Die Hochzeit meines besten Freundes von Flordelis ================================================================================ Ich habe etwas einzuwenden -------------------------- [LEFT]Flordelis schnaubte, während seine Augen durch den Raum wanderten. »Das ist es also?«[/LEFT] [LEFT]»Hast du mehr erwartet?«, fragte Pachira.[/LEFT] [LEFT]»Wesentlich mehr. Immerhin geht es hier um Platan!«[/LEFT] [LEFT]Er warf einen pointierten Blick auf die geradezu lächerlich günstige Papier-Dekoration, die überall im Raum verteilt war und die heutige Hochzeit ankündigte. Jenes Ereignis, wegen dem auch die übrigen Gäste hier versammelt waren, die von seinem Ausbruch glücklicherweise aber keine Notiz nahmen. Für Platans Hochzeit waren es auch viel zu wenige Gäste. Jemand wie er kannte so viele Menschen – aber das hier waren nur ein paar Dutzend. Das erschwerte es ein wenig, zwischen ihnen nicht aufzufallen. Seine Größe allein genügte normalerweise bereits, um alle Blicke auf sich zu ziehen, selbst wenn er – wie heute – darauf verzichtete, seine Haare zu frisieren. Heute waren glücklicherweise alle auf etwas anderes konzentriert.[/LEFT] [LEFT]»Vielleicht wollte er einfach keine große Hochzeit«, gab Pachira zu bedenken.[/LEFT] [LEFT]»Unvorstellbar.«[/LEFT] [LEFT]Nicht, weil Platan die Aufmerksamkeit begehrte, sondern weil er seine Freude teilen wollte. Von dieser war heute aber nicht viel zu sehen. Er stand gerade mit anderen Professoren zusammen – Flordelis erkannte sie aus Platans Erzählungen – und unterhielt sich lächelnd mit ihnen. Aber sein Lächeln erreichte seine grauen Augen nicht. Sie wirkten trüb, als blickten sie stets in die Ferne. Flordelis wagte nicht einmal zu hoffen, dass Platan nach ihm in dieser Ferne suchte. Dafür hatte er ihn viel zu sehr enttäuscht, dafür waren seine Handlungen zu destruktiv für die Menschheit gewesen. Verhindert worden war das alles nur von den Kindern, die Platan damals auserwählt hatte – und die heute, einige Jahre später, auch bei dieser Hochzeit waren.[/LEFT] [LEFT]»Wolltest du nicht mit ihm reden?«, fragte Pachira. »Das solltest du machen, bevor die Braut dazukommt und die Zeremonie anfängt.«[/LEFT] [LEFT]»Vielleicht ist es doch eine schlechte Idee.«[/LEFT] [LEFT]Er hatte gehofft, den Mut dafür zu finden, Platan anzusprechen, sobald er ihn wiedersah. Aber obwohl es ein unbeschreiblich großartiges Gefühl war, ihn endlich wiederzusehen, mit ihm im selben Raum zu sein, war seine Entschlossenheit endgültig erloschen. Besonders als er bemerkt hatte, dass Platan seine Uhr nicht mehr trug, jene, die Flordelis ihm damals geschenkt hatte, mit dem integrierten Holo-Log. Letzterer war natürlich inzwischen unbrauchbar, aber dennoch war da die Hoffnung gewesen, dass Platan etwas an dem Erinnerungsstück lag. Genau wie Flordelis immer noch den Schlüsselring trug, den er von Platan geschenkt bekommen hatte, damals, vor einer gefühlten Ewigkeit.[/LEFT] [LEFT]Alles erschien ihm plötzlich wie eine schlechte Idee. Er hätte nicht hierher kommen dürfen.[/LEFT] [LEFT]Fast schon belustigt warf Pachira ihm einen Blick zu. »Wenn dir das nur bei deinen Plänen mit der Ultimativen Waffe auch eingefallen wäre, dann hättest du nun weniger Probleme.«[/LEFT] [LEFT]Dem konnte er nicht widersprechen, deswegen tat er das auch nicht.