Unspoken von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 22: Kapitel 22 ---------------------- “Komm doch mal zu mir, Masaru. Dann kann Mama ihren Kaffee in Ruhe austrinken.” Mario streckte eine Hand nach seinem Sohn aus, der nur seinen Kopf schüttelte und ihn anschließend nur noch weiter in Elsas T-Shirt vergrub. Diese seufzte und drückte ihn noch etwas mehr an sich, während sie versuchte, ihren Kaffee zu trinken, ohne ihn auf ihrem Sohn zu verschütten. Sie hob ihren Kopf und kaum dass Marios und ihr Blick sich trafen, nahm ihr Herz einen Takt zu. Gestern Nacht hatten sie sich beinahe geküsst … und dann hatte Masaru geweint und klebte seitdem an ihr, ließ sie nicht eine Minute allein. “Vermutlich nimmt es ihn doch mehr mit, dass Hannah abgereist ist, als ich dachte.” Sanft streichelte Elsa ihrem Sohn über den Rücken. “Das scheint zu stimmen.” Mario kniete neben Elsas Stuhl und legte eine Hand auf Masarus Knie, der ihn unsicher anblickte. “Großer, sollen wir bald in den Kindergarten gehen?” Und schon schüttelte der Junge seinen Kopf. “Nicht Kindergarten gehen.” “Schatz, Papa und ich müssen arbeiten, du musst leider in den Kindergarten.” “Nein!” Und schon liefen “Nur Mama!” wieder Tränen über Masarus Gesicht. “Okay, pass auf, ich mache dir einen Vorschlag. Ich mache heute früher Feierabend und dann kann ich dich auch früher abholen.” Auch auf diese Aussage erhielt Mario ein Kopfschütteln. “Ähm …” Unsicher sah Elsa von ihrem Sohn zu dessen Vater. “Dann bringe ich dich doch gleich hin und …” “Nur Mama!” Masarus Stimme wurde lauter und aufgebrachter. “Wie wäre es, wenn ich dich in den Kindergarten bringe und Papa dich abholt?”, versuchte Elsa eine diplomatische Lösung zu finden. Es besorgte sie, dass Masaru gerade so auf sie fixiert war. Sie wollte auf keinen Fall, dass Mario sich zurückgesetzt fühlte. “Nein! Nur Mama!” Das dünne Stimmchen wurde lauter. “Und wenn ich dich in den Kindergarten bringe und Mama dich abholt?”, versuchte auch Mario einen Kompromiss zu finden. “Nein! Nein! Nein!” Ein lautes Brüllen war zu hören und schon zuckte Elsa zusammen, ebenso Mario. “Okay mein Schatz, ich bringe dich in den Kindergarten und hole dich ab, ist das in Ordnung?”, fragte Elsa leise und strich über die Haare des Jungens. Er nickte und drückte sich an sie. Unsicher blickte sie zu Mario, dem man die Enttäuschung ansehen konnte. “Es tut mir leid”, richtete sie leise an ihn. “Alles gut. Du kannst da nichts für, daher hast du auch keinen Grund dafür, dich zu entschuldigen”, richtete er an sie und zog seine Mundwinkel ein wenig nach oben. “Trotzdem fühle ich mich dabei nicht wohl.” Mario zog seine Hand von Masarus Bein, legte sie stattdessen auf Elsas Knie, deren Wangen sofort von einem zarten roten Schimmer überzogen wurden. “Es ist okay. Er braucht gerade dich, seine Mutter. Vermutlich hat er einfach Angst, dass auch du gehst.” “Das glaube ich auch. Immerhin sind wir beide auch erst vor knapp neun Monaten von Deutschland nach Japan gekommen und haben damals alles, was für ihn gewohnt und normal war, zurückgelassen. Ich könnte mir vorstellen, dass es ihn gestern einfach sehr aufgewühlt hat, als wir Hannah zum Flughafen gebracht und sie verabschiedet haben. Immerhin haben wir das vor neun Monaten auch schon gemacht.” “Das klingt plausibel.” Mario drückte Elsas Knie sanft, ehe er seinen Sohn erneut ansah. “Was hältst du davon, wenn ich auch früher Feierabend mache? Dann können wir etwas zusammen machen.” Nun zuckte Masaru mit seinen Schultern, schmiegte sich enger an seine Mutter. Diese strich ihm erneut über die Haare. “Wir schreiben nachher, ja, Mario? Dann können wir mehr besprechen.” “Das fände ich gut, ja.” Er stand auf. “Na gut, dann mache ich