Ich glaub, mich knutscht mein Chef von DonnaHayley ================================================================================ Kapitel 9: Ausgetrickst ----------------------- Heute stand einkaufen auf dem Programm und da es ausgerechnet Samstag war, wurde Seth von Atemu und Seto begleitet. Um einem Drama zu entgehen, machte er einen großen Bogen um die Süßwarenabteilung, aber da hatte er die Rechnung ohne Atemu gemacht. Es stand außer Frage, dass der kleine Minizwerg Routine darin hatte kurz zu verschwinden, um mit einer extra großen Tüte Süßkram zurückzukehren. Egal wie sehr Seth versuchte aufzupassen, Atemu beobachtete ihn genau und kaum richtete er seinen Blick nur kurz auf etwas anderes, machte der Kleine Reißaus. „Ich will das haben!“, brüllte Atemu und hielt eisern seine Süßigkeiten fest. „Ich habe nein gesagt.“ Gleich ging es los. Yasuos "Erziehung" machte sich heute ganz besonders bemerkbar, denn dies war Versuch Nummer drei. Voller Wut schmiss Atemu sich auf den Boden und brüllte zum dritten Mal das Geschäft zusammen. „Ich mag dich nicht mehr, Papaaaaa!“ „Genau wie heute Morgen, weil du das Frühstück nicht mochtest, die Zahnpasta hat dir nicht gepasst, weil sie nicht die Prinzessinnen-Zahnpasta war und der Orangensaft war dir nicht genehm, weil er zu süß schmeckte!“, leiert Seth tonlos herunter. „Papa, ich bin müde.“ Seto fand den Einkauf langweilig und deshalb wollte er getragen werden. „Wir sind bald fertig.“ „Ich möchte auf den Arm.“ Atemu sprang auf, ließ seine Süßigkeiten fallen und rannte zu Seth. „Ich will auch auf den Arm.“ „Ich kann euch nicht beide tragen. Der Einkaufswagen rollt nicht von selbst in die richtige Richtung.“ Seto schubste Atemu zur Seite und hielt sich an seinem Papa fest. „Ich hab zuerst gefragt.“ „Mir doch egal, ich will auch.“, fauchte Atemu wie eine Wildkatze zurück. „Ich darf aber zuerst!“ „Darfst du nicht.“ Atemu rang Seto zu Boden und fing an sich mit ihm zu prügeln. „Hört sofort auf!“ Was für ein mieser Tag. Seth hatte alle Hände voll zu tun, besonders mit Atemu. Bisher hielt er tapfer durch, doch nach und nach geriet er an seine Grenzen. Yasuo hatte ständig nachgegeben und dies war das Ergebnis. „Jetzt ist aber Ruhe!“ Irgendwie schaffte es Seth die zwei zu trennen und einen zufriedenstellenden Kompromiss zu finden. Atemu saß im Einkaufswagen, während Seto sich auf seinem Arm befand. „Schneller, Papaaaaa!“, rief Atemu und fand es herrlich im Einkaufswagen zu sitzen als wäre dieser ein Rennauto. „Ich will auch in den Einkaufswagen.“, fing Seto an zu quengeln. Sofort machte Atemu seinen Besitzanspruch klar und machte sich besonders Breit. „Darfst du aber nicht.“ „Das hast du nicht zu entscheiden!“ „Hab ich doch!“ Seth ignorierte zunächst die Streitereien und versuchte seinen Einkauf irgendwie zusammenzubekommen. Er war so in Gedanken, dass er einen schweren Fehler beging. „Ich will Chips und Kekse!“, rief Atemu und lehnte sich im Einkaufswagen nach vorne. „Setz dich wieder hin, es gibt nichts.“ „Doch!“, wurde Atemu ein viertes Mal sauer und hangelt sich weiter nach vorne, um an die Kekse zu kommen. Dabei verlor er das Gleichgewicht und fiel mit dem Kopf voran in Richtung Boden. Seth schaffte es gerade noch Seto abzusetzen, sich mit einem stuntreifen Sprung ins Keksregal zu stürzen und somit Atemu vor einem harten Aufprall zu bewahren. „Das war toll, Papa!