Die West-Chroniken von Storyknight (Der Fall des Ikaz) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 - Christian West ------------------------------------- Im Normalfall kostete es Spencer keine Stunde um nach Knightfall zu kommen, was daran lag, dass er wusste wo die Polizeikontrollen standen, wo die Radarkontrollen, jegliche Baustellen und Abkürzungen waren. Doch mit einem Kind auf dem Rücksitz hielt er sich an das Tempolimit und vermied seinen selbstmörderischen Fahrstil. Er fuhr auf den Highway. Es hatte viel geregnet und die Straße war noch nass und rutschig, besonders für Motorradreifen. Er fuhr runter vom Highway und in einen Wald. Die Hände des Jungen wanderten von seiner Hüfte auf seine Schultern. Eine Hand löste sich. Spencer konnte sich vorstellen wie er die Hand hob und die Luft über seine Finger streichen ließ. Die Magie die dieses Gefühl in ihm auslösen musste. Die Freiheit, die er fühlte. Hinter ihm ertönten Polizeisirenen. Die Hand landete wieder auf seiner Schulter und er hielt an. Wartete. Zum Glück hatte er sich den Ersatzhelm aufgesetzt, sonst hätte er seinem Führerschein Lebewohl sagen können. „Guten Abend.“ „Guten Abend, wie kann ich helfen?“ Der Polizist musterte den Jungen. „Ist das ihr Sohn?“ „Nein.“ Er wusste nicht einmal den Namen des Jungen. Der Polizist runzelte die Stirn. Spencer erwartete, dass er tiefer nachhakte, aber es kam nichts dergleichen. „Der Junge hatte eine Hand in der Luft. Ich hoffe sie verstehen, dass dies gefährlich sein kann?“ „Natürlich und ich verspreche, dass es nicht wieder vorkommt.“ „Dennoch muss ich Ihnen eine Verwarnung geben und ein Bußgeld.“ Einer der ihn nicht erkannte. Einer der ihn normal behandelte. „Lass ihn. Er ist Spencer West, Neffe von Christian West. Ihm einen Strafzettel zu verpassen ist als würdest du dich mit einem König anlegen.“ Er kannte die Stimme. Ein braunhaariger Polizist schaute aus dem Beifahrerfenster. „Hi, Spence.“ Es musste natürlich er auf dem Beifahrersitz sein. Es konnte niemand anderes sein, oder? „Jeremy.“ Sein Lächeln war verkrampft, unrealistisch. „Ich wusste nicht“, stammelte der ältere Polizist und wurde bleich. „Verzeihung.“ „Sie taten Recht und ich hätte gerne den Strafzettel.“ Verwirrt gab ihm der Polizist das Stück Papier. „Danke.“ Er wartete bis sie weg waren. „Entschuldige“, murmelte der Junge in sein Ohr. „Ich wollte nicht...“ „Keine Sorge. Hat es Spaß gemacht?“ Erst gab es keine Reaktion, dann ein leises: „Ja.“ „Gut. Halt dich fest es wird kurvig.“ Spencer hasste es bevorzugt zu werden. Er hasste es, wenn jemand nett zu ihm war nur wegen seinem Nachnamen. Er war ein Mensch wie jeder andere. Er war nicht sein Nachname. Er war mehr. Die Straße führte in Schlangenlinien durch den Wald und hinauf auf den Hügel, Berg oder wie du eine Erhebung nennen magst. Er fuhr raus aus dem Wald auf eine Lichtung und West Manor erschien vor ihm. Es war umgeben von einem hohen Zaun, um ungebetene Gäste draußen zu halten und wenn der Zaun nicht genug war gab es noch jede Menge Fallen auf dem Gelände. Er fuhr auf das Tor zu. Sollte er klingeln oder seinen Code eingeben? Verschwendete Gedanken. Das Tor schwang auf kurz bevor er hätte anhalten müssen und ließ sie ein. Ein Weg aus Kieselsteinen führte zu einem Brunnen und um ihn herum. Auf dem Weg kamen sie an verschiedenen Buschfiguren vorbei. Spencer hielt direkt vor der Tür und ließ den Jungen absteigen. Das Gebäude war riesig. Vier Stockwerke (Erdgeschoss mitgezählt), einem gigantischen Keller und einem Dachboden. Ein kleines Schloss mit eigenem Erker-Turm und einer Veranda, die um das ganze Haus herumführte. Zwei Männer standen auf ihr und warteten. Einer von beiden war Mitte sechzig mit grauem Haar und weisen Augen. Der andere war Mitte vierzig, das tiefschwarze Haar nach hinten gekämmt und einer Mimik, die immer urteilend wirkte. Er lachte nicht viel, etwas, das Spencer verstand und doch nicht nachvollziehen konnte. Er nahm seinen Helm ab und verstaute beide in den Seitentaschen. Der Junge wartete auf ihn und kaute auf seiner Unterlippe. „Keine Sorge. Wird schon“, murmelte Spencer ihm zu mit einem aufmunternden Lächeln. „Sag einfach Hallo.