Zweifelhafte Entscheidung von Francys ================================================================================ Kapitel 6: Die Suche nach der Heilung ------------------------------------- Sicht von Kagome: Eisig peitschte der Wind in mein Gesicht. Die Nachtluft war wirklich alles andere als angenehm. »Es ist zu kalt für Rin«, stellte ich fest. Sesshoumaru nickte zustimmend, reduzierte seine Geschwindigkeit und wartete auf Ah Uhn. Er streifte sich seinen Mokomoko ab und legte den weißen Pelz über unseren Schützling. Jaken zog das Fell zurecht, sodass die junge Frau ordentlich ein gemurmelt war. »Wir sollten uns beeilen!« Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, drehte er sich wieder um. »Halt!« Ich umarmte meinen Mann, sah in das flüssige Gold seiner Augen. »Ich sollte den Platz mit Rin tauschen«, beschloss ich, »Du bist schneller in der Luft und kannst sie somit zeitnah nach Hause bringen. Ich werde mit Ah Uhn und Jaken nachkommen.« Meinem Gefährten gefiel der Vorschlag nicht. Aber persönliche Belange oder Gefühle spielten hier gerade keine Rolle. Hier ging es um Rin’s Leben. »Was ist, wenn ihr wieder angegriffen werdet?« Nun verzog ich bockig mein Gesicht. Das er glaubte, mir würden ein paar Verfolger gefährlich werden, grenzte schon fast an einer Beleidigung. »Damit werde ich schon zurechtkommen. Alles ist besser, als wenn Ah Uhn wieder angegriffen wird und dieses Mal Rin von seinem Rücken fällt!« Ein mächtigeres Argument gab es nicht. Sesshoumaru nickte schwach, drehte sich wieder zum Reitdrachen um und setzte mich ab. »Einverstanden. Aber beeilt euch!« Danach nahm er Rin mitsamt Mokomoko-sama auf seine Arme. »Pass auf sie auf!«, bat ich und veränderte meine Position. Daraufhin verwandelte sich Sesshoumaru in seine gewohnte Leuchtkugel und diese sauste mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit Richtung Westen davon. Ich sah ihnen noch einen Moment nach, bis ich das Schluchzen von Jaken hörte. »Was ist, wenn Rin das nicht überlebt?«, jammerte er. Ich strich ihm tröstend über die Arme. »Sie wird das schaffen! Sesshoumaru wird schnell im Schloss ankommen und unsere Heiler sind die Besten«, beruhigte ich den Kappa. Jaken drehte sich zu mir um. Die wässrigen Augen berührten mein Herz. »Ich will nicht, dass einem von euch etwas passiert!« Ich lächelte schwach. »Das wird es nicht kleiner Freund«, erwiderte ich mit brüchiger Stimme. Ah Uhn brummte und setzte sich gleichzeitig in Bewegung. »Wir werden das schaffen!« Ob meine zwei Begleiter die Bemerkung gehört hatten? Ich war mir unsicher. Irgendwie versuchte ich mich einfach selbst zu ermutigen. Die Hoffnung starb doch bekanntlich zuletzt! So flogen wir durch die Nacht, bis wir den Westen erreichten. ¸.•*´ ♥ `*•.¸ Ah Uhn kam noch nicht auf dem Boden auf, da sprang ich schon von seinem Rücken. Geschmeidig landeten meine Füße auf dem Boden des Innenhofes. Sofort bemerkte mich eine Angestellte, die für den Stall zuständig war. »Lady Kagome-sama, Ihr seid zurück!« »Ja. Kannst du mir sagen, wo mein Mann zu finden ist?« Die Youkaidame nickte und zeigte in Richtung Haupthaus. »Er ist im Gemach der Hime, MyLady«, antwortete sie mir. Die Sorge schien ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben. »Habt vielen Dank.« Nach diesen Worten rannte ich förmlich durch die langen Flure. Ich pfiff gerade auf irgendwelche Regeln. Ich wollte nur noch nach Rin sehen. Am Ziel angekommen schob ich die schwere Tür beiseite und mich empfing der Geruch verschiedenster Heilkräuter und Blut. Ein ungutes Zeichen. »Rin!