Die Suche nach Glück (Teil 1) von Julia281419 ================================================================================ Kapitel 8: Vergangenheit ------------------------ Sasuke Pov   Der Himmel, schwarz wie die Nacht und klarer als üblich. Lediglich der Mond, welcher sein Höchstmaß an Fülle erreicht hatte, war durch vereinzelte Wolken bedeckt. Neben dem Himmelsspiel beobachteten ein rotes Auge, gekennzeichnet durch das Sharingan, sowie ein violettes Auge, widergespiegelt durch das Rinnegan, eine menschenleere Gasse, welche sich ihren Weg durch die Häuser Konohagakures schlängelte. Es musste fast Mitternacht sein, sodass die meisten Bewohner Konohas schon schliefen. Lediglich weit entfernt konnte Sasuke hastige Schritte wahrnehmen, die direkt auf ihn zusteuerten. Sie mussten aufgrund der Auftrittsfrequenz von einem Kind stammen, was sich sogleich durch die näher kommende Gestalt bewahrheitete. Es schien aufgrund seiner Gangart und seiner Kleidung ein Junge zu sein, doch es war nicht irgendein Junge in dessen Gesicht der Schwarzhaarige nach der Überbrückung der letzten Distanz blicken konnte. Es war er selbst. Somit bestätigte sich die Vorahnung des Clanerbens: Es spielte sich erneut die Nacht ab, die sein Leben gänzlich veränderte und welche er schon abermals durchlaufen hatte.   Die Nacht, die nahezu den gesamten Uchiha Clan sein Leben kostete.   Das letzte Mal war es Itachi, welcher ihm durch dessen Augen das komplette Ausmaß jener Nacht aufgezeigt hatte. Doch diesmal war es anders. Sasuke folgte seinem jüngeren Ich durch die Mauern des Uchiha-Viertels bis hin zu seinem Elternhaus. Der gesamte Clan schien bereits durch die Hände seines Bruders und Obitos Mithilfe ausgelöscht worden. Doch entgegen seiner Erwartung fand der siebenjährige Sasuke nicht die Leichen seiner Eltern in dem Wohnraum ihres gemeinsamen Anwesens auf. Sein Vater und Clanoberhaupt der Uchiha, Fugaku Uchiha, seine Mutter, Mikoto Uchiha, und sein älterer Bruder Itachi schienen ihn bei vollem Bewusstsein zu erwarten.   Sasuke beobachtete abseits mit einem ernsten Blick wie das verängstigte Kind auf seine Familie zuging. Erleichterung spiegelte sich in dem Gesicht des Jungen wider. Erleichterung, dass seine Familie im Vergleich zu allen anderen des Uchiha Clans noch am Leben war. Als erstes durchbrach seine Mutter die Stille und richtete ihr Wort an ihren jüngsten Sohn. Sie griff nach seinen Händen und kniete sich zu ihm hinab bevor sie mit einem aufmunternden Lächeln sagte: „Sasuke, mein Schatz... Deine Augen müssen am heutigen Abend bereits Dinge gesehen haben, vor denen ich dich gerne als deine Mutter bewahrt hätte. Dennoch bitte ich dich keine Angst zu haben, denn ich weiß was für ein starker kleiner Mann du bist. Auch wenn in Zukunft schwere Zeiten auf dich zukommen mögen, die dich mehr als einmal an dir zweifeln lassen, will ich, dass du weißt, dass ich immer an dich glauben werde! Auch wenn du vielleicht von dem richtigen Weg abrücken wirst, weiß ich, dass du es immer wieder zurück schaffst. Du bist ein gutes Kind und hast dein Herz an der richtigen Stelle. Vergiss bitte nie, wie lieb ich dich habe. Denn ich werde immer in deinem kleinen Herzen sein und auf dich aufpassen.“. Mit einer festen Umarmung beendete die Uchiha ihre liebevolle Ansprache.   