Weihnachten unter einem Dach von Suga-chan (Ein Haikyuu-Adventskalender) ================================================================================ Prolog: Erbe ------------ Prolog: Erbe Es gab Augenblicke, die ein ganzes Leben auf den Kopf stellen konnten. Für Kuroo Tetsurou waren dies tatsächlich zwei Augenblicke: der Erste war der Tod seines Großvaters, der plötzlich kam, da er niemanden gesagt hatte, wie krank er wirklich war. Für Tetsurou war dies eine sehr schwere Zeit gewesen, da er seinem Großvater sehr nah gestanden hatte. Er hatte ihn gerne in seinem Wohnhaus besucht, in dem der Großteil der Wohnung leer stand. Und dies war auch schon der zweite Augenblick, der sein Leben auf den Kopf stellte: das Verkünden des Erbes. Der alte Mann hatte Tetsurou sein Haus vermacht, welches er als Vermieter nun zu einem neuen Glanz verhelfen sollte. Auch wenn Tetsurou sehr froh darüber war, dass sein Großvater ihm dieses Erbe anvertraut hatte, so ahnte er doch, dass es mit vielen Herausforderungen verbunden war. Wie gesagt, der Großteil der Wohnungen stand leer und die beiden alten Damen, die dort bis zum Tod seines Großvaters gelebt hatten, zogen mit dessen Tod aus. Sie waren der Meinung, dass sie nun zu ihrem Familien ziehen sollten für ihre letzten Jahre. Tetsurou überkam der Gedanke, dass sein Großvater dies geplant hatte. Zutrauen würde er es ihm. Jetzt hieß es für den Student Bewohner für sein Mietshaus zu finden, damit die Wohnungen nicht länger leer standen. Sie waren alle tatsächlich frisch renoviert. Tetsurou ging an dieser Stelle wieder davon aus, dass sein Großvater dies ebenfalls geplant hatte. Tetsurou konnte ihn ja nicht mehr fragen. Er hielt es tatsächlich für die beste Idee, wenn er sich seine zukünftigen Mieter an der Universität suchen würde. Ob es gut gehen würde, würde sich dann zeigen. Tetsurou selbst zog erst einmal in die alte Wohnung seines Großvaters, welche sich im Erdgeschoss befand. Im gesamten Haus gab es sieben Wohnung; eine Dachgeschosswohnung und dann pro Stockwerk zwei Wohnung – eine große und eine kleine. Tetsurou bewohnte die größere der beiden Erdgeschosswohnungen. Für seine direkte Nachbarwohnung fand er auch sehr schnell einen Mieter: seinen besten Freund Kenma. Kenma wollte unbedingt von zuhause ausziehen, damit er endlich seine Ruhe hatte, weshalb Tetsurou ihn diese Möglichkeit anbot. Kenma war am Ende schneller eingezogen, als er gucken konnte. Er war aber auch froh, dass sie nun wieder Nachbarn waren wie in ihrer Kindheit. Außerdem wusste er, dass es mit Kenma herrlich unkompliziert werden würde. Für die größere Wohnung im zweiten Stock hatte Tetsurou auch sehr schnell Mieter gefunden. Sein liebster Bro Bokuto und dessen Kumpel Konoha wollten eine WG gründen und als sie hörten, dass er eine Wohnung zu vermieten hatte, standen sie auch schon auf seiner Matte. Tetsurou fand die Idee großartig, dass seine Freunde bei ihm wohnen würden. Dann hatten sie immer die Möglichkeit, Partys im ganzen Haus zu feiern. So waren die Mieter seines Dachgeschosswohnung auch nicht sonderlich verwunderlich: Semi und Tendou, die er beide an der Universität kennengelernt hatte. Mit Tendou ging er gerne auf Partys, da dieser immer für eine gute Feier zu haben war, und Semi spielte in einer Band. Tetsurou ging gerne auf die Gigs von Semis Band. Auf einem dieser Gigs hatte er auch Sugawara Koushi kennengelernt. Das mit Koushi und ihm war ein Selbstläufer gewesen. Die beiden hatten sich getroffen, miteinander geflirtet und ihre erste Nacht miteinander verbracht. Von diesem Zeitpunkt an hatten sie immer mehr Zeit verbracht und waren schließlich ein Paar geworden. Nach knapp zwei Monaten Beziehungen war Koushi bei Tetsurou eingezogen. Tetsurou war sehr zufrieden mit der Bilanz, dass nach einem guten halben Jahr drei Wohnungen vermietet waren. Er hoffte, dass sich mit den neuen Semester auch die anderen drei noch vermieten ließen. Tatsächlich verhalf Koushi zu seinem Freund zu seinen nächsten Mietern. Für die größere Wohnung im ersten Stock fand sich eine weitere Wohngemeinschaft. Koushis Kohai von der Oberschule hatte gerade sein Studium begonnen und wollte mit einem seiner Freunde zusammenziehen. So zogen mit dem beginnenden Semester Kageyama und Kunimi in die große Wohnung im ersten Stock ein. Im laufenden Semester fand sich auch ein Mieter für die kleinere Wohnung im ersten Stock. Dies war Shirabu, ein Medizinstudent aus dem zweiten Jahr. Tetsurou musste zugeben, dass er ein wenig zögerlich war, was Shirabu anging. Er kannte ihm vom Sehen her und wusste, dass er schon öfters mit Semi aneinandergeraten war. Dabei wusste er nicht, ob sie wirklich miteinander stritten oder sogar miteinander flirteten. Aber gut, dies war wohl nicht Tetsurous Problem und jetzt wohnte Shirabu auch bei ihnen im Haus. Semi und Shirabu stritten regelmäßig miteinander. Damit hatte Tetsurou nur noch eine Wohnung frei, die er zu vermieten hatte. Und auch diese sollte nicht mehr lange leer stehen. Anfang Dezember sollte ein neues Gesicht in ihrem Haus einziehen. Kapitel 1: Ein neuer Nachbar ---------------------------- Ein neuer Nachbar Akinori war immer noch sehr glücklich über den Fakt, dass er vor fast einem Jahr in das Mietshaus von Kuroo gezogen war. Es war für ihn damals zwar mehr als erstaunlich gewesen, als sein Kumpel verkündet hatte, dass er ein Haus geerbt hatte und jetzt Vermieter war. Als er dann gefragt hatte, ob Bokuto und er in eine der Wohnung einziehen wollten, war ihre Antwort natürlich ja gewesen. Die WG-Pläne der beiden hatten schon länger bestanden, aber sie hatten bislang keine Wohnung gefunden, die ihnen zugesagte. Somit war Kuroos Angebot perfekt gewesen. Akinori musste zwar zugeben, dass das Zusammenleben mit Bokuto nicht immer einfach war, aber da er ihn schon so lange kannte, wusste er, wie er ihn nehmen musste. Und nach gut einem Jahr hatte Akinori auch gelernt, ein paar Abstriche zu machen. Bokuto war nun einmal wirklich nicht gut darin, seine Hausarbeiten zu erledigen, die Akinori ihm auftrug. Aber dies war wohl auch dem Fakt geschuldet, dass er der jüngste Sohn seiner Familie war und dazu noch mit zwei großen Schwestern aufgewachsen war. Vieles war ihm abgenommen wurden, da verstand er nicht, warum Akinori gerade solche Aufgaben von ihm verlangte. Inzwischen übernahm Bokuto zwar einiges, dennoch musste Akinori an manchen Tagen immer noch schimpfen. Lange böse sein konnte er auf Bokuto aber nie. Sie kannten einander schon ihr halbes Leben und da konnte Akinori Bokuto vieles verzeihen. Er wusste ja, dass er im Notfall immer auf ihn zählen konnte. So lief das Zusammenleben zwischen ihnen am Ende doch ganz gut. Akinori zog seinen Schal fester um den Hals. Es blies ein eisiger Wind durch die Straßen Tokyos. Man konnte davon sprechen, dass der Winter die Japans Hauptstadt eingezogen war. Es fehlt eigentlich nur noch der Schnee, ging es Akinori durch den Kopf. Bei dem kalten Wetter kam tatsächlich langsam Weihnachtsstimmung bei ihm auf. Zwar gab es in der Universität vieles für ihn zu tun, aber dies tat seiner guten Laune keinen Abbruch. Er wusste nicht, woher sie stammte, so hatte Akinori seit einigen Tagen ziemlich gute Laune. Diesen Zustand wollte er gerne beibehalten. Das Mietshaus befand sich drei U-Bahnstationen von der Universität entfernt, wodurch Akinori immer einen angenehmen Weg hatte. Da in ihrem Haus nur Studenten lebten, ging Akinori diesen Weg auch selten allein. Das freute ihn sehr, denn er war gerne unter Menschen. Beim Mietshaus angekommen, schulterte er seine Umhängetasche neu und holte seinen Schlüssel hervor, um die Eingangstür aufzuschließen. Er war gespannt, wen er heute antreffen würde, da im Haus eigentlich immer etwas los war. Und so sah er im Eingangsbereich, wie Kuroo mit einem schwarzhaarigen, jungen Mann sprach. Akinori blieb stehen. „Das sind die Schlüssel zur Wohnung“, sagte Kuroo und überreichte seinem Gegenüber einen Schlüsselring mit drei Schüsseln. Genau so einen hatten Akinori und Bokuto bei ihrem Einzug auch bekommen – zwei der Schlüssel waren für die Wohnung und einer für die Eingangstür. Das musste wohl der neue Mieter sein, von dem Kuroo ihm schon erzählt hatte. Akinori trat einen Schritt näher. „Vielen Dank“, antwortete der neue Mieter und nahm Kuroo die Schlüssel ab, die er in seine Jackentasche gleiten ließ. Kuroo grinste ihn an und erblickte nun Akinori. „Ah, Konoha. Du kommst gerade recht. Das hier ist Akaashi Keiji, unser neuer Nachbar“, stellte der Vermieter ihn sofort vor und winkte Akinori zu ihnen heran. Akaashi, der bis eben mit dem Rücken zu ihm gestanden hatte, drehte sich um. Als sich ihre Blicke trafen, war es sofort um Akinori geschehen. Er sah in das schönste Paar blaue Augen, welches er jemals gesehen hatte. Akaashis Gesichtszüge erinnerten ihn an eine Porzellanpuppe. Er war ein Stück größer als Akinori selbst, aber wirkte schlanker, ja schon fast filigran. Akinoris Herz schlug ihm bis zum Herz. Vor ihm stand ein Engel. „Freut mich sehr“, riss Akaashi ihn aus seinen Gedanken und verbeugte sich leicht vor ihm, was Akinori vollkommen aus dem Konzept brachte. „Ähm…freut mich!“, sagte er wahrscheinlich etwas zu schnell, sodass man ihn gar nicht richtig verstand. Er konnte nicht anders, als Akaashi die ganze Zeit anzustarren. Er war so wunderschön. Akaashi betrachtete ihn noch kurz, bevor er sich wieder Kuroo zuwandte. Dieser sah Akinori noch kurz amüsiert an, ehe er Akaashi seine Aufmerksamkeit schenkte. „Ich würde mich morgen dann um meinen Umzug kümmern“, sagte Akaashi. Akinori fiel hierbei eine kleine Geste auf, denn er spielte die ganze Zeit mit seinen Fingern. Das war niedlich, wie er fand. Gleichzeitig machte sein Herz einen weiteren Satz. Morgen würde Akaashi schon einziehen! „Alles klar. Brauchst du noch irgendetwas? Hilfe?“, hakte Kuroo nach und gab Akinori mit einer Handgeste zu verstehen, dass er weitergehen sollte. Dabei trödelte er natürlich absichtlich. Er wollte Akaashi noch so lange wie möglich sehen. „Nein, ich habe nicht viele Sachen. Ich glaube, dass ich das in einem Tag schaffen würde.“ Nicht viele Sachen? Akinori fragte sich, was für dies zu bedeuten hatte. Akaashi war so unglaublich interessant für ihn. Ab morgen würde er dann alles daransetzen, um ihn besser kennenzulernen. Er würde mit diesem Engel unter einem Dach leben! „Was grinst du denn so?“, wurde Akinori aus seinen Gedanken gerissen, als er sich auf den Treppen zwischen dem ersten und zweiten Stock befand. Sein Nachbar Semi kam ihm entgegen. Der Aschblonde sah ihn skeptisch an. „Ich habe gerade einen Engel gesehen“, antwortete er und schwebte sich regelrecht an Semi vorbei. Dessen Blick wurde noch skeptischer. Er verstand die Welt wahrscheinlich nicht mehr. Aber das war Akinori egal. Seine Welt drehte sich in diesem Augenblick nur noch um Akaashi, dem Engel. Er hörte, wie Semi – sicherlich Kopf schüttelnd – die Treppe hinabstieg, während er zu seiner Wohnungstür ging. Er sah auch die Tür zur Nachbarwohnung. Ihm wurde gerade schlagartig bewusst, dass Akaashi auch sein direkter Nachbar sein würde. Gleich schwebte Akinori noch höher auf Wolken. Überglücklich schloss er die Wohnungstür auf und streifte sich im Windfang die Schuhe ab. Winterjacke und Schal landeten an der Garderobe. „Konoha! Da bist du ja endlich!“, wurde er stürmisch von Bokuto begrüßt, der wie aus dem Nichts von seinem Mitbewohner begrüßt. Akinori blinzelte ein paarmal schnell. Das riss ihn vollkommen aus seinen Gedanken, die um Akaashi kreisten. „Ja?“, brachte er hervor, konnte aber seine volle Aufmerksamkeit nicht auf Bokuto lenken. Dafür drängten sich immer wieder Akaashis blaue Augen in sein Blickfeld. „Ich weiß jetzt, wer unser neuer Nachbar sein wird! Sein Name ist Akaashi und ich kenne ihn von der Universität! Er ist einfach nur klasse!“ Damit hatte Bokuto seine Aufmerksamkeit, da es hier um Akaashi ging. Akinori wusste aber zu diesem Zeitpunkt nicht, ob es ihm gefiel, dass Bokuto Akaashi länger kannte als er. Kapitel 2: Nachbarschaftsstreit ------------------------------- Nachbarschaftsstreit Eita konnte über Konohas Verhalten nur den Kopf schütteln. Er stellte sich automatisch die Frage, ob sein Kumpel sich nicht eventuell den Kopf irgendwo angestoßen hatte. Anders konnte er sich sein Verhalten nicht erklären. Was sollte dieses Gerede über einen Engel eigentlich? Vielleicht sollte er sich in einer ruhigen Minute danach erkundigen, ob es Konoha so weit auch gutging. Eventuell war ihm auch der Uni-Stress zu Kopf gestiegen. Aber viel Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen, hatte Eita sowieso nicht. Er schulterte seine Gitarre und ging die Treppen hinunter. Er war auf dem Weg zu seiner Bandprobe und war etwas spät dran. Sein Mitbewohner Tendou hatte ihn aufgehalten, da er ihn unbedingt erzählen wollte, wie seine Vorlesungen heute gewesen waren. So sehr Eita Tendou auch schätzte, war ihm das doch etwas zu viel gewesen. Das war wohl noch ein Relikt aus der Zeit, in der sie noch ein Paar gewesen waren. Sie hatten sich einvernehmlich voneinander getrennt, kurz nach ihrem Einzug in die Wohnung. Wahrscheinlich nicht das beste Timing dafür, aber sie hatten beide gemerkt, dass es nicht mehr passte. Da die Wohnung groß genug war, waren sie dortgeblieben und jeder von ihnen hatte sein eigenes Zimmer. Tendou und Eita hatten beschlossen, dass sie in der Wohnung bleiben würden, bis sie ihre jeweiligen Studiums abgeschlossen hatten. Generell mochte Eita das Leben im Wohnhaus sehr gerne. Kuroo war ein guter Vermieter und kümmerte sich um seine Mieter. Im Gegensatz zu Tendous und seinem vorherigen Mieter hatte Eita das Gefühl, dass er immer mit Problemen zu ihm kommen konnte. Kuroo hatte auch sehr viel Verständnis, wenn die Miete nicht pünktlich zum Ersten da war. Auch den Großteil seiner Nachbarn schätzte er sehr und er hatte oft das Gefühl, dass sie in einer großen Wohngemeinschaft leben würden. Leider gab es da auch Ausnahmen… „Ah, Semi-san. Gut, dass ich dich hier treffn.