You are my Perfect World von Platan (Perfect World Shipping Ficlets) ================================================================================ Moment 7: Brandstempel ---------------------- Der Handkuss von Flordelis hatte ein Gefühl in ihm freigesetzt, das wie ein Funkensprung durch seinen Körper gejagt war. Es war eine Art Sehnsucht, tief in seiner Seele, von deren Existenz Platan zuvor nicht mal im Ansatz etwas geahnt hatte. Seitdem fühlte er sich wie paralysiert, erst recht weil die Stelle auf seiner Hand, die von Flordelis' Lippen berührt worden war, auch Tage später immer noch zu brennen schien. Ein angenehm kribbelndes Brennen. Dadurch konnte Platan sich kaum auf etwas anderes konzentrieren, erst recht nicht auf die Arbeit. Immerzu spürte er diese Hitze in seiner Hand, als hätte Flordelis einen Brandstempel auf ihm hinterlassen, um ihn daran zu erinnern, dem anderen noch eine Antwort schuldig zu sein. Tatsächlich hatte Platan die ganze Zeit darüber nachgedacht und sich nebenbei öfter dabei ertappt, wie er gedankenverloren über die brennende Stelle strich. Mit dem Wunsch nach mehr solcher Zärtlichkeiten. Wie hatte er das vorher nie bemerken können? Wie sollte er nun damit umgehen? Auch wenn es Platan unangenehm war, musste er sich noch einmal mit Flordelis treffen. Schließlich hatte er ihm eine Antwort versprochen und daran wollte er sich halten. Darum nahm er all seinen Mut zusammen und verabredete sich genau eine Woche später nochmal mit Flordelis, der ihn sofort ohne zu zögern zu sich nach Hause einlud. Und nun saß Platan in diesem Moment in dessen Wohnzimmer, auf dem roten Sofa. Flordelis hatte ihm gegenüber in einem Sessel Platz genommen. Nur ein Glastisch trennte sie beide gerade voneinander. Wie passend. In Platan wuchs mehr und mehr die Sorge, seine Gefühle für Flordelis könnten ihre wertvolle Freundschaft mit zu viel Gewicht belasten und sie schlagartig daran zerbrechen lassen. So wie Glas. „Platan“, brach Flordelis die angespannte Stille zwischen ihnen. Nervös hob er den Blick. „Hm?“ „Du starrst schon so lange schweigend in deinen Kaffee, dass er bereits kalt sein muss.“ Schon alleine diese tiefe Stimme war so wohltuend, er könnte ihr stundenlang zuhören. Leise seufzend stellte Platan die Tasse auf dem Tisch ab. „Ja, das ist … bedauerlich.“ „Du hast kaum ein Wort gesagt, seit du hier bist“, merkte Flordelis gefasst an. „Das passt gar nicht zu dir.“ Wie wahr. Platan, dem Pokémon-Professor, der sonst immerzu etwas zu erzählen wusste, fehlten die Worte. Eher gesagt blieben sie ihm einfach im Hals stecken, weil er sich davor fürchtete, Flordelis könnte seine Antwort zu absurd finden. Gar abstoßend. Aber dieser Handkuss … Was für eine Bedeutung mochte er für Flordelis haben? Durfte Platan hoffen? Besorgt runzelte sein Freund die Stirn. „Fühlst du dich nicht wohl? Liegt es an mir?“ „Nein, das ist es nicht“, versicherte Platan und gestikulierte dabei etwas unbeholfen. „Ich fühle mich eher zu wohl bei dir ...“ Erstaunt hob Flordelis die Augenbrauen. „... Bitte?“ „Es ist so ich … ich möchte dir eine Antwort geben“, begann er unruhig. „Du weißt schon. Auf deine Frage. Wegen diesen Gesten.“ Diese Worte brachten Flordelis dazu, sich interessiert nach vorne zu lehnen. „Ich bin ganz Ohr.“ Platan gelang es nicht, in dieses hellblaue, anziehende Augenpaar zu schauen, ohne seine Fähigkeit zum Sprechen zu verlieren, daher wich er dem Blick seines Gegenübers aus. Dafür spürte er aber nur wieder umso deutlicher dieses leidenschaftliche Brennen in seiner Hand, welches ihn verrückt machte. Auf eine gute Weise zwar, doch das war gerade nicht sonderlich hilfreich. „Also, absichtlich habe ich das nie getan“, antwortete Platan zögerlich. „Mir war bisher nämlich nicht bewusst, was für eine Wirkung diese Gesten ausstrahlten ...