Bevor der junge Sasuke überhaupt realisieren konnte, was seine Mutter zu ihm sagte, spürte er die Hand seines Vaters auf seiner Schulter ruhen. „Sohn, ich will, dass du weißt, dass ich immer Stolz auf dich war... Zeig den Menschen, was für ein starker Clan wir sind und mach dem Namen Uchiha alle Ehre.“. Die Augen des kleinen Schwarzhaarigen wurden immer größer bevor sie sich letztendlich auf Itachi richteten. „Itachi, w-was reden Mutter und Vater da? Was hat das alles zu bedeuten?“. Wehmütig betrachtete der ältere der zwei Brüder den jüngsten Clanerben bevor er sich lächelnd zu ihm hinunter beugte und mit zwei Fingern seine Stirn berührte. „Sasuke, es tut mir leid was für eine Last ich dir aufgebürdet habe. Wenn ich die Chance hätte, würde ich in vielen Situationen anders handeln. Aber egal wie dein zukünftiger Weg auch aussehen mag, ich werde dich immer lieben.“. Bevor Itachi mit ruhiger Stimme weiter sprach, richtete er sich auf und blickte Sasukes heutigem Ich direkt in die Augen.   „Sasuke, vergiss jedoch nie, dass auch unter den Lebenden Personen existieren, denen du etwas bedeutetest. Ganz egal welche Fehler du auch du begehen wirst. Ein Familie besteht nicht nur durch ihr Blutbündnis. Es ist viel mehr als das.“.   „Nii-San, was soll das? Von welcher Last sprichst du? Warum schaut ihr mich denn alle so ernst an?“. Tränen bahnten sich ihren Weg in seine schwarzen Augen und die Gesichtszüge des Siebenjährigen wurden immer verzweifelter. Doch ehe ihm jemand antworten konnte, verblassten die Konturen seiner Familie immer mehr, bevor sie sich letztendlich in Luft auflöste. Sasuke, der noch immer fernab das Geschehen betrachtete, verstand was gerade in dem Kopf des Jungen vorging. Er schien zu realisieren, dass er der einzig überlebende des Uchiha Clans war. Seine gesamte Familie war von ihm gegangen. Doch daran war nichts mehr zu ändern. Je früher er es akzeptieren würde, desto mehr Leid würde ihm erspart bleiben. Mit den Gedanken an Itachis Worte wandte er sich ab, um sein Elternhaus zu verlassen.   Bevor er jedoch das Gebäude verlassen konnte, fand sich der Sharinganträger in weiteren, längst verblassten Erinnerungen als Zuschauer wider. So durchlief er unter anderem erneut die Bekanntmachung von Team 7, den Kampf gegen Zabuza und Haku, die Chunin Auswahlprüfung, seine Auseinandersetzung mit Naruto über den Dächern des Konoha Krankenhauses sowie Sakuras Versuch ihn bei seinem Entschluss Konohagakure zu verlassen aufzuhalten. Doch auch nicht nach dieser Szenerie konnte der Uchiha entfliehen. Es schien ihm als spielte sein Unterbewusstsein alle schneidenden Erlebnisse seiner Vergangenheit erneut vor seinem inneren Auge ab. Erlebnisse, die er in den letzten Jahren durch seinen Fokus auf Rache mit aller Kraft verdrängt hatte.   Ein abfälliges Schnaufen entwich dem Schwarzhaarigen. Er wusste, dass er träumte. Sasuke erinnerte sich daran, dass er unfassbare Schmerzen hatte und Sakura ihm mitteilte, dass er operiert werden müsse und anschließend in ein Wachkoma versetzten werden solle. Er verstand noch immer nicht, warum er sich so schnell dazu überreden lassen hatte. Wahrscheinlich trieb in der Schmerz zu so einer dummen Entscheidung, doch er war selbst dafür verantwortlich. Die Rosahaarige hatte ihm und Naruto mehrmals mitgeteilt, dass