Das Granger-Malfoy Hochzeitschaos von _Natsumi_Ann_ (Draco/Mine * Marcus/Katie * Roger/Angelina * Ron/Pansy * Blaise/Luna * Adrian/Ginny) ================================================================================ Prolog: Plus Eins. ------------------ „Die Liebe ist ein Fest, es muss nicht nur vorbereitet, sondern auch gefeiert werden.“ – Platon Katie Bell starrte immer noch auf die Einladung von Hermine, die sie ihr mit leicht roten Wangen in der Mittagspause zugesteckt hatte. Natürlich war Katie etwas perplex gewesen, als sie die Hochzeitseinladung geöffnet und auf die Namen des Brautpaares geblickt hatte. Hermine Granger würde Draco Malfoy heiraten. Nie im Leben hätte Katie an solch eine Kombination gedacht. Hatten die beiden sich nicht zu Schulzeiten abgrundtief gehasst? Wie hatte sich das Blatt so wenden können? Natürlich kannte Katie keine Details, immerhin war sie zu Hogwartszeiten einen Jahrgang über ihr gewesen und wirklich befreundet waren sie nie gewesen. Erst als Katie einen Quereinsteiger-Job im Ministerium angenommen hatte, hatten sich Hermines und ihre Wege öfters gekreuzt. Irgendwann war es zu einer Tradition geworden, dass sie mindestens einmal die Woche zusammen die Mittagspause verbrachten. Aber über ihr Privatleben hatte die Brünette kaum gesprochen - vielleicht lag es auch daran, dass Katie sich regelrecht bei ihr ausgeheult hatte wegen Wood. Und dann wegen Davet Dumont. Wobei Zweiteres eher nicht funktioniert hatte, da sie noch immer am Wood-Syndrom litt. Das verächtliche Wood-Syndrom, oder wie sie es gerne nannte, den Wood-Fluch, war auch der Grund, warum sie schon seit gefühlt zwei Stunden unfähig war, das Plus Eins auf der Einladungskarte zu ignorieren. Natürlich konnte sie bis dato noch jemanden finden, – aber wollte sie das? Es wäre sowieso nur ein Mitleidsdate gewesen oder ein guter Freund, und darüber würden die Leute auch wieder nur unnötig tuscheln. Ob Oliver auch eingeladen war, wusste Katie ehrlich gesagt nicht. Aber hätte Hermine ihr nicht davon erzählt nach all dem Kummer, den sie bei ihr abgeladen hatte wegen dieses Idioten? Mit Sicherheit. Auf Hermine war schließlich Verlass! Trotzdem hatte Katie Angst, dass Oliver das Plus Eins für jemand war. Für jemand ganz Bestimmten sozusagen. Obgleich Hermine auch das gewusst hätte, oder nicht? Schließlich hatte sie mit Draco zusammen die Gästeliste bestimmt, oder nicht? Was wenn, Draco ohne ihr Wissen Einladungen verteilte, was auch sein gutes Recht war, schließlich vereinte man auf Hochzeiten zwei Freundeskreise und unzählige Bekannte. Vielleicht war es sicherer, wenn sie Hermine doch noch einmal wegen Wood ausquetschte. Nur um 100% sicher zu sein …, denn am liebsten hätte sie diese Hochzeit verweigert. Einfach aus Prinzip, weil es eine Hochzeit war. Aber das konnte sie Hermine nicht antun. Sie musste sich zusammenreißen. Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass Wood sie sitzen lassen hatte und ein paar Monate später vor dem Traualter gestanden hatte. Dieser herzlose Bastard. Normalerweise fluchte Katie selten, doch Wood schnürte in ihr einen Hass, den sie zuvor nicht gekannt hatte. Es hatten schon einige Ex-Freunde mit ihr Schluss gemacht, dass war sie bereits gewohnt. Sie war einfach nicht gut darin, Beziehungen zu beenden, vielleicht hatte sie zu viele Liebesfilme geschaut und glaubte noch an das große Glück und eben zweite Chancen. Nach ihren zwei längeren gescheiterten Beziehungen mit Fred und Lee hatte sie wirklich geglaubt, dass das Schicksal sie so zu Oliver geführt hätte. Oliver Wood, den blonden Schönling aus Gryffindor, den sie damals schon so sehr angehimmelt hatte, was dieser natürlich nie bemerkt hatte, – nur alle anderen um ihn herum. Aber er war damals nur an ihrem sportlichen Talent für Quidditch interessiert und hatte sie beim Training regelrecht gefoltert. Alles für den Sieg sozusagen! Aber selbst das hatte sie ihm nie übelgenommen, sie war sogar die einzige gewesen, die dies noch befürwortet hatte, – ganz zum Unverständnis und Graus der anderen Spieler. Sie war so dumm und naiv gewesen! Als er die Schule verlassen hatte, hatte sie versucht ihm zum Abschied einigermaßen lässig zu sagen, sie würde sich über Briefe von ihm freuen, aber er hatte ihr vermutlich nicht einmal richtig zugehört. Denn ein Brief hatte sie nie erreicht. Oliver Wood war bei den Puddlemere United als Reserve Keeper aufgenommen worden, was natürlich für sein Alter damals ein absolutes Erfolgserlebnis war. Die Hexenwoche, der Klitterer und sogar der Tagesprophet hatte davon berichtet. Fast lächerlich blickte Katie darauf zurück, dass sie alle Schnipsel von Oliver ausgeschnitten und gesammelt hatte. Die Rosa-Rote-Brille hatte ihr komplett den Verstand vernebelt gehabt. Heutzutage würde sie sogar einen Schritt weiter gehen und behauptet, es hatte ihr völlig das Gehirn weggepustet! Gott sei Dank hatte sie sich zwischenzeitlich in Fred und später in Lee verliebt, sodass das Wood-Thema erst einmal ad Acta gelegt wurde. Nur zu dumm, dass sie Wood genau einige Wochen nach ihrer Trennung mit Lee wieder getroffen hatte. Bei einer sozialen Veranstaltung für Hauselfen, die im Übrigen Hermine organisiert hatte, wo Oliver natürlich als nun erfolgreicher „vollwertiger“ Keeper der Puddlemere United auftreten musste. Denn der Verein der Mannschaft war schon relativ alt, weswegen er zwar hohes Ansehen genoss, dennoch blieb er eben alt! Was auch eines Tages der neue Manager des Vereins feststelle und deswegen den Puddlemere ein neues Image verpasste. Darunter fiel auch, dass sie einen Hauself als Maskotten anheuerten und dieser in ihrem neuen Wappen zusehen war! Die Leute schienen seit Hermine Grangers Engagement für das Thema, ebenso alles zu lieben was damit zu tun hatte. Medien bestimmten halt auch in der Zauberwelt die ganze Nation! Dies konnte man sich also zu Nutzen machen! Oliver bat um ein paar Spenden, absolvierte unzählige Interviews und schüttelte tausend Fan-Hände. Quidditch war der angesagteste Sport in der Zauberwelt und einst hatte sie sich auch mit Feuer und Flamme dafür interessiert. Vermutlich verlor sie ihr Herzblut dafür, als Oliver die Schule verlassen hatte damals. Fataler Fehler, denn sie war gut als Jägerin gewesen, sie hätte erfolgreich werden können. Genau wie er. Diese dummen kindischen Gefühle waren also ihr Absturz gewesen. Nicht nur für ihr Herz, sondern auch für ihr ganzes Leben. Katie war eigentlich nur Hermine zu Liebe gekommen und weil Angelina laut ihrer Weisheiten meinte, dass man sich nach einer Trennung immer ablenken sollte! Und was gebe es Besseres, als dabei auch Gutes zu tun? Katie mochte Hermine und die kostbaren Momente, in den Mittagspausen waren für sie fast wie eine Therapie gewesen. Vielleicht war es Zeit gewesen ihr etwas zurückzugeben! Zumal sie sich irgendwie mit Hermine verbunden fühlte. Auch sie war zu Schulzeiten völlig verkannt worden, man hatte sie nur Streberin, Besserwisserin oder Hasenzahn genannt. Die Jungs hatten ihr kaum Beachtung geschenkt, bis sie eines Tages erblüht war. Genau wie sie selbst. Zu Schulzeiten war Katie ebenso ein unscheinbares Entlein gewesen (was sie im Nachhinein leider zugeben musste), sie hatte nie Lust, sich zu schminken oder schicke Klamotten zu tragen, doch das änderte sich als sie siebzehn oder achtzehn wurde. Im Nachhinein hatte dies wohl auch etwas mit Oliver zu tun gehabt. Das war wohl der Punkt gewesen, an dem sie sich entschlossen hatte, ihm nicht mehr hinterherzutrauern, da er als Keeper vermutlich die halbe Presse vögelte, zumindest redete sie sich das ein. Und diese Frauen waren alle äußerst hübsch anzusehen. Sie hatte sich ein Beispiel an jeder einzelnen Reporterin genommen, die ein Interview mit ihm geführt hatte. Das ganze Spiel stärkte ihr Selbstbewusstsein und mit dem Ganzen „Ich sehe jetzt wie eine richtige Frau aus“ - Bildnis kamen auch die Männer, die sie umzingelten wie läufige Raubtiere. Kein Wunder, dass Oliver sie an diesem Tag dann endlich bemerkt hatte, – als Frau. Natürlich hatte sie sich immer mal wieder auffällig vor seinem Fan-Pult gestellt, aber es hatte gereicht. Zum ersten Mal hatte sie ihn lächeln sehen – in ihre Richtung. So war eins zum anderen gekommen. Oliver war kein schlechter Mann gewesen, zumindest nicht am Anfang. Er hatte sie mehrfach ausgeführt, ihr Geschenke gemacht und investierte Zeit in ihre Beziehung. Doch eines Tages hatte sein Interesse abgenommen. Er übernachtete quasi auf dem Trainingsgelände und jegliches Gespräch über Zukunftspläne blockte er ab. Katie hatte unzählige schlaflose Nächte verbracht, an denen er sich nicht gemeldet hatte. Dann die fatale Nachricht, dass er diese Beziehung nicht weiterführen wollte. Er sei mit der Arbeit verheiratet und wollte ihr das nicht noch länger antun. Katie hatte ihn fast angefleht, nicht Schluss zu machen und hatte beteuert, dass das alles in Ordnung war, auch wenn das eine