Haikyu - DaiSuga von Scharon ================================================================================ Kapitel 5: Schmerz (Sugawara) ----------------------------- Ich ziehe gerade mein Trainingsshirt an, als eine fröhliche Stimme in den Raum schallt. „Hallo zusammen.“ Nishinoya grinst breit und betritt gleichzeitig mit Tanaka den Raum. „Schön, dann sind ja jetzt alle da“, stellt Daichi fest und dreht sich lächelnd zu den beiden um. Ich beobachte Nishinoya, wie er seine Tasche abstellt und lacht, während die meisten unserer Kameraden in sein Lachen einstimmen. Es ist wirklich schön, wie er mit seiner heiteren Art sofort alle ansteckt. Als er mir jedoch dann den Kopf zuwendet, erschrecke ich. Was ist das für ein dunkler Fleck auf seiner Wange, direkt unter dem Auge? „Noya...“, tritt es über meine Lippen und er sieht mich an. Ich gehe auf ihn zu, beuge mich ein wenig runter und ziehe dann erschrocken die Hand zum Mund. „Was ist mit deiner Wange passiert?“ Spätestens jetzt drehen sich alle um und sehen Noya an. Asahi tritt mit großen Augen an seine Seite und hebt zittrig die Hände. „Was..?“, bringt er erschüttert hervor. „Ach...“ Noya beginnt verlegen zu lachen und fasst sich in den Nacken. „Das ist halb so wild. Sieht schlimmer aus als es ist.“ Daichi macht ein paar Schritte auf ihn zu und stemmt dann eine Hand in die Hüfte, mustert Noya mit einer erhobenen Augenbraue. „Wie ist das passiert? Du bist doch gar nicht der Typ, sich zu prügeln.“ „So war das nicht...“ Er schluckt und hält weiter, unangenehm berührt, sein Lächeln aufrecht, doch den Blick gesenkt. „Das ist meine Schuld.“ Wir sehen rüber zu Tanaka, der sich entschuldigend vorbeugt. „Wir haben rumgealbert und ich habe ihn versehentlich mit dem Ellbogen getroffen.“ Er lächelt schief, scheint dieses Missgeschick ehrlich zu bedauern. Ich seufze während Daichi den Kopf schüttelt und die Hand auf Nishinoyas Schulter legt. „Bist du dir sicher, dass du mit trainieren kannst?“ Noya nickt. „Wenn es anschwillt oder du Schmerzen bekommst, dann sag Bescheid, verstanden?“ „Jawohl, Captain“, sagt Noya fest und nickt ihm gewissenhaft zu, dass Daichi lächeln muss und sich auch über meine Lippen ein Lächeln zieht. Daichi würde einen prima Vater abgeben. Daraufhin machen wir uns auf den Weg in die Sporthalle, während Noya und Tanaka in der Umkleide zurück bleiben, da sie sich noch umziehen müssen. Ich beginne mit Daichi zusammen das Netz aufzustellen, doch als ich mich strecke, um die Kurbel zu erreichen, spüre ich ein Ziehen im Unterleib. Reflexartig beuge ich mich vor und fasse mir an den Bauch. Autsch. „Suga...“, haucht Daichi und sieht mich besorgt an. „Hast du immer noch Schmerzen?“ Ertappt reibe ich meinen Bauch. „Ja...“, gebe ich widerwillig zu. Ich brauche wohl doch länger um zu heilen als erwartet, was mich gerade extrem frustriert. Seufzend richte ich mich wieder auf, sehe in Daichis betrübten Blick. „Ich werde mal im Clubraum gucken, ob wir Schmerzmittel da haben.