«, rief ich. Jetzt wurde ich panisch. Ihr Duft signalisierte alles andere als Gesundheit. Sesshoumaru stand am Kopf des Bettes und beobachtete die Ärzte genau. Würden sie jetzt einen Fehler machen, dann wären sie ihren Job los. Meine Beine trugen mich zu ihr hin und ich kniete neben ihr auf den Boden. »Wie geht es ihr?«, fragte ich. Vor Aufregung klang ich lauter als ursprünglich geplant. Der Mediziner schüttelte nur seinen Kopf und sah mich mittleidig an. »Es sieht nicht gut aus«, stellte er fest. Das versetzte mir einen Stich direkt ins Herz. »Es ist ein uns unbekanntes Lähmungsgift. Wir haben keine Mittel dagegen. Selbst wenn es uns gelingt, die Substanz zu extrahieren, werden wir nicht die gesamte Menge entfernen können. Und solange nur ein winziger Bestandteil erhalten bleibt, wird die Hime des Hauses nicht erwachen.« Ich korrigierte meine Gedanken davor. Es war kein Stich mehr. Es kam mir vor, als hätte man mir direkt ins Gesicht geschlagen! »Wir müssen doch etwas tun!«, schrie ich nun. Eine Panikattacke überkam mich. Ich zitterte und sah mein Mädchen an. »Sesshoumaru, kannst du etwas mit deinem Gift machen?« Mein Mann sah in meine Augen und schwieg. Ich kannte die Antwort bereits. Das hier schien doch ein ganz schrecklicher Albtraum zu sein! Nervös strich ich mir Strähnen aus dem Gesicht. »Es muss irgendetwas geben! Bringt mir all unsere Heilkräuter und Schriften!«, brüllte ich die Anderen an. Ich wusste, sie traf keine Schuld, aber mein Kopf fuhr gerade Achterbahn. Ich verlor die Kontrolle über mein Handeln. Noch etwas länger und ich würde platzen vor Verzweiflung. »Bleib ruhig Kagome!«, knurrte Sesshoumaru. Ich schüttelte meinen Kopf. Wie sollte ich das tun? Gab es dafür eine Anleitung? Ich hatte die ganze Zeit gehofft… Sesshoumaru war doch Meister des Giftes, produzierte seine eigene Waffe und nun? Selbst er war nicht in der Lage ihr zu helfen? Sollte sie sterben? »Sie wird weiterhin im zwanghaften Schlaf verbleiben. Das Einzige was wir tun können ist, dass wir sie am Leben erhalten. Aber lange Zeit haben wir nicht«, erklärte uns der Arzt. Das wollte ich nicht hören! Böse funkelte ich ihn an. Er kannte mich und wusste genau, dass ich normalerweise nicht so war. Er tippte auf meine Schulter. »Kagome!«, ermahnte mich Sesshoumaru erneut. Ich seufzte und blickte auf den Boden. »Es tut mir leid. Das ist sonst nicht meine Art«, entschuldigte ich mich ehrlich. »Ich kenne Euch, MyLady. Habt Dank für Eure Worte«, erwiderte er. Danach verließen alle bis auf Sesshoumaru und mich den Raum. Meine Finger streichelten ihre Stirn. In meinen Gedanken drehte sich alles um verschiedene Möglichkeiten die junge Frau zu retten. »Mir fällt einfach nichts ein.« Am liebsten würde ich weinen, aber ich konnte nicht. Mein Gefährte lief um das Bett herum und zog mich von Rin fort. »Du musst einen kühlen Kopf behalten. So können wir ihr nicht helfen!« Seine Forderung klang plausibel, aber umsetzen konnte ich es nicht. Nicht im Moment. Er nahm mein Kinn in seine Hand. »Hast du mich verstanden?« Als sein intensiver Blick auf meinen traf, beruhigte es mich sofort. Es schien, als würden wir auch diese Hürde meistern können. Rin könnte gesund werden und es wäre dann alles wie immer. Dieses mächtige Gefühl übertrug sich auf mich, hüllte mich ein und nahm mich gefangen. Ich ließ mich davon für einen Augenblick treiben, es war angenehm. Die ruhige Ausstrahlung seines Youkis schmiegte sich an mein Reiki und gemeinsam verjagten sie meine Panik und Sorge. »Ja«, antwortete ich ihm, »ich werde nach weiteren Möglichkeiten suchen.