Vom Schicksal erwählt! von Miyu94 ================================================================================ Kapitel 17: Eine kleine Galgenfrist! ------------------------------------ Eine kleine Galgenfrist! Genüsslich steckte sich Inuyasha das Stückchen Fleisch, das er sich eben abgeschnitten hatte, in den Mund. Nach dem langen und harten Arbeitstag eine echte Belohnung für den jungen Mann. Langsam gewöhnte er sich wieder an den Rhythmus. Sein Tagesablauf hatte endlich wieder eine Struktur. Dennoch fielen ihm manche Abläufe immer noch schwer. Das morgendliche Aufstehen war immer eine Tortur für den Mann. Schon vor seinem Unfall war er morgens nur schwer aus dem Bett gekommen. Jetzt wo er auf Hilfe angewiesen war, fiel es ihm noch schwerer. Dennoch fühlte sich Inuyasha deutlich besser. Es war zwar alles noch neu für ihn, doch die Arbeit machte ihm weiterhin Spaß. „Ach das habe ich ganz vergessen zu fragen. Haben wir eine neue Angestellte?“, fiel es seinem Vater plötzlich ein. Überrascht schaute ihn seine Mutter an. „Nein. Wie kommst du denn auf sowas?“, fragte sie sofort nach. Auch Inuyasha wunderte diese Frage. Schließlich kümmerte sich meist sein Vater um die Papiere für sie Anstellung. Eine neue Angestellte hätte er somit durchaus bemerken müssen. „Gestern Morgen hatte mich eine Frau vom Jugendamt angerufen. Sie hatte sich erkundigt, ob eine Kagome Higurashi in den letzten Tagen ein Vorstellungsgespräch bei mir hatte. Da du das immer übernimmst, dachte ich, dass du vielleicht vergessen hast Bescheid zu geben“, zuckte sein Vater mit den Schultern, da er natürlich nichts mit dem Namen anzufangen wusste. Immerhin hatte er Kagome nur kurz kennengelernt und das auch nur mit dem Vornamen, einen Zusammenhang schien sein Vater dabei nicht zu finden. Inuyasha verschluckte sich bei den Worten seines Vaters an seinem Fleischstück, begann angestrengt zu husten. Das Glas Wasser, das ihm Rin reichte, nahm er nur zu gerne an und trank einen kräftigen Schluck. „Kagome Higurashi sagtest du?“, fragte seine Mutter nach, nachdem sie ihn besorgt angesehen hatte. „Ja. Ich habe der Frau erklärt, dass ich nichts wüsste und ich es mit dir besprechen würde“, nickte sein Vater zustimmend. Der Blick seiner Mutter richtete sich auf Rin und ihn. „Wisst ihr, warum das Jugendamt bei uns anruft?“, wollte seine Mutter auch interessiert wissen, sie schien durchaus zu wissen von welcher jungen Frau die Rede war. Doch Inuyasha hatte keine Ahnung, verneinte daher die Frage seiner Mutter. Interessieren tat es ihn trotzdem, immerhin hatte er seit Tagen nichts mehr von der jungen Frau gehört, vielleicht war etwas vorgefallen. Doch wirklich erklären konnte er es sich nicht, da Kagome keine Jugendliche mehr war, zumindest hatte sie dies vor einigen Wochen behauptet. Erschöpft ließ sich Kagome auf das kleine Sofa fallen. In den letzten Tagen war sie damit beschäftigt gewesen, das angerichtet Chaos wieder in Ordnung zu bringen. Ihre Waschmaschine war leider nicht mehr zu retten. Ein Bekannter hatte sich die Maschine angesehen und leider ziemlich schnell festgestellt, dass keine Chancen mehr bestand, etwas zu reparieren. Also musste sie sich eine neue Maschine zulegen. Doch genau dafür hatte sie im Moment kein Geld. Sie musste dringend das Geld für die Forderungen der Bank zusammen bekommen. Sonst würden sie und auch Sota demnächst auf der Straße stehen. Das Jugendamt saß ihr immer noch im Nacken und hatte ihr sogar eine Haushaltshilfe geschickt. Kagome hatte nur widerwillig zugestimmt, die Hilfe der Dame anzunehmen. Die Wahrheit hatte sie ihr dennoch verschwiegen. Kaede war zwar eine nette alte Frau, doch das ändert nichts daran, dass Kagome es