Das Granger-Malfoy Hochzeitschaos von _Natsumi_Ann_ (Draco/Mine * Marcus/Katie * Roger/Angelina * Ron/Pansy * Blaise/Luna * Adrian/Ginny) ================================================================================ Kapitel 1: Leben und Leben lassen. ---------------------------------- „Nicht die Schönheit bestimmt, wen wir lieben, sondern die Liebe bestimmt wen wir schön finden.“ – Sophia Loren * * * Neuigkeiten aus der Quidditch-Liga: Puddlemere United rutscht von Platz Eins auf Platz Zwei. Neuer Spitzenreiter sind die Ballycastle Bats, die nach ihrem Sieg über die Montrose Magpies und die Tutshill Tornados mit einer Glanzleistung verdient auf Platz Eins steigen! Zufrieden genoss Marcus Flint seinen morgendlichen schwarzen Tee und leckte sich den Rest Zucker von den Lippen, den er zuvor großzügig in den Tee getunkt hatte. Er liebte Zucker, obwohl er die meiste Zeit des Jahres darauf verzichtete. Das Training bei den Ballycastle Bats war jedes Jahr strenger geworden. Was größtenteils daran lag, dass er einfach älter wurde. Er war Ende dreißig und somit stand ihm bald der Abschied als Chaser bevor. Das war seine letzte Season. Ein breiteres Grinsen zierte sein Gesicht, als er daran dachte, dass es nicht nur sein letztes Jahr im Team war. Das Bäumchen würde nach dem großen Turnier wohl auch den Löffel als Keeper abgeben. Mit Bäumchen meinte er natürlich seinen ewigen Konkurrenten Oliver Wood, der nach dem Schulabschluss bei den Puddlemere Uniteds aufgenommen wurden war. Damals schien er für seine Aufnahme von allen getadelt worden zu sein. Für Flint war es kein Problem gewesen, bei den Ballycastle Bats anzufangen, da seine Familie trotz des Krieges, immer noch einen hohen Einfluss auf gewisse Dinge hatte. Oder man nannte es eben „Connections“. Sein Onkel war zufälligerweise befreundet gewesen mit dem alten Manager des Vereins, Aamun Carrow, der ihm sofort ein Vorstellungsgespräch vermittelt hatte. Ab und an war es wohl dennoch immer noch von Vorteil ein Reinblut zu sein oder zumindest aus einer reichen Familie zu stammen. Soweit er sich entsinnen konnte, hatte Carrow auch ein gutes Wort beim Trainer eingelegt, als Marcus für einige Monate ausgefallen war. Da war dieser Unfall, der ihm sein Gesicht zerschmettert hatte. Gebrochene Nase und Kiefer. Ungern dachte er daran zurück, und dennoch hatte dieser Unfall ihm einige Vorteile in anderen Bereichen verschafft. Und zusätzlich liebte er nun den Anblick seines Spiegelbildes umso mehr. Da es wirklich nur das Gesicht getroffen hatte, Arme und Beine noch stabil waren wie zuvor, kam er durch intensives Zusatztraining relativ schnell wieder in den Quidditch-Alltag hinein. Salazar sei Dank. Als Marcus die Zeitung eine Seite weiterblätterte, erkannte er auf einem Foto schon besagtes Bäumchen. In fett gedruckter Überschrift wurde verkündet, dass er bald heiraten würde und keine geringere als seine Ex-Freundin Parvati Patil. Marcus musste kurz auflachen. Niemals hätte er gedacht, dass dieses raffinierte Miststück es schaffen würde, Woody um den Finger zu wickeln. Und das mit einer Geschwindigkeit, bei der man ihr fast applaudieren sollte. Die Beziehung mit Parvati war schon etwas her, dennoch wusste er, dass sie immer scharf darauf gewesen war reich zu heiraten. Und ein Quidditch-Star war doch die beste Lösung für all ihre Bedürfnisse. Er konnte sich noch daran erinnern, dass sie das Heiratsthema