Marriage von writer ================================================================================ Kapitel 23: Vergangenheit ------------------------- "Danke." Er sah fragend zu ihr und sie lächelte leicht. "Danke für deine Rücksichtsnahme. Aber es geht nun wieder. Eben war mir einfach alles zu viel, ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen. Aber du musst jetzt nicht mehr Abstand halten." "Also, es sei denn, du willst es für dich", fügte sie rasch hinzu. "Nein", sagte er. "Das will ich nicht." Er stieß sich von der Steinmauer ab, an der er zwei Meter entfernt von ihr gelehnt hatte und kam durch das Wasser zu ihr herüber. Er stellte sich neben sie, legte ebenfalls seine Arme auf den steinernen Beckenrand und sah auch hinab in das dunkle Tal vor ihnen. "Ich werde ab jetzt nicht mehr nachfragen, weil ich dich nicht bedrängen möchte. Aber ich würde wirklich gerne wissen, was Naruto mit seiner Andeutung gemeint hat. Also, falls du dich irgendwann bereit fühlen solltest mir das zu-" Er brach ab und sah sie ein irritert an, weil sie ein wenig hatte lachen müssen. "Was daran war bitte komisch?", fragte er. Sie musste wieder lachen, weil er nun ein bisschen beleidigt klang. "Entschuldige!", sagte sie rasch und unterdrückte ihr Lächeln so gut es ging. "Ich glaube dir, dass du das gerade ernst gemeint hast! Aber ich musste lachen, weil ich auch glaube, dass es dich total wurmt, dass Naruto weiß worum es geht und du nicht. Und dann dachte ich an eure Unterhaltung beim Essen. Und jetzt, wo ich mich wieder besser fühle, finde ich die Erinnerung daran ziemlich witzig. Ich habe noch nie erlebt, dass dich jemand so aus der Reserve locken kann!" Er verzog leicht das Gesicht. "Du magst ihn, nicht wahr?" "Ich respektiere ihn", sagte er bloß. "Ich glaube du magst ihn!" Er lachte leise. "Ja, vielleicht", sagte er. "Ich hätte nichts dagegen, wenn er wirklich vorbeikommen und sich bewerben würde." Sie lächelte und beobachtete ihn neugierig. "Hast du eigentlich Freunde?", fragte sie vorsichtig. "Ja", sagte er und sah sie ein wenig verwundert an. "Itachi, Shisui und Obito sind meine Freunde." "Aber das sind auch deine Verwandten." "Ist das schlimm?" "Und sie sind alle mindestens fünf Jahre älter als du." "Wir sind gut befreundet. Du hast das bisher nicht richtig mitbekommen. Und es war zuletzt schwierig, weil Itachi und ich Streit hatten. Obito und Shisui waren zwar bemüht neutral zu bleiben, aber sie fanden, dass ich ja schon dich bekommen hatte und waren daher in den letzten Monaten mehr für Itachi da. Aber das ist jetzt wieder in Ordnung. Für andere Freundschaften hatte ich nie die Zeit. Meine Ausbildung und das Training haben jede freie Minute in meinem Leben in Anspruch genommen." "Ich verstehe", sagte sie nachdenklich und blickte wieder in die Wolken. "Was ist mit dir?", fragte er. "Wieso hast du keine Freunde? Außer Naruto meine ich. Aber mit dem hattest du was. Und Hinata hast du gerade erst kennengelernt." Sie schwieg einen Moment. Jetzt waren sie doch bei diesem Thema angekommen. "Ich hatte wohl ebenfalls keine Zeit", sagte sie nachdenklich. Sie betrachtete ihre Hände und ihren Ring. "Aber eigentlich stimmt das nicht", sagte sie schließlich und sie hob den Kopf und sah zu dem Mond hinauf. Der Nachthimmel war ganz klar und übersäht mit unendlich vielen Sternen. "Wenn ich nun mit etwas Abstand darüber