« Damit schien er kein Problem zu haben. Wir lösten uns voneinander und nicht einmal drei Sekunden später trafen die Mediziner mit den Kräutern und Schriftrollen ein. Ich trug alles in das gemeinsame Gemach von mir und meinem Mann um dort in Ruhe studieren zu können. Mein Daiyoukai folgte mir. »Ich werde in der Zwischenzeit unsere nächsten Schritte planen«, erklärte er selbstsicher. Ich hörte ihm zu, verteilte jedoch die verschiedenen Wurzeln auf dem Boden. »Wegen dem Osten?« »Kriegsführung.« Bei dem Wort lief es mir eiskalt den Rücken hinab. Ich hielt in der Bewegung inne und sah in sein Gesicht. Seine kalte und emotionslose Miene war wieder zurück. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Er war der Meister darin seine Gefühle zu verstecken. »Der Osten muss bestraft werden«, stellte ich seufzend fest. »Keine Bestrafung, eine Hinrichtung!« Immer wenn er so sprach, war mir das nicht geheuer. Ich wusste er hatte recht, aber wünschte mir, dass es nicht notwendig sein müsste. Sesshoumaru ging daraufhin in sein Arbeitszimmer und ich hatte alles soweit vorbereitet. Es wurde jedoch auch Zeit, nach meinen anderen Kleinen zu schauen. Also machte ich mich kurz frisch, zog mir andere Kleidung an und ging in das große Kinderzimmer. Dort wurde ich voller Freude empfangen. ¸.•*´ ♥ `*•.¸ »Kagome, du musst auch mal eine Pause machen!« Nur gedämpft drang die Stimme an mein Ohr. Es war ein weiblicher Klang, aber zuordnen konnte ich es nicht. »Sieh dich doch mal an! Du hast seit Tagen kaum etwas gegessen und fast gar nicht geschlafen! Wann war dein letztes Bad? Zwischen dem wälzen der Schriftrollen und der Medizinherstellung jonglierst du auch noch mit deinen Kindern«, schimpfte die Frau. Jetzt wusste ich auch, wer es war. Diese mitfühlende und zurechtweisende Stimme gehörte Sumiko. Langsam öffnete ich meine Augen. Sofort roch ich wieder die verschiedenen Kräuter. »Jetzt bist du sogar beim Lesen eingeschlafen. Herrjemine«, zog sie mich auf. Ich streckte mich ausgiebig und stellte fest, dass ich total verspannt war. Sie nahm mir die Lektüre aus der Hand und half mir daraufhin beim aufstehen. »So kannst du doch nicht durch das Schloss laufen. Husch – ab ins Bad mit dir! Yuki hat bereits alles vorbereitet.« »Du bist lieb, vielen Dank!« Sumiko schüttelte noch mehrfach den Kopf, ehe sie mich aus dem Zimmer schob – direkt vor der Wanne blieben wir stehen. » Schaffst du es dich allein auszuziehen, oder schläfst du dabei auch ein?«, fragte sie mich. Ich kicherte. »Nein, das bekomme ich hin.« Nun sah sie zufrieden aus. Sumiko drehte sich schnell um und war auch schon wieder verschwunden. Bestimmt ließ sie jetzt noch ein Essen vorbereiten oder so. Ich war gerade dabei meine Kleidung von den Schultern zu streifen, da wurde die Tür erneut geöffnet. Zu meiner Überraschung trat mein Gefährte ein. »Nanu? Wie komme ich zu dieser Ehre?« Ob ich bockig klang? Das konnte sein. Schließlich hatten wir uns gefühlt eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, obwohl wir noch im gleichen Haus schliefen. Aber entweder war ich mit den Kindern beschäftigt, oder studierte die Schriftrollen und bereitete Medizin zu. Sesshoumaru beriet sich mit allen Hauptmännern, stellte Kriegstruppen zusammen und war völlig vertieft in die Planung des Streifzuges gegen den Osten. »Ich wurde aus meinem Arbeitszimmer geworfen«, erklärte er schnell. Eine Tatsache die ihn anscheinend sehr verärgerte. Aber ich wusste jetzt woher der Wind wehte. »Yasu und Sumiko.