glatte Lüge gewesen war. Oliver ließ sich jedoch nicht überreden. Und einige Monate später begriff Katie, dass nicht seine Arbeit der Grund war, weswegen er sie abserviert hatte, sondern sie selbst. Er wollte keine Zukunft mit IHR! Aber das Phänomen als Grund anzugeben, dass man gerade aus diversen Gründen keine Beziehung wollen würde war unter Psychologen bekannt. Immerhin brachte es fast niemand übers Herz, ehrlich zu sagen „Ich kann mir keine Zukunft vorstellen MIT DIR“… Denn natürlich hatten die Klatschblätter davon berichtet, dass er sich einen Monat später mit einer noch Unbekannten treffen würde … Katie hielt dies für irrelevante Gerüchte, bis zu jenem Tag, an dem ihr Alicia reinen Wein einschenkte, um sie endlich aus ihrer Traumwelt zu reißen in die bittere Realität. Oliver Wood würde heiraten. Keine geringere als Parvati Patil, die neue Rita Kimmkorn ihrer Generation, die ihn schon unzählige Male ziemlich penetrant interviewt hatte. ES traf Katie wie ein Schlag ins Gesicht. Katies Welt brach zusammen wie ein Kartenhaus. Dieser widerwärtige Mistkerl! . Sie schrie so laut, dass sich die Nachbarn schon beschwerten, doch das war ihr egal. Sie verfluchte Oliver Wood und diese Parvati zugleich. Was hatte diese Frau an sich, dass er sie sofort heiraten wollte? Da steckte doch Erpressung hinter! Katie stellte hunderte von Verschwörungstheorien auf, doch eines Abends legte Angelina ihr nur die Hand auf die Schulter, tätschelte ihr mit der anderen übers Haar und flüsterte: „Wach auf Katie Bell. Das Leben geht weiter. Der Richtige wartet irgendwo dort draußen auf dich.“ Nun gut! Aber wann kam dieser Richtige denn endlich? Davet Dumont war Franzose, sah blendend aus und war ein echter Gentleman, – trotzdem war er es nicht gewesen. Verfluchter Krötenmist – mit diesem Goldstück hätte sie Oliver sicher eifersüchtig machen können. Ihr Verstand wusste natürlich, dass es hier nicht darum ging, diesen missratenen Gnom von Wood zu beeindrucken, sondern sich selbst. Dann strich sie das Plus Eins weg und seufzte. Vielleicht war Merlin doch noch gütig und schenkte ihr eine Begegnung mit ihrem Traummann auf dieser gottverdammten Hochzeit. Und Hermine zuliebe, würde sie strahlen, und eventuell sendete das Karma diesen Strahl auch weiter an eine ganz bestimmte Person da draußen. Kapitel 1: Leben und Leben lassen. ---------------------------------- „Nicht die Schönheit bestimmt, wen wir lieben, sondern die Liebe bestimmt wen wir schön finden.“ – Sophia Loren * * * Neuigkeiten aus der Quidditch-Liga: Puddlemere United rutscht von Platz Eins auf Platz Zwei. Neuer Spitzenreiter sind die Ballycastle Bats, die nach ihrem Sieg über die Montrose Magpies und die Tutshill Tornados mit einer Glanzleistung verdient auf Platz Eins steigen! Zufrieden genoss Marcus Flint seinen morgendlichen schwarzen Tee und leckte sich den Rest Zucker von den Lippen, den er zuvor großzügig in den Tee getunkt hatte. Er liebte Zucker, obwohl er die meiste Zeit des Jahres darauf verzichtete. Das Training bei den Ballycastle Bats war jedes Jahr strenger geworden. Was größtenteils daran lag, dass er einfach älter wurde. Er war Ende dreißig und somit stand ihm bald der Abschied als Chaser bevor. Das war seine letzte Season. Ein breiteres Grinsen zierte sein Gesicht, als er daran dachte, dass es nicht nur sein letztes Jahr im Team war. Das Bäumchen würde nach dem großen Turnier wohl auch den Löffel als Keeper abgeben. Mit Bäumchen meinte er natürlich seinen ewigen Konkurrenten Oliver Wood, der nach dem Schulabschluss bei den Puddlemere Uniteds aufgenommen wurden war. Damals schien er für seine Aufnahme von allen getadelt worden zu sein. Für Flint war es kein Problem gewesen, bei den Ballycastle Bats anzufangen, da seine Familie trotz des Krieges, immer noch einen hohen Einfluss auf gewisse Dinge hatte. Oder man nannte es eben „Connections“. Sein Onkel war zufälligerweise befreundet gewesen mit dem alten Manager des Vereins, Aamun Carrow, der ihm sofort ein Vorstellungsgespräch vermittelt hatte. Ab und an war es wohl dennoch immer noch von Vorteil ein Reinblut zu sein oder zumindest aus einer reichen Familie zu stammen. Soweit er sich entsinnen konnte, hatte Carrow auch ein gutes Wort beim Trainer eingelegt, als Marcus für einige Monate ausgefallen war. Da war dieser Unfall, der ihm sein Gesicht zerschmettert hatte. Gebrochene Nase und Kiefer. Ungern dachte er daran zurück, und dennoch hatte dieser Unfall ihm einige Vorteile in anderen Bereichen verschafft. Und zusätzlich liebte er nun den Anblick seines Spiegelbildes umso mehr. Da es wirklich nur das Gesicht getroffen hatte, Arme und Beine noch stabil waren wie zuvor, kam er durch intensives Zusatztraining relativ schnell wieder in den Quidditch-Alltag hinein. Salazar sei Dank. Als Marcus die Zeitung eine Seite weiterblätterte, erkannte er auf einem Foto schon besagtes Bäumchen. In fett gedruckter Überschrift wurde verkündet, dass er bald heiraten würde und keine geringere als seine Ex-Freundin Parvati Patil. Marcus musste kurz auflachen. Niemals hätte er gedacht, dass dieses raffinierte Miststück es schaffen würde, Woody um den Finger zu wickeln. Und das mit einer Geschwindigkeit, bei der man ihr fast applaudieren sollte. Die Beziehung mit Parvati war schon etwas her, dennoch wusste er, dass sie immer scharf darauf gewesen war reich zu heiraten. Und ein Quidditch-Star war doch die beste Lösung für all ihre Bedürfnisse. Er konnte sich noch daran erinnern, dass sie das Heiratsthema bereits nach ein paar Wochen ausgepackt hatte. Sie hatte ihm so viele Vorteile aufgezählt, die er alle samt wieder vergessen hatte bzw. schon damals in den meisten Fällen ignoriert hatte. Passend zum Thema lugte unter der Zeitung der Brief hervor, den Marcus zunächst direkt wieder beiseite gelegt hatte. Es war die Einladung zu Draco Malfoys Hochzeit. Nicht, dass er Draco nicht mochte. Er respektierte ihn. Die Malfoys und die Flints waren schon seit mehreren Jahrzehnten befreundet – ob zwangsweise wegen ihres reinen Blutes oder aus wirklicher Sympathie, wusste Marcus nicht. Seine Eltern hatte nie darüber gesprochen, sondern nahmen zweimal im Jahr stillschweigend eine Einladung bei den Malfoys zum Dinner an. Zu Beginn konnte Marcus nicht viel mit Draco anfangen, da dieser vier Jahre jünger als er selbst war, aber mit der Zeit hatte er Gefallen an den zwar meist oberflächlichen, aber dennoch interessanten Gesprächen mit dem Malfoyspross gefunden. Zudem hatte er ihn damals zu Schulzeiten in die Quidditch-Welt eingeführt. So kam es, dass die beiden Jungs zu Männern wurden und Marcus seine Erfahrungen in gewissen anderen Themen dem wissbegierigen Jüngling ebenfalls beibrachte. Auch wenn man es Draco nicht ansah, er wirkte eher kühl und stets beherrscht, war er zu Beginn eher unsicher, was Frauen anging. Er lernte es zu überspielen mit seiner Arroganz und seiner Überheblichkeit. Bei einigen weiblichen Wesen funktionierte diese Taktik wundervoll und die Verehrerinnen flogen ihm nur so zu, zumindest eine Weile. Dann tauchte Granger auf. Marcus musste vor sich hin grinsen, als er daran zurückdachte, wie sehr sich Draco über dieses Mädchen aufgeregt hatte. Unbewusst hatte sein Herz diese Frau sicher schon länger insgeheim bewundert, aber sein Verstand wollte es einfach nicht wahrhaben. Sie war der nervige Bücherwurm aus Hogwarts, das schmutzige Blut in sich trug. Nach dem Krieg schien sich seine Einstellung zu Muggeln geändert zu haben, was auch besser für sein Familienansehen war. Er machte keine abfälligen Kommentare mehr und trat Muggelgeborenen neutral bis freundlich entgegen. Marcus selbst hatte nie etwas gegen Muggel gehabt, dennoch war er stolz auf sein reines Blut gewesen und das hatte er auch immer protzig nach Außen getragen. Erst als er begriff, dass die wenigen völlig reinblütigen Familien irgendwann einmal Inzest betrieben haben mussten, auch wenn es nur die Heirat zwischen Cousin und Cousine gewesen war, was damals noch ziemlich normal war, und teilweise auch noch heute, hatte er sich etwas zurückgezogen. Ein paar Recherchen hatten auch ergeben, dass es durchaus Geschwister gab, die sich vermählt hatten, nur um ihr Blut zu schützen. Einst wurde seine Großmutter, als sie schwanger war, von einem Troll gebissen, was lange verschleiert wurde, aber laut einiger Lehrbücher schien der Biss eines Trolls das Blut bei manchen Zauberern zu verändern. Veränderungen, die bis zur zweiten Generation Gene verändern konnten. Als er davon erfahren hatte, ergab es auf einmal Sinn, warum er mit so großen Zähnen und so einem schiefen Gebiss zur Welt gekommen war. Er dankte Merlin für diesen Quidditch-Unfall fast täglich. Obwohl seine Familie reich war, waren magische Schönheitsoperationen fast unbezahlbar und die Termine dafür waren rar. Denn es gab kaum Spezialisten dafür. Da konnte man die Muggel wirklich beneiden, Schönheitsoperationen waren dort durchaus