bereits nach ein paar Wochen ausgepackt hatte. Sie hatte ihm so viele Vorteile aufgezählt, die er alle samt wieder vergessen hatte bzw. schon damals in den meisten Fällen ignoriert hatte. Passend zum Thema lugte unter der Zeitung der Brief hervor, den Marcus zunächst direkt wieder beiseite gelegt hatte. Es war die Einladung zu Draco Malfoys Hochzeit. Nicht, dass er Draco nicht mochte. Er respektierte ihn. Die Malfoys und die Flints waren schon seit mehreren Jahrzehnten befreundet – ob zwangsweise wegen ihres reinen Blutes oder aus wirklicher Sympathie, wusste Marcus nicht. Seine Eltern hatte nie darüber gesprochen, sondern nahmen zweimal im Jahr stillschweigend eine Einladung bei den Malfoys zum Dinner an. Zu Beginn konnte Marcus nicht viel mit Draco anfangen, da dieser vier Jahre jünger als er selbst war, aber mit der Zeit hatte er Gefallen an den zwar meist oberflächlichen, aber dennoch interessanten Gesprächen mit dem Malfoyspross gefunden. Zudem hatte er ihn damals zu Schulzeiten in die Quidditch-Welt eingeführt. So kam es, dass die beiden Jungs zu Männern wurden und Marcus seine Erfahrungen in gewissen anderen Themen dem wissbegierigen Jüngling ebenfalls beibrachte. Auch wenn man es Draco nicht ansah, er wirkte eher kühl und stets beherrscht, war er zu Beginn eher unsicher, was Frauen anging. Er lernte es zu überspielen mit seiner Arroganz und seiner Überheblichkeit. Bei einigen weiblichen Wesen funktionierte diese Taktik wundervoll und die Verehrerinnen flogen ihm nur so zu, zumindest eine Weile. Dann tauchte Granger auf. Marcus musste vor sich hin grinsen, als er daran zurückdachte, wie sehr sich Draco über dieses Mädchen aufgeregt hatte. Unbewusst hatte sein Herz diese Frau sicher schon länger insgeheim bewundert, aber sein Verstand wollte es einfach nicht wahrhaben. Sie war der nervige Bücherwurm aus Hogwarts, das schmutzige Blut in sich trug. Nach dem Krieg schien sich seine Einstellung zu Muggeln geändert zu haben, was auch besser für sein Familienansehen war. Er machte keine abfälligen Kommentare mehr und trat Muggelgeborenen neutral bis freundlich entgegen. Marcus selbst hatte nie etwas gegen Muggel gehabt, dennoch war er stolz auf sein reines Blut gewesen und das hatte er auch immer protzig nach Außen getragen. Erst als er begriff, dass die wenigen völlig reinblütigen Familien irgendwann einmal Inzest betrieben haben mussten, auch wenn es nur die Heirat zwischen Cousin und Cousine gewesen war, was damals noch ziemlich normal war, und teilweise auch noch heute, hatte er sich etwas zurückgezogen. Ein paar Recherchen hatten auch ergeben, dass es durchaus Geschwister gab, die sich vermählt hatten, nur um ihr Blut zu schützen. Einst wurde seine Großmutter, als sie schwanger war, von einem Troll gebissen, was lange verschleiert wurde, aber laut einiger Lehrbücher schien der Biss eines Trolls das Blut bei manchen Zauberern zu verändern. Veränderungen, die bis zur zweiten Generation Gene verändern konnten. Als er davon erfahren hatte, ergab es auf einmal Sinn, warum er mit so großen Zähnen und so einem schiefen Gebiss zur Welt gekommen war. Er dankte Merlin für diesen Quidditch-Unfall fast täglich. Obwohl seine Familie reich war, waren magische Schönheitsoperationen fast unbezahlbar und die Termine dafür waren rar. Denn es gab kaum Spezialisten dafür. Da konnte man die Muggel wirklich beneiden, Schönheitsoperationen waren dort