Die Rumtreiber und der Fluch des Siegelrings von behrami (Slow Burn Remus/Sirius | abgeschlossen) ================================================================================ Kapitel 26: Macht kommt von machen - Juni 1976 (3/9) ---------------------------------------------------- „Was könnte Regulus für Alinac suchen?“, fragte sich Remus laut, gefühlt zum hundertsten Mal. Seine Finger fummelten geistesabwesend an der Karte des Rumtreibers herum; Alinac hockte zwischen diversen anderen Ravenclaws in seinem Gemeinschaftsraum. Sirius antwortete nicht. Sie saßen einander gegenüber im alten Klassenzimmer, unter ihrem Baldachin. Remus hatte als Alibi seinen Thriller mitgenommen, doch er war noch nicht dazu gekommen, auch nur eine einzige Zeile zu lesen. Nach wie vor – die Zeit mit Sirius allein verflog jedes Mal wieder, als belegte sie jemand mit einem Zauber. Den Vormittag hatten sie frei, erst am Nachmittag stand die Prüfung in Zaubereigeschichte an. Und da keiner der vier mehr Lust gehabt hatte, noch irgendetwas für dieses unsägliche Fach zu tun, war James mit geschultertem Besen hinaus aufs Quidditch-Feld gestapft, war Peter ihm dankenswerterweise nachgestürmt, war Sirius mit Remus in ihr geheimes Turmzimmer verschwunden. „Du gehst auch davon aus, dass Alinac die beiden Zweitklässler angegriffen hat, oder?“, fragte Remus zwischen ihren Lippen hindurch. „Jup“, gab Sirius zurück und streckte den Daumen aus, um Remus‘ Narbe auf der rechten Wange nachzuzeichnen. Es war nicht unangenehm. „Und du machst dir keine Sorgen, dass Regulus da auch mit drinstecken könnte?“ „Naja, was heißt «Sorgen»? Kann’s doch auch nicht ändern, wenn’s so ist. Und wenn, dann kann er von Glück sagen, dass ich noch keinen Beweis habe…“ Sirius knackte mit den Fingerknöcheln. „Ich meine nur… Du würdest es dir gar nicht anders wünschen?“ „Mensch Moony, du weißt doch, wie es ist.“ „Ja. Schon. Ich denke nur die ganze Zeit… Ich hätte einfach gerne einen Bruder gehabt.“ „Aber nicht so einen.“ Sirius‘ Stimme hatte diesen harten Ton angenommen, den Remus schon kannte. Der sagte: Lass mich nicht darüber nachdenken, sonst könnte ich doch noch einknicken. Lass mich nicht sehnen, wenn ich doch nur enttäuscht werde. „Nein. Vermutlich nicht.“ „Nein. Außerdem hab‘ ich ja euch. Das sind genug Brüder.“ „Ich hoffe ganz stark, du siehst mich nicht als Bruder“, gab Remus trocken zurück und zog sich eine Handbreit zurück. Sirius bleckte mit kraus gezogener Nase die Zähne. „Du hast Recht. Vergiss, dass ich das gesagt habe.“ Dann küsste er Remus auf die Wange, weiter bis zum Ohr. Etwas in Remus vibrierte. „Bald sind Ferien…“, sagte er und versuchte, das mulmige Gefühl im Magen zu bekämpfen, indem er sich auf das Gefühl von Sirius‘ Lippen konzentrierte. Die Aussicht darauf, dass sie zwei Monate lang getrennt wurden, drohte dieses Jahr noch schlimmer an als all die anderen zuvor. „Ja…“ Sirius zeigte ein totes Grinsen. „Freust dich auch schon so auf zuhause?“ „Ich fahre nicht nach Hause“, gab Remus zurück und erst, als er es ausgesprochen hatte, merkte er, dass es stimmte. „Aber… deine Eltern sind…“ Sirius zog den Kopf zurück und zuckte ein wenig ratlos die Schultern. „Klar. Schon. Natürlich sind sie nicht so… so wie deine. Aber… trotzdem. Hogwarts ist der einzige Ort, an dem ich mir vorkomme wie ein normaler Mensch. Bei meinen Eltern dreht sich immer ununterbrochen alles um meine Lykanthropie. Und ich versteh ja, woher das kommt. All die Jahre mussten sie auf mich aufpassen und vorausplanen. Aber ich bin nicht mehr fünf und ich bin nicht mehr hilflos.“ Jetzt war es an Remus, die Achseln zu zucken. „Ich will nicht immer nur das sein.“ Sirius nickte ernst und mied für einen Moment Remus‘ Blick. „Weißt du… Manchmal vergesse ich, dass du das überhaupt bist.“ „Oh, schön für dich“, murrte Remus und Sirius zuckte ob des kühlen Tonfalls. „‘tschuldige. Weißt doch, was ich meine. Für mich bist du nicht… das. Sondern du. Du bist du. Und wenn wir einmal im Monat eine Nacht schlaflos verbringen, bin ich auch nicht gerade traurig.