sie sich zeitnah untersuchen lassen sollten. Doch er konnte nicht. Irgendetwas unerklärliches hielt ihn davon ab das Krankenzelt aufzusuchen. Sasuke wusste, dass Sakuras medizinischen Fähigkeiten die von Karin bei weitem übertrafen, daran lag es somit nicht. Jedoch war es seine alleinige Schuld, dass Naruto und er in einer solchen Verfassung waren. Ohne diesen letzten Kampf mit dem Chaosninja hätte er sich niemals geschlagen gegeben. Zwar war er sicher, dass Naruto ihm dies und seinen Weggang nie vorhalten würde, doch er wusste tief im Inneren wie sehr er ihn und insbesondere Sakura durch sein Fortgehen und seine Taten verletzt hatte. So verdiente er es noch etwas mehr zu leiden und ohne Narutos Gequengel wäre er dem Krankenzelt wahrscheinlich noch weitere Stunden fern geblieben.   Doch so langsam verlor der Uchiha die Geduld, auch wenn er wusste, dass er hierauf keinen Einfluss hatte. Nicht nur, dass sich der Sharinganträger an manche Situationen, wie beispielsweise sein erstes Zusammentreffen mit Orochimaru, nicht mehr im Detail erinnern wollte. Nein, die meisten Erinnerungen trugen nur dazu bei, dass sein Hass auf sich selbst immer größer wurde und ein zu Beginn kaum spürbarer Druck auf seiner Brust sich zunehmend verstärkte. Es waren Erinnerungen wie beispielsweise an seinen ersten Kampf mit Naruto im Tal des Endes, an seine Mitgliedschaft bei Akatsuki oder an seinen gescheiterten Versuch Sakura umzubringen. So spürte er nach all den Jahren voller Hass eine weitere Emotion und etwas, was er schon seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt hatte: Reue. Reue gegenüber seinem Heimatdorf Konohagakure und vereinzelten anderen Shinobi-Dörfer, Reue gegenüber Kakashi sowie insbesondere gegenüber Naruto und Sakura.   Und so lies der Schwarzhaarige die weiteren Szenerien auf sich wirken bis er letztendlich in seiner aktuellsten Erinnerung angelang und er zum zweiten Mal seinen finalen Kampf mit Naruto im Tal des Endes durchlief. Wie bereits auch zuvor wurden die Wunden des Gelbhaarigen und des Sharinganträgers im Nachgang von der rosahaarigen Medic-Nin geheilt. Doch kurz bevor das heilende Chakra der Kunoichi verblasste, begann die Umgebung des abseits stehenden Uchihas zu beben. Stück für Stück lösten sich vereinzelte Steinfragmente der mächtigen Ninjaskulpturen. Ebenfalls spiegelten sich auf dem Erdboden immer größer werdende Risse wider und auch der Himmel verfärbte sich in ein tiefes Schwarz. Es musste folglich soweit sein, das Ende seiner Wachkomaphase nahte. Doch bevor Sasuke seinen Gedankengang zu Ende bringen konnte, fand er sich in einem freien Fall wider. Ein Fall in den kilometerweiten Abgrund. Ein Sog in die Tiefen seiner düsteren Vergangenheit.   Erschrocken öffnete der Sharinganträger die Augen während er versuchte sich aufzusetzen, doch ein Widerstand hinderte ihn daran. Kabel, die vermutlich seiner gesundheitlichen Versorgung dienen sollten, sowie ein Atemgerät auf seinem Mund. Ehe sich der Schwarzhaarige jedoch mit seiner Umgebung vertraut machen konnte und sich dem Atemgerät entledigen konnte, wurde er bereits von seinem Zimmergenossen mit einem breiten Grinsen auf den Lippen angesprochen. „Sasuke, du alte Schlafmütze, endlich bist du wach. Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht, echt jetzt! Hätte ich gewusst, dass du einen dreiwöchigen Schönheitsschlaf brauchst, um dich von unserem Kampf zu erholen, hätte ich dich damals nicht so zugerichtet.“.   Nachdem der Angesprochene hierauf nur mit einem abfälligen „Tzz“ reagierte, führte Naruto seinen Monolog fort. „Aber jetzt bist du ja endlich wach, schön, dass du wieder unter den Lebenden bist! Jetzt habe ich endlich jemanden mit dem ich mich unterhalten kann. Ist das nicht toll? Ich habe Sakura-chan so lange überredet bis sie endlich zugestimmt hat und mein Bett in dein Zimmer geschoben hat. Eigentlich hatte ich das Zimmer neben dir, aber ich dachte du freust dich über etwas Unterhaltung. Du hast schließlich so einiges verpasst während der drei Wochen! Sensei Kakashi wird zum Beispiel in den kommenden Tagen offiziell das Amt des sechsten Hokages antreten, ist das nicht cool? Dann macht er immerhin mal was anderes als die ganze Zeit das Flirtparadies von vorne zu lesen. Und Oma Tsunade hat eine Lösung für unser Armproblem gefunden. Sie meinte irgendetwas von den Zellen des ersten Hokages, aber so ganz habe ich es auch noch nicht verstanden. Und..“   „Holst du auch mal Luft während du sprichst?“, kam es genervt von dem Schwarzhaarigen. Mit beleidigter Miene antwortete der Gelbhaarige seinem Teamkameraden: „Na hör mal, ich hab schließlich auch einiges nachzuholen! Ah, da fällt mir ein, dass ich Sakura-chan versprochen habe sie direkt zu rufen wenn du wach bist. Keine Sorge, sie hat ihr Versprechen nicht gebrochen, echt jetzt! Sie war jede freie Sekunde bei uns. Erst als Ino und Oma Tsunade sie förmlich aus dem Krankenhaus wegzerren mussten, hat sie locker gelassen. Auch ich musste mich mehrmals mit ihr anlegen, damit sie sich endlich mal eine Pause genehmigt, aber sie meinte ständig nur etwas von einem medizinischen Eid den sie geschworen hat oder so etwas in der Art. Soweit ich weiß ist sie gerade auf dem Weg uns ein paar frische Klamotten zu besorgen, damit wir nicht die ganze Zeit in dem Krankenhausaufzug rumlaufen müssen. Und sieh mal, ist das nicht klasse? Sie hat jedem von uns ein Bilderrahmen mit unserem alten Genin Foto als Team 7 mitgebracht und ans Bett gestellt.“.   Die Augen des Schwarzhaarigen richteten sich auf das besagte Bild auf seinem Nachttisch. Es zeigte ihn, Naruto, Sakura und Kakashi an ihrem ersten Tag als Team 7. Sasuke erinnerte sich. Auch er hatte damals ein solches Exemplar erhalten. Es befand sich in seiner Wohnung und hatte einen Platz in seinem Schlafzimmer. In der Nacht in der er Konoha verließ, warf er das letzte Mal einen Blick jenes Bild und legte es als Zeichen seines Entschlusses, mit Konoha und alles was ihm daran band zu brechen, mit der Bildinnenseite nach unten auf seiner Kommode ab. Während seine Augen weiterhin auf der Aufnahme ruhten, entwich ihm ein kaum hörbares Schnaufen. Das Foto zeigte ihren Beginn als Teamkameraden. Und auch jetzt, Jahre später, schien sich trotz allem was geschehen war nichts daran verändert zu haben.   So sollte Itachi Recht behalten. Ein Familie besteht nicht nur durch ihr Blutbündnis. Es ist viel mehr als das. Und dieses Bündnis, diese Freundschaft, die trotz seiner ganzen Fehltritte weiter bestand, galt es unter allen Mitteln zu beschützen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)