durchaus normal, in manchen Regionen schon fast trendy. Der Eingriff war zwar wesentlich zeitaufwendiger, aber immerhin. Dennoch hätte er sich niemals in der Muggelwelt unters Messer gelegt. Dafür traute er dieser Technik zu wenig. Jemanden aufschneiden mit einem seltsamen kleinen Messer – einfach gruselig! Marcus schüttelte den Kopf, er war völlig abgedriftet mit seinen Gedanken. Seufzend öffnete er den Umschlag und flog noch einmal über die Zeilen. Plus Eins? Es konnte die Art Hochzeit werden, auf der sich sowieso nur Pärchen tummelten oder es konnte eine Hochzeit werden, wo es jede Menge Singleladies gab, die nur ihren besten Freund mitschleppen würden. Er prustete gegen seine Stirn und zückte seinen Zauberstab, der die ganze Zeit unmittelbar neben ihm auf dem Tisch gelegen hatte. Er murmelte etwas und das Plus Eins wurde wie von Zauberhand durchgestrichen. Dann wurde die Teilnahme bestätigt mit einem grinsenden Troll-Smiley, der ein Glas Champagner in der Hand hielt und dessen Augenbrauen verführerisch wackelten. Ab damit in die Eulenpost. Was hatte er schon zu verlieren? Wenn er sich zu Tode langweilen würde, würde er einfach eine Runde Kröten spucken und Magenkrämpfe vortäuschen. * * * Meine Ideensammlung: - Wir lassen es pinke Flubberwürmer regnen, wenn das Brautpaar den Saal betritt - Wir engagieren einen lila Kakadu als Pfarrer, der das Brautpaar ein zweites Mal im Saal vermählt - Wir färben den Sekt in einem schönen Neongelb, denn Gelb ist die Farbe der Heiterkeit! - Glitzer auf jedes Schnitzel! Glitzer essen erhöht die Pheromone im Körper! - Puderzucker auf alle Sitze! Das bringt Glück! Und ein paar Schneckeneier als Tischdeko, das wäre so herrlich vermoost! Wenn sie schlüpfen, können wir sie direkt mit Salat füttern! Blaise Zabini hob eine Augenbraue und schien ein wenig verzweifelt zu sein. Er war der Trauzeuge von Draco Malfoy und musste mit der Trauzeugin seiner Braut, Luna Lovegood, das Geschehen nach der Trauung planen. Bei Salazars Hintern, wie sollte er sich jemals mit dieser Frau einig werden? Er hatte sie noch nicht getroffen. Sie wollten versuchen, alles über Briefverkehr zu regeln, da er gerade geschäftlich in Sydney unterwegs war. Ihm war bereits aus Hogwartszeiten bekannt, dass Luna Lovegood nicht für ihren Realismus bekannt war, zumindest hatten dies die meisten Leute hinter ihrem Rücken getuschelt, aber Blaise war fraglich, ob Draco ihn nicht sofort eigenhändig köpfen würde, wenn sie diese Ideensammlung zum Leben erwecken würden. Hermine waren vielleicht die verrückten Ideen ihrer Freundin bekannt, aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie genau das wollte, was hier auf diesem Briefpapier stand. Hermine hatte einen gewissen Humor, zumindest machte es den Anschein, aber dennoch wirkte sie sehr traditionell. Zumindest wie Muggel traditionell beschrieben. Und das war durchaus vertretbar mit Dracos Ansichten. Wer hätte jemals gedacht, dass sich Granger als so kompatibel herausstellen würde. Am liebsten hätte Blaise einen roten Marker genommen und alle ihre Ideen durchgestrichen und mit einem verwerflichen Kommentar verziert. Und daneben hätte er noch die Frage in FETTSCHRIFT gestellt, ob sie verrückt sei?! …Aber das wusste er ja bereits! Er hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass Ginny Weasley die Trauzeugin der Braut werden würde, somit hatte er sich schon auf einen unterhaltsamen