alleine schaffen wollte und musste. In den letzten Tagen hatte sie vermehrt versucht möglichst viele Kunden glücklich zu machen, auf Trinkgeld gehofft das zum Glück auch meistens üppig ausfiel. Doch noch hatte Kagome lange nicht das Geld zusammen das sie benötigte. Sie musste sich ranhalten. Doch jetzt wollte sie sich erstmal etwas Ruhe gönnen. Sota lernte in seinem Zimmer, weshalb sie sich ein paar Minuten für sich nehmen konnte. Genüsslich schloss sie ihre Augen. Nur ein paar Momente wollte sie sich hinlegen und vielleicht etwas schlafen. Doch aus ihrem Vorhaben wurde nichts, weil es doch keine Sekunde später an der Wohnungstür klingelte. Seufzend richtete sie sich wieder auf. Eigentlich hatte sie keinen Besuch erwartet, doch bevor es wieder das Jugendamt war und sie sich etwas anhören konnte, schleifte sie sich zur Tür, um den unangemeldeten Besucher die Tür zu öffnen. Noch einmal betätigte Inuyasha den Klingelknopf, der unter dem Namensschild mit Kagomes Familiennamen stand. Nachdem sein Vater am Vorabend diese Ankündigung getätigt hatte, ließ es Inuyasha einfach nicht mehr los. Er wollte unbedingt wissen, was die junge Frau mit dem Jugendamt zu tun hatte, sie zur Rede stellen. Doch dafür musste sie erstmal aufmachen, bis jetzt hatte sich jedoch nichts an der Haustür getan. Als Inuyasha sich abwenden wollte, hörte er plötzlich ein Klicken an der Tür. Nur wenig später sah er in die überraschten Augen von Kagome. „Dein Haus ist nicht besonders behindertengerecht“, murrte er, da er einfach nicht wusste, was er jetzt hätte sagen sollen. „Das habe ich auch nie behauptet“, zuckte sie mit den Schultern. „Was willst du hier?“, wollte sie gleich wissen. Schließlich hatte Inuyasha sein kommen, weder angekündigt noch geplant. Er war einfach aus einer Laune heraus zu ihrem Wohnhaus gekommen. Was er hier genau wollte, konnte er nicht einmal sagen. Die Nachricht mit dem Jugendamt hatte ihn etwas verunsichert. Inuyasha hatte sich etwas Sorgen um die junge Frau gemacht. „Das könntest du dir vielleicht denken?“, spielte er auf die Tatsache mit dem Jugendamt an. Immerhin hatte dieses nicht ohne Grund bei ihnen angerufen und ihren Namen gekannt. Dass Kagome ahnen könnte, um was es sich handeln könnte, sah er ihr gleich an. Sie biss sich auf die Unterlippe und schien plötzlich etwas nervös. „Lässt du mich jetzt rein? Oder reden wir hier draußen weiter?“, fragte er und zog deshalb eine Augenbraue hoch. Er fand es nicht gerade prickelnd, komisch von den Nachbarn beäugt zu werden. Vor allem weil diese nicht besonders freundlich aussahen. „Ähm…“ Kurz sah sie über ihre Schulter, scheinbar passte sein Auftauchen ihr nicht gerade. „Gut komm rein“, stimmte sie schließlich seufzend zu. Vermutlich konnte sie ahnen, dass Inuyasha nicht so schnell locker lassen würde. Kagome trat zur Seite, um ihm mehr Platz zu geben. Kurz überprüfte Inuyasha, ob er mit dem Rollstuhl überhaupt durch ihre Wohnungstür kam. Schon im Eingangsbereich war es nicht so einfach gewesen. Die kleine Erhebung, die das Haus hatte, war ein wirkliches Hindernis gewesen. Der Aufzug tat sein Übriges, war er doch recht eng und klein. Auch Kagomes Wohnungstür hatte eine Bodenwelle. Inuyasha würde wohl wieder etwas Anlauf brauchen. Der Architekt, der dieses Haus geplant hatte, war wirklich kein guter gewesen, zumindest für seinen Geschmack. Etwas angespannt sah Kagome ihm dabei zu, wie er sich abwägend den Türrahmen ansah, sein Blick blieb dabei kurz auf dem Boden haften. Seinem Blick folgte sie und entdeckte ebenfalls das Problem, welches er hatte. Kurzentschlossen lief sie an ihm vorbei und legte ihre Hände einfach um die die Griffe seines Rollstuhls. Im Handumdrehen war Inuyasha