Drawback 3 von ManaRu ================================================================================ Kapitel 5: Flashback 4 ---------------------- Blinzelnd öffnete er die Augen. Eigentlich wollte er noch gar nicht aufstehen. Wie spät es wohl war? Doch die Neugier packte ihn, zwang ihn aufzustehen und sofort aus seinem Zimmer zu flitzen, die Treppe nach unten zu nehmen und ins Esszimmer zu rennen. Noch war nichts zu hören, kein Wort, kein Geräusch, nichts, außer seinen Schritten auf dem Laminat. Und dann sah er es: der große, massive Esstisch aus Mahagoni, welcher immer von einem edlen weißen Läufer mit Spitze und Kerzenständern bedeckt war, war nun mit einer weinroten Tischdecke versehen. Eine Etagere aus Kristall stand an einem Ende des Tisches, bestückt mit den teuersten Süßigkeiten, die man hier zulande in den Läden nicht einmal bekommt. Auf der anderen Seite standen zwei Weingläser und ein kleines Kristallglas, dazu eine Flasche Rotwein und eine Flasche von seinem Lieblingssaft. Doch das Beste breitete sich genau in der Mitte des Tisches aus: viele kleine und auch große Geschenke. Liebevoll verpackt und verziert türmten sich die Pakete auf dem Tisch zu einem Stapel, der höher war als er selber. „Wow!“ Entwich es ihm begeistert und erst dann hörte er Schritte, die aus der Küche kamen. Seine Mutter kam in ihrem Designerkleid aus dem Nebenraum, hatte in den Händen eine Torte auf denen Kerzen flackerten, während sein Vater in feinem Anzug neben ihr lief und das Geburtstagslied anstimmte. Freudig quietschend sprang er von einem Bein auf das andere, sah seine Eltern, die immer näherkamen, mit strahlenden Augen an, ehe seine Mutter die Torte abstellte und das Lied auch schon endete. Sofort lief er zur Torte, pustete die fünf Kerzen aus und drehte sich dann glücklich lächelnd zu seinen Eltern um. Seine Mutter hob ihr Kleid etwas an, kniete sich vor ihn und zog ihn in die Arme und hauchte ihm einen Kuss auf den Haarschopf. „Alles Gute zum fünften Geburtstag mein Schatz.“ Drangen ihre Worte in sein Ohr und sofort drückte er sich an sie und schloss die Augen. „Danke, Mama.“ Als sie von ihm abließ, sah er zu seinem Vater, der ihn gefühlt noch enger an sich zog, als es seine Mutter zuvor getan hatte. „Alles Gute mein Großer.“ Hauchte er und hob ihn dann direkt vom Boden hoch und hielt ihn in seinen Armen. Erschrocken klammerte er sich an ihn, ehe er lachen musste und auf den Tisch sah. „Such dir eins aus. Der Rest…“ Begann sein Vater, doch er unterbrach ihn grinsend. „Ja, Papa. Der Rest ist heute Abend dran.“ Seine Mutter lachte hinter hervorgehobener Hand und auch sein Vater musste sich ein Lachen verkneifen, lächelte ihn an und fuhr ihm durch die Haare. „Richtig.“ Somit wurde er wieder auf den Boden abgestellt und konnte nun zum Tisch gehen und suchte sich ein Paket aus der Mitte des Stapels aus. Sofort begannen seine Eltern, das Geschenk hervor zu buddeln und überreichten es ihm. Wie wohl jedes Kind in diesem Alter, warf er sich sofort mit dem Geschenk auf den Boden und begann, das Geschenkpapier zu zerreißen. Zum Vorschein kam ein ferngesteuertes Auto. Mit großen Augen und einem breiten Lächeln auf den Lippen sah er zu seinem Vater auf. „Das ist dein Auto!“ Quietschte er und sprang auf, knuddelte seine Eltern noch einmal durch und verlangte sofort nach Akkus, um das Auto zu testen. Natürlich wurde auch dieser Wunsch sofort erfüllt! Und keine fünf Minuten später fuhr der kleine silberne C63 AMG durch das Esszimmer. Lachend lief er dem Wagen hinterher, fuhr einmal durch die gesamte Etage, durch jeden Raum, den er gerade erreichen konnte, bis sein Vater das Auto einfach packte und vom Boden hochhob. „Manno!“ Jammerte er und plusterte seine Wangen auf. „Das kannst du heute Abend noch so lange machen, wie du möchtest. Doch jetzt müssen wir los.“ „Los?