Die Rumtreiber und der Fluch des Siegelrings von behrami (Slow Burn Remus/Sirius | abgeschlossen) ================================================================================ Kapitel 7: Familienangelegenheiten - März 1976 (2/4) ---------------------------------------------------- Remus beschäftigte der Brief von Mrs. Black noch bis zum nächsten Morgen. Sirius und er hatten nie wieder über diesen Abend im Schlafsaal während der Herbstferien gesprochen, doch seit Oktober brodelte es in Remus, wann immer seine Gedanken zu Mrs. Black schweiften. Und das passierte unerwartet häufig – wenn er Regulus in den Gängen über den Weg lief, der bei Remus‘ Anblick angewidert das Gesicht verzog, wenn Professor Binns von den alteingesessenen Zaubererfamilien schwafelte, wenn in Verteidigung gegen die dunklen Künste von Todesfeen gesprochen wurde. Abgesehen von dem Streich gegenüber Snape hatte Sirius noch nie etwas Böses getan und er war auch nicht gefährlich. Er hatte es nicht verdient, so behandelt zu werden. Es ekelte Remus an. Er wollte dringend etwas tun, aber was? Er konnte schlecht bei den Blacks auftauchen und ihnen drohen, und für Beschwichtigungen schienen sie ihm, nach allem, was er wusste, schon gar nicht zugänglich zu sein. Und vor allem wollte er Sirius, der das Thema mit keiner Silbe erwähnt hatte, nicht darauf drängen. Am Morgen nach Mrs. Blacks Brief trudelten wieder Eulen ein. Und diesmal erhielt auch Remus eine Zustellung. Ein fremder Waldkauz ließ ein kleines Paket auf seinen Platz fallen und als er es unter den neugierigen Blicken seiner Freunde öffnete, entdeckte er an oberster Stelle eine Grußkarte. Sie war bedruckt mit einem schnauzbärtigen Comicfigur im Anzug, die einen weißen Hasen aus einem Zylinder zog. Sie bewegte sich nicht. Darüber zog sich in giftgrünen Lettern: Wir wünschen dir einen zauberhaften Geburtstag! „Was ist das denn?“, lachte James laut und zog die Karte heraus. „Die ist von meiner Mum.“ „Ach ja, ich vergesse immer, dass sie eine Muggel ist.“ „Moony – du hast Geburtstag“, sagte Sirius tonlos und schien um Worte zu ringen. „Ja, so wie jedes Jahr“, spottete Remus und inspizierte sein Paket. Er wollte die beschämten Gesichter seiner Freunde nicht sehen, die diesen Tag offensichtlich, wie eigentlich immer, vergessen hatten. Aus irgendeinem Grund nahm James‘ Geburtstag nur zwei Wochen später immer eine Menge Raum ein, während Remus es stets schaffte, unter dem Radar zu bleiben. „Moony, alles Gute!“, schrie Peter aufgeregt und drückte ihm die Schulter und auch James reckte sich über den Tisch, um ihm beide Hände auf die Schultern zu klatschen. „Schon sechzehn! Und das auch noch vor mir. Erschütternd.“ Nur Sirius sagte nichts und schluckte mit roten Wangen sein Rührei. Im Paket kam zunächst eine große Packung Kaubonbons zum Vorschein und dann ein schmales längliches Kästchen mit elegant wirkender Prägung. „Was ist das denn, ein neuer Zauberstab?“ Peter beugte sich herüber. „Ich glaube nicht… Ich mag meinen.“ Remus schob die Kiste auf und auf samtig grünem Untergrund erschien ein goldener Kugelschreiber mit silberner Klemme. Als er ihn in die Hand nahm, entdeckte Remus die Prägung: Remus John Lupin. Sein Herz tat einen Hüpfer. Ihm war klar, dass das Ding nicht billig gewesen sein konnte. Er ließ ihn klicken. Sirius runzelte die Stirn. „Okay, und was ist jetzt das?“ „Das ist ein Stift, du Blitzmerker. Zum Schreiben“, erklärte Remus und griff sich ein Stück des Packpapiers, um ihn daran auszuprobieren. Er zog eine sanfte, blaue Linie, die irgendwie zu dick für die kleine Kugel an der Spitze des Stifts wirkte. Moony, Krone, Tatze, Wurmschwanz schrieb er. „Ich hatte Mum schon vor Ewigkeiten mal geschrieben, dass ich mit Federkielen immer noch nicht klarkomme, weil ich als Kind immer nur mit Buntstiften gemalt habe. Das scheint sie sich gemerkt zu haben.