« Irgendwie klang das gerade aus meinem Mund wie ein Fluch oder Schimpfwort. Mir war aber bewusst, dass die Beiden es niemals böse meinten. »Wenn ich jetzt schon hier bin«, fing er an zu reden, »kann ich dir Gesellschaft leisten?« Schwer schluckend nickte ich. Ich war sichtlich nervös. Mein Herz pumpte in hoher Geschwindigkeit das Blut durch meine Adern. Der Puls drang in meine Ohren – unangenehme weiche Knie folgten als weitere Konsequenz. Doch wen wunderte meine Reaktion? Der letzte Kuss war schließlich ein Monat her. Vier lange Wochen in denen wir aneinander vorbei lebten und uns nicht einmal mehr ansahen. Jeder konzentrierte sich auf seine Aufgaben und anscheinend hatten unsere Freunde die Nase voll. Sesshoumarus Finger zogen mir den Stoff nun ganz von den Schultern, die Kleidung fiel schnell auf den Boden. Danach zeichnete er mit einer Kralle Kreise auf meinem Oberarm. Das bescherte mir eine Gänsehaut. Ich drehte mich zu ihm um, half ihm mit seinem Kimono und den Obi löste ich ebenfalls schnell von seiner Mitte. Der Hakama fiel auch hinab und seine Leinenunterwäsche folgte. Als Reaktion von ihm hob er mich auf seine Arme. Ein kurzes aufgeregtes Quietschen verließ meine Lippen. Daraufhin grinste er keck und stieg mit mir in das Wasser. Es war angenehm und mir war wohlig warm. Sesshoumaru lehnte sich mit dem Rücken an die Steinwand. Ich saß auf seinem Schoß und hielt seine Hand fest. Mit seinen freien Fingern streichelte er meinen Rücken. Einige Minuten lang saßen wir einfach nur so da und genossen den Augenblick. »Das hat mir gefehlt.« Ich unterbrach irgendwann die Stille. Meine Wangen waren leicht rot verfärbt. Ob von der ansteigenden Wärme, da das Feuer unter unserer Wanne erneut entzündet wurde oder vor Aufregung wusste ich nicht. Es war mir auch egal. Das Brennen auf der Haut war ganz angenehm. »Du hast mir gefehlt«, murmelte er während seine Lippen meinen Hals verwöhnten. Ich seufzte wohlig auf und ließ ihn einfach machen. Ehrlich gesagt, könnte ich mich in diesem Moment gar nicht wehren. So wundervoll war diese Zeit mit ihm allein. Die Krallen fuhren an meinen Seiten hinab, an der Außenseite meines linken Beines entlang und an der Innenseite wieder zurück. Die verzehrenden Flammen in mir wurden damit ausgelöst, als hätte man Brandbeschleuniger benutzt. Ein wirklich schönes Gefühl, was ich vermisst hatte. »Sesshoumaru«, stöhnte ich nun, da seine eine Hand das Ziel erreicht hatte. Ein kleiner wunder Punkt, der eine Explosion verursachen könnte. Meine Muskeln zitterten, ich konnte nichts dagegen tun. Mein Mann löste seine Hand aus meiner und fing nun an meine Rundungen zu massieren. Verführerisch knurrte er mir ins Ohr. »Das hat mir auch gefehlt!« Diese Worte ließen meinen Verstand aussetzen. Ich konnte nicht mehr. Schnell drehte ich mich im Wasser zu ihm um und platzierte mich erneut auf seinem Schoß. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn stürmisch aber auch leidenschaftlich. Unsere Zungen tanzten miteinander. Im richtigen Moment senkte ich mein Becken, woraufhin er in mir versank. Unsere Bewegungen wurden immer schneller, heftiger und sie waren voller Hingabe. Kurz vor unserer Ekstase massierte er wieder meine Rundungen und den wunden Punkt zwischen meinen Beinen. Es dauerte auch nicht lange und wir schrien unsere Empfindungen hinaus. Ein elektrisierendes Gefühl breitete sich in meinem gesamten Körper aus, bis jeder einzelne Nerv davon betroffen war. Es folgten daraufhin noch etliche unschuldige Küsse, bis wir uns voneinander lösten und den eigentlichen Sinn dieses Bads nachgingen. ¸.