Die Rumtreiber und der Fluch des Siegelrings von behrami (Slow Burn Remus/Sirius | abgeschlossen) ================================================================================ Kapitel 9: Familienangelegenheiten - März 1976 (4/4) ---------------------------------------------------- Kommt um 21:00 Uhr in den fünften Stock, vierte Tür links von Boris dem Bekloppten. Das Passwort ist «Meeresbrise». Nehmt den Tarnumhang., war alles, was Remus die anderen am 27. März, einem Samstagabend, durch eine Notiz am Spiegel im Schlafsaal wissen ließ. Und als James, Sirius und Peter sich endlich gegen kurz nach neun im Türrahmen den Umhang herunterrissen, war Remus bereits mit allen Vorkehrungen fertig. Er grinste zufrieden bei ihren sprachlosen, offenstehenden Mündern. „Was ist das denn?“, brachte Sirius endlich hervor, als die drei ein paar Schritte in den rundum aus Marmor gemauerten Raum hineintraten und die Tür krachend zu fiel. „Das ist das Vertrauensschüler-Bad“, grinste Remus verschmitzt. „Nicht dein Ernst!“ „Das hast du uns ein halbes Jahr lang verheimlicht?!“ „Du treulose Schnecke.“ „Verräter!“ „Ich war selbst nur zweimal hier drin und auch nur, um kurz aufs Klo zu gehen.“ Remus wies mit einem Arm auf die Toilettenkabinen, die sich in eine Ecke des ausladenden Raums drängten. Ihnen gegenüber befand sich eine im Boden eingelassene Wanne von der Größe eines kleinen Schwimmbeckens, die den ganzen Raum dominierte. Gesäumt war sie von dutzenden goldenen Wasserhähnen, die alle mit unterschiedlichen Juwelen besetzt waren. Es gab sogar ein Sprungbrett. „Bei Merlin“, flüsterte Peter. Er lief neben Sirius um das leere Becken herum, direkt auf ein Buntglasfenster zu, das das Abbild einer spärlich bekleideten Meerjungfrau zeigte. Ungeachtet der Dunkelheit draußen versprühte das Fenster einen warmen Glanz, ganz ähnlich dem der dutzenden Kerzen auf dem Kronleuchter über ihren Köpfen. „Guten Abend, Mylady!“, grüßte Sirius die Nixe großspurig und sie kicherte verlegen. Remus ignorierte es. „Moony, das ist der Wahnsinn“, sagte James, der noch kaum drei Schritte getan hatte. „Was machen wir jetzt?“ „Na was schon“, lachte Remus, „Baden!“ Er deutete zu einem weiteren Fenster, auf dessen breite Bank er knuddelige weiße Handtücher, Bademäntel und die Badehosen von Sirius, Peter und James gelegt hatte. Daneben standen reihenweise Flaschen Butterbier und salzige und süße Köstlichkeiten. Schon vor einer Woche hatte Remus Sirius beauftragt, durch den Buckel der Hexe im dritten Stock zu schlüpfen und Getränke und Knabbereien aus Hogsmeade zu organisieren. Er hatte nur nicht genau verraten, wofür. „Ich geh mal davon aus, dass wir das Bad den ganzen Abend für uns haben. Die Schüler dürfen nicht mehr aus den Betten und ich habe Korridor-Wache für diesen Stock.“ Er grinste zufrieden. „Genial, Moony, ich bin stolz auf dich. Hervorragende Regelbrecherei. Auch wenn ich es dir ewig übelnehmen werde, dass wir nicht früher davon erfahren haben“, erklärte James feierlich und begann, seinen Umhang aufzuknöpfen. „Dauert das nicht ewig, bis das Becken voll ist?“, sagte Sirius, der von seiner Inspektion durch den Raum zurück war. „Probieren wir’s aus“, sagte Remus munter. Er hockte sich am Beckenrand neben einen Wasserhahn und drehte ihn auf. Türkisblaues, nach Meer duftendes Wasser ergoss sich in das Schwimmbecken, das sich trotz seiner Größe erstaunlich schnell füllte. „Sieht doch gut aus.“ In Remus‘ Rücken hatten Sirius und Peter es James gleichgetan und ihre Umhänge abgelegt. Sie waren in ihre Badehosen gesprungen und öffneten gerade ein paar Butterbiere. Dann ging Sirius am Beckenrand in die Hocke und schraubte noch zwei, drei weitere Wasserhähne auf. Einer spuckte goldenes Wasser aus und einer dicke Seifenblasen, die in die Höhe stiegen und schimmernd über dem Becken schweben blieben. Der Dritte entpuppte sich als Schaumkanone. „Gut warm hier drinnen“, sagte Peter behaglich und setzte sich mit einer Flasche in der Hand an den Beckenrand. Das stimmte. Remus war es ehrlich gesagt sogar etwas zu warm, seine Haare im Nacken waren schon ganz durchgeschwitzt. Den Umhang hatte er schon vor einer Stunde abgelegt, doch noch immer lief er in Hose und Hemd herum. Er krempelte sich die Hosenbeine hoch und steckte die Füße in das steigende Wasser. Es fühlte sich angenehm kühl an. „Ziehst du dich nicht um?