Love Letter - still you von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 28: 28 -------------- “Oh wow, hat dich der Jetlag so erwischt oder wirst du krank?” Connys Tonfall klingt schockiert, als sie ihre Freundin und Schwägerin zu Gesicht bekommt. “So wird man doch gerne begrüßt.” Mit einem trockenen Lachen öffnet Elsa die Türe ganz und lässt Conny eintreten, ehe sie selbst direkt ins Wohnzimmer geht. Conny ist mit ihrem Bruder bereits seit über zehn Jahren in einer Beziehung, sie wird den Weg also selbst finden. “Deine Eltern sind arbeiten?”, fragt die Jüngere neugierig, als auch sie in den Raum tritt, wo Elsa sich auf einem Sofa niedergelassen und die Beine angezogen hat. “Ja”, antwortet diese knapp. “Gut.” “Gut? Warum das?” “Dann können wir beide uns offen unterhalten.” Nun wirkt Elsa verwirrt. Offen unterhalten? Tun sie das nicht immer? Sie hat Conny noch nie wirklich etwas vorenthalten. Das liegt aber auch daran, dass man ihr nichts vorenthalten kann und … oh. Und dieses “Oh” spricht sie überrascht laut aus. “Genau, oh.” Auch Conny setzt sich auf ein Sofa, das quer zu Elsas steht. “Als du gestern bei uns aufgetaucht bist, hast du so glücklich ausgesehen. Regelrecht voller Vorfreude. Und als du dann Mario gesehen hast, war es vorbei. Danach hast du nur noch gewirkt, als würdest du jeden Augenblick weinen müssen. Und er war, bis du aufgetaucht bist, auch gut gelaunt. Soweit man das von den letzten Monaten überhaupt behaupten kann.” Elsa ist wie erstarrt. Wieder einmal hat Conny mit wenigen Blicken viel zu viel erfasst und es direkt ausgesprochen. “Was meinst du damit? War er die letzten Monate nicht gut gelaunt?” Conny zupft an dem Rock ihres luftigen und lockeren Sommerkleides, das sie heute trägt. “Es war irgendwie seltsam. Es muss Ende letzten Jahres etwas vorgefallen sein, weshalb er richtig gut gelaunt war. Ich habe ihn nur noch lächeln sehen. Weißt du, ein solches Lächeln, das einfach da ist, nicht mal bewusst hervorgeholt. Seine Augen haben durchgehend geleuchtet. Und vor zwei, vielleicht drei Monaten, muss etwas vorgefallen sein. Sein Lächeln war wie weggewischt. Und dann ist er vor ein paar Wochen mit Anzu aufgetaucht. Sie ist wirklich super nett, wirklich. Ich verstehe mich gut mit ihr und auch Mario tut das, natürlich. Sie scheinen ganz gut zusammenzupassen. Doch dieses Leuchten in seinen Augen ist weg. Dabei sollte man denken, dass das in einer Beziehung normal ist, oder?” Connys dunkelbraune Augen liegen auf Elsa, mustern diese, nehmen jede ihrer Regungen genau wahr. Wie diese mit ihren Fingern spielt, auf ihrer Unterlippe kaut. Die Anspannung ihres Körpers. “War es für dich so schlimm, ihn gestern zu sehen?”, fragt sie leise, woraufhin Elsa zusammenzuckt. Langsam schüttelt diese ihren Kopf. “Nein. Es war mehr, dass … also …” “Seine Freundin?” Und wieder trifft Conny direkt ins Schwarze. Erneut zuckt Elsa zusammen und ihre Finger verkrampfen sich umeinander. Vorsichtig hebt sie ihren Kopf und als sie den mitleidigen Blick wahrnimmt, treten erneut Tränen in ihre Augen. Das Mitleid in Connys Augen verschwindet. Schnell springt diese auf und setzt sich gleich darauf neben ihre Freundin, der sie einen Arm um den Rücken legt. “Hey”, gibt sie leise von sich, während sie über Elsas Rücken streicht. “Warum habt ihr es mir nicht gesagt? Dass er eine Freundin hat?” “Ich gestehe, daran habe ich nicht einen Moment gedacht. Bereits seit Jahren haben wir es so gehalten, dass wir dir gegenüber kein Wort erwähnen, was ihn betrifft. Und genauso haben wir es mit Mario gehandhabt. Wir wissen doch, was das mit euch beiden ist. Und dass es nicht sein soll. Wir wollten euch beide schützen, indem wir eben nicht von euch vor dem anderen reden. Und bisher war es für dich ja auch genau richtig so, oder?” Elsa presst ihre Lippen noch fester aufeinander. Das stimmt. Was hatte sie auch erwarten sollen? Conny hat ja recht. “Es tut mir leid”, flüstert sie. “Was genau