gedreht und mit einem kräftigen Zug über die Türschwelle befördert. Doch auch im Flur wurde es nicht unbedingt einfacher. Es war eben einfach viel zu eng. „Bis ins Wohnzimmer sollten wir es schaffen“, überlegte sie kurz laut. Inuyasha ließ alles kommentarlos über sich ergehen. Vermutlich hätte er nicht damit gerechnet, in die Wohnung zu kommen und wie klein diese war. Ihr wäre es auch lieber gewesen, dass er nicht vor der Tür gestanden hätte. Mit etwas Mühe schaffte es Kagome schließlich, ihn ins Wohnzimmer zu bekommen. Nun musste sie wohl Rede und Antwort stehen, hatte sie doch nun seine Familie mit in ihre Angelegenheiten hineingezogen. „Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich bei ihm leise. Kurz schaute er sie etwas skeptisch an, hatte er doch noch keinen weiteren Ton von sich gegeben. „Was denn? Deine Wohnung sieht doch wirklich nett aus“, zuckte er mit den Schultern. Immerhin konnte sie nichts dafür, dass ihre Wohnung so klein war. Mit dem Wohnzimmer hatte Inuyasha nur zwei weitere Türen gesehen. Vermutlich Bad und ihr Schlafzimmer, sah er doch durch das Wohnzimmer in eine kleine Küche. „Das meinte ich nicht. Ich meinte die Sache mit dem Jugendamt“, kam es leise über ihre Lippen. Ihre Worte bestätigten, was er bereits geahnt hatte. Kagome wusste sehr wohl, warum er hier war. „Wieso hast du dem Jugendamt gesagt, dass du bei uns ein Vorstellungsgespräch hattest?“, wollte Inuyasha deshalb von ihr wissen. Kagome leckte sich über die Unterlippe und überlegte, was sie ihm sagen konnte. Doch er wollte keine Ausflüchte hören. Er wollte die Wahrheit. „Was hast du mit dem Jugendamt zu tun?“, kam es strenger über seine Lippen, nachdem sie keinen Ton von sich gab. „Kagome, ich…“, wurde jedoch ihr Gespräch unterbrochen. Erschrocken sah sie zu dem jungen Mann, der soeben das Wohnzimmer betreten hatte und auch Inuyasha sah überrascht zu diesem. Für ihren Freund sah der Mann wirklich sehr jung aus. „Sota“, kam es ihr über die Lippen. Hatte sie überhaupt mit ihm gerechnet? Oder war Inuyasha ihr jetzt im Weg. „Entschuldige… ich wusste nicht, dass du Besuch hast. Ich wollte dir nur sagen, dass ich zu Kohaku gehe.“ Sein Blick lag beständig auf Inuyasha. Jedoch nicht abwertend, eher skeptisch. „Wenn du willst, kann ich das aber auch verschieben“, fügte er nach wenigen Sekunden hinzu. Vielleicht wollte er Kagome nicht mit einem anderen Mann alleine lassen. Aber was sollte Inuyasha schon tun? Sie vergewaltigen? Wohl kaum. „Nein, es ist schon gut, Sota. Grüß die beiden von mir und bis später“, verabschiedet sie sich mit einem Lächeln. Mit einem letzten skeptischen Blick verabschiedet auch er sich von ihr, doch nicht ohne Kagome vorher noch einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Ist er der Typ, für den du anschaffen gehst?“, wollte Inuyasha von ihr wissen, nachdem Sota die Wohnung verlassen hatte. Kagome hätte das Aufeinandertreffen von Sota und Inuyasha gerne verhindert. Sie hatte seine Verabredung mit Kohaku einfach vergessen. Dass Inuyasha ihn nun gesehen hatte, machte es nicht einfacher. „Halt Sota da raus, er hat damit gar nichts zu tun“. kam es angesäuert über ihre Lippen. Auch wenn Kagome anschaffen ging, um Sota und sich durchzubekommen, war es dennoch ihre Entscheidung gewesen dies zu tun. „Wenn er dich auf den Strich schickt, nur um sein Leben leben zu können, solltest du dich von ihm trennen“, wurde auch Inuyasha lauter. Kagome atmete tief durch, da sie ihn nicht gleich umbringen wollte. Dass er so unbedachte Aussagen machte, war für sie wirklich schmerzhaft. „Ich kann mich nicht von Sota trennen. Er ist die einzige Familie, die ich noch habe“, stellte sie schließlich klar. Kagome hatte leichte Tränen in den Augen. Es tat einfach weh, dies Aussprechen zu müssen. „Was?