[/LEFT] [LEFT]»Pachira, meine Liebe~«, erklang plötzlich eine Stimme, die Flordelis – und wahrscheinlich auch jeder andere in Kalos – nur zu gut kannte.[/LEFT] [LEFT]Tatsächlich kam Diantha strahlend auf sie zu. Pachira breitete die Arme aus. »Diantha, wie schön, dass du es geschafft hast.«[/LEFT] [LEFT]Die beiden umarmten sich vorsichtig, um weder ihre Kleider noch ihr Make up in Mitleidenschaft zu ziehen. Das Zwinkern von Pachira verriet aber, dass sie vorhatte, das später besser nachzuholen.[/LEFT] [LEFT]Diantha lachte leise, dann wandte sie sich Flordelis zu, um ihn auch zu begrüßen, aber er schüttelte nur mit dem Kopf. Er wollte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, vor allem nicht von Platan. Ganz Kalos – mit kleinen Ausnahmen – ging immer noch davon aus, dass er gemeinsam mit Team Flare gestorben war und vorerst wäre ihm auch lieber, wenn das so bliebe.[/LEFT] [LEFT]Noch ein Grund, warum es eine schlechte Idee gewesen war, diese Hochzeit zu besuchen.[/LEFT] [LEFT]Diantha verstand sofort und legte einen Finger auf ihre Lippen. Dann wandte sie sich wieder Pachira zu und verwickelte diese in eine leidenschaftliche Unterhaltung über ihre letzte Rolle. Pachira zeigte sich als begeisterte Zuhörerin, aber Flordelis zog sich gänzlich aus diesem Gespräch zurück, indem er sogar einen Schritt Distanz zwischen ihnen schuf. Dabei trank er einen Schluck des angebotenen Sekts, der zu säuerlich war. Er war bestimmt nicht von Platan ausgesucht worden. Nichts hiervon war von Platan ausgewählt worden.[/LEFT] [LEFT]Flordelis betrachtete Platan weiter, beobachtete, wie er, der sich sonst so mühelos zwischen Menschen bewegte wie es sonst nur Feen-Pokémon verstanden, nicht so recht zu wissen schien, was er mit seinen Händen machen sollte. Immer wieder griff er in die Tasche seines viel zu schmucklosen schwarzen Anzugs, besonders während einer seiner Kollegen heftig auf ihn einredete. Natürlich verstand Flordelis nicht, über was genau sie sprachen, aber Platan lächelte die ganze Zeit über sanft, selbst wenn er scheinbar widersprach. Würde er doch nur so lächeln, wenn er Flordelis versicherte, dass er ihm alles vergab.[/LEFT] [LEFT]Falls Platan sein Starren bemerkte, so ließ er sich nichts anmerken, er sah kein einziges Mal in seine Richtung. Und schließlich – bevor Flordelis sich mit diesem furchtbaren Sekt genug Mut antrinken konnte –, bekam Platan eine Nachricht zugeflüstert. Darauf wandte er sich von seinem langsam frustrierten Kollegen ab und dem Rest der Gäste zu: »Ich darf mit Freude verkünden, dass meine Braut bereit ist. Ich bitte euch nun alle in den Nebenraum, wo wir die Zeremonie durchführen werden.«[/LEFT] [LEFT]Da war keine Freude in seinen Worten. Nicht einmal ein bisschen. Selbst sein Lächeln wirkte leer.[/LEFT] [LEFT]Als Platan sich auch dem Nebenraum zuwandte, ließ er kurz den Kopf sinken und steckte wieder eine Hand in die Tasche. Aber nur kurz, dann atmete er bereits durch, hob den Blick wieder und ging lächelnd allen voraus, womit er sich auch dem Griff seines Kollegen entzog, als dieser die Hand nach seinem Arm ausstreckte.[/LEFT] [LEFT]Der ihm unbekannte Professor sah die weißhaarige Frau neben sich an und schüttelte ernst mit dem Kopf, worauf sie die Stirn runzelte. Scheinbar gefiel auch ihnen beiden diese Sache nicht. Flordelis fühlte sich schon ein bisschen weniger allein. Er hätte sich liebend gern mit ihnen darüber ausgetauscht, aber da folgten sie Platan bereits in den Nebenraum, genau wie die anderen Gäste.