Little Sweet And Indecent Episodes von Tiaiel (Eine Kuriositätensammlung) ================================================================================ Kapitel 3: The Most Wonderful Time Of The Year [Darkshipping] ------------------------------------------------------------- „It’s the most wonderful time of the year…", erklang eine fröhlich singende Stimme in der Wohnung des Weißhaarigen, die von einem wunderbar süßlichen Duft begleitet wurde. In der Küche stand Bakura, der seelig damit beschäftigt war, Plätzchen zu backen. Doch nicht etwa für Weihnachten, wie man es bei einem solchen Lied gerne vermutete, sondern für das bevorstehende Halloweenfest, das in wenigen Wochen stattfinden würde. So lagen statt Sternen, Engeln und Rentieren eine Vielzahl an Totenköpfen, Geistern und Fledermäusen auf den Backblechen. Bereits seit dem ersten Oktober war er fleißig am Vorbereiten und das, obwohl dieser Tag in Japan erst im letzten Jahrzehnt mehr Beachtung gefunden hatte. Überall in den Großstädten wurden bereits Ende September allerhand gruselige Dekorationen, schauriger Süßkram und grinsende Kürbislaternen angeboten, während in den Maid-Cafés Hexen und Gespenster als Bedienung ihr Unwesen trieben. Obwohl es hier keine Partys wie in Amerika gab, fanden doch einige Events statt, beispielsweise laut und pompös im Vergnügungsviertel in Osaka oder, wenn es etwas friedlicher zugehen sollte, in den Universal Studios der Hafenstadt. Zwar war es kein so bedeutungsvolles Fest wie Neujahr oder O-bon, dennoch erfreute es eine immer größer werdende Zahl von Gruselliebhabern und war gerade für Bakura eine regelrechte Einladung, um allerlei Spuk zu verbreiten und Schabernack zu treiben.    Diese übertrieben fröhliche Stimmung gab jedoch vor allem Ryou, mit dem er sich noch immer den Körper teilte, zu denken. Besonders weil er nur zu gern von dem Ringgeist quasi aus seinem eigenen Leben ausgesperrt wurde, wann immer es diesem passte, während er ungehindert sein Unwesen in dessen Körper trieb. Nicht selten musste seine bessere Hälfte dann die unschönen Konsequenzen ausbaden, von denen er nicht einmal wusste oder sie erahnen hätte können. Heute war wiederum einer der Tage, an denen er dem Treiben seines Yamis beiwohnen durfte, zumindest aus dem Hintergrund. Wobei diese überschwängliche Freude in Bakuras Gesicht definitiv ein Grund zur Beunruhigung war.  »Was machst du da?«, wollte der Jüngere nur zu gerne wissen, wo er doch solch ein Verhalten von seinem beinahe perfekten Ebenbild nicht gewohnt war. „Wonach sieht es deiner Meinung nach aus?“, grinste der Angesprochene mit einem leicht diabolischen Ausdruck auf den Lippen. »Plätzchenbacken, würde ich sagen. Aber das kann doch nicht dein Ernst sein. Du und backen? Sind die etwa für die Halloweenparty in drei Wochen gedacht?« „Gratuliere, du hast es erfasst“, freute sich der Größere über die bevorstehenden Festlichkeiten und bestärkte Ryous Bedenken damit nur noch mehr, sodass sich ihm ein einschlägiger Gedanke aufdränkte.   »Versuchst du etwa, meine Freunde zu vergiften?«, fragte er daher sogleich panisch. Natürlich traute er dem Ringgeist alles zu, allein schon weil er wusste, dass dieser dem ehemaligen Pharao nicht unbedingt wohlgesonnen war. „Erweckt es etwa den Eindruck, als würde ich solch ein Ziel verfolgen? Nun, ich habe lediglich meine Leidenschaft fürs Backen entdeckt. Du solltest dich freuen, dass ich zur Abwechslung einer friedlichen Tätigkeit nachgehe, statt mich damit zu vergnügen, dir und deinen Freunden, allem voran Yuugi und seinem ständigen Schatten, das Leben schwer zu machen. Oder dürstet es dich nach derlei Aufmerksamkeiten, Yadonushi? Ich bin auch gern bereit, mich ausgiebig mit dir bzw. deinem Körper zu beschäftigen“, grinste der Ringgeist diabolisch und Ryou wusste, dass dieser seiner Aussage definitiv Taten folgen lassen würde. »Schon gut, so war das nicht gemeint!«, winkte er sogleich aufgeregt ab, um nicht weiter in Bakuras Fokus zu geraten.    Außerdem musste er zugeben, dass dieses Gebäck, welches sein Schatten da gerade aus dem Ofen nahm, durchaus lecker aussah. Vielleicht konnte er sich heimlich, wenn Bakura ihn zeitweise seinen Körper überließe, den ein oder anderen stibitzen. Er würde es gar nicht bemerken, wenn einer dieser äußerst köstlich duftenden Kekse fehlte.  „Denk gar nicht erst daran“, rügte ihn der Ringgeist sogleich, als würde er seine Gedanken kennen, sodass Ryou direkt zusammen zuckte.  »Ich weiß gar nicht, was du meinst«, wusch der Jüngere wiederum seine Hände in Unschuld und hoffte, dass sein dunkles Ebenbild ihm dies abkaufte.  „Ich kenne deine Gedanken besser, als du glaubst. Versuch also gar nicht erst, mich zu täuschen. Außerdem ist dieses Kleingebäck für Halloween gedacht. Sollte also nur eines dieser kleinen Naschwerke fehlen, werde ich mich postwendend an dich wenden und ich denke du weißt, was das für dich bedeutet.“ Es war eine deutliche Aussage, die Ryou unweigerlich beherzigen würde, denn er wollte sich gar nicht erst ausmalen, welche Folgen es genau haben könnte, sollte er ungehorsam sein. So wohnte er diesem ungewöhnlichen Schauspiel aus dem Hintergrund weiter bei, nicht wissend, welche böswilligen Absichten dahinter steckten, denn das waren sie definitiv, daran hegte er nicht den geringsten Zweifel.   In den nachfolgenden Tagen brachte der Postbote dann allerlei Pakete, große und kleine, in denen sich die verschiedensten Dinge befanden. Angefangen bei einem langen, schwarzen Kleid, das ein wenig verschlissen aussah, einer weißen Perlenkette, gefolgt von verschieden großen Laternen bis hin zu einem lebensgroßen Raben, der gerade auf dem niedrigen Tatami-Tisch im Wohnzimmer stand.  »Er sieht so unglaublich echt aus«, murmelte Ryou aus dem Hintergrund und sah sich die Figur genauer an.  „Weil er echt ist“, war die einfache Aussage, die etwas verzögert bei dem Jüngeren eintraf.  »Warte mal… hast du etwa wirklich... nein… oder doch?« Bakuras Gesicht sprach eine Wahrheit, die der Kleinere nicht wahrhaben wollte. »Der ist wirklich echt?«, wiederholte Ryou die Worte und schaute noch einmal in die toten, leeren Augen des Tieres. Sofort schreckte er hoch, brachte eine deutliche Distanz zwischen sich und den Raben und starrte sein beinahe perfektes Ebenbild erschrocken an.    „Beruhige dich wieder. Dieser Seelenträger hat schon vor langer Zeit sein Leben ausgehaucht. Mit Hilfe der Taxidermie ist er jedoch auch heute noch genauso ansehnlich und wunderschön wie zu Lebzeiten. Ich hatte unglaubliches Glück, ihn mir mit ein klein wenig Überredungskunst anzueignen", sprach der Ringgeist und fuhr mit seiner Hand beinahe andächtig über das schwarze Federkleid. Ob sich sein dunkles Ebenbild mit ihm auf gewisse Weise verbunden fühlte, konnte Ryou nicht genau definieren. Jedoch wusste er um Bakuras Faszination für die düsteren Seiten des vergänglichen Daseins. „Hast du gewusst, dass es äußerst mühsam ist, ein menschliches Skelett zu beschaffen?” Ryou verstand bei der letzten Aussage nicht ganz, worin genau das Problem lag. Skelette konnte man um diese Jahreszeit in allen möglichen Größen und Varianten über den Onlinehandel beziehen, von einem einfachen, günstigen aus Plastik bis hin zu der wesentlich teureren Variante eines Anatomie Skeletts war alles möglich. Ryous Blick fiel wieder auf den Raben, der noch immer leblos auf dem Tisch stand, und dann dämmerte ihm, worauf der Ringgeist hinaus wollte.  »Wenn du mühsam sagst, heißt das dann, dass du versucht hast, ein echtes Skelett aufzutreiben?« Ein wissendes Grinsen legte sich bei dieser Aussage auf Bakuras Lippen. „Seit wann bist du so scharfsinnig, Yadonushi? Du machst Akechi Kogoro alle Ehre. Rampo Edogawa wäre stolz auf dich“, sprach er anerkennend, ließ die stumme Frage, die sich nun in Ryous Gesicht zeigte, jedoch unbeantwortet im Raum stehen und behielt damit dieses kleine Geheimnis für sich.   So vergingen die Tage, in denen Bakura die Wohnung im gruseligen Stil von Halloween dekorierte, waren es nun künstliche Spinnweben an den Fenstern oder große Kerzenleuchter, die den Raum am morgigen Abend spärlich erhellen sollten. Es waren noch knapp zwei Tage bis zum ersehnten Fest und nur noch ein einziger, bis die Party stattfinden sollte. Am Abend davor verzierte er noch schnell die letzten Totenkopfkekse mit weißem Zuckerguss. Dabei fiel Ryou eine nicht unwesentliche Tatsache auf.  »Bist du dir sicher, dass da wirklich so viel Rum in die Glasur gehört?«, sprach er ganz unbedarft seine Gedanken aus und erntete dafür einen mahnenden Blick. Er schien ihn regelrecht zu durchdringen und duldete keinerlei Widerworte. Sofort wandte sich der Jüngere ab und verhielt sich weitestgehend unauffällig, während Bakura seiner Beschäftigung summend weiter nachging. Den gesamten Abend brachte der Ringgeist mit der Verzierung seiner kleinen Gebäcke zu und schien äußerst zufrieden mit seinem Werk zu sein. Mit größter Freude besah er sich die noch nicht vollständig ausgehärtete Glasur seiner Kekse, die noch immer diesen leichten Glanz besaß.    Inzwischen war es bereits 22 Uhr und auch Bakura, der sonst nur zu gern des Nachts verirrte Wege suchte, hatte heute ausnahmsweise seine Energie in andere, vermeintlich harmlose Aktivitäten fließen lassen und war nun entsprechend müde und abgespannt. Somit überließ er seinem Yadonushi fürs Erste den gemeinsamen Körper und zog sich schließlich zurück. Nachdem Ryou nun seit langem mal wieder sein eigener Herr war, wollte er diese Gelegenheit auch nur zu gerne nutzen. Doch die mahnenden Worte seines Schattens ließen ihn zögern. So lenkte er sich kurzweilig mit unterschiedlichen Dingen ab und räumte noch ein wenig in der Küche auf, wobei sein Blick des Öfteren zu den begehrten Backwaren glitt. Er schob die verbotenen Gedanken sogleich wieder beiseite und verließ diesen Ort der Versuchung. Da es bereits spät am Abend war, beschloss er schließlich, sich schlafen zu legen. Kurz betrat er das Bad, putze sich dort die Zähne und zog seinen Lieblingspyjama an. Als er das Badezimmer wieder verließ, musste er unweigerlich wieder an der Küchenzeile vorbeigehen, auf der noch immer die weiß glasierten Leckereien lagen. Sie schienen ihn beinahe magisch anzuziehen, sodass Ryou nach einigem Hin und Her nun doch die Chance nutzen wollte, sich heimlich still und leise einen dieser köstlich aussehenden Totenkopfkekse ungeachtet aller Warnungen zu genehmigen. Zögerlich streckte er seine Hand nach einem von ihnen aus, als die dunklen Worte des Ringgeistes erklangen.   »Zu so später Stunde noch auf den Beinen, Yadonushi? Da lässt man dich für einen Moment aus den Augen und schon missachtest du meine klaren Anweisungen. Habe ich dir etwa nicht deutlich genug zu verstehen gegeben, dass gerade diese Backwaren nicht angerührt werden sollen?« Es schauderte den Jüngeren, als die tiefe Stimme an sein Ohr drang, die ihm drohend aufzeigte, dass er beinahe einen folgenschweren Fehler begangen hätte. »Andererseits könnte es wohl noch ein interessanter Abend werden, wenn du einige dieser ausgewählten Kekse naschen würdest. Immerhin ist in der Glasur sehr viel Rum enthalten, der dich… oder vielleicht sogar mich im Nachhinein noch zu unanständigen Dingen verleitet, die ich mit deinem zartbesaiteten Körper anstellen könnte«, raunte er in einem süffisanten Ton über Ryous Schulter hinweg, der die eindeutigen Worte kurz auf sich wirken ließ und schließlich dunkelrot anlief. Dass sich der Ringgeist wiederum darüber äußerst amüsierte, war nicht zu übersehen. »Nun gut. Ausnahmsweise lasse ich dich bereits heute Naschen. Genehmige dir jedoch besser eines der anderen Teilchen, denn diese habe ich mit kinderfreundlichem Rumaroma versetzt. So wirst du später wenigstens keine schmutzigen Lieder singen.