“ Setos Augen leuchteten vor Begeisterung. So schnell war sein Papa noch nie gewesen. „Ja, ganz toll.“ Von oben fielen noch einige Kekspackungen runter und verfehlten selbstverständlich nicht seinen Kopf. „Hoffentlich muss ich das jetzt nicht bezahlen.“ „Seto, dein Papa ist genauso toll wie meiner. Wie ein Superheld.“ Atemu stand auf und fing an die am Boden liegenden Kekspackungen aufzusammeln, die dann im Einkaufswagen landeten. Seth war kurz davor zu resignieren, aber er durfte nicht aufgeben. „Atemu, es gibt keine Kekse.“ „Ich will aber welche!“, ging das Drama von vorne los. So erschöpft war Seth nach seinem Wocheneinkauf noch nie gewesen. Er verstaute alles im Kofferraum seines Autos, während sich Seto und Atemu in ihren Kindersitzen auf dem Rücksitz angeregt unterhielten. „Ich will nur nach Hause und eine Runde schlafen. Drei Tage mit zwei kleinen Kindern bin ich einfach nicht gewohnt.“ Als Nächstes stand kochen auf dem Programm und danach der Mittagsschlaf. Eigentlich wollte Seth zuerst dem Spielplatz einen Besuch abstatten, doch er brauchte selber eine Pause. Ganz dringend. * Entspannt lag Yasuo auf einer der schlichten Bänke in seiner Sammelzelle und döste vor sich hin. „Ich konnte lange nicht so gut entspannen.“ „Wie anstrengend kann ein Dreijähriger schon sein?“, lachte ein hochgewachsener Hüne namens Rishid. „Mein Sohn ist nicht nur ausgesprochen stur, sondern auch noch schlau.“ Wieder lachte Rishid. „Das sagen doch alle Eltern über ihre Kinder, oder hat er etwa…?“ „Hat er!“, seufzte Yasuo. „Er kommt ganz nach mir. Zusammen mit seinem Komplizen Seto, wird er eines Tages über ganz Tokio herrschen.“ Alle brachen in schallendes Gelächter aus. „Jetzt übertreibst du aber.“ Wie oft wollte er noch diese Behauptung in den Raum stellen? „Ihr werdet noch an meine Worte denken und dann lacht ihr nicht mehr. Sie werden mit Schecken über diese Stadt herrschen.“ Rishid wuschelte Yasuo durchs schwarze Haar. „Dann streng dich an und mach einen anständigen Menschen aus deinem Sohn.“ „Du bringst meine Frisur durcheinander. Ich hab eine Ewigkeit gebraucht um sie einigermaßen hinzubekommen.“ Yasuo versuchte sie wieder glatt zu bekommen, doch dieses Unterfangen erwies sich als aussichtslos. * „Ich hab doch dein Lieblingsessen gekocht, weshalb magst du es denn nicht?“ Seth war kurz davor eine ausgewachsene Krise zu bekommen. Atemu hatte sich Spagetti mit Tomatensauce gewünscht. Auch Seto freute sich auf dieses Essen und aß mit Heißhunger. Nur dem feinen Herrn war es plötzlich nicht mehr genehm. „Papa macht immer grüne Blätter drauf!“ Beleidigt schob Atemu seinen Teller weg. „Du meinst Basilikum? Ich habe leider keines.“ „Dann mag ich nicht essen!“ Seth war nicht nur übermüdet, sondern hatte mittlerweile eine kurze Zündschnur. „Dann isst du eben nichts und wirst hungrig deinen Mittagsschlaf machen.“ „Ich will grüne Blätter!“ „Ich hab keine!“ Womit hatte er das verdient? Seto hatte inzwischen aufgegessen und lauerte auf Atemus vollen Teller. „Dann esse ich deine Portion, du magst ja nicht.“ „Die kriegst du nicht!“ Sofort angelte Atemu nach seinem Teller und fing an zu essen. „Alles meins.“ „Danke, Seto.