[/LEFT] [LEFT]Flordelis schloss sich der allgemeinen Bewegung als einer der letzten an. Auch dieser Raum war nur geschmacklos geschmückt, ohne die Vielzahl an Blumen, auf die jemand wie Platan großen Wert legte, nicht einmal seine Pokémon waren zu sehen. Hätte Platan nicht bereits neben einem Beamten gestanden, auf die Braut wartend, die Hand wieder in der Tasche, wäre Flordelis nie davon ausgegangen, dass es hier um eine Hochzeit ging – und schon gar nicht die von Platan.[/LEFT] [LEFT]Nachdem die Gäste sich gesetzt hatten – Flordelis nahm in der letzten Reihe am Gang Platz, damit er den Bräutigam weiterhin beobachten konnte – setzte Musik ein, dann schritt die Braut den ausgerollten Teppich hinab. Flordelis hatte sich ihren Namen nicht gemerkt, aber von Pachira wusste er, dass sie als Assistentin von Platan arbeitete. Es war nicht Sina, an diese erinnerte er sich noch gut und sie war außerdem gemeinsam mit Dexio Teil der Gäste.[/LEFT] [LEFT]Flordelis beachtete die Braut aber auch nicht weiter. Sein Blick galt nach wie vor Platan, der seiner Zukünftigen entgegensah, aber nicht voller Liebe, wie man an einem solchen Tag annehmen sollte. Vielmehr wirkte es, als hätte er sich seinem Schicksal ergeben und er war nun entschlossen, es mit möglichst viel Tapferkeit zu ertragen.[/LEFT] [LEFT]Unverzeihlich.[/LEFT] [LEFT]Das war bestimmt nicht das, was Platan sich erträumt hatte. Das hier war eine Farce, ein Verbrechen! Am liebsten wäre Flordelis einfach aufgestanden und hätte das alles direkt unterbrochen. Aber er zügelte sich. Vielleicht irrte er sich auch. Möglicherweise hatte Platan sich in den letzten Jahren geändert, der Romantiker in ihm war unter Umständen mit Team Flare gestorben, ermordet von Flordelis, auch wenn seine Pläne letztendlich gescheitert waren.[/LEFT] [LEFT]Oder er hatte gar nichts damit zu tun. Platan hatte die letzten sechs Jahre ohne ihn gelebt, da könnten ihm noch ganz andere Dinge geschehen sein. Flordelis sollte nicht derart ich-bezogen sein, das hasste er normalerweise bei anderen, also sollte er nicht damit anfangen.[/LEFT] [LEFT]Die ganze Zeremonie hindurch wirkte Platan irgendwie abgelenkt. Immer wieder warf er einen kurzen Blick über seine Schulter, als suchte er zwischen den Gästen nach jemandem, der ihm versicherte, dass er gerade das richtige tat. Oder jemand, der ihm sagte, dass es in Ordnung wäre, alles jetzt noch abzubrechen.[/LEFT] [LEFT]Nichts von beidem trat ein. Platan blieb standhaft und dann kam es zu der Frage, ob Platan die Braut – ihr Name war offenbar Sophie – zu seiner Frau nehmen wolle. Wieder wanderte sein Blick kurz hilfesuchend zu den Gästen. Der Professor, mit dem er sich zuvor schon lebhaft unterhalten hatte, deutete ein Kopfschütteln an, genau wie die weißhaarige Frau neben ihm.[/LEFT] [LEFT]Aber Platan hörte nicht darauf. Stattdessen sah er Sophie an und nickte, unruhig fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, ehe er ein ziemlich leises »Ich will?« hervorbrachte, das mehr wie eine verunsicherte Frage klang.[/LEFT] [LEFT]Der andere Professor warf die Hände ein wenig nach oben, wofür er einen finsteren Blick von einigen anderen Gästen bekam.