“ Da er ihn nicht ansah, hörte er nur, wie Flordelis schwer ausatmete. War er enttäuscht? Erleichtert? Sollte Platan es einfach dabei belassen und nichts mehr sagen? Die Antwort entsprach an sich der Wahrheit. Alle weiteren Details wären unnötig. Allerdings trieb dieser Brandstempel auf seiner Hand ihn dazu an nicht aufzuhören. Nicht weiter aus Angst auf mehr zu verzichten. „Jedenfalls dachte ich das. Genau wie ich dachte, es wäre nicht so schlimm, wenn ich dir derart nahe käme, weil wir ja alte Freunde sind.“ Platan musste kurz schlucken. „Aber weißt du, ich mache das alles immer nur bei dir. Zumindest in dem Ausmaß. In den letzten Tagen habe ich realisiert, was für eine Bedeutung diese Gesten insgeheim für mich hatten. Du hast nie etwas abgewehrt, also habe ich wohl gehofft, dass ich nicht nur dein Freund bleibe, sondern irgendwann … vielleicht ...“ „Sprich weiter“, forderte Flordelis, viel zu ruhig. Verlegen senkte Platan den Kopf und starrte auf seine Hand, die Flordelis geküsst hatte. Durfte er es wirklich sagen? War diese Geste, die er unverhofft zurückbekommen hatte, eine Einladung? Was, wenn nicht? Wenn Flordelis ihn schlicht auf sein Verhalten aufmerksam machen wollte? Aber dieses knisternde Gefühl bei diesem Handkuss … davon wollte er so gerne mehr. Angespannt holte Platan tief Luft und hob den Kopf wieder, um es zu wagen Flordelis in die Augen zu schauen: „Ich will mehr als nur Freundschaft, Flordelis. Ich liebe dich. Tut mir leid, falls ich dich damit fürchterlich verwirrt haben sollte. Und genervt. Und bedrängt. Und ...“ Flordelis war sichtlich überrascht, doch sein Blick war gleichzeitig unerwartet sanft und er lächelte sogar ein wenig. „Und ...“, fuhr Platan aufgewühlt fort, dessen Herz gerade mehrere Takte übersprang. „Und ich … kann verstehen, wenn du das nicht willst ...“ Für einen kurzen Moment schloss Flordelis die Augen und schüttelte den Kopf, bevor er aufstand und den Glastisch umrundete. Nur wenige Sekunden später setzte er sich dicht neben ihn. Schlagartig breitete sich das brennende Gefühl in Platans Hand aus und durchflutete seinen Körper. Hoffnungsvoll sah er Flordelis an, doch ein Funken Angst erfüllte ihn nach wie vor. Der Funken Angst, wegen dem Platan überhaupt erst anfing zu diesen zahlreichen Gesten zu greifen, statt seine Gefühle einfach direkt mitzuteilen. „Du machst so ein furchtsames Gesicht, als würdest du das Ende der Welt erwarten.“ Beruhigend legte er Platan eine Hand auf die Wange. „Und gleichzeitig warst du noch nie so ...“ Was? Warum sprach Flordelis den Satz nicht zu Ende? Und was war das für ein wildes, entschlossenes Flackern in seinen Augen? Etwas daran zog Platan so sehr in den Bann, es raubte ihm den Atem. Behutsam griff Flordelis nach seinem Kinn und beugte sich ein wenig zu ihm hinunter. „Lass mich doch einfach überprüfen, ob ich auch mehr will als nur Freundschaft“, hauchte er, in einem sehnsuchtsvollen Ton – als hätte er die letzten Tage über auch die ganze Zeit schon mehr gewollt und nur auf Platans Antwort gewartet. Nach diesen Worten überwand Flordelis auch noch die letzte Distanz und küsste ihn. Kaum berührten sich ihre Lippen, durchfuhr Platan erneut ein Funkensprung, diesmal wesentlich intensiver als letztes Mal. Leise keuchend erwiderte er den Kuss und schloss die Augen. Mit zittrigen Händen hielt er sich an Flordelis fest, als dieser bald schon mit mehr Leidenschaft vorging. Dieses kribbelnde Brennen legte sich nun auch über Platans Lippen und hinterließ somit einen weiteren Brandstempel, dem er niemals mehr entkommen könnte. Und das wollte er auch gar nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)