“ Eita hatte gerade das Ende der Treppen erreicht, als er auf Shirabu im Eingangsbereich traf. Bei Shirabu handelte es sich um die Ausnahme bei seinen Nachbarn. Eita würde ihn sonst fast als seinen Nemesis hier im Wohnhaus bezeichnen. Obwohl der Jüngere ein Jahr unter ihm an der Universität war, hatte er keinen Respekt vor ihm. Das war überhaupt nicht süß! Außerdem war Shirabu in seinen Augen so verdammt vorlaut und besserwisserisch. Tendou hatte einmal behauptet, dass Eita ihm gegenüber nur so gereizt reagiert, da er etwas von ihm wollte. Das hatte er natürlich vehement abgestritten. Er würde niemals etwas von dieser Giftratte wollen. „Shirabu. Was gibt es?“ Eita tat sein Bestes, um sich nicht anzumerken, wie genervt er von diesem Zusammentreffen war. Er war sowieso schon spät dran, da hatte er keine Zeit, um sich mit Shirabu herumzuschlagen. „Ich wollte nur fragen, wann Tendou und du endlich die Hausordnung machen wollt. Ihr seid diese Woche immerhin an der Reihe.“ Shirabu verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn erwartungsvoll an. Eita verzog das Gesicht und atmete tief durch. Er hatte irgendwie geahnt, dass Shirabu dieses Thema ansprechen würde. Er achtete mehr auf die Hausordnung, als es Kuroo als Vermieter tat. Einzig und allein Sugawara hatte noch ein Auge darauf, wobei er einen immer freundlich darauf hinwies, dass es man es noch machen sollte. Dies war der große Unterschied zwischen Shirabu und ihm. „Tendou und ich werden es am Wochenende machen. Das reicht in meinen Augen vollkommen. Vorher haben wir einfach keine Zeit dazu“, antwortete Eita so ruhig, wie es ihm möglich war. Innerlich kochte er. Er wusste jetzt schon, dass Shirabu sich mit dieser Antwort nicht zufriedengeben würde. Sein Gegenüber zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Das wird dann aber auch allerhöchste Zeit. Ich meine, ihr wohnt zu zweit, da könnt ihr das doch zwischen euch aufteilen. Das tun Kunimi und Kageyama zum Beispiel auch“, hielt er ihm sogleich einen Vortrag darüber, was er davon hielt. Eita atmete erneut tief durch. „So weit ich weiß, hat Kunimi aktuell weniger Stunden in seinem Studium und daher auch mehr Zeit. Und Kageyama hat neben seinem Volleyballverein nicht viel anderes auf dem Zettel. Wie gesagt, wir machen es am Wochenende. Was stört dich überhaupt daran?“, konterte er. Er würde sich doch nicht von Shirabu vorschreiben lassen, was er zu tun oder zu lassen hatte! „Hast du dir mal angesehen, wie das Treppenhaus aussieht?! Wir haben Winter, Semi-san!“ „Du verdammter…!“ „Herrscht hier etwa dicke Luft?“ Eitas und Shirabus Köpfe drehten sich sofort um, als sie die Stimme hinter sich hörten. Sugawara hatte das Wohnhaus betreten und lächelte die beiden an, obwohl er wohl ahnte, was hier gerade passierte. Es war immerhin nicht das erste Mal, dass Shirabu und Eita auf dem Flur miteinander diskutieren oder vielleicht besser gesagt stritten. Es kam mindestens einmal in der Woche vor und Eita ahnte irgendwie, dass es seine Nachbarn amüsierte. Ihn nervte es nur, dass Shirabu es immer wieder schaffte, bestimmte Knöpfe bei ihm zu drücken, dass er so reagierte. „Nein, Semi-san und ich haben schon alles miteinander geklärt. Wenn ihr mich dann entschuldigen würdet, ich will heute noch mit einer Hausarbeit beginnen.“ Damit verabschiedete sich der Medizinstudent von ihnen und stieg die Treppen in den ersten Stock hinauf, wo sich seine Wohnung befand. Mit finsterem Blick sah Eita ihm nach. Er hoffte, dass er ihm die nächsten Tage nicht über den Weg laufen würde. Er ahnte, dass dies kein gutes Ende nehmen würde. Auch Sugawara sah ihm nach, bevor er sich Eita zuwandte. „Ist auch wirklich alles in Ordnung? Ich habe das Gefühl, dass ihr schon wieder gestritten habt.“ Normalerweise schätzte es Eita sehr, dass Sugawara so einfühlsam war und auf alle im Haus achtgab. Aber gerade konnte er das nicht gebrauchen. So war das immer, wenn er mit Shirabu gesprochen hatte. „Ja, ich denke schon. Du kennst Shirabu ja. Er sagt immer irgendetwas, was mich reizen kann. Ich sollte einfach nicht mehr zuhören, wenn er mit mir spricht“, antwortete Eita und zuckte mit den Schultern. Eigentlich wollte er nicht mit Shirabu streiten, da er nicht so war. Sugawara sah ihn besorgt an. „Vielleicht solltest du einfach mal in Ruhe mit ihm sprechen. Überall das, was zwischen euch steht“, schlug er vor und lächelte Eita an. Dieser seufzte. „Als würde er darauf hören. Im Moment will ich ihn einfach nur verfluchen. Wir sehen uns, Suga“, verabschiedete sich Eita schließlich von ihm. Er musste zu seiner Bandprobe. „Bis dann!“, rief Sugawara ihm noch nach. Eita hoffte sehr, dass er Shirabu während der Bandprobe vergessen konnte. Kapitel 3: Informationsaustausch -------------------------------- Informationsaustausch Koushi konnte über das Verhalten von Semi und Shirabu nur den Kopf schütteln. Er verstand nicht, warum die beiden ständig aneinandergerieten. Das war eigentlich schon so, seitdem Shirabu ins Haus gezogen war. Am Anfang hatte er sich wirklich Gedanken darüber gemacht, ob dies nicht dem Hausfrieden abträglich war. Aber inzwischen war er zu dem Entschluss gekommen, dass die beiden es irgendwie in ihrer Beziehung zueinander brauchten. Was auch immer diese Beziehung war. Aber dies war nicht Koushis Problem, sondern das der beiden. Wenn die beiden oder einer von ihnen seine Hilfe brauchten, wussten sie ja, wo sie ihn fanden. So würde er sich erst einmal nicht einmischen. Er behielt die Sache aber im Auge. Koushi steuerte die Wohnungstür an und schloss sie auf, um in Tetsurous und sein gemeinsames Heim zu treten. „Tetsu, ich bin wieder da“, rief Koushi in die Wohnung, als er im Windfang stand und sich die Schuhe auszog. Dann trat er in die Wohnung und hängte seine Jacke und seinen Schal an der Garderobe auf. Es war ihm nicht entgangen, dass im Windfang noch ein weiteres Paar Schuhe stand, welches er gut kannte. „Wir sind in der Küche“, antwortete sein Freund und Koushi steuerte den ersten Raum auf der rechten Seite an. Am Küchentisch saß sein Freund Tetsurou mit seinem besten Freund Kenma zusammen. Kenma wohnte in der kleinen Wohnung direkt neben ihnen. Er war Tetsurous erster Mieter gewesen, wie Koushi wusste. Es kam oft vor, dass Kenma bei ihnen war, da Tetsurou sich sehr um seinen Kindheitsfreund sorgte. „Hallo ihr zwei“, begrüßte er die beiden und stellte sich hinter Tetsurous Freund, um ihn kurz zu küssen. Dieser erwiderte den Kuss sofort, indem er den Kopf in den Nacken legte. „Hallo Kou, schön, dass du endlich zuhause bist“, sagte sein Freund und lächelte ihn an. Koushi strich ihm sanft über die Wange, bevor er seine Aufmerksamkeit Kenma schenkte. Als dieser das bemerkte, blickte er von seiner Handheldkonsole auf. Koushi war nicht entgangen, dass er immer wegsah, wenn Tetsurou und er Zärtlichkeiten austauschten. Für Koushi war dies sehr angenehm, so hatte er nicht das Gefühl angestarrt zu werden. „Hallo Suga“, kam es von ihm, ehe er wieder auf seine Konsole blickte. Koushi musste zugeben, dass er dies am Anfang noch befremdlich gefunden hatte, als Tetsurou sie einander vorgestellt hatte. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, da er wusste, dass Kenma dies wohl brauchte, um sein Umfeld auszublenden, wenn es ihm zu viel wurde. „Was macht ihr hier?“, fragte Koushi und setzte sich auf den dritten Stuhl am Küchentisch. Tetsurou und Kenma saßen einander gegenüber, sodass er nun zwischen ihnen saß. „Ich wollte Kenma gerade von Akaashi erzählen, der vor gut zehn Minuten hier war, um seine Schlüssel für die Wohnung abzuholen. Er will sich morgen wohl um seinen Umzug kümmern“, erklärte Tetsurou und sah sowohl Koushi wie auch Kenma neugierig an. Koushi runzelte die Stirn, während Kenma kurz von seiner Konsole aufblickte. „Er will morgen umziehen? An einem Tag?“ Koushi konnte seine Skepsis nicht verhehlen. Er fragte sich, wie man einen Umzug an einem Tag bewältigen wollte. Er hatte sicher drei, vier Wochen gebraucht, bis er all seine Sachen bei Tetsurou gehabt hatte. Aber gut, dies war ein anderer Umstand gewesen. Sein Freund zuckte lediglich mit den Schultern. „Er meinte, dass er wohl nicht so viele Sachen hat. Außerdem hat er beim Vorstellungsgespräch davon gesprochen, dass er wohl dringend aus seiner Wohnung raus muss. Ich bin einfach froh, dass die Wohnung jetzt auch vermietet ist“, meinte er und strich Koushi über die Hand, der seinem Freund einen kurzes Lächeln schenkte. „Vielleicht hat sein vorheriger Vermieter Eigenbedarf anmeldet“, vermutete Koushi. Er würde Akaashi morgen erst einmal willkommen im Haus heißen und dann würde er ja sehen, wie es sich entwickelte. Er freute sich auf jeden Fall sehr für Tetsurou, dass er nun auch die letzte Wohnung vermietet hatte. Er wusste, dass dies eins der großen Zieles seines Freundes für dieses Jahr gewesen war. „Ich sehe ihn manchmal auf dem Campus. Wir haben uns auch schon ab und zu in der Mensa unterhalten und er macht einen netten Eindruck auf mich“, meldete sich nun Kenma zu Wort. Koushi und Tetsurou tauschten einen überraschten Blick miteinander aus, bevor sie sich beide Kenma zuwandten. „Wow, so etwas hört man von dir echt nicht oft. Aber das gibt mir schon einmal ein gutes Gefühl, dass er sich gut in unsere kleine Wohngemeinschaft einleben wird“, meinte Tetsurous amüsiert, woraufhin Kenma kurz die Augen verdrehte. „Das ist nur mein Eindruck von ihm. Das könnte auch anders aussehen. So gut kenne ich ihn auch nicht.“ Kenma zuckte mit den Schultern. Koushi lachte leise. „Er wird schon in Ordnung sein. Ab morgen werden wir es ja sehen.“ Damit stand Koushi von seinem Platz wieder auf. Es war langsam Zeit fürs Abendessen und er wollte heute Abend gerösteten Tofu mit Erbenschoten machen. „Schon Zeit fürs Abendessen?“, fragte Tetsurou und drehte sich zu Koushi um, der sich daran machte, die Zutaten fürs Abendessen zusammenzusuchen. „Ja, du kannst gleich schonmal die Erbsenschoten putzen“, war seine Antwort und sah über die Schulter zu Kenma, „Willst du heute Abend mit uns essen, Kenma?“ Der Angesprochene sah ein weiteres Mal von seiner Handheld auf. „Gerne. Dann muss ich mir nichts mehr selbst machen. Bokuto kommt heute Abend zum Zocken zu mir“, nahm er das Angebot ab. Ein weiteres Mal tauschten Tetsurou und Koushi einen Blick miteinander aus. In letzter Zeit verbrachten Kenma und Bokuto ziemlich viel Zeit miteinander. Tetsurou hatte schon angemerkt, dass er sich Bokuto zur Brust nehmen würde, wenn er irgendetwas mit Kenma geplant hatte. Koushi hatte zu ihm gesagt, dass er erst einmal abwarten sollte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Bokuto irgendetwas Schlimmes plante. Dafür war er eine zu liebe Seele. „Gut, dann machst du dir wenigstens nicht nur eine Pizza zum Abendessen“, stimmte Tetsurou zu und ließ sich von Koushi die Erbsenschoten reichen. Kenma ließ das Gesagte unkommentiert und auch Koushi konnte darüber nur den Kopf schütteln. Er wollte gerade die Marinade für den Tofu anrühren, als sein Handy in seiner Hosentasche vibrierte. Während Tetsurou davon erzählte, was er heute in der Universität gemacht hatte, las sich Koushi die Nachricht durch. Sie war von Kageyama, was ihn ein wenig verwunderte. Sie lautete wie folgt: »Suga-san, ich brauche deine Hilfe. Es geht um Kunimi.<< Kapitel 4: Zusammenleben ------------------------ Zusammenleben Das Zusammenleben zwischen Tobio und Kunimi hatte sich mehr oder minder durch Zufall ergeben. Die beiden waren seit der Mittelschule miteinander befreundet und ebenfalls auf die gleiche Oberschule gegangen. Dort waren sie zwar nicht immer in einer Klasse gewesen, aber hatten doch immer viel Zeit zusammen verbracht. An der Oberschule hatten sie auch gemeinsam Volleyball gespielt, wo sie Sugawara kennengelernt hatten. Dieser hatte Tobio unter seine Fittiche genommen, da er doch oft in der Mannschaft angeeckt war. Dadurch war eine Freundschaft entstanden, die auch die Zeit nach Sugawaras Abschluss überstanden hatte. So waren Tobio und Kunimi auch an ihre Wohnung gekommen. Die beiden hatten in ihrem letzten Oberschuljahr beschlossen, dass sie eine Wohngemeinschaft gründen wollten. Beide hatten keine großen Ambitionen länger zuhause zu wohnen und hatten das Gefühl, dass eine Wohngemeinschaft zwischen ihnen gut funktionieren würde. Bisher hatte es auch noch keine Probleme zwischen ihnen gegeben. Tobio und Kunimi ergänzten einander in verschiedenen Punkten. Sie gehörten beide eher zum ruhigeren Typ und waren nicht unbedingt die größten, wenn es um soziale Interaktionen ging. Sie kamen oft damit zurecht, wenn sie nur unter sich waren. Sie verstanden sich zwar gut mit ihren Nachbarn und hatten auch Freunde außerhalb, aber Tobio war immer froh, wenn er mit Kunimi allein war. Bei ihm hatte er nie das Gefühl, dass er zu viel reden musste. Das zwischen ihnen funktioniert einfach. Leider gab es etwas, was das Zusammenleben für Tobio in letzter Zeit erschwerte. Er hatte vor einer Weile festgestellt, dass seine Gefühle für Kunimi über Freundschaft hinausgingen. Tobio wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. So etwas wie für Kunimi hatte er noch nie für jemanden empfunden. Es war etwas vollkommen Neues für ihn. Tobio war von Anfang an bewusst, dass er nicht mit Kunimi darüber sprechen konnte. Es würde ihre ganze Freundschaft auf den Kopf stellen und das wollte er nicht. Da er aber mit jemanden darüber sprechen musste, hatte er Sugawara um Hilfe gebeten. Dieser hatte ihm versprochen, dass er ihn unterstützen würde. Er hatte Tobio erst einmal die Aufgabe geben, dass er schauen sollte, ob Kunimi nicht doch seine Gefühle erwiderte. Tobio hatte leider keine Ahnung, wie er das machen sollte. Es war abends und Kunimi und Tobio hatte zusammen gekocht. Das taten sie jeden Abend, da es zu ihrer Abendroutine gehörte. Dabei sprachen sie oft über ihren Tag an der Universität, wenn etwas Interessantes passiert war. Da ihre Wohnung eine Wohnküche besaß, aßen die beiden eigentlich immer auf dem Sofa bei einer Serie. Auch dies war ein Teil ihrer gemeinsamen Routine, die Tobio nicht missen wollte. Die Schüsseln ihres Abendessens standen auf dem Couchtisch und Tobio und Kunimi waren auf ihre Serie fokussiert. Dieses Mal war es eine Crimeserie, die sie angefangen hatten. Kunimi hatte sich halb auf der Couch eingerollt, während Tobio ganz normal saß. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Kunimi ihm immer näherkam. Oder bildete er sich das nur ein? „Ich bin heute von einem Mädchen angesprochen wurden“, sagte Kunimi da auf einmal vollkommen zusammenhangslos. Mit mechanischen Bewegungen drehte sich Tobio zu seinem Mitbewohner. Er hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte. „Ein Mädchen?“, hakte er nach. Kunimi sah zu ihm auf und nickte. „Ja. Sie hat mich nach einem Date gefragt.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, ging es Tobio heiß und kalt den Rücken hinunter. Kunimi war von einem Mädchen nach einem Date gefragt wurden; diese Information verarbeitete sein Kopf gleichzeitig schnell und langsam. „Nach einem Date? Und was hast du geantwortet?“ Tobio wusste nicht, was er hören wollte. Als Kunimis Freund wollte er sich freuen, dass er ein Date mit einem Mädchen hatte. Als derjenige, der in ihn verliebt war, wollte er hören, dass er ihr eine Abfuhr erteilt hatte. Es war ein innerer Zwiespalt. Die gesamte Situation brachte ihn aus seinem Konzept. „Ich habe nein gesagt. Ich bin nicht an ihr interessiert und darum werde ich auch nicht auf ein Date mit ihr gehen. Das wäre sinnlos in meinen Augen“, war Kunimis Antwort. Wie von allein machte sich Erleichterung in Tobio breit. Kunimi hatte kein Date mit einem Mädchen. Kunimi hatte kein Interesse an diesem Mädchen. „Okay. Kennst du sie denn?“, fragte er weiter nach. Er wollte ein wenig austesten, was Kunimis Verbindung zu diesem Mädchen war. Es war einer von Sugawaras Tipps gewesen, dass er mehr über sein Umfeld herausfinden sollte. Der Ältere hatte von möglicher Konkurrenz gesprochen, was Tobio nicht so ganz verstand. „Sie ist in einigen meiner Kurse. Sie ist mir vorher gar nicht so recht aufgefallen. Heute habe ich sie dann mit ihrer Freundinnen tuscheln gesehen. Kurz danach kam sie dann zu mir und hat mich gefragt“, sprach Kunimi weiter und zuckte mit den Schultern, „Es tat mir ja auch leid, dass ihr abgesagt habe, aber ich wollte ihr nichts vorspielen.“ Diese Aussage erleichterte Tobio ein weiteres Mal. Gleichzeitig reifte ein Gedanke in seinem Kopf. „Ja, das ist wahrscheinlich besser so“, stimmte er ihm zu. „Hmh“, machte Kunimi und konzentrierte sich wieder auf ihre Serie. Das nutzte Tobio, um nach seinem Handy zu greifen. Schnell tippte er eine Nachricht an Sugawara, dass er seine Hilfe benötigte. »Was ist denn mit Kunimi?« Die Antwort auf seine Nachricht erfolgt prompt. Kunimi sah ihn kurz fragend an. „Ich schreibe nur kurz mit einem Kommilitonen“, log Tobio ihn an. Er hätte auch sagen können, dass es Sugawara, dem er schrieb, aber er befürchtete, sich ansonsten zu verraten. Kunimi nickte und sah wieder zum Fernseher. »Er ist heute von einem Mädchen nach einem Date gefragt wurden. Aber er hat nein gesagt. Jetzt will ich ihn selbst nach einem Date fragen. Hältst du das für eine gute Idee?« Tobio wusste nicht, ob er schon bereit dafür war, aber Sugawara sagte ja immer wieder zu ihm, dass er über seinen Schatten springen sollte. Was auch immer das heißen mochte. »Das ist eine großartige Idee! Wir treffen uns gleich morgen und dann besprechen wir alles Weitere! Ich bin ja so froh, dass du endlich die Initiative ergreifst, Kageyama!« Das Lob in Sugawaras Nachricht war sehr deutlich herauszulesen. Tobio schielte zu Kunimi, aber dieser war vollkommen darin vertieft, wie der Ermittler gerade den Mörder überführte. Er atmete durch. Ja, er hatte die richtige Entscheidung getroffen. »Ja, treffen wir uns morgen. Danke, Suga-san.<< Kapitel 5: Durchgemacht ----------------------- Durchgemacht Kenma hatte das Abendessen von Sugawara gut geschmeckt. Er mochte es, wie Kuroos Freund kochte und aß deshalb gerne bei den beiden. Am Anfang war es für ihn zwar merkwürdig gewesen, als sein Kindheitsfreund ihm seinen neuen Freund vorgestellt hatte. Natürlich hatte Kuroo auch schon zuvor Beziehungen gehabt, aber bei Sugawara schien es ihm wirklich ernst zu sein. Am Anfang hatte Kenma nicht gewusst, wie er damit umgehen sollte, vor allem als Sugawara recht schnell bei Kuroo eingezogen war. Sie hatten einige Zeit gebraucht, bis sie sich aneinander gewöhnt hatten. Inzwischen würde Kenma sagen, dass sie ein annehmbares Verhältnis zueinander hatten. Für ihn zählte vor allem, dass Kuroo glücklich mit Sugawara war und das war er ganz sicher. Jetzt hatte sich Kenma von den beiden verabschiedet und war hinüber in seine Wohnung gegangen. Bokuto wollte in einer halben Stunde vorbeikommen. Kenma brauchte diese Zeit, um noch ein wenig die Ruhe zu genießen. Außerdem war der Akku seiner Handheld leer und musste aufgeladen werden. Wie Kenma Bokuto kannte, würde er auch wieder einmal früher auf der Matte stehen. Irgendwie hatte es Bokuto mit der Pünktlichkeit nicht so, auch wenn es Kenma merkwürdig vorkam, dass der Ältere ansonsten immer und überall zu spät kam und nur bei ihm überpünktlich war. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass er zu Kenma nur einen kurzen Weg hatte; zwei Treppen nach unten. Kenma maß dem Ganzen keine besondere Bedeutung zu. Wie Kenma es schon erwartet hatte, klingelte Bokuto fünf Minuten, bevor er ihn erwartete, an seiner Wohnungstür. Manchmal hatte er schon überlegt, ob er ihn nicht einfach warten lassen sollte. Irgendwie konnte sich Kenma vorstellen, dass Bokuto ganz brav darauf warten würde, dass sich die Tür öffnete. Also ging Kenma gleich zur Wohnungstür und öffnete sie. „Kenma! Da bin ich!“, begrüßte Bokuto ihn voller Elan und Kenma ließ ihn in seine Wohnung. Normalerweise war er kein Freund von lauten, überdrehten Personen wie Bokuto es war, aber bei ihm akzeptierte Kenma es. Er konnte selbst nicht sagen, warum es bei ihm so war. Aber seitdem Kuroo ihm Bokuto vorgestellt hatte, kam er sehr gut mit ihm zurecht. Es lag wahrscheinlich daran, dass Bokuto ihn niemals vorverurteilt hatte. Er zeigte reges Interesse an Kenmas Games und sagte nie solche Sachen, wie, dass er mal öfters rausgehen sollte. Das war für Kenma ein vollkommen neues Erlebnis gewesen, da er das bisher nur mit Kuroo erlebt hat und selbst dieser kam gerne damit um die Ecke, dass er ja mal aus seiner Wohnung kommt sollte. Und so waren ihre Zockerabende entstanden, da Bokuto es unbedingt lernen wollte. Kenma hatte es ihm gerne gezeigt. „Komm rein“, sagte Kenma noch, während Bokuto schon sein Wohn- und Schlafzimmer ansteuerte. Da Kenma einen eigenen Raum zum Streamen haben wollte, hatte er das eigentliche Schlafzimmer dafür eingerichtet. Er fand eine Schlafcouch sowieso praktischer, auch wenn er sie selten zur Couch umbaute. Als Kenma in den Raum kam, der an die kleine Küche grenzte, hatte es sich Bokuto schon bequem gemacht. „Spielen wir das Game mit den Aliens weiter?“, fragte er sofort. Kenma kam kurz in den Sinn, ihn mit einem aufgedrehten Hund zu vergleichen. Es fehlte nur das Schwanzwedeln. „Klar, können wir machen“, war seine schlichte Antwort und er setzte sich im Schneidersitz neben Bokuto. Er griff nach den Kontrollern und reichte einen von ihnen seinem Freund. Dann schaltete er den Fernseher an und wartete darauf, dass es geladen hatte. „Sag mal, Kenma, hast du schon unseren neuen Nachbar kennengelernt?“, wollte Bokuto da von ihm wissen. Kenma sah ihn kurz irritiert an, aber schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Kuro hat vorhin aber von ihm erzählt und ich kenne Akaashi ein wenig von der Universität. Er macht einen ganz netten Eindruck auf mich“, beantwortete er die Frage ähnlich wie er es vorhin bei Kuroo und Sugawara getan hatte. Er würde nicht behaupten, dass er Akaashi gut kannte, aber er machte einen ruhigen Eindruck auf ihn. Und solche Menschen mochte Kenma. Er war sicher ein guter Kontrast zu so manch einem überdrehten Individuum, welches in ihrem Haus wohnte. Bokuto strahlte ihn bei diesen Worten regelrecht an. „Dann kennst du ihn auch schon! Ich auch! Ich finde Akaashi ganz klasse! Er hat mir einmal bei einem Projekt geholfen und das war so super. Er ist wirklich großartig“, plapperte er fröhlich weiter. Diese Aussage irritierte Kenma auf merkwürdige Weise. Er wusste nicht, ob er es gut finden sollte, dass Bokuto so begeistert von Akaashi war. Aber sollte es ihm nicht eigentlich egal sein? Warum war es das nicht? „Es muss ja ziemlich schön für dich sein, dass er jetzt bei uns wohnt, oder?“ „Total! Er wird ja sogar Konohas und mein direkter Nachbar sein. Das wird so super werden“, stimmte Bokuto zu und Kenma hatte das Gefühl, dass das Strahlen in seinem Gesicht nur noch größer wurde. Er hatte das Gefühl, dass es keinen Menschen gab, der so glücklich aussehen konnte wie Bokuto. Kenma sah zum Bildschirm des Fernseher, wo das Spiel nun geladen war. „Wollen wir dann anfangen?“, fragte er ihn. Er wollte nicht mehr über das Thema Akaashi reden. Warum konnte er auch nicht sagen. „Klar. Lass uns die Aliens platt machen!“ Bokuto war Feuer und Flamme, was dazu führte, dass Kenma kurz lächelte. Er mochte es, wenn er so viel Interesse dafür zeigte. Darum verbrachte Kenma auch so gerne Zeit mit Bokuto zusammen. Wie immer ging der Abend und die Nacht schnell herum. Nachdem sie mit ihrem Alien-Spiel gut vorangekommen waren, hatte Bokuto gemeint, dass es ihm reichte, wenn er Kenma noch beim Zocken zusah. Dagegen hatte er nichts einzuwenden. Er störte ihn nicht. Bokuto machte sich lang auf der Schlafcouch und legte sich halb hinter Kenma. Er fragte zwischendrin immer wieder, was er gerade machen musste, und Kenma erklärte es ihm gerne. Bei allen anderen war es meistens ziemlich schnell genervt, wenn sie ihn beim Zocken ansprachen, aber bei Bokuto war das noch nie so gewesen. Kenma wusste zwar auch nicht, warum dies der Fall war, aber es war ihm auch egal. Er fühlte sich einfach wohl in Bokutos Nähe. Das musste er in seinen Augen nicht groß erklären. Es war ein Fakt und damit gut. Kenma riskierte einen kurzen Blick zur Uhr, die über der Zimmertür hing. Es war halb drei in der Nacht. Bokuto und er hatten wieder einmal die halbe Nacht durchgezockt. Das kam in letzter Zeit immer öfter vor. Kenma fiel auch erst jetzt auf, wie ruhig Bokuto seit einer Weile schon war. Er sah neben sich; der Ältere war eingeschlafen. Auch das passierte immer häufiger. Kenma zuckte mit den Schultern. Er speicherte das Spiel und machte den Fernseher danach aus. Er würde sich zu Bokuto legen. Irgendwie störte es Kenma nicht, wenn er neben ihm schlief. Auch dieser Tatsache maß er nicht sonderlich viel Bedeutung an. Kapitel 6: Einzug ----------------- Einzug Keiji hatte sich das Auto seines Vaters ausgeliehen und all seine Sachen, die er in seiner alten Wohnung feinsäuberlich in Kisten gepackt hatte, in den Kofferraum geladen. Es waren nur sechs Kisten. Seinen Schreibtisch, Kommode, Schlafsofa, zwei Stühle und einen kleinen Beistelltisch hatte sein Vater heute Morgen mit ihm gemeinsam in die Wohnung gebracht. Sein Futon zum Schlafen lag auf der Rückbank und ihn brachte Keiji als Erstes in die Wohnung in den zweiten Stock. Dies war also seine erste, eigene Wohnung, die er ganz für sich allein hatte. Er wusste noch nicht, ob er sich mit diesem Gedanken anfreunden konnte oder nicht. Das würde wohl erst die Zeit zeigen. Keiji konnte sich auch noch nicht vorstellen, wie die erste Nacht allein werden würde. Sicher merkwürdig. Viel zu ruhig vielleicht auch. Das würde sich zeigen, wie hellhörig das Haus war und wie laut seine Nachbarn waren. Apropos Nachbarn; Keiji war sehr erstaunt darüber, dass er an seinem Umzugstag keinen von ihnen bisher angetroffen hatte. Wahrscheinlich lag es daran, dass es ein ganz normaler Wochentag war und die anderen Vorlesungen hatten. Er hatte von Kuroo erfahren, dass nur Studenten hier lebten. Das machte es interessant, auch wenn Keiji danach nicht bei seiner Wohnungssuche Ausschau gehalten hatte. Ihm war nur wichtig gewesen, dass er eine bezahlbare Wohnung in kürzester Zeit fand. An sich machte Kuroo auch einen ganz vernünftigen Eindruck als Vermieter, von daher konnte sich Keiji schon etwas mit dem Gedanken anfreunden, hier zu wohnen. Eigentlich hatte er sich seine Wohnsituation in der Zukunft anders vorgestellt. Aber gut, er konnte die Zeit nicht zurückdrehen, also konzentrierte er sich lieber darauf, die Kisten hinauf in die Wohnung zu bringen. Auspacken wollte er heute auch noch und sein Vater brauchte das Auto zurück. Er hatte also noch einiges zu tun. „Oh, du musst unser neue Nachbar sein“, wurde Keiji angesprochen, als er gerade die zweite Kiste aus Auto geholt und den Eingangsbereich betreten hatte. Auf dem Treppenabsatz war ein junger Mann ungefähr in seinem Alter stehen geblieben. Das Auffälligste an ihm waren seine knallroten Haare, die in alle Richtungen abzustehen zu schienen, aber auch sein Kleidungstil war bunt: ein roter Mantel, lilafarbene Hose, sonnengelber Schal, grüne Handschuhe und eine blaue Bommel-Mütze, die in den Händen hielt. Interessiert sah er Keiji an. Vorsichtig stellte dieser die Kiste ab und verbeugte sich leicht. „Ja, mein Name ist Akaashi Keiji. Freut mich sehr, dich kennenzulernen“, stellte er sich rasch vor und erntete dafür ein amüsiertes Schnauben. „Du brauchst nicht so förmlich zu sein, Keiji-kun~ Wir sind doch alle in einem Alter. Ich bin Tendou Satori“, folgte die Gegenvorstellung. Keiji runzelte die Stirn. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, dass er mit dem Vornamen angesprochen wurde. So gut kannten sie einander ja nicht. „Tetsurou hat gemeint, dass du ein wenig so wirkst, als hättest du einen Stock im Arsch. Da hat er sich wirklich nicht getäuscht“, sprach Tendou unbekümmert weiter. Die Irritation in Keiji wuchs an. Was sollte es bitte schön bedeuten, dass er einen Stock im Arsch hatte? Er war sich relativ schnell sicher, dass Tendou nicht zu seinen Lieblingsnachbarn erzählen würde. „Ich glaube kaum, dass zwei Begegnungen jemanden zeigen können, was eine Person ausmacht“, erwiderte Keiji kühl und nahm seine Kiste wieder auf. Erstaunt zog Tendou die Augenbrauen in die Höhe. Seine Gesichtsausdrücke waren schon etwas Besonderes, das musste Keiji ihm zusprechen. „Du kannst ja kontern, das gefällt mir~ Also, welche Umständen haben dazu geführt, dass du in unser bescheidenes Haus ziehst?“ Tendou stützte seinen Kopf auf dem Geländer ab, während er ihm diese Frage stellte. Keiji ging ein eiskalter Schauer den Rücken hinab. Über diese Umstände wollte er nicht sprechen. Schon gar nicht mit jemanden, den er gar nicht richtig kannte. Er hatte sie ja selbst noch nicht verarbeitet und auch seinen Eltern gegenüber hatte er sich nur sporadisch geöffnet, was passiert war. „Mein alter Vermieter hat Eigenbedarf für die Wohnung angemeldet, in der ich zuvor gewohnt habe. Darum musste ich dort heraus. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich die Wohnung hier gefunden habe“, beantwortete er die Frage so, wie er es auch schon bei Kuroo getan hatte, als er sie ihm beim Bewerbungsgespräch gestellt hatte. Vielleicht war er irgendwann bereit über die Wahrheit zu sprechen, aber jetzt gar nicht sicher nicht. Tendous Augen verengten sich kurz. Keiji hatte das Gefühl, zu erkennen, dass er ihm diese Antwort nicht abnahm. Aber vielleicht irrte er sich auch, als sich der Ausdruck seines Gegenübers kurz darauf wieder entspannte. „Das ist natürlich ein großer Mist. Aber für Tetsurou natürlich ein Gewinn, da er schon lang auf der Suche nach einem Mieter für die Wohnung. Also, dann heiße ich dich herzlich Willkommen bei uns, Keiji-kun.“ Tendou schenkte ihm ein Lächeln, welches Keiji vorsichtig erwiderte. Es irritiere ihn zutiefst, dass Tendou so undurchschaubar für ihn war. Just in diesem Moment öffnete sich die Haustür und fühlte sich für Keiji wie eine Rettung an. Der Eingetretene gab ein Geräusch von sich, welches einem „Brrrr“ ähnelte und schien zunächst nicht zu bemerken, dass er nicht allein war. „Oh, Akinori, du bist schon wieder da“, begrüßte Tendou den Neuankömmling, der verwirrt von seinen Händen aufblickte, die er aneinander gerieben hatte. Jetzt erkannte auch Keiji ihn wieder. Er war auch ein Bewohner des Hauses – was natürlich offensichtlich war, da er einen Schlüssel für die Haustür besaß – und Keiji hatte ihn gestern schon gesehen, als er von Kuroo die Schlüssel überreicht bekommen hatte. „Ja, meine letzte Vorlesung ist ausgefallen“, beantwortete er die Begrüßung von Tendou, bevor er sich Keiji zuwandte. Das Lächeln auf seinem Lippen gefiel ihm. „Hallo. Akaashi, richtig? Ich habe mich gestern gar nicht richtig vorstellen können. Ich bin Konoha Akinori. Herzlich Willkommen in unserem Haus.“ Irgendwie kam es Keiji vor, dass Konohas Lächeln noch größer geworden war. Aber wahrscheinlich bildete er sich das nur ein. „Vielen Dank, Konoha-san. Ich bin froh, dass ich hier sein kann“ erwiderte er genauso wie das Lächeln. Ein Funkeln in Konohas Augen erschien, welches Keiji ebenfalls nicht zuordnen konnte. „Also, Kinder, ich lasse euch dann mal allein. Ich habe gleich ein Blind Date. Macht mir ja keine Dummheiten hier“, verabschiedete sich Tendou schließlich von ihnen und tänzelte an Keiji und Konoha vorbei, aber nicht ohne Letzterem noch einmal zuzuzwinkern. Das musste er hoffentlich nicht verstehen. Konoha jedenfalls schüttelte nur den Kopf, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem neuen Nachbar schenkte. Sein Blick fiel auf die Kiste in seinen Händen. „Brauchst du vielleicht Hilfe bei deinem Einzug? Ich würde nur schnell meine Sache nach oben in meine Wohnung bringen und dann helfe ich dir gerne“, bot er sofort an. Keiji zögerte. Er war es nicht gewohnt, dass Fremde so freundlich zu ihm waren. Auch hatte er die Hilfe seines Vaters bei den Kisten bewusst abgelehnt, da er diesen Schritt allein gehen wollte. Andererseits wäre er schneller fertig, wenn er Hilfe hätte. „…Wenn es dir keine Umstände macht, dann gern“, sagte er schließlich. Konoha strahlte ihn regelrecht an. „Natürlich nicht! Lass mich dir gleich die Kiste abnehmen.“ Er ließ Taten Worten folgen und nahm Keiji die Kiste aus den Armen, wobei sich ihre Hände kurz berührten. Keiji blinzelte schnell, aber ein Lächeln auf seinen Lippen erschien. Bei Konoha hatte er das Gefühl, dass er ihn schnell mögen würde. „Danke, Konoha-san.“ Kapitel 7: Blind Date --------------------- Blind Date Voller Freude verließ Satori das Wohnhaus, nachdem er sich mit seinem neuen Nachbarn unterhalten hatte. Akaashi Keiji war ein interessantes Exemplar, wie er fand. Seine Intention sagte ihm, dass er ein Geheimnis mit sich herumtrug. Es juckte Satori in den Fingern, herauszufinden, was dieses Geheimnis war, aber er wusste, dass er es geschickt anstellen musste. Vielleicht sollte er sich da an Konoha halten. Die Blicke seines Nachbars, die er ihrem Neuling zugeworfen hatte, waren sehr eindeutig gewesen. Satori fragte sich lediglich, wann es passiert war, dass Konoha sich volle Kanne in Akaashi verknallt hatte. Aber das würde Satori auch noch herausfinden. Er hatte da immer seine Mittel und Wege. Jetzt wollte sich Satori aber erst einmal auf sein Blind Date konzentrieren. Nachdem er sich vor einem guten halben Jahr von Eita getrennt hatte, hatte Satori immer mal wieder überlegt, wie er sein Liebesleben wieder in Schwung bringen könnte. Als er mit einem seiner Freunde, Hayato, darüber gesprochen hatte, hatte dieser ihm den Vorschlag mit dem Blind Date gemacht. Hayato hatte Satori erzählt, dass er einen Freund hatte, den er sich als potenzielles Date für ihn vorstellen konnte. Da Satori niemand war, der lange zögerte, wenn sich so eine Chance für ihn bot, also hatte er das Date angenommen. Hayato hatte sich um alles gekümmert und eine Reservierung für sie in chinesisches Restaurant gemacht, wohin Satori jetzt auf den Weg war. Damit er Hayatos Freund auch erkannte, hatte er eine grobe Beschreibung von ihm erhalten. Satori war schon sehr gespannt, wie akkurat sie war. Er vertraute Hayato zwar, dass er dieses Date auch wirklich organisiert hatte, aber irgendwie vertraute er seiner Beschreibung nicht so ganz. Hayato war nun einmal Hayato. Satori hatte das Restaurant inzwischen erreicht und sah sich nach Hayatos Freund um. Er sollte recht groß sein, was für Satori aber kein Maßstab war. Er war selbst auch ziemlich groß. Hayato hatte auch gesagt, dass sein Freund meistens einen stoischen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Damit konnte er schon eher sagen, aber irgendwie fand er, dass an diesem Abend alle großen Männer so einen Ausdruck aufgesetzt hatten. Vielleicht lag das an dem Wetter, welches immer kälter wurde. Satori störte das nichts und er wartete schon gebannt darauf, dass es endlich schneite. Sein Date hatte er aber immer noch nicht entdeckt. „Tendou Satori?“, wurde er da von der Seite angesprochen. Satori wirbelte umher und sah in das Gesicht eines sehr attraktiven Mannes. Groß war er, da hatte Hayato recht. Auch den stoischen Gesichtsausdruck hatte er ganz gut beschrieben. Was ihm Hayato aber verschwiegen hatte, wie gutaussehend sein Freund war! Satori war wirklich nicht oberflächlich und achtete lieber auf den Charakter seines Gegenübers, aber der Mann vor ihm gefiel ihm außerordentlich gut. „Ja, der bin ich. Und du bist Ushijima Wakatoshi, richtig?“ Er zwinkerte seinem Gegenüber zu, der kurz die Stirn runzelte. Interessant, ging es Satori durch den Kopf. Er fragte sich, was für Ausdrücke er diesem Gesicht entlocken konnte. „Richtig. Freut mich dich kennenzulernen, Tendou“, sagte Ushijima nun. Nein, es fühlte sich für Satori nicht richtig an, ihn so zu nennen. „Oh, wir lernen uns doch gerade erst kennen, Wakatoshi-kun~ Also sprich nicht zu früh davon, dass du dich darüber freust“, witzelte Satori, woraufhin für eine Millisekunde eine irritierte Blick auf Wakatoshis Gesicht erschien. Satori grinste in sich hinein. Oh, er würde heute Abend seinen Spaß haben, ganz sicher. „Ich dachte, dass man so etwas sagt, wenn man jemanden zum ersten Mal trifft. Aber ich hatte zuvor noch nie ein Date.“ Nun waren es Satoris Augen, die sich vor Erstaunen weiteten. „Du hattest noch nie ein Date? Und dann hast du dich auf ein Blind Date eingelassen? Und dann noch eines, welches von Hayato organisiert worden ist. Na, du bist mir vielleicht einer, Wakatoshi-kun“, lachte Satori herzhaft. Aber dieser Fakt machte dieses Date für ihn nur noch interessanter. Wenn Wakatoshi noch nie ein Date gehabt hatte, konnten seine Erwartung nicht sonderlich hoch sein. Ein Pluspunkt für Satori, wie er selbst fand. „Yamagata meinte, dass ich es einfach mal ausprobieren sollte. Außerdem hat er gesagt, dass du sehr nett wärst“, meinte Wakatoshi. Das hörte Satori doch sehr gerne. „Dann werde ich dafür sorgen, dass ich dem auch gerecht werde. Du wirst das beste erste Date deines Lebens haben, Wakatoshi-kun, das verspreche ich dir.“ Da er sich nur selten zurückhielt, hakte er sich bei dem etwas Größeren unter. Wakatoshi sah ihre ineinander verschlungene Arme an, um schließlich wieder Satoris Gesicht zu betrachten. Dies war für Satori die Chance, um ihn genauer zu betrachten. Ihm gefiel die eher härteren Gesichtszüge seines Gegenübers. Die olivgrünen Augen hatten ebenfalls eine gewisse Härte, aber auch Wärme. Es war eine schöne Mischung, wie Satori fand. Er war sehr gespannt darauf, was dieser Abend alles mit sich bringen würde. Satori war auf jeden Fall für alles bereit. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass es nach diesem Abendessen noch drüber hinausging, aber er hatte jetzt schon im Hinterkopf, dass er Wakatoshi überreden würde, noch einen Spaziergang mit ihm zu machen. Satori stellte sich das als sehr romantisch vor, da vieles in der Stadt schon weihnachtlich geschmückt war. Dabei plante er Satori noch nicht einmal, sich zu verlieben. Er wollte dieses Date lediglich in vollen Zügen auskosten können und irgendwie hatte er bei Wakatoshi das Gefühl, dass dies möglich war. „Das beste erste Date meines Lebens? Dann nehme ich dich gerne beim Wort.“ Das heisere Lachen, welches über Wakatoshis Lippen kam, löste einen wunderbaren Schauer auf Satoris Haut aus. Wieder beobachtete Satoris seine Gesichtszüge genau. Er fand es wunderschön, wie weich die harten Gesichtszüge auf einmal waren, nur weil Wakatoshi lachte. Für Satori stand fest, dass er ihm dieses Lachen unbedingt öfters entlocken wollte. Es war schon fast zum Verlieben. „Glaub mir, mich kannst du immer beim Wort nehmen, Wakatoshi-kun. Und jetzt lass uns etwas essen. Ich möchte unbedingt mehr über dich erfahren. Du musst mir unbedingt all meine Fragen beantworten“, verlangte Satori und zog ihn sanft, aber bestimmend am Arm zum Eingang. Er war sich sicher, dass er dabei einen amüsierten Ausdruck auf Wakatoshis Zügen war. Hach, vielleicht verliebte sich Satori an diesem Abend ja doch. Für ihn stand schon einmal fest, dass er Wakatoshi unbedingt näher kennenlernen wollte. Kapitel 8: Verschossen ---------------------- Verschossen Tetsurou hatte seinen heutigen Universitätstag erfolgreich hinter sich gebracht. Er fand, dass es schon etwas deprimierend, wenn er im fast dunklem das Haus verließ und es ebenfalls schon wieder dunkel war, wenn er nach Hause kam. Zum Glück war dies nur an einem Tag in der Woche so für ihn, da er sich seine Vorlesungen bewusst so gelegt hatte. Die restlichen Tage nutzte er lieber für andere Sachen oder hatten nur am Vormittag Seminare und Vorlesungen. So war seine Woche an sich immer ziemlich entspannt. Nur heute ärgerte er sich ein wenig über seinen langen Tag. Er hätte gerne schon früher nach Akaashi geschaut, der ja heute in die Wohnung einziehen wollte. Er fühlte sich als Vermieter verantwortlich dafür, dass es ihm gutging. So ging er nicht direkt in Koushis und seine Wohnung, sondern hinauf in den zweiten Stock. Die Wohnungstür von Akaashi war geschlossen, weshalb Tetsurou anklopfte. Er stellte sich natürlich die Frage, ob sein neuer Mieter mit seinem Umzug schon fertig war. Er hatte ja zu ihm gemeint, dass er nicht viele Sachen hätte. „Ja- Oh, hallo Kuroo-san.“ Erstaunt sah Akaashi seinen Vermieter an, da ihn sein Besuch wohl sehr überraschte. Tetsurou schmunzelte. Wenn Akaashi wegen Eigenbedarf ausziehen musste, war er so eine Behandlung wohl nicht gewöhnt. „Guten Abend, Akaashi. Ich wollte nur kurz fragen, ob du mit deinem Umzug gut zurechtgekommen bist und ob du noch bei etwas Hilfe benötigst.“ Tetsurou schenkte ihm ein Lächeln, welches Akaashi etwas unsicher erwiderte. „Akaashi, wer ist denn da an der Tür?“, fragte da eine Stimme hinter seinem neuen Mieter und zum Vorschein kam Konoha. Tetsurous stutzte. Was hatte er bitte schön mit Akaashi zu schaffen? Oh, das würde sicher interessant werden. „Kuroo, was machst du denn hier?“, fragte Konoha ihn ganz unverblümt. „Das Gleiche könnte ich dich fragen, Konoha. Auch wenn ich mich natürlich darüber freue, dass Akaashi so gut von dir in die Wohngemeinschaft aufgenommen wurde.