[/LEFT] [LEFT]Zumindest schien Sophie die Hochzeit wirklich zu wollen, denn als sie gefragt wurde, antwortete sie wesentlich enthusiastischer. Das schien den Beamten ein wenig zu erleichtern, während Platans Hand wieder in seine Tasche wanderte.[/LEFT] [LEFT]»Sollte jemand«, begann der Beamte, »etwas gegen diese Verbindung einzuwenden haben, so möge er nun sprechen oder für immer schweigen.«[/LEFT] [LEFT]Platan schloss die Augen, seine Lippen bewegten sich zu einem stummen Gebet. Für Flordelis war in diesem Moment vollkommen klar, dass er jemanden benötigte, der ihn aus dieser Situation herausholte und wenn es nur dafür war, damit er noch einmal darüber nachdenken und sich aus ganzem Herzen dafür entscheiden konnte. Und da scheinbar niemand diese Rolle übernehmen wollte, erhob Flordelis sich. »Ich habe etwas einzuwenden!«[/LEFT] [LEFT]Er war selbst erstaunt, wie vibrierend seine Stimme bei diesen Worten klang. Die anderen Gäste sogen kollektiv die Luft ein, empört über die Frechheit, die er sich hier herausnahm. Lediglich Pachira und Diantha sahen ihn aufgeregt an, als könnten sie gar nicht erwarten, wie das ausging.[/LEFT] [LEFT]Der Beamte hatte wohl nicht damit gerechnet, dass sich wirklich jemand einmischte, denn er warf einen hilflosen Blick zwischen Sophie und Platan hin und her. Sie betrachtete Flordelis wortlos – während Platan ihn fassungslos ansah.[/LEFT] [LEFT]»Flordelis?«, fragte er ungläubig.[/LEFT] [LEFT]Ein weiteres kollektives Einatmen unter den Gästen, gefolgt von hastigem Murmeln, mit dem man sich gegenseitig versichern wollte, dass er vor sechs Jahren umgekommen war oder dass er zumindest ein Verbrecher war und damit kein Recht hatte, diese Hochzeit zu verhindern.[/LEFT] [LEFT]Er kümmerte sich aber nicht darum, sondern ging auf Platan zu, dessen Augen mit jedem Schritt, den er tat, mehr aufzuleuchten schienen, bis sie fast silbern wirkten. Als er nah genug bei ihm war, streckte Platan eine Hand nach ihm aus. »B-bist du es wirklich?«[/LEFT] [LEFT]Seine Stimme klang gleichzeitig hoffnungsvoll und doch auf jede kommende Enttäuschung vorbereitet. Als wäre ein ähnliches Szenario schon oft Teil seiner Albträume gewesen.[/LEFT] [LEFT]Flordelis ergriff die ausgestreckte Hand, um ihm mit seiner Wärme zu demonstrieren, dass dieser Moment der Realität entsprach. Aber er bestätigte ihm das auch gern noch einmal mit seiner Stimme: »Ich bin es wirklich, Platan. Und ich denke, du solltest nicht mit dieser Hochzeit fortfahren. Jedenfalls nicht im Moment.«[/LEFT] [LEFT]»Entschuldigung?«, warf Sophie verwirrt ein.[/LEFT] [LEFT]Aber Platan widersprach nicht. Er fragte ihn nicht einmal, wo er gewesen war, wie er überlebt hatte, stattdessen schien er von Erleichterung übermannt zu werden. Bevor er Flordelis darauf antwortete, wandte er sich noch einmal Sophie zu: »Es tut mir wirklich leid. Aber Flordelis hat recht, ich kann dich nicht mit gutem Gewissen heiraten. Jedenfalls nicht im Moment.«[/LEFT] [LEFT]Wenn es nach Flordelis ginge auch nicht in anderen Momenten. Aber das bliebe Platans Entscheidung, sobald er bereit wäre.[/LEFT] [LEFT]»Platan!«, warf Sophie ein. »Du kannst mich jetzt doch nicht einfach stehenlassen.«[/LEFT] [LEFT]»Bitte verzeih mir, aber ...