Haikyu - DaiSuga von Scharon ================================================================================ Kapitel 9: Zwischendrin (Daichi) -------------------------------- Mit einem mulmigen Gefühl steige ich die Stufen von Asahis Haus hoch. In den Händen trage ich die Reisetasche, in der ich das Nötigste zusammengepackt habe, bevor ich Suga in der Wohnung zurück lies. Zwei Jahre waren wir nun zusammen, immer ein Herz und eine Seele. Ich kann es noch nicht wirklich glauben, doch es ist aus. Es wird eine ganze Weile dauern, ehe ich ihn wieder berühren, drücken, küssen... darf, wenn es überhaupt dazu kommt. Ich schüttel den Kopf, um diesen Gedanken los zu werden. Ich bin mir sicher, dass Suga mich zurück nehmen wird, doch wenn es soweit ist, dann soll er sich wirklich und absolut sicher sein. Wenn ich dafür von ihm getrennt sein muss, dann ist es eben so. Auch wenn es unbeschreiblich weh tut. „Daichi.“ Asahis warme Stimme dringt besorgt in mein Ohr. Ich sehe auf und er steht vor mir in der geöffneten Haustüre. Betrübt senke ich den Blick. Ich habe ihn angerufen, diese Nacht, ihn gefragt ob ich eine Weile bei ihm wohnen darf. Er hat es nur bejaht. Über mehr haben wir nicht gesprochen. Alleine daran zu denken, es aussprechen zu müssen, den Grund hierfür, schnürt mir die Brust zu. „Komm doch bitte rein.“ Ich nicke, lasse mich in den Flur bringen, wo ich Tasche und Schuhe abstelle, um mit ihm in sein Zimmer zu gehen. Erst als er die Türe hinter uns schließt, ergreift er wieder das Wort. „Ich habe einen Gäste-Futon. Du kannst mit mir in meinem Zimmer schlafen.“ Er ist so nett zu mir, dass mein Herz schneller schlägt. Ich würde mich so gerne ein wenig freuen, Zeit mit ihm zu verbringen, doch ich will einfach nur nach Hause. Ich will zu Suga. Mein Atem geht unregelmäßig und als ich merke, dass ich die Fassung verliere, schlage ich schnell die Hände vors Gesicht. Ich höre, wie Asahi betroffen ausatmet. Dann spüre ich seine Hand an der Schulter. Ohne nachzudenken, drehe ich mich zu ihm und werfe die Arme um ihn. Bitterlich weinend drücke ich mich an seine Schulter. Er zuckt kurz zusammen, dann legt er seine starken Arme um mich, gibt mir den Halt, den ich gerade ersehne, bereitwillig. Geduldig wartet er ab, lockert seinen Griff keinen Moment, bis ich mich schließlich ein wenig zurücklehne. „Danke, dass ich hier sein darf.“, kommt es mit gebrochener Stimme aus meinem Mund. „Natürlich.“ Asahi sieht mir fest in die Augen und nickt. „Was auch immer passiert ist, wir sind Freunde, Daichi. Ich bin für dich da.“ Ach, Asahi. Ich schniefe. Ob er das immer noch sagen wird, wenn ich ihm gestehe, was ich getan habe? Ich schlucke, senke den Blick. „Du brauchst es mir nicht sagen. Wenn es dich so fertig macht, dann ist es sicher heftig. Aber wenn du willst, höre ich dir auch gerne zu. Wie du möchtest.“ Er nickt mir zu und ich reibe mir ein paar Tränen aus dem Gesicht. „Doch. Du solltest wissen, was für einen Menschen du hier beherbergst.“ Asahi sieht mich verwirrt an. „Wenn du es nicht erträgst, dann sag es ruhig. Ich gehe dann sofort.“ „Daichi.“ Er fasst mich fest an den Schultern, dass ich erschrecke. Sein Blick durchbohrt mich förmlich. „Du bist mein Freund. Egal was passiert ist.“ Ich lächle ihn schief an, ergriffen von so viel Loyalität, dann weist er auf sein Bett. Etwas unruhig setzte ich mich und er nimmt neben mir Platz, sieht mich erwartungsvoll an. Ich atme tief durch. „Ich...“ Ich kralle die Finger in meine Jeans. „Ich habe Suga betrogen.