Die West-Chroniken von Storyknight (Der Fall des Ikaz) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 - Bücher, Bücher, Bücher (und der Abschaum der Menschheit) -------------------------------------------------------------------------------- Spencer bevorzugte es Motorrad zu fahren aus zwei Gründen: Es war schneller, da es durch Seitengassen auch durchpasste und zweitens: Es fühlte sich an wie fliegen. Besonders wenn es durch den Wald ging. Für heute würde er dem Jungen West Hill und den See Träne zeigen. Beides Grund und Boden von der West Familie. Der Wald beeindruckte ihn nicht sehr, aber der See wirkte faszinierend auf ihn. Es war tatsächlich ein unberührter Bergsee umringt von Wald mit klarem kaltem Wasser. Er zog seine Schuhe aus und watete hinein. Spencer blieb wo er war und beobachtete ihn. Der Junge streckte seine Arme Ellbogentief hinein. Es dauerte lang bis er wieder zurückkam. „Ich möchte schwimmen.“ „Hast du eine Badehose dabei?“, fragte Spencer. Er könnte ihm eine von Jon ausleihen als er so klein war. „Nein, aber ich trage Boxershorts.“ „Nope, Badeshorts.“ Oder er könnte ihm die Stadt zeigen, die Kate so geliebt hatte. All die Plätze, wo sie Zeit verbracht hatte. „Wir gehen welche für dich kaufen... Und neue Schuhe. Diese hier haben Löcher.“ „Nein.“ Spencer hob eine Augenbraue, wie er es von Jarvis gelernt hatte. „Unter dem Panzerband sind keine Löcher?“ „...Doch.“ „Deal: Wir kaufen dir ein paar nicht abgetragene Sachen und du darfst dir im Buchladen ein Buch aussuchen?“ Kurzes Nachdenken. Lächeln. „Deal.“ Kurz darauf wartete Spencer in einem Buchladen darauf, dass sein Cousin fertig war mit sich in Bücher verlieren, während die andere Seite es genoss ihn so glücklich zu sehen. Drew war seit fast einer Stunde zwischen den Bücherregalen und Spencer wurde langsam müde. „Drew, ich hol mir einen Kaffee, möchtest du auch etwas?“ „Kaffee.“ „Nein. Heiße Schokolade? Wasser?“ „Okay.“ „Nicht abhauen.“ Er ging zu dem Kaffeeshop gegenüber. „Ein Kaffee und eine... Eisschokolade. Danke.“ Spencer nahm die Getränke entgegen und kehrte in den Buchladen zurück. Er suchte ihn einmal ab ohne Panik zu bekommen. Er suchte ihn ein zweites Mal ab und jetzt wuchs die Panik. Er suchte ein drittes Mal. Von seinem Cousin keine Spur. Er fand eine Verkäuferin. „Verzeihung, haben Sie einen Jungen gesehen? Fünf Jahre alt, schwarzes Haar, grüne Augen, eine viel zu große Jacke, schwarz mit Löchern und roten Streifen am linken und grünen streifen am rechten Arm“, beschrieb er ihn so genau wie er konnte. Die Verkäuferin überlegte. Spencer spürte die Eisschokolade in seiner Hand schmelzen. „Ich... Ja. Er hat zwei Bücher gekauft und ist dann gegangen.“ „Gegangen? Und niemand hat ihn aufgehalten?“ „Ich verstehe, dass Sie verängstigt sind, aber-“ „Nein, ich bin nicht verängstigt ich bin in Panik“, korrigierte Spencer so ruhig wie er mit Panik nur konnte. „Wissen Sie welche Richtung?“ „Richtung Chase´s?“ „Danke.“ Wenn er bei Chase´s war, war er in Sicherheit. Tatsächlich saß er an einem der Tische, ein Buch vor sich und seine Füße in der Luft baumelnd. Spencer atmete tief durch. Er war unverletzt. Er war nicht entführt worden. Er war nicht in die Fänge von Monstern geraten. Er war gesund und munter. Alles war gut. Spencer setzte sich und stellte die Eisschokolade vor ihm ab. Sein Cousin kaute weiter auf seinem Stift herum, las in dem Buch und schrieb in ein aufgeschlagenes Notizbuch auf seinem Schoss. Hatte er in dem Alter schon Bücher analysiert? Er bezweifelte es stark. Er trank seinen Kaffee und beobachtete die Leute, die an ihnen vorbei liefen. Normalerweise würde er um diese Uhrzeit Touristen über die Stadt fliegen. Er vermisste es in der Luft zu sein. „Verzeihung, wenn Sie etwas von außerhalb zu essen oder zu trinken haben, setzten sie sich bitte in die Cafeteria im vierten Stock. Dieser Bereich ist ausschließlich für Kunden von Chase´s Falafel.“ Die Frisur war anders und die Stimme war etwas rau, wie nach einer durchgemachten Nacht, aber er erkannte die Augen. Blau und zur Pupille hin grün. „Ich nehme an du willst das Übliche?“ „Schön dich zu sehen Alyx.“ Er lächelte die Kellnerin an. Spencer kannte sie von seiner Zeit in Knightfall. Bevor er nach Grimmsberg umgezogen war. Damals war sie erst vierzehn gewesen und hatte erst angefangen hier zu arbeiten. „Ich dachte du wärst umgezogen?“ „Noch nicht“, sie lächelte zurück. „Am Wochenende.“ Spencer nickte als Zeichen seines Zuhörens. „Ich wohne auch in Grimmsberg. Ich kann dir ein paar echte Geheimtipps zeigen.