« Platan lächelte entschuldigend, strebte dann aber bereits in Richtung des Ausgangs, ohne Flordelis loszulassen. »Ich glaube, ich muss einige Dinge noch einmal überdenken.«[/LEFT] [LEFT]Nach wenigen Schritten hatten sie den Raum durchquert, ohne dass jemand sie aufhielt. Flordelis war sich sogar fast sicher, dass der Professor, der eindeutig gegen diese Hochzeit gewesen war, aufstand, um die anderen Gäste davon abzuhalten, ihnen zu folgen.[/LEFT] [LEFT]Platan hielt auch im Nebenraum, in dem sie zuvor gewesen waren, noch nicht inne. Zielsicher verließ er mit Flordelis das Restaurant, in dem die gesamte Hochzeit hätte stattfinden sollen – obwohl für Platan eigentlich nur der Magnum-Opus-Palast angemessen gewesen wäre.[/LEFT] [LEFT]Draußen führte Platan ihn von diesem Ort weg. Er hielt erst wieder inne, als sie in eine wenig belebte Seitenstraße einbogen, dann atmete er durch und wandte sich Flordelis aufgeregt zu. »Ich kann es noch gar nicht glauben. Du wirst dich wirklich nicht gleich auflösen, oder?«[/LEFT] [LEFT]Als wolle er genau das überprüfen, löste er sich von Flordelis' Hand, die sich sofort kälter anfühlte, und berührte dafür dessen Gesicht. Statt zu protestieren ließ Flordelis zu, dass Platan sein Gesicht, seine Haare und seine Schultern abtastete, bis er zufrieden schien.[/LEFT] [LEFT]»Du bist es wirklich«, hauchte er überwältigt. »Aber … wie?«[/LEFT] [LEFT]»Das ist eine lange Geschichte. Wenn du möchtest, erzähle ich sie dir ein andermal ausführlich.«[/LEFT] [LEFT]In Platans Augen glitzerten inzwischen Tränen, die dazu beitrugen, dass seine Augen silbern wirkten. Silbern und wunderschön. »Das wäre wundervoll.«[/LEFT] [LEFT]Plötzlich wurde ihm dabei auch etwas bewusst, so dass seine Augen sich sogar noch einmal weiteten. »Warte! Bedeutet das, du hast vor, hier zu bleiben? Man wird dich doch bestimmt suchen, weil du der Anführer von Team Flare warst.«[/LEFT] [LEFT]»Überlass das nur mir«, erwiderte er Platan.[/LEFT] [LEFT]Es gab kaum ein Problem, das man nicht mit Geld lösen konnte, und davon hatte Flordelis dank einiger Tricks und williger Unterstützer immer noch mehr als genug.[/LEFT] [LEFT]Da er das Platan nicht erklärte, sah dieser ihn skeptisch und verwirrt an. »Warum gehst du dieses Risiko überhaupt ein? Besonders nach deinem Auftritt vorhin ...«[/LEFT] [LEFT]Er senkte den Blick, als sein Gesicht errötete. Dieser Anblick war so bezaubernd, dass Flordelis am liebsten lachend seine Hand genommen und diese geküsst hätte. Vielleicht wäre das Antwort genug gewesen. Aber zuvor musste er etwas anderes in Erfahrung bringen, deswegen erwiderte er ihm erst einmal etwas: »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, deswegen bin ich als Pachiras Begleitung zu diesem … Ereignis gekommen. Die Einmischung stand mir bestimmt nicht zu, verzeih mir bitte dafür.«[/LEFT] [LEFT]Platan schüttelte mit dem Kopf. »Nein, es war gut, dass du dich eingemischt hast. Ich glaube, ich war kurz davor, einen Fehler zu begehen, der Sophie verletzt hätte.«[/LEFT] [LEFT]Und ihn selbst nicht? Auch wenn Platan irgendwann selbst erkannt hätte, dass es ein Fehler gewesen war, wäre sein Pflichtbewusstsein bestimmt groß genug, dass er es nicht rückgängig gemacht hätte. Er wäre für den Rest seines Lebens an diese Frau gebunden gewesen, weil er es ihr einmal geschworen hatte.[/LEFT] [LEFT]Schon der Gedanke ließ Flordelis' Herz schwer werden.