“ „Was?“, haucht Asahi ungläubig. Ich kann es eigentlich selbst nicht glauben. Wie konnte ich nur so blöd sein? „Als ich in Tokio beim Captain-Training war... habe ich mit Kuroo geschlafen.“ Aus Asahis Mund tritt nur ein undefinierbares Keuchen. Ich traue mich nicht in seine Augen aufzusehen, doch der Schock ist klar in diesem Laut erkennbar. „Ich war dumm und betrunken, habe mich einfach verführen lassen, mich ihm hingegeben....“ Darüber zu sprechen, zeigt mir nur nochmals deutlich, was für ein Idiot ich bin. „Ich habe es Suga sofort erzählt... dass ich einen riesigen Fehler gemacht habe.“ Ich sehe ihn vor mir, wie er weint, doch sich dann an meine Brust drückt. So voller Hoffnung, dass mein Herz beginnt zu schmerzen, wenn es schlägt. „Er wollte mich dennoch nicht aufgeben und wir haben versucht, wie vorher mit einander umzugehen.“ Ich schniefe. „Doch es hat nicht geklappt...“ „Daichi...“ Asahi klingt so besorgt, dass der Kloß in meinem Hals noch weiter anschwillt. „Das ist ja furchtbar.“ Da hat er Recht. „Ihr seid so ein schönes Paar.“ Tränen laufen über meine Wangen. „Das muss sich einfach wieder einränken.“, beteuert er und reibt meinen Rücken. „Ich liebe ihn so sehr.“, hauche ich und krümme mich gequält nach vorne, vergrabe das Gesicht in den Händen. Warm ruht Asahis Hand auf meinem Rücken. „Suga liebt dich auch. Wenn er das einsieht, dann wird alles wieder gut.“ Ich hoffe so sehr, dass er Recht hat, dass es einem Gebet gleich kommt. „Findest du mich nicht abstoßend? Ich habe etwas schreckliches getan...“, sage ich leise als ich mich wieder ein bisschen beruhigt habe. Seine warme Hand verweilt immer noch an meinem Rücken. „Mmh.“, verneint er. „Wir sind Menschen und Menschen machen Fehler.“ „Aber diesen hier kann ich vielleicht nie wieder gut machen.“ Ich atme zittrig ein, presse die Hände in meinem Schoß gegen einander. Was wenn Suga mir nicht verzeihen kann? Ich schlucke, merke, dass Asahi zögert, mir zu antworten. „Was... Was würdest du tun?“, frage ich vorsichtig, weiß nicht ob er mir antworten möchte. Seine Finger bewegen sich ein winziges bisschen an meinem Rücken. „Wenn dein Partner mit einem anderen geschlafen hätte?“ Asahi atmet hörbar ein. „Könntest du ihm vergeben?“ Seine Finger drücken sich fester an mich. „Könntest du damit umgehen?“ Eine kurze Pause entsteht. Er scheint ehrlich darüber nachzudenken, will wohl nicht voreilig antworten. Oder ist es ihm unangenehm? „Entschuldige. Du musst natürlich nicht antworten.“, rudre ich schnell zurück, habe Sorge, dass Asahi sich unwohl fühlt. Es war gemein ihn das zu fragen. „Wenn...“, setzt er dann doch plötzlich an und ich sehe zu ihm auf. Sein Blick ist an die Zimmerdecke gerichtet und er wirkt konzentriert. „Wenn es ihm aufrichtig leid tut und er mich von ganzem Herzen liebt und an seiner Seite haben will, dann würde ich ihm verzeihen.“ Mit großen Augen beobachte ich Asahi, auf dessen Lippen sich ein sanftes Lächeln legt. „Weil ich ihn liebe, mehr als alles andere auf der Welt. Ich will, dass er glücklich ist. Und wenn er davon überzeugt ist, dass ich sein Glück bin, dann... dann will ich mit ihm zusammen sein.“ Mit Herzklopfen seufze ich leise, angetan von seinen schönen Worten. „Wow.“ Er bemerkt meinen erstaunten Blick und beginnt verlegen zu lachen. „Ist das kitschig? Klingt vielleicht ein bisschen naiv.“, gibt er lächelnd zu. „Aber so empfinde ich.“ Ich lächle leicht. „Ob ich allerdings damit klar komme, ist eine andere Frage.