Mittsommernachtstraum von RainyxDays ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Mittsommernachtstraum Es war warm und die Luft war schwül„Es riecht nach Regen",dachte ich mir, während ich aus dem Zug stieg. Es war verrückt, das war es von Anfang an aber vermutlich hätte ich es später bereut es nicht getan zu haben, mit meinem Koffer bepackt verließ ich den Bahnhof und mein Blick streifte durch die Menschenmenge nach dem mir bekannten Gesicht. „Da bist du ja!” Ein junger Mann mit sanft braunen Haaren kam auf mich zu, sein Lächeln war unverkennlich und auch er sah etwas überrascht aus. „Würdest du nicht hier vor mir stehen, ich hätte es nicht geglaubt, dass du kommst! "Ich meine, ich könnte ein Serienkiller sein, das ist dir bewusst, oder ?” ,der junge Mann grinste dabei fröhlich weiter während ich nur schmunzelte, ein wenig unmut lag mir trotzalledem im Magen, er hatte nicht ganz unrecht wir kennen uns aus dem Internet und haben uns zuvor nie wirklich getroffen, ein paar Telefonate und auch Skype sind alles worauf sich unsere Bekanntschaft bisher stützt. „Du hast vollkommen Recht, ich sollte sofort wieder in den Zug steigen” ,scherzte ich und wie ein wahrer Gentleman trug er meinen Koffer bis wir sein Auto erreicht hatten. Meiner Mutter und meinen Freundinnen hatte ich einen Live-Standort sowie die vermeintliche Adresse geschickt, sicher ist sicher, doch bisher machte er noch nicht den Eindruck, als würde er mich entführen und verschleppen. Es waren nur wenige Autominuten bis wir seine Wohnung erreicht hatten, die Gegend war nett und auch hier wurde ich direkt meines Koffers entledigt. „Ich wohne im ersten Stock, es gibt natürlich keinen Fahrstuhl!” ,dabei lachte er wieder, das tat er generell oft, man kann es sogar am Telefon deutlich hören, wenn er grinst, das schwöre ich. Die Zugfahrt war lang und durch die warme Luft anstrengend gewesen, am liebsten würde ich gerade einfach nur duschen, deshalb hoffte ich, dass er nicht sofort losstürmen wollen würde, um mir die Stadt zu zeigen. Tausende Gedanken liefen mir durch den Kopf, während wir die Treppe zu seiner Wohnung hinaufgingen, ich war wirklich hier und habe mich mit jemandem, den ich noch niemals wirklich gesehen hatte, getroffen. Wie würde wohl seine Wohnung aussehen? War er ordentlich oder eher chaotisch? Wie riecht seine Wohnung wohl? Diese Frage stell ich mir immer, wenn ich jemanden kennenlerne, nicht jeder verbindet so viel mit Gerüchen wie ich vermutlich, aber für mich ist das ein riesen Thema, würde es angenehm sein? Ich war plötzlich extrem aufgeregt, auch etwas Angst schwappte mit, denn noch konnte ich nicht beurteilen was passieren würde.In seiner Hosentasche kramte er nach seinen Haustürschlüsseln, er war ebenfalls nervös das merkte man, beruhigend. Die Tür öffnete sich und ein angenehmer Duft von Sandelholz kam mir entgegen: „Nach dir” ,sagte er mit einer Handbewegung, die etwas zu Ritterlich für den doch eher derberen jungen Mann wirkte. Mein Blick schweifte durch die Räume, während ich den hellen Flur entlangging. Es war eine helle und moderne 2 Zimmer Wohnung mit einem schönen Balkon, überall standen Fotos von ihm und seinen Freunden und im Wohnzimmer waren seine beiden Gitarren aufgebaut. Er war Musiker, allerdings nicht Hauptberuflich, doch er und seine Freunde haben eine relativ erfolgreiche Rock Band. „Du willst vermutlich erstmal ankommen, duschen und sowas, oder? Also das Badezimmer ist da und ich hab dir Handtücher hingelegt, hab sogar extra neue gekauft weil ich wollte das sie flauschig sind” ,bei diesen Worten musste ich grinsen „Sie sind zu freundlich, dann werde ich sie nun auf ihren Flausch Faktor prüfen!” Er nickte und stellte meinen Koffer im Badezimmer ab, sein Lächeln war ihm bisher noch nicht eine Sekunde von der Seite gewichen. Während ich unter der Dusche stand und endlich diesen Stress von mir abwaschen konnte, verflog auch die Angst, dass er ein psychopathischer Serienkiller sein könnte, mit jedem Tropfen, der meinen Körper traf. „Ich bin