“ Tetsurou konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, vor allem als er beobachtete, wie Konoha Akaashi einen Seitenblick zuwarf. Und dieser sprach Bände. Hatte sich da etwa jemand in den neuen Nachbarn verguckt? Dem würde er auf jeden Fall ein wenig genauer auf den Grund gehen. Das sah er als sein Pflicht an, da er als Vermieter wollte, dass das Wohnklima angenehm blieb. Das war natürlich ganz, ganz wichtig. „Konoha-san hat mir angeboten, mir bei meinem Umzug zu helfen. Dafür habe ich ihn zum Abendessen eingeladen“, antwortete Akaashi an Konohas Stelle und spielte unsicher mit seinen Händen. Diese Geste war Tetsurou auch schon zuvor aufgefallen. Das war wohl ein Tick von ihm. „Das freut mich doch zuhören, dass du dabei Hilfe hattest. Brauchst du ansonsten noch etwas? Du weißt ja, dass du gerne jederzeit zu mir kommen kannst. Oder auch zu Koushi, der gibt es dann an mich weiter. Meine Nummer hast du, richtig?“ Er fokussierte Akaashi, aber beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Konoha den Neuen immer wieder ansah. Er musste sich ein weiteres Grinsen verkneifen. „Ja, die habe ich. Und das werde ich tun. Vielen Dank, Kuroo-san“, bedankte sich Akaashi bei ihm. Wieder einmal fiel Tetsurou auf, wie höflich er war. „Alles klar, dann wünsche ich euch beiden noch einen schönen Abend“, verabschiedete er sich schließlich von den beiden, wobei er noch einmal Konoha direkt ansah. Dieser wirkte sehr ertappt. Tetsurou schmunzelte. „Wünsche ich dir auch, Kuroo-san.“ „Schönen Abend.“ Tetsurou hörte, dass die Wohnungstür erst geschlossen wurde, als er die Treppe wieder hinunterstieg. Er lachte leise. Das, was er gerade mitbekommen hatte, musste er unbedingt mit Koushi teilen. Als hätte sein Freund es geahnt, dass er etwas Wichtiges erzählen musste, betrat Koushi gerade in dem Augenblick das Haus, als Tetsurou bei ihrer Wohnung ankam. Erstaunt sah sein Freund ihn an. „Was hast du denn oben gemacht?“, wollte er wissen, während Tetsurou seinen Wohnungsschlüssel hervorholte. Er schloss auf und ließ Koushi als Erstes hinein. „Ich habe nach Akaashi gesehen. Und dreimal darfst du raten, wen ich dort bei ihm angetroffen habe.“ Vielsagend grinste er seinen Freund an, während sie sich die Schuhe und Jacken im Windfang auszogen. Koushi zog fragend eine Augenbraue in die Höhe, während er an Tetsurou vorbei in die Wohnung ging. „Ich könnte mir Bokuto vorstellen, aber so wie du das formuliert hast, denke ich nicht, dass er es war.“ Er wartete kurz auf Tetsurou, der seine Tasche abstellte. Dessen Grinsen war immer noch nicht verschwunden. „Ich erzähl es dir gleich. In fünf Minuten im Wohnzimmer?“ „Okay, einverstanden“, antwortete Koushi amüsiert Kopf schüttelnd, ehe er das Schlafzimmer ansteuerte. Tetsurou lachte und ging ins Badezimmer. Wie abgemacht saßen sie fünf Minuten später aneinander gekuschelt auf dem großzügigen Sofa im Wohnzimmer. Tetsurou hatte einen Arm um seinen Freund gelegt, der seine Beine angezogen hatte. „Also, wer war jetzt oben bei Akaashi in der Wohnung?“, fragte Koushi neugierig. Tetsurou grinste. Er war sehr gespannt, wie sein Freund gleich reagieren würde. „Es war Konoha und bevor du irgendetwas sagst: ich glaube, dass er sich ziemlich in Akaashi verguckt hat.“ Er lachte, da diese Erkenntnis ihn nach wie vor amüsierte. Und das war noch nicht einmal böse gemeint. Er würde sich für Konoha freuen, wenn sich dort eventuell mehr entwickelte. „Er hat sich in ihn verguckt? Wann ist denn das passiert?“ Erstaunt blickte Koushi Tetsurou an. Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Womöglich gestern. Konoha kam gerade nach Hause, als ich mit Akaashi die Schlüsselübergabe gemacht habe. Wäre doch schön, wenn sich etwas zwischen ihnen entwickeln würde“, meinte er zu seinem Freund. Dieser nickte zögerlich. „Interessant wäre es schon. Wobei ich schon mitbekommen habe, dass Akaashi wohl ziemlich beliebt an der Universität ist. Zumindest dem Aussehen nach. Ich glaube, da muss sich Konoha schon ins Zeug legen.“ Nun war Tetsurou derjenige, der erstaunt guckte. „Hast du dir etwas Informationen über unseren neuen Mieter eingeholt?“ Verschmitzt grinste Koushi ihn an. „Ich habe nur hier und da ein paar Leute gefragt. Ich war halt neugierig“, antwortete er achselzuckend, „Aber so recht scheint es wohl niemanden zugeben, der ihn richtig gut kennt. Das finde ich schon irgendwie erstaunlich.“ Tetsurou runzelte die Stirn. „Er wirkt für mich jetzt nicht wie der Typ, der sich jedem sofort öffnet. Aber wir können es ja mal im Auge behalten, was sich da so entwickelt“, schlug er vor und zwinkerte Koushi zu, der daraufhin leise lachte. „Oh, mit dir übernehme ich doch gerne so etwas“, war seine Antwort, ehe er ihn küsste. Mit Freuden erwiderte Tetsurou den Kuss. Kapitel 9: Verliebt?! --------------------- Verliebt?! Seit einigen Tagen wohnte Akaashi nun schon im Mietshaus und Koutarou fand, dass es nun endlich an der Zeit war, um ihn einen Besuch abzustatten. Er mochte Akaashi sehr gerne. Er war total nett, hübsch und hatte Koutarou in der Vergangenheit immer wieder bei seinen Aufgaben für die Universität geholfen. Man musste ihn einfach mögen, wie er fand! Voller Vorfreude stand Koutarou nun vor der gegenüberliegenden Wohnungstür und klopfte eifrig an. Akaashi sollte ihn ja auch hören. Koutarou hatte seinen Besuch zwar auch angekündigt, aber war etwas zu früh dran. Er hoffte, dass das aber nichts machte. Er war einfach so aufregt, Akaashi in seiner Wohnung zu besuchen. „Ja- Bokuto-san, ich dachte, dass du erst in einer Stunde hier sein wolltest.“ Stirnrunzelnd sah ihn sein Nachbar an. Koutarou setzte sofort sein strahlendes Lächeln auf. „Ich weiß, aber ich hatte nichts zu tun und da dachte ich, dass ich einfach früher komme. Das ist doch in Ordnung, oder?“ Erwartungsvoll sah er sein Gegenüber an, welcher ein Seufzen unterdrückte. Schließlich erwiderte er das Lächeln mild. „Es ist in Ordnung. Komm rein.“ Der Jüngere trat einen Schritt beiseite, damit Koutarou in die Wohnung kam. Neugierig sah er sich um, als er seine Schuhe im Windfang auszog. In dem kleinem Flur stand lediglich eine Kombination aus Schuhregal und Garderobe, wo Akaashis Sachen ordentlich aufgehängt beziehungsweise aufgestellt waren. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte Akaashi Koutarou, während sie gemeinsam in die Wohnküche gingen. Dort gab es eine kleine Zweiercouch mit einem Beistelltisch und ein Bücherregal, welches gut gefüllt war. Akaashi schien viel zu lesen. Am Küchentresen, der den Wohnbereich vom Küchenbereich trennte, standen zwei Stühle. Wahrscheinlich aß Akaashi dort immer zu Abend. „Was hast du denn da?“, wollte Koutarou wissen, während er das Sofa ansteuert und sich dort niederließ. Sein Gastgeber war inzwischen in den Küchenbereich gegangen. „Ich habe noch Pfirsicheistee da, wenn du magst“, antwortete er ihm. „Gerne!“ Geduldig wartete Koutarou darauf, dass Akaashi mit zwei Gläsern und der Flasche zu ihm kam. Die Gläser stellte er auf dem Beistelltisch ab und schenkte ihnen ein. Der Ältere griff nach einem der Gläser und nahm einen großen Schluck. „Danke“, bedankte er sich hinterher und stellte das Glas wieder ab. „Bitte. Warum wolltest du mich jetzt eigentlich besuchen kommen? Du klangst so feierlich, als du mich gefragt hast, ob du mich besuchen darfst“, hakte Akaashi nach. Er hatte ein Bein angewinkelt und sah Koutarou fragend an. Wieder erschien ein Strahlen auf seinem Gesicht. „Ich wollte dich vor allem erst einmal ganz herzlich bei uns willkommen heißen! Ich bin ja so froh darüber, dass du bei uns eingezogen bist. Das finde ich so klasse!“, sprudelte aus ihm heraus. Akaashi sah irritiert wie amüsiert über diese Aussage aus. „Du weißt doch, dass mir nichts anderes übriggeblieben ist. Aber schön, dass du dich darüber freust. Ich bin auch sehr herzlich aufgenommen wurden.“ Das stimmte allerdings. Koutarou wusste, dass er schon Bekanntschaft mit Tendou und Konoha gemacht hatte. Kuroo hatte ihn sowieso als Vermieter willkommen geheißen und Sugawara war auch schon bei ihm gewesen. „Wenn du etwas über jemanden hier im Haus wissen, dann frag mich ruhig. Ich weiß so ziemlich alles über jeden hier“, schlug Koutarou vor. Er wollte ja auch, dass Akaashi sich bei ihnen wohlfühlte. Er fand seinen neuen Nachbarn einfach nur toll! „Nun, gegen eine erste Vorstellung hätte ich wirklich nichts einzuwenden. Es wohnen ja doch schon einige Leute hier im Haus“, meinte Akaashi. „Wundervoll, dann fange ich gleich an. Also, beginnen wir doch im Dachgeschoss bei Tendou und Semi“, begann Koutarou auch schon, da er sich nicht mehr zurückhalten konnte, „Die beiden sind als Paar hier eingezogen. Haben sich aber kurz danach getrennt, weshalb ich anfangs etwas verwundert darüber war, dass sie noch zusammenwohnen. Aber es scheint irgendwie zu funktionieren.“ Er zuckte mit den Schultern. Er hatte Tendou einmal danach gefragt und dieser hatte gemeint, dass es daran lag, dass er Semi immer noch lieben würde, wenn auch nicht mehr auf romantische Weise. „Sie waren mal ein Paar und wohnen trotzdem noch zusammen?“, fragte Akaashi nach, wobei Koutarou seinen Gesichtsausdruck aber nicht ganz einordnen konnte. Aber er maß dem Ganzen keine weiteren Gedanken zu. „Ja, es scheint bei ihnen zu funktionieren“, plapperte er weiter und zuckte mit den Schultern, „Mich und Konoha kennst du ja inzwischen schon ganz gut, also machen wir im ersten Stock weiter. Dort wohnt einmal Shirabu. Ich glaube, dass er ganz nett ist, auch wenn er nicht immer so wirkt. Er streitet sich sehr oft mit Semi. Warum, weiß ich auch nicht so recht.“ Ja, diese Frage hatte sich Koutarou oft gestellt, ohne eine Antwort darauf zu bekommen. „Shirabu kenne ich tatsächlich ein wenig von der Universität. Er scheint mir ziemlich ehrgeizig zu sein. So viel haben wir aber nicht miteinander zu tun.“ Erstaunt sah er Akaashi an. Das hatte er noch nicht gewusst, aber das freute ihn, da er so noch jemand mehr im Haus kannte. „Dann kannst du ihn ja jetzt besser kennenlernen“, schlug Koutarou vor, woraufhin ein zögerliches Nicken von seinem Gegenüber kam, „Ich mache dann mit Kageyama und Kunimi weiter. Nun, was soll ich zu ihnen sagen? So viel habe ich gar nicht mit ihnen zu tun, da die beiden meistens eher für sich sind. Sie sind beide ziemlich ruhig, wobei Kageyama unglaublich gut Volleyball spielt. Er ist mit mir in der Universitätsmannschaft. Und Kunimi guckt öfters mal beim Training zu.“ „Dass Kageyama in der Universitätsmannschaft, habe ich schon gehört. Er soll ein außergewöhnlicher Setter sein. Stimmt das?“, fragte Akaashi nach, was Koutarou ihm natürlich gerne beantwortete. „Total! Auch wenn er manchmal ganz schön herrisch auf dem Feld ist. Aber das macht mir nichts.“ Eifrig schüttelte er den Kopf. Mit Kageyamas Art konnte er gut um, anders als die anderen Spieler. Zum Glück funktionierte ihre Mannschaft trotzdem. „Mit Kunimi habe ich sogar einen Kurs, aber ansonsten haben wir nicht viel miteinander zu tun. Machen wir weiter im Erdgeschoss? Dort wohnen Kuroo-san und Sugawara-san, richtig?“ Koutarou hörte es gerne, dass Akaashi ihn jetzt direkt fragte. So hatte er nicht das Gefühl, dass er nur redete, auch wenn dies seinem Gesprächspartner nicht auszumachen schien. „Ja, genau. Kuroo ist echt ein toller Vermieter. Und den besten Bro, den du dir vorstellen kannst! Es gibt nichts Besseres, als mit ihm feiern zu gehen. Und Suga ist auch total nett. Er und Kuroo sind echt richtig verliebt. Du kannst mit jedem Problem zu ihnen kommen; die beiden finden sicher eine Lösung dafür.“ Wieder folgte ein eifriges Nicken seitens Koutarou, während Akaashi einen Schluck von seinem Eistee nahm. Er drehte das Glas kurz in seinen Händen, bevor er es wieder abstellte. „Es ist schön, dass die beiden so gut zusammenpassen. Das hat man nicht oft“, meinte Akaashi wirkte dabei etwas gedankenverloren, was Koutarou sich nicht erklären konnte. Ob er nachfragen sollte? „Und was ist mit dem letzten Bewohner des Hauses? Ihn habe ich noch gar nicht gesehen“, unterbrach der Jüngere seinen Gedankengang. Als er hörte, nach wem Akaashi ihn da fragte, kehrte ein Strahlen zurück in sein Gesicht. „Du meinst Kenma. Kenma ist toll. Wir zocken ständig zusammen und es macht mir so viel Spaß, Zeit mit ihm zu verbringen. Er ist zwar meistens eher ruhig, aber wenn du ihn besser kennenlernst, merkst du, wie toll er ist.. Ich glaube, dass ihr euch sicher mögen werdet. Ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen, wenn ihr euch anfreundet“, erzählte Koutarou umfangreich über Kenma. Er redete unglaublich gerne über ihn. Das machte ihn schlicht und einfach glücklich. Als er Akaashi wieder ansah, bemerkte er, dass er amüsiert wirkte. „Was ist denn?“, wollte er wissen. „Bokuto-san, kann es sein, dass du in Kenma verliebt bist? Entschuldigung, wenn ich dir damit zu nahetrete, aber es wirkt ein wenig so für mich.“ Kaum war diese Aussage getroffen, weiteten sich Koutarous Augen. „Was?!