“ „Ich hoffe, nicht nur eine Nacht“, sagte Remus und kaum hatte er es ausgesprochen, schoss ihm die Hitze ins Gesicht. Sirius starrte ihn an, mit einem Ausdruck der Überraschung und der Genugtuung in den Augen. „Darauf komme ich zurück.“ Remus wechselte das Thema. „Komm mich doch in den Ferien besuchen! Dann kommst du aus eurem Haus raus und… ich kann normaler sein. Meine Eltern wissen zwar immer noch nicht, dass ihr es wisst. Die würden vermutlich völlig ausflippen vor Sorge, dass ihr es jemandem erzählt. Aber vielleicht könntest du sie ja überzeugen, dass ich noch ein bisschen mehr bin als ein Werwolf. Sie sehen mich ja nie in Gesellschaft.“ „Und wir könnten Nächte durchmachen.“ „Hm“, sagte Remus mit einem gespielt desinteressierten Ton, „vielleicht.“ Sirius lehnte sich vor und küsste ihn auf die Lippen, so lange, bis Remus atemlos nach Luft schnappte und sein Kopf sich anfühlte, als sei er mit Zuckerwatte gefüllt. Kleine Sterne tanzten vor seinen Augen, ein willkommenes Ziehen durchflutete seinen Körper. Dann gab Remus sich einen Ruck und zog Sirius mit sich zu Boden, zwischen die Kissen und Decken. Wie von selbst fanden seine Finger den Spalt zwischen Sirius‘ Umhang, hinab und unter den Pullover in tiefstem Scharlachrot. Die Haut war warm und glatt und aufregend. Er spürte die Hüftknochen über Sirius‘ Hosenbund und die Rippen, als er hinauf fuhr Richtung Hals. Remus lehnte sich tiefer in den Kuss, griff mit der anderen Hand in Sirius‘ Haare, hörte ihn aufkeuchen. Das Geräusch sorgte dafür, dass Remus‘ Magen einen Satz machte und sein Blut zu pulsieren begann – „Tatze!“ Wie erstarrt hielten die beiden in ihrer Haltung inne. „Tatze, meld dich!“ Sirius ließ Remus schwer atmend los und holte nach einem kurzen Blick durch den leeren Raum seinen Taschenspiegel hervor. Er achtete darauf, Remus nicht zu zeigen. „Was denn?“, fragte er patzig, während James‘ braune Augen ihn musterten. „Wie siehst du denn aus? Hast du auch auf ‘nem Besen gesessen?“ „Nee. Hab gepennt“, gab Sirius, ohne zu zögern, zurück. Dann fuhr er sich lässig durch die langen Haare. „Ach ja?“, fragte James höhnisch zurück. „Wo denn? Ich bin nämlich im Schlafsaal und du nicht.“ Remus fühlte sich ertappt, doch Sirius zuckte nur grinsend und vielsagend mit den Augenbrauen. „Autsch. Du wirst Cathrine Bright und Melinda Vanity und wie sie alle heißen noch das Herz brechen“, sagte James in amüsiertem Tonfall. „Vielleicht, vielleicht auch nicht“, gähnte Sirius. „Ist nichts Ernstes.“ „Ist es doch nie.“ Remus fixierte Sirius. „Also, warum störst du mich jetzt?“, fragte Sirius und setzte eine etwas interessierte Miene auf. „Ich hab‘ mit Hailey Cattermole gesprochen. Und die mit Mary Macdonald. Offenbar läuft Regulus herum und versucht, herauszufinden, wer von den jüngeren Schülern muggelstämmig ist.“ Mit einem Schlag war Sirius‘ Gesicht ernst. Auch Remus setzte sich gerader hin. „Du meinst, er versucht, jemanden für Alinac zu identifizieren?“ „Das wäre zumindest meine Theorie.“ „Okay... Das ist nicht gut.“ „Du bist scharfsinnig wie eh und je, alter Hund.“ „Danke. Hab‘ ich wohl von dir.“ „Okay. Also, weißt du, wo Moony steckt? Ich dachte, wir sollten uns treffen und mal schauen, was wir machen können.“ „Der büffelt bestimmt doch irgendwo für Binns. Aber zum Mittagessen kommt er sicherlich. Immerhin gibt’s donnerstags Schokoladenpudding", mutmaßte Sirius. „Gut. Dann sehen wir uns in der Großen Halle. Wenn du ihn siehst, er soll die Karte mitbringen.“ „Die legt er doch sowieso kaum mehr aus der Hand. Echt wie festgewachsen.“ „Bist du eifersüchtig auf ein Stück Pergament, Tatze, alter Freund?“ „Immerhin nicht auf Severus Snape“, schoss Sirius hinterlistig zurück und da James ein dermaßen empörtes Gesicht machte, entschloss Sirius sich triumphierend, den Spiegel wieder tief in die Umhangtasche zu stecken. Dann wandte er sich wieder an Remus. „Wo waren wir stehen geblieben?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)