normal, in manchen Regionen schon fast trendy. Der Eingriff war zwar wesentlich zeitaufwendiger, aber immerhin. Dennoch hätte er sich niemals in der Muggelwelt unters Messer gelegt. Dafür traute er dieser Technik zu wenig. Jemanden aufschneiden mit einem seltsamen kleinen Messer – einfach gruselig! Marcus schüttelte den Kopf, er war völlig abgedriftet mit seinen Gedanken. Seufzend öffnete er den Umschlag und flog noch einmal über die Zeilen. Plus Eins? Es konnte die Art Hochzeit werden, auf der sich sowieso nur Pärchen tummelten oder es konnte eine Hochzeit werden, wo es jede Menge Singleladies gab, die nur ihren besten Freund mitschleppen würden. Er prustete gegen seine Stirn und zückte seinen Zauberstab, der die ganze Zeit unmittelbar neben ihm auf dem Tisch gelegen hatte. Er murmelte etwas und das Plus Eins wurde wie von Zauberhand durchgestrichen. Dann wurde die Teilnahme bestätigt mit einem grinsenden Troll-Smiley, der ein Glas Champagner in der Hand hielt und dessen Augenbrauen verführerisch wackelten. Ab damit in die Eulenpost. Was hatte er schon zu verlieren? Wenn er sich zu Tode langweilen würde, würde er einfach eine Runde Kröten spucken und Magenkrämpfe vortäuschen. * * * Meine Ideensammlung: - Wir lassen es pinke Flubberwürmer regnen, wenn das Brautpaar den Saal betritt - Wir engagieren einen lila Kakadu als Pfarrer, der das Brautpaar ein zweites Mal im Saal vermählt - Wir färben den Sekt in einem schönen Neongelb, denn Gelb ist die Farbe der Heiterkeit! - Glitzer auf jedes Schnitzel! Glitzer essen erhöht die Pheromone im Körper! - Puderzucker auf alle Sitze! Das bringt Glück! Und ein paar Schneckeneier als Tischdeko, das wäre so herrlich vermoost! Wenn sie schlüpfen, können wir sie direkt mit Salat füttern! Blaise Zabini hob eine Augenbraue und schien ein wenig verzweifelt zu sein. Er war der Trauzeuge von Draco Malfoy und musste mit der Trauzeugin seiner Braut, Luna Lovegood, das Geschehen nach der Trauung planen. Bei Salazars Hintern, wie sollte er sich jemals mit dieser Frau einig werden? Er hatte sie noch nicht getroffen. Sie wollten versuchen, alles über Briefverkehr zu regeln, da er gerade geschäftlich in Sydney unterwegs war. Ihm war bereits aus Hogwartszeiten bekannt, dass Luna Lovegood nicht für ihren Realismus bekannt war, zumindest hatten dies die meisten Leute hinter ihrem Rücken getuschelt, aber Blaise war fraglich, ob Draco ihn nicht sofort eigenhändig köpfen würde, wenn sie diese Ideensammlung zum Leben erwecken würden. Hermine waren vielleicht die verrückten Ideen ihrer Freundin bekannt, aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie genau das wollte, was hier auf diesem Briefpapier stand. Hermine hatte einen gewissen Humor, zumindest machte es den Anschein, aber dennoch wirkte sie sehr traditionell. Zumindest wie Muggel traditionell beschrieben. Und das war durchaus vertretbar mit Dracos Ansichten. Wer hätte jemals gedacht, dass sich Granger als so kompatibel herausstellen würde. Am liebsten hätte Blaise einen roten Marker genommen und alle ihre Ideen durchgestrichen und mit einem verwerflichen Kommentar verziert. Und daneben hätte er noch die Frage in FETTSCHRIFT gestellt, ob sie verrückt sei?! …Aber das wusste er ja bereits! Er hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass Ginny Weasley die Trauzeugin der Braut werden würde, somit hatte er sich schon auf einen unterhaltsamen Schlagabtausch gefreut, den das Wieselmädchen trug Feuer in sich, und das mochte er. Auch wenn es eine Weile gedauert hätte, bis sie sich geeignet hätten, so wäre bestimmt eine phänomenale Planung dabei raus gekommen! Ein unvergesslicher Abend für Brautpaar und Gäste. Zudem liebte er es widerspenstigen Frauen unbändigen und Ginerva Weasely wäre definitiv eine exzellente Herausforderung gewesen! In sämtlichen Bereichen. Er hätte ihr Feuer mit seinem atemberaubenden Eisblick erstickt! Das wäre ein Spaß gewesen. Aber was bei Merlins Bart sollte er gegen Luna Lovegood anwenden? Sie würde seinen „Eisblick“ sicherlich lächerlich finden oder gar kaum beachten, denn sie war nicht wie andere Frauen. Und es war merkwürdig dies zu behaupten, obgleich er sie kaum kannte. Aber er hatte es einfach im Gefühl. Er schnaubte und blickte nochmals auf ihren Brief. Er biss sich auf die Unterlippe und verkrampfte seine Finger. Er hatte keinen blassen Schimmer wie Luna auf seine „Verbesserungsvorschläge“ reagieren würde und das machte ihn irgendwie nervös. Würde sie traurig sein? Das wollte er irgendwie auch nicht. Würde sie es einfach ignorieren? Möglich. Würde sie stillschweigend annehmen und einfach weitere verrückte Ideen im nächsten Brief äußern? Höchstwahrscheinlich. Es war zum Mäusemelken. Diese Dame würde ihm noch den letzten Nerv rauben. Und er war immerhin Dracos bester Freund, er wollte es nicht versauen. Das ihm das Ganze so ans Herz wachsen würde, hätte Blaise niemals für möglich gehalten, denn eigentlich waren Hochzeiten nichts besonders mehr für ihn. Seine Mutter war bereits siebenmal verheiratet gewesen und würde es sicherlich noch ein achtes oder neuntes Mal wagen. Familie Zabini war über die Jahre zu einer schlechten Sitcom mutiert, aber er liebte seine Mutter und wollte ihr den Spaß lassen bzw. sich einfach nicht in ihre Angelegenheiten einmischen. Leben und Leben lassen, das war wohl ihre Devise. Zudem brachte sie bei jeder Scheidung immer jede Menge Geld ins Haus und vielleicht würde er irgendwann dadurch ein reicher Erbe werden?! Blaise musste jedes Mal auflachen bei dem Gedanken, da seine Mutter zwar das Heiraten zu ihrem Hobby gemacht hatte, aber das Kinderkriegen hing ihr wohl nach dem ersten Mal zum Hals heraus. So eine Geburt war eben kein Zuckerschlecken. Selbst mit magischen Tränken und schmerzstillenden Zaubersprüchen war es vermutlich anstrengend gewesen, ganze drei Tage in den Wehen zu liegen, nur weil er seinerseits es zu bequem in ihrem Uterus gefunden hatte und auf Biegen und Brechen die warme Höhle nicht verlassen wollte. Zumindest hatte seine Mutter es ihm so immer erzählt. Ob Luna Lovegood auch so ein schwieriger Fall gewesen war als Little Loony? * * * Leider sind wir zu der Zeit verreist. Wir wünschen Euch dennoch eine schöne Feier! Liebe Grüße, S. Picquery & H. Potter Kurz und knapp. Kurz und schmerzlos. Mit einem traurigen Gesichtsausdruck faltete Hermine das Blattpapier wieder zusammen und steckte es zurück in den Briefumschlag. Er würde also nicht kommen – genau wie Draco es vorausgesagt hatte. Harry hatte sich schon lange von ihr entfernt. Zuerst hatte sie geglaubt, es läge wirklich nur daran, dass sie eine Weile zusammen gewesen waren. Das sie nicht sofort den Status als beste Freunde nach der Trennung wieder aufnehmen würden, war Hermine schon klar gewesen. Auch sie hatte etwas Abstand gebraucht, denn eigentlich war es mehr oder minder Harry gewesen, der die Trennung ausgesprochen hatte. Obgleich es schon seit einer geraumen Zeit nicht mehr harmonisch zwischen ihnen verlief, hatte Hermine immer Hoffnung gehabt, sie würden aus diesem verdammten Strickmuster des Streits wieder entfliehen können. Doch Harry hatte sich irgendwann dazu entschieden es nicht mehr zu versuchen. Es war für sie ein Schlag ins Gesicht gewesen, obgleich sie ihm fast kommentarlos zugestimmt hatte. Sie hatte definitiv auch schon über eine Trennung nachgedacht, aber sie hasste sich selbst dafür, wenn sie so schnell aufgeben würde. Vermutlich hätte sie niemals den Schlussstrich ziehen können mit dieser Einstellung. Natürlich hatte Draco tausend Dankesstöße Richtung Merlin gesendet, dass Potter sie zum Mond abgeschossen hatte, – wie er es immer unschick ausdrückte – aber sonst hätte sich das zwischen ihr und Draco niemals entwickeln können. Im Endeffekt hatte also jeder Schmerz seine Begründung. Man musste ihn durchleben und war dann bereit für etwas Neues. Und wer hätte vor ein paar Jahren noch gedacht, dass dies eine Vermählung zwischen Granger und Malfoy sein würde. Zwei Menschen, die sich zu Schulzeiten verachtet und gehasst hatten. Zwei Menschen, die im Krieg auf verschiedenen Seiten gekämpft hatten – gewollt oder ungewollt. Eine Muggelgeborene, die ein Reinblut heiratete, dessen Familie seit Jahrzehnten nicht mal ein Halbblut in ihre Reihen gelassen hatte. Und wenn es jemals ein Anzeichen dafür gegeben hatte, wurde das Mitglied aus dem Stammbaum durch ein Brandloch gelöscht oder es kam auf seltsame Weise zu keiner Schwangerschaft. Ob man die jeweiligen gebärfreudigen Damen erpresst hatte oder mit einem Unfruchtbarkeitszauber belegt hatte, blieb bis heute verschleiert. Man konnte nur munkeln. Böse Zungen behaupteten sogar, dass Tom Riddle einst gewissen Reinblütern versprochen hatte, dass ihre Familien niemals mit Schlammblüter-Genen verschmutzt werden würden. Dass er damals die Macht dazu besessen hatte, war definitiv möglich. Ob es diese Magie gab und falls ja, ob sie seinen Tod über standhalten