BAMM! von Centranthusalba (Ein Kickers-Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 16: Wie übergibt man eine Rose? --------------------------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Oh, hallo Käpt’n! Du hier?“ Ertappt fährt Mario am Ende des langen Tisches zusammen. Blitzschnell versteckt er beide Hände hinter seinem Rücken und setzt eine möglichst unschuldige Miene auf. „Alles klar?“ Natürlich fällt die Maskerade Kevin als erstes auf. Skeptisch mustert er seinen Kapitän, der sich in Straßenkleidung am anderen Ende des Clubhäuschens gegen die Wand drückt. „Training mit Gregor ist echt hart. Morgen trainieren wir bitte wieder mit dir, ja?“, stöhnt Tommy laut. Ihm scheint das seltsame Benehmen nicht aufzufallen. „Warum bist du eigentlich noch hier, Mario? Du sagtest doch, du hättest einen wichtigen Termin.“ Ohne eine Spur von Erschöpfung betritt Gregor als letztes das Clubhaus. „Ähm…“ Eine kleine Schweißperle rinnt an Marios Gesicht hinunter. „Nun ja… ich…“ „Häh? Was ist los?“ Kevin platzt der Kragen. Nicht nur musste er das viel zu ehrgeizige Training ihres Spitzenstürmers über sich ergehen lassen, jetzt benahm sich auch noch Mario so komisch. Wütend lässt er seine Faust auf den Tisch krachen. „Wolltest du dich etwa vorm Training drücken? Das wäre ja mal ganz was neues!“ Beinahe panisch schüttelt Mario den Kopf. „Ähm, nein…, ich habe wirklich eine Ver… äh, einen Termin.“ „Aha,“ ertönt plötzlich Tino Stimme hinter seinem Rücken, „Und wofür brauchst du die Rose?“ Vor Schreck, dass er den kleinen Mittelfeldspieler nicht bemerkt hat, wie er sich um ihn herumgeschlichen hat, springt Mario einen Meter nach vorn. Dabei streckt er beide Hände möglichst weit von Tinos Nasenspitze entfernt aus. Genau in die Mitte des Raumes, in der nun jeder Kickers-Spieler das geheime Objekt bestens betrachten kann. Für einen Moment ist es mucksmäuschenstill im Clubhaus. Dann ertönt leises Kichern. „Hast du deinen Termin etwa mit Elsa?“, bringt es Sascha sofort auf den Punkt. „Ähm, ich, nein… ähm…, Jungs, das ist nicht, wonach es aussieht…, ja doch, ähm..“, stottert Mario und wird ähnlich rot im Gesicht, wie die Blüte der Rose, die er in der Hand hält. „Ich dachte, ihr kommt später“, nuschelt er schließlich kleinlaut, „Ich wollte noch etwas üben…“ „Was musst du denn üben, Käpt’n?“ Verständnislos verschränkt Kevin seine Arme vor der Brust. „Öhm…“ unsicher dreht Mario den einzelnen Blumenstängel in den schwitzigen Händen. „Na, ich wollte halt üben, wie…, wie ich…“ In Ermangelung von Worten streckt er die Rose erneut weit von sich, als wollte er sie an eine imaginäre Person übergeben. Überraschenderweise erntet er zustimmendes Nicken. „Sehr gute Frage“, Philipp rückt prüfend seine Brille zurecht, „Wie übergibt man einem Mädchen eine Rose? Das könnte kompliziert werden.“ „Quatsch!“, fährt Kevin ihm sofort über den Mund, „Warum denn kompliziert?“ Rasch greift er nach der Blume in Marios Händen. Er holt einmal tief Luft, legt die Rose erst auf seine Brust und mit dem Ausruf ‚Für die schönste Frau der Welt!‘ streckt er seinen Arm aus und deutet mit der Blüte in die Mitte des Tisches. Einige seiner Kameraden runzeln die Stirn. „Na, ich weiß nicht“, kommentiert Benjamin, „Wenn du ihr die Rose so ins Gesicht steckst, bekommt sie höchstens einen Niesanfall.“ Kevins großspuriger Gesichtsausdruck fällt in sich zusammen. Zerknirscht blickt er auf die Rose. „Gib mal her!“ Bevor Kevin es sich versieht, hat Jeremy sie ihm aus der Hand genommen. Mario entfährt ein leiser Protestlaut, doch niemand beachtet ihn. „Also zunächst einmal“, beginnt Jeremy, „geht man bei so etwas auf die Knie…“ Sein Oberkörper verschwindet hinter der Tischkante, als er seine Worte auch gleich umsetzt. Erneut nicken einige der anderen Spieler heftig. „Tiefer“, kommentiert Charlie mit einem bösen Grinsen. „Idiot!“, entgegnet sein Bruder, springt auf und drückt diesem die Rose in die Hand. „Dann mach du es doch!“ Charlie räuspert sich kurz, als er jedoch merkt, dass alle Blicke auf ihm liegen, weiß er, dass er keinen Rückzieher mehr machen kann. Er schluckt kurz, beugt dann ebenfalls ein Knie, legt die Rose quer über seine ausgebreiteten Hände und streckt sie nach vorn aus. „Für dich“, murmelt er mit hochrotem Kopf. „Das sieht aus wie eine missratene Dehnübung!“, platzt es aus Christoph heraus. „Gib mir mal!“ Auch er reißt seinem Mitspieler die Rose eher unsanft aus der Hand. Ein einzelnes grünes Blatt geht dabei zu Boden. Christoph wiederum verneigt sich wie ein Zirkusdirektor vor seiner imaginären Verabredung, dann holt er mit einer übertriebenen Armbewegung die Rose hinter seinem Rücken hervor und hält sie vor sich in die Luft. „Kann man ihr die Rose nicht einfach so geben?“ fragt Sascha eingeschüchtert in den Raum hinein. „Ihr habt doch keine Ahnung. Gib mal her!“ „Nein, gib mir!“ „Ich habe eine viel bessere Idee.“ Verzweifelt muss Mario mitansehen, wie seine wunderschöne Rose nun von Hand zu Hand geht. Seine Jungs reißen sich förmlich um die beste Darstellung der Übergabe, aber immer hat jemand etwas einzuwenden. Irgendwann haben sich zwei der Jungs an ihren Dornen gestochen, ein Mal mussten sie sie unter dem Tisch wieder hervorholen und der Stängel hat schon längst keine Blätter mehr. Da öffnet sich erneut krachend die Tür. „Mario, bist du hier?“, ertönt Elsas Stimme von draußen, „Wir sind doch verabredet.“ Marios Herz rutscht ihm in die Kniekehlen und auch alle anderen Kickers scheinen erschrocken den Atem anzuhalten. Blitzschnell drückt ihm Tommy die Rose zurück in die Hand und Kevin stößt ihn mit einem beherzten Klapps in Richtung Tür. „Du schaffst es Käpt’n!“, flüstert er ihm noch zu. Vollkommen überrumpelt stürzt Mario nach vorn. Auf halbem Wege stolpert er über eine herumstehende Tasche, verliert das Gleichgewicht, fällt bäuchlings auf die große Tischplatte, rutscht das letzte Stück darauf nach vorn, bis er schließlich kurz vor Elsa zum Stehen kommt. Mit rotem Gesicht blickt er zu ihr auf. Dann fällt ihm ein, womit er diesen peinlichen Auftritt wieder gut machen könnte und streckt zitternd die Hand mit der Rose vor. „Oh“, bringt Elsa schließlich heraus, als von dem zerknickten Blumenstängel die letzten Blütenblätter zu Boden fallen. Hosted by Animexx e.V. 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