•*´ ♥ `*•.¸ Fertig angezogen sah ich ihm noch einmal tief in die Augen, ehe ich uns einen weiteren Moment der Lippenversiegelung schenkte. »Ich liebe dich, vergiss das nie!«, flüsterte ich in sein Ohr. Sesshoumaru knurrte erregt als Antwort. Als wir fertig waren, verließ er unser Schlafzimmer und ich setzte mich wieder auf meinem Platz am Boden. Wie ich erwartet hatte, stand dort ein Tablett voller Essen. Ich musste zugeben, ich war den Beiden wirklich dankbar. Es war ein schöner Moment und ehrlich gesagt, brauchten wir das auch. Nicht nur ich, auch Sesshoumaru war kein Monster. Brav aß ich alle Erdbeeren, Weintrauben und zwei Reisbällchen auf, bis es an der Tür klopfte. Eine breit grinsende Sumiko betrat den Raum. »Na? War das Bad gut?«, fragte sie frech. Ich sah schüchtern zur Seite. Sie wussten genau, was wir da drinnen trieben. »Ja. Hab vielen Dank für deinen Tritt in den Hintern«, sagte ich. Sumiko wuschelte durch meine nassen Haare. »Pass bitte zukünftig mehr auf dich auf, ja? Und auch auf deinen Gatten. Ich glaube, eine Stunde mehr und Yasu hätte Sesshoumaru aufgespießt«, lachte sie. Ich stimmte in ihr Kichern mit ein. Was für eine witzige Vorstellung. »Wie geht es Rin?« Nun kam ich wieder auf den Ernst der Lage zu sprechen. Die Lady des Südens sah traurig aus dem Fenster. »Unverändert. Der Heiler sagte, es bleibt jedoch nicht mehr sehr viel Zeit. Dann geben ihre Organe nach.« Dieser Fakt schockierte mich nicht. Die Medizin war bei weitem nicht so gut wie auf der anderen Seite des Brunnens. »Aber ich habe dennoch positive Nachrichten«, jubelte sie. Nun war ich neugierig. »Und die wären?« »Miroku wird morgen früh eintreffen.« In der Tat war das eine erfreuliche Botschaft. Aber was wollte er hier? »Er möchte sich über die Gerüchte eines bevorstehenden Krieges informieren.« Und schon war die Seifenblase wieder geplatzt. Es machte regelrecht ‚Puff‘ in meinem Kopf. »Es ist nur fair, wenn er als Berater der Menschen und dessen Rechte Bescheid weiß«, gab ich zu. Sumiko nickte. »Ich wette, er wird nicht erfreut sein.« Ihr Seufzen sprach mir aus der Seele »Wer ist das schon?« »Der bescheuerte Osten!« Da gab ich ihr recht. »Aber weißt du was ich nicht verstehe?«, fragte ich sie, »Warum gerade jetzt? Die ganzen Jahre haben sie uns in Ruhe gelassen, unser Bündnis akzeptiert und nun stört es sie?« »Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Vor allem einen Menschen mit kurzer Lebensspanne als Versicherung zu fordern, macht überhaupt keinen Sinn. Ich kenne die Lady und den Lord schon sehr lange – es passt auch überhaupt nicht zu ihnen.« Gespannt lauschte ich den Worten von Sumiko. Die gesamten Puzzleteile passten einfach nicht zusammen. Es ergab kein gemeinschaftliches Bild. Es war, als hätte man verschiedene Teile, die zu unterschiedlichen Motiven passten. »Bevor wir ankamen, liefen wir auch durch die angrenzenden Dörfer und ich muss dir gestehen, den Menschen geht es sehr, sehr schlecht«, erzählte ich. Sie schien verwundert darüber zu sein. »Das ist komisch. Das Paar des Ostens hatte sich am ehesten von uns allen um diese Rasse gekümmert.« Wieder eine Tatsache die nicht übereinstimmte. »Auch wie das Fürstenpaar mit uns gesprochen hat. Als wären wir keine Lordschaft sondern Fußvolk.« »Wie meinst du das?