würde, wusste Hermine nicht. Niemand wusste es. Auch wenn sie bereits über dreißig war und nicht sonderlich oft über Kinder nachdachte, da sie zu viel Arbeit im Ministerium hatte und keinem Kind eine Workaholic-Mutter antun wollte, bereitete ihr dieser mögliche Schwangerschaftsfluch ab und an Bauchschmerzen. Was, wenn sie eines Tages doch das Verlangen nach einem Baby hatte und wenn Draco unbedingt einen Erben wollte? Hermine schüttelte den Kopf und blickte wieder auf den Brief von Harry und seiner Verlobten. Wenn sie über unangenehme Dinge sinnierte, kamen diese wohl in einer Welle. Harry hatte ziemlich schnell wieder eine Lebensgefährtin gefunden, doch Hermine wusste nicht viel über sie. Nicht mal ihren Vornamen wusste sie noch. Hatte er ihr diesen überhaupt jemals genannt? Für sie war die neue Freundin von Harry Potter immer noch eine Unbekannte. Sie war eine reinblütige Hexe, die in Nordamerika aufgewachsen war. Somit war sie einst Schülerin der Ilvermorny Zauberschule gewesen. Hermine meinte sich zu erinnern, dass sie dem Haus der gehörnten Schlange zugeteilt gewesen war. Aber weitere Informationen hatte sie nicht. Harry war sehr wortkarg ihr gegenüber gewesen, … zumindest was gewisse Themen anging. Zunächst hatte sie geglaubt, er wolle sie einfach nicht verletzen, doch diese Strategie zog sich schon so lange durch ihre „Freundschaft“ oder mittlerweile „Bekanntschaft“, dass sie daran nicht mehr wirklich glaubte. Natürlich hatte Harry das Recht auf sein eigenes Leben und er schien es sich gerade aufzubauen, mit jemand völlig Neuem, der nicht mit ihm gemeinsam durch die Traumata des Krieges gegangen war. Vielleicht erinnerte ihn London auch zu sehr an all die Kämpfe, die er als Auserwählte hatte austragen müssen. Ja, vielleicht war er deshalb nach Amerika geflüchtet. Als Auror war dort immer eine Stelle frei und das hatte er sich wohl zu Nutzen gemacht. Lange hatte sie ihm die Geschichte mit Draco verschwiegen, denn immerhin war der Malfoy in gewisser Weise sein Erzfeind. Harry hatte zwar nach dem Krieg für die Familie Malfoy ausgesagt und berichtet, dass Draco ihn nicht verraten hatte, an die Todesser und ihm sogar den Zauberstab zu geworfen hatte vor dem Endkampf mit Lord Voldemort, aber ein dumpfes Gefühl blieb immer zurück. Zumal Hermine zuvor Ron von den neusten Entwicklungen zwischen ihr und Draco berichtet hatte und dieser natürlich vorerst die Augen verdreht hatte. Er war eben ein Weasley. Und die Weasleys wurden schon seit Jahren von den Malfoys als nicht würdig angesehen, obwohl sie reinblütig waren. Aber sie waren eben nicht wohlhabend und sie waren besonders muggelfreundlich. Er hatte ihr natürlich von einer Vertiefung der Beziehung abgeraten und ihr jegliche Nachteile aufgezählt, wenn sie Draco wirklich heiraten würde, aber Hermine ließ es über sich ergehen und sie wäre nicht Hermine gewesen, hätte sie diese Kommunikationsschlacht nicht auch im Nachhinein gewonnen. Und so war es auch. Ron war sogar öfters zum Essen in Malfoy Manor vorbeigekommen und hatte eine Partie Schach mit Draco gespielt. Wunder gab es also doch! Also hatte Hermine auch auf ein zweites Wunder bei Harry gehofft. Leider geschah dies nicht. Es passierte eigentlich nichts Bewegendes. Harry zuckte mit den Schultern und lächelte kurz. Sie wäre alt genug und wüsste schon, was sie täte. Das waren die einzigen Reaktionen, die er aussprach und zeigte. Und auf eine gewisse Art und Weise verletze Hermine dies. Sie wusste nicht genau, warum, denn immerhin blieb ihr die Schlammschlacht der Worte, die sie mit Ron geführt hatte, erspart. Aber vielleicht war Gegenwehr eine befriedigendere Reaktion als gar keine? Immerhin konnte sie auf Ron reagieren, währenddessen ihr bei Harry nichts blieb außer ein Schweigen, welches ihr ein komisches Bauchgefühl beschert hatte. Dieses Bauchgefühl verursachte ihr manchmal heute noch schlaflose Nächte. Draco verstand ihre Not, sie hielt an Harrys Freundschaft krampfhaft fest, – immerhin hatten sie viel zusammen erlebt, dennoch unterstrich ihr Verlobter immer, dass man Menschen gehen lassen sollte, die nicht freiwillig zu einem kommen wollen. Und vermutlich hatte er Recht. Doch diese Erkenntnis musste Hermine noch verarbeiten. Und sie konnte nur hoffen, dass Draco weiterhin die Geduld aufbrachte, ihr beizustehen. Denn immerhin war Harry nicht nur ihr ehemaliger bester Freund, sondern auch ihr Ex-Freund. Und sie selbst erwischte sich mehrfach dabei, wenn auch bei ihr leichte Eifersuchtsanfälle aufbrodelten, wenn Draco noch ab und an Briefe mit Astoria Greengrass schrieb. Mit dem Ex-Partner befreundet zu bleiben, war wohl für beide Seiten nicht immer einfach. Kapitel 2: Zufriedenheit und Dankbarkeit. ----------------------------------------- “Liebe ist nicht das was man erwartet zu bekommen, sondern das was man bereit ist zu geben.“ - Katharina Hepburn * * * “Wer hätte das gedacht. Du hast also jedes Haus schon einmal durch, Johnson. Gryffindor, Hufflepuff und sogar Slytherin!“ Angelina zuckte zornig mit der der linken Augenbraue, wollte dieser Kerl sie unterschwellig als Schlampe abstempeln? Roger Davies war ihr schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Er war eingebildet, arrogant und wäre es legal, würde er sicher sein Spiegelbild heiraten wollen. Er liebte es, andere Leute zu provozieren, – also durfte sie sich auf gar keinen Fall anmerken lassen, dass er sie bereits mit einem Satz zur Weißglut brachte. Angelina holte einmal tief Luft und setze dann ein süffisantes Lächeln auf. „Nein der Rekord mir aus jedem Haus einen heißen Typen zu schnappen ist mir nicht gelungen. Ravenclaw fehlt noch“, erwiderte sie gespielt gelassen und sah ihm fest in die Augen, als könnte niemand sie brechen. Zu ihrer Überraschung hob Davies eine Augenbraue und grinste dann frech. Dann kam er einen Schritt auf sie zu. „Möchtest du, dass dir dieser Rekord doch noch gelingt, kleine Löwin?“ Er war ihr so nahe, dass sie seinen Atem auf ihren Wangen spüren konnte. Sie wich nicht zurück und sah ihn auffordernd an. „Ach, ist das ein Angebot der kleinen Löwin zu helfen? Du bist so überaus gütig. Besorgst du mir mit einem Fingerschnippen einen ehemaligen Ravenclaw, der willig ist?“ Rogers Grinsen wurde noch breiter. „Ich besorge dir den besten Adler, den es je gab“, raunte er zwischen seinen Zähnen hervor und beugte sich etwas tiefer zu Angelina. Diese zuckte kurz zusammen und begriff allmählich, was seine Aussage wirklich zu bedeuten hatte. Sie schanzte mit der Zunge und rollte mit den Augen. „Wenn du von dem Besten sprichst, dann sprichst du doch nicht etwa von dir selbst, oder Davies?“ Seine Lippen berührten nicht ihre Haut, dennoch streifte sein Atem jetzt nicht nur ihre Wangen, sondern auch ihre Lippen. „Man lernt nur von dem Besten am besten, kleine Löwin.“ Angelina rümpfte die Nase und hätte ihm fast ihr halbes Glas Sangria übers Gesicht geschüttet, doch sie blieb eisern und schluckte den Ärger über seine Maßlosigkeit herunter. Einige Sekunden starrten sie sich nur an, dann als Roger die Entfernung zwischen ihnen völlig verringern wollte, boxte Angelina ihm leicht in den Bauch. „Du selbstverliebter Esel, vögel weiter deine dürren blonden Püppchen und halt dich von mir fern“, zischte sie ihm entgegen und nahm dann einen kräftigen Schluck von ihrem alkoholischen Getränk. Sie hörte Davies noch husten, doch seinen Anblick konnte sie nicht mehr ertragen. Hätte sie sich nicht rasch umgedreht, wäre ihr vermutlich die Faust ausgerutscht – in sein hübsches Gesicht. Sein hübsches Gesicht? Moment! Das hörte sich falsch an! So falsch! Schweißgebadet wachte Angelina auf und saß steil aufrecht in ihrem Bett. Verwundert blickte sie um sich. Sie war zu Hause in ihrem Apartment. Die Szene, die sich vor ein paar Monaten in einer Bar in London abgespielt hatte, war noch so real vor ihren Augen, als wäre es erst gestern gewesen. Und jetzt verfolgte dieses Szenario sie auch noch in ihren Träumen. Verfluchter Mistkerl! Wie sehr sie ihn doch verabscheute! Schon zu Schulzeiten war sie öfters mit ihm aneinandergeraten, – besonders weil er der ehemalige Quidditch Kapitän von Ravenclaw gewesen war und deswegen immer geglaubt hatte, dass seine Mannschaft das Vorrecht am Trainingsplatz hätte. Jeden Tag und zu jeder Stunde, die er bestimmt hatte. Und da der ehemalige Gryffindor Kapitän Oliver Wood nun mal kein Streithahn war, sondern alles immer sachlich abklären wollte, hatte es sich Angelina damals zur Aufgabe gemacht, den Ravenclaws die Leviten zu lesen. Sie wusste schon gar nicht mehr, wie oft er sie beleidigt hatte, sie hatte aufgehört zu zählen, aber meistens nannte er sie Mannsweib. Deswegen war seine Formulierung in der Bar „kleine Löwin“ neu für sie. Auch dass er sie quasi indirekt angemacht hatte. Aber sie war definitiv nicht klein, sie war für eine Frau recht groß gewachsen, um die 1,78 cm und kurvig war sie ebenfalls, sie trug nicht