“ Ich gehe los ohne Daichis Reaktion abzuwarten. Verdammt. Ich wollte doch heute wieder mit trainieren... Grummelnd steige ich die Treppen hinauf und strecke die Hand nach dem Türknauf aus, doch kurz bevor ich ihn erreiche, halte ich inne. Die Türe steht einen Spalt offen. Dabei habe ich sie selbst eben zu gemacht, da bin ich mir sicher. Zögernd schlucke ich als ich ein Atemgeräusch höre, dann ein Schniefen, was meine Augen groß werden lässt. Da weint jemand. Sanft berühre ich die Türe, drücke sie geräuschlos auf und schiebe sie hinter mir ins Schloss. Erst als das Klacken erklingt, hört das Schluchzen vor mir abrupt auf. Ich wende mich ihm zu. „Asahi...“ Er steht mit dem Rücken zu mir im Raum, hat die Schultern hochgezogen und hält den Kopf tief gesenkt. Hektisch reibt er sich mit dem Handrücken durchs Gesicht. Ich mache eine Schritt auf ihn zu, berühre ihn sanft am Arm. „Hey...“ Er dreht den Kopf weg, will wohl seine Tränen vor mir verbergen, als meine Finger über die Haut an seinem Unterarm streichen. „Was ist denn los?“ Ich trete neben ihn und er wendet sich mir zögerlich zu. Als er aufsieht, blicke ich in seine geröteten Augen und er beißt sich auf die Lippe. Ihn so bedrückt zu sehen, tut mir in der Seele weh. Ich atme flach durch und drücke ihn zu den Stühlen, die weiter hinten im Raum stehen, manövriere ihn dort hin, bis er sich hinsetzte, setze mich schräg vor ihn und lege meine Hand auf sein Knie, warte. Es vergeht ein kurze Zeit, da sehe ich weitere Tränen fließen. „Hm?“, mach ich ermutigend und reibe sein Knie. „Was ist passiert?“ „Ich...“, beginnt er zögerlich, reibt sich die nachlaufenden Tränen aus dem Gesicht. „Ich habe gehört, wie Nishinoya und Tanaka über mich geredet haben...“ Ich sehe ihn erschrocken an. „Was?“ Blinzelnd senke ich den Blick. „Wieso sollten sie das tun?“ Tatsächlich traue ich ihnen nicht zu, dass sie schlecht über Asahi reden. Wieso auch? Dafür sind die beiden viel zu direkt. „Sie..“ Er zieht die Nase hoch. „Sie haben nicht gemerkt, dass ich auch in der Toilette der Umkleide war...“ Oh. Dennoch erscheint mir das suspekt. „Was haben sie denn gesagt?“, frage ich mit leiser Stimme, lasse meine Hand auf seinem Knie ruhen. Er zuckt zusammen, sammelt sich aber sofort wieder. Herrje, er ist total durch den Wind. „Tanaka ist nicht für Noyas blaues Auge verantwortlich...“ Er schnieft und ich sehe ihn überrascht an. „...und es war auch kein Unfall...“ Sein Körper bebt und ich drücke die Fingerspitzen an seine Haut. Was meint er denn jetzt damit? Woher stammt seine Verletzung dann und warum lügen die beiden deswegen? Ich schlucke. Asahi schluchzt und ich sehe wieder zu ihm auf. „Wie... ist es dann passiert?“, frage ich vorsichtig nach. Er presst die Lippen zusammen, sieht angestrengt zu Boden. „Noyas Vater hat ihn geschlagen...“ Meine Brust schnürt sich augenblicklich zusammen und Asahi verliert den Kampf gegen neue Tränen. „Er hat ihn geschlagen, weil... weil wir ein Paar sind...“ Weinend krümmt er sich nach vorne während ich ihn geschockt ansehe. Oh nein. „Warum...?“ Ich blinzele ihn an, wie er die Laute aus seinem Körper presst. „Warum hat er mir das nicht gesagt?“ Er reibt sich mit zitternden Händen durch die Augen. „Noya hat zu Tanaka gesagt, dass er mir das nicht sagen will... Warum?“ Er weint bitterlich und ich beginne sein Knie zu streicheln. „Nun ja.