“ Ein Hund rannte auf ihn zu und sprang an ihm hoch. Spencer hob einen Finger und sagte: „Platz!“ Der Hund sprang erneut an ihm hoch. Der Junge versteckte sich hinter Spencer. „Platz.“ Der Hund machte Platz und Spencer streichelte ihn. „Gut gemacht, Bernie.“ Bernie war ein Berner Sennenhund mitschwarzem, braunem und weißem Fell. Jon hatte ihn am Fuß des Berges gefunden. Allein und verletzt. Colt und er hatten ihn erzogen. Kurz danach war Colt… Jon war immer noch damit beschäftigt ihm ein oder zwei Sachen beizubringen. Spencer ermutigte Drew sich vorzustellen. „Guten Tag“, der Junge schaute den älteren der beiden Männer an. „Mein Name ist Andrew Jackson und... Ich soll hier einen Brief abgeben. Von meiner Mutter.“ Jackson. Er verband viel Positives mit diesem Namen. Seine Ex hieß Jackson mit Nachnamen... Wie alt war der Kleine nochmal? „Ein junger Mann mit Manieren. Sehr selten.“ Jarvis lächelte. „Guten Abend, Master Andrew. Ich bin Jarvis, der Butler der Familie West.“ Der Junge wurde bleich. Er drehte sich zu dem anderen Mann um. „Es tut mir leid, ich...“ „Manieren? Sich erst dem Butler vorzustellen und dann erst dem Hausherrn“, Chris schaute tadelnd drein. Das war eine seiner Spezialitäten. „Das sind höchstens schlechte Manieren.“ Spencer rollte mit den Augen. Chris musste nicht gleich sein Bestes geben um sich unsympathisch zu machen. Der Junge murmelte etwas, das sich verdächtig nach einem Schimpfwort anhörte. „Guten Abend, Chris.“ Er lächelte. „Wie geht´s dir Jarvis? Chris, falls es dir nichts ausmacht, deine Tirade über die Manieren eines Fünfjährigen zu unterbrechen würde ich gerne hereinkommen und einen Tee haben.“ Er warf einen Blick auf Drew, der immer noch blass wirkte und zitterte, auch wenn er sich Mühe gab es zu verbergen. „Kekse. Jarvis backt wundervolle Kekse. Wie wär´s?“ Chris starrte den Jungen an. Der Junge starrte mit zitternden Händen zurück. Spencer legte seine Hände auf seine Schultern, um ihn zu bestärken. „Wenn das hier ein StarWettbewerb ist, möchte ich euch darum ersuchen Jon mitmachen zu lassen. Er wird euch beide in Grund und Boden starren.“ Chris drehte sich ohne ein Wort um und ging hinein. Jarvis verbeugte sich und ging ebenfalls. Spencer rollte mit den Augen und lehnte sich zu Drew hinab. „Keine Sorge. Harte Schale, weicher Kern.“ Drew reagierte nicht. Spencer konnte seine Gedanken lesen: Er wollte weg von hier. Irgendwohin, nur nicht hierbleiben. Er könnte im Wald übernachten. Auf einem Baum oder so. Hauptsache er musste nicht noch eine Sekunde länger mit Chris zusammen sein. Vor zwölf Jahren hatte er dieselben Gedanken gehabt. Vor zwölf Jahren war er drauf und dran gewesen sich und dieses Gebäude niederzubrennen. „Komm, Jarvis macht die besten Snacks in der Welt.“ Neben Colt. Er nickte. „Dann nichts wie los, danach kann ich dich noch herumführen und-“ Der Junge gähnte und rieb sich die Augen. „Vielleicht machen wir das doch lieber morgen.“ Noch ein Nicken. Spencer biss sich auf die Zunge. Er würde einen Anruf tätigen müssen. Welche Ausrede würde er wohl diesmal benutzen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)