umsonst Kleidergröße 44, – aber das mit vollem Stolz. Ein seltsames Gefühl durchzog ihre Magengegend. Denn sie würde ihn höchstwahrscheinlich schon bald wiedersehen. Vor ein paar Tagen hatte sie eine Hochzeitseinladung von Hermine Granger und Draco Malfoy erhalten. Dadurch, dass sie einst mit George Weasley zusammen gewesen war, hatte sich zwischen ihr und Hermine eine zarte Freundschaft entwickelt. Denn Hermine war die beste Freundin von Ron Weasley, Georges kleinem Bruder und somit öfters auch im Fuchsbau gewesen. Verfestigt hatte sich das Ganze, als sie eine Zeit mit Seamus Finnigan zusammen gewesen war, der in Ron und Hermines Jahrgang gewesen war und auch mit zu ihren engen Freunden zählte. Da blieben gemeinsame Unternehmungen nicht aus, – und obwohl Hermine und sie doch so unterschiedlich waren, hatten sie angefangen sich auch privat ohne die Männer zutreffen. Manchmal konnte es auch recht angenehm sein, eine Freundin an seiner Seite zu wissen, die gar völlig anderes war und die somit im Stande war, ihr verschiedene Themen aus einer ganz anderen Sichtweise zu zeigen. Ja, Angelina hörte Hermine Granger gerne reden. Es war wie ein entspanntes Hörbuch zum Einschlafen. Es war unterhaltsam, aber dennoch so gut argumentiert und bildlich dargestellt, dass man kein Bedürfnis hatte ihr zu widersprechen. Sie war immer noch verwundert, dass sich zwischen Hermine und Malfoy eine solche Intensität entwickelt hatte, aber anscheinend hatte sich der ehemalige Slytherin im Gegensatz zu einem gewissen Ravenclaw, zum Positiven gewandelt. Das Dumme an der ganzen Sache war nur, dass Draco den gleichen Schachclub besuchte wie Davies. Woher sie das wusste? – Kein Kommentar! Sonst würde sie sich irgendwann noch selbst dafür hassen, dass ihre Stalker-Qualitäten besser waren als die eines Privatermittlers. Wie tief diese Schach-Kameradschaft ging, hatte sie jedoch nicht ausfindig machen können, – somit stand die Chance 50:50, dass Roger eingeladen wurde. Denn mit Hermine hatte er definitiv nichts am Hut. Außer ihr Sternzeichen teilten die beiden rein gar nichts. Woher sie das wieder wusste? Bei Godrics Stinkefüßen, das blieb streng geheim! Ihr wurde von Tag zu Tag bewusster, dass sie eindeutig viel zu viel über Roger Davies wusste! ~*~ Ginny warf sich mit einem heftigen Gähnen rückwärts ins Bett. Alle ihre Glieder taten weh und sie fühlte sich, als hätte sie drei Tage nicht geschlafen. Die Arbeit auf der Krankenstation und die Pflege von Bill raubten ihr mehr Kraft, als sie zu Anfang gedacht hatte. Eigentlich war ihr Traum immer gewesen, Quidditch-Profi zu werden und danach für den Tagespropheten zu arbeiten. Schlussendlich hatte sie aber eine Ausbildung zum Medimagierin absolviert und das nicht ohne Grund. Denn der Krieg hatte alles verändert. Beide Elternteile hatte sie verloren. Molly Weasley, ihre geliebte Mutter, fiel als sie ihre Tochter vor Bellatrix Lestrange schützen wollte. Arthur Weasley, ihr fürsorglicher Vater, warf sich aufopferungsvoll vor seine Söhne Fred und George Weasley, als diese von einem der Carrow Geschwister angegriffen wurden. Und auch ihr zweitältester Bruder, Charlie Weasley, verteidigte mit seinem Lieblingsdrachen Jasper das Schloss von Hogwarts und rettete durch einen Todesflug gegen sämtliche Todesser unzählige Leben, – darunter auch Cedric Diggory, der noch heute jeden Sonntag an das Grab ihres Bruders kam. So hatte man jeden von ihnen heldenhaft im Tagespropheten erwähnt. Fast jeden… an die Feigheit von Percy wollte Ginny nicht mehr denken. Zu sehr schmerzte es. Natürlich konnte sie ihn irgendwie verstehen. Er hatte Angst – sie alle hatten Angst. Aber niemals im Leben hätte sie geglaubt, dass Percy flüchten würde – ohne jene Vorwarnung. Nicht einmal Hermine hatte er eine Nachricht hinterlassen. Und sie war zu diesem Zeitpunkt seine feste Freundin gewesen. Er war einfach fort gewesen. Von jetzt auf gleich. Man hatte ihn angeblich in einigen Winkeln aus Schatten und Dunkelheit gesehen – doch niemand konnte wirklich einen Standort ausmachen. Unter den Leichen hatte man ihn auch nie gefunden. Es war also hätte er niemals existiert… Für sie brach eine Welt zusammen. Und auch Hermines Herz brach in Zwei. Und dann war da noch Bill. Ihr ältester Bruder. Der zwar noch lebte, aber nach dem Kampf mit Fenrir Greyback nicht mehr derselbe war. Er wurde von einem Werwolf gebissen und lag verletzt am Boden, als er zusehen musste, wie sein Bruder Charlie in Stücke gerissen wurde. Er hatte sich von diesem Schock nie mehr erholt. Nicht nur, dass er sich einmal im Monat einsperren lassen musste, sondern auch, dass aufgrund seiner Trauer und die Verweigerung einer Therapie, die Beziehung zu Fleur zerbrach, erschütterte ihn weiter. Nicht, dass sie ihn verlassen hätte, – Bill hatte sie einfach gehen lassen, nachdem er sie mehrfach von sich gestoßen hatte. Und das hatte selbst Fleur nicht verdient. Ginny war nie gut auf die blonde Französin zu sprechen gewesen, doch als sie gesehen hatte, mit welcher Hingabe sie versucht hatte, Bill wieder ins Leben zurück zu holen, hatte sie ihre Meinung geändert. Jeder Mensch hatte es verdient glücklich zu werden, aber Bill verweigerte jegliches Glück. Er war fest davon überzeugt, es nicht verdient zu haben, da er seinem Bruder nicht hatte helfen können. Er war zu schwach gewesen. Dann hatte er eines Tages aufgehört zu sprechen. Er ließ keinen Pfleger oder Arzt an sich heran und vegetierte vor sich hin. Daraufhin entschloss sich Ginny, den letzten Versuch zu wagen und ihren eigenen Bruder beizustehen als Medimagierin. Denn sie und Ron ließ er noch in seine Nähe. Fred und George dagegen ignorierte er völlig. Warum wusste niemand, vielleicht weil er den Zwillingen insgeheim die Schuld für den Tod des Vaters gab?! Lose Vermutungen von Therapeuten … Ron absolvierte eine Ausbildung zum Auror und war deshalb viel auf Reisen. Er konnte sich also nur selten um Bill kümmern. Doch wenn er im Lande war, galt sein erster Besuch immer Bill, um seine Schwester abzulösen. Und dafür war sie ihm von ganzem Herzen dankbar. Denn als Auror seine wenigen freien Minuten mit noch mehr Arbeit zu zuschütten, war einfach heldenhaft. Eigentlich brauchte Ron nach seinen Reisen die Ruhe und musste Kraft sammeln. Wie er immer noch auf beiden Beinen stehen konnte tagsüber, war Ginny manchmal fraglich. Obwohl der Krieg sie einiges gekostet hatte, war Ginny jeden Tag dankbar für die Leute, die sie unterstützten. Darunter auch Luna Lovegood, die ihr die Rolle als Trauzeugin spontan abgenommen hatte, was Hermine auch mit all ihrer Güte verstanden hatte. Natürlich war Ginny ein wenig traurig gewesen, dass sie ihre beste Freundin nicht so unterstützen konnte, wie sie wollte, aber ihre Nerven lagen einfach blank. Die wenige Freizeit, die sie noch besaß, brauchte sie für sich selbst. Sie musste durchatmen. In den letzten Monaten hatte sie das Meditieren für sich entdeckt, was ihr Luna schon lange ans Herz gelegt hatte. Und nach unzähligen Unterhaltungen mit ihrer etwas verrückten Freundin hatte sie sich überreden lassen. Und oh Wunder, es funktionierte! Früher hatte sie sich immer erhofft, dass sie durch ihren Partner einen Ausgleich zum Alltag erhalten würde. Doch es hatte sich herausgestellt, dass ein kranker Bruder neben einem Vollzeitjob der Beziehungskiller schlecht hin war anscheinend. Ginny Weasley hatte seit ihrem siebzehnten Lebensjahr, nachdem das schüchterne Mädchen zur selbstbewussten Frau erblüht war, nie Probleme gehabt jemanden kennenzulernen. Männer standen auf ihre lockere, kumpelhafte Art und dass sie nicht auf den Mund gefallen war. Aber eine Beziehung zu halten war das weitaus größere Problem. Sie hatte wenig Zeit und meistens dann keine Kraft mehr für Unternehmungen. Jedoch schien es den meisten Männern zu wenig zu sein, einfach auf dem Sofa zu liegen, zu kuscheln und eine Muggelserie auf Netflix anzusehen. Irgendwann zogen sie alleine los und lernten so natürlich auch wieder jemand anderen kennen. Somit war es in den letzten Jahren immer so gewesen, dass Ginny diejenige war, die verlassen wurde, was natürlich an ihrem Selbstwertgefühl nagte. Anscheinend gab es keinen Mann, der die Kraft und Nerven aufbrachte für ihre jetzige Situation. Natürlich konnte sie es einerseits verstehen, sie war knapp über dreißig und jeder Mann in ihrem Alter wollte noch etwas erleben mit seiner Partnerin, bevor es dann schließlich zur Familienplanung überging. Aber selbst das konnte sie den Männern nicht versprechen. Denn für Kinder und ein eigenes riesiges Haus, was gepflegt werden musste, hatte sie derzeit keinen Kopf. Ob sie jemals dafür einen haben würde, war fraglich. Sie wollte einfach nur jemanden, mit dem sie zusammen sein konnte, ohne jegliche Gedanken an die Zukunft. Jemanden, der einfach damit zufrieden war, wenn sie ein paar Stunden in der Woche auf der Coach zusammen verbrachten und der sich damit auffinden konnte, dass