« Ein Angebot, dass Ryou nur zu gern annehmen wollte. Als er jedoch die Hand nach einem der Geister ausstreckte, hielt er mitten in seiner Bewegung inne. Ganz sicher war er sich nämlich nicht, ob er diesen Gespensterkeks nun bedenkenlos essen sollte oder lieber doch nicht. Hatte sein durchtriebener Schatten doch etwas in die Backmischung getan und wenn ja, was würde es wohl sein und welchen Nutzen hatte es für ihn? Nein, das Risiko erschien ihm zu groß, dass es doch negative Folgen für ihn haben könnte. Also zog er seine Hand wieder zurück und verzichtete vorerst auf eine Kostprobe. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht beobachtete der Ringgeist diese Reaktion und war sich sicher, dass sein jüngeres Ebenbild nicht noch einmal auf den Gedanken kommen würde, diese Backwaren anzurühren. Also zog er sich kommentarlos wieder zurück, während sich Ryou ins Schlafzimmer begab.   Der nächste Tag brach an und Bakura war bereits seit dem Morgen geschäftig, hängte Girlanden in Form von Kürbissen und Geistern auf, beschmierte die Eingangstür sowie den Spiegel im Badezimmer mit roter Flüssigkeit, damit es so aussah, als ob ein tödliches Verbrechen stattgefunden hatte. Es dauerte nur noch wenige Stunden, bis die Freunde eintreffen würden und Bakura sein Gruselkabinett präsentieren konnte. Gerade drapierte er noch einmal das Skelett, das erst vor wenigen Tagen eingetroffen war und von ihm liebevoll Elisabethchen genannt wurde, in der hinteren Ecke des Raumes direkt neben der Balkontür. Für sie war auch das schwarze Kleid und die Perlenkette gedacht, die bereits zu Beginn des Monats geliefert worden waren, sowie eine weißblonde Perücke, die er noch kurzfristig besorgt hatte. Auf ihrem Schoß saß wiederum ein skelettiertes Tier, um genau zu sein eine Katze, die den Namen Kuro trug. Jedes Mal, wenn Ryou diese Skelette sah und bemerkte, wie fasziniert und verliebt der andere sie betrachtete, musste er an dessen Worte zurückdenken und überlegte, ob sowohl Elisabethchen als auch Kuro tatsächlich einmal gelebt haben könnten, ebenso wie der Rabe, der inzwischen auf dem halbhohen Regal rechts neben dem Balkon zwischen Kürbissen und Kerzenleuchtern stand. Bei dem Gedanken schauderte es den Jungen sogleich, während er seinem Ebenbild bei seiner Tätigkeit weiter zusah und seine Neugier entgegen aller Vernunft und Angst vor der gruseligen Wahrheit dennoch befriedigen wollte.   »Bitte sag mir, dass du die beiden im Onlinehandel bestellt hast und sie nur aus stinknormalem Kunststoff bestehen«, sagte er mit einem ungläubig verwirrten Gesichtsausdruck und hoffte inständig, dass es der Wahrheit entsprach. „Still jetzt! Elisabethchen kann dich hören“, reagierte der Ringgeist deutlich empört darauf, „Sie ist eine äußerst sensible, junge Dame aus gutem Hause. Du kannst sie doch nicht so beleidigen!" Ryou wusste im ersten Moment nicht, was er dazu sagen sollte. Der andere schien so ernst, dass er nicht den geringsten Zweifel daran hatte, dass die Skelette tatsächlich echt waren, auch wenn Bakura es bislang nicht direkt bestätigt hatte. Was für dubiose Beziehungen hegte dieser Mann nur, dass er wohl sogar die sterblichen Überreste eines Menschen samt Haustier besorgen lassen konnte. Inzwischen wohnten in dieser Wohnung mehr vermeintlich Verstorbene als es Lebende taten. Und er hatte in den letzten Tagen quasi neben ihnen geschlafen. Hätte Bakura nicht aktuell seinen Körper übernommen, würde Ryou wohl genau in diesem Moment an einem Herzinfarkt sterben und Elisabethchen im Jenseits Gesellschaft leisten. Er würde jedenfalls zusehen, dass sie nach diesem Abend schnellstmöglich wieder in ihre Gruft zurückkommen würde, was wohl nur mit viel Betteln und Flehen vonstatten gehen würde.    Nachdem Bakura alle Vorbereitungen zu seiner vollsten Zufriedenheit abgeschlossen hatte, zog er sich passend zum Anlass dieses Treffens um. Viel gab es tatsächlich dahingehend nicht zu tun, da er im Partnerlook zu seinem geliebten Elisabethchen ebenfalls komplett in schwarz gekleidet war und am heutigen Abend den Gevatter Tod mimte. Die großzügig ausgestellte Kapuze der langen Kutte fiel ihm dabei weit ins Gesicht und verdeckte damit zum Großteil die blasse Haut. Um das fahle Gesicht noch etwas mehr hervorzuheben, trug er einen schwarzen Lippenstift auf und zog die Farbe an seinen Mundwinkeln weiter über seine Wangen, bis sich daraus optisch ein breites Grinsen ergab. Die langen, schwarzen Linien durchzog er wiederum mit einigen kurzen, sodass es so aussah, als wäre ihm der viel zu große Mund an diesen Stellen wieder zugenäht worden. Dabei summte er wieder diese eine markante Textzeile aus dem bekannten Weihnachtslied, das er besonders beim Plätzchenbacken in den vergangenen Tagen sehr oft gesungen hatte: „... the most wonderful time of the Year…“, waren die leisen Worte, die eine absolute Vorfreude innehatten und diese Tatsache löste bei Ryou ein mulmiges Gefühl aus. Es war offensichtlich, dass sein Ebenbild etwas am heutigen Abend plante und eine Party war es sicher nicht. Sie wirkte eher wie ein Vorwand für etwas anderes. Dennoch ahnte er bis dato nicht, was dahinterstecken würde und musste die Sache auf sich zukommen lassen, denn verhindern konnte er es, was auch immer es sein mochte, nicht.    Nur wenige Augenblicke später hatte Bakura sein Make-up perfektioniert und verließ fröhlich summend das Badezimmer, um ein letztes Requisit für sein Kostüm an sich zu nehmen: Eine große, glänzende Sense, wie sie jeder Freund Hein, der Gevatter Tod persönlich, stets mit sich trug. Der Jüngere verkniff sich dabei die Frage, ob auch dieses Werkzeug echt sein würde, denn die Aufmachung ließ keine Zweifel zu. „Keine Sorge, sie ist nicht geschärft“, zerstreute der Ringgeist die Ängste seines Yadonushi teilweise und bedachte ihn mit einem verschmitzten Blick, was wiederum eindeutig bestätigte, dass es sich hierbei um ein echtes Werkzeug handelte, auch wenn es stumpf war. Was führte er nur im Schilde?  Seine Gedanken wurden jäh von dem Läuten der Klingel unterbrochen, dass die Ankunft ihres ersten Gastes ankündigte. „It’s show time, honey“, grinste er diabolisch und öffnete die Wohnungstür eine kleinen Spalt, um seinem Besucher Einlass zu gewähren. Etwas unsicher fragte eine leise Stimme, die eindeutig Yuugi zuzuordnen war, in die durch die Kerzenständer spärlich beleuchtete Wohnung hinein: „Hallo? Bakura? Ist jemand da?“    Das von dem Kleineren ungesehene Grinsen im Gesicht des Weißhaarigen wurde noch breiter und machte seiner Maskerade alle Ehre. Langsam wurde die Tür weiter aufgeschoben, sodass der König der Spiele einen Blick in den Raum dahinter werfen konnte. Jedoch erkannte er durch das gedimmte Licht nicht viel mehr als die Umrisse einer Person am Ende des Raumes. Erleichtert atmete Yuugi, der sich heute als Vampir mit einem eleganten viktorianischen Kostüm und passendem schwarz-roten Umhang verkleidet hatte, auf und trat in das dunkle Gruselkabinett hinein. Die Wohnung hatte nur einen kleinen Eingangsbereich, in dem man die Schuhe unterbringen konnte, und mündete direkt in die Wohnküche, deren Kochzeile sich an der linken Wand befand. Rechts von der Eingangstür war das Badezimmer zu finden, während geradeaus, wenn man durch das Wohnzimmer trat, eine große Balkontür angebracht war. An der Wand daneben gab es noch eine Schiebetür, die ins Schlafzimmer führte und geschlossen war. Yuugi zog seine Schuhe aus, ging in das offene Wohnzimmer und besah sich die gelungene Halloweendekoration. An den Kerzenständern waren lange, weiße Spinnweben zu sehen, an denen sich allerlei künstliche Krabbeltierchen befanden und hinabseilten. Auf dem Herd köchelte offenbar eine Suppe vor sich hin, deren rote Flüssigkeit gegen den durchsichtigen Deckel spritzte und kurz seine Aufmerksamkeit erregte. Ohne viel darüber nachzudenken, trat Yuugi weiter in den Raum hinein und schritt auf die Person mit den weißen Haaren zu, die im Schatten dieser dunklen Ecke saß.   „Bakura?“, fragte er etwas zögerlich und beugte sich zu dem vermeintlichen Freund, als er eine leise Stimme vernahm und sich im selben Moment eine Hand auf seine Schulter legte, die sich langsam um seinen Hals legte: „Willkommen in meinem bescheidenen Heim“, waren die dunklen Worte, die den anderen deutlich schaudern ließen. Sofort zuckte der Kleinere zusammen, wollte dem Griff entfliehen und fiel während der ungeplanten Flucht unkontrolliert nach vorn. Sein unfreiwilliger Sturz wurde allerdings sogleich von dem weichen Stoff des schwarzen Kleides von der vor ihm sitzenden Person abgefangen, woraufhin er seinen Blick nach oben wandte.  Unvermittelt sah er in die leeren Augenhöhlen des Schädels, in denen sich einst wohl ein strahlendes Augenpaar befunden hatte, und er musste erneut laut aufschreien, als er erkannte, wer bzw. was seine Retterin eigentlich war. Sofort sprang er ungelenk vom Schoß der skelettierten Dame auf und landete rücklings direkt in den Armen des Sensenmannes, der sich zuvor hinterrücks an ihn herangeschlichen und beinahe zu Tode erschreckt hatte. „Ich bin hocherfreut, Sie schon so zeitig begrüßen zu dürfen, my Lord“, sah der Hausherr seinen Gast im Vampirkostüm mit einem gewissen Glanz in den leuchtend braunen Augen an, während er seine Hände auf dessen Schultern legte und sie langsam an seinen Armen hinab fahren ließ. Es schien, als wäre für Bakura soeben ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen und sein breites Grinsen nahm erneut verschmitzte Züge an.    „Bakura, wage es ja nicht noch einmal, Yuugi dermaßen zu erschrecken", mahnte ihn nun die wesentlich dunklere Stimme, die eindeutig dem ehemaligen Pharao zuzuordnen war. Dieser löste sich wieder aus dem leichten Griff des anderen und bedachte diesen mit einem verstimmten Gesichtsausdruck. „Ich werde meinem Kostüm lediglich gerecht, Nosferatu. Verzeih, dass ich deinen Aibou so in Schrecken versetzt habe“, folgte die ein wenig aufgesetzte Entschuldigung, die einen leicht ironischen Unterton innehatte. Offenbar erkannte das auch Yuugis mou hitori no boku und blieb sicherhalber die treibende Kraft am heutigen Abend, um seinen Schützling nicht blindlings in die nächste Gruselfalle hineintappen zu lassen. Im nächsten Moment bemerkte Bakura etwas verärgert, dass das schwarze Kleid zusammen mit Kuro nach seinem Übergriff auf den Stachelkopf ein wenig verrutscht war. „Was hast du nur mit meinem geliebten Elisabethchen angestellt?“, sagte er mürrisch zu dem Kleineren, richtete gewissenhaft die Garderobe der feinen Dame und setzte die skelettierte Katze wieder an den ihr zugewiesenen Platz. „Elisabethchen?“, wiederholte der ehemalige Pharao ein wenig perplex und schaute dem Weißhaarigen bei seinem Tun zu, „Du hast diesem Skelett einen Namen gegeben?