meinst du?” “Dass ihr beide, du und Gregor, immer so zwischen den Stühlen steht. Das ist sicherlich alles andere als einfach.” “Ach Elsa. Natürlich wäre es schöner, wenn es anders wäre. Doch wir müssen mit dem umgehen, wie es ist. Du und er, ihr beide. Es ist schade, dass ihr es nicht geschafft habt. Als Paar.” Und schon schießen die Tränen in Elsas Augen, laufen nun unaufhaltsam über ihr Gesicht. Sie schlägt beide Hände vors Gesicht und schluchzt laut. Mario und sie haben es wirklich nicht miteinander geschafft. Es sollte anscheinend nicht sein. Dabei war ihre Hoffnung nach ihrer Woche in Paris auf eine gemeinsame Zukunft so groß. Sie ist davon überzeugt gewesen, dass sie nach Japan zurückkehren würde und stattdessen ist da plötzliche eine andere Frau. Aber … Diese macht ihn nicht glücklich, oder? Hat Conny das nicht gesagt? Er war anscheinend, nachdem sie beide zusammen waren, gut gelaunt und wirkte glücklich. Und dann plötzlich nicht mehr. Sie hebt ihren Kopf abrupt, als ihr eine Erinnerung an gestern kommt. Was hat Mario gestern plötzlich mit Viktor gemeint? “Mario hat mich gestern auf Viktor angesprochen. Als er mich nach Hause gefahren hat. Und daran, dass dein Bruder mich glücklich macht. Was meint er damit? Weißt du etwas, Conny?” Diese neigt ihren Kopf irritiert zur Seite. “Auf meinen Bruder? Ich weiß es nicht. Außer, er hat die Klatschzeitschriften angeschaut. In denen kursieren bereits seit Monaten wieder Gerüchte über dich und Viktor.” Nun ist es Elsa, die verwirrt ist. Die Tränen sind bereits versiegt und für einen Moment übertüncht das Gefühl der Verwirrung den Schmerz in ihrem Inneren. “Gerüchte?” Ein lautes Seufzen entkommt Conny. “Ja. Viktor hat dich in Paris besucht, oder? Und da wurdet ihr beide wohl gesehen. Und prompt hieß es: Viktor Uesugi und seine Ex sind wieder ein Paar. Oh, das kam in so vielen Zeitschriften. Natürlich mit Fotos von euch beiden. Aber das größte Gerücht von allen, halte dich fest, Elsa – du und Viktor – ihr seid verlobt! Und ihr werdet heiraten! Sicherlich schon bald. Ganz bald.” Sie verdreht genervt ihre Augen. “Sag mir bitte Bescheid, wenn es so weit ist. Dann kann ich mir noch ein neues Kleid besorgen.” Elsa ist wie erstarrt, plötzlich klärt sich etwas in ihr. Marios Gratulation. Die Aussage, dass sie und Viktor wieder zusammengefunden hätten. Und auch seine Blicke zu ihren Händen. Langsam senkt sie ihren Kopf. Der goldene Ring an ihrem rechten Ringfinger. Es ist an sich ein schlichter, goldener Ring, der aus ineinander geflochtenen Strängen besteht. Sie hat ihn auf einem Kunsthandwerkermarkt in Paris gesehen, sich darin verliebt und ihn gekauft. Da es in Paris aber so ist, dass der Verlobungsring im Gegensatz zu Japan an der linken Hand getragen wird und sie daraufhin angesprochen wurde, hatte sie begonnen, ihn an der rechten Hand zu tragen. Hat Mario deshalb gedacht, dass sie und Viktor tatsächlich verlobt sind? Hat er diesen Gerüchten wirklich Glauben geschenkt? Wie das? Ist die Woche, die sie beide nur zu zweit verbracht haben, in der sie endlich die Nähe zueinander hatten, die sie sich schon immer gewünscht hat, nicht Wahrheit genug für ihn gewesen? Sie hat ihm den Brief geschrieben. Er ist ihretwegen nach Paris geflogen. Er hat ihr gesagt, dass sie seine große Liebe wäre. Sie hat es ihm ebenfalls gesagt. Okay, auf Französisch. Aber sie hat es ihm auch geschrieben. Er weiß es! Warum also glaubt er diese Lügen der Klatschpresse? Warum hat er nicht genug Vertrauen in sie? Soll das mit ihnen beiden also wirklich nicht sein? Vermutlich. Sie beide sind einfach nicht füreinander bestimmt. Zwar lieben sie sich, aber ein gemeinsames Leben ist für sie wohl nicht vorgesehen. Und während Connys Hand sanfte Kreise über ihren Rücken ausübt, zieht Elsa ihre Beine an und schlingt ihre Arme darum. Ihre Stirn liegt auf ihren Knien, während sie Tränen der Verzweiflung weint. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)