“ Seufzend sieht er zum Fenster raus, dann lässt er den Kopf hängen. „Es muss ja einen Grund gegeben haben, dass er fremd gegangen ist.“ Ein Stich fährt mir durchs Herz. Ich weiß, dass er gerade nicht von mir spricht, dennoch fühle ich mich adressiert. „Selbst wenn der andere Typ einfach nur gut aussieht... vermutlich würde ich anfangen mich mit ihm zu vergleichen und dann... feststellen, dass ich kläglich gegen ihn verlieren würde. Vielleicht... ist er sogar besser für meinen Partner als ich...“ Betrübt sieht er zu Boden. Ich richte mich neben ihm auf. „Asahi, nicht traurig sein. Das ist nur Theorie.“, sage ich schnell und er blinzelt mich überrascht an. „Stimmt.“ Er lacht kurz auf. „Stimmt, entschuldige.“ Dennoch kurbeln seine Worte meine Gedanken an. Suga hat mir im Streit vorgeworfen, dass ich will, dass er wie Kuroo ist. Aber hat er etwa auch mit dem Gedanken gespielt, dass ich Kuroo lieber an meiner Seite hätte als ihn? Ich sehe ihn vor mir, mit Tränen in den Augen, wie er zu mir sagt, dass er Angst hat mich an Kuroo zu verlieren, weil ich Gefühle für ihn habe. Dann ist die Antwort wohl Ja. Als Kuroo Anspielungen gemacht hat, dass er mich attraktiv findet, ist Suga ausgerastet. Er wollte ihn sogar schlagen. Suga war noch nie vorher eifersüchtig gewesen, aber in diesem Moment hatte er auch das erste mal einen Grund dazu. Er konnte sich nicht mehr sicher sein, weil er... mir nicht mehr vertraut. Verdammt. Am nächsten Tag kommt Suga nicht zur Schule. Auch fürs Training sagt er ab. Den Tag darauf, das selbe. Ich habe den anderen nichts von unserer Trennung erzählt, sie glauben er sei krank. Nur Asahi weiß es besser, doch er schweigt wie ein Grab. Seufzend und zunehmend besorgt gehe ich nach dem Training den Schulflur entlang, hole meine Laufschuhe aus dem Klassenraum, die ich zuvor dort vergessen habe. Ich habe nichts von Suga gehört. Keine Nachricht, nichts über die anderen erfahren. Nur Coach Ukai hatte uns mitgeteilt, dass er sich beim Training entschuldigen lässt. Mit den Schuhen in der Hand mache ich mich auf den Weg zum Ausgang, spiele mit dem Gedanken ihm zu schreiben, als ich vertraute Stimmen höre. „Was, wie kommst du denn darauf?!“ Das ist Nishinoyas Stimme. Er ist hörbar aufgekratzt. „Ist doch egal, ich will deine Antwort hören.“, entgegnet ihm Asahi unsicher. Ich bleibe stehen, um nicht in ihre Unterhaltung zu platzen. Asahi steht am Ausgang des Gebäudes, wo wir uns verabredet haben, um gemeinsam zu ihm nach Hause zu gehen. Ich lehne mich mit dem Rücken an die Wand. Eigentlich will ich nicht lauschen, das geht mich nichts an. Aber neugierig bin ich schon. Worum es wohl geht? „Es ist doch eine berechtigte Frage... schließlich gibst du doch zu, dass du auf Shimizu stehst. Das weiß jeder.“ Asahis Stimme wackelt. „Ja, aber das ist doch was ganz anderes.“, kontert Noya. „Wieso?“, gibt Asahi zurück, mit ernster Stimmfarbe. „Wenn sie auf dich zukommen würde und dir sagt, dass sie sich in dich verknallt hat, würdest du sie nehmen, oder?“ Meine Augen werden groß. Asahi... Macht dir das wirklich Sorgen? Ob das meine Schuld ist, weil ich ihn so egoistisch nach seinem Rat gefragt habe? Ich senke betrübt den Blick. „Natürlich nicht.“ Noyas Tonlage ist fast wütend, was ungewöhnlich für ihn ist. Vorsichtig neige ich mich ein wenig vor, um die beiden zu sehen. Asahi steht in leicht gebückter Haltung vor Noya, der mit verschränkten Armen, ihm seitlich zugewandt steht. Jetzt dreht er sich jedoch zu ihm, legt die Hände an Asahis Schultern, das er zu ihm aufsieht. „Ich will nur dich. Das weißt du.