“, erhebe ich meine Stimme und Asahi sieht mich schniefend an. „Vielleicht hatte er Sorge, dass du...“ Ich sehe ihm in die Augen, die meinen Blick erwartungsvoll erwidern. „...du genau so reagierst, wie du es gerade tust.“ Er blinzelt, was zwei weitere Tropfen über seine Wangen laufen lässt. „Das Noyas Vater nicht mit eurer Beziehung einverstanden ist, ist ein ziemlicher Schock.“ Er senkt den Blick. „Und Noya weiß genau, dass du dir sowas sehr zu Herzen nehmen würdest.“ Er schnieft. „Sicher wollte er dir diese Qual einfach ersparen...“ „Aber...“, setzt Asahi plötzlich an und ich lege den Kopf zur Seite. „Aber sowas geht mich etwas an.“ Meine Augen werden groß. „Warum muss immer Tanaka ihn retten...“ Was? „Als Noya die Treppe runter gefallen ist, hat Tanaka sein Schweigen gebrochen... und jetzt, wo sein Vater ihn schlägt, ist Tanaka es, der in sein Haus einbricht und ihn vor seinem Vater verteidigt...“ Ich sehe ihn überrumpelt an. Von all dem habe ich nichts gewusst. „Immer ist Tanaka sein Held, dabei bin ich doch sein fester Freund... Ich sollte sein Held sein....“ Ich blinzel, weiß nicht so Recht, wie ich darauf reagieren soll. „Noya sollte mit Tanaka zusammen sein und nicht mit mir...“ „Was redest du denn?“, frage ich sanft und er sieht überrascht zu mir rüber. „Das ist doch Quatsch.“ Ich lächle leicht. „Noya und Tanaka sind wie Brüder. Da ist keine Romantik.“ Er muss sehr aufgewühlt sein, um so was Abwegiges zu sagen. Ich seufze als mir etwas einfällt, was ihm vielleicht helfen könnte. „Weißt du...“, setze ich mit gesenktem Blick an. Mein Herz schlägt etwas schneller. „Ich bin jetzt seit zwei Jahren mit Daichi zusammen.“ Er sieht zu mir auf und ich beginne am Bund meiner Hose zu knibbeln. „Letztes Jahr sind wir in unsere gemeinsame Wohnung gezogen.“ Ich sehe ihn an. Sein Blick ist ruhig und aufmerksam, obwohl er das schon wusste. Ich seufze wieder. „Meine Mutter... sie glaubt bis heute, dass Daichi und ich einfach nur gute Freunde sind.“ „Was...?“, dringt es überrascht aus Asahis Mund. „Du hast es ihr nie erzählt?“ Ich schüttele langsam den Kopf, während meine Herz spürbar schwerer wird. „Warum?“ Ich atme tief durch und sehe hoch zur Decke. „Sie... Sie wünscht sich so sehr Enkelkinder...“ Ich spüre, wie mir die Tränen kommen, schlucke sie aber runter. „Und ich... werde ihr nie welche schenken...“ Ich höre ihn ausatmen, sehe weiter nach oben. „Wenn ich ihr das sage, bricht es ihr das Herz.“ Ich senke den Blick mit tränengefüllten Augen. „Das kann ich nicht. Das kann ich ihr einfach nicht antun.“ Ich atme zittrig durch. „Ich... kann Noya also sehr gut verstehen, dass er es dir nicht erzählen möchte...“, gebe ich zu und ziehe so leise ich kann die Nase hoch. Asahi sieht nachdenklich zu Boden. Ein Moment der Stille entsteht. „Komm, lass uns zum Training gehen“, sage ich ermutigend und lächle ihn sanft an. Er sieht zu mir auf. „Sicher vermissen uns die anderen schon.“ Er nickt und reibt sich durch die Augen, Ich lege die Hände an seine und drücke sie runter. „Nicht reiben. Davon werden deine Augen nur rot.“ Er blinzelt mich verlegen an und ich nicke mutmachend. „Ok.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)