Schlagabtausch gefreut, den das Wieselmädchen trug Feuer in sich, und das mochte er. Auch wenn es eine Weile gedauert hätte, bis sie sich geeignet hätten, so wäre bestimmt eine phänomenale Planung dabei raus gekommen! Ein unvergesslicher Abend für Brautpaar und Gäste. Zudem liebte er es widerspenstigen Frauen unbändigen und Ginerva Weasely wäre definitiv eine exzellente Herausforderung gewesen! In sämtlichen Bereichen. Er hätte ihr Feuer mit seinem atemberaubenden Eisblick erstickt! Das wäre ein Spaß gewesen. Aber was bei Merlins Bart sollte er gegen Luna Lovegood anwenden? Sie würde seinen „Eisblick“ sicherlich lächerlich finden oder gar kaum beachten, denn sie war nicht wie andere Frauen. Und es war merkwürdig dies zu behaupten, obgleich er sie kaum kannte. Aber er hatte es einfach im Gefühl. Er schnaubte und blickte nochmals auf ihren Brief. Er biss sich auf die Unterlippe und verkrampfte seine Finger. Er hatte keinen blassen Schimmer wie Luna auf seine „Verbesserungsvorschläge“ reagieren würde und das machte ihn irgendwie nervös. Würde sie traurig sein? Das wollte er irgendwie auch nicht. Würde sie es einfach ignorieren? Möglich. Würde sie stillschweigend annehmen und einfach weitere verrückte Ideen im nächsten Brief äußern? Höchstwahrscheinlich. Es war zum Mäusemelken. Diese Dame würde ihm noch den letzten Nerv rauben. Und er war immerhin Dracos bester Freund, er wollte es nicht versauen. Das ihm das Ganze so ans Herz wachsen würde, hätte Blaise niemals für möglich gehalten, denn eigentlich waren Hochzeiten nichts besonders mehr für ihn. Seine Mutter war bereits siebenmal verheiratet gewesen und würde es sicherlich noch ein achtes oder neuntes Mal wagen. Familie Zabini war über die Jahre zu einer schlechten Sitcom mutiert, aber er liebte seine Mutter und wollte ihr den Spaß lassen bzw. sich einfach nicht in ihre Angelegenheiten einmischen. Leben und Leben lassen, das war wohl ihre Devise. Zudem brachte sie bei jeder Scheidung immer jede Menge Geld ins Haus und vielleicht würde er irgendwann dadurch ein reicher Erbe werden?! Blaise musste jedes Mal auflachen bei dem Gedanken, da seine Mutter zwar das Heiraten zu ihrem Hobby gemacht hatte, aber das Kinderkriegen hing ihr wohl nach dem ersten Mal zum Hals heraus. So eine Geburt war eben kein Zuckerschlecken. Selbst mit magischen Tränken und schmerzstillenden Zaubersprüchen war es vermutlich anstrengend gewesen, ganze drei Tage in den Wehen zu liegen, nur weil er seinerseits es zu bequem in ihrem Uterus gefunden hatte und auf Biegen und Brechen die warme Höhle nicht verlassen wollte. Zumindest hatte seine Mutter es ihm so immer erzählt. Ob Luna Lovegood auch so ein schwieriger Fall gewesen war als Little Loony? * * * Leider sind wir zu der Zeit verreist. Wir wünschen Euch dennoch eine schöne Feier! Liebe Grüße, S. Picquery & H. Potter Kurz und knapp. Kurz und schmerzlos. Mit einem traurigen Gesichtsausdruck faltete Hermine das Blattpapier wieder zusammen und steckte es zurück in den Briefumschlag. Er würde also nicht kommen – genau wie Draco es vorausgesagt hatte. Harry hatte sich schon lange von ihr entfernt. Zuerst hatte sie geglaubt, es läge wirklich nur daran, dass sie eine Weile zusammen gewesen waren. Das sie nicht sofort den Status als beste Freunde nach der Trennung wieder aufnehmen würden, war Hermine schon klar gewesen. Auch sie hatte etwas Abstand gebraucht, denn eigentlich war