nachdenke, lag das wohl eher daran, wie ich von meiner Familie immer behandelt wurde. Sie haben mir eigentlich immer vorgeschrieben, mit wem ich befreundet sein sollte und alles andere unterbunden. Ich mochte diese Leute aber nicht. Daher blieb ich immer allein, wenn ich konnte. Und ich hatte ja meine Großmutter. Sie habe ich wirklich geliebt." "Warum mochtest du sie so?", fragte er und er klang ehrlich interessiert. Sakura merkte, wie sie nur bei dem Gedanken an sie lächeln musste. "Sie war einfach immer für mich da. Und sie hatte mich gern und das ganz unabhängig davon, wie ich mich verhielt. Einfach nur, weil sie es wollte. Was sie anging hat es einfach gereicht, dass ich ich war, verstehst du?" "So sollte es auch sein", sagte er und runzelte leicht die Stirn. Sie sah zu ihm. Kurz hatte sie gedacht, dass er etwas merkwürdig geklungen hatte, aber sein Gesicht sah ganz normal aus. "Und sie hat immer zu mir gehalten, wenn meine Familie wieder sehr streng war", sagte Sakura lächelnd. "Dafür war ich dankbar. Ich konnte immer zu ihr kommen, wenn ich traurig war. Und sie hat immer versucht mir zu helfen und meine Eltern zu besänftigen, wenn sie mich für irgendetwas bestraft haben." "Bestraft?", fragte er, ohne den Blick von der Landschaft abzuwenden. "Naja, das ist vielleicht das falsche Wort dafür", sagte sie schulterzuckend. "So hat meine Großmutter es genannt. Ich war immer schon sehr verträumt und habe mich meistens nicht so verhalten, wie es wohl angebracht gewesen wäre. Aber manchmal war mir einfach alles zu viel und dann habe ich mich eben sehr in mich selbst zurückgezogen. Jedenfalls war alles besser, als sie noch da war. Sie hat mich wirklich immer unterstützt. Meine Eltern waren dagegen, dass ich studiere, aber ich wollte es unbedingt. Und dann hat ihnen der Studiengang nicht gefallen. Sie hielten ihn für unangemessen, weil es nicht zu unserer Gesellschaftsschicht passte. Das Musikstudium hätten sie mir bezahlt, aber bei Medizin hat mein Vater sich quergestellt. Doch ich mochte Musik nie so sehr, ich sollte es bloß mögen. Ich fand es immer schrecklich, den Klavierunterricht, den Geigenunterricht. Ich war froh, als ich damit endlich aufhören durfte. Ich wollte das nicht studieren, das kam mir sinnlos vor. Meine Großmutter hat sich sehr für mich eingesetzt. Sie hat sich deswegen mit der ganzen Familie zerstritten. Ich fühle mich immer noch schlecht deswegen. Und sie hat ihr ganzes Erspartes genommen und damit mein komplettes Studium bezahlt. Einmal kam deswegen sogar ein Anwalt vorbei und erst dann hat mein Vater es akzeptiert. Mir war das alles furchtbar unangenehm, meine Familie hat mir die ganze Zeit vorgeworfen, dass ich schrecklich selbstsüchtig wäre und dass ich daran Schuld sei, dass es Streit gegeben habe. Aber ich wollte dieses Studium so gerne machen. Ich weiß nicht warum, ich fand es immer schon spannend. Doch ich hatte auch dann nicht viel Gelegenheit für Freundschaften. Ich wollte das Geld meiner Großmutter und ihren Einsatz für mich nicht verschwenden. Niemand von meiner Familie hat danach noch viel mit ihr gesprochen. Ich wollte also richtig gut sein, damit sie das nicht ganz umsonst für mich getan hatte. Daher habe ich sehr viel gelernt und mich sehr angestrengt. Und dann ist es leider schlimmer geworden mit ihrem Gesundheitszustand." Sie schwieg einen Moment, und drehte nachdenklich ihren