Marriage von writer ================================================================================ Kapitel 38: Ein Kompromiss -------------------------- "Wir sitzen gerade nur um der Geselligkeit willen hier", sagte Madara. "Also haben wir Zeit. Worum geht es?" Das hatte Sakura gehofft. Und noch dazu schienen sie gerade alle in guter und entspannter Stimmung zu sein. Ihre Glückssträhne hielt also an. "Ich habe gestern ein Bewerbungsgespräch geführt und hatte gerade ein Einstellungsgespräch", sagte Sakura möglichst sachlich und selbstsicher. "Ich würde diese Stelle sehr gerne annehmen und möchte euch darum bitten darüber nachzudenken, ob das möglich sein könnte." Er herrschte Schweigen und einen Moment sahen sie sie alle an. Dann blickten sie alle zu Sasuke. "Es freut mich für dich, dass du offensichtlich diesbezüglich gute Nachrichten bekommen hast", sagte er zu ihr, allerdings mit einem leichten Stirnrunzeln. "Du bist also über alles im Bilde?", fragte Madara an ihn gerichtet. "Nein", sagte Sasuke. "Sakura hat das für sich alleine gemacht. Sie wollte es erklären, falls daraus tatsächlich etwas werden sollte." "Weil ich gerne über Konkretes sprechen wollte", warf Sakura rasch ein. "Ich nehme eure Sicherheitsbedenken ernst und ich möchte nicht störrisch oder undankbar erscheinen. Ich weiß, dass ich mit meinen Wünschen hier alles ein wenig durcheinanderbringe. Aber ich finde, dass ich das Recht haben sollte zu versuchen einen Kompromiss zu finden. Ich wollte für mich eigentlich ein anderes Leben. Aber da es nun ist wie es ist, möchte ich versuchen das Beste für mich herauszuholen. Und ich denke, dass ich vielleicht etwas gefunden haben könnte, zu dem ihr eure Zustimmung geben würdet." "Du hast etwas gefunden, bei dem du keinen ständig wechselnden Patientenkontakt hast und bei dem du keinen vorhersehbaren oder regelmäßigen Schichtplan hast?", fragte Izuna leicht überrascht. "Du erinnerst dich, dass das die Bedingungen waren?" "Ja, ich denke schon", sagte Sakura. "Na, dann lass mal hören", sagte Madara. "Ich bin gespannt." Sasuke musterte sie nachdenklich und er wirkte ein bisschen so, als ob er sich nicht ganz sicher wäre, ob sie sich nicht gerade etwas vormachte. Überhaupt sahen sie sie alle ein wenig so an, als würden sie nicht recht daran glauben, dass sie wirklich etwas zu den Vorgaben Passendes gefunden haben könnte. Sakura musste selbst zugeben, dass sie großes Glück gehabt hatte. Und zwar in jeder Hinsicht. Nun musste sie es ihnen nur gut verkaufen. "Ich habe mich auf eine Stelle bei einem Forschungsinstitut beworben", sagte sie. "Es ist direkt in der Innenstadt, nur ein paar Straßen vom Polizeipräsidium entfernt." Sie hoffte, dass das vielleicht ein zusätzlicher positiver Aspekt sein würde. Vielleicht würde Sasuke sich besser fühlen, wenn er wusste, dass sie ganz in seiner Nähe sein würde. Das war reiner Zufall gewesen. Dennoch konnte es nicht schaden das zu erwähnen. "Sie suchen dort eine Assistenzkraft für eine Forschungsgruppe im Bereich der Epigenetik. Damit habe ich mich ohnehin in meiner Abschlussarbeit an der Universität beschäftigt, deshalb wäre ich dafür besonders geeignet." "Also Laborarbeit?", fragte Fugaku. "Das würde zwar den Personenkreis einschränken, der in deine Nähe kommen könnte", sagte