“ „Natürlich hat sie einen Namen. Du hast immerhin auch einen, Pharao“, antwortete er verärgert und zupfte noch einmal das Kleid an einigen Stellen zurecht, während der Geist des Millenniumspuzzles sich diese sogenannte Dame genauer ansah. „Sie ist unheimlich…“, flüsterte er etwas gedankenverloren, „Ist sie etwa…“    Doch weiter kam er nicht, denn es waren bereits die nahenden Stimmen von Anzu und Honda zu hören, sodass Bakura nur stumm mit einem vielsagenden Grinsen antwortete, als er langsam zum Eingang schritt und Yuugi zusammen mit dessen Schatten bei seinem Schätzchen einfach stehen ließ. Auch Yuugi wagte nicht, diese Aussage gedanklich zu Ende zu führen und beließ es ebenso wie sein Ebenbild dabei. In den darauffolgenden Minuten trafen dann die restlichen Freunde in ihren gespenstischen Kostümen ein. Während Yuugi als Vampir verkleidet war, kamen Shizuka und Otogi als Leichenbraut bzw. -bräutigam daher, Honda als zotteliger Werwolf, Jonouchi wiederum als der Herr der Unterwelt persönlich, während Anzu als Hexe mit ihrem Besen auftrat. Sogar Mokuba kam mit etwas Verspätung noch dazu und war als Horrorclown verkleidet. Kaiba glänzte wie in jedem Jahr mit Abwesenheit und würde seinen jüngeren Bruder später von den Feierlichkeiten wieder abholen.    Zusammen begaben sie sich ins Wohnzimmer und das gruselige Abendmahl konnte in der illustren Runde beginnen. Aufgetischt wurden Mumienwürstchen, ein feuriges Curry sowie eine blutrote Hexensuppe, gefüllte Eier mit gerösteten Maden als Garnierung und Mozzarellakugeln, auf denen die aufgeschnittenen Ringe von schwarzen Oliven lagen und sie somit wie gerade frisch herausgenommene Augen erscheinen ließen. Natürlich durfte das passende Getränk in Form von Rotwein nicht fehlen. Als kleine Horrorüberraschung war dabei in jedem Glas eine entkernte Lychee zu finden, die in der roten Flüssigkeit wie ein schwimmender Augapfel wirkte. Yuugi war zwischenzeitlich bei diesen gruseligen Aussichten bereits der Appetit vergangen, sodass er sich größtenteils an die einfachen Speisen wie Brot und Curry hielt, die er beide als unbedenklich einstufte. Als Naschwerk gab es Gruselplätzchen sowie einen Red Velvet Cake, auf dem einige gruselige Baiser Geister standen und der natürlich vom Hobbybäcker Jonouchi mitgebracht worden war. Seine Leckereien waren stets ein wahrer Genuss, ebenso wie die alljährlichen Weihnachtskekse oder Pralinen, die er immer liebevoll verzierte. Schon jetzt war die Begeisterung seiner Freunde groß und sie konnten es kaum erwarten, diese kleinen Sünden zu erhalten.    Erstaunt waren sie wiederum über Bakura, der doch tatsächlich diese hübsch verzierten Marzipan-Mandel-Plätzchen gebacken hatte. Zudem machte er sich schon den ganzen Abend einen Spaß daraus, seine Gäste zu erschrecken, sei es nun mit seiner lebensechten Deko, seinen Worten oder auch Taten. Besonderes Augenmerk legte er dabei nach wie vor auf Yuugi, dessen Yami den Großteil der Interaktionen übernahm. Ryou wiederum hielt sich bedeckt im Hintergrund und hatte festgestellt, dass der Ringgeist diesen einen Tag im Jahr mehr als genoß und die Vorbereitungen wohl tatsächlich einfach nur einer gruseligen Feier galten, an denen er wohlgemerkt SEINE Freunde nach Herzenslust erschrecken durfte, ohne dafür gescholten zu werden. Dass er dafür sein geliebtes Elisabethchen zusammen mit ihrer Katze Kuro ausgegraben und verkleidet hatte, war dabei natürlich mehr als makaber. Doch auch hier musste angemerkt werden, dass Bakura die Echtheit nie zu einhundert Prozent bestätigt hatte, sondern lediglich die Aussage unkommentiert im Raum stehen ließ.   So ging der Abend langsam aber sicher vorbei und die ersten Gäste hatten bereits den Heimweg angetreten. Gerade verabschiedete sich Yuugi von seinem besten Freund, der zusammen mit Mokuba die kleine Gruselfeier verließ. Der Schwarzhaarige hatte angeboten, den doch leicht angetrunkenen Blondschopf ein Stück im Auto mitzunehmen, unabhängig davon, ob Kaiba dem zustimmen würde. Anzu und Honda genehmigten sich gerade einen Schluck Rotwein am Wohnzimmertisch und würden wohl ebenfalls bald den Heimweg antreten. Bakura wiederum nutzte den kurzen Moment und wandte sich süffisant grinsend an den König der Spiele, der gerade entspannt am Balkongeländer lehnte und den Blick über die Stadt schweifen ließ: „Appetit auf einen kleinen, süßen Snack, my Lord?“ In den Händen hielt der Weißhaarige ein Glas mit aufgedruckten Karussellpferdchen, in dem einige der Totenkopfkekse lagen, die er Ryou erst gestern noch so strikt zu essen verboten hatte. Dieser schlussfolgerte wiederum, dass sein Schatten die knochigen Backwaren eigens für den Pharao hergestellt hatte, da er diese gut versteckt in einer Plätzchendose verstaut hatte. »Was führst du im Schilde?«, fragte der Jüngere sein Ebenbild erneut, als er dieses immer breiter werdende, diabolische Grinsen im Gesicht des anderen sah. „Ich möchte diesen Tag nur gebührend feiern“, war die geflüsterte Antwort darauf, als Yuugi sich rücklings an das Geländer lehnte, das liebevoll verzierte Plätzchen schließlich entgegennahm und ein Stück davon probierte. „Sie sind lecker, ein bisschen süßer als die anderen, aber extrem gut.“ „Das freut mich. Sie sind auch mit viel Liebe hergestellt“, sagte der Ringgeist in einem leicht verführerischen Ton und sah zu, wie der Kleinere den Keks schließlich gänzlich aufaß. „Sag Pharao, hast du nicht Lust ein kleines Spielchen zu spielen?“  Der König der Spiele wurde hellhörig. „An was genau hast du dabei gedacht?"   Da war sie, diese eine Gelegenheit, die Bakura herbeiführen wollte, seitdem dieses Treffen festgelegt worden war. Sein breites Grinsen nahm durchtriebene Züge an, während in seinen Augen ein deutliches Funkeln zu erkennen war. „Keine Sorge, es wird kein Spiel der Schatten werden. Wie wäre es diesmal mit einem Klassiker: Wahrheit oder Lüge?”  Yami schien interessiert, Yuugi wiederum hatte ein ungutes Gefühl bei dieser Sache. »Warte, bist du dir sicher, dass du auf dieses Spiel eingehen willst? Bakura scheint etwas im Schilde zu führen…«, brachte er seine Gedanken an, doch sein Schatten hatte wenig Bedenken. „Keine Sorge, Aibou. Ich weiß genau, was ich tue. Bakura kann mich nicht hinters Licht führen.“ Die Worte klangen stark, selbstbewusst und überzeugend, doch es war immer noch der Ringgeist, von dem sie hier sprachen, und dieses verschmitzte Grinsen, das dessen Wangen umspielte, ließ den Jungen zweifeln. Seinem mou hitori no boku wiederum wollte er vertrauen und hielt sich daher bedeckt im Hintergrund.   „In Ordnung, wie lauten die Regeln?“, ging der Pharao schließlich auf Bakuras Vorschlag ein und der Weißhaarige erklärte den Ablauf. „Ich habe drei Aussagen für dich und du sagst mir, ob sie der Wahrheit entsprechen oder frei erfunden sind. Wenn du die Lügen erkennst, verrate ich dir ein kleines Geheimnis.“ Sein Gegenüber nickte. „Nun gut, möge das Spiel beginnen. Erstens: Elisabethchen, war einst eine angesehene Dame aus gutem Hause und entstammt zusammen mit ihrer Katze einer Gruft, aus der ich sie herausgeholt und hierher gebracht habe. Zweitens: Bei der roten Flüssigkeit im Kühlschrank handelt es sich um echtes Blut von einem Menschen. Drittens: die Backwaren in Form der Totenkopfkekse sind vergiftet.“ „Moment“, unterbrach ihn der Pharao direkt, „Du meinst diese Kekse? Die, von denen ich bereits einen gegessen habe?“ „Ja, das hast du“, grinste Bakura daraufhin nur breit und wirkte hocherfreut. „Dann ist das definitiv eine Lüge, denn ich lebe noch und mir geht es nach wie vor gut.“ „Ich kann dir nicht widersprechen“, bestätigte er die Aussage von Yuugis Schatten. Dieser wiederum atmete auf den Schreck hin erst einmal tief durch und mahnte sich selbst zur Ruhe. Es war alles gut, ihm sowie Yuugi war nichts passiert und es würde ihnen auch nichts passieren. Immerhin sprachen sie hier von Mord und Anzu sowie Honda waren noch immer zugegen. Das würde nicht einmal Bakura unter Zeugen wagen, auch wenn der Pharao nach wie vor sein erklärter Feind war.    „Im Kühlschrank befindet sich kein menschliches Blut“, sagte er als nächstes, woraufhin der Weißhaarige nickte und damit die Richtigkeit von Yamis Aussage bestätigte. Ein Moment, bei dem vor allem Yuugi erleichtert aufatmete. Dann erinnerte er sich wieder an das Skelett und ihr Zusammentreffen am frühen Abend. Auch wenn es noch so abwegig erschien, eine Aussage musste schließlich der Wahrheit entsprechen, also wählte der Geist des Millenniumspuzzles das Skelett und Bakura nickte erneut.  „Mein geliebtes Elisabethchen. Ja, sie entstammte tatsächlich einst einem alten Adelsgeschlecht. Mehr kann ich dazu leider nicht preisgeben, ohne dass du Gefahr läufst, dich eventuell noch der Mittäterschaft schuldig zu machen.“ Ryou fiel im Hintergrund beinahe vom Glauben ab. Hatte sein Schatten ihm also doch die Wahrheit gesagt und bestätigte nun schlussendlich gegenüber Yuugi seine Schandtat. Mit diesem Wissen konnte er nun definitiv nicht mehr in seinen Körper zurückkehren, bis die sterblichen Überreste von ihr und dementsprechend auch ihrer Katze wieder an ihren Bestimmungsort zurückgekehrt waren.   „Nun muss ich dir wohl tatsächlich mein kleines Geheimnis verraten“, sagte Bakura gespielt trübsinnig und schaute seinem Gegenüber verheißungsvoll in die neugierigen Augen. Noch ehe der Satz gänzlich ausgesprochen war, breitete sich ein merkwürdiges Gefühl in Yuugis Körper aus, woraufhin aktuell der Pharao für den Bruchteil einer Sekunde etwas benommen wirkte und leicht nach vorn kippte. Dieser flüchtige Augenblick der Schwäche entging natürlich auch dem Weißhaarigen nicht. „Oh, wie ich sehe, beginnt es bereits“, ließ er seinen Gedanken freien Lauf und besah den anderen mit einem vorfreudigen Blick. „Was beginnt?“, wollte Yami natürlich genauer wissen und er spürte, wie sein Herz unerwartet schneller zu schlagen begann. „Die Wirkung der Kekse macht sich bemerkbar“, klärte der Ringgeist seinen gegenüber direkt auf und legte ein schadenfrohes Grinsen auf. „Aber ich dachte, die wären nicht vergiftet.“ „Sind sie auch nicht, dafür besitzt diese Backmischung allerdings eine ganz besondere Zutat. Natürlich habe ich dieses besondere Kleingebäck nur für dich hergestellt. Interessanterweise habe ich vorhin deinen besten Freund dabei erwischt, wie er sich ebenfalls einen der süßen Totenschädel aus der Küche stibitzt hat, bevor er mit Mokuba die Feierlichkeiten verließ. Ich bin sicher, dass auch noch jemand anderes seinen Nutzen daraus ziehen wird. Außerdem muss ich zugeben, dass ich mit der Dosierung etwas unsicher war. Deswegen kann die Reaktion deines Körpers auf diese besondere Zutat unter Umständen mehr oder weniger heftig ausfallen.“   „Du elender... Wenn Jonouchi irgendetwas passiert“, drohte Yuugis Schatten und war innerlich froh darüber, dass Kaiba seinen besten Freund mitgenommen und inzwischen sicher nach Hause gebracht haben würde, sodass er keinen dubiosen Leuten mit unlauteren Absichten in die Hände fallen würde, die seine Schwäche ausnutzen konnten. Bakura grinste gehässig und wenn er ihn in dieser Hinsicht mit Halbwahrheiten gefüttert hatte, dann würde das sicher auch bei den anderen so sein. Also wollte er es genau wissen und fragte nach: "Dann ist auch das Blut im Kühlschrank echt?” „Natürlich ist es das. Allerdings stammt es nicht von einem Menschen“, schmunzelte er verwegen und dem König der Spiele wurde schlagartig bewusst, dass der ehemalige Dieb und Grabräuber ihn erfolgreich hinters Licht geführt hatte. Doch was genau er damit bezweckte, wusste er nicht. Noch nicht. „Was hast du vor?