“ Fragend sah er seine Eltern an, legte die Fernbedienung des Wagens weg und wurde dann auch schon ins Badezimmer geschickt. Zwar wusste er nicht, was noch passieren wird, aber er beeilte sich, machte sich so schnell er konnte fertig und stand dann auch schon nach 15 Minuten einsatzbereit an der Türe ihres zweistöckigen Hauses und zog sich die Schuhe und eine Jacke an. „Ach Schatz…“ Hauchte seine Mutter und hockte sich vor ihn, um die Knöpfe seines Hemdes richtig zu zu machen. Da hatte er sich in der Eile wohl etwas vertan und sein Hemd schief zugeknöpft. Kann ja mal vorkommen! „Jetzt siehst du schick aus. Wie ein großer Junge.“ Freute sie sich und zog sich dann ihre hochhackigen Schuhe an. „Wie ein Junge, der bald Papas Firma übernimmt.“ Antwortete er lächelnd und sein Vater fuhr ihm direkt lachend durch die Haare. „Das dauert noch ein wenig.“ Er hatte sich schon oft vorgestellt, dessen Firma zu übernehmen, obwohl er nicht einmal verstand, was sein Vater machen musste. Doch das war ihm egal, denn er wusste, dass das viel Geld einbringt und sie sich alles leisten konnten, was sie wollten. Und das möchte er später auch! Er möchte eine hübsche Frau haben, mit der er alle Länder der Welt bereisen würde. Doch an diesem Tag bereiste er erst einmal mit seinen Eltern einen Freizeitpark. Mit VIP-Tickets bewaffnet, rannte er ihnen fast davon, wollte auf jede Attraktion, wollte alles sehen, was es dort zu sehen gab, bekam ein riesiges Eis in einer Waffel mit extra Streuseln und einem Keks, durfte Pizza essen und sich im Souvenirshop sogar noch etwas aussuchen. Sie verbrachten den ganzen Tag dort, sahen sich eine Zaubershow an, gingen danach zu einer Stuntshow und waren zu guter Letzt noch auf einer Wasserbahn, bei der sie sogar nass wurden. Manch einer glaubte nicht daran, dass seine Eltern so etwas toll fanden, wenn man die Beiden in ihren teuren Sachen sah, doch sie scherten sich nicht um den Preis der Kleidung und lachten mit ihm mit, als sie nass wurden. „Gut, dass wir das zum Schluss gemacht haben.“ Lachte seine Mutter, als sie sich durch die nassen Haare fuhr, um sie aus dem Gesicht zu kriegen. Sein Vater hatte das Jackett ausgezogen und es ihm um die Schulter gelegt, damit ihm nicht noch kalt wird. Sie wollten nicht, dass er durch die nassen Klamotten und dem leichten Wind krank wird. Sofort zog er das Jackett enger um sich und seufzte. „Dann fahren wir jetzt nach Hause, essen ein Stück von der Torte und dann gehst du duschen, mein Schatz.“ Sagte seine Mutter zu ihm und er nickte sofort. Eine Dusche klang doch gar nicht mal so schlecht, denn die nassen Anziehsachen ließen ihn nun tatsächlich etwas frieren. „Und danach mache ich die anderen Geschenke auf!“ Forderte er natürlich und bekam nickend Zustimmung. Zu Hause angekommen, zog er sich die Schuhe aus, reichte seinem Vater das Jackett und auch seine eigene Jacke, ehe er in die Küche rannte, wo seine Mutter bereits die Torte in gleichgroße Stücke teilte. „Die sieht so lecker aus.“ Freute er sich direkt wieder und obwohl er im Freizeitpark schon so viel gegessen hatte, würde er sich nicht davon abhalten lassen, ein Stück davon zu essen. Sein Magen konnte manchmal ein Fass ohne Boden sein und bei dem Anblick einer so leckeren Torte hatte er gleich das Gefühl, noch nichts gegessen zu haben. „Setz dich an den Tisch, mein Schatz. Ich bringe gleich alles raus.“ Ohne zu warten rannte er zum Esstisch, wo sein Vater bereits etwas Platz geschaffen hatte und Teller und Besteck verteilt hatte. Er schenkte sich und seiner Frau den Wein ein, während er selber seinen Saft bekam, ehe seine Mutter auch schon mit der Torte kam. Eine leckere Schoko-Sahne-Torte mit Erdbeeren! So schnell, wie er das Stück vernichtet hatte, konnten seine Eltern nicht einmal gucken. Aber es war so lecker! „Trink noch aus und geh schon mal duschen. Wir warten hier.