es eventuell nie ein Anwesen mit Nachkommen geben würde, sondern nur einen alten Fuchsbau, in dem ein kranker Schwager saß, den man ab und an füttern musste. Ginny seufze bei ihren letzten Gedanken und erinnerte sich daran, dass Hermine sie in ihrer Planung an den Single-Tisch setzen wollte. Ob sie da ihren zukünftigen, verständnisvollen und rücksichtsvollen Ehemann treffen würde, war jedoch fraglich. Ginny hatte mittlerweile jegliche Hoffnung verloren, auch wenn sie sich aus tiefstem Herzen wünschte, dass ihr Godric endlich jemanden vom Himmel fallen ließ, der sie verstand und ihre ganze Lebenslage so akzeptierte, wie sie nun einmal war. ~*~ Pansy hatte ihre Beine übereinandergeschlagen und wippte genervt mit dem linken Fuß auf und ab. Wie lange sollte sie den noch warten? Sie hatte weitaus Besseres zu tun, als ihre Zeit damit zu verschwenden, auf irgendjemanden zu warten, – besonders wenn es ein Wiesel war. Wäre Blaise, neben Draco, nicht ihr bester Freund gewesen, so hätte sie diese Warterei sicher nicht in Kauf genommen. Aber der gute Herr war mal wieder in der Weltgeschichte unterwegs und konnte deswegen seine Aufgaben als Trauzeuge nicht ganz nachgehen. Und die Lovegood irrte mal wieder in irgendeinem Dschungel herum, um irgendwelche Tierwesen zu erforschen, die vermutlich nur in ihrem Kopf existierten. Dabei hatte sie doch eine Anstellung als Professorin in Hogwarts, sie unterrichtete das Fach „Pflege magische Geschöpfe“ mit Leib und Seele, dennoch hatte sie ihre Stelle nur auf 65% festgelegt, – anscheinend turnte sie immer noch gerne durch glitschige Wälder und ließ sich von giftigen Tieren attackieren. Einfach nur verrückt! Loony Lovegood war definitiv lebensmüde! Aber bitte – wenn sie sterben wollte! Irgendwann würde sie in der Wüste verdursten oder in der Arktis erfrieren und dann würde ihr kein Zauberspruch mehr helfen! Pansy konnte es sich nicht erklären, denn eigentlich konnte ihr das Wohl dieser wahnsinnigen Blondine egal sein, aber so viel Unvernunft brachte sie einfach zum Rasen. Vielleicht lag es daran, dass sie Luna irgendwie immer insgeheim amüsant gefunden hatte, – zumindest war sie ihr sympathischer als Harry Potter und Anhang. Das Draco ausgerechnet einen Anhang nun heiratete, war ihr bis heute schleierhaft. Jedoch hatte sie aufgehört Draco mit Fragen zu durchlöchern, warum er sich ausgerechnet jetzt in die Granger verguckt hatte. Eigentlich hatte sie dies für unmöglich gehalten. Es war wie ein Weltwunder. Ein reinblütiger Malfoy mit einer Muggelgeborenen. Eigentlich ziemlich verquer und eklig. Pansy schnaubte und klopfte mit ihren langen schwarzlackierten Nägeln auf die Tischplatte. Eigentlich hatte sie Granger immer mit Haut und Haaren verachtet, – aber in den letzten Wochen hatte sich ein neues Gefühl in ihr Herz geschlichen. Zufriedenheit und Dankbarkeit. Dankbar, dass dieses Schlammblut ihren besten Freund glücklich machte und zufrieden, dass er sie wohl auch glücklich machte. Ein wirklich merkwürdiges Gefühl – fast hätte sie im Strahl brechen können. Normalweise war niemand gut genug für Draco – nicht mal Astoria hatte sie wirklich akzeptiert, aber warum schien sie Granger für Dracos perfektes Gegenstück zu halten? Sie wusste es wirklich nicht! Vielleicht hatte sie auch schon einen Lattenschuss – Spätfolgen des Krieges oder vermutlich war der Irrsinn von Lovegood ansteckend. Das musste es sein! Die Schwarzhaarige linste auf ihre Armbanduhr und rollte mit den Augen. Konnte dieser Kerl sich nicht denken, dass sie auch einen Job hatte, dem sie nachgehen musste? Sie konnte zwar teleportieren, aber dennoch lagen noch einige Aufgaben auf ihrem Schreibtisch in Durmstrang. Sie hatte die Stelle als Sekretärin vor einem Jahr angenommen in der Hoffnung, sie könne eines Tages „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ als Quereinsteigerin unterrichten. Dieses Fach hatte sie schon immer fasziniert, zudem liebte sie Flüche und grausige Märchengestalten. Sie könnte den Schülern eine Heidenangst einjagen mit ihren Erzählungen – zumindest den Erstklässlern. Wäre das nicht ein Spaß? Natürlich musste sie diese sadistischen Züge vor dem Schuldirektor zunächst verbergen. Aber war Severus Snape nicht genauso veranlagt gewesen? Wenn Pansy an seine Unterrichtsmethoden zurückdachte und wie er die meisten Löwen behandelt hatte, konnte es einfach nicht anders sein. Pansy durchflog den Raum mit ihren Augen langsam. Blaise und Luna hatte sich auf eine Location geeignet für die After Wedding Party. Oh Wunder! Da beide aber zu beschäftigt waren, sollten sie und Weasley dem Ganzen einen Besuch abstatten und ihr Fazit beiden mitteilen. Typisch Blaise, er glaubte nie irgendwelchen Bildern oder Anzeigen, er war skeptisch bis zur letzten Minute. Dennoch behielt er natürlich ab und an Recht. Viele verschönerten ihre Gebäude durch magische Zaubersprüche und sogar Muggel-Medientechnik. Dann hörte sie plötzlich ein Geräusch. Es kam aus dem Gang. Jemand lief ihn entlang und dann wurde die Türklinke gepackt und Ronald Weasley riss sie auf. Typisch Wiesel – wie ein Troll hetzte er zu ihrem Termin herein und schlug prompt die Tür hinter sich mit einem lauten Knall wieder zu. Pansy zuckte kurz zusammen und rümpfte die Nase. Sie saß noch mit dem Rücken zur Tür an einem Tisch und konnte den Weasley deshalb noch nicht sehen, – aber sie wusste genau, dass er es war. Dieser riesige Trottel, der konnte jetzt erst mal was erleben! Blaise hatte ihr zwar schon berichtet, dass Ronald eine hohe Stellung als Auror angenommen hatte und ziemlich viel Stress hatte, dennoch konnte Pansy diese maßlose Verspätung einfach nicht dulden! Schon aus Prinzip, weil er ein Rotfuchs war, – der unverschämterweise nach Gryffindor gekommen war, weil alle seine Geschwister dort gewesen waren, dabei hätte er viel besser zu den Hufflepuff Losern gepasst! Durch Pansys Stirn zog sich eine Stirnfalte. Sie hörte ihn schnauben. Er war völlig außer Atem, als er ein klägliches „Hey, tut mir leid, dass ich zu spät bin“, aus sich raus presste. Widerlich! Sicherlich war er so verschwitzt, dass man sich wieder für ihn schämen musste, wenn der Besitzer ihnen das Haus komplett zeigen würde. Dann drehte sich Pansy um, hatte schon den Zeigefinger gehoben und ihre Lippen waren bereit Feuer zu spucken, doch als sie das Antlitz von Ronald Weasley zum ersten Mal nach Jahren erblickte, stockte ihr der Atem. Ihre Pupillen weiteten sich, als sie auf den großgewachsenen Mann blickte, dessen Schultern doppelt so breit waren wie ihre. Er hatte ein enges rotes Hemd an, welches seine Brustmuskeln deutlich zu Geltung brachten. Und dieser Mistkerl trug Bart! Bei Merlin, warum hatte sich dieser kleine Wurm einen Bart wachsen lassen? Ihre Wimpern klimperten fast aufgeregt hin und her, als sie weiter an ihm herabsah. Nein, – das konnte niemals Ronald Weasley sein. Oder doch? Sein Gesicht war so markant und seine blauen Augen stachen heraus und trafen in ihre Braunen wie ein Blitzgewitter. Pansy war so in Trance, dass sie nicht bemerkte, wie er einige Schritte auf sie zuging. „Erde an Parkinson?“, hörte sie seine männliche Stimme an ihrem Ohr und es verpasste ihr eine Gänsehaut. Was zu Hölle? Pansy räusperte sich und blickte verschworen in seine himmelblauen Augen. „Weasley“, entkam es ihr schwach, doch mit einem bitteren Unterton. Ihr Herz hüpfte, als er anfing zu grinsen – Fuck! Er sollte Kröten spucken auf der Stelle, damit er wieder zum hässlichen Nichtsnutz mutierte! Kapitel 3: Durch den Raum zu wirbeln. ------------------------------------- “Entrüstung ist ein erregter Zustand der Seele, der meist dann eintritt, wenn man erwischt wird.