“, brachte der sonst so gelassene Geist des Millenniumspuzzles nun doch etwas beschwerlich hervor, während sein Körper ihm immer weniger gehorchte. „Wie schön, dass du fragst. Ich erkläre es dir gern in aller Ruhe. Aber zuvor sollten wir wohl noch deine beiden Freunde verabschieden, meinst du nicht auch? Oder sollten wir sie vielleicht lieber in mein kleines Vorhaben mit einbeziehen?“ Ein wütendes Knurren zusammen mit einem „Lass sie in Ruhe”, dass er zwischen seinen Zähnen hindurch presste, war die einzige Antwort, die sein erklärter Feind noch im Stande war, zu entgegnen. Mit diesen Worten näherte sich der Ringgeist ihm auf ein Minimum an Distanz. Im gleichen Moment begann der Körper des Dunkelhaarigen völlig verrückt zu spielen und versagte ihm den Dienst. Urplötzlich verließ ihn die Kraft in seinen Beinen, sodass seine Knie einfach unter seinem Gewicht nachgaben und ihn widerstandslos in die Arme des Weißhaarigen vor ihm fallen ließen. Dieser legte seinen Arm um die Schultern des Kleineren und zog ihn nah an sich heran. „Natürlich würde auch ich eher die traute Zweisamkeit für unsere bevorstehende Liaison bevorzugen. Also sei brav und spiel mit. Immerhin magst du doch Spiele jedweder Art.“    Yuugis Körper fühlte sich geschwächt an und sein Schatten spürte, dass er in dieser Situation nicht viel ausrichten konnte, schon gar nicht, wenn Anzu und Honda noch zugegen waren. Also wollte er gute Miene zum bösen Spiel machen und fügte sich vorerst zähneknirschend in sein Schicksal, um seine Freunde in Sicherheit zu wissen. Über das Danach konnte er sich auch später noch Gedanken machen. Im nächsten Moment setzte sich Bakura in Bewegung und nahm den Jungen, den er ein wenig stützen musste, mit zurück ins Wohnzimmer. Die verbliebenen Gäste hatten gerade den letzten Schluck Rotwein genossen und stellten die Gläser zurück auf den niedrigen Tisch, als Anzus Blick auf Yuugis dunkles Ebenbild fiel und sie etwas besorgt zu sprechen begann: „Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst nicht gut aus.“ Doch der Angesprochene winkte sofort ab und ließ stattdessen den Weißhaarigen für ihn sprechen.  „Unser Vampir war wohl etwas zu gierig mit den roten Flüssigkeiten. Da er nicht mehr taktfest genug ist, um den Heimweg anzutreten, hat er beschlossen, heute hier zu übernachten. Er kann ja kaum noch alleine stehen“, schmunzelte Bakura etwas schadenfroh und schien sie mit seinen Worten zu überzeugen. Gemeinsam gingen sie zur Wohnungstür, die Freunde zogen ihre Jacken an und verabschiedeten sich schließlich um 2 Uhr nachts am All Hallows' Eve. Die Tür fiel geräuschvoll ins Schloss und die Stimmen draußen auf dem Flur wurden allmählich leiser, bis sie schließlich gänzlich verstummten.    In der Wohnung herrschte Totenstille, bis Bakura das Schweigen schließlich mit einem süffisanten Ton in der Stimme brach: „Sag mir, was glaubst du, was jetzt passieren wird, Pharao?” Es war eine Frage, die der andere nicht gewillt war zu beantworten. Denn egal, wie seine Antwort ausfallen würde, so wie er den Ringgeist gerade einschätzte, würde dieser so oder so seine eigenen Interessen rigoros durchsetzen. Er würde ihm nur weitere Vorlagen liefern, die es ihm einfacher machten, ihn in die gewollte Richtung zu treiben. Also wählte er den taktisch klügeren Rückzug und schwieg. Eine Reaktion, die den Ringgeist dazu veranlasste, seine Hand unter das Kinn des anderen zu legen und ihn dazu zu zwingen, zu ihm aufzusehen. Die violetten Augen trafen auf dunkelbraune, die begierig aufleuchteten und dem König der Spiele einen Schauer durch den geschwächten Körper jagten. „Du willst lieber schweigen? Gut, dann ist es an der Zeit, neue Spielregeln aufzustellen", raunte der Hausherr in einem verheißungsvollen Ton und zog das Gesicht des Kleineren näher an das Seine. Doch noch bevor er sein eigentliches Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, stieß sein Opfer sich unerwartet kraftvoll von seinem Körper ab, sodass Bakura leicht zurück taumelte und sein Gefangener in das nahegelegene Badezimmer flüchten konnte. Im Nachhinein betrachtet, wäre die Flucht durch die Haustür wohl zielführender gewesen, jedoch konnte er aufgrund der etwas verschwommenen Sicht und der spärlichen Beleuchtung nicht ausmachen, welche Tür ihm den Weg in die Freiheit öffnen würde und wählte leider die falsche.  Bakura belächelte wiederum den missglückten Fluchtversuch und stellte fest, dass die Dosierung offenbar doch zu gering war, wenn er noch so viel Kraft für ein solches Unterfangen besaß. Dieser Fehler würde ihm sicher kein zweites Mal unterlaufen und damit sein Vögelchen nicht doch noch aus seinem Käfig entfliehen konnte, schloss er vorsorglich die Eingangstür der Wohnung ab und ließ den Schlüssel verschwinden. Auch hatte er an anderer Stelle ähnliche Vorbereitungen getroffen, die wohl in diesem Moment auch seinem verbliebenen Gast auffallen würden. Ein breites Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er die wenigen Schritte zur Badezimmertür hinüber ging und wie so oft in den letzten Tagen dieses eine, äußerst unpassende Weihnachtslied summte.    Yami, der sich auf der anderen Seite befand, verfiel wiederum in eine gewisse Panik. Kaum hatte er die Tür zugeworfen, wollte er diese abschließen und griff intuitiv nach dem Schlüssel, nur um festzustellen, dass keiner vorhanden war. Der durchtriebene Ringgeist hatte offenbar Vorkehrungen getroffen. Nun war er gefangen in dem kleinen Raum, den er nicht absperren konnte und in dem es keine Fenster oder Ähnliches gab, was ihm zur Flucht verhelfen konnte. Die Überlegung, die Tür einfach zuzuhalten, würde ihm schon aufgrund seiner aktuellen Schwäche nur eine kurze Galgenfrist verschaffen. Eine Möglichkeit sah er noch darin, sich an ihm vorbeizudrängen, wenn dieser die Tür öffnete. Beides würde ihm aufgrund seines desolaten Zustandes jedoch kaum gelingen, doch es war immerhin eine Chance. Also ging er ein paar Schritte zurück, bis er schließlich mit den Oberschenkeln an den Rand der Badewanne anstieß und unfreiwillig darauf Platz nahm, während sein Umhang wohl einige Falten davontragen würde. Sein etwas verklärter Blick fiel auf die metallene Türklinke und er rechnete jede Sekunde damit, dass diese sich wie von Geisterhand nach unten bewegen würde, die Tür sich wieder öffnete und er erneut Bakura mit seinem überlegenen Blick gegenüberstehen würde. Doch das geschah nicht.    Quälend lang erschienen ihm diese Momente, in denen einfach nichts passierte. Das Einzige, das er wahrnahm, war ein leises Summen, das von draußen erklang und eindeutig dem Weißhaarigen zuzuordnen war. „Trick or Treat, Pharao. Ich würde auch eher die süßen Seiten des Lebens bevorzugen. Doch manchmal muss man eben einfach in den sauren Apfel beißen. Also zier dich nicht so. Das macht es nur mühsamer für uns beide“, sagte er, als er vor der Badezimmertür angekommen war und seine Hand auf das weiße Furnier legte. „Du weißt genauso gut wie ich, dass du aus diesem Raum nicht entkommen kannst. Also, mach die Tür auf.“  Doch der Gefangene reagierte nicht und es war kein Ton aus dem Badezimmer zu hören. Bakuras Geduld ging langsam zur Neige und eine gewisse Unzufriedenheit kam in ihm auf. Er hasste es, warten zu müssen, vor allem dann, wenn er so kurz davor war, seine lang gehegten Pläne in die Tat umzusetzen. Auf diese einzigartige Gelegenheit wartete er bereits sehr lange. So lang, dass er diese Tür am liebsten sofort aufgerissen und sich einfach genommen hätte, was er begehrte. Doch er tat es nicht. Stattdessen wandte er sich noch einmal wohlwollend und mit deutlichen Worten an seine scheue Beute: „Ich wiederhole mich nur ungern und je länger du mich warten lässt, desto schwieriger wird es für mich, dich nicht hart für deine Aufsässigkeit zu bestrafen.“    Es vergingen erneut einige Augenblicke, in denen Bakura auf eine Reaktion wartete, und tatsächlich bewegte sich die silber glänzende Klinke nach unten und die Tür wurde wieder geöffnet. Ein flüchtiges, diabolisches Grinsen huschte über die Lippen von Ryous Schatten und nahm süffisante Züge an. Vor ihm stand sein verhasster Pharao, der ihm wütend unter den blonden Strähnen entgegenblickte und ihm allein damit schon einen unglaublichen Genuss verschaffte. Diese böse funkelnden, leicht verklärten Augen, die ihm seine schwer unterdrückte Wut entgegenbrachten, ganz zu schweigen von diesem Hauch von Verzweiflung, da er genau wusste, dass es aus dieser Situation kein Entkommen für ihn gab sowie das Wissen, dass der Grabräuber und Dieb in der Vergangenheit keine Rücksicht auf Verluste genommen hatte. All das spiegelte sich in diesem beinahe betörenden Blick des Pharaos wider. Es war ein wundervoller Anblick, der Bakura die Vorfreude auf die nächsten Stunden noch versüßte und sein Blut in Wallung brachte. Doch zuvor gab es da noch eine andere, nicht unwesentliche Kleinigkeit, die er so nicht stehen lassen konnte. Ohne Vorwarnung hob der Ringgeist seinen Arm, holte aus und schlug mit seiner flachen Hand kraftvoll zu, sodass der Kleinere das Gleichgewicht verlor und am Waschbecken neben sich Halt suchen musste. Ein deutlicher Schmerz breitete sich auf der Wange von Yuugis Gesicht aus, den sein Schatten für sein eigenes Fehlverhalten erdulden musste. Mit dieser Reaktion des anderen hatte er nicht gerechnet und als er sich erneut zu ihm wandte, sah er unvermittelt in die kalten, dunklen Augen seines Peinigers, die von Strenge und sinnlichem Genuss gleichermaßen gezeichnet waren. Eine beängstigende Tatsache, die nichts Gutes bedeuten konnte und von seinem Gegenüber direkt bestätigt wurde.   „Sieh nur, wozu du mich mit deinem Ungehorsam gebracht hast“, sprach der Weißhaarige vorwurfsvoll. „Es wird Zeit, dass ich dir die neuen Spielregeln erkläre, damit keine weiteren Missverständnisse zwischen uns entstehen. Erstens: Was ich sage, ist Gesetz. Du wirst jeder meiner Aufforderungen anstandslos nachkommen. Zweitens: Solltest du dich widersetzen, wirst du oder besser gesagt dein naiver, kleiner Freund die Konsequenzen für dein Fehlverhalten tragen“, sagte er mit einer ungewöhnlich ruhigen, dunklen Stimme in einem befehlenden und beinahe bedrohlichen Tonfall. Bedächtig legte sich seine Hand um die kalten Glieder der Kette, die Yuugi auch heute in seinem Kostüm wieder um den Hals trug, und zog den geschwächten Körper nah an sich heran, während er das Millenniumspuzzle mit seiner anderen Hand umfasste. „Wir wollen doch nicht, dass deinem Schützling etwas Unschönes zustößt. Und wenn ich mich recht entsinne, bist du sicher auch am Wohlergehen vom Besitzer dieses Körpers interessiert“, spielte er auf Ryou an, der sich seinem dunklen Ebenbild nach wie vor nicht erwehren konnte. „Ich rate dir also, kooperativ zu sein, sonst komme ich vielleicht noch auf ganz dumme Gedanken.” Seine Worte waren klar und überdeutlich zu verstehen. Der Ringgeist würde keinen Widerspruch dulden und machte keinen Hehl daraus, auch Unschuldige dafür leiden zu lassen, solange es ihm dienlich war.   