“, fragte Sirius mit hochgezogener Augenbraue, doch ehe Remus etwas erwidern konnte, betrat James mit viel Brimborium das Sprungbrett. Es gab unter seinem Gewicht ein wenig nach und je weiter er vortrat, desto mehr vibrierte es. James gab ihm einen guten Tritt und dann federte er in die Luft und landete zusammengerollt wie eine Kanonenkugel im Wasser. Sirius bekam einen großen Schwall ab und klatschte sich die langen, nassen Haare aus dem Gesicht. „Super Arschbombe von einem super Arschgesicht“, sagte er trocken, dann sprang er James hinterher und drückte ihn unter Wasser. Die beiden kabbelten sich johlend und spritzend, während Remus und Peter ihnen an ihren Flaschen nippend zusahen. Remus lächelte selig. Er hatte eine gute Idee gehabt. Vielleicht war er doch ein guter Freund. Sirius und James tobten immer noch, als Remus seine Flasche bereits ausgetrunken hatte und die ersten Kerzen zu flackern begannen, ein Knäul aus nackten Schultern, Armen und nassen Haaren. Plötzlich steckten sie verdächtig still die Köpfe zusammen. Als sie ihre beiden Freunde ins Visier nahmen, hatte Remus eine gewisse Vorahnung. James stieg betont schlendernd aus dem regenbogenfarben schimmernden Wasser, während Sirius langsam zu ihnen herüberschwamm. Dann gab James Peter von hinten einen Stoß und Peter fiel mit einem Platschen ins Wasser. Bereits im nächsten Moment tauchte er prustend wieder auf. „Ich kann doch nicht schwimmen!“, quiekte Peter und klammerte sich panisch an den Beckenrand. Remus reichte ihm die Hand und zog ihn mit einem Ruck wieder aus dem Wasser. „Alle Ratten können schwimmen, Wurmschwanz“, gab James zurück und streckte erneut bedrohlich seine Finger nach Peter aus. „Wie du siehst, bin ich aber gerade keine Ratte“, maulte er. „Dann werd‘ doch eine.“ „Was, hier drin?“ „Warum nicht?“, fragte Sirius lachend. „Meinst du, es wird dich jemand verpfeifen?“ Peter zögerte, wischte sich das Wasser und den Schaum aus dem Gesicht. Nach einem Blick zu Remus schloss er mit vor Konzentration zerfurchter Stirn die Augen, atmete tief ein und dann war es, als würde man einen Ballon beobachten, der im Zeitraffer die Luft verlor. Peters Kopf, seine Schultern, seine ein wenig speckige Brust schrumpften zusammen, bis nichts mehr von ihm übrig war als die Badehose, die Remus heute Morgen aus seinem Schrankkoffer stibitzt hatte. Der nasse Stoff raschelte ein wenig, als die graue Ratte darunter zum Vorschein kam. „Klasse, Wurmschwanz! Siehst du, du brauchst nicht mal mehr deinen Zauberstab. Du hast es echt drauf inzwischen“, rief Sirius begeistert und streckte die Hand nach ihm aus. Zögernden Schrittes und mit zuckenden Barthaaren kletterte Peter auf Sirius‘ Hand und ließ sich ins warme Wasser heben. Augenblicklich fing er an, mit seinen kleinen Beinchen zu paddeln und pflügte im nächsten Moment durch die Schaumtürme. „Und was ist mit dir?“, fragte James, der neben Remus stehengeblieben war. „Ach…“, setzte er an. „Du kannst mir jetzt nicht wieder mit «ist mir zu kalt» kommen“, sagte James. Tatsächlich war das immer Remus‘ Antwort gewesen, wenn Sirius und James ihn hatten überreden wollen, im Juni auch mit in den See unten zu springen. Remus hatte sich immer damit begnügt, die Socken auszuziehen und die Füße ins Wasser zu halten. „Mir ist gerade nicht so danach.“ „Ja, ist klar, Moony“, antwortete James trocken. „So haben wir nicht gewettet. Sieh dir selbst Wurmschwanz an!“ Sirius machte sich gerade einen Spaß daraus, immer einen halben Meter von Peter wegzuspringen, wenn der die rettende Insel in Form von Sirius‘ Schulter beinahe erreicht hatte. So paddelte die kleine Ratte immer weiter im Kreis. Dann wisperte James vertraulich: „Und hier gibt’s auch niemanden, der dich schief anguckt.