wirklich hier” ,dachte ich mir und mein Herz machte kleine Freudensprünge. Die Dusche war bitter nötig und nachdem ich mich frisch gemacht hatte, konnte ich nun mit einem angenehmen Gefühl dem Mann mit dem zerzausten Haar wieder entgegentreten, ohne mich dabei zu fühlen, als hätte ich die letzten 7 Tage in der Schlacht um Mittelerde mitgewirkt. Mein Blick schweifte durch das Wohnzimmer, wo war er hin? Auch im Schlafzimmer und auf dem Balkon konnte ich ihn nicht entdecken, hatte er sich aus dem Staub gemacht? Noch als ich den Gedanken für sinnlos in meinem Kopf erklärte, weil es ja seine Wohnung war, ging die Wohnungstür auf. „Du bist schon fertig? Ich wusste nicht genau was du magst also hab ich 3 verschiedene mitgebracht” ,in seinen Händen hielt er einen Tragehalter mit verschiedenen To Go Bechern „Ich dachte du brauchst nach der langen Reise vielleicht Koffein, also hab ich Latte, Cappuccino und schwarzen Kaffee geholt” , er zeigte auf die Becher. „Wow, das ist echt nett, Danke. "Ein einfacher Filterkaffee aus deiner Maschine hätte es aber sonst auch getan” ,lächelte ich und nahm dankbar den Latte, der Kaffee war wirklich ein Traum. „Also ich hab verschiedene Vorschläge für dich was wir tun könnten, alles natürlich auf freiwilliger Basis” ,entspannt setzte er sich mit einem Kaffeebecher auf das Sofa in seinem Wohnzimmer. Da ich nicht dumm in der Gegend rumstehen wollte tat ich es ihm gleich und wartete neugierig auf die Vorschläge. „Als erstes natürlich der Klassiker, die Stadt zeigen, Essen gehen und diesen ganzen Kram, den man so tut, wenn man ein Date hat mit jemandem, der gerade 350 Kilometer mit dem Zug angereist ist. Mein zweiter Vorschlag ist, an den See zu fahren, viele meiner Freunde und meine Bandkollegen sind gerade da und machen etwas Musik, nennen wir es also eine Art inoffizielles Konzert und der dritte…” ,ich unterbrach ihn mit einem Handzeichen, es war mehr als deutlich was er gerne tun würde und ich war nicht hergekommen um den Standard der mich in den letzten Jahren immer verfolgt weiterzuführen, das hier war neu und aufregend, außerhalb der Norm und genau so wollte ich es auch. „Lass uns zum See fahren ,kurz und knapp, doch die Begeisterung in seinem Gesicht über meine Wahl war unglaublich ergreifend. „Wir können auch echt gern einfach zu zweit die Zeit verbringen, also wirk-” , wieder unterbrach ich ihn und verstand ihn. „Okay dann ab in die Badehose und aufgehts!” ,der in diesem Moment so jugendlich wirkende Typ schnappte sich seine Gitarre und wir verschwanden mit dem Auto in Richtung See. Angekommen war mir meine tolle Wahl etwas auf den Magen geschlagen, immerhin hatte ich bei meinem Enthusiasmus vergessen, dass ich ja nun auch einen Großteil seiner Freunde und Bandkollegen kennenlernte. Seine einnehmende, fröhliche Art machte aber all diese Gefühle nur mit einer kurzen Berührung zunichte, während er mir die Tür aufhielt und seine Hand reichte. Es passte so garnicht zu ihm, er war eher rebellisch mit einem frechen Lächeln, zerzausten Haaren und Tattoos, dunkel gekleidet, sogar etwas zu jugendlich für sein Alter doch es stand ihm und dann dieser wohlerzogene Gentleman. Raus aus meinem Kopf ihr öden Klischees dachte ich mir noch, dann liefen wir gemeinsam in Richtung des Sees. Schon von weitem konnte man den Klang von Acoustic Gitarren vernehmen und eine angenehme Stimme, die aus der Ferne einen noch nicht zu verstehenden Song sang. Die Luft hatte sich inzwischen etwas abgekühlt, doch war es immer noch schwül. Eine Gruppe von Leuten saß auf mehreren Decken auf der Wiese, auch den See konnte man dahinter direkt sehen, es war inzwischen schon früher Abend, doch die Hitze dieses Sommers sorgte für genug Wärme, um auch jetzt noch schwimmen zu gehen. „Da vorne sind die Jungs aus meiner Band, die Mädels gehören zu jeweils zu einem dazu , auf der anderen Seite das sind meine Freunde und Bekannten, die Namen erspare ich dir aber erstmal” ,er deutete in Richtung der Gruppe, die nah am Wasser einen Platz gefunden hatte. Es