“ Kapitel 10: Ausrutscher ----------------------- Ausrutscher Kenjirou bereute es, dass er sich hatte überreden lassen, mit zu dieser Party zu gehen. Er war eigentlich kein großer Partygänger und verstand nicht, was daran so toll sein sollte. Aber ab und an brauchte auch er das und so war er mitgegangen, als seine Kommilitonen von diesem Club erzählt hatten. Der Club war auch sehr gut besucht, womit Kenjirou im ersten Moment nicht gerechnet hatte. Es waren ziemlich viele Studentinnen hier, was ihn doch verwunderte. Aber der Grund dafür wurde Kenjirou ziemlich schnell klar: Semis Band hatte heute Abend einen Auftritt in diesen Club. Am liebsten wäre er in diesem Augenblick geflüchtet, doch diese Genugtuung wollte er seinem Nachbar nicht geben. Er würde ihn ganz sicher nicht zeigen, dass er vor ihm flüchtete. Abgesehen davon…so schlecht war Semis Musik auch wieder nicht. Er hatte eine brauchbare Stimme und Kenjirou musste ihm anerkennen, dass man ihm sicherlich einige Stunden zuhören konnte. … Okay, die Musik war echt verdammt gut und Semis Stimme klang unglaublich einfühlsam. Kenjirou konnte sich in ihr verlieren und das nervte ihn so unglaublich! Alles an Semi irritierte ihn ständig. Andauernd stritten sie miteinander, da wollte Kenjirou das eigentlich nicht. Trotzdem gab es immer wieder Themen zwischen ihnen, die ihn zur Weißglut trieben. Sei es nun die Hausordnung oder wenn der Müll nicht ordentlich getrennt worden war. Es waren so gesehen Kleinigkeiten, über die er normalerweise hinwegsehen konnte, bloß bei Semi nicht. Und das frustrierte den Medizinstudenten so unglaublich. Es musste doch irgendwie möglich sein, dass er ein vernünftiges Gespräch mit Semi führte. Genervt griff Kenjirou nach seinem Bierglas und leerte es in einem Zug. Er brauchte definitiv mehr Alkohol, wenn er diesen Abend irgendwie überstehen wollte. So steuerte er die Bar an, um sein Glas auffüllen zu lassen. Der Abend ging zügig voran und Kenjirou war gut angetrunken. Semis Band hatte sich gerade von der Bühne verabschiedet und es wurde Musik gespielt. Die Leute verließen nach und nach den Bereich vor der Bühne und es wurde getanzt. Auch wenn Kenjirou überhaupt nicht gerne tanzte, ließ er sich von der Menge mitziehen. Er tanzte hier und da mit einigen Typen und ließ sich auch auf Flirts ein. Der Alkohol zeigte seine Wirkung, da er immer lockerer wurde. Plötzlich legten sich zwei Arme von hinten um ihn und er wurde nach hinten gezogen. Kenjirou wusste im ersten Augenblick nicht, wie ihm geschah. Er überlegte kurz, ob er sich dagegen wehren sollte, als er ein Lippenpaar an seinem Ohr spürte. „Hey.“ Bei der bekannten Stimme ging kurz ein Schauer durch seinen Körper, von dem er nicht sagen konnte, ob er ihn mochte oder nicht. Ruckartig drehte er sich in den Arme um und sah in grinsendes Gesicht. „Semi-san! Was machst du da?!“, fragte er empört und versuchte sich irgendwie aus dem Griff zu lösen. Sein Nachbar blieb aber eisern. „Freust du dich etwa nicht mich zu sehen? Wo du schon zu meinem Auftritt gekommen bist.“ Das Grinsen in Semis Gesicht schien größer zu werden. „Ich bin nicht wegen dir hier! Meine Freunde haben mich mitgeschleppt. Ich wusste gar nicht, dass du hier auftrittst!“, rechtfertigte er sich sofort. Semi sollte ja nicht auf falsche Ideen gekommen. Aber groß zu stören, schien ihn das nicht. Dafür lockerte sich der Griff um Kenjirous Taille. Schnell brachte er etwas Abstand zwischen sie; na ja, so gut wie das auf der vollen Tanzfläche ging. „Schade, schade. Ich dachte schon, dass du mich vielleicht doch magst, auch wenn du dich ständig mit mir streitest.“ Semi fuhr sich durch die Haare. Ob sie sehr weich waren? Sie wirkten so. Kenjirou schüttelte diesen Gedanken so schnell wie möglich ab. Im ersten Augenblick wusste Kenjirou auch nicht, was er dazu sagen sollte. „Dass ich dich mal sprachlos erlebe“, lachte sein Nachbar und griff nach der Hand des Medizinstudenten, um ihn wieder an sich heranzuziehen, „Tanzt du auch mit mir? Ich sehe schon die ganze Zeit, wie du mit den ganzen Männern hier tanzt. Da könnte ich glatt eifersüchtig werden.“ Kenjirou schluckte. Flirtete Semi da gerade mit ihm? Ein Kribbeln begann in seinem Bauch. Verdammt, der Kerl verwirrt ihn so sehr! Dummer gutaussehender Semi! „Du bist also eifersüchtig, Semi-san? Das klingt fast so, als würdest du etwas von mir wollen“, ließ er sich auf den Flirt ein und sah seinem Gegenüber tief in die Augen. Kenjirou sah, wie Semi schluckte, ehe er sich über die grinsenden Lippen leckte. „Oh, hätte ich dir das etwa so direkt sagen sollen? Kommst du damit besser zurecht, als wenn ich es subtil mache?“ Der Ältere lehnte sich nach vorne, sodass sich ihre Lippen fast berührten. Das Kribbeln in Kenjirous Bauch verstärkte sich. Das musste sicherlich an dem Alkohol liegen. Semi und er waren betrunken, da konnte das hier kein ernstes Gespräch werden. Trotzdem ließ sich Kenjirou darauf ein. „Stell nicht so viele Fragen, Semi-san. Du willst mit mir tanzen, also tanz mit mir“, forderte er ihn auf. Semi lachte kurz und zog ihn an sich. Seine Hände wanderten von Kenjirous Taille auf seine Hüfte, während sie sich langsam bewegten. Ohne zu zögern, legte er die Arme um den Hals des Älteren. „Vielleicht solltest du dein Revier auch deutlicher markieren, Semi-san. Dann würde ich auch nicht mit anderen Männern tanzen“, flüsterte Kenjirou Semi ins Ohr. Dieser hielt kurz in der Bewegung inne, bevor er Kenjirou zuerst auf die Wange küsste. Er bahnte sich seinen Weg zu seinen Lippen und küsste ihn schließlich direkt. Das Kribbeln in Kenjirous Bauch verwandelte sich in ein Feuerwerk. Er krallte seine Hände in Semis Schultern und ließ sich ganz und gar in den Kuss fallen. Ein Endlich hallte durch seinen Kopf, während er die Augen schloss. Semi konnte nicht nur gut singen, sondern auch küssen und endlich durfte Kenjirou auch dies erfahren. Warum hatte er das hier nicht schon viel früher getan? Das, was um sie herumgeschah, wurde nach und nach zur Nebensache. Kenjirou dachte nicht mehr an seinen Freunde, mit denen der hier war, und Semi nicht an seine Bandkollegen, die an der Bar auf ihn warteten. Für sie zählte nur, dass sie einander küssen konnten. Gemeinsam verließen sie die Bar und teilten sich ein Taxi zu ihrer Adresse. Sie achteten darauf, dass ihre Nachbarn nicht mitbekamen, dass sie gemeinsam nach Hause gekommen waren. Warum, konnte hinterher keiner mehr von ihnen sagen. Sich immer wieder küssend stiegen sie die Treppen zum ersten Stock hinauf, während Kenjirou seine Schlüssel hervorholte. Zusammen betraten sie seine Wohnung, wo es nur sie beide gab. Kapitel 11: Näherkommen ----------------------- Näherkommen Akira fand, dass sich Kageyama in den letzten Tagen anders verhielt als sonst. Es war sicherlich für Außenstehende nicht sonderlich auffällig, aber da Akira ihn seit der Mittelschule kannte und sie sehr viel Zeit miteinander verbrachten, nahm er es genau wahr. Hinzukam auch noch, dass Akira seit einer ganzen Weile schon ziemlich starke Gefühle für seinen Mitbewohner hegte. Er konnte nicht mehr sagen, seit wann dies so war, aber an sich war Akira ganz zufrieden damit. Er hatte auch noch nie so recht darüber nachgedacht, ob er ihm seine Gefühle gestehen wollte oder nicht. Er wusste einfach nicht, wie er das Thema ansprechen sollte. Und ob das überhaupt die richtige Option war. Immerhin lebten Kageyama und er zusammen und da könnte es nur komisch werden, wenn er ihm auf einmal erzählt, dass er sich in ihn verliebt hatte. Nein, das ging einfach nicht, darum schob Akira diesen Gedanken so schnell wie möglich wieder beiseite. Er würde abwarten, was passierte, und dann noch einmal genauer darüber nachdenken, was am sinnvollsten war. Jetzt wunderte er sich vielmehr über die Tatsache, dass Kageyama neuerdings so viel Zeit mit Sugawara verbrachte. An sich war dies nichts Merkwürdiges, da die beiden sich aus der Oberschule kannten und dort schon recht gut miteinander befreundet gewesen waren. Dank Sugawara waren Kageyama und Akira auch an ihre Wohnung gekommen, wofür sie immer noch dankbar waren. Trotzdem kam es ihm komisch vor, als würde mehr hinter dieser Tatsache stecken. Nach dem Abendessen hatten es sich Kageyama und Akira auf dem Sofa bequem gemacht und schauten ihre Serie weiter. Wie jedes Mal rutschte Akira immer näher an seinen Mitbewohner heran, wenn dieser gerade nicht hinsah. Er hoffte, dass er ihm so zeigen konnte, was er für ihn empfand. Aber bisher schien Kageyama es noch nicht bemerkt zu haben. „Kageyama?“, sprach er ihn nun an. Kageyama drehte sich so, dass er Akira ansah. Sein Blick war kurz irritiert. Ob er wohl bemerkte, dass er nähergekommen war? „Ja?“, fragte er schließlich zurück. „Wie kommt es eigentlich, dass du in letzter Zeit so viel Zeit mit Sugawara-san verbringst? Ich weiß zwar, dass ihr euch gut versteht, aber es wundert mich schon.“ Vielleicht verwunderte Akira die Situation auch so sehr, da Kageyama nicht unbedingt das war, was man als sozial stark bezeichnete. Eher war er das vollkommene Gegenteil davon. Das war aber gar nicht schlimm für Akira, da er ähnlich gestrickt war. Er war froh, wenn er Zeit allein verbringen konnte. Oder halt in der Gesellschaft von Kageyama. Darum passte ihre Wohngemeinschaft auch so gut. In diesem Augenblick beobachtete Akira aber das, was sich gerade im Gesicht seines Mitbewohners tat. Es war nicht allzu viel, aber es ihm entging nicht, wie sich seine Augen kurz weiteten. So als sei er bei etwas erwischt wurden. Für Akira war es auch auffällig, dass Kageyama ihm nicht sofort antwortete, sondern erst einmal überlegen musste. Da sein Gegenüber jemand war, der oft sprach, ohne darüber nachzudenken, war dieses Zögern sehr auffällig. „Er hilft mir mit der Uni. Ich habe da diesen Aufsatz, der in zwei Wochen fertig sein muss. Ich habe ihn gefragt, da ich mit dem Thema nicht so zurechtkomme“, war schließlich die Antwort, die Akira erhielt. Er nickte zunächst und war dennoch verwundert. Eigentlich fragte Kageyama ihn immer um Hilfe, wenn es um die Universität ging. Er wusste auch, dass sein Mitbewohner eigentlich nur dorthin ging, da es mit seiner Volleyballkarriere noch nicht so ganz geklappt hatte. Er war nämlich nach wie vor darauf aus, professionell zu spielen und Akira würde es ihm sehr wünschen. „Okay, dann freut es mich, dass er dir offensichtlich helfen kann; so viel Zeit wie ihr miteinander verbringt“, meinte Akira und wandte seinen Blick wieder zum Fernseher. Er spürte, wie Kageyama ihn noch einen kurzen Moment ansah, bevor auch er seine Aufmerksamkeit wieder der Serie widmete. „Ja, das tut er wirklich sehr. Ich sollte hoffentlich bald fertig sein.“ Schweigen breitete sich zwischen ihnen auf, während in der Serie gerade der vermeintliche Mörder überführt wurde. Aber es war offensichtlich, dass er es nicht war, da sie noch die Hälfte der Folge vor sich hatten. Diese Serie war sowieso nebensächlich für Akira. Er grübelte noch über Kageyamas Antwort nach. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er gerade belogen worden war. Noch nicht einmal sonderlich groß, sondern mehr wie eine Notlüge. Wäre es wohl jemand anderes, hätte er mehr hineininterpretiert, dass sein Mitbewohner viel Zeit mit Sugawara verbrachte. Aber er wusste ja, wie glücklich der Ältere mit seinem Freund Kuroo war. Er würde ihnen also nie etwas unterstellen. „…Du hättest mich auch ruhig um Hilfe fragen können. Du weißt ja, dass ich kein Problem damit habe“, durchbrach Akira das Schweigen, wobei er seinen Sitznachbar noch nicht ansah. Er wollte, dass es nebensächlich klang. Er wusste ja selbst nicht, wie er mit diesen Gefühlen, die sich in ihm ausbreiteten, umgehen sollten. War das etwa Eifersucht? Nein, nicht unbedingt. Einfach, da er wusste, dass sich zwischen Sugawara und Kageyama nichts entwickeln würde. Es lag mehr daran, dass er nicht verstand, warum sein Mitbewohner nicht ehrlich mit ihm war. Das war Kageyama sonst immer. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie er ihn ansah. Generell veränderte sich Kageyamas Körperhaltung in diesem Moment. Er schien unsicher zu werden; etwas, was Akira so gar nicht von ihm kannte. Was er an diesem Abend wohl noch von ihm Neues erfuhr? „Du hast doch auch viel mit der Uni zu tun. Immerhin meintest du das letztens“, sagte er schließlich. Da hatte er recht. Akira hatte wirklich einiges aktuell, was er fertigschreiben musste. „Für dich finde ich immer Zeit.“ Er zuckte mit den Schultern und sah seinen Mitbewohner nun wieder an. Ihre Blick trafen sich. In Kageyama schien es für eine Sekunde zu arbeiten. „…Sugawara-san hilft mir gar nicht bei der Uni. Er hilft mir dabei, dich nach einem Date zu fragen“, sprudelte es Kageyama heraus. Akira blinzelte schnell und war sich sicher, dass er sich verhört hatte. Es konnte doch nicht sein, dass Kageyama ihn nach einem Date fragen wollte. Das würde ja heißen, dass er ähnlich für ihn empfand. Tanzten sie etwa die ganze Zeit schon umeinander herum? „Kunimi, bitte sag doch etwas…“ Kageyama klang irgendwie verzweifelt, aber holt Akira damit zurück in die Realität. Er spürte, wie sein Herz einen Satz machte. „…Du hättest mich auch die ganze Zeit über fragen können. Ich hätte sicher ja gesagt“, antwortete er ihm schließlich. Nun war Kageyama derjenige, der Akira anstarrte. Er schluckte. „Kunimi, willst du auf ein Date mit mir gehen?“ Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Angesprochenen, kaum war diese Frage gestellte. „Ja, ich würde sehr gerne auf ein Date mit dir gehen, Kageyama.“ Kapitel 12: Der Ex-Freund ------------------------- Der Ex-Freund Akinori hatte sehr gute Laune, als er heute die Universität verließ. Dies lag einzig und allein an der Tatsache, dass er auf dem Campus Akaashi getroffen hatte. Sein neuer Nachbar war ebenfalls gerade im Begriff, die Lehranstalt zu verlassen. Da zögerte Akinori natürlich nicht lange, beschleunigte seinen Schritt und bot Akaashi an, dass sie gemeinsam nach Hause gehen könnten, wenn er nicht noch etwas anderes zu erledigen hatte. Als er zustimmt, schlug Akinoris Herz gleich ein Stück höher. „Wie war dein Tag heute?“, fragte er ihn sogleich, als sie die Universität hinter sich ließen. Das war doch ein guter Eisbrecher, oder? Akinori überkam immer wieder das Gefühl, dass er seine Worte verlor, wenn er ein Gespräch mit Akaashi begann. Er musste sie erst einmal finden und dann lief es eigentlich immer ganz gut. Nun gut, so viel hatten sie sich bisher noch nicht unterhalten, weshalb er dies ganz schnell ändern wollte. Daher war er für jeden Augenblick dankbar, den er mit ihm verbringen konnte. Akaashi sah ihn nicht an, sondern richtete seinen Blick auf den Fußweg vor ihnen. Dies hatte Akinori auch schon öfters beobachtet; es wirkte immer so, als wäre sein Nachbar oft in seinen Gedanken versunken. „Es war angenehm. Ich hatte heute ein Seminar bei einem meiner Lieblingsprofessoren. Er schafft es immer sehr gut, die literarischen Themen rüberzubringen.