Izuna, "aber es bliebe dabei, dass du zu regelmäßigen Zeiten an einem bestimmten Ort sein würdest. So einer Gefahr müssen wir uns aussetzen und das tun wir, aber für dich ist das unnötig. Dazu kommt, dass das Nachwuchsthema keinesfalls vom Tisch ist. Es wäre längerfristig also keine Option. Schwanger kannst du auf gar keinen Fall in potentiell gesundheitsgefährdenden Bereichen arbeiten." "Das ist mir bewusst", sagte Sakura rasch. "Bei dem Gespräch heute war jemand von der Personalabteilung dabei und die Professorin, die die Forschungsgruppe leitet, sowie die stellvertretende Leiterin." Auch das betone sie mit Absicht. Vielleicht würde Sasuke sich besser fühlen, wenn er wusste, dass sie nicht nur mit Männern zusammenarbeiten würde. "Ich habe ihnen erklärt, dass ich Einschränkungen habe", fuhr sie fort. "Doch es scheint, dass sie bereit sind, sich auf meine Situation einzustellen. Lasst mich bitte erklären, warum ich denke, dass diese Stelle geeignet ist." Sie sahen sie alle aufmerksam an, also fuhr sie fort. "Zunächst ist es keine volle Stelle sondern eine halbe", sagte sie mit einem Blick zu Sasuke. "Ich würde also nicht nur noch mit Arbeit beschäftigt sein." Sie hoffte, dass ihm auch das gefallen würde. "Weil ich nicht auf die finanzielle Sicherheit einer Vollzeitstelle angewiesen bin, bin ich den anderen Bewerbern gegenüber im Vorteil. Die meisten mit meiner Qualifikation würden sich nach einer besser bezahlten Vollzeitstelle umsehen. Sie meinten, ich wäre unter Umständen ein wenig überqualifiziert. Dass macht mir nichts. Ich möchte hauptsächlich das Gefühl haben einen sinnvollen Beitrag zu etwas zu leisten, das mir wichtig ist. Doch daher haben sie Interesse an mir und sind bereit mir entgegenzukommen. Für diese Stelle ist keine Laborarbeit erforderlich. Ich wäre für die Theorie zuständig. Es ist zeitaufwendig Studien korrekt anzulegen, zu designen, die Durchführung im Blick zu behalten, Prozesse zu dokumentieren, Schriftverkehr zu erledigen, Auswertungen zu erstellen und Berichte und Artikel für die Fachöffentlichkeit oder Präsentationen für potentielle Geldgeber zu erstellen. Selbstverständlich wäre ich dafür nicht ganz alleine verantwortlich, aber ich würde die ganze Vorarbeit leisten, sodass die Teamleitung nur noch drüber schauen muss. Und dann wäre da noch die Literaturrecherche. Das wäre meine Hautpaufgabe. Studien laufen oft über viele Jahre und weltweit entwickelt sich der aktuelle Erkenntnisstand ständig weiter. Das alles muss jemand im Blick behalten. Jemand muss ständig aktuelle Studien und Veröffentlichungen lesen, Bücher durcharbeiten und Informationen für die Diskussion im Team zeitsparend aufbereiten. Ich bin gut im theoretischen Arbeiten. Ich würde das gerne machen, denn ich hätte das Gefühl meine Fähigkeiten sinnvoll einsetzen zu können und zur Weiterentwicklung des Wissenstandes der Menschheit beizutragen, sodass vielleicht irgendwann einmal durch dieses Wissen jemand von etwas geheilt werden kann, bei dem das heute noch nicht möglich ist. Sie wären bereit mir für diese halbe Stelle flexible Arbeitszeiten zu ermöglichen, solange ich die Deadlines für die jeweiligen Aufgaben einhalte. Ich könnte hauptsächlich von hier aus arbeiten, sodass ich nicht ständig dort vor Ort wäre. Ich müsste zwar