waren mindestens 15 Leute, die Namen wären wirklich etwas viel gewesen, dachte ich und die Aufregung in mir wuchs wieder. Sanft drückte er meine Hand und lächelte, dann winkte er seinen Freunden zu „Mit Musik hat das aber nicht viel zu tun!" rief er und von der Gruppe kam gegröle. Freundlich stellte er mich vor und zog mich neben sich auf die Decke. Seine Freunde waren nett und es hatte nicht lange gedauert, mit Ihnen warm zu werden, schnell wurde man in Gespräche verwickelt und lauschte entspannt der Musik, das war sein Element, das wusste ich schon, bevor wir uns trafen. Ein paar mal hatte er mir schon etwas vorgespielt, ich liebe den Klang von Acoustic Gitarren, live war es noch um einiges schöner als über Skype. Es war wirklich gut, ihm zuzusehen war mitreißend, die Leidenschaft für die Musik war mit jedem Klang nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren. Gerade als ich meine Augen geschlossen hatte, um den Klang der Gitarre etwas intensiver zu lauschen, hörte die schöne Melodie auf, eine Frauenstimme unterbrach den Fluss der Geräusche. „Immer die selben Lieder, spiel doch mal was anderes”, der Mann mit dem sanft braunen Haar wirkte auf einmal nicht mehr so locker und entspannt wie noch vor ein paar Minuten, eher verkrampft. Seine Augen funkelten die Brünette an, die mit einer Zigarette etwas weiter weg neben ein paar seiner Freunde stand und sich wohl unterhalten hatte. „Lass gut sein Mariell, auf dein Theater hat heute niemand Lust”,ertönte es von einen seiner Band Kollegen. Warum war er plötzlich so angespannt? Noch immer funkelten seine Augen und fast umklammerte er den Griff seiner Gitarre, während die Brünette ein Stück näher kam.„Theater? Nur weil ich die selben öden Lieder nicht zum hundertsten Mal hören kann? "Er spielt die doch sowieso nur, um die Prinzessin da zu beeindrucken, das macht er doch immer, als wäre das nun irgendwie neu” sagte sie abfällig und mir wurde schnell bewusst, dass sie wohl in einer näheren Verbindung mit ihm gestanden haben muss. Plötzlich stand er auf und ging in Richtung der brünetten Frau, die sie alle Mariell nannten, packte sie am Arm und zog sie weg von der Gruppe. Was war denn nun passiert? Ich wusste nicht genau was ich davon halten soll und muss etwas verloren ausgesehen haben denn eines der Mädels tippte mir sanft auf die Schulter „Mach dir bitte nichts draus, die beiden waren mal ein Paar und sie kommt nicht damit klar das er sich von ihr getrennt hat, er ist ein guter Kerl.” Das erklärte die Situation zwar etwas, doch trotzdem fühlte ich mich unwohl dabei, machte er das hier öfter? Ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, doch wurde ihm nicht mehr los. Seine Gitarre, die er gerade noch so leidenschaftlich umklammert hatte, lag nun vor mir und für einen kurzen Moment musste ich mich sammeln, was für eine unangenehme Situation. Doch genau das wollte ich nicht mehr, ich wollte nicht immer darüber nachdenken, ob etwas gut ist, wieso sollte etwas perfekt sein, reicht es nicht zu leben und zu genießen, was ist? Der Gedanke war richtig, die anderen Gedanken waren die, die zu nichts führten. Ich könnte ihn fragen, aber warum? Nein, ich würde einfach Leben und diesen Moment, der gerade so wunderschön war, einfach fortführen, sollte diese Exfreundin sich doch ihr Leben schwer machen, ich war hier, um etwas Neues auszuprobieren. Nur ich bin für mein Glück verantwortlich, niemand sonst und nur ich kann es mir wegnehmen! Mit diesem Gedanken schnappte ich mir seine Gitarre, ich hatte schon länger nicht gespielt, doch verlernt hatte ich es nicht. Ich schlug ein paar Seiten an, bis ich wieder reinkam und die Melodie von He is We - I would mind zustande brachte. Ohne zu registrieren, was um mich herum geschah, fing ich an das Lied zu singen und genoss die Töne der Gitarre dabei. Die Bandmitglieder hatten alle inzwischen ungläubig klatschend zu mir gesehen und auch der Mann, dessen Aufmerksamkeit abgelenkt wurde, schaute ungläubig in meine Richtung und schob die Brünette, die