es mehr oder minder Harry gewesen, der die Trennung ausgesprochen hatte. Obgleich es schon seit einer geraumen Zeit nicht mehr harmonisch zwischen ihnen verlief, hatte Hermine immer Hoffnung gehabt, sie würden aus diesem verdammten Strickmuster des Streits wieder entfliehen können. Doch Harry hatte sich irgendwann dazu entschieden es nicht mehr zu versuchen. Es war für sie ein Schlag ins Gesicht gewesen, obgleich sie ihm fast kommentarlos zugestimmt hatte. Sie hatte definitiv auch schon über eine Trennung nachgedacht, aber sie hasste sich selbst dafür, wenn sie so schnell aufgeben würde. Vermutlich hätte sie niemals den Schlussstrich ziehen können mit dieser Einstellung. Natürlich hatte Draco tausend Dankesstöße Richtung Merlin gesendet, dass Potter sie zum Mond abgeschossen hatte, – wie er es immer unschick ausdrückte – aber sonst hätte sich das zwischen ihr und Draco niemals entwickeln können. Im Endeffekt hatte also jeder Schmerz seine Begründung. Man musste ihn durchleben und war dann bereit für etwas Neues. Und wer hätte vor ein paar Jahren noch gedacht, dass dies eine Vermählung zwischen Granger und Malfoy sein würde. Zwei Menschen, die sich zu Schulzeiten verachtet und gehasst hatten. Zwei Menschen, die im Krieg auf verschiedenen Seiten gekämpft hatten – gewollt oder ungewollt. Eine Muggelgeborene, die ein Reinblut heiratete, dessen Familie seit Jahrzehnten nicht mal ein Halbblut in ihre Reihen gelassen hatte. Und wenn es jemals ein Anzeichen dafür gegeben hatte, wurde das Mitglied aus dem Stammbaum durch ein Brandloch gelöscht oder es kam auf seltsame Weise zu keiner Schwangerschaft. Ob man die jeweiligen gebärfreudigen Damen erpresst hatte oder mit einem Unfruchtbarkeitszauber belegt hatte, blieb bis heute verschleiert. Man konnte nur munkeln. Böse Zungen behaupteten sogar, dass Tom Riddle einst gewissen Reinblütern versprochen hatte, dass ihre Familien niemals mit Schlammblüter-Genen verschmutzt werden würden. Dass er damals die Macht dazu besessen hatte, war definitiv möglich. Ob es diese Magie gab und falls ja, ob sie seinen Tod über standhalten würde, wusste Hermine nicht. Niemand wusste es. Auch wenn sie bereits über dreißig war und nicht sonderlich oft über Kinder nachdachte, da sie zu viel Arbeit im Ministerium hatte und keinem Kind eine Workaholic-Mutter antun wollte, bereitete ihr dieser mögliche Schwangerschaftsfluch ab und an Bauchschmerzen. Was, wenn sie eines Tages doch das Verlangen nach einem Baby hatte und wenn Draco unbedingt einen Erben wollte? Hermine schüttelte den Kopf und blickte wieder auf den Brief von Harry und seiner Verlobten. Wenn sie über unangenehme Dinge sinnierte, kamen diese wohl in einer Welle. Harry hatte ziemlich schnell wieder eine Lebensgefährtin gefunden, doch Hermine wusste nicht viel über sie. Nicht mal ihren Vornamen wusste sie noch. Hatte er ihr diesen überhaupt jemals genannt? Für sie war die neue Freundin von Harry Potter immer noch eine Unbekannte. Sie war eine reinblütige Hexe, die in Nordamerika aufgewachsen war. Somit war sie einst Schülerin der Ilvermorny Zauberschule gewesen. Hermine meinte sich zu erinnern, dass sie dem Haus der gehörnten Schlange zugeteilt gewesen war. Aber weitere Informationen hatte sie nicht. Harry war sehr wortkarg ihr gegenüber gewesen, … zumindest was gewisse Themen anging. Zunächst hatte sie geglaubt, er wolle sie einfach nicht verletzen, doch diese