« Sumiko war ganz Ohr. »Als gäbe es keinen Vertrag zwischen den Ländereien und vor allem zwischen den Familien der Fürsten«, versuchte ich zu erläutern. »Und genau das kann ich nicht verstehen! Der Vertrag kam damals vom Osten!« Sumiko schüttelte den Kopf, ehe sie sich verabschiedete und mein Gemach wieder verließ. Ich grübelte noch lange über das Gesagte und versuchte die Zusammenhänge zu verstehen. Irgendwann gab ich auf und erlaubte mir einige Stunden Schlaf. Dieses Mal jedoch in meinem Bett. ¸.•*´ ♥ `*•.¸ »Kagome!« Aus Millionen Gesichtern würde ich seines immer heraus filtern können. Genau wie seine Stimme. »Miroku!«, begrüßte ich ihn freundlich. Schnell war die Distanz zwischen uns überwunden und ich warf mich in seine Arme. Er fing mich auf, auch wenn es etwas unbeholfen war. Sein Geruch war mir nicht fremd, es war angenehm – auch wenn etwas Schweiß enthalten war. »Na, na. Wir sollten es nicht übertreiben. Sonst bekomme ich noch Ärger mit dem Herren des Hauses«, lachte er. Ich stimmte sofort mit ein und sah in sein Gesicht. Ein paar Falten hatte der Herr mit der Zeit bekommen. »Wie geht es dir?«, fragte ich und ließ den Mönch los. »Gut gut. Etwas gestresst aber ich kann mich nicht beklagen«, antwortete er ehrlich. »Und den Kindern?« »Sie sind das blühende Leben. Kohana und Miharu werden von Tag zu Tag immer schöner. Shin ärgert seine Mutter den ganzen Tag und Yoshio ist ja noch klein.« Ich grinste zufrieden. Sie scheinen alle glücklich zu sein. »Ich soll dich auch lieb von allen grüßen. Inklusive Kaede, Inuyasha und Kikyou.« Lächelnd nickte ich. »Die Grüße beantworte ich gerne.« Miroku kratzte sich am Hinterkopf, ehe er verlegen auf den Boden starrte. »Kagome, stimmt es, was ich gehört habe?«, hakte er nach, »die Hime des Hauses schwebt in Lebensgefahr und es herrscht Krieg?« Was sollte ich darauf antworten? »Ja.« Bedrückt drehte ich mich zu meinem Mann um, der gerade zu uns rüber kam. »Mönch.« »Sesshoumaru-sama. Ich danke Euch für Eure Einladung«, begrüßte er meinen Daiyoukai. Der Lord des Westens brachte Miroku in eines der Besprechungszimmer. Dort warteten bereits auch Tora, Yasu und Sumiko. Gemeinsam nahmen wir Platz und erzählten meinem alten Freund die gesamte Geschichte. ¸.•*´ ♥ `*•.¸ »Wie schrecklich!« Miroku schien die gesamte Situation ebenfalls zu belasten. Er hob die Hand vor seinem Mund und zog scharf die Luft ein. »Wie kann der Osten nur so etwas tun? Vor allem die Forderungen sind alles andere als gerechtfertigt. Aber ehrlich gesagt, wundert es mich nicht. Ich hatte schon eine Vorahnung, dass der Fürst bald durchdrehen würde.« Alle sahen gespannt zum Mönch. »Sprich!«, forderte Sesshoumaru ihn auf weiter zu reden. »Den Menschen im Osten geht es aktuell gar nicht gut. Auch Musashi ist betroffen. Die Fürstenfamilie fordert Unmengen an Güter und Waren. Mehr als wir eigentlich produzieren können. Wer nicht liefert, wird gefangen genommen und ist bis heute nicht mehr aufgetaucht. Durch die Angst geben die Menschen alles was sie haben auf und die Konsequenz ist Hunger, keine Medizin und große Armut.« Diese Information passte endlich mal zu einer anderen. Erfreut darüber feierten meine Gedanken ein kleines Fest in meinem Kopf. »Das passt gar nicht zum Lord«, stellte Sumiko wiederholt fest. Miroku gab ihr recht. »Das stimmt. Abgaben und Lieferungen waren uns bekannt, dafür gab es jedoch immer etwas im Austausch. Waffen, Medizin, Schriftrollen zur Weiterbildung. Nun kommt gar nichts mehr und die Mengen wurden um hundertfünfzig Prozent erhöht«, erzählte er weiter. Da lief mir wieder ein Schauer über den Rücken. Was für ein grausamer Herrscher! »Aber, dass er die anderen Fürsten nun auch angreift, finde ich mehr als bedenklich. Das heißt für mich, dass er sich keinerlei Grenzen mehr bewusst ist. Wie geht es Rin-sama?