“ - Wilhelm Busch * * * Katie erstarrte in ihrer Haltung. Hätte sie kein auffälliges Make-up zur Feier des Tages benutzt, das schichtweise auf ihrer Haut lag, hätte man die ansteigende Blässe, die sich durch ihr Gesicht zog, mit Wahrscheinlichkeit sofort gesehen. Doch sie konnte es genau spüren. Ihr Kreislauf drohte zu versagen. Ihr Magen rumorte. Mit all ihrer Kraft versuchte sie sich standhaft auf ihren hohen Stöckelschuhen zu halten. „Katie Bell, was eine Überraschung dich hier anzutreffen! Hätte ich das gewusst …“, krächzte eine laute Stimme gegen ihre Ohrmuschel. Katies Augen zuckten zusammen und sie hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Obgleich sie kaum etwas mit der Person zu tun hatte, wusste sie genau, wessen Stimme sie gerade attackierte. Sie kannte diese Stimme aus dem Radio, aus dem Fernsehen … Warum bei Merlin hatte ihr Hermine nicht erzählt, dass Parvati Patil zur Hochzeit eingeladen war? Und das sogar schon zur kirchlichen Hexenzeremonie… Nein, das hätte Hermine ihr nicht angetan! Doch Katie konnte sich nicht erklären, warum diese grässliche Frau nun vor ihr stand. Und das nicht alleine. Katie hatte ihn noch nicht angesehen, – denn ihr würde auf der Stelle schlecht werden, wenn Parvati ihn abknutschen würde wie bei ihren öffentlichen Auftritten zusammen. Sie konnte den riesigen Diamanten, der wie ein Blitzschlag in ihre Augen stach, genau betrachten. Egal wie sehr sie sich bemühte wegzusehen, – er war immer da! Penetrant blendete er ihr Augenlicht und ließ ihren Körper erzittern. Nie im Leben hätte sie damit gerechnet, dass Oliver jemals einer Frau so einen Ring schenken würde! Er liebte es schlicht und einfach, doch Parvati hatte definitiv dieses pompöse Ding an ihrem Ringfinger, das sicher eine halbe Million goldene Galleonen gekostet hatte. Wie konnte diese Person es wagen, sie überhaupt anzusprechen? Purer Sadismus. Sie wusste genau, wer Olivers Verflossene waren und musste ihren Sieg diesen lauthals demonstrieren. Katie wollte ihr ins Gesicht schlagen. Sie anspucken und ihr lauthals lachend sagen, dass sie zwar gewonnen hatte, aber sie Oliver niemals für immer halten konnte. Denn sie kannte ihn nicht wirklich. Sie hatte ihn manipuliert zu ihren Zwecken, doch irgendwann würde er schon wieder zur Besinnung kommen und dann würde er ihr diesen Ring vom Finger reißen. Doch Katies Tagträume blieben im Verborgenen und sie lächelte nur matt. Sie hatte nicht verstanden, was Parvati sie gefragt hatte. Und ehrlich gesagt wollte sie es auch gar nicht wissen. Sie wollte sich einfach umdrehen und ihr dabei einen Stinkefinger zeigen. Die gute Erziehung ihrer Eltern war es zu verdanken, dass sie genau dies nicht tat. Ihre Brust schmerzte so sehr, dass sie glaubte, etwa auf der Stelle zum Hulk werden zu müssen oder in Tränen auszusprechen. „Bist du alleine hier? Scheint so, aber dafür gibt es ja diesen Singletisch später. Also sei nicht traurig“, lallte Patil so laut, dass Katie glaubte, sie habe schon den ein oder anderen Sekt getrunken – und Oliver schien sich daran nicht zu stören. Dabei hasste er doch Alkohol und vorlaute, lautstarke Frauen. Katie verstand die Welt nicht mehr – war das wirklich Oliver Wood neben dieser Frau? Oder musste sie sich eingestehen, dass sie diejenige war, die ihn nicht wirklich kannte? Vielleicht hatte er sich in ihrer Gegenwart nur verstellt und konnte nun neben Parvati sein Selbst endlich entfalten? Sie hatte immer noch keinen Ton gesagt, so sehr war sie in ihren Gedanken gefangen, als sie einen Arm um ihre Schulter spürte. Dann wurde sie geküsst – auf ihre Stirn, dann auf ihre Wange. „Ich habe dich schon überall gesucht. Endlich habe ich dich gefunden, mein Glöckchen“, hörte sie eine raue männliche Stimme an ihrem Ohr. Parvatis Stimme verstummte. Perplex schielte Katie nach oben und blickte auf ein ihr bekanntes Gesicht. Bei Merlins Bart – Marcus Flint hatte sie in den Arm genommen und grinste sie frech an. Er zwinkerte ihr zu und strich ihr dabei eine Strähne aus dem Gesicht. Dann wanderte sein Blick zu Parvati und Oliver. Das Paar sah ebenfalls sehr irritiert aus. Chaos breitete sich in Katies Kopf aus …, was spielte Flint hier für ein Spiel? Was auch immer es war, sie war unfähig, dieses Spiel zu unterbrechen. Doch wie sollte sie sich verhalten? Sollte sie lauthals auflachen oder seine Berührung erwidern, – immerhin war es Flint, aber anscheinend war er die beste Waffe gegen dieses Alptraumpaar. Denn Parvati hatte immer noch nicht ihre Stimme wiedergefunden – und das hieß schon etwas, und auch Wood blickte nur skeptisch drein. Bevor Katie jedoch agieren konnte, ergriff Flint wieder das Wort und durchbrach das peinliche Schweigen. „Sind wir hier fertig oder wollt ihr meiner zukünftigen Frau noch weiter die Zeit rauben?“, fragte er süffisant und hob eine Augenbraue. „Keine Antwort? Dann nehme ich an, dass ich mein Glöckchen wieder entführen darf“, mit diesen Worten hatte er seine Hand fester um sie geschlungen und bewegte ihre Körper Richtung Eingang. Die Zeremonie würde gleich beginnen. Katie ließ sich wie eine Puppe von ihm lenken, betrachtete aus dem Augenwinkel, dass Parvatis Gesicht zornig wurde und Oliver den Mund offenstehen hatte. Ihr Herz machte einen Hüpfer und sie spürte deutlich, wie Flint ihr über die nackten Oberarme strich, während sie hinein gingen. Sie bekam eine angenehme Gänsehaut und versuchte ihre Gefühle zu ordnen. Sie verstand beim besten Willen nicht, was hier passierte. Anscheinend hatte Marcus das Gespräch mitbekommen und hasste seine Ex-Freundin genauso sehr wie sie. Ja, dass Parvati sich auch eine Weile mit Flint befasst hatte, war ihr durchaus bekannt. Patil stellte schließlich all ihre Beziehungen in die Öffentlichkeit. Die Position an Jägerin wäre definitiv etwas für sie, scherzte Katie in Gedanken und lugte dann wieder zu Flint. Er erwiderte kurz ihren Blick, grinste dämlich und konzentrierte sich dann wieder darauf, durch die Menge zu schreiten. Vermutlich wollte er einen guten Platz ergattern. Er hatte sie Glöckchen genannt, – genau wie damals zu Schulzeiten. Damals war es ein Zeichen dafür gewesen, dass er sie nicht wirklich ernst nahm, wenn sie ihn angeschnauzt hatte. Sie war zwei Stufen unter ihm gewesen und für ihn war sie nur ein kleines Mädchen gewesen, das aus Obsession zu Wood völlig überdreht reagierte, wenn dieser mal wieder nicht gegen Flint ankam in einem Wortgefecht. Aber Jahre später hörte sich dieses „Glöckchen“ anders an, fast wie ein liebevoller Spitzname, – als wäre sie wirklich seine Verlobte. Wieder blickte sie ihn von der Seite an. Sie hatte gelesen, dass er sich einer Gesichtsoperation unterzogen hatte, aufgrund eines Unfalls – er sah wirklich gut aus. Irgendwie… Katie schüttelte leicht ihren Kopf, um wieder zur Besinnung zu kommen. Sie fühlte sich leicht ertappt von sich selbst, – denn noch nie in ihrem Leben fühlte sie sich so sehr von einem Mann angezogen wie von Marcus Flint in diesem Moment. Er hatte ihr auf seine perfide Art und Weise das Leben gerettet. Ihren Stolz bewahrt. Eine ehemalige Schlange war einer hilflosen Löwin zur Hilfe geeilt, – sicher wollte er nur seiner Ex-Freundin und seinem Rivalen einen reindrücken, aber dennoch machte ihn das gerade einfach zum attraktivsten Zauberer in diesem Saal. ~*~ Ginnys Beine und Arme waren so schwer. Ihre Augen waren geschlossen. Ihr Körper war wieder einmal erschöpft. Ausgerechnet heute Nacht hatte Bill einen magischen Anfall erlitten. Sie hatte ihn mit Mühe und Not beruhigen können, aber es war haarscharf gewesen. Wäre der Fuchsbau nicht irgendwo im Nirgendwo gelegen, sondern in Stadtnähe, hätte sie sofort die magische Notfallabteilung kontaktieren müssen. Doch wenn Bills Anfälle noch heftiger werden würden, würde Ginny nicht drumherum kommen, sich Hilfe zu holen. Sie zögerte, da sie wusste, wie das Ganze ablaufen würde. Es würde ein Spezialist vorbeikommen, der die gesamte Situation bewerten sollte und das würde am Ende dazu führen, dass man sie zunächst freundlich darum bitten würde, ihren Bruder bei einem betreuten Wohnheim anzumelden. Und das wollte Ginny eigentlich verhindern. Denn diese Einrichtungen waren streng bewacht, was natürlich zum Schutz der anderen Magier von Vorteil war, aber die Besuchszeiten waren rar und es kam ihr vor, als würde sie Bill in ein Gefängnis stecken. Wie lang sie diese Situation kräftemäßig noch aushalten würde, war jedoch fraglich. Dieser Gedanke quälte sie jede Nacht. Albträume plagten sie. Vielleicht konnte sie sich bald selber in ein Pflegeheim einliefern lassen, scherzte sie in Gedanken und seufzte leise vor sich hin. Ihr Kopf lag auf etwas Hartem. Unzufrieden versuchte sie ihren Kopf hin und her und her zubewegen. Wo war den ihr weiches Kissen? Hatte sie es wieder aus dem Bett geworfen im Schlaf? „Wiesel“, hörte sie ein Wispern. Ihre Augen flatterten. Im Hintergrund nahm sie Musik wahr. Hatte sie wieder das Radio angelassen, um Bill zu beruhigen? „Weasley, wach auf!