“, entkam es überrascht von ihm. „Sota ist mein Bruder“, offenbarte sie ihm nun, ihr gut gehütetes Geheimnis. Niemand außer Sango und Naraku wussten so viel über sie. „Du gehst für deinen Bruder anschaffen“, kam die Realisation bei Inuyasha an. „Ich muss uns doch durchkriegen. Anfangs war es auch das schnelle Geld. Mittlerweile hasse ich diesen Job. Doch so einfach ist es nun mal nicht, wenn du einmal in diesem Mileou drinnen bist, wieder heraus zu kommen“, erklärte sie ihm. Es hatte doch sowieso keinen Sinn es zu leugnen. „Wie alt ist er? Hat deswegen das Jugendamt bei uns angerufen?“, hakte er nach. Seufzend ergab sie sich ihrem Schicksal. Sie hatte sie damit hineingezogen, jetzt musste sie ehrlich sein. „Sota ist fünfzehn. Seit dem Tod unserer Eltern habe ich die Vormundschaft. Vor ein paar Tagen war eine überraschende Kontrolle. Leider ging an dem Tag alles schief. Als sie meinte, wo ich war, fiel mir nichts besseres ein“, gab sie zu. Was an dem Tag noch passiert war, wollte sie ihm jedoch nicht sagen. „Wieso hast du uns angegeben? Was wäre denn passiert, wenn mein Dad nicht mit meiner Mutter sprechen hätte müssen und er nein gesagt hätte?“ Daran hatte Kagome einfach nicht gedacht. Sie hatte geglaubt, dass sie nicht anrufen würden. „Ich dachte, sie rufen nie an. Inuyasha ich verliere Sota, wenn das Jugendamt erfährt, dass ich gelogen habe“, erklärte sie und sah ihn verzweifelt an. Dass sie Sota verlieren könnte, war einfach furchtbar für sie. „Dad hat noch nichts gesagt. Er will das Jugendamt noch einmal anrufen“, stellte Inuyasha klar. Kagome war wirklich erleichtert, doch würde er ihr auch helfen? „Könntet ihr bitte sagen, dass ich bei euch war? Oder einen Job bei euch habe? Ich mache alles dafür, aber bitte sag ihm, dass er nicht sagen soll, dass ich kein Vorstellungsgespräch hatte“, flehte sie ihn an und hoffte, seine Unterstützung zu bekommen. „Ich werde es meinem Vater sagen. Aber glaubst du wirklich, dass es gut ist, was du tust? Sota wird älter. Die Leute reden und irgendwann wird er erfahren, was du tust. Glaubst du er ist glücklich, wenn er hört, wie du dein Geld verdienst?“, wollte Inuyasha wissen. Kagome hatte dies ebenfalls schon bedacht. Doch in ihrer jetzigen Situation hatte sie keine andere Möglichkeit. „Ich habe auch nicht vor, es ewig zu machen. Ich muss die Schulden abbezahlen, sonst stehen Sota und ich sehr bald auf der Straße. Anders bekomme ich so schnell niemals das Geld zusammen. Ich muss das tun“, seufzte Kagome, noch hatte sie das Geld nicht zusammen. Doch in ein paar Tagen würde sie es vielleicht schaffen. „Wieviel brauchst du erstmal?“, wollte er zu ihrer Überraschung wissen. Kurz überlegte sie, ob sie es ihm sagen konnte. Doch er wusste schon, so viel von ihr, noch peinlicher konnte es sowieso nicht werden. „145000 Yen. Ich hatte in den letzten Wochen einige Probleme“, biss sich Kagome auf die Lippen. In den letzten Wochen war ihre finanzielle Situation einfach aus dem Ruder gelaufen. „Ich gebe dir das Geld. Ich zieh es einfach von der Summe ab, die wir ausgemacht hatten. Dafür musst du aber ein paar Veranstaltungen mehr mit mir besuchen.“ Kagome war sprachlos, dies von ihm zu hören. Doch es würde ihre Rettung sein. „Alles, was du willst. Dankeschön“, konnte sie ihre Freunde nicht verbergen. Sie umarmte Inuyasha voller Dankbarkeit. Noch vor wenigen Wochen war er für sie nur ein störrischer junger Mann gewesen, der keinen Lebenswillen in sich hatte, und nun wurde er mehr und mehr zu ihrem Helden, der ihr immer und immer wieder aus ihrer Miesere half. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)