Ehering hin und her. Im Mondlicht glitzerte er auch wunderschön. Er war wirklich hübsch. "Und dann?", fragte Sasuke schließlich und wieder warf sie ihm einen Blick zu, weil sie erneut den Eindruck gehabt hatte, dass er seltsam klang. Aber er sah immer noch ruhig in die Landschaft vor sich. Sie wandte ihren Blick auf die steinerne Kante vor sich und strich sanft mit ihren Fingern über die raue, felsige Textur, während sie zusah wie stetig kleine Mengen des heißen Wassers an ihren Fingern vorbei und über den Rand flossen. Das Mondlicht hinterließ kleine leuchtende Lichtflecken auf der Wasseroberfläche. "Sie war schon lange krank und mir ist klar, dass jeder irgendwann stirbt", fuhr sie leise fort. "Aber es hat mich trotzdem schrecklich traurig gemacht, als sie nur noch im Bett liegen konnte. Ich wollte eigentlich gerade ausziehen. Ich stellte es mir so toll vor alleine zu wohnen und einmal alles ganz für mich alleine entscheiden zu können. Mein Vater sagte, ich würde das nicht hinkriegen, er hat mich bloß belächelt, aber meine Großmutter hatte mir geholfen eine Wohnung zu finden. Ich war so glücklich. Doch dann konnte ich es einfach nicht. Niemand von meiner Familie hat sie besucht. Sie lag die ganze Zeit ganz alleine in ihrem Schlafzimmer in ihrem Bett. Ich konnte sie einfach nicht alleine lassen. Also blieb ich. Sie war deswegen schrecklich wütend auf mich. Sie sagte es wäre wichtig, dass ich ausziehen würde. Aber irgendwann hat sie wohl akzeptiert, dass ich es einfach nicht über mich bringen konnte sie alleine zu lassen. Und immer wenn ich keine Kurse hatte, saß ich bei ihr und habe dort gelernt und ihr alles darüber erzählt. Wahrscheinlich hat sie das gar nicht interessiert und sie war jedes Mal wütend, wenn ich kam, weil ich bei ihr war anstatt mein Leben zu leben, wie sie es nannte. Aber ich liebte sie und ich wusste ganz genau, dass sie einsam war. Ich finde niemand sollte so ganz alleine sterben müssen. Ich bin traurig, dass es dann am Ende doch so war, denn da war ich gerade bei einer Prüfung und ich war nicht da." Sie lachte leise. "Aber sie wäre wohl ohnehin schrecklich wütend gewesen, wenn ich die Prüfung verpasst hätte, nur um bei ihr zu sein. Sie war wirklich toll! Sie war so tapfer und mutig, selbst ganz am Ende." Wieder schwieg sie gedankenverloren einen Moment, bevor sie fortfuhr. "Nach ihrem Tod ging es mir nicht besonders gut. Zu der Zeit habe ich Naruto kennengelernt und er war toll zu mir und ich war so froh, dass er da war und dass ich sogar auch Zeit mit seinen Freunden verbringen konnte. Das waren wirklich schöne Momente für mich. Sie waren alle so nett und haben mich alle so selbstverständlich aufgenommen. Und niemand hat erwartet, dass ich irgendwie sein müsste. Ich konnte einfach ich selbst sein. Aber ich habe nach ein paar Wochen gemerkt, dass er mich wirklich liebte und ich bloß traurig und einsam war. Also habe ich es wieder beendet, weil ich das Gefühl hatte ihn bloß auszunutzen, weil ich irgendjemanden brauchte. Aber dann ging es mir noch schlechter, weil ich sie verloren hatte und Naruto und seinen Freundeskreis auch. Trotzdem habe ich die Abschlussprüfungen mit Bestnoten bestanden. Ich wollte mir sofort einen Job suchen, aber ich habe nicht gleich etwas gefunden und ich fühlte mich auch unsicher, weil niemand zu glauben schien, dass ich das schaffen würde. Meine Tante meinte, ich