mich trotzdem auf den Weg in die Arbeit. Je früher ich anfange, desto besser, wenn ich auch früher Feierabend machen will.” Er tippte seinem Sohn gegen das Knie. “Dann sehen wir uns heute Mittag, Großer.” Er blickte Elsa an, zögerte einen Augenblick, ehe er eine Entscheidung traf. Er beugte sich nach vorne und legte seine Lippen einen Augenblick zart auf ihre Wange. “Bis heute Mittag.” Elsa sah ihm mit großen Augen hinterher, als er den Raum verließ. Ihr Herz schlug unglaublich stark in ihrem Brustkorb, während sich ein Lächeln auf ihren Zügen ausbreitete und sie mit ihren Fingerspitzen über die gerade von ihm geküsste Stelle strich. Das hier bedeutete so unglaublich viel … ~~~ Es war wie verhext! Mario wollte doch nur eine Sekunde allein mit Elsa sein. Doch es war wie verflixt, vor knapp drei Tagen hätten sie sich fast geküsst und seitdem gab es keine Chance, keine Einzige! Und jetzt auch noch das! Sofort überkam ihn das schlechte Gewissen. So sollte er gerade nicht denken, es gab eindeutig wichtigeres als Elsa und ihn und das war … “Er hat Fieber.” Besorgt blickte Elsa auf das Fieberthermometer, ehe sie ihren Kopf hob. “Na gut, dann werde ich in der Arbeit anrufen, mich abmelden und anschließend beim Kinderarzt, um einen Termin mit Masaru auszumachen.” Erneut wandte sie sich ihrem Sohn zu und strich diesem sanft über die Stirn. “Okay kleiner Mann, du schläfst noch ein bisschen und dann gehen wir nachher zum Doktor, ja?” Masaru nickte nur und rollte sich unter seiner Decke zu einer Kugel zusammen. Eine sehr mitleidig zu betrachtenden Kugel. Seine Augen wirkten glasig, die Wangen waren hochrot, die Stirn blass, zudem standen Schweißperlen darauf. Ein Husten entkam ihm, schüttelte den ganzen, kleinen Körper, der in seinem großen Bett regelrecht verschluckt zu werden schien. “Das wird schon, Großer.” Mario trat einen Schritt näher, wurde jedoch von Elsa aufgehalten, die ihm bedeutete, aus dem Zimmer zu treten. Gleich darauf folgte sie ihm, hielt aber einen gewissen Abstand zu ihm. Kaum dass er zu ihr wollte, hob sie abwehrend ihre Hand. “Wir sollten ein wenig Abstand halten, Mario. Nicht”, sie schluckte einen Moment und sah ihn unsicher an, “nicht, dass du auch noch krank wirst.” “Und was ist mit dir, Elsa?”, fragte er, blieb aber wie von ihr angewiesen auf Abstand. “Masaru und ich teilen uns das Zimmer, wenn, dann habe ich vermutlich schon angesteckt. Aber dann ist wenigstens einer von uns beiden fit. Denn falls ich auch krank werde, dann kannst du hoffentlich nach Masaru schauen.” Nachdenklich erwiderte Mario ihren Blick, ehe er nickte und seufzte. “Du hast recht … leider.” “Ich weiß.” “Eigentlich … ich hatte gehofft …”, brachte er hervor, beendete den Satz jedoch nicht. Mit roten Wangen lächelte Elsa. “Ich auch, Mario …” Nun lächelte auch er. Dann wurde er wieder ernst. “Okay, ich gehe nach der Arbeit einkaufen. Bitte schreib mir, was du brauchst. Und ruf mich an, wenn du mit Masaru beim Kinderarzt warst, ja?” “Natürlich. Und ich rufe erstmal in der Arbeit an. Und eben beim Kinderarzt. Oder vielleicht auch andersrum.” ~~~ “Papa?” “Psst, warte kurz, Masaru. Mama schläft.” Leise zog Mario seine Schlafzimmertüre hinter sich her. Er hatte leider recht behalten. Masaru war wieder gesund, doch jetzt, vier Tage später, lag Elsa mit Fieber flach, sie hatte sich bei dem Jungen angesteckt. Zumindest er war fit und blieb es hoffentlich auch. Nun hatte er sie in sein Schlafzimmer verfrachtet und schlief die nächsten Tage, bis es Elsa besser ging, wieder auf ihrem Futon im Zimmer seines Sohnes. “Mama krank?” Besorgt musterte sein Sohn die Zimmertüre, ehe er den Kopf hebt. “Masaru Mama krank macht?” Erschrocken sah Mario ihn an und als eine Träne über