The Shortest Distance von Hypsilon ================================================================================ Epilog: ★ Extra: No Distance ★ ------------------------------ Er war schon richtig lange nicht mehr in Tokio und dennoch war es, als wäre es gestern gewesen, dass ihn seine Füße durch die Straßen führten, die er auch damals hinter sich gelegt hatte. Wie auf der Memory Lane ging er an der großen Sporthalle vorbei, wo er nicht nur einmal zum Frühlingsturnier war und passierte auch das Café, wo er einmal ein Date hatte. Gefunkt hat es damals, aber so richtig geklappt nicht. Er trauerte nicht um die verlorene Chance. Immerhin war er jung damals und dumm und unerfahren. Selbst wenn es funktioniert hätte, würde es heute nicht mehr bestehen. Nicht wahr? Liebe, die sich während der Schulzeit fand, zerbrach doch immer. Spätestens dann, wenn das Berufsleben anfing und es den einen in die Hauptstadt führte und den anderen in der eigenen Präfektur hielt. Wenn dann die Hobbys auseinanderklafften und die Zeit, die man als Paar hätte haben können, immer weniger wurde, was blieb dann? Es wäre also vergebene Liebesmüh gewesen. Umsonst. Für den Moment aber nicht uninteressant und durchaus nett. Ja, genau. Nett, die kleine Schwester von Scheiße. Wie die kleine Schwester von Scheiße wollte er sich aber morgen ganz sicher nicht fühlen, wenn er die heutige Nacht lange und flüssig durchzechte. Es gab immerhin einen Anlass, warum er in die Hauptstadt gekommen war und es hatte auch einen Grund, warum er jetzt eine Apotheke aufsuchte, um sich mit den notwendigen Katerbekämpfungsmittelchen einzudecken. Ein Klingeln kündigte seine Ankunft an. Wie die von anderen Kunden zuvor auch schon. Die Apotheke war gut besucht, dass er überlegte, eine andere aufzusuchen, aber dann entdeckte er ihn und wollte sich in Geduld üben. Der Pharmazeut ließ seine Tätigkeit wie ganz natürliche Abläufe aussehen. Wenn er etwas aus dem Regal holte, wirkte es, wie eine koordinierte Tanzeinlage, keine aufwendige zwar, aber eine ästhetisch schöne. Wenn er kleine Tütchen mit Tee und Kräutern füllte, sah es fast so aus, als würden seine Finger über ein kompliziertes Musikinstrument gleiten. Und das Lächeln, mit dem er einen schönen Tag wünschte, in Kombination mit einem minimalen Neigen des Kopfes, das sein Haar in eine weiche Bewegung fließen ließ, wie Wasser, sorgte für einen kurzen, kaum merkbaren Hüpfer in der Brust. Es hatte beinahe etwas Freches und gleichzeitig Zartes. Aber am Aufregendsten war die Tatsache, dass er ihn schon einmal gesehen hat. “Hey, Fukurodani, nicht wahr?”, fragte er, als er endlich dran kam. Natürlich wusste er es ganz genau. Aber so machte er sich selbst interessanter. “Hm? Oh… ja, vor einigen Jahren, ja. Wie ähm… wie kann ich helfen?” Konoha war eindeutig etwas überrumpelt. Überrascht eben, dass man ihn mit seiner alten Schule ansprach. Schade, dass er ihn nicht direkt zu erkennen schien. “Oh, fürs erste würde mir ne Packung Ibu reichen, aber für heute Abend hätte ich gerne deine Gesellschaft”, wurde Konoha sprachlos gemacht. Da wurde nicht sanft zurück getänzelt und eine Packung des Bestsellers aus dem Regal geholt. Ihm klappte der Mund auf, doch dann schmunzelte er. “Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir uns kennen sollten”, sagte er und musterte sein Gegenüber. Dieses schmunzelte. Er trug die Haare immer noch wie früher, etwas länger vielleicht. Sehr hell mit schwarzen Spitzen, die er immer wieder wegschneiden und nachfärben ließ. Sein Gesicht war immer noch so schneidig wie damals, nur der Kleidungsstil war neu, weil es keine Sportklamotten waren und die Teamfarben somit nicht verraten konnten, wer er war. “Ja und ich hab damals versucht, deine Aufmerksamkeit zu gewinnen, aber irgendwie hingst du damit immer an eurem Setter. Schade. Ich war auch ein richtig guter Zuspieler. Semi Eita”, stellte er sich vor und Konoha machte ein Gesicht, das den großen Aha-Moment bekundete. “Shiratorizawa”, sagte er und Semi nickte. Sie waren nie am Feld aufeinander getroffen, aber abseits davon. In den Pause, auf der Tribüne oder beim Mannschaftswechsel und Konoha hing wirklich immerzu in Akaashis schönen Augen fest. Jetzt konnte er sich nicht mehr von Semi wegreißen. “Und… du willst heute Abend meine Gesellschaft? Es ist unter der Woche, ich hab morgen Dienst.” Natürlich lehnte er nicht sofort ab. “Ja, ich hab heute nen Gig im Backstage”, sagte Semi und deutete auf den Gitarrenkoffer, der an seiner Schulter hing. Konohas Blick folgte den deutenden schlanken Fingern. Flink mussten sie sein, wenn er Gitarre spielte. Schön musste auch seine Stimme klingen, wenn er sang - tat sie schon, wenn er nur mit ihm sprach. “Das klingt verlockend, aber-”, doch weiter kam er nicht. Semi lehnte sich zu ihm nach vorne und zog geschickt den Kugelschreiber aus Konohas Kittel, um auf dem Beipackzettel Uhrzeit und Adresse der Location zu notieren. “Lass dich auf ein bisschen Chaos ein”, sagte er bei der Übergabe und ein breites Grinsen zog sich über Konohas Lippen. “Alles oder nichts, hm?”, fragte er mit etwas Unsicherheit in der Stimme. “Alles”, nahm ihm Semi später jegliche Zweifel. Mit ganz viel Nähe. Ohne jegliche Distanz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)