Ryou und Yuugi, die bis dato die Geschehnisse aus dem Hintergrund heraus verfolgt hatten, waren fassungslos. Das also war das eigentliche Ziel, dass Bakura verfolgt hatte, seit der Termin für die Feier festgelegt wurde. Er wollte sich den Pharao gefügig machen und nun unter böswilliger Erpressung gewisse Dinge von ihm einfordern. Seiner Körpersprache und den Aussagen nach zu urteilen, wanderten die Gedanken aller Anwesenden in eine einschlägige Richtung, allem voran die von Ryou, der seinen Schatten besser als jeder andere kannte. So naiv wie damals, als sie erstmals aufeinander trafen, war er schon längst nicht mehr und auch, wenn der andere ihn stets aus seinem eigenen Leben aussperrte, waren die Spuren und deren Herkunft im Nachgang dennoch deutlich erkennbar. Warum seine dunkle Seite ihm heute die Option einräumte, dieser Sache beizuwohnen, war ihm jedoch schleierhaft oder lag es schlicht daran, dass er ihn diesmal als Druckmittel bzw. Geisel hernahm? Denn aufhalten konnte Ryou ihn nicht, konnte er noch nie, sodass er nun gezwungen war, handlungsunfähig zuzusehen. Yuugi erging es ähnlich. Auch er war nicht in der Lage, seinen mou hitori no boku aus dieser misslichen Lage zu befreien, geschweige denn mit ihm die Plätze zu tauschen, und befand sich bereits in einer hitzigen Diskussion mit seinem dunklen Ebenbild.   Derweil hatte Bakura das Millenniumspuzzle wieder aus seiner Hand gleiten lassen und richtete das Augenmerk auf seine Beute. „Genug geplaudert. Wir verlegen den Schauplatz in einen anderen Raum. Komm”, forderte er seinen Gefangenen auf, ihm zu folgen, während er die ersten Schritte Richtung Wohnstube ging, doch der andere folgte nicht und schien noch seinen eigenen Gedanken nachzugehen. „Du hast es offenbar noch nicht begriffen“, sprach der Weißhaarige daraufhin ernüchtert, während er verständnislos den Kopf schüttelte und hörbar seufzte. Ohne ein weiteres Wort trat er einen Schritt zurück, griff in das schwarze Haar und riss den Kleineren regelrecht aus seinen Gedanken, während er sogleich das Gespräch mit seinem geliebten Aibou abrupt unterbrach. Der Griff war fest, bestimmend und ließ kein Entkommen zu. Schmerzerfüllt schrie der Dunkelhaarige im Affekt auf und folgte notgedrungen der fließenden Bewegung des anderen, der ihn zurück ins Wohnzimmer zerrte. Dort ließ er von dem Schopf seines Opfers ab und stieß ihn Richtung Balkon. Ungelenk stolperte Yami nach vorn und wäre beinahe über den dunklen Holztisch in der Mitte des Raumes gefallen, hätten seine Beine nicht schon vorher ihren Dienst versagt, sodass er schließlich auf dem harten Holzfußboden landete.    „Steh auf“, vernahm er direkt die autoritäre Stimme seines Peinigers, die keinerlei Widerworte duldete, und folgte diesmal anstandslos dem unmissverständlichen Befehl, wenn auch etwas unbeholfen. Als er wieder auf seinen wackeligen Beinen stand, schritt der Ringgeist langsam auf ihn zu. „Wie ich sehe, bist du wohl doch lernfähig. Sehr gut. Kommen wir nun zum eigentlichen Teil meines Anliegens. Bitte sehr, Pharao“, wies er in die Richtung, in der das Schlafzimmer hinter den weißen Schiebetüren verborgen lag. Der Dunkelhaarige zögerte, denn er wusste, wenn er diese Türen öffnete, würde Bakura sich mit Sicherheit auf jede nur erdenkliche Weise an ihm und somit auch Yuugis Körper vergehen, so wie er es bereits mit der Ohrfeige ohne Vorwarnung im Badezimmer begonnen hatte. Doch welche Alternativen hatte er, außer ihm das zu geben, wonach es ihn verlangte, um so noch einer weitaus härteren Strafe zu entgehen? Sogleich drang wieder die dunkle Stimme des Ringgeistes an seine Ohren und holte ihn aus seiner Gedankenwelt.   „Du willst nicht? Auch gut, dann bleiben wir hier. Ich hatte dabei nur dein Wohlergehen im Sinn“, grinste der Ringgeist unverfroren und ließ es so aussehen, als wäre es ein Vorteil für das Objekt seiner Begierde gewesen, welche dieser einfach so hatte verstreichen lassen. Ebenso erhielt er damit eine neue Möglichkeit, die er mit größter Freude nutzen wollte. „Allerdings sollte dir ebenfalls bewusst sein, dass du wiederholt eine eindeutige Aufforderung missachtet hast und ich dich nun dafür bestrafen muss.“ Das wiederum war eine Tatsache, die der Kleinere nicht bedacht hatte. Er ballte seine Hände zu Fäusten, auch wenn das aufgrund der verheerenden Wirkung des süßen Teufelsgebäcks weniger kraftvoll geschah, und ärgerte sich über diese Vorlage, die er dem anderen damit unfreiwillig zur Verfügung gestellt hatte. Dieser trat näher an sein Opfer heran und lehnte sich von hinten über die Schulter des ehemaligen Pharaos. Langsam ließ er seine Hände um den warmen Körper wandern, fuhr bedächtig über die Brust weiter nach oben und schlang die filigranen Finger sanft um den schmalen Hals, während er sich nah an ihn presste. „Ich will, dass du dich ausziehst“, flüsterte er in einem verführerischen Ton, sodass die diabolische Freude über diese pikante Forderung deutlich herauszuhören war.    Der Dunkelhaarige stockte und sein Herz schlug ihm mit einem Mal bis zum Hals, sodass Bakura deutlich dessen Aufregung spüren konnte. Er wusste, dass sich der verhasste Feind aus der Vergangenheit seinen Worten nicht widersetzen konnte, wenn er seine Liebsten weiterhin schützen wollte. Für den Geist des Millenniumspuzzles war es wiederum an der Zeit, seinen Aibou aus diesem Spiel herauszunehmen. Also zog er sich für wenige Augenblicke zusammen mit seinem jüngeren Abbild in den Milleniumsgegenstand zurück, um auch ihm das unmissverständlich klar zu machen. »Mou hitori no boku!«, fiel Yuugi sogleich verbal über den Älteren her und die Besorgnis war ihm deutlich anzusehen. Die Worte sprudelten nur so aus ihm hinaus, während er verzweifelt nach einer Lösung suchte und sich in verschiedene Gedanken verstrickte. Doch sein älteres Abbild schwieg sich darüber aus und wandte sich mit ruhiger Stimme an den Jüngeren: »Aibou, beruhige dich. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich habe mich vor 3000 Jahren nicht von ihm kleinkriegen lassen, also wird das heute auch nicht passieren. Vertrau mir, ich bekomme das schon geregelt.« Doch Yuugi dachte nicht im Traum daran, sich zu beruhigen und redete weiter auf ihn ein. Jedoch hatte der Größere dafür jetzt nicht die Zeit, wusste er doch, dass der Ringgeist äußerst ungeduldig war. Also unterbrach er den Jungen vor sich erneut, drängte ihn zurück und sperrte ihn kurzerhand in das Spielzimmer seines Puzzles ein, das noch immer direkt gegenüber von seinem lag.    Natürlich war es nicht in Ordnung, so zu handeln. Doch er sah in diesem Moment keine andere Möglichkeit, um seinen unschuldigen Aibou zu schützen. Denn inzwischen nahm diese Sache Ausmaße an, die er seinem Schützling nicht mehr zumuten konnte oder wollte. Der Grund für Bakuras Handeln war nun mal der Pharao und nicht Yuugi Muto. Zudem schien eine Flucht aus mehreren Gründen unmöglich. Aufgrund der verhängnisvollen Backmischung, die ihm der Weißhaarige untergejubelt hatte, fiel es ihm deutlich schwer, sich aufrecht zu halten. Und selbst wenn es ihm möglich wäre und er sein jüngeres Abbild in Sicherheit wusste, bliebe da noch immer Ryou und er hatte keinerlei Zweifel daran, dass er diesen Jungen ausgiebig für das Fehlverhalten eines anderen bestrafen würde. Hinter der fest verschlossenen Tür hörte er sein jüngeres Ich toben und rufen, doch er ignorierte es. Nun musste er sich dem Ringgeist stellen, der seine angestaute Wut und die Rachegelüste über tausend Jahre hinweg für diesen einen Moment zurückgehalten hatte. Also kehrte er wieder aus dem Puzzle zurück und fand sich genau dort wieder, wo er vorher gestanden hatte: vor der Tür zu Bakuras Schlafzimmer.   Währenddessen führte der Ringgeist ein ähnliches Gespräch mit seinem jüngeren Abbild, der sich als gute Seele dieses Körpers aufspielen wollte und nun mit engelsgleicher Stimme inständig auf ihn einredete: »Bakura, bitte, lass ihn in Ruhe. Ich meine, das kann doch nicht dein Ernst sein? Die Sache in Ägypten ist doch schon ewig her und er ist immerhin mein Freund. Ich bitte dich, lass ihn gehen.« Doch sein stetiger Schatten sah das anders. “Yadonushi”, sprach er streng und wirkte verärgert, “Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass du meine lang gehegten Pläne mit deinem flehentlichen und ebenso äußerst missliebigen Gerede durchkreuzen könntest? Auch wenn dein ach so toller Freund immer nett und freundlich erscheint, ist er noch lange nicht so unschuldig, wie du vielleicht denkst. Und eines kannst du mir getrost glauben: Die Zeit heilt keine Wunden, sie schürt lediglich die Rachegelüste. Also ruiniere mir diesen süßen, lang ersehnten Triumph nicht, denn die Konsequenzen daraus würden dir nicht gefallen.” Da Bakura keinen Widerspruch duldete, war die Diskussion damit sofort beendet und der Weißhaarige mit größter Vorfreude wieder auf seine Beute fixiert, die wohl ebenfalls sein Bewusstsein wiedererlangt hatte.   „Na, hast du deinen kleinen Freund ins Bettchen gebracht?", hörte der ehemalige Pharao sofort die dunkle Stimme, dessen Besitzer dem Klang nach zu urteilen ein gehässiges Grinsen aufgesetzt hatte, während er an seinem Hals hinabwanderte. „Dann kann der Spaß ja endlich beginnen. Also los, fang an. Wie du ja weißt, warte ich nicht gern.“ Mit diesen Worten öffnete der Ringgeist die rote Schleife des schwarzen Umhangs um Yamis Hals, welcher geräuschlos zu Boden glitt, und ließ wieder von ihm ab, damit dieser seinem vorangegangenen Befehl Folge leisten konnte. Langsam trat Bakura ein paar Schritte zurück, ließ sich am Tisch in der Mitte des Raumes nieder und wartete interessiert auf die Reaktion seines Opfers. Der Dunkelhaarige konnte den durchdringenden Blick des anderen regelrecht in seinem Rücken spüren und wusste, dass er ihn nicht warten lassen sollte. Dennoch fiel es ihm so unendlich schwer, dieser Aufforderung nachzukommen und sich dem Willen des anderen zu beugen. Hinter sich hörte er das bekannte, verheißungsvolle Geräusch eines Korkens, welcher gerade langsam aus dem Flaschenhals gezogen worden war, und der König der Spiele wusste, dass er nun tätig werden musste, um nicht wissentlich den Groll seines Peinigers ein weiteres Mal heraufzubeschwören. Nur widerwillig wandte er sich um und wurde sogleich von dem begierigen Blick des anderen förmlich durchbohrt, während dieser sich einen Schluck der roten Flüssigkeit in sein Weinglas goss.    Yami hielt einen Moment inne und beobachtete den Ringgeist bei seinem Tun. Dieser setzte die Flasche wieder ab, stieß den Korken auffällig kraftvoll wieder in den dünnen Flaschenhals und richtete schließlich das Wort an seinen unfreiwilligen Gast, als er das Zögern erkannte: „Nur zu. Worauf wartest du?“ Seine Stimme klang zwar entspannt, doch wenn er jetzt nicht Folge leisten würde, wäre die nächste und vermutlich wesentlich unangenehmere Strafe bereits vorprogrammiert. „Ich empfehle dir, mit deinem hübschen goldenen Anhänger zu beginnen. Das Puzzle ist sicher schwer und würde dich nur unnötig in deiner Bewegungsfreiheit einschränken. Keine Sorge, ich habe keinerlei Interesse an deinem Aibou. Zumindest sofern du brav mitspielst." Ein gehässiges Grinsen umspielte Bakuras Lippen und er beobachtete hocherfreut, wie sein Gegenüber seiner Aufforderung nachkam. Sorgsam legte dieser den Millenniumsgegenstand auf dem nahegelegenen Regal ab und wandte sich wieder dem Ringgeist zu, der ihn erwartungsvoll ansah. Er atmete einmal tief durch, legte zögerlich seine Hände auf die dunkelrote, mit einem filigranen Goldmuster verzierte Weste und begann, den ersten Knopf durch den schmalen Schlitz zu schieben. Kaum war dieser geöffnet, fuhr er zum nächsten und öffnete so Stück für Stück das edel wirkende Kleidungsstück.    