die Wange seines Sohnes lief, kniete er sich sofort auf den Boden und zog ihn in die Arme. “Nein, Masaru. Mama hat sich vielleicht angesteckt, aber das heißt nicht, dass du sie krank gemacht hast.” Er schob seinen Sohn ein Stück von sich und lächelte. “Aber ich habe eine Idee. Bald ist Weihnachten. Sollen wir mal deine Omas anrufen, ob die ein bisschen Deko für uns haben? Dann können wir die abholen gehen und die Wohnung dekorieren. Mama freut sich sicher darüber. Oh, und”, seine Augen leuchteten auf, “sollen wir beide Männer vielleicht einen Weihnachtsbaum zusammen kaufen gehen? Damit können wir deine Mama auch überraschen.” Und schon leuchteten auch Masarus Augen und er nickte. “Ja, Weihnachtsbaum!” “Na dann kommt mit. Wir rufen erst die Omas an, dann fahren wir bei beiden vorbei, ehe wir einen Baum holen gehen.” Schon klatschte Masaru vor Freude in die Hände. Mario betrachtete ihn stolz. Sein kleiner Junge war einfach sein großer Schatz … und der andere, sein Blick fiel erneut auf die Schlafzimmertüre, wurde hoffentlich bald wieder gesund. Dass er sie endlich in seine Arme schließen konnte. ~~~ “Ich glaube es nicht!” Mit großen Augen starrte Elsa in ihr Wohnzimmer. “Mama, gefällt dir?”, fragte Masaru und sah sie erwartungsvoll von unten her an, seine kleine Hand in ihrer. “Es ist wundervoll!” “Das haben wir beide gut gemacht, Großer.” Mario zwinkerte seinem Sohn zu, ehe er zu Elsa blickte die ihn mit leuchtenden Augen ansah. “Wir sind ein gutes Team”, erklärte er ihr. “Und Masaru hat alles geschmückt.” “Das seid ihr wirklich. Und du hast es toll gemacht, mein Schatz.” In einer Ecke ihres Wohnzimmers stand ein Weihnachtsbaum, der mit Lichterketten und Weihnachtsbaumschmuck geschmückt war. Es passte zwar nicht zusammen, was daran hing, aber Masaru schien seinen Spaß gehabt zu haben und das war das wichtigste. Auch ansonsten war viel weihnachtliche Dekoration und Lichter verteilt. “Es ist wirklich …” Und noch ehe sie aussprechen konnte, wurde Elsa von einem Hustenanfall geschüttelt. “Elsa.” Mario trat auf sie zu, streckte seine Hände nach ihr aus, doch noch ehe er sie berühren konnte, hob Elsa ebenfalls eine Hand, um ihn vom Näherkommen abzuhalten. “Nicht. Nicht, dass du dich noch ansteckst.” Ihre Stimme klang heiser. “Ich gehe besser wieder ins Bett.” “Mach das Lieb…” Mario stockte und seine Wangen wurden rot. “Ähm, ja, geh bitte ins Bett. Ich mache dir noch einen Tee. Deine Mutter hat mir auch eine Suppe für dich mitgegeben, die mache ich dir auch noch warm.” “Das wäre sehr lieb.” “Ich mache alles für dich …” Ernst sah Mario sie an und nun wurden ihre Wangen rot und ein Lächeln erschien auf ihren Zügen … bis sie wieder husten musste. “Ab mit dir ins Bett. Und du Masaru, du hilfst mir.” ~~~ Nachdem Mario seinen Sohn abends ins Bett gebracht hatte, sah er bei Elsa vorbei. Sie lag in seinem Bett und schlief. Er setzte sich vorsichtig auf den Bettrand, darauf bedacht, sie nicht zu wecken. Sie brauchte den Schlaf, dass sie schnell wieder gesund werden würde. Seine Finger strichen sanft eine Haarsträhne zur Seite, die über ihr Gesicht gefallen waren. Seine Fingerspitzen blieben anschließend auf ihrer Wange liegen. Sie hatte zwar oft genug gesagt, dass er von ihr fernbleiben sollte, damit er sich nicht ansteckte, doch er konnte es einfach nicht - nicht mehr. “Ich liebe dich”, flüsterte er. Sein Herzschlag nahm zu. Auf der einen Seite hoffte er, dass sie es nicht hörte, aber auf der anderen … dann wüsste sie es … Er wollte es ihr endlich sagen. Ihr. Wenn sie gesund war. Wenn sie beide zusammen waren. Er wollte mit ihr zusammen sein. Richtig. Sie beide. Sie beide und Masaru. Eine richtige Familie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)