“ Endlich konnte auch Seth sich über sein Essen hermachen. Nach dieser Zerreißprobe hatte er einen riesengroßen Kohldampf. Sogar eine zweite Portion schaufelte Seth in sich hinein und kippte ordentlich Sauce drauf. Die Kinderbetreuung kostete seine ganze Kraft. Selbst die Arbeit schaffte ihn nie so sehr wie diese drei Tage. Atemu und Seto waren beeindruckt wie viel ein Erwachsener essen konnte. Mit großen Augen schauten sie zu. „So viel schaff ich nicht.“ „Ich auch nicht“, mampfte Atemu und versuchte seine Spagetti auf den Stäbchen zu balancieren. Ihm fehlte noch das Geschick, aber er wollte es genauso gut können wie sein Papa. Eine endlos lange Stunde später, lagen die Kleinen im Bett und hielten ihren Mittagsschlaf. Seth war zu müde um noch irgendwas im Haushalt zu machen. Erschöpft ließ er sich auf die Couch fallen und schlief auf der Stelle ein. * „Herr Katsuro?“, rief ein Polizist. „Sie können gehen.“ Yasuo schreckte aus seinem leichten schlaf und öffnete träge die Augen. „Ich hab so gut geschlafen, warum muss der mich jetzt wecken?“ „Du hast es schon schwer.“ Rishid streckte sich, auch er sollte heute entlassen werden. Yasuo stand auf und schlurfte zur Zellentür, denn der Polizist fing an ihn zu drängeln. „Machts gut, Jungs.“ „War schön dich wiederzusehen.“, lächelte Rishid. „Kommt mich Besuchen, dann könnt ihr den zukünftigen Herrscher Tokios kennenlernen.“, zwinkerte Yasuo und winkte zum Abschied. Er trat hinaus ins Freie und wurde sogleich von der Sonne geblendet. Es tat gut die frische Luft einzuatmen. Zwar brauchte Yasuo dringend frische Klamotten und eine ausgiebige Dusche, aber er wollte unbedingt seinen kleinen Rabauken sehen. Deshalb nahm er den nächsten Bus, der ihn direkt zu der Wohnung seines Bosses fuhr. * Zum dritten Mal klingelte es. Seth regte sich allerdings erst nach dem fünften Klingeln und schlich zur Haustür. Ohne an die Sprechanlage zu gehen, drückte er lediglich auf den Summer und ließ die Tür einen Spaltbreit offen. Er konnte seinen Augen nicht trauen als Yasuo plötzlich vor ihm stand. „Dich schickt der Himmel.“ Erleichtert legte er seinen Kopf auf Yasuos Schulter ab. „War es so schlimm?“ So erschöpft sah Seth noch nie aus, obwohl er oft bis spät in die Nacht arbeitete. „Dein kleines Monster ist sturer als ein Panzer.“ Ein siegreiches Lächeln breitete sich auf Seths Gesicht aus. „Ich habe gewonnen und nicht einmal nachgegeben.“ „Nicht einmal? Das nenn ich eiskalt.“ Niemals hätte Yasuo das durchgehalten. „Leg dich hin, ich übernehme ab hier.“ Zu gern nahm Seth dieses Angebot an. Die Kleinen schliefen schon eine ganze Weile und bald sollten sie aufwachen. „Kommst du mit ins Schlafzimmer?“ Yasuo zog beide Augenbrauen hoch. „Ich hätte schon Lust, aber ich sollte zuerst duschen.“ Seth fing an zu lachen. „Dazu wäre ich jetzt nicht in der Lage. Ich will einfach nur in deiner Nähe sein. Wir haben uns schließlich ganze drei Tage nicht gesehen.“ Aber schön zu hören, dass Yasuo ihn immer noch wollte. Zufrieden kuschelte Seth sich im Bett an Yasuo. Nach drei Tagen mit zwei kleinen Kindern hatte er diese Belohnung mehr als verdient. „Dein Junge ist ganz schön anstrengend.“ „Es tut mir leid. Ich bin nicht sehr konsequent und dadurch wurde er von mir zu sehr verwöhnt.“, seufzte Yasuo schuldbewusst. „Es fällt mir schwer streng zu sein.“ „Manchmal kommst du nicht drumherum. Wenn du keine Grenzen setzt, wird sich das irgendwann rächen. Atemu hat sich so daran gewöhnt alles zu bekommen, dass er kein nein akzeptiert.“ Yasuo legte seinen Kopf ins Kissen. „Ich weiß es eigentlich, aber er freut sich immer so sehr. Ich werde Hilfe brauchen.