Bakura verfolgte jede noch so kleine Bewegung genauestens, während er das Glas in seiner Hand bedächtig hin und her schwenkte. Der rote Stoff glitt zu Boden und gesellte sich somit zu dem dunklen Umhang. Doch für den ehemaligen Pharao war es nicht einfach nur ein Kleidungsstück, das er unfreiwillig abgelegt hatte. Es war ein Stück seiner Würde, seines Stolzes, dass damit von ihm abfiel und dem Ringgeist nun zu Füßen lag. Er schob die unliebsamen Gedanken beiseite, wollte gar nicht genauer darüber nachdenken und begann direkt mit der Knopfreihe des weißen Rüschenhemdes, um es im besten Fall schnell hinter sich bringen zu können. Doch der Ringgeist hatte andere Pläne. Als der Dunkelhaarige bereits vier Knöpfe geöffnet hatte, unterbrach ihn sein Beobachter unerwartet: „Warte, wenn ich es mir recht überlege, brauchst du das Hemd gar nicht auszuziehen. Lass es so und mach bei deiner Hose weiter.“ Sein Blick wanderte bei seinen letzten Worten bereits nach unten und blieb an der schwarzen Gürtelschnalle hängen. Natürlich fiel das auch Yuugis Schatten auf, sodass seine Hände von dem weißen Hemd abließen, hinab zu seinen Lenden wanderten und sich auf besagten Riemen legten.  Nervosität begann sich in seinem Körper auszubreiten und ließ ihn nur zögerlich den metallenen Verschluss öffnen, um das schwarze Leder hindurchzuziehen. Der Schnalle folgte kurz darauf der Knopf und schließlich auch der Reißverschluss der anthrazitfarbenen Anzughose, die an den Beinen des inzwischen äußerst folgsamen Geists des Millenniumspuzzles einfach hinabrutschte. Als sich der Kleinere aus dem Stoff bewegte, zog er im selben Moment seine Socken mit aus und stand nun vor der letzten großen Hürde, die ihn die meiste Überwindung neben einigen anderen unangenehmen Empfindungen kosten würde.    Unruhig und mit zitternden Händen begab er sich unter das weiße Hemd, legte die Finger um den Saum seiner Unterhose, stockte in seiner Bewegung und hielt so einen Moment inne, als sich sein Peiniger wieder an ihn wandte. „Sag mir jetzt nicht, dass du schüchtern bist“, neckte ihn der Weißhaarige, während der andere das Gesicht wütend verzog und sich letztendlich mit einem beschämten Blick abwandte. Dabei suchte er sich einen Punkt in der hinteren Ecke, in dessen Nähe Bakuras momentane große Liebe saß. „Keine Sorge. Vor Elisabethchen musst du dich nicht genieren. Also beende, was du angefangen hast.“ Warum kostete diese Sache nur so viel Kraft und Überwindung und dann kam da noch etwas anderes, sehr markantes und heftiges in ihm auf: Das Gefühl der Demütigung. Eine Emotion, die er bislang niemals verspürt hatte und die ihm gleichzeitig den Puls in die Höhe trieb. Der Ringgeist stellte derweil sein geleertes Glas auf dem dunklen Holztisch ab und wollte sich gerade erheben, als sein Gegenüber der Aufforderung plötzlich doch nachkam und blank zog.    Das diabolische Grinsen, welches sich sofort auf Bakuras Lippen legte, war an Hohn und Genugtuung nicht zu übertreffen. Mit geröteten Wangen und einem devoten Blick, der inzwischen gen Boden gesenkt war, zog der ehemalige Pharao den Stoff des weißen Hemdes, welches ihm Bakura als einzigen Schutz vor seinen anzüglichen Blicken gelassen hatte, so gut es ging nach unten. Es war ein wundervoller Anblick, den der durchtriebene Ringgeist ausgiebig genoss und sogleich vollends auskosten wollte.  „Steht dir ausgezeichnet. Kommen wir nun zu deiner nächsten Aufgabe. Deine Freunde haben hier alles stehen und liegen lassen. Ich würde sagen, dass du ein wenig Ordnung schaffst, damit der Besitzer dieser Wohnung nicht so viel Zeit mit Aufräumarbeiten verbringen muss. Damit es nicht zu viel wertvolle Zeit in Anspruch nimmt, gebe ich dir ein kleines Hilfsmittel in die Hand.“ Er griff hinter sich und holte ein hölzernes Tablett hervor, während er neben sich deutete und den Kleineren damit zu sich befahl. Wie verlangt kniete sich der andere mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck neben ihn, verdeckte dabei das pikante Stückchen Haut zwischen seinen Beinen und nahm das Tablett wortlos entgegen, um wie gefordert den Tisch abzuräumen. Die Scham, die er dabei empfand, war kaum in Worte zu fassen und er bemühte sich, diese Aufgabe mit wenigen Handgriffen zügig zu erledigen, um dieser Situation umgehend zu entkommen.    Schnell waren die Snackschälchen ineinander gestapelt und Yami war gerade damit beschäftigt, die Gläser einzusammeln, als sein Blick auf das eine halbvolle am anderen Ende des Tisches fiel. Um es zu erreichen, musste er sich ein Stück weit über den viel zu niedrigen Tisch beugen. Als er jedoch genau das versuchte, bemerkte er, wie der Stoff seines Hemdes einige Zentimeter höher rutschte, und  hielt sofort in seiner Bewegung inne.  „Was ist? Greif zu. Das Glas ist zum Greifen nahe“, raunte der Ringgeist hämisch und der Dunkelhaarige kniff die Augen zusammen, während sich seine Hand zur Faust ballte. Beide wussten nur zu genau, was passieren würde, wenn er sich jetzt aus dieser Position heraus weiter strecken würde. Genauso wie beide wussten, dass der Dunkelhaarige keine andere Wahl hatte, als zu gehorchen. Also folgte er schließlich der Anweisung seines Peinigers. Wie erwartet rutschte das Hemd nach oben und gewährte dem Ringgeist damit einen ungehinderten Ausblick auf die freigelegte Haut.  „Mmmmh, äußerst verführerische Aussichten, die sich mir da bieten. Willst du mich etwa mit dieser obszönen Geste verführen?", erklang die zufriedene Stimme, in der ein deutlich sexuelles Interesse mitschwang.    Yuugis Schatten senkte den Kopf, verbarg das verlegene und ebenso wutverzerrte Gesicht und hielt einen Moment inne, nur wenige Zentimeter vor dem verfluchten Weinglas entfernt. Am liebsten wäre er vor Scham ein weiteres Mal gestorben, als sich hier und jetzt dem Ringgeist so offenherzig zu präsentieren, während dieser ihn hinterrücks erpresste, um ihn sich gefügig zu machen. Seine Gedanken wurden allerdings jäh unterbrochen und er fuhr erschrocken zusammen, als er spürte, wie sich die schlanken Finger des Weißhaarigen auf seinen Oberschenkel legten, nur um dann langsam weiter nach oben zu wandern. Er zog scharf die Luft ein und versuchte, sich weitestgehend zurückzuhalten, ihm keinen weiteren Anlass für eine neue Strafe zu bieten, während sich sein Herzschlag beschleunigte und seinen Puls rasant in ungeahnte Höhen trieb. Im nächsten Moment wurde dieses Vorhaben jedoch schon wieder zunichtegemacht, als der Ringgeist frech in den Hintern seines Opfers kniff und diesem intuitiv ein überraschtes Stöhnen entwich. Eine äußerst willkommene Reaktion und in dem Gesicht des Kleineren breitete sich sogleich eine Schamesröte aus.  „Ist das deine Antwort auf meine Frage?“, glitt er weiter über die helle Haut und schlich sich mit seinen neugierigen Fingern unter den weißen Stoff, um ihn langsam weiter nach oben zu schieben. „Im Gegensatz zu dir ist Yuugis Körper so erfrischend ehrlich. Gib es ruhig zu. Es gefällt dir, wie ich dich berühre", hauchte Bakura ihm diese pikanten Worte verheißungsvoll zu, fuhr mit seiner verbliebenen Hand um den Oberschenkel seiner Beute und zielsicher weiter zu dessen Körpermitte.    Als der Geist des Millenniumspuzzles die eindeutigen Absichten des anderen erkannte, reagierte er sofort, wich im Affekt zur Seite und befreite sich so aus dem Übergriff des Ringgeistes. Noch ehe er realisierte, was er da gerade getan hatte, war es auch schon zu spät. In Bakuras Gesicht spiegelte sich eine deutliche Unzufriedenheit wider, sodass er direkt ausholte und einen kraftvollen Klaps auf den entblößten Hintern austeilte. Yuugis dunkles Ebenbild war gerade definitiv ungehorsam und sein Peiniger hatte ihm im Vorfeld bereits mehrfach unverkennbar zu verstehen gegeben, welche schmerzhaften Folgen sein renitentes Verhalten haben würde. Nun war er deutlich verstimmt und nicht bereit, diese Dreistigkeiten weiter durchgehen zu lassen. Also machte er reinen Tisch, wischte das verbliebene Geschirr einfach vom gleichnamigen Möbelstück und zerrte den verhassten Feind an seinen violett-schwarzen Haaren rücklings auf die dunkle Tischplatte. Das weiße Rüschenhemd, das bereits seit geraumer Zeit nur noch als ein schön anzusehendes Accessoir an Yamis Körper fungierte und diesen damit extrem begehrlich aussehen ließ, konnte nun kein Detail seines Körpers mehr verstecken.    Sofort war der Ringgeist über ihm, fixierte dessen Handgelenke auf dem massiven Holz und funkelte ihn erbost an. „Warum lieferst du mir nur immer wieder einen Anlass, dich zu maßregeln?“, sinnierte der Weißhaarige kurz über diese Widersprüchlichkeit und zwang seinen Gefangenen noch im gleichen Moment in einen ungestümen Kuss, während der Unterlegene nicht in der Lage war, in irgendeiner Weise auf diese doch eher unerwartete Wendung zu reagieren. Barsch presste der Weißhaarige seine Lippen gegen die des anderen, nötigte ihn dazu, seinen Mund zu öffnen, um frech in die feuchte Mundhöhle einzudringen und nach Herzenslust darin zu wüten. Im Zuge dieses stürmischen Überfalls löste sich ein Teil von Bakuras Make-up, sodass der schwarze Lippenstift sich auf den Lippen des anderen verteilte, sich mit dem Kunstblut an dessen Mundwinkeln vermischte und weiter verwischt wurde, als sich ihre Zungen ineinander verflochten. Doch dieses Lippenbekenntnis wäre keine Strafe gewesen, wenn es für den ehemaligen Pharao ein Genuss gewesen wäre. So spürte er nur wenig später einen beißenden Schmerz an seiner Lippe und direkt darauf die feuchte Zunge, die wohlwollend über die malträtierte Stelle leckte.    Als der Weißhaarige sich wieder von ihm löste, sah er streng und überlegen auf sein Opfer herab, dessen Unterlippe aufgrund des Überfalls nun leicht anschwoll und sich hervorragend mit dem Kunstblut und der verschmierten Farbe ergänzte. Aber war es wirklich so? Gab er seinem Peiniger wirklich freiwillig immer wieder Gründe, ihn bestrafen zu können oder redete der Ringgeist ihm das nur auf eine perfide Art und Weise ein, sodass er es selbst noch glauben wollte?  „Was für ein betörender Anblick“, holte ihn die dunkle Stimme des Ringgeistes abrupt wieder aus seinen Gedanken und ihre Blicke trafen sich für einen flüchtigen Augenblick. Als er die Worte des Größeren vollends verarbeitete hatte, besann er sich wieder der Situation, in der er sich noch immer befand, sowie auf die vielen pikanten Details seines Körpers, die nun unverhüllt für den Ringgeist sichtbar waren. Sein Blick verfinsterte sich, während ihm die Röte ins Gesicht stieg, und auch, wenn er sich nicht körperlich zur Wehr setzte oder verbal aufbegehrte, war in den violetten Augen wider Erwarten so ein verräterischer Schimmer zu erkennen, der den Weißhaarigen in eine vorfreudige Erregung versetzte. Der Griff um die Handgelenke des ehemaligen Pharao lockerte sich ein wenig, während Bakura sich mit einem süffisanten Grinsen erneut zu ihm hinab beugte.    „Dein bornierter Blick verrät mir, dass du noch nicht in der richtigen Stimmung für das große Finale bist. Was hältst du davon, wenn wir… oder besser gesagt du das änderst?“ Während Bakura diese zweifelhaften Worte aussprach, umfasste selbiger das Handgelenk vom Objekt seiner Begierde und lenkte dessen Hand zielführend über den eigenen, halbnackten Körper weiter nach unten. Als dem Unterlegenen wiederum dämmerte, wohin ihn der Ringgeist führte, wollte er seine Hand aus dem Griff befreien, doch der andere ließ ihn nicht gehen und mahnte ihn ein letztes Mal in dieser lang herbeigesehnten Nacht: „Soll ich das als Verweigerung ansehen?