“ Seine Stimme ist so warm, dass sogar ich Herzklopfen bekomme. „Vertraust du mir?“ Asahi nickt. „Ich habe nur Angst, dass du erkennst, dass du es besser haben kannst.“ Er beißt sich auf die Unterlippe. Noya lächelt ihn sanft an. „Ich liebe dich.“ Er streichelt sanft Asahis Wange, streckt sich dann zu ihm hoch und küsst ihn. Ich spüre Wärme auf meinen Wangen. „Sei nicht immer so unsicher. Du bist das Beste, was mir passieren konnte. Ich will niemand anderen als dich. Ok?“ Asahi lässt die Finger über Noyas Wange gleiten, mit dem herzlichsten Lächeln, dass ich je gesehen habe. „Ich liebe dich auch.“ „Dann ist ja alles gut.“ Noya grinst ihn an und auch Asahi entkommt ein leichtes Lachen. Ich freue mich für die beiden und bin gleichzeitig ein bisschen neidisch. Ich vermisse dieses geturtel, was auch Suga immer sehr gemocht hat. „Daichi braucht aber lange.“, stellt Asahi fest und ich bemerke, dass er ja auf mich wartet. Ich gehe einen Schritt zurück und biege dann schwungvoll um die Ecke, auf die beiden zu. Sie stehen vor einander und halten sich an der Hand. Auch als ich näher komme, lösen sie die Finger nicht von denen des anderen. Ein Statement, das ich wohl gerne sehen darf. „Da bin ich. Tut mir leid, dass du warten musstest.“, richte ich mich an Asahi, der mir lächelnd zunickt. „Lernt ihr zusammen oder warum gehst du mit zu Asahi?“, fragt Noya plötzlich und schickt mir damit unbewusst einen kalten Schauer über den Rücken. Asahis Blick trifft meinen fragend und ich seufze. „Ich schlafe bei Asahi.“, sage ich mit gedrückter Stimme. „Schon seit drei Tagen, ich weiß.“, kontert Noya und drückt Asahis Hand, während wir gemeinsam losgehen. „Du hast... dich mit Suga gestritten, oder?“ Noyas Stimme ist leise und klingt besorgt. Ich schlucke. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass er als erster dahinter kommt, schließlich blockiere ich quasi seinen Freund. Ich atme durch. Dann ist es wohl an der Zeit auszupacken. „Mehr als das.“, gebe ich zu. „Das tut mir leid, zu hören.“, sagt Noya schnell, bevor ich weiter reden kann. „Ihr benehmt euch schon ne Weile komisch.“ Ach ja? „Als Suga Kuroo verprügeln wollte, habe ich schon vermutet, dass es Schwierigkeiten bei euch gibt.“ Hm. Das war wohl ziemlich eindeutig. „Aber als ihr danach Sex hattet, dachte ich, dass es sich wieder eingerenkt hat.“ Mir schießt die Röte ins Gesicht und auch Asahi wird feuerrot um die Nase. „Noya, sag das doch nicht so einfach heraus...“, meint Asahi und fuchtelt wild mit seiner freien Hand. „Wieso? Ist euch das unangenehm?“ Er sieht zwischen uns hin und her. Wir senken beide peinlich berührt den Blick. „Also echt. Wir sind alle lang genug in Beziehungen, dass wohl klar sein sollte, was wir hinter verschlossenen Türen machen.“ „Das schon.“, lenke ich mit spürbar roten Wangen ein. „Dennoch posaunen wir es nicht rum.“ Noya sieht Asahi an, der mir zustimmend nickt. „Ok. Entschuldigung.“ Noya verneigt sich leicht meint es eindeutig ehrlich. Ohne mein Zutun stiehlt sich ein Lächeln auf meine Lippen. Vor Asahis Haustüre verabschiedet sich Noya. „Ich wünsche euch, dass ihr euch bald wieder versteht.“, sagt Noya an mich gerichtet. „Ihr seid uns beide sehr wichtig.“ Ich sehe ihm staunend nach, wie er davon läuft. „Da hat er Recht.“, meint Asahi und ich blicke in sein Lächeln. „Ich hoffe es auch.“, sage ich gedankenversunken und gehe mit Asahi ins Haus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)