“ Akaashi schenkte ihm ein kurzes Lächeln, welches Akinoris Herz einen Hüpfer verpasste. „Das freut mich sehr für dich. Es ist immer toll, wenn man einem Professoren hat, der den Stoff richtig rüberbringen kann. Da kann ich dich echt nur beneiden. Ich hatte das heute leider nicht so viel Glück. Wir haben in einem Seminar eine Gruppenarbeit begonnen und bin leider in der unkooperativsten Gruppe gelandet, die man sich vorstellen kann. Mal schauen, wie es wird.“ Akinori kratzte sich am Hinterkopf und wartete auf Akaashis Reaktion. Ihr Aufeinandertreffen hatte ihn fast vergessen lassen, dass sein Tag an der Universität nicht so toll gewesen war. Aber gut, daran wollte er sich jetzt nicht länger festhängen. Er konnte sich mit Akaashi unterhalten und das machte seinen Tag gleich tausendmal besser. „Ich bin doch deswegen nicht zu beneiden. Ich habe diesen Kurs ja nicht jeden Tag. Außerdem denke ich, dass deine Kommilitonen sicherlich mit sich reden lassen. Ihr arbeitet ja alle auf ein Ziel hin; euren Abschluss.“ Akaashis Blick fixierte ihn und Akinori schluckte, während sich seine Augen weiteten. Es fühlte sich so an, als würde sein Nachbar ihn gerade tadeln. Er hatte es sich sicher gerade mit ihm verspielt; dessen war er sich nun sicher. Wer stand auch schon auf Kerle, die herumjammerten, da es in ihrem Studium gerade schwierig lief? Akinori hatte gesprochen, ohne groß über seine Worte nachzudenken. Er hatte einfach eine Unterhaltung mit ihm führen wollen und lief natürlich in das erste Fettnäpfchen, welches sich auf seinem Weg befand. Unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus und Akinori hatte keine Ahnung, wie er aus dieser Situation wieder herauskommen sollte. Letztes Mal hatte er sich nach einigen Anfangsschwierigkeiten ganz normal mit ihm unterhalten. Akaashi hatte sogar für ihn gekocht, da er ihm mit seinen Sachen geholfen hatte. Akinori wollte zu diesem Moment zurückkehren. „…Tut mir leid, ich wollte dich nicht so anfahren“, durchbrach Akaashi schließlich die Stille zwischen ihnen. Wieder sah er den Älteren nicht an, sondern beobachtete das Geschehen um sie herum, wie die vorbeiziehenden Autos, wobei er aber nichts wirklich zu fokussieren schien. Auch fiel Akinori auf, dass er wieder einmal mit seinen Händen spielte. Ob das wohl ein Tick war, wenn er nervös wurde? Irgendwie fand er das ganz niedlich. „Es muss dir nicht leidtun, Akaashi. Ich hätte mich nicht so beschweren sollen. Du hast recht damit, dass ich mit ihnen darüber sprechen sollte“, sagte Akinori sogleich und fuhrt sich mit der Hand über den Nacken. Er wollte nicht, dass sein Nachbar sich wegen ihm schlechtfühlte. Ihre Blick trafen sich für einen Augenblick und Akinori erkannte Unsicherheit in den blauen Augen seines Gegenübers. Er wusste nicht, wie er diese Unsicherheit deuten sollte. „Nein, es war einfach unangebracht. Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich gesagt habe.“ Akaashi wandte den Blick wieder ab, was Akinori sehr schade fand. Er hätte das hübsche Gesicht des Jüngeren gerne noch einen Moment länger betrachtet. Damit musste er sich wohl zufriedengeben. „Vergessen wir es doch einfach. Ich bin froh darüber, dass wir heute zusammen nach Hause gehen und möchte nicht, dass so ein dummes Thema zwischen uns steht“, schlug er vor, in der Hoffnung, dass Akaashi sich dann weniger schlechtfühlte. Dieser nickte schließlich. Schweigend gingen sie weiter und Akinori überlegte, über welche Themen er sich mit ihm unterhalten sollte. War es angebracht, wenn er ihn fragte, wie gut er sich eingelebt hatte? Aber Akaashi wohnte ja gerade erst eine Woche bei ihnen im Haus, als wäre es wahrscheinlich zu früh. Gab es ein anderes Thema, über welches sie sprechen könnten? Auf die Schnelle wollte er ihm nichts einfallen und das machte Akinori nervös. Da blieb Akaashi auf einmal abrupt stehen, was dazu führte, dass der Ältere dies nicht sofort bemerkte, da er so sehr auf der Suche nach einem Gesprächsthema war. „Akaashi?“, fragte Akinori, als er es schlussendlich bemerkte. Ihm fiel sofort die Körpersprache seines Nachbars auf. Akaashi hatte die Hände zu Fäusten geballt und alles an seinem Körper schien angespannt zu sein. Dies sprach dafür, dass das, was er gerade sah, ihm überhaupt nicht gefiel. Da er keine Antwort erhielt, folgte Akinori seinem Blick. Auf der anderen Straßenseite gingen zwei junge Männer in ihrem Alter. Der Kleine hatte kurz, schwarze Haare und hörte seinem Gesprächspartner aufmerksam zu. Auf Akinori machte er den Eindruck, dass er recht oft trainiert, auch wenn dies unter der Winterkleidung schwer auszumachen war. Sein Gesprächspartner war einige Zentimeter größer und gestikulierte, während er sprach, sehr viel mit seinen Händen. Sein hellbraunes Haar war ordentlich frisiert und Akinori kamen sofort zwei Worte in den Sinn, als er ihn genauer betrachtete: Pretty Boy. „Kennst du die beiden?“, fragte er schließlich Akaashi, von dem nach wie vor keine Reaktion außer ein Starren kam. Er zuckte zusammen, als Akinori ihn ansprach; so als wäre er aus einer Starre gelöst wurden. Langsam wandte er seinen Blick ab. „…Ja, der Schwarzhaarige ist mein Ex-Freund und sein Begleiter…ja, das ist wohl dann sein neuer Freund…“ Ein tiefer Seufzer kam über Akaashis Lippen, der so klang, als wäre er in den tiefsten Tiefen seiner Lunge entstanden. Akinori wusste im ersten Moment nicht, wie er diese Information einordnen sollte. Akaashi hatte also einen Ex-Freund. Gut, gut. Wahrscheinlich nicht wunderlich, immerhin hatte Akinori auch eine Ex-Freundin und einen Ex-Freund. Also war dies kein Grund zur Panik. Es war völlig normal. „Eure Trennung war wahrscheinlich nicht so schön, oder? Du wirkst ziemlich angespannt“, versuchte er einen Vorstoß, mehr über diesen Ex-Freund zu erfahren. Hoffentlich riss er damit keinen alten Wunden auf. „…Nein. Er hat mich mehr oder minder vor vollendete Tatsachen gestellt. Darum bin ich auch in die Wohnung gezogen; ich muss aus unserer gemeinsamen raus.“ Die Antwort saß bei Akinori. Dieser Ex-Freund war nicht irgendein Ex-Freund, sondern der Grund, warum Akaashi sein Nachbar geworden war. Eigentlich hätte er ihm dankbar dafür sein sollen, dass er diesen Engel kennenlernen durfte. Konnte er aber nicht. Alles an Akaashis Haltung und Aussage zeugte davon, dass er die Trennung noch nicht verarbeitet hatte, womit er nur noch unerreichbarer für Akinori geworden war. Außerdem der Typ sah so verdammt gut aus! Wie sollte er da bloß mithalten? Kapitel 13: Tanz mit mir! ------------------------- Tanz mit mir! Interessierte beobachtete Satori seinen Mitbewohner dabei, wie dieser nach etwas in der Küche suchte. Er überlegte kurz, seine Hilfe anzubieten, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. In den letzten Tagen war Satori nicht entgangen, dass Eita sich merkwürdig benahm. Ein klein wenig so, als sei er ständig durch den Wind. Genauer gesagt, war dies so seit dem Wochenende und seinem Auftritt. Irgendetwas musste dort vorgefallen sein, aber Eita wollte ihm einfach nicht sagen, was es war. Aber Satori war sich sicher, dass es damit zusammenhing, dass er erst in den Morgenstunden nach Hause gekommen war. „Also, was suchst du?“, fragte Satori schließlich und löste sich von der Wand, an die er bis eben gelehnt hatte. Eita zuckte zusammen und ließ die Plastikschüssel fallen, die er gerade in den Händen gehalten hatte. „Verdammt! Satori! Erschreck mich doch nicht so!“, beschwerte sich sein Ex-Freund lautstark, während er die Schlüssel aufhob. Als er stand, starrte er Satori finster an. Dieser hatte nur ein Grinsen für ihn übrig. „Seit wann bist du denn so schreckhaft, Eita? Liegt es etwa daran, dass du etwas auf dem Herzen hast? Komm, sprich mit mir drüber.“ Er stützte seine Ellenbogen auf der Küchentheke ab und seinen Kopf in seinen Händen. Eita schnaubt und räumte die Schüssel zurück. Sie war wohl nicht das, wonach er suchte. „Ich bin nicht schreckhaft und ich habe auch nichts auf dem Herzen“, behauptete er sofort und machte sich weiter auf die Suche nach was auch immer. Satori gab einen amüsierten Laut von sich. So leicht würde er Eita nicht vom Harken lassen. „Wenn du das sagst. Ich sehe das aber anders. Seit Sonntag bist du ganz merkwürdig darauf. Du weißt doch, dass du jederzeit mit mir über deine Probleme sprechen kannst“, gab er seine Analyse preis. Auch wenn Eita und er schon eine Trennung hinter sich hatten, war ihr Verhältnis zueinander immer noch gut. Ihre Trennung war ein gemeinsames Ergebnis gewesen und hatte keinen Streit mit sich gezogen, was wohl wirklich eine Seltenheit war. Sie hatten einfach an ihrer Freundschaft festhalten wollen, was sich auch darin widerspiegelte, dass sie immer noch zusammenwohnten. „Es hat nichts mit Sonntag zu tun. Und auch mit keinem anderen Tag. Ich habe lediglich Stress an der Uni. Und ich finde gerade diese dumme rote Schüssel nicht!“ Eita stöhnte genervt und schlug die Schranktür zu. Satori zog die Augenbrauen in die Höhe. Sollte er ihm das durchgehen lassen? Ein Blick auf die Küchenuhr verriet ihm, dass er es wohl machen musste. „Also gut, wenn du nicht darüber reden willst, bitte. Ich muss jetzt sowieso los“, sagte er und stieß sich von der Küchentheke ab, „Die rote Schüssel ist übrigens im Schrank über dem Herd.“ Satori blieb kurz in der Küchentür stehen und wartete auf Eitas Reaktion. Dieser hielt in seine Bewegung inne. Ein tiefer Seufzer kam ihm über die Lippen. „…Danke. Und viel Spaß bei deinem Date.“ Sein Mitbewohner schenkte ihm ein schiefes Lächeln. Das gefiel Satori gleich schon viel besser. „Danke~“ ❄ ❄ ❄ Satori betrachtete die Buden vor ihm mit funkelnden Augen. Er war so froh, dass er endlich seinen alljährlichen Besuch beim Weihnachtsmarkt geschafft hatte. Normalerweise hätte er Eita dazu überredet, ihn zu begleiten, aber dieses Jahr hatte sich ein anderer Begleiter angeboten: Wakatoshi. Die beiden hatten ihr nächstes Date und da Wakatoshi zu Satori gesagt hatte, dass er sich etwas überlegen sollte, war seine Wahl sehr schnell auf den Weihnachtsmarkt gefallen. Er fand, dass die magische Stimmung dort der perfekte Ort für ein zweites Date war. „Sag mal, Wakatoshi-kun, was magst du eigentlich am liebsten an Weihnachten?“, fragte Satori sein Date, als sie gemütlich zwischen den Buden hindurchschlenderten. Ganz selbst verständlich hatte er sich bei Wakatoshi eingeharkt und ließ die Geräusche und Gerüche auf sich wirken. Irgendwo gab es Waffeln; den Stand mussten sie unbedingt ansteuern! Und Glühwein sollten sie sich später auch noch holen; das stand fest. Da Wakatoshi recht lange mit seiner Antwort brauchte, sah Satori ihn nun direkt an. „Wakatoshi-kun?“ „Ich weiß es nicht. Ich kann an sich nicht viel mit Weihnachten anfangen. Es wurde bei uns nie gefeiert.“ Der etwas Größere zuckte mit den Schultern und in seinem Blick erkannte Satori so etwas wie Ratlosigkeit. „Das müssen wir dann aber ganz schnell ändern! Weihnachten ist immerhin die magischste Zeit im ganzen Jahr!“ Damit stand sein Entschluss fest: er würde Wakatoshi in diesem Jahr zeigen, was den Zauber von Weihnachten ausmachte. Dies bedeutete natürlich, dass sie viel Zeit miteinander verbringen würden. Dagegen hatte Satori überhaupt nichts einzuwenden. Er fand Wakatoshi unglaublich interessant und attraktiv, dass er ihn noch näher kennenlernen wollte. Das leise Lachen, welches er seinem Date mit seiner Aussage entlockte, war so viel schöner als die Weihnachtsmusik um sie herum. Satori hatte schon bei ihrem Date gemerkt, wie toll er dieses Lachen fand. „Bitte, dann zeig mir den Zauber von Weihnachten“, stimmte Wakatoshi zu und lächelte dabei. Es könnte wahrlich nicht besser für Satori laufen. „Auf mein Wort kannst du dich verlassen, Wakatoshi-kun~ Also, was machen wir als Erstes?“ Er löste sich von seinem Date, um sich einmal auf dem Absatz im Kreis zu drehen. Das Erste, was er erblicken würde, war ihre erste Station für diesen Nachmittag. Zum Glück war es noch früh und sie hatten noch unglaublich viel Zeit miteinander. Zeit, die Satori voll und ganz auskosten würde. „Gehen wir Eislaufen!“, rief er aus, als er ihr erstes Ziel ausgemacht hatte. Er nahm Wakatoshis Hand in seine und zog ihn mit sich zur Eisbahn. „Ich habe das noch nie gemacht“, merkte sein Begleiter an. „Ich auch nicht, aber es sieht nach Spaß aus.“ Mit einem Grinsen steuerte er die Ausgabe für die Schlittschuhe an. Widerstandslos folgte Wakatoshi ihm. Satori fand es großartig, dass er die Sache so unbefangen mitmachte. Etwas später standen sie auf dem Eis; beide ziemlich wacklig auf den Beinen. Satori hatte sich wieder Wakatoshis Hand geschnappt mit der Aussage, dass sie so besser ihr Gleichgewicht halten könnten. Kommentarlos hatte sein Date dies hingenommen, was ihm ausgesprochen gut gefiel. „Also, ich weiß noch nicht so ganz, was ich davon halten soll“, gab Wakatoshi seine Meinung preis und sah hinunter zu den mit Kufen versehenden Schuhen. Satori lachte. „Ich habe mir schon gedacht, dass es dir komisch vorkommen würde. Du bist nun einmal sehr bodenständig“, witzelte er. Irritiert runzelte sein Date die Stirn. „Wie meinst du das?“ Aufgrund der Frage lachte Satori erneut. „Nun, du wirkst wie jemand, der gerne mit beiden Beinen fest im Leben steht. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass es dir Angst macht nicht ganz so festen Halt unter den Füßen zu haben.“ Für seine Aussage erntete er ein weiteres Stirnrunzeln seitens Wakatoshi. „Ich habe kein Angst…Es ist nur ungewohnt.“ Er hatte etwas Fragendes im Blick, als er Satori ansah. Ein sanftes Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Keine Sorge, ich passe schon auf, dass dir nichts passiert, Wakatoshi-kun.