“ Seth fielen immer wieder die Augen zu. „Zu zweit ist es leichter. Wir können uns gegenseitig unterstützen und unsere Söhne würden sich darüber freuen. Du solltest dir die Bilder ansehen, die die Zwei gemalt haben. Sie hängen im Kinderzimmer.“ „Ich möchte aber keine Beziehung, egal wie oft du mich fragst. Seth?“ Friedlich wie ein Baby schlief Seth, während er sich an ihn kuschelte. „Meinetwegen hast du so viel Arbeit gehabt.“ Das wollte Yasuo auf alle Fälle wieder gut machen. Es war nicht selbstverständlich auf ein fremdes Kind aufzupassen. Vorsichtig stand Yasuo auf und ging leise in die Küche. Zunächst räumte er den Tisch ab und übernahm anschließend den Abwasch. Kurz darauf kamen Seto und Atemu an geschlurft und rieben sich die müden Augen. „Papa?“ „Da bin ich wieder.“ Yasuo breitete die Arme aus und drückte seinen kleinen Frechdachs an sich. „Ich hab ganz viel erlebt.“ „Was denn?“ Wenn Yasuo es richtig einschätzte, wurde erst einmal gepetzt. Schließlich konnte er sich gegen Seth nicht durchsetzen und musste auf vieles verzichten. „Und ich hab keine Kekse gekriegt. Den tollen Teddy hat mir Papa auch nicht erlaubt und das Kuschelkissen mit Kikis Gesicht drauf, durfte ich auch nicht haben.“ „Das muss hart gewesen sein.“ Atemu zählte noch ein paar weitere Dinge auf und während Yasuo so darüber nachdachte, bekam der kleine Steppke verdammt viele Wünsche erfüllt, denn er hätte nachgegeben. So ging das wirklich nicht weiter. Nicht nur das Yasuo deswegen kaum mit dem Geld auskam, Atemu brauchte diese Unmengen an Spielsachen nicht. Wenn Seth schon die Vorarbeit leistete, konnte er nicht einfach da weiter machen, wo er aufgehört hatte. Abwarten, wer von beiden zuerst anfing zu heulen. „Du bist voll die Petze!“, fing Seto an zu schimpfen. „So böse war mein Papa nicht.“ „Jawohl war er das! Ich hab nichts gekriegt.“ „War er nicht.“ Atemu bekam knallrote Wangen. „Er war ganz gemein, du blöder Pisser.“ „Na warte!“ Dieses Mal war es Seto der zuerst auf Atemu losging. Yasuo fasste sich an die Stirn. „Es hat sich nichts geändert wie es aussieht.“ Er machte sich daran die kleinen Kratzbürsten voneinander zu trennen und bereitete dann das Abendessen vor. Die nächsten Tage wurden für Yasuo zur Zerreißprobe. Er ging nur noch mit Atemu einkaufen, wenn auch Seth dabei war. Alleine schaffte er es nicht nein zu sagen, wenn Atemu etwas wollte. So auch dieses Mal. Atemu entdeckte eine kleine Umhängetasche mit einem Löwen drauf und er dachte nicht daran ein nein zu akzeptieren. Wütend stampfte er mit dem Fuß auf. Seine Taktik sich auf den Boden zu schmeißen und wie wild drauf loszubrüllen hatte er aufgegeben. Sie half nicht mehr und deshalb dachte er sich etwas anderes aus. Seine Strategie bestand darin sich an dem Objekt seiner Begierde mit aller Macht festzukrallen und seine zwei Papas die schlimmsten Flüche an den Kopf zu werfen. „Das ist meine Löwentasche ihr Arschlöcher!“ Während Seth stark an sich halten musste, war Yasuo kurz davor Atemu die Tasche zu kaufen. „Sollten wir nicht…“ „Auf keinen Fall. Wehe du wirst schwach!“ Unglaublich was für ein Repertoire an Schimpfwörtern Atemu besaß. „Aber…“ So wütend sah sein kleiner Atemu noch nie aus. „Sie kostet nicht viel...“ „Nein Yasuo!“ Herrgott, jetzt fing Yasuo auch noch an zu quengeln. „Ich hab euch erst wieder lieb, wenn ich die Tasche kriege.