“ Er gestikulierte mit seiner freien Hand. „Sehr gerne“, sie wandte sich an Drew, „und was darf ich dir bringen, junger Mann?“ Er schaute nicht auf von seinem Buch. „Alles außer Humus.“ „Kein Fan von Humus“, sie machte hm und nickte. „Verstehe ich. Gut, dann bis gleich und Spencer...“ „Ja?“ Sie lächelte ihn freundlich aggressiv an. „Dreh zumindest die Becher so, dass man nicht sieht von wo er ist.“ „Wird gemacht.“ Er drehte sie und verdeckte so das Emblem. Alyx nickte und ging zurück hinter die Theke. Drew gähnte. „Was ist das?“ Er piekte seinen Becher an. „Eisschokolade.“ Der Junge verzog das Gesicht und schob das Getränk von sich. „Ich mag Eis nicht.“ Spencer war entsetzt. Eis war eine der köstlichsten Köstlichkeiten überhaupt. Es war ein Alleskönner. „Jeder mag Eis.“ „Es schmeckt langweilig.“ Spencer wollte etwas erwidern, bevor sein Unterbewusstsein eine Erinnerung von Kate herauskramte. Sie hatte nicht gewusst was Eiscreme war bis sie sechs Jahre alt war und eingeschult worden war. Bis dahin, hatte ihre Oma ihr nur Joghurt als Eis gegeben. „Dann hast du noch nie das richtige Eis gegessen.“ Sein Cousin beäugte das Getränk. „Ich weiß was wir machen wir-“ Ein Blitz unterbrach ihn. Es war kein weicher, warmer Blitz. Kein Naturschauspiel. Nichts Magisches, Mystisches. Es war ein kalter, unnatürlicher, harter Blitz. Der Blitz einer Kamera. Spencer fluchte und durchbohrte den Fotograf mit seinem Blick. Paparazzi. „Wer ist der Junge?!“ „Ist er Ihr Sohn?“ „Ist er ein Zögling von Mr. West?“ „Kümmern Sie sich um ihn?“ „Wo ist Ihre Freundin?“ „Sind Sie Single?“ Spencer kam mit allen Menschen klar, sobald er die Motive verstand, aber eine Berufsgruppe, die er wohl nie verstehen würde, waren Paparazzi. Was trieb diese Leute an, dass sie die Privatsphäre einfach so missachteten? Einfach nur aus Geldgier? Spencer verstand es nicht. Er hatte allerdings auch größere Sorgen im Moment. Drews Augen huschten hin und her. Von einem blitzenden Apparat zum nächsten. Von einem Aufdringlichem zum nächsten. Er atmete nur noch stoßweiße und lehnte sich so weit zurück wie er nur konnte. Weg von den Paparazzi. Das Notizbuch an seine Brust gedrückt in dem Versuch sich abzuschirmen von diesen fremden Menschen. Spencer stand auf und stellte sich vor ihn mit erhobenen Armen. „Ich beantworte eine Frage.“ Sofort schossen alle los. Alyx tauchte hinter ihm auf. „Deine Falafel“, flüsterte sie ihm ins Ohr und presste eine Papiertüte in seine Hand. „Maggie hat den Dienstbotenausgang auf.“ Laut sagte sie: „Ich habe eine Frage: Welche Art von Menschen sind gern gesehen in einem Lokal und welche nicht?“ Die Paparazzi wurden leise. „Wir mögen Kunden. Was wir nicht mögen, sind Personen, die unsere Kunden vertreiben. Entweder sie bestellen etwas oder sie verlassen den Stand oder Version Nummer drei – die gefällt mir am besten – ich rufe die Polizei und lasse sie alle wegen Belästigung und Behinderung des Betriebs einsperren.“ Spencer nutzte ihre Ablenkung und schlich mit Drew zur anderen Seite des Standes und durch den offenen Dienstbotenausgang in die Küche. Maggie – Koch und ein regelmäßiger Besucher des Fitness Clubs im ersten Stock – zwinkerte ihnen zu. Es war schön Freunde zu haben. „Wie geht´s, Spence?“ Er kochte weiter seine Falafel und tat als rede er mit sich selbst, während die zwei Versteckenden sich gegen einen der Schränke lehnten. „Gut, das ist Drew“, stellte Spencer vor. „Er hatte noch nie Eis.“ „Unglaublich“, der Koch warf einen Blick auf ihn und runzelte die Stirn. „Kate?“ „Verblüffende Ähnlichkeit, nicht wahr?“ Maggie schaute wieder hoch und malte Luftschlösser vor sich hin. „Sie liebte meine Falafel und Eistraum.“ Drew schaute ihn mit großen Augen an. „Meine Mutter war oft hier?“ „Ja.“ „Sie mochte Eis?“ „Ja.“ Sein Cousin wandte sich Spence zu: „Ich möchte Eis probieren.“ „Klar.“ Eis war ein Wunderheiler. Es half bei Mandelentzündung und Halsschmerzen, ganz zu schweigen wie gut es gebrochene Herzen, Angstzustände, Frustration, Trauer und Wut heilte. Außerdem half es gegen unerträgliche Sommerhitze. „Sag erst Bitte, Junge.“ Appellierte der Koch an die Manieren des Jungen. Drew kam der Bitte nach: „Bitte.“ „Klar“, wiederholte Spence und machte sich eine Notiz mehr auf Manieren zu achten. „Danke.“ Das Grinsen des Jungen allein war es schon wert mit ihm dorthin zu gehen und dann... könnten sie reden. In Ruhe hoffentlich. Maggie rollte den Falafel-Wrap zusammen. „Luft ist rein.“ „Danke.“ Spencer hielt Drew noch etwas runter und über Hintertreppen suchten sie sich ihren Weg aus dem Einkaufszentrum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)