mit ihm diskutieren wollte, einfach zur Seite. Da war wieder das Lächeln, wie das eines kleinen Jungen. Ich hatte ihm nie erzählt, dass ich spiele, nur dass ich etwas spielen kann, doch schien es in diesem Moment alle mitzureißen. Noch bevor das Lied vorbei war, hatte er sich wieder an meine Seite gesetzt und die Frau, die gerade noch für Unruhe sorgte, war wütend abgezischt. Die letzten Klänge des Songs waren getan und seine Freunde und Bekannten jubelten bis auf wenige Ausnahmen. „Mega! Aus dem Nichts!” ,lachten seine Bandkollegen. „Soviel zu, ich kann ein bisschen spielen” ,dabei stimmte er in das Lachen seiner Kollegen mit ein. „Die Gitarre hat sich so einsam gefühlt, da musste ich ihr einfach meine Ehre erweisen” , der freundliche Wink mit dem Zaunpfahl wurde sofort verstanden. „Tut mir Leid, das war wirklich nicht mein Plan…” , dabei schaute er bemitleiden in meine Richtung. Mit einem Augenzwinkerer sowie einem frechen Lächeln war unsere Kommunikation ohne viele Worte auf genau die Richtige Art gelaufen, was wollte ich also mehr? Inzwischen ist die Abenddämmerung eingetreten, es war schon spät, einer der längsten Tage des Sommers. Die meisten waren schon gegangen, doch eine Handvoll Leute waren noch am See und genießen wie wir die Abendbrise an diesem schwülen Sommertag. Der See glitzerte und ich lehnte an dem Geländer einer kleinen Brücke, die zum anderen Ufer führte, um mir das Schauspiel anzusehen. Es roch noch immer nach Regen, es würde sicher Gewitter geben, dachte ich. Das Wasser war beruhigend anzusehen und es war still geworden. Ich schloss einen Moment meine Augen, als ich hinter mir jemanden vernahm, der die Arme um mich gelegt hatte. „Du kannst doch nicht einfach so hier rumstehen, was ist, wenn dich jemand entführt und verschleppt?”, raunte es in meinen Nacken. „So jemand wie dich?” Dabei spürte ich sein Kichern. Unsere Haut war warm und aufgeheizt durch die Sonne, die schwüle Luft machte das Atmen schwer. Jede kleine Berührung war wie ein elektrischer Impuls, der meinen Körper durchfuhr. „Wir sollten zu den anderen, ich denke, es wird ein Gewitter geben, vielleicht sollten wir langsam aufbrechen.” ,dabei nahm ich seine Hände, die an meiner Körpermitte lagen und drehte mich zu ihm um. Lächelnd nickte er und schaute dabei nach unten, als würde er sich ärgern. Gerade als ich in Richtung der Wiese laufen wollte, packte er mich am Arm und zog mich wieder an sich heran. Seine Daumen fuhr über meine Lippe und seine Hand in meinen Nacken. Sanft drückt er mir einen Kuss auf die Lippen. Die Luft ist schwer zwischen uns, als er seinen Mund von meinen löst und es fühlt sich unreal an, als ich in sein Gesicht schaue und er mich mit diesem frechen Lächeln ansieht. Und dann kam er, der Donnerschlag und mit ihm der Platzregen. Völlig aus der Fassung gebracht, stürmten wir beide los in Richtung Wiese, um die Gitarre einzupacken und in sein Auto zu flüchten. Noch während wir durchnässt und lachend durch den Regen rannten, trafen sich unsere Lippen in diesem Sommernachtsgewitter erneut, bis wir völlig durchnässt an seinem Auto ankamen. „Das nenne ich mal Gewitter” ,lachte er, und gerade als er das Auto starten wollte, hielt ich ihn davon ab. „Wir sind zwar nass bis auf die Knochen, aber lass und noch nicht fahren, ich will mir unbedingt das Gewitter ansehen.” Seine Augen funkelten mich an, dann grinste er wieder frech „Nichts Lieber als das, aber wir könnten uns ja-” „Nein, wir werden uns nicht ausziehen” , unterbrach ich und er lachte. „Ein Versuch war's Wert, die Heizung lass ich aber laufen.” Dann startete er das Auto, das Radio sprang an es war inzwischen Mitternacht noch bevor er es ausschalten konnte, sagte der Moderator etwas und ich schmunzelte. „Mittsommernachtstraum…ja das trifft es ganz gut” , dabei schaute ich auf den Sitz neben mir auf den Mann mit den sanft braunen zerzausten Haaren, der wie ich nass bis auf die Knochen war und begeistert mit mir das Gewitter betrachtete. 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