“ „Hast du das gehört, Seth?“ Seth konnte nicht glauben wie naiv Yasuo sein konnte. „Ich habe nein gesagt.“ „Aber…“ „Das ist mein letztes Wort!“ Atemu sah es ein und warf seine geliebte Tasche auf den Boden. „Ich mag euch nicht mehr.“ Er rannte zu Seto und zog ihn mit sich. Es musste dringend etwas getan werden. So ging es nicht weiter. „Zieh mich nicht so.“ Seto verhielt sich in den letzten Tagen wie ein stiller Beobachter und schaute Yasuo und seinem Vater dabei zu wie sie auf Atemu reagierten. Er machte sich seine eigenen Gedanken und wägte ab wann es etwas gab und wann nicht. „War das jetzt so schwer?“, wollte Seth wissen. „Ist das eine Fangfrage? Für Atemu ist die Sache noch nicht gegessen.“ „Atemu ist gerade Mal drei, was soll er schon dagegen tun? Er wird beleidigt sein und das wars.“ Zuhause angekommen, verzog sich Atemu zusammen mit Seto ins Kinderzimmer und verkroch sich mit ihm in seinem Prinzessinnenschloss, welches eher einer Höhle glich. Sein geliebtes Schloss hatte Seth vorläufig in Setos Zimmer aufgestellt, damit er besser mit seinem Heimweh klarkam. Kritisch beobachtete Yasuo das Treiben und ging nachdenklich zu Seth in die Küche. „Die hecken was aus.“ „Sie spielen nur. Du traust den kleinen Zwergen viel zu viel zu.“, lächelte Seth. „Klar ist Atemu beleidigt, aber er vergisst genauso schnell.“ „Der vergisst nie!“, brummte Yasuo und kostete von der Soße, die Seth gerade zubereitete. „Die schmeckt gut.“ „Dann warte mal ab wie mein gebratener Reis schmeckt.“ Auch wenn Atemu noch sehr schwierig war, lief es zwischen ihm und Yasuo ausgesprochen gut. Sie unternahmen viel miteinander und lernten sich immer besser kennen. Es war genauso wie Seth es sich erhoffte. Es fehlte nur noch ein kleiner Schritt, um eine ernsthafte Beziehung einzugehen. Aber Seth übte sich weiter in Geduld. Nur nichts überstürzen und damit den vorhandenen Erfolg zunichtemachen. Auch seine Fragen bezüglich Kenzo und der Haftstrafe behielt Seth für sich. Er wollte warten bis Yasuo von sich aus darüber sprechen wollte. Am nächsten Tag bereitete Seth das Frühstück zu, während Yasuo die Morgenzeitung im Wohnzimmer las. Die Nacht hatte er bei Seth verbracht und auch Atemu freute sich, wenn sie hier schlafen konnten. Atemu ballte seine kleinen Fäuste. „Bist du bereit, Seto?“ „Bin ich!“ „Dann los.“ Entschlossen ging Atemu in die Küche und zog an Seths Hosenbein. „Papa, ich muss dir was erzählen.“ „Guten Morgen, du bist schon wach?“ „Bin ich. Papa hat gesagt…?“ Atemu überlegte gespielt. „Was hat dein Papa denn gesagt?“ Seth legte das Messer beiseite und hockte sich zu Atemu hinunter. „Er hat gesagt, du sollst an den Schokoladenaufstrich denken.“ Verwundert blinzelte Seth. „Warum das denn?“ „Weil Papa den so gern mag.“ „Ich hab leider keinen da.“ Seth wollte sich wieder an die Arbeit machen, aber Atemu zog wieder an seiner Hose. „Gibt es noch was?“ Atemu nickte hastig. „Kauf einen, damit Papa sich freut. Zuhause isst er den immer.“ Seth fing an zu überlegen. Yasuo sollte sich auf alle Fälle wohlfühlen und an einem Aufstrich sollte es nicht hapern. Doch dafür musste er extra in den Supermarkt. „Hat das nicht bis morgen Zeit? Dann mach ich etwas zum Frühstück, wozu der Aufstrich passt.“ Atemu setzte sein süßestes Lächeln auf. „Papa kann den immer essen.“ „Und du magst den nicht zufälligerweise?