Strategie zog sich schon so lange durch ihre „Freundschaft“ oder mittlerweile „Bekanntschaft“, dass sie daran nicht mehr wirklich glaubte. Natürlich hatte Harry das Recht auf sein eigenes Leben und er schien es sich gerade aufzubauen, mit jemand völlig Neuem, der nicht mit ihm gemeinsam durch die Traumata des Krieges gegangen war. Vielleicht erinnerte ihn London auch zu sehr an all die Kämpfe, die er als Auserwählte hatte austragen müssen. Ja, vielleicht war er deshalb nach Amerika geflüchtet. Als Auror war dort immer eine Stelle frei und das hatte er sich wohl zu Nutzen gemacht. Lange hatte sie ihm die Geschichte mit Draco verschwiegen, denn immerhin war der Malfoy in gewisser Weise sein Erzfeind. Harry hatte zwar nach dem Krieg für die Familie Malfoy ausgesagt und berichtet, dass Draco ihn nicht verraten hatte, an die Todesser und ihm sogar den Zauberstab zu geworfen hatte vor dem Endkampf mit Lord Voldemort, aber ein dumpfes Gefühl blieb immer zurück. Zumal Hermine zuvor Ron von den neusten Entwicklungen zwischen ihr und Draco berichtet hatte und dieser natürlich vorerst die Augen verdreht hatte. Er war eben ein Weasley. Und die Weasleys wurden schon seit Jahren von den Malfoys als nicht würdig angesehen, obwohl sie reinblütig waren. Aber sie waren eben nicht wohlhabend und sie waren besonders muggelfreundlich. Er hatte ihr natürlich von einer Vertiefung der Beziehung abgeraten und ihr jegliche Nachteile aufgezählt, wenn sie Draco wirklich heiraten würde, aber Hermine ließ es über sich ergehen und sie wäre nicht Hermine gewesen, hätte sie diese Kommunikationsschlacht nicht auch im Nachhinein gewonnen. Und so war es auch. Ron war sogar öfters zum Essen in Malfoy Manor vorbeigekommen und hatte eine Partie Schach mit Draco gespielt. Wunder gab es also doch! Also hatte Hermine auch auf ein zweites Wunder bei Harry gehofft. Leider geschah dies nicht. Es passierte eigentlich nichts Bewegendes. Harry zuckte mit den Schultern und lächelte kurz. Sie wäre alt genug und wüsste schon, was sie täte. Das waren die einzigen Reaktionen, die er aussprach und zeigte. Und auf eine gewisse Art und Weise verletze Hermine dies. Sie wusste nicht genau, warum, denn immerhin blieb ihr die Schlammschlacht der Worte, die sie mit Ron geführt hatte, erspart. Aber vielleicht war Gegenwehr eine befriedigendere Reaktion als gar keine? Immerhin konnte sie auf Ron reagieren, währenddessen ihr bei Harry nichts blieb außer ein Schweigen, welches ihr ein komisches Bauchgefühl beschert hatte. Dieses Bauchgefühl verursachte ihr manchmal heute noch schlaflose Nächte. Draco verstand ihre Not, sie hielt an Harrys Freundschaft krampfhaft fest, – immerhin hatten sie viel zusammen erlebt, dennoch unterstrich ihr Verlobter immer, dass man Menschen gehen lassen sollte, die nicht freiwillig zu einem kommen wollen. Und vermutlich hatte er Recht. Doch diese Erkenntnis musste Hermine noch verarbeiten. Und sie konnte nur hoffen, dass Draco weiterhin die Geduld aufbrachte, ihr beizustehen. Denn immerhin war Harry nicht nur ihr ehemaliger bester Freund, sondern auch ihr Ex-Freund. Und sie selbst erwischte sich mehrfach dabei, wenn auch bei ihr leichte Eifersuchtsanfälle aufbrodelten, wenn Draco noch ab und an Briefe mit Astoria Greengrass schrieb. Mit dem Ex-Partner befreundet zu bleiben, war wohl für beide Seiten nicht immer einfach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)