“, wieder diese Stimme – hatte Bill wieder mit ihr gesprochen? Nein, das konnte nicht sein. Außerdem hörte er sich doch ganz anders an, oder? Zu lange hatte sie ihn schon nicht mehr sprechen hören. Aber sie würde doch die Stimme ihres Bruders erkennen! Und zumal – warum sollte ihr Bruder sie beim Nachnamen nennen? „Ginerva, du solltest deinen Mittagsschlaf beenden“, ein heißer Atem streifte ihr Kinn und ihr Herz machte einen Satz. Mittagsschlaf? Was bei Merlin war hier los? Dann dröhnten Glockengeräusche in ihr Ohr. Wieder versuchte sie ihre Augen zu öffnen. Es gelang ihr nicht auf Anhieb, aber nach einigen Minuten erkannte Ginny Umrisse. Braune Bänke. Sie bemerkte, dass sie nicht in ihrem Bett lag, sondern saß. Ihre Augen erblickten ihr Kleid und ihre feinen Abendschuhe. Irritiert schob sich ihr Kopf leicht nach oben und dann erblickte sie zwei blaue Augenpaare, die sie stirnrunzelnd ansahen. Bei Salazar, das war Adrian Pucey! Ihr Kopf lag auf Adrian Puceys Schulter. Es traf sie wie ein Schlag. Ihr Kopf schellte erschrocken hoch und sie registrierte, dass sie bereits auf der Hexenzeremonie von Hermine und Draco war. „Ich dachte schon, du möchtest mir den ganzen Abend mein Jackett vollsabbern“, flüsterte er ihr leise ins Ohr und schien sich über ihrer Orientierungslosigkeit köstlich zu amüsieren. Bei Godric – wie war sie hierhergekommen? Und warum saß sie neben Adrian Pucey? Und war sie tatsächlich eingeschlafen? Hitze stieg in Ginnys Wangen und zum ersten Mal in ihrem Leben konnte sie Pucey kein Contra geben. Sie kannte den ehemaligen Slytherin nur zu gut, – er war ihr Arbeitskollege und sie musste sich fünf Tage die Woche mit ihm rumschlagen. Warum zum Geier sollte sie sich ausgerechnet neben ihn gesetzt haben? Hatte sie gestern Abend zu viel von dem Schlaftrunk zu sich genommen? Waren dies irgendwelche Nebenwirkungen, die sie überlesen hatte? „Aufstehen“, hörte sie Adrians Stimme wieder leise an ihrem Ohr und dieses Mal verpasste es ihr eine leichte Gänsehaut, obgleich sie nicht wusste, wieso. Er hatte ihre Arme gepackt und zog sie auf die Beine, sie wollte protestieren, aber bemerkte dann, dass alle anderen Leute sich auch bewegten. Die Zeremonie war vorbei! Ginny zuckte innerlich zusammen und war immer noch fassungslos, dass sie das wichtigste an diesem Tag wohl verpasst hatte. Sie musste dringend selber zu einem Medimagier, wenn ihre Schlafprobleme noch gravierender wurden. Eigentlich war es jetzt schon höchste Eisenbahn. Denn was hatte sie in ihrer Ausbildung gelernt? Wenn man zu wenig oder schlecht schlief, fehlte einem am Tag die Konzentration. Und diese brauchte sie dringend. Für ihren Job. Für ihren Bruder. Mehr oder minder freiwillig ließ sie sich von Adrian, der eine Hand auf ihren Rücken gelegt hatte, nach draußen schieben. Normalerweise hätte sie ihm Widerstand geboten und ihm klipp und klar gesagt, dass er sich nicht wie ein Kleinkind behandeln sollte, – denn so fühlte sie sich gerade. Aber sie war zu schwach. Sie hatte keine Kraft, sich mit ihm wie immer montags bis freitags auseinanderzusetzen. Als sie fast draußen waren, jedoch kurz stoppen mussten, weil sich alle zugleich aus der Tür drängen wollte, verfestigte er seinen Griff und packte sie an den Schultern. Kurz lehnte sie sich an ihn und empfand diese Lage komischerweise als sehr befriedigend und entspannend. Adrian war groß gewachsen, hatte breite Schultern und konnte einen Patienten immer mit links hochheben und in ein Krankenbett verfrachten. Und diese Situation kam nicht selten vor, – denn viele Erkrankte fielen regelmäßig auf den Boden, rutschten aus oder es passierte Sonstiges. Manchmal verlor sie selbst auch den Überblick, – aber wenn dies geschah, hörte sie meistens schon aus dem Hintergrund irgendwo Puceys Stimme, die Anweisungen gab, was als Nächstes zu tun war. Bedankt hatte sie sich noch nie dafür bei ihm. Sollte sie sich bedanken? Immerhin war es Adrian Pucey, der jedes nette Wort vermutlich zu seinem eigenen Nutzen umdrehen würde. Ginny seufzte, musste aber dennoch gleichzeitig kurz lächeln. „Weasley! Vorwärts! Es geht weiter!“ ~*~ Blaise Zabini war wie in Trance. Eigentlich war sein Plan gewesen, nach Ginny Weasley Ausschau zu halten und ihr den Kopf zu verdrehen. Niemals im Leben hätte er damit gerechnet, dass seine Blicke so fest an Luna Lovegood kleben bleiben würden. Zuletzt hatte er sie zu Schulzeiten gesehen, aber nie wirklich wahrgenommen. Und sonst gab es nur diesen Briefwechsel. Doch jetzt stand sie hier im Raum – live und in Farbe. Sie trug einen schwarzen Hut, – der ihre blonden Haare noch hervorstechen ließ. Eine knallrote Brille, – die bei jedem anderen einfach lächerlich ausgesehen hätte. Aber bei ihr zeigte sie Wirkung. Und mehr als das. Ihre blauen Augen strahlten wie Sterne und ihr Lachen war einnehmend. Fast überkam ihn ein schlechtes Gewissen, weil Pansy und er sich noch vor ein paar Wochen beklagt hatten, dass sie mit dem „dummen“ Wiesel und der „verrückten“ Lovegood zusammenarbeiten mussten. Komischerweise hatte Pansys „Maulen“ die letzten Tage aufgehört, doch das war ihm erst jetzt aufgefallen, wo er selbst sich seiner Vorherigen schämte. Ob dies einen Grund hatte? Seine beste Freundin war doch sonst nicht auf den Mund gefallen und ihr größtes Hobby bestand quasi darin, sich über andere Leute aufzuregen und sich schlussendlich bei jemand Dritte drüber zu beschweren. Obgleich seine Gedanken kurz zu Pansy abgeschweift waren, hielt er Luna Lovegood stets im Auge. Wie sie sich leicht und schwungvoll durch den Raum bewegte. Alle Gäste begrüßte und zwischenzeitlich auch noch kleine Dekorationen auf die Tische stellte. Es waren natürlich verrückte Figuren wie ein pinkes Einhorn oder etwas Glitzerstaub, die sie auf die Tischdecken verteilte. Das war quasi der Kompromiss gewesen, den sie eingegangen waren … in ihren Briefen. Blaise hatte sich um die Örtlichkeiten gekümmert und unterstrichen, dass es zur Begrüßung keine merkwürdigen Eigenarten geben würde. Dafür durfte sie sich frei bei der Gestaltung des Raumes austoben. Und es schien ihr eine Heidenfreude zu machen. Faszinierend diese Frau. Man konnte an ihrer ganzen Körpersprache erkennen, wie viel Spaß sie dabei hatte, – und es verzauberte ihn ganz und gar. Ein durchaus verblüffendes Gefühl musste Blaise feststellen. Luna trug eine Leidenschaft in sich, die man nicht mit einfachen Worten erklären konnte. Man konnte vermutlich ihr ganzes Wesen im Ganzen nicht erfassen. Sie schien einzigartig – und all die Jahre hatte Blaise dies mit eigenartig verwechselt. Bei Salazar, was hatte ihm all die Jahre nur die Gehirnwände vernebelt? Als Trauzeuge und Trauzeugin würden sie an dem Tisch des Brautpaares sitzen, – aber sicherlich nebeneinander. Eher gegenüber. Er würde neben Draco sitzen. Sie neben Hermine. Er würde sie immer im Blick haben, was ihn jetzt schon etwas nervös machte. Dennoch wünschte er sich lieber neben ihr zu sitzen. Dicht neben ihr. Ihren Duft einzuatmen, ihr Knie an seinem Oberschenkel zu spüren … und ein paar mehr dieser unschuldigen, unabsichtlichen Berührungen … Blaise erschreckte sich selbst bei diesem geheimen Wunsch und rümpfte seine Nase. Hatte ihm jemand vielleicht etwas in den Begrüßung-Drink gemixt? Bestimmt, zumindest wollte er sich das gerne einreden. Natürlich war er in seinem Leben schon verliebt gewesen. Er kannte diese Schmetterlinge in seinem Bauch, die sinnlos hin und her flogen, um ihn zu ärgern. Aber das hier fühlte sich so ganz anders an. Es waren eher riesige Elefanten, die durch seinen Darm stampften und sie würden nicht aufhören. Dessen war er sich fast sicher. Vielleicht sollte er bei Ginny um einen Magen-Darm Heiltrank bitten? Es wäre die perfekte Gelegenheit, um sie in ein Gespräch zu verwickeln, aber seine Gehirnzellen schossen wie ein Blitz in seine Nerven, um ihn zu vermitteln, dass das Einzige, was er wollte, gerade vor ihm hin und her tanzte. Frechheit! Diese eigensinnigen Hormone! „Tanzen wir?“, wie aus dem Nichts hörte er plötzlich ihre Stimme an seinem Ohr. Die Farben vor ihm vermischten sich in einen Regenbogen. Irritiert und gleichzeitig wahnsinnig erhitzt starrte er auf Luna Lovegood, die ein wenig außer Atem, da sie soviel hin und her gehüpft war, plötzlich vor ihm stand. Bei Merlin – war sie jetzt zum Teleporter mutiert? Blaise konnte zunächst nicht antworten. Er öffnete zwar seinen Mund, aber es kam nichts heraus. Verdammte Krötenrotze! – wie peinlich konnte diese Situation noch werden? Er war immer beherrscht und wahrte den Anstand. Doch hier und jetzt war er diesem blonden Fabelwesen hilflos ausgeliefert. Luna legte den Kopf schief und sah ihn fragend an, – es dauerte einige Minuten, bis sie wieder sprach. „Ach! Ich verstehe! Du wunderst dich sicher, warum ich dich schon auf die Tanzfläche bitte? Ich bin so zerstreut, tut mir leid. Hermine hat mich darum gebeten, dass wir den Eröffnungstanz machen. Sie hat sich wohl etwas den Fuß verknackst auf dem Weg hier her. Sie kühlt gerade ihren Fuß unterm Tisch – aber psst! Sie will, dass es keiner mitbekommt.“ Blaise sah sie immer noch starr an und versuchte ihre Worte in Gedanken noch einmal zu wiederholen. Wenn Luna sprach, war es, als würden zehntausend Wörter auf einen einprasseln. Ihre Stimme war ruhig und dennoch hektisch. Was überhaupt gar keinen Sinn ergab, – aber was ergab gerade schon noch Sinn? Blaises Lippen zogen sich zu einem leichten Lächeln empor und er nickte zustimmend. Mehr war ihm nicht möglich. Jedoch schien dies der blonden Elfe vor ihm zu genügen, und sie lächelte ebenfalls – nein, sie strahlte, was Blaise fast wieder einige Schritte zurücktaumeln ließ. Doch konnte er sich dieses Mal am Boden fest ankern und biss sich dabei kurz auf die Unterlippe. Luna sah ihn immer noch erwartungsvoll an, – oh je, er hatte fast vergessen, dass er doch nun einen Gentleman abgeben musste. Es war eine Hochzeit und er sollte tanzen. Eher er ihr jedoch den Arm anbieten konnte, war es nun Luna, die anscheinend nicht länger warten wollte, die nach seiner Hand griff, um mit ihm durch den Raum zu wirbeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)