“ Beleidigt pustete Atemu die Wangen auf. „Ich mag Kekse und Kuchen.“ Wieder überlegte Seth. Nach Schokoladenaufstrich hatte Atemu noch nie gefragt und Yasuos Essgewohnheiten kannte er kaum. Einen Fehler machte er damit nicht und besonders viel Zeit verlor er auch nicht. „Bist du dir sicher?“ Yasuo runzelte die Stirn und schaute Seto fragend an. „Ich kenn doch meinen Papa. Er will unbedingt ein Zimtbrötchen und ein Vanillehörnchen. Das hat er gesagt.“ „Ich dachte, er mag süßes nicht so gern?“ Seto verzog keine Miene, obwohl er innerlich ins Straucheln kam. „Mag er auch nicht immer. Nur manchmal.“ „Ich hab kein Problem zum Bäcker zu gehen.“ Gleich nebenan gab es einen Bäcker und er brauchte keine fünf Minuten dorthin. Kurzerhand zog er sich Jacke und Schuhe an und machte sich auf den Weg. Wenn Seth schon ein aufwändiges Frühstück kochte, konnte er ihm auf diese Weise eine Freude machen. Atemu schielte durch die Küchentür und beschäftigte Seth noch eine Weile, damit er davon nichts mitbekam. Erst als sein Papa wieder da war, hörte er auf von seiner Kiki zu erzählen und drängte ihn schnell seinen geliebten Aufstrich zu kaufen. Yasuo saß inzwischen wieder auf der Couch und las seine Zeitung weiter. Seto nahm die Brötchen an sich und schmuggelte sie in sein Zimmer. „Wo willst du hin?“, wollte Yasuo von Seth wissen als er an ihm vorbeilief. „Ich hab was vergessen, bin gleich wieder da.“ „Okay…“ In der Zwischenzeit hockten sich Atemu und Seto aufs Bett und futterten die Brötchen. „Hat gut geklappt.“ Atemu nickte eifrig. „Das war voll leicht.“ Atemu wollte sich unbedingt seine Wünsche erfüllen und dazu brauchte er eine viel bessere Idee als heute. Ein Spielzeug im Laden zu bekommen, war was völlig anderes als süße Brötchen zu ergaunern. „Ihr habt keinen Hunger?“, wunderte sich Seth am Frühstückstisch. „Werdet ihr krank?“ Yasuo schaute über den Küchentisch, aber er konnte die Brötchen nicht entdecken. „Seto, ich hab dir die Brötchen gegeben. Wo sind sie denn?“ „Was denn für Brötchen?“ Seth verstand nur Bahnhof. „Es war so…“ Yasuo erzählte, dass er beim Bäcker war und aus welchem Grund. „Aber ich mag das süße Zeug nicht. Deshalb koche ich morgens lieber ein gesundes und eher deftiges Frühstück.“ „Aha und was soll der Schokoaufstrich dann?“ Yasuo zeigte auf das frisch gekaufte Glas, welches mitten auf dem Tisch stand. „Also…Atemu meinte, dass du welchen essen möchtest.“ „Zu Miso Suppe und Salat? Solche Gelüste habe ich nicht und komm mir nicht wieder mit dem Schwangerschaftsding.“ Seth verschränkte die Arme vor der Brust und sah Seto und Atemu streng an. „Was erzählt ihr uns da? Habt ihr die Brötchen heimlich aufgegessen?“ „Die waren lecker“, sagte Atemu und man hörte deutlich, dass er kein schlechtes Gewissen hatte. Er griff nach dem Glas mit Schokolade und versuchte es aufzumachen. Yasuo hatte genug und nahm seinem Sohn das Glas aus der Hand. „Du fängst an zu lügen? Das geht zu weit und du ziehst Seto mit hinein.“ Seth hatte leider Recht, er musste strenger werden, sonst nahm das Ausmaße an, die er irgendwann nicht mehr unter Kontrolle hatte. Atemu rechnete bereits mit einer Standpauke und hörte sich brav alles an. In Wirklichkeit hatte Seto diese Idee gehabt, aber er dachte nicht daran ihn zu verpetzen. Beide wollten ein Spielzeug haben und dafür mussten sie erneut zusammenarbeiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)