regelmäßig, vielleicht zweimal pro Woche, dort hin und etwas präsentieren oder im Team meine Erarbeitungen besprechen, um weiteres Vorgehen zu planen und ständig anzupassen, aber ich wäre nicht immer an den gleichen Tagen oder zu gleichen Tageszeiten dort anwesend und auch immer nur für maximal ein bis drei Stunden." Damit schloss sie und sie sah sie alle ein wenig nervös und abwartend an, in der Hoffnung, dass sie alles Wichtige bedacht hatte und dass sie sich darauf einlassen würden. Einen Moment schwiegen alle nachdenklich. Dann sagte Madara: "Ich für meine Teil bin beeindruckt. Du scheinst das gründlich durchdacht zu haben. Allerdings ist es wichtig, dass ich mich gut mit Sasuke verstehe. Du bist mit ihm verheiratet und nicht mit mir. Ich werde in dieser Sache nichts gegen seinen Willen entscheiden." Sakura sah zu Sasuke, der sich einen Moment Zeit ließ, bevor er etwas antworte. "Du weißt, ich bin kein Fan von der Vorstellung, dass du arbeitest", sagte er schließlich. "Aber du steckst für mich zurück, also sollte ich dir wohl auch entgegenkommen. Du hast eine sehr gute Lösung gefunden, mit der ich mir keine allzu großen Sorgen machen müsste. Daran könnte ich mich eventuell gewöhnen. Das Risiko scheint überschaubar." Er sah zu Juugo und erst als er ihn ansprach, erinnerte sich Sakura, dass er ja noch immer still hinter ihr stand. "Wie ist die Sicherheitslage vor Ort?", fragte Sasuke. Juugo trat drei Schritte vor, bis er neben ihr stand. "Die Situation ist gut bis sehr gut", antwortete er sachlich. "Das Gebäude hat einen Eingang und einen Notausgang. Der ist allerdings unbewacht. Das wäre zu ändern. Man braucht Ausweise um nach oben in die Räumlichkeiten zu kommen, es hat also nicht jeder Zutritt. Es gibt Sicherheitspersonal im Eingangsbereich. Allerdings nicht sehr viel. Man sollte es um zwei Personen aufstocken. Eine zusätzliche Person für den Eingangsbereich und eine zusätzliche Person, die den Notausgang im Blick hat. Das ließe sich jedoch vermutlich verargumentieren." "Wir könnten die Firma, die dort das Sicherheitspersonal stellt, aufkaufen und ein paar Leute dort einsetzen, die unseren Qualitätsansprüchen genügen", sagte Fugaku an Sasuke gewandt. "Sicherheitspersonal können wir immer gebrauchen, dafür haben wir immer Einsatzmöglichkeiten. Das wäre kein Verlust und könnte sogar rentabel sein." "Ja, das dachte ich auch gerade", sagte Sasuke nachdenklich. Er sah wieder zu ihr. "Du müsstest nach wie vor Juugo mitnehmen, wenn du dort hingehst. Wird dein Arbeitgeber das akzeptieren?" "Danach habe ich gefragt", sagte Sakura rasch. "Sie waren nicht allzu erfreut, aber sie würden sich darauf einlassen, wenn er die gleichen Geheimhaltungsklauseln unterschreiben würde wie ich. Sie wollen natürlich verhindern, dass Ergebnisse ihrer Forschung an konkurrierde Teams geraten könnten." "Das sollte kein Problem sein", sagte Izuna. "Aber alles was einer von euch unterschreibt, müsste selbstverständlich von unseren Anwälten vorher geprüft werden." "Ich denke von so etwas gehen sie bereits aus", sagte Sakura. "Ich musste mehrfach versichern, dass ich dort aus rein privatem Interesse bin und sich diese Familie dort in nichts einmischen wird. Aber ich nehme an, dass ihnen klar ist, dass jemand aus dieser Familie nicht einfach