[/LEFT] [LEFT]»Warum wolltest du sie dann eigentlich heiraten?«, fragte Flordelis.[/LEFT] [LEFT]Wieder griff Platan in seine Tasche. »Nach den Ereignissen vor sechs Jahren, nach deinem Tod, war ich lange sehr einsam ...«[/LEFT] [LEFT]Flordelis verspürte das Bedürfnis, sich dafür zu entschuldigen. Er hatte nicht einmal im Mindesten geahnt, dass Platan derart von seinem Tod berührt werden würde. Nachdem er angekündigt hatte, jeden Menschen in Kalos zu töten, der nicht zu Team Flare gehörte, wäre ihm nie der Gedanke gekommen, dass Platan um ihn trauern könnte. Im Gegenteil, er war stets von einer Form der Erleichterung ausgegangen, dass die Sache mit den geringsten Verlusten ausgegangen war.[/LEFT] [LEFT]»Ich denke, ich habe mich irgendwann einfach danach gesehnt, nicht mehr allein zu sein.« Er seufzte. »Und vielleicht habe ich mich dabei übermannen lassen.«[/LEFT] [LEFT]Besorgt sah er in Richtung der Hauptstraße. »Denkst du, Sophie wird mir das irgendwann verzeihen?«[/LEFT] [LEFT]»Wie sollte sie dir nicht verzeihen können?«, fragte Flordelis. »Sie wird bestimmt auch verstehen, dass diese Ehe für keinen von euch ein Vorteil gewesen wäre.«[/LEFT] [LEFT]Platan atmete tief durch, dann nickte er. »Ja, ich denke, du hast recht. Sie wird es verstehen.«[/LEFT] [LEFT]Das unausgesprochene Hoffentlich konnte er vor Flordelis dennoch nicht verbergen. Manches änderte sich wohl nie.[/LEFT] [LEFT]»Platan …«[/LEFT] [LEFT]Sein Freund – hoffentlich war er das noch – sah ihn fragend an.[/LEFT] [LEFT]»Was hast du da eigentlich in der Tasche? Du greifst schon die ganze Zeit immer wieder hinein.«[/LEFT] [LEFT]Darauf hingewiesen schien es wohl auch Platan aufzufallen. Er zog seine Hand heraus, diesmal hielt er darin etwas, das Flordelis sofort erkannte: Es war die Holo-Log-Uhr, die er ihm damals geschenkt hatte.[/LEFT] [LEFT]Platan lächelte zerknirscht. »Sie wollte nicht, dass ich sie heute trage, aber ich konnte sie auch nicht einfach zu Hause lassen. Mit ihr war es immer, als wärst du irgendwie noch bei mir. Ich wusste ja nicht, dass du ...«[/LEFT] [LEFT]Er verstummte, dann griff er mit der freien Hand wieder nach Flordelis' Gesicht, wie um sich noch einmal davon zu überzeugen, dass er wirklich existierte. Flordelis legte seine Hand auf die von Platan, um das angenehme Gefühl seiner Fingerspitzen auf seiner Wange eine Weile länger zu spüren. »Es tut mir leid, Platan. Ich hätte dich zumindest wissen lassen müssen, dass ich lebe. Aber nach dem, was ich tun wollte ...«[/LEFT] [LEFT]Platans Mundwinkel sanken nach unten. »Bereust du es?«[/LEFT] [LEFT]»Jeden Tag.«[/LEFT] [LEFT]Obwohl er nur aus guten Absichten gehandelt hatte, war ihm bewusst, dass gerade diese Entscheidung falsch gewesen war und ihn seine wertvollste Beziehung gekostet hatte. Die Menschen und Pokémon in Kalos zu töten, um die Schönheit der Welt zu bewahren, war ihm damals wie eine großartige und alternativlose Idee vorgekommen – aber inzwischen wusste er, dass auch das nur ein trügerischer Erfolg gewesen wäre, ein kleines Pflaster, das man auf eine heftig blutende Wunde klebte. Wenn er die Welt retten wollte, musste er das anders angehen oder einfach aufgeben und sich damit abfinden, dass die Menschen sich irgendwann selbst zugrunde richten würden.