“ „Ist das denn erlaubt?“, fragte Peter unsicher. „Ich dachte, wir müssen mit Federkielen schreiben. Zauberertradition und so.“ „Werden wir rausfinden, wir haben gleich McGonagall.“ „Und wo tut man die Tinte rein?“ James nahm Remus den Stift aus der Hand und hielt ihn gegen das Licht, als würde das ein verstecktes Tintenfass offenbaren. „Das weiß ich gar nicht… Ich glaube, man wirft ihn weg, wenn die Farbe alle ist. So ist das bei den meisten.“ „Das ist ja bescheuert“, runzelte James die Stirn. „Du bist bescheuert“, zischte Sirius, während Remus einen Blick in die Karte mit dem Kaninchen warf.   Lieber Remus, alles Gute zum Geburtstag! Ist die Karte nicht lustig? Ich hoffe, du kannst mit dem Stift etwas anfangen. Dad hat sich daran zu schaffen gemacht, damit sein Schriftbild aussieht wie das einer Feder. Er meint, damit würde weniger auffallen, dass du einen Kugelschreiber benutzt. Ich verstehe immer noch nicht, was daran ein Problem sein soll, aber gut… Ihr zwei steckt in eurer eigenen Welt, nehme ich an. Grüß deine Freunde von uns und hab einen tollen Tag! Alles Liebe, Mum und Dad   Sirius warf über Remus‘ Schulter hinweg einen Blick auf den Brief und Remus spürte, wie er rot wurde. Es war ihm irgendwie unangenehm, dass seine Eltern ihm so liebe Worte sendeten, während sein Freund nur eisigen Hohn abbekam. Jetzt wo er darüber nachdachte, konnte Remus sich überhaupt nicht daran erinnern, dass die Blacks irgendwie darauf reagiert hatten, dass Sirius bereits im letzten November sechzehn geworden war. „Kann ich einen probieren?“, fragte Sirius und streckte bereits die Hand nach den Bonbons aus. „Bonbons sind nichts für Hunde“, sagte Peter und schnappte ihm ungewöhnlich behände die Tüte weg. „Aber Ratten essen alles, meinst du?“, gab Sirius zurück. „Müll zum Beispiel?“ Sirius holte gerade mit der Hand aus, als plötzlich Lily Evans neben Remus stand. „Hey Evans“, rief James von der anderen Tischseite und aus irgendeinem Grund klang seine Stimme deutlich tiefer als sonst. Sirius prustete. „Danke Lily“, ließ Remus sich nicht beirren und nahm mit hüpfendem Herzen das Geschenk entgegen, „Das wär‘ doch nicht nötig gewesen.“ „Ich weiß“, grinste sie selbstzufrieden. „Aber ich wollte. Wir haben doch neulich… du weißt schon.“ Kurz wirkte ihr Gesicht ernst. „Irgendwie fand ich es passend. Aber nimm es nicht zu ernst.“ Remus entwickelte unter Lilys aufmerksamem Blick ein mit goldenen Buchstaben bedrucktes Buch: George Orwell – 1984. „Lily!“, rief er aus, dann wusste er nicht, was er noch sagen sollte. „Ich sag ja, nimm es nicht zu ernst. Aber vielleicht ein bisschen.“ Sie sprühte vor Belustigung. „Ich weiß nicht, ob du’s schon kennt?“ „Nein.“ „Gut. Dann viel Spaß beim Lesen. Wir sehen uns nachher!“ Dann verschwand sie und sofort fragte James: „Was meinte sie damit, Moony? Was habt ihr neulich? Was meinte sie damit?“ „Nichts“, sagte Remus und wurde ein bisschen rot, weil er sich immer noch für sein Verhalten vor ihrem Gespräch schämte, was allen drei Freunden einen misstrauischen Blick auf die Gesichter trieb. „Nicht sowas! Was denkt ihr denn, meine Güte. Wir haben uns unterhalten. Über alles. Was draußen so vor sich geht und so.“ „Du meinst, dass Leute verschwinden und so?“, sagte Peter eine Spur zu beiläufig und studierte den Rücken von Remus‘ neuem Roman. „Ja… auch. Und dass Muggelstämmige es nicht so leicht haben in letzter Zeit.“ James machte ein mürrisches Gesicht und auch Sirius schien nicht überzeugt. „War es für die denn jemals leicht?“ „Nein“, antwortete James. „Das klingt gruselig. «Wer die Gedanken kontrolliert, kontrolliert die Realität»“, zitierte Peter und reichte das Buch an Sirius weiter, der es jedoch nicht ergriff und stattdessen sagte: „Wir sollten uns beeilen. Wir kommen noch zu spät.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)