irgendetwas ungeprüft unterschreiben wird." "Eine juristische Prüfung von Verträgen dürfen sie nicht ablehnen, dass steht dir rein rechtlich zu", sagte Sasuke. "Und wir können das Sicherheitsunternehmen so aufkaufen, dass dabei unser Name nicht fällt. Davon würden sie nichts mitbekommen. Darüberhinausgehend würden wir uns nicht einmischen müssen." Einen Moment schwiegen alle wieder. Dann sah Sasuke zu Madara und sagte: "Ich habe keine Einwände." Madara blickte in die Runde. "Haben wir sonst etwas übersehen?" "Nein", sagte Fugaku schließlich. "Ich denke nicht. Das hast du sehr gut gemacht Sakura. Wir sind beeindruckt." "Ja", sagte Madara. "Du kannst zusagen." "Ich setzte direkt morgen meine Leute auf den Aufkauf des Sicherheitsunternehmens an", sagte Izuna. "Und ich werde alle Mitarbeiter dort und auch die Mitarbeiter des Instituts einer unauffälligen Überprüfung unterziehen lassen. Beides sollte jedoch kein Problem sein." Sakura atmete erleichtert auf. "Danke!", sagte sie. "Danke, dass ihr euch diese Mühe für mich macht! Das bedeutet mir sehr viel! Ich weiß das wirklich zu schätzen!" "Du weißt ja, was wir dafür im Gegenzug gerne von dir hätten, nicht wahr?", fragte Izuna ernst. "Das muss nicht unmittelbar passieren", fügte Fugaku hinzu. "Allerdings hoffen wir, dass du dir die Sache mit der Verhütung in den nächsten Monaten noch einmal gut überlegen wirst. Falls nicht, bekämen wir ein Problem. Sasuke bekäme ein Problem. Und auch du hättest ein Problem. Und jede Entscheidung, die dann eventuell zu treffen wäre, wäre für alle unangenehm." "Kannst du dir rein theoretisch vorstellen, dass sich deine Haltung zu diesem Thema in den nächsten Monaten ändern könnte Sakura?", fragte Madara sachlich. Sie schwieg einen Moment. "Ja", sagte sie ein wenig zögerlich. "Das ist kein Versprechen und keine Zusage. Aber in der letzten Zeit hat sich für mich sehr viel verändert. Ich fühle mich sehr viel wohler hier. Rein theoretisch könnte ich mir vorstellen, dass meine Gefühle sich in diese Richtung entwickeln könnten." Sie sah ein wenig zögerlich zu Sasuke, der sie konzentriert musterte. "Ich will nicht mehr unbedingt fort von hier", sagte sie leise, weil das eigentlich hauptsächlich an ihn gerichtet war. "Ich will auch nicht fort von dir", fügte sie noch leiser hinzu. Er sah sie bloß ruhig an. Kontrolliert wie immer. "Sehr schön", sagte Madara. "Mit dieser Entwicklung, vor allem in einem sehr kurzen Zeitraum, bin ich überaus zufrieden." "Gut", sagte Fugaku. Auch er klang zufrieden. "Dann lasst uns jetzt zu Abend essen." Und das taten sie auch. Juugo ging und einen Moment später kam Itachi nach Hause und weil Sasuke scheinbar etwas Geschäftliches mit ihm zu besprechen hatte, hatte Sakura keine Gelegenheit mit ihm zu reden und sie saß beim Essen mit Mira und Izumi zusammen, die beide beeindruckt schienen, dass sie es geschafft hatte, das wirklich durchzubekommen. "Nicht schlecht", kommentierte Izumi ihre Ausführungen. Sie klang ein wenig erstaunt. Und Sakura selbst empfand Stolz. Vielleicht, so dachte sie, hatte sie das wirklich gar nicht so schlecht hinbekommen. Ihre Großmutter wäre wohl zufrieden mit ihr. Und am wichtigsten war vielleicht, dass sie selbst zufrieden mit sich war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)