[/LEFT] [LEFT]Er hatte sich noch nicht entschieden, welche Alternative er vorzog, aber das Verlangen, zumindest Platan vor einer schlechten Entscheidung zu bewahren, war dafür übermächtig gewesen. Und glücklicherweise war ihm das gelungen.[/LEFT] [LEFT]Platan sah ihm prüfend in die Augen und schien zu ergründen, wie viel Wahrheit hinter seinen Worten steckte. Flordelis erwiderte seinen Blick so aufrichtig wie möglich, wartend, hoffend. Es war der Moment, vor dem er sich so lange gefürchtet hatte, weswegen er ihn nicht hatte ansprechen wollen, aus Furcht, nur wieder fortgeschickt zu werden.[/LEFT] [LEFT]Dann – Flordelis' Herz setzte einen Schlag lang aus – lächelte Platan. »Ich vergebe dir.«[/LEFT] [LEFT]Diese Worte entsprachen dem Wesen seines Freundes und doch hatte Flordelis nie angenommen, sie einmal im Bezug auf sich selbst zu hören. Sie klangen schöner als die beeindruckendste Melodie, die je komponiert worden war, und süßer als jedes Gedicht.[/LEFT] [LEFT]Die Erleichterung verflocht sich mit dem Nachhall seiner Stimme und ließ Flordelis' Brust nicht nur leichter werden, sondern füllte sie auch mit so viel Wärme wie schon lange nicht mehr. »Platan ...«[/LEFT] [LEFT]Bevor er noch etwas sagen konnte, zog Platan ihn vorsichtig näher zu sich. »Flordelis.«[/LEFT] [LEFT]All die Sehnsucht, die in diesem einen Wort mitschwang, jagte einen angenehmen Schauer über Flordelis' Rücken.[/LEFT] [LEFT]In der nächsten Sekunde berührten sich ihre Lippen – und das setzte derart viele Glücksgefühle in seinem Inneren frei, wie er sie noch nie zuvor in seinem Leben gespürt hatte. In diesem Moment, in dem er seine Augen schloss, um den Kuss angemessen zu erwidern, war alles in Ordnung, er hatte nie Team Flare gegründet, nie versucht, die Menschen in Kalos auszulöschen, war nie für tot erklärt worden.[/LEFT] [LEFT]Nein, er war mit Platan zusammen, genau wie es immer hätte sein sollen – und was er auch niemals wieder ändern wollte.[/LEFT] [LEFT]Nach wenigen Sekunden löste Platan sich wieder von ihm und zwinkerte ihm zu. »Dir ist aber bewusst, dass du mich jetzt heiraten musst, nachdem du mich von meiner Hochzeit entführt hast?«[/LEFT] [LEFT]»Eigentlich hast du mich entführt«, erwiderte Flordelis schmunzelnd. »Ich habe nur Einspruch eingelegt.«[/LEFT] [LEFT]Platan schloss die Augen, scheinbar noch ein wenig überwältigt von dieser Erinnerung. »Stimmt. Aber dann sollten wir nicht hier bleiben, am Ende findet uns noch jemand. Und im Moment möchte ich eigentlich noch eine Weile mit dir allein sein. Auch damit du mir erzählen kannst, wie die letzten sechs Jahre für dich waren.«[/LEFT] [LEFT]Flordelis nutzte die Gelegenheit, dass er immer noch Platans Hand festhielt, um diese endlich von seiner Wange zu lösen und ihr stattdessen einen Kuss aufzuhauchen. »Ich erzähle dir alles, was du wissen möchtest.«[/LEFT] [LEFT]Platans Wangen nahmen einen leichten Rotton an, der ihn erstaunlich unwiderstehlich machte. Aber bevor Flordelis das kommentieren konnte, kam Platan ihm schon zuvor: »Dann lass uns gehen. Wir haben noch so viel nachzuholen.«[/LEFT] [LEFT]Ohne seine Hand loszulassen schloss Flordelis sich ihm an. Er fragte nicht, wohin sein Freund ihn bringen wollte. Denn es war egal – solange sie zusammen waren, wäre alles gut. Und Flordelis hatte vor, ihn nie wieder zu verlassen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)