“, fragte er gebieterisch drohend und bemerkte, wie der Widerstand des anderen sogleich erstarb. „Ich denke du weißt, was ich nun von dir erwarte. Das sollte für dich doch kein Problem darstellen, denn immerhin gleicht dieser Körper deinem bis aufs Haar genau.“ Es war eine Aussage, die keiner verbalen Reaktion bedurfte und Yuugis Schatten schluckte hart. Was der Ringgeist hier von ihm verlangte, war beinahe schon Verrat an seinem Aibou, der stets so furchtbar unschuldig und naiv durchs Leben schritt. Doch welche Alternative hatte er, was würde sich sein Peiniger noch alles ausdenken, wenn er dem Geheiß nicht Folge leisten und dessen Groll weiterhin anhalten würde? Es würde nur zu Lasten von Yuugi gehen, daran bestand kein Zweifel und das wollte er um jeden Preis verhindern. Also tat er das, was der Ringgeist von ihm verlangte.    Zaghaft senkte er seine Hand und wurde im gleichen Moment aus dem Griff des Weißhaarigen entlassen. Er umschloss sein Glied mit den zittrigen Fingern und begann langsam und zögerlich daran auf und ab zu fahren, während er seinen beschämten Blick zur Seite wandte und die Augen fest zusammenkniff. In dieser mehr als unangenehmen Situation wollte er seinem Peiniger definitiv nicht direkt in die vermutlich überlegen funkelnden Augen sehen. Der Ringgeist entließ nun auch das andere Handgelenk aus seinem Griff und gab ihm somit die Option, beide Hände für die verlangte Selbstbefriedigung zu nutzen. Bakura selbst besah sich dieses kleine Schauspiel einige Augenblicke, doch es stellte sich nicht die erhoffte Genugtuung ein, die er mit dieser pikanten Rache verfolgte. Der Pharao schien nicht bei der Sache zu sein und führte tatsächlich nur den stupiden Befehl aus, sich selbst zu berühren. Das konnte der Weißhaarige jedoch ohne Probleme ändern und so doch noch in den Genuss eines lustverzerrten und flehenden Gesichtsausdruck seiner Beute kommen.    „Warum so zaghaft, Pharao? Ich bin mir sicher, dass du das besser kannst. Vielleicht fehlt es dir aber auch einfach nur an ein wenig Motivation." Noch bevor der Satz gänzlich ausgesprochen war, schlangen sich auch schon die schlanken, kühlen Finger um die des Dunkelhaarigen und erhöhten das Tempo sowie die Intensität der nun deutlich erregenderen Bewegungen. Ein flüchtiger Ton entkam Yamis Lippen, sodass er seine gerade erst befreite Hand zur Hilfe nahm und fest auf seinen Mund presste, um weitere dieser verräterischen Geräusche zurückzuhalten. Allerdings gestaltete sich das schwieriger als gedacht, denn allein die Tatsache, dass ihn in diesem Augenblick Bakuras Hand zusammen mit seiner aufreizend berührte, ihn stimulierte und ihn in schnellen Zügen dem erlösenden Orgasmus entgegentrieb, raubte ihm beinahe die Sinne. Vielleicht lag es an seinem desolaten Zustand, ausgelöst durch dieses verhängnisvolle Naschwerk, doch dieses Gefühl der Befriedigung war so dermaßen intensiv, dass es ihm befremdlich schwer fiel, an sich zu halten. Sein Körper begann zu beben und er biss sich in der bereits lädierten Unterlippe fest, um sich nicht in dieser doch so flüchtigen Emotion zu verlieren.    Auch der Ringgeist bemerkte die immer weiter aufsteigende Hitze in dem anderen und konnte nicht umhin, ihm seine Gedanken zu dieser atemberaubend erregenden Szene mitzuteilen, um ihn auch in dieser freizügigen Situation weiter reizen und gleichermaßen demütigen zu können.  „Wo ist nun der stolze und unnahbare Pharao, der stets erhobenen Hauptes ganz Ägypten regierte? Es scheint, als wäre nicht mehr viel von ihm übrig geblieben, denn vor mir sehe ich nur einen willigen Sklaven der Lust, der sich vor Ekstase unter einem ruchlosen Grabräuber und Dieb ohne jedwede Moral oder Werte hemmungsloses räkelt. Welch verwerfliche Gebärden, mein lieber Pharao“, tadelte er seinen verhassten Feind, den er gerade in höchsten Höhen trieb, während dieser schützend den Arm auf sein Gesicht presste und damit das lustvoll verzerrte Gesicht darunter verbarg. Immer öfter entkamen ihm eindeutige Töne des Genusses, von denen einer süßer und leidenschaftlicher als der vorherige war und dem Weißhaarigen den nahenden Orgasmus in schnellen Atemzügen ankündigte. Doch Bakura ließ ihn nicht kommen. Fest presste er seinen Daumen auf die überempfindliche Eichel, unterbrach damit dessen Drang zu ejakulieren und hielt den Dunkelhaarigen in diesem ekstatischen Gefühl gefangen, während sich dieser keuchend in das schwarze Kostüm des weißhaarigen Todesengels krallte. Der lüsterne Blick, den er seinem Peiniger dabei zuwarf, übertraf Bakuras kühnste Vorstellungen und ließ eine unglaubliche Zufriedenheit in ihm aufkommen. Er wollte mehr davon, mehr von diesen wollüstigen Tönen, mehr von diesen ekstatischen Gesichtsausdrücken und mehr von dieser unglaublichen Hitze, die ihn zu noch größeren Schandtaten antrieb.    Kurzerhand entließ er Yuugis Schatten aus seinem Griff und nahm die Flasche Rotwein, die noch immer neben dem Tisch stand und bereits halb geleert war. Ungeduldig riss er mit seinen Zähnen den Korken aus dem schmalen Flaschenhals und ließ ihn achtlos zu Boden fallen, während das Objekt seiner Begierde sich noch immer unkontrolliert atmend auf der hölzernen Tischplatte befand. Die Lust, die ihn noch immer erfüllte, ausgelöst durch den Druck, den er nicht hatte abbauen können, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Ehe er sich versah, lief die rote Flüssigkeit auch schon aus der dunkelgrünen Glasflasche über seinen gesamten Körper, färbte das weiße Rüschenhemd blutrot und überzog die nackte Haut mit dem alkoholischen Traubengeschmack. Bakura liebte diese Sorte Rotwein ebenso wie er es liebte, den Pharao zu demütigen und zu erpressen. Yami wiederum zuckte bei dieser unerwartet feuchten Berührung merklich zusammen, während die rote Flüssigkeit über seine Brust und seinen Bauch bis hin zu seiner Lendengegend, wo sich das noch immer aufrecht stehende Glied des Dunkelhaarigen stolz und hart in die Höhe reckte, lief, zwischen seinen Beinen hindurch floss und sich auf dem Tisch sowie dem Fußboden weiter verteilte. Letzteres interessierte vor allem den Weißhaarigen gerade nicht im Geringsten. Er entledigte sich der nun leeren Flasche sowie seines einteiligen Kostüms und widmete sich direkt wieder dem erregten Körper seines Opfers.    Mit einem diabolischen Lächeln ließ er seinen Blick über den zitternden Leib fahren. „Du bist viel zu weich, opferst dich für deine kleinen Freunde und sieh, wohin es dich gebracht hat: Vollständig entblößt liegst du vor dem Mann, der dich demütigt und zu frivolen Handlungen nötigt, die dir offenbar mehr Freude bereiten, als sie sollten. Du bist wahrlich ein perverser, kleiner Masochist“, raunte der Weißhaarige mit einer animalischen Freude, während er sich über den verhassten Feind beugte, der noch immer von Schauern der Erregung gepeinigt wurde. Beinahe verzweifelt versuchte der Pharao sein Gesicht zu verbergen, den Worten des Grabräubers keine Bedeutung beizumessen, doch der Druck kochte in seinen Lenden. So harmlos die Geste des Ringgeistes auch erschien, der vereitelte Höhepunkt machte es ihm nun unmöglich, ohne weitere Hilfe die Lust abzubauen. In dieser erregten Qual hämmerten die diabolischen Worte wie eine grausame Anklage immer wieder in seinen Gedanken. War er wirklich ein Masochist? War all diese perverse Lust nur aufgrund dieser kleinen Gruselbackwaren und deren verhängnisvollen Inhalt in ihm entstanden? Oder genoss er wirklich, was der Weißhaarige hier mit ihm tat?     Bakura ließ wiederum keine wertvolle Zeit verstreichen und beugte sich vorfreudig zu seinem Opfer hinunter. Gierig leckte er mit seiner frechen Zunge den lieblichen Rotwein von der hellen Haut des anderen, sog sich an verschiedenen Stellen fest und hinterließ dunkle Markierungen auf seinem verführerischen Weg. Ein unterdrücktes Stöhnen war die Belohnung für seine Dreistigkeiten, woraufhin er sich weiter nach unten bewegte und frech in die dünne Haut an Yamis Beckenknochen hineinbiss. Scharf zog der ehemalige Pharao die Luft ein und seufzte hörbar, als der Ringgeist mit seiner Zunge beinahe entschuldigend über die geschundene Stelle fuhr und den hauchdünnen Film des Rotweins entfernte. Die sündigen Lippen fuhren weiter hinab, Zähne vergruben sich flüchtig in der weichen Haut am Oberschenkel und hinterließen rötliche Bissspuren, die sofort wieder beschwichtigend von dessen Zunge liebkost wurden. Eine Mischung aus Schmerz und Lust erfasste die wirren Gedanken des Unterlegenen, die er nicht einzuordnen wusste, und als der Weißhaarige schließlich bei seiner Körpermitte ankam und dort mit seiner Zunge der Länge nach über seine Männlichkeit fuhr, wurde ihm wieder seine noch immer vorhandene Erregung spürbar bewusst.  „Nicht!“, keuchte er heiser zu seinem Verführer, beugte sich dabei nach vorn und griff im Affekt in das lange, weiße Haar, das inzwischen durch den Rotwein einige rote Strähnen besaß. Bakura reagierte verärgert und antwortete in der einzigen Sprache, die der Dunkelhaarige verstand: „Dein Ungehorsam wird langsam lästig, Pharao“, funkelte er den anderen bedrohlich an und erhob sich wieder, bevor er seine Gürtelschnalle öffnete und den Lederriemen langsam herauszog. „Jetzt werden andere Saiten aufgezogen.“     Ein leises, monotones Geräusch durchdrang die Stille und erfüllte den Raum mit seinem beruhigenden Klang. Regen fiel auf die verlassen wirkenden Straßen der Stadt und ließ den König der Spiele langsam erwachen. Müde blinzelte das violette Augenpaar in das Zimmer hinein und erspähte einen weißen Haarschopf direkt neben sich. Offensichtlich hatte der Dunkelhaarige den Heimweg gestern nicht mehr angetreten und einfach bei Ryou übernachtet. Er seufzte hörbar und fühlte sich irgendwie total erschöpft. Derweil wurde auch sein weißhaariger Freund neben ihm munter und gähnte herzhaft, während er sich zu Yuugi umdrehte und sich ihre verschlafenen Blicke trafen. Stück für Stück kamen dem König der Spiele die Erinnerungen des vergangenen Abends wieder in den Sinn: Elisabethchen, die Halloweenparty, Bakura, der sich seinen mou hitori no boku gefügig machen wollte. Moment…. Sofort schreckte der Dunkelhaarige hoch und spürte einen seltsamen Druck in seinem Körper, der ihm einschlägige Gedanken bescherte. War es etwa das, wofür er es hielt und war das neben ihm der Ringgeist Bakura? Das „Guten Morgen“, was dieser von sich gab, klang jedoch eher nach Ryou, wodurch Yuugi glücklicherweise erstmal einem nahenden Herzinfarkt entkommen war. Denn auch wenn er gleich zwei Seelen beherbergte, so schlug doch noch immer nur ein einziges Herz in diesem Körper, der sich gerade irgendwie unglaublich schwer und träge anfühlte. Und wo war eigentlich sein Schatten und das Puzzle abgeblieben?   „Suchst du das Millenniumspuzzle? Es liegt im Wohnzimmer auf dem Regal“, grummelte Ryou verschlafen und rieb sich die müden Augen. Noch im gleichen Moment stürzte Yuugi ungelenk aus dem kuschelig warmen Bett und riss die Schiebetür zum Wohnzimmer auf. Da lag es unversehrt und einsam auf besagtem Regal. Erleichtert atmete der Dunkelhaarige auf und nahm es von dem halbhohen Möbelstück. „Mou hitori no boku?“, fragte er leise und wartete auf eine Reaktion. Doch sein Schatten regte sich nicht. Warum? Besorgt wandte er sich um und ging zurück zu dem Weißhaarigen, um ihn zum weiteren Verlauf des gestrigen Abends zu befragen. Dieser saß aufrecht in dem großen Bett und Yuugis Blick fiel direkt auf den Millenniumsring, den er stets um seinen Hals trug.  „Kannst du dich an gestern Abend erinnern? Ich meine, nachdem Anzu und Honda gegangen waren?“ Ryou zögerte kurz und antwortete dann mit einer Gegenfrage: „Woran kannst du dich denn noch erinnern?“ „Das Letzte, was ich noch weiß ist, dass ich vor der Schlafzimmertür stand und dann… “ Eine kurze Pause folgte, in der sein Freund kurz überlegte, welche Antwort er ihm auf diese Frage geben sollte. „Entschuldige, aber leider kann ich dir da nicht weiterhelfen. Du weißt ja, wie er ist“, zuckte der Weißhaarige mit den Schultern und tischte ihm damit gleichzeitig eine Halbwahrheit auf.  „Verstehe“, war die kurze Antwort darauf und Yuugi sinnierte weiter über den möglichen Verlauf des vergangenen Abends, während er auf den golden glänzenden Millenniumsgegenstand starrte und kurz darauf im Badezimmer verschwand.   Währenddessen begab sich Ryou in die Küche und stellte dort die Kaffeemaschine an. »Du erzählst es ihm nicht?«, hörte er die dunkle Stimme aus dem Hintergrund hervorkommen. „Ganz bestimmt werde ich ihm das niemals erzählen“, schimpfte der Angesprochene mit hochrotem Kopf zurück. »Wie ärgerlich. Dabei habe ich mich schon so auf das entsetzte Gesicht gefreut. Vielleicht sollte ich das einmal kurz übernehmen und mit einigen anrüchigen Details angeben.« „Untersteh dich!“, schimpfte ihn sein jüngeres Abbild mit hochrotem Kopf, woraufhin sein Schatten sich wieder an die pikanten Details der vergangenen Nacht erinnerte und den unangemessenen Ton seines Yadonushi ihm gegenüber einfach ignorierte. „Aber wenn wir gerade dabei sind: wieso musste ausgerechnet ich das mit ansehen? Sonst bist du doch der erste, der mich aus meinem eigenen Leben aussperrt.” »Das, mein lieber Yadonushi, dient einzig und allein zu deinem Schutz. Es gibt viele gefährliche Individuen da draußen«, wurde die Stimme deutlich strenger und eindringlicher. »Außerdem musste ich dir doch aufzeigen, was alles passieren kann, wenn du weiterhin so aufmüpfig und ungehorsam bist. Oder möchtest du beim nächsten Mal gern einen meiner mit viel Liebe zubereiteten Kekse probieren?« „Ganz sicher nicht!!”, lehnte der Angesprochene nervös ab und versuchte, sich wieder auf sein Tun zu konzentrieren.   Im gleichen Moment fielen ihm wieder all die pikanten Dinge ein, die ihm wohl bei jedem zukünftigen Zusammentreffen mit Yuugis Schatten wieder in Erinnerung gerufen werden würden. Sein Blick glitt zu der noch immer offen stehenden Balkontür, während Bakuras Worte, die an den ehemaligen Pharao gerichtet waren, in seinem Kopf widerhallten: ‘Sei laut. Ich will dich hören. Alle sollen hören, wie sehr du es genießt, von einem Dieb und Grabräuber so wollüstig flehend genommen zu werden.’ Ryous Gesicht nahm eine tiefrote Farbe an und ja, das, was besagter Grabräuber als Genuss bezeichnet hatte, hatte definitiv jeder genauestens hören können. Zukünftig würde er sein dunkles Ebenbild vor die Tür gehen lassen, wenn sie das Haus verließen, und sei es nur, um den Müll wegzubringen oder die Post zu holen, denn er konnte seinen Nachbarn definitiv nicht mehr in die Augen sehen, ohne vor Scham zu sterben. Dann war da noch die Sache mit dem Wein und nicht zu vergessen der Gürtel, was im Nachgang betrachtet tatsächlich noch etwas stärker eskaliert war, als anfangs vermutet. Nein, sowas konnte er dem unschuldigen Yuugi definitiv nicht sagen. Es wunderte ihn schon, dass dem König der Spiele die Bissspuren oder Liebesmale an seinem Körper nicht aufgefallen waren. Von den Handgelenken wollte er gar nicht erst anfangen. Gut, dass er ihm einen seiner Pyjamas angezogen hatte, nachdem Bakura schließlich von ihm abgelassen und sich zurückgezogen hatte. Er wäre sicher vor Schreck ohnmächtig geworden, hätte er die dunklen Rotweinflecken auf seinem Hemd gesehen.    Plötzlich vibrierte das Handy, das er neben sich auf der Arbeitsplatte der Küchenzeile abgelegt hatte, und zeigte den Namen Jonouchi Katsuya an. Ein breites Schmunzeln legte sich auf die schmalen Lippen und sofort drängte sich der Ringgeist widerstandslos in den gemeinsamen Körper, um das Telefonat schließlich anzunehmen. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, krächzte sein Gesprächspartner auch schon wütend, jedoch flüsternd in den Hörer von wegen, er müsse ein ernstes Wörtchen mit ihm reden. Bakuras Grinsen wurde breiter, als er die angegriffene Stimme hörte und er beschloss, den Blonden erst einmal ordnungsgemäß zu begrüßen: „Guten Morgen, Jonouchi, schön dich zu hören. Irre ich mich oder klingt deine Stimme etwas heiser? Was hast du denn gestern noch getrieben?“, witzelte der Ringgeist mit einem gewissen, anzüglichen Unterton, während der andere sich schimpfend bei ihm echauffierte, was denn da Verhängnisvolles in diesen verwünschten Keksen gewesen war, das Ganze gepaart mit unschönen Worten, die er reichlich für den Ringgeist parat hatte. Offenbar hatte der Blonde bemerkt, dass die Kekse wohl eine leicht aphrodisierende Wirkung hatten. Leider war das beim Pharao nicht der Fall gewesen. Als kleine Wiedergutmachung wollte er sich daher einen Spaß mit diesem vielversprechenden Telefonat gönnen und würde dabei den Irrwisch am anderen Ende ein klein wenig in den Wahnsinn treiben.   „Deiner Frage sowie deiner deutlichen Aufgewühltheit entnehme ich, dass du wohl eine wilde Nacht gehabt hattest“, grinste der Angesprochene verwegen und begann, Spekulationen aufzustellen, wieso es zu dem jetzigen Telefonat gekommen war, „Doch glaubst du nicht auch, dass du es ein wenig übertrieben hast? Ausgerechnet mit dem kleinen Mokuba. Schäm dich, Jonouchi Katsuya. Was wird wohl der gute Kaiba dazu sagen, wenn er das erfährt?“ Noch im selben Moment, als die Worte ausgesprochen wurden, fiel ihm der Blonde auch schon lauthals ins Wort und beteuerte, dass er das, was Bakura da gerade offensichtlich dachte, niemals mit Mokuba tun würde. „Du brauchst doch nicht so zu brüllen. Ich verstehe auch so ganz genau, was du mir damit sagen willst. Dann war Kaiba Seto also derjenige, welcher des nachts das Bett mit dir geteilt hatte“, fasste der freche Ringgeist zusammen und Stille war am anderen Ende zu hören. „Offenbar habe ich ins Schwarze getroffen”, erklärte er sich die lange Pause und wurde sogleich von Jonouchi unterbrochen. Doch das sprichwörtliche Kind war bereits in den Brunnen gefallen und konnte auch unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte nicht wieder herausgezogen werden, sodass sich der Weißhaarige den nachfolgenden Kommentar nicht verkneifen konnte: „Ich kann es kaum fassen. Du hast dich wirklich ausgerechnet von Kaiba flachlegen lassen?“, lachte Bakura jetzt schadenfroh und konnte direkt das dumme Gesicht Jonouchis vor sich sehen. „Jetzt hätte ich wirklich gern Details. Doch leider muss ich mich hier auf andere Dinge konzentrieren“, sagte er, als sich die Tür zum Badezimmer wieder öffnete und Yuugi gähnend hinaus trat und Richtung Balkon ging. „Erzähl mir später mehr darüber. Ich wünsche dir noch viel Spaß mit deinem Lover”, sagte er und legte einfach auf, während er Ryou wieder das Ruder überließ und sich im Hintergrund über die eben präsentierte Tatsache amüsierte.   Innerlich kopfschüttelnd verdrängte Ryou diese eben präsentierte Tatsache und wandte sich um, um die im Hängeschrank über der Spüle befindliche Zuckerdose herauszunehmen. Dabei fiel ihm ein kleines, durchsichtiges Glas auf, das einen weiß kristallinen Inhalt besaß. Er nahm es statt dem Zucker heraus und besah es sich genauer. »Das würde ich an deiner Stelle gleich wieder zurückstellen«, raunte der Ringgeist ihm von hinten ins Ohr. „Was ist das? Sieht fast aus wie Zucker”, wollte sein Yadonushi sogleich von ihm wissen und rechnete eigentlich nicht mit einer wahrheitsgemäßen Antwort. »Nun, sagen wir es mal so: Solange ich nicht die richtige Dosierung gefunden habe, sollten wir, und damit meine ich dich, dieses Gefäß mit dem leicht zu verwechselnden Inhalt nicht mehr anfassen.« „Was? Sag bloß, das ist die besondere Zutat deiner teuflischen Backmischung. Und die steht hier einfach so im Schrank, frei zugänglich für alle?“ Ryou konnte es nicht glauben. Was wäre gewesen, wenn einer seiner Freunde sie versehentlich rausgenommen und den Inhalt probiert hätte? Und bedeutete das nicht auch, dass er es noch einmal verwenden wollte? Wieder bei dem Geist des Millenniumspuzzles oder doch bei jemand anderem? Inständig hoffe Ryou, dass er nicht Bakuras nächstes Opfer werden würde und beschloss, zukünftig und ausschließlich das Kochen und Backen in diesem Haushalt zu übernehmen oder zumindest keine selbstgemachten Gerichte bzw. Backwaren von seinem Schatten zu probieren.  »Nun, bald steht Weihnachten vor der Tür und sicher freuen sich alle über ein paar liebevoll zubereitete Plätzchen von dir«, grinste der Ringgeist verheißungsvoll und verstrickte seinen Yadonushi in ein Streitgespräch.   Der Kaffee war inzwischen vollständig durch die Maschine gelaufen und machte das typische Geräusch fehlenden Wassers, welches Yuugi direkt anlockte. Er nahm die Kanne wortlos aus dem Gerät und goss die schwarze Flüssigkeit in die bereitgestellten Tassen, während Ryou noch immer gedanklich mit seinem Schatten über diese gestrige Sache und das Gläschen mit dem fragwürdigen Inhalt debattierte. Der Dunkelhaarige sah sich indes um, erspähte das durchsichtige Glas mit dem weiß kristallinen Inhalt, welches vor seinem Freund stand, und nahm es mit der Aussage „Ich bin mal so frei“. Schnell war das Behältnis geöffnet und ein Löffel mit dem zuckerartigen Gut in der Kaffeetasse des Kleineren verschwunden. „Brauchst du auch Zucker?“, fragte er den Weißhaarigen, der nur geistesabwesend antwortete, dass er seinen Kaffee generell nur mit Milch trank. Yuugi rührte derweil bereits in seiner Tasse, sodass sich die kristalline Zutat mit dem Kaffee verband, und nahm einen ersten Schluck. „Ziemlich süß“, stellte er überrascht fest und wandte sich an Ryou. „Ist das Stevia?“  „Was meinst du? Ich habe nur stinknormalen Zucker im Haus“, antwortete sein Freund und beendete das gedankliche Gespräch mit seinem dunklen Ebenbild, als ihm die kleine Zuckerdose in seinem Schrank wieder ins Auge fiel, die nach wie vor unberührt an Ort und Stelle stand. Ihn beschlich eine böse Vorahnung und da war er nicht allein. Ein leises, diabolisches Lachen erklang, während diese eine markante Textzeile aus dem Hintergrund an Ryous Ohren drang: »It’s the most wonderful time of the year…« Im selben Moment spürte er auch schon, dass sein dunkles Ebenbild sich wie ein schwarzer Schatten wieder in den gemeinsamen Körper schlich und ihn langsam aber sicher verdrängte.   „Was ist? Habe ich was falsch gemacht?“, fragte Yuugi wiederum so furchtbar unschuldig und naiv, während er unter den blonden Strähnen seines Ponys aufschaute, sodass man beinahe vom Glauben abfallen wollte. Ryou senkte den Kopf und für einen Augenblick herrschte Stille im Raum, bis schließlich eine Antwort folgte. „Nein, nein. Alles in Ordnung“, trat der Weißhaarige näher an den Kleineren heran und legte seinen Arm um dessen Schultern, um ihn ein Stück näher an sich heranzuziehen. „Sag Yuugi, hast du nicht Lust, ein kleines Spielchen zu spielen?“     Ende Hosted by Animexx e.V. 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