hatte selbst angerufen und sie war so großartig nicht zu erwähnen, dass dafür natürlich die Pille abgesetzt werden müsste. Sakura war unendlich dankbar für die Hilfe, die sie dort in der Praxis bekommen hatte und für diese Geistesgegenwärtigkeit der Ärztin, denn ihre Mutter hatte ihr einfach ihr Smartphone aus der Hand genommen, um mithören zu können. "Dann bringe ich dich jetzt zurück nach Hause!", sagte sie fröhlich. Sie war ganz euphorisch, weil es keinen Grund gab, warum Sakura nicht doch in Kürze schwanger werden können sollte. "Sakura?", fragte sie irritiert, weil Sakura stehen geblieben und zwei Meter zurückgefallen war. "Dort arbeitet Sasuke, glaube ich", sagte Sakura und betrachtete das riesige Polizeipräsidium. Sie waren gerade mitten in der Hauptstadt. Das Uchiha Anwesen lag ein wenig abgelegen, in einem der reichen Vorort Gebiete, aber arbeiten taten sie alle in ihren Büros hier in der Hauptstadt. Und Sasuke war wie sein Vater bei der Polizei. Wahrscheinlich war er also nun hier in diesem Gebäude. Sie wusste gar nicht, was er dort eigentlich genau arbeitete. Ihre Mutter kam zu ihr. "Ja, er arbeitet hier, das weiß ich von deinem Vater. Aber du solltest ihn nicht stören!" Doch Sakura, die erleichtet war, weil sie die Packung mit der Pille sicher in ihrer Handtasche hatte, verspürte gerade ein gewisses Maß an Neugierde. Ob sie ihn dort wohl würde besuchen können? Würde er sich darüber ärgern oder nicht? Sie wollte noch nicht zurück auf das Anwesen, da würde sie früh genug wieder eingesperrt sein. Sie wollte noch ein wenig hierbleiben und etwas Abwechslung genießen. Ihre Mutter reagierte sehr ungeduldig auf ihren Wunsch. Sie erwartete Gäste zum Abendessen und wollte fahren. Doch sie brachte Sakura noch nach drinnen, wo sie an dem schicken Empfangsschalter nachfragten, ob Sasuke Uchiha da sei. "Ja, er ist im Haus", sagte der Mann. "Aber wenn Sie keinen Termin haben-" "Sie ist seine Ehefrau", sagte ihre Mutter wichtigtuerisch. Das schien auch der Mann als einen ausreichenden Grund zu empfinden, um sie nach oben führen zu lassen, zumindest, sobald er ihren Ausweis gesehen hatte. Erneut merkte Sakura, dass es ihr nicht besonders leid tat, sich von ihrer Mutter zu verabschieden und ihrer Gesellschaft zu entkommen. "Hier entlang, Mrs Uchiha!", sagte der Polizist, der sie führte, sehr höflich. Er musterte sie bewundernd. Sakura folgte ihm und fragte sich, wie Sasuke wohl darauf reagieren würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)