“ Nickend nahm er sein Glas, leerte es und flitzte nach oben in das große Badezimmer, in dem eine riesige Badewanne in der Ecke stand. In der anderen Ecke stand eine große Dusche, in der man bestimmt zu dritt reinpasste, rechts an der Wand etwas von der Dusche entfernt stand die Toilette und direkt links neben der Türe ein großes Waschbecken mit Spiegelschrank. Für ihn gab es unter dem Waschbecken einen Hocker, damit er auch in den Spiegel gucken konnte. Doch das war für ihn noch lange nicht wichtig, sich ständig im Spiegel zu betrachten. Wichtiger war es nun, zu duschen, um bald darauf die restlichen Geschenke auszupacken! Also warf er seine Sachen in den Wäschekorb, sprang unter die Dusche, um sich schnell sauber zu machen und auch aufzuwärmen, ehe er auch schon mit noch leicht nassen Haaren in sein Zimmer stiefelte. Als er sich saubere Sachen angezogen hatte, hörte er auf einmal etwas Lautes, das ihn zusammenzucken ließ. So genau konnte er nicht einmal definieren, wie es klang. Laut und komisch! Vorsichtig ging er aus dem Zimmer, sah nach unten, doch nun hörte er nichts mehr, sah nichts und fragte sich schon, ob das vielleicht einfach nur Einbildung war. Mit zuckenden Schultern lief er wieder lächelnd nach unten. Noch in der Türe zum Esszimmer blieb er stehen. „Ma… Mama?“ Fragte er leise und schlich zum Tisch. Seine Mutter saß noch auf dem Stuhl, doch das Weinglas, aus dem sie zuvor getrunken hatte, lag zerbrochen auf dem Tisch, ihr Kopf direkt daneben und er sah etwas Rotes, flüssiges an diesem entlang laufen und auf den Boden tropfen. War das der Wein? „Du hast mich zum letzten Mal hintergangen!“ Erklang eine Männerstimme aus der Küche, doch es war nicht die seines Vaters. Wieder hörte er dieses laute Geräusch, einen dumpfen Aufprall, ehe es still wurde und er sein eigenes Herz schlagen hörte. „Papa?“ Fragte er leise, doch es kamen zwei ihm unbekannte Männer aus der Küche. Er wich zurück, stieß gegen irgendwas und als er den Kopf in den Nacken legte und nach oben sah, sah er nur ein weiteres unbekanntes Gesicht. Der Mann hielt ihn fest, sah ihn ernst an. Die anderen Beiden kamen nun auf ihn zu und er sah, dass einer dieser Männer gerade eine Waffe in seinen Gürtel steckte. „Was habt ihr mit Mama und Papa gemacht?“ Schrie er sie an und kämpfte sich aus dem Griff des Anderen und rannte auf den Kerl zu, der die Waffe besaß. Laut schreiend und weinend schlug er dem Mann mit nach oben ausgestreckten Armen immer wieder gegen den Oberkörper. Natürlich richteten seine Schläge nichts an und je mehr er weinte und schluchzte, desto schwächer wurden seine Arme. „Gib sie mir wieder!“ Schrie er schluchzend und kniff die Augen zusammen. „Boss?“ Fragte der Mann, auf den er einschlug, der sich bisher keinen Millimeter bewegt hatte. Der Angesprochene grinste nur und musterte den Jungen. „Wir nehmen ihn mit. Kinder von Verrätern können nichts dafür. Er wird uns gute Dienste leisten, da bin ich mir sicher.“ Sofort stoppte er und sah den Mann an, der noch immer grinste, ehe der Kerl, den er bis eben geschlagen hatte, seine Handgelenke packte und ihn so festhielt, dass es sogar weh tat. „Was wollt ihr von mir?“ Fragte er leise und schluchzte noch immer, sah den Mann böse an und versuchte nun, den anderen Kerl zu treten. Natürlich amüsierten es die Männer, ihn so zu sehen. „Möchtest du lieber alleine hier bleiben? Oder willst du die Schuld deines Vaters begleichen und mit mir mitgehen, damit deine Eltern in Frieden ruhen können?“ Er verstand kein Wort von dem, was der Mann da sagte. Bis auf die letzten: Sie sollten in Frieden ruhen! Das wollte er! Unwissend, was es bedeutete, nickte der kleine Junge und wurde daraufhin losgelassen. „Das freut mich, mein Kleiner. Du wirst es gut bei uns haben. Du darfst dir sogar einen neuen Namen aussuchen.“ „Einen Namen? Warum?“ „Weil ich niemanden mit seinem richtigen Namen bei mir haben will.“ Er blinzelte verwirrt. Also durfte er seinen Namen nicht behalten? So wirklich verstehen konnte er das nicht. Was war denn falsch an ihren bürgerlichen Namen, dass man sie nicht behalten durfte? „Also?“ Drängte ihn der Mann auf einmal und er sah ihn an, fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen und schluckte die neuen Tränen runter, da sein Vater ihm oft genug gesagt hatte, dass ein großer Junge nicht weinen müsse. „Ich heiße…“ Begann er leise und krallte sich etwas mit den Fingern in seinen Pullover fest und sah seine Eltern an. In Frieden ruhen… „Kazuki…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)