sei so verwöhnt aufgewachsen, dass ich doch niemals im Krankenhaus Nachtschichten schaffen würde und meine Mutter meinte ich sei einfach zu sensibel um in einer Notaufnahme zu arbeiten. Vielleicht haben sie damit ja auch nicht ganz unrecht. Mein Vater hat das nur abfällig belächelt und das hat auch nicht dazu beigetragen, dass ich mich ermutigt gefühlt hätte. Ich habe trotzdem drei Bewerbungen geschrieben. Aber ich wurde nie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen." Sie seufzte ein wenig wehmütig und fuhr erneut mit ihrer Hand durch das über die Steinkante fließende Wasser. "Zu der Zeit war das mit der Hochzeit schon ein Thema geworden", sagte sie leise. "Sie sagten alle, ich hätte mit dem Studium meinen Willen bekommen und nun sei es an der Zeit, dass ich etwas für die Familie tat. Sie wollten diese Hochzeit unbedingt. Sie wollten unbedingt diese Verbindung und die Kontakte zu eurer Familie. Sie sagten es wäre wichtig, sie würden dadurch Vorteile haben und dann würden meine Eltern das Anwesen und das Haus behalten können, denn in letzter Zeit war es wohl schwierig geworden das zu finanzieren. Und ich war nach all der Zeit und dem vielen Lernen so erschöpft und entmutigt. Niemand war da mit dem ich hätte reden können. Zumindest niemand, der mich verstanden hätte. Und irgendwann wusste ich selbst nicht mehr so richtig, was ich wollte. Also habe ich nach ein paar Monaten einfach zugestimmt. Zum Teil wahrscheinlich nur, damit sie mich endlich in Ruhe lassen würden. Am Tag der Hochzeit hat sich alles so falsch angefühlt. Da war ich mir wieder sicher, dass ich das nicht wollte. Aber ich hatte zugestimmt, alle Gäste waren da, alles war vorbereitet, es war zu spät, um es sich anders zu überlegen. Und dann hast du mich zu euch gebracht. Und ein Teil von mir war einfach froh endlich nicht mehr bei meinen Eltern wohnen zu müssen." Sie lachte ein wenig verlegen. "Sowas sollte man wahrscheinlich nicht über seine Eltern sagen", flüsterte sie, während sie wieder ihren Ring betrachtete. "Ich stelle mich vielleicht wirklich total an, aber ich bin einfach nie so richtig mit ihnen klargekommen." Sie warf ihm einen Blick zu. Er sah immer noch regungslos in die Landschaft. "Ist alles in Ordnung?", fragte sie vorsichtig. Irgendwie verunsicherte sein Verhalten sie. Sein Gesicht wirkte versteinert. Er räusperte sich einmal kurz und sah sie dann doch an. "Ja, sicher", sagte er. "Ich will so gerne Arbeiten, damit das nicht alles umsonst war, verstehst du?", fragte sie. "Das war das einzige, was ich jemals für mich getan habe und meine Großmutter hat so viel dafür gegeben und sie war so stolz auf mich. Ich war sogar selbst das erste Mal in meinem Leben richtig stolz auf mich. Ich möchte-" Sie brach ab und sah ihn wieder prüfend an. "Du siehst irgendwie merkwürdig aus", sagte sie. "Nein, alles ist in Ordnung. Ich verstehe vollkommen." "Du findest es nicht albern?" Er wandte sich ihr zu. "Nein Sakura", sagte er leise und deutlich. "Das ist kein bisschen albern. Es tut mir sehr leid, dass ich die ganze Zeit so darauf reagiert habe, wie ich es getan habe. Ich danke dir, dass du mir das erzählt hast." "Aber du willst trotzdem nicht, dass ich arbeite?" "So einfach ist das leider nicht", sagte er ruhig. "Wir reden gleich morgen Abend mit Madara. Dann sehen wir weiter." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)