“ Remus wurde rot. Das war tatsächlich der eigentliche Grund, aus dem er sich nur ungerne vor anderen auszog. Sein mit Narben übersäter Körper würde bei Fremden unweigerlich zu misstrauischen Fragen führen. Und schön war sicherlich auch was anderes. „N-na gut“, sagte Remus endlich, knöpfte mit glühendem Kopf sein Hemd auf und zog es aus. Die anderen beobachteten ihn, das merkte er. Als er zurückschaute, sah er auf ihren Gesichtern die Erschütterung bei seinem Anblick. Das hatte Remus befürchtet. „Ich hab‘ nur keine Badehose.“ „Hier, kein Problem“, rief Sirius. Er zog sich am Beckenrand hoch, stemmte sich auf die kräftigen Arme und kletterte raus. „Kannst meine haben.“ Dann atmete er tief ein und vor ihren Augen schmolz er zu dem bärenhaften schwarzen Hund zusammen, den sie alle kannten. Er schüttelte sich, dass die Tropfen aus seinem Fell in alle Richtungen flogen. Dann warf Sirius sich mit einem lauten Bellen erneut ins Wasser, ein Wirbel aus schwarzen Hundehaaren und Schaum. „Ich mache das jetzt mal nicht nach…“, sagte James langsam. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit Hufen auf diesen Fliesen laufen könnte… Und können Hirsche überhaupt schwimmen?“ Remus ging mit bereits geöffnetem Gürtel hinüber zu Sirius‘ Shorts und stieg dann mit von den anderen abgewandtem Körper in die nasse Badehose. In den Knien fühlte sie sich etwas zu lang an, aber ansonsten war sie okay. Er fühlte sich immer noch, als würde sein Gesicht glühen wie eine Laterne. „Passt ja wie angegossen“, sagte James. „Und jetzt rein da!“ Mit großen Schritten ging er auf Remus zu, packte ihn um die Taille und warf sich mit ihm über den Beckenrand ins Wasser. Zwar hatte sein Vater Remus einst beigebracht, wie man schwamm, aber er hatte es ewig nicht mehr getan. Mit jeder Narbe mehr hatte er jede Nacktheit vermeiden, vermied auch selbst den Blick auf seinen bloßen Körper, wann immer möglich. Tatsächlich konnte Remus sich kaum mehr daran erinnern, wo es war, dass er schwimmen gelernt hatte. Dieser See, den er in Erinnerung hatte, und diese Hütte, die sie mal eine Zeitlang bewohnt hatten, mitten im Wald, geschützt vor fremden Augen… Remus überkam eine Welle der Sehnsucht, Heimweh. Dabei war er zuhause, jedenfalls soweit er irgendwo jemals zuhause gewesen war: Peter saß mit einem Käsecracker, den er sich von der niedrigen Fensterbank geschnappt haben musste, auf der obersten Treppenstufe im Wasser. James tauchte gerade zum Beckenboden hinunter, um sich dort unten umzuschauen. Und Sirius paddelte bellend und mit wogendem Fell durch den Schaum, ein Leuchten in den grauen Augen. Ja. Zuhause. Völlig unerwartet schossen Remus die Tränen in die Augen. Rasch hob er die Hand zum Gesicht. Seit wann war er denn so emotional? Dann spürte er etwas Warmes, Nasses, leicht Raues über seine Wange gleiten. Erschrocken kreischte er auf. Im nächsten Moment musste Remus lachen, weil es kitzelte und weil auch James lachte und weil er gegen den Beckenrand gedrängt wurde und sich gegen den schweren Körper des riesenhaften Hundes ohnehin nicht wehren konnte. „T-tatze“, lachte Remus atemlos zwischen die feuchte Nase und das Fell. „Tatze, hör auf!“ Doch der Hund hechelte nur, zeigte seine massiven Fangzähne wie ein Grinsen, bis Remus ihm die Hand auf den Kopf legte und ihn leicht streichelte. Aus dem Augenwinkel sah Remus, wie James und Peter sich einen Blick zuwarfen. Prompt schubste Remus Sirius von sich und zog sich aus dem Becken, um sich etwas Neues zu trinken zu holen. Es dauerte nicht lange, bis sich Peter und Sirius zurückverwandelten und sich mit Handtüchern um die Hüften über die Imbisse hermachten. „Hat eigentlich jemand im Schlafsaal das Fenster zugemacht?“, fragte Sirius zwischen zwei Bissen Kartoffelchips. „Also ich nicht“, sagte James und auch Peter und Remus schüttelten die Köpfe. „Ah! Gut.“ Sirius öffnete ein Fenster und deutete mit seinem Zauberstab nach draußen in die schwarze Nacht. Dann sagte er deutlich: „Accio Radio.“ „Haha! Nicht wirklich!“, hauchte James amüsiert, als das Radio von Sirius‘ Nachttisch langsam durchs offene Fenster hereingeschwebt kam. „Den hast du echt drauf“, sagte Remus anerkennend und auf Sirius‘ Wink hin fing der Empfänger an zu spielen. Sie feierten noch die halbe Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)