«, fragte er. »Nicht gut. Kagome und die Heiler versuchen einen Weg zu finden, ein Gegengift herzustellen. Leider erfolglos«, erklärte Yasu brummend. Miroku nickte. »Ist das Gift bekannt?« »Nein.«, knurrte nun Sesshoumaru. Ein heikles Thema. Ich sah einfach nur traurig auf den Boden. Meine Augen fuhren die Musterung des Holzes nach. »Wie wäre es, wenn ihr Kenta dazu befragt?« Die Aufmerksamkeit lag erneut auf Miroku. »Kenta?«, fragte ich. »Ein uralter Bergeremit. Jedoch ist er ein Dämon. Kannst du dich noch an den Dämonenbaum und den falschen Eremiten erinnern, der Splitter des Juwels der vier Seelen gesammelt hatte?« Wie könnte ich diese Erinnerung jemals vergessen? Wir hatten in dieser Nacht geglaubt, dass Inuyasha den Sturz von den Felsen nicht überlebt hatte. »Natürlich erinnere ich mich«, antwortete ich schnell. »Dieser Baum vom Bergeremieten soll besondere Kräfte haben. Ebenfalls kennt er sich mit den seltensten Giften aus und möglicherweise hat er eine Idee«, schlug Miroku vor. Sofort blühte ein Keimling der Hoffnung in mir auf. »Wo finde ich diesen Kenta?«, bohrte ich weiter nach. »Tief in den Bergen im Norden. Hinter Massen von Schnee und Eis soll er sein Lager haben«, erzählte uns mein alter Freund. »Aber ich muss euch vorwarnen. Er ist keine gesellige Person«, fügte er hinzu. Ich lachte. »Damit komme ich schon klar«, witzelte ich. »Da hast du Recht. Erst den Hanyou und dann hast du Sesshoumaru gezähmt«, gab mir Yasu recht. Mein Mann knurrte als Antwort. »Also ist es beschlossen? Wir reisen ab?« Aufgeregt schlug ich in meine Hände. Sesshoumaru nickte und sah zu Yasu. Dieser seufzte und blickte in mein Gesicht. »Ich werde mich hier um alles kümmern. Ihr solltet zu Zweit dieses Mal reisen, dann seid ihr schneller mit Sesshoumarus Lichtkugel.« Dankend sah ich das Paar des Südens an. Die Besprechung war noch lange nicht vorbei. Wir redeten noch über den bevorstehenden Krieg und andere Themen. Aber mein Fokus lag weiterhin bei Rin. Am Abend verabschiedete sich Miroku und ich ging zu den Kindern. Masaru kuschelte sich zu mir und sah mich mit seinen goldenen Augen an. »Werdet ihr wieder weg gehen?«, fragte er. Ich drückte ihn fest an meine Brust und küsste seinen Kopf. »Ja, Schatz. So können wir deine Schwester möglicherweise retten.« Masaru hatte einiges mitbekommen in den letzten Wochen. Belügen wollte ich ihn auch nicht, dafür war er einfach auch schon zu weit. Die Zwillinge jedoch waren noch zu klein und mussten davon nichts wissen. »Okay. Dann bleibe ich hier und passe auf Rin, Akira und Tadashi auf.« Ich kicherte, wuschelte durch sein Haar und sah ihn an. »Das ist eine gute Idee. Sie werden dich brauchen.« »Aber Mama?«, hakte Masaru nach. »Ja?« »Seid bitte vorsichtig und passt auf euch auf!« Diese Worte berührten mich sehr und gemeinsam legte ich mich mit meinem Sohn in das große Bett, wo die Zwillinge bereits schlummerten. Es war unsere letzte Nacht, denn die Reise zu den Bergen würde wohl etwas länger dauern als das Fürstenpaar des Ostens zu besuchen. »Das werden wir versprochen. Gibst du mir im Gegenzug auch dein Wort?« Masaru nickte schnell. »Ich liebe euch – bitte vergiss das nie!« Nach diesen Worten schliefen wir gemeinsam ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)