“ Er zwinkerte ihm zu und ließ kurz seinen Hand los, um ein Stück nach vorne zu fahren. Er fühlte sich inzwischen recht sicher auf den Schlittschuhen. Wakatoshi bewegte sich währenddessen nur minimal. „Und wenn du dich unwohl fühlst, sag es mir ruhig. Dann suchen wir uns etwas anderes“, schlug Satori vor, als er zu ihm zurückfuhr. Wakatoshi schüttelte aber den Kopf. „Nein, müssen wir nicht. Ich sehe gerne, wie du Spaß dabei hast.“ Satoris Augen weiteten sich. Gott, war sein Date herrlich ehrlich! Das ging direkt in sein Herz. „Ach, Wakatoshi~ Dann komm und tanz mit mir.“ Bestimmend legte er seine Hände auf die Schultern seines Dates. Ganz von allein fand die großen Hände ihren Platz auf Satoris Hüfte. Gleichzeitig kam Wakatoshi ein weiteres Lachen über die Lippen und dies war für Satori die Welt wert. Er war verliebt. Kapitel 14: Bereuen ------------------- Bereuen Eita konnte die Male, wo er sich so richtig in die Scheiße geritten hatten, an einer Hand abzählen. Er hatte dabei immer geglaubt, dass sein größter Fehler gewesen war, dass er sich damals auf die Beziehung mit Satori eingelassen hatte. Nicht, weil er sie im Nachhinein bereute. Nein, es lag vielmehr daran, dass er wusste, dass sie viel besser als Freunde funktionierten. Satori würde immer einen besonderen Platz in seinem Herzen, aber eine Beziehung konnte er sich nicht mehr mit ihm vorstellen. Nein, jetzt hatte er sich etwas geleistet, was er so viel mehr bereute. Er hatte tatsächlich mit Shirabu geschlafen. Und das auch noch nach seinem Auftritt. Eita konnte es immer noch nicht ganz fassen, dass Shirabu tatsächlich zu einem seiner Auftritte gekommen war. Er musste zugeben, dass er sich das immer wieder vorgestellt hatte, auch wenn er öfters mit diesem Gedanken nicht ganz zurechtkam. Warum musste er sich auch ausgerechnet in diese Kratzbürste namens Shirabu verlieben? Seitdem sie einander kannten, gerieten sie ständig aneinander. Dabei wusste Eita noch nicht einmal, warum dies so war. Er war von der ersten Minute an freundlich zu seinem damals neuen Nachbarn gewesen. Und dieser hatte es ihm mit Abneigung gedankt. Komischerweise hatte sich Eita dennoch in ihn verliebt. Es war einfach unerklärlich. Und jetzt hatte er sich auch noch die vage Chance verspielt, dass jemals etwas aus ihnen werde könnte. Da er in seinem Alkohol umnebelten Gehirn der Meinung gewesen war, dass es das Beste war, wenn er Shirabu anflirtete. Er hatte ja selbst nicht damit gerechnet, dass der Jüngere so schnell darauf ansprang. Es war ein Selbstläufer gewesen. Ein Selbstläufer, der mächtig in die Hose gegangen war. Dass Shirabu nicht glücklich über ihren One Night Stand war, machte er Eita immer wieder sehr deutlich. Der Ältere hatte schon einige Mal versucht, mit ihm zu sprechen und alles zu klären, aber Shirabu blockte immer wieder ab. Nicht nur das; er flüchtete jedes Mal regelrecht vor Eita, wenn er ihm im Hausflur sah. Eita war mit seinem Latein am Ende. Er hatte keine Ahnung, wie er weitermachen sollte. Es waren einige Tage vergangen, seitdem Satori sein Date gehabt hatte. Seine gute Laune hallte noch Tage nach. Eita gönnte es seinem Ex-Freund sehr, dass er jemanden gefunden hatte, der sein Herz wieder höherschlagen ließ. „Hast du heute wieder ein Date mit Ushijima?“, fragte Eita seinen Mitbewohner, während dieser in der Küche hantierte. Was er dort am Werkeln war, wurde ihm dabei nicht so ganz klar. Auf jeden Fall hatte Satori sehr viel ihrer Schüsseln in Anspruch genommen. „Du hast dir also seinen Namen gemerkt“, amüsierte er sich, ohne die Frage zu beantworten. Eita rollte die Augen. „Natürlich habe ich mir den Namen gemerkt. Du redest ja ständig von ihm“, konterte er. Satori gluckste und füllte Zucker in eine der Schüssel. So viel Zucker. In Eitas Augen war dies viel zu viel. „Willst du mir damit sagen, dass du eifersüchtig bist? Tut mir leid, Eita, vor einige Monaten hätte ich glatt noch ja zu dir gesagt, aber der Zug ist inzwischen abgefahren“, vertröstete sein Ex-Freund ihn halb im Ernst, halb im Scherz. „Ich bin ganz sicher nicht eifersüchtig!“ Das meinte Eita mehr als ernst. Er spürte nicht einen Funken Eifersucht in sich. Obwohl…eventuell doch ein wenig. Aber dies lag mehr daran, dass er sich selbst so viel Einfachheit mit Shirabu wünschte. Nein, die Kratzbürste musste es ja so kompliziert für ihn machen. Satori lachte schallend. „Ich liebe es einfach, dich aufzuziehen, Eita~ Und um deine Frage zu beantworten: nein, wir haben heute Abend kein Date. Wakatoshi-kun hat ein Volleyballspiel“, bekam er endlich die Antwort, „Also, was liegt dir auf dem Herzen?“ Eita biss sich auf die Unterlippe. Er konnte es nicht ausstehen, dass Satori ihn so gut lesen konnte. Er seufzte schließlich ergeben. Er wusste, dass er sich mit Ausreden nur noch mehr reinreiten würde. „…Ich habe Mist gebaut. Aber so richtig großen Mist.“ Sein Ex-Freund hielt in seinem Tun inne, welches darin bestand, Milch in einen Messerbrecher zu schütten. Er stellte die Milchpackung ab und fixierte ihn mit seinem Blick. „Inwiefern Mist? Mist, der uns die Wohnung kosten könnte? Mist, der deiner Musikkarriere im Weg steht? Mist, der dein gesamtes Leben auf den Kopf stellen könnte? Ich brauche schon mehr Informationen, Eita, wenn du meine Hilfe in Anspruch nehmen willst. Was du offensichtlich willst, denn ansonsten hättest du das Thema nicht angesprochen.“ Wieder einmal wurde dem Musiker klar, warum er so ungern mit Satori über solche Themen sprach. Es war so, als würde ihn direkt durchschauen. „…Mist, der mein gesamtes Leben auf den Kopf stellen könnte…Ich hab mit Shirabu geschlafen. Letztes Wochenende. Nach meinem Auftritt.“ Jetzt war es heraus und Eita wusste nicht, ob ihm das gefiel oder nicht. Er schaffte es noch nicht einmal, seinen Mitbewohner anzusehen. Zu unangenehm war ihm die ganze Geschichte. Er rechnete schon damit, dass Satori in Gelächter ausbrechen würde. Als dies ausblieb, sah er vorsichtig auf. „War das jetzt so schwer, mir das zu sagen? Mir ist nicht entgangen, dass du am Sonntag erst im Morgengrauen nach Hause gekommen bist. Und dass du auf Shirabu stehst, ist mir schon längst klar. Du ziehst ihn ständig mit deinen Blicken aus. Nun, das hast du dann jetzt wohl richtig getan.“ Das Aufziehen konnte sich Satori wohl nicht sparen. „Ich ziehe ihn nicht mit meinen Blicken aus!“ „Und ich bin der Kaiser von China. Eita, wen willst du eigentlich verarschen? Du bist endlich in seinem Bett gelandet. Also, wo genau liegt das Problem?“ Sein Gegenüber verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit der Hüfte gegen die Küchenzeile. Das, was er auch immer getan hatte, wurde nebensächlich. Eita schätzte es, dass Satori ihm seine gesamte Aufmerksamkeit schenkte. „Das Problem ist, dass ich die Nacht bereue! Ich habe mir alle Chancen damit bei ihm verspielt! Wir waren betrunken und es hätte gar nicht erst passieren dürfen. Wenn es dir noch nicht aufgefallen ist, Shirabu ignoriert mich seitdem! Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen und es ungeschehen machen…“ Ein sehr, sehr tiefer Seufzer kam über seine Lippen. Ja, wie gerne würde er die Zeit zurückdrehen… „Das ist ja wohl idiotisch, Eita! Gut, Shirabu ignoriert dich seitdem, aber das ist nichts, was du nicht ändern könntest, wenn du hartnäckig bleibst. Du willst ihn doch für dich gewinnen, oder? Also gib hier noch nicht auf und schnapp ihn dir!“ Eita musste Satori zusprechen, dass er wirklich gut darin war, ihn wieder aufzubauen. Trotzdem kamen die Worte nicht so recht bei ihm an. „Du sagst das alles so leicht! Aber ich habe das in den Sand gesetzt…Er will nichts von mir! Das macht er offensichtlich, indem er mir die kalte Schulter zeigt und jedes Mal regelrecht vor mir flieht, wenn er mich sieht!“ „Eita. Hörst du dir selbst eigentlich zu? Hast du schon vergessen, dass es zwei Arten von Leuten gibt, die immer die Wahrheiten sagen? Das sind Kinder und Betrunkene! Und Shirabu war betrunken. Ich bin der Meinung, dass er nur auf dich eingegangen ist, weil er auch etwas von dir will. Wahrscheinlich weiß er selbst nicht, wie er mit seinen Gefühlen umgehen soll. Also hör auf den Kopf in den Sand zu stecken!“ Satori stemmte die Arme in die Hüfte und baute sich etwas auf. Eita fühlte sich aufgrund seiner Ansprache immer kleiner und kleiner. Sein Ex-Freund hatte leider recht. Ihm war bewusst, dass er selbst nur nach Ausreden suchte, um sich den Problem namens Shirabu nicht länger stellen zu müssen. „…Du hast ja recht. Ich gebe noch nicht auf. Aber du musst doch auch verstehen, dass es für mich schwer ist…Shirabu ist so ein verdammter Sturkopf!“ „Ein Sturkopf, in den du dich verliebt hast“, lachte Satori, woraufhin seine Gesichtszüge wieder etwas sanfter wurde, „Ich würde mich sehr für dich freuen, wenn das mit euch klappt. Du hast auch wieder mehr Liebe in deinem Leben verdient.“ Das brauchte Eita nun wieder zum Lächeln. Er war sehr froh darüber, dass Satori und er trotz ihrer Trennung immer noch so gut befreundet waren. Er war und blieb sein bester Freund. „Danke, Satori.“ Mehr musste er nicht sagen. Er wusste, dass er es auch so verstand. „Keine Problem. Ich dränge dich doch gerne in die richtige Richtung. Und wenn du schon in der Küche bist, kannst du mir auch sehr gerne bei meinen Pralinen helfen.“ Ah, Satori machte also wieder einmal seine Pralinen. Das erklärte auch das ganze Schüssel-Chaos. Eita lächelte. Da half er doch gerne, vor allem, da er immer naschen durfte. „Okay. Was soll ich tun?“ Kapitel 15: Weihnachtsplanung ----------------------------- Weihnachtsplanung Mit Erschrecken hatte Koushi an diesem Morgen festgestellt, dass die Hälfte vom Dezember schon wieder herum war und damit Weihnachten quasi vor der Tür stand. Er musste zugeben, dass die Weihnachtsstimmung noch nicht ganz bei ihm angekommen war. Es lag eventuell auch daran, dass die generelle Stimmung im Haus eher gedrückt war. Er konnte nicht sagen, woran dies lag. Es kam wohl einiges zusammen. So hatte Koushi schon mitbekommen, wie Shirabu jedes Mal flüchtete, wenn er Semi auf dem Flur traf. Das war neu, da er ansonsten keine Chance ausließ, um den Älteren mit irgendetwas zu verbessern. Da musste irgendetwas vorgefallen sein. Auch Konoha verhielt sich neuerdings anders. Koushi wusste, dass es nicht nett war, aber eine andere Bezeichnung als Trauerkloß fiel nicht ein. Er konnte auch nicht das Gefühl abschütteln, dass dies mit Akaashi zusammenhing. Koushi hatte ganz gerne beobachtet, dass sich Konoha in der Anfangszeit um ihren neuen Nachbar bemüht hatte. Sie waren sogar öfters zusammen nach Hause gekommen. Seit gut einer Woche war dies nicht mehr der Fall. Ob sie wohl einen Streit gehabt hatten? Auch Akaashi wirkte sehr grüblerisch, wobei Koushi aber nicht sagen konnte, ob dies in seiner Natur lag oder nicht. Selbst Bokuto wirkte in den letzten Tagen ziemlich durch den Wind und Koushi war auch nicht entgangen, dass er weniger Zeit mit Kenma verbrachte, der aber weiterhin vollkommen normal war. So fasste er schließlich einen Entschluss. „Tetsu, wir müssen etwas tun“, sagte Koushi zu seinem Freund, als sie abends wieder auf dem Sofa saßen. Er stützte sein Kinn auf der Schulter seines Freundes ab, der gerade noch in seinem Fachbuch vertieft war. „Hmh?“, machte er, immer noch in den Text blickend. Koushi seufzte leise und legte eine Hand auf das Buch. Er spürte, wie Tetsurous Körper vibrierte, da er heiser lachte. „Willst du so dringend meine Aufmerksamkeit, Kou?“, fragte er amüsiert, besaß aber den Anstand, das Buch zu schließen, nachdem Koushi seine Hand hinausgenommen hatte. Er drehte den Kopf, damit er ihn ansehen konnte. „Ja, weil es wichtig“, antwortete er zunächst, das Kinn immer noch auf seiner Schulter. „Sehr wichtig? So wichtig, dass ich es nicht wegküssen könnte?“ Tetsurou ließ seinen Worten Taten folgen, umfasst Koushis Kinn und küsste ihn sanft. Kurz rollte dieser belustigt die Augen, aber erwiderte den Kuss schließlich. „Du bist manchmal echt ein Idiot“, sagte er zu ihm, als sie sich voneinander lösten. „Aber deiner. Also, was gibt es so wichtig?“ Tetsurou richtete sich etwas auf und Koushi tat es ihm gleich. Er setzte sich seitwärts auf die Couch und zog sein linkes Bein an den Körper. „Dir ist auch aufgefallen, dass die Stimmung im Haus gerade nicht die Beste ist, oder? Auf jeden Fall ist sie alles andere als weihnachtlich“, legte er sein Anliegen vor. Er freute sich schon darauf, seinem Freund von seiner Idee zu erzählen. Hoffentlich konnte er ihn von ihr überzeugen, aber da machte er sich eigentlich keine Gedanken. Er wusste schon, welche Knöpfe er bei ihm drücken musste. „Da hast du recht“, stimmte Tetsurou zu und verschränkte die Arme vor der Brust, „Bis auf Tendou, der ständig Weihnachtslieder singend nach Hause kommt.“ Koushi lachte kurz auf, als er ihn daran erinnerte. Da hatte er recht. Tendou schien die einzige Person im Haus zu sein, die schon richtig in Weihnachtsstimmung war. „Von Tendou jetzt mal abgesehen. Ich hatte mir überlegt, ob wir nicht eine kleine Weihnachtsfeier abhalten könnten. Das wäre doch eine schöne Idee, die vielleicht zur Tradition werden könnte. Der Keller wäre groß genug dafür“, unterbreitete er sein Vorliegen und sah seinem Freund lange in die Augen. Dieser runzelte die Stirn. „Eine Weihnachtsfeier? Hast du dir das auch gut überlegt? Immerhin müssten alle Zeit haben und organisieren müssten wir es auch noch“, warf Tetsurou ein, womit Koushi schon gerechnet hatte. „Ich weiß. Aber ich denke, dass ich mir ein ganz gutes Datum ausgesucht habe. Ich habe auch schon einen Plan gemacht, was wir alles brauchen. Ich denke mal, dass wenn alle etwas zu Essen machen, wird das schon passen. Also, was meinst du?“ Erwartungsvoll blickte er ihn an. Tetsurou tat so, als würde er noch überlegen, aber an dem verschmitzten Ausdruck in seinen Augen erkannte er, dass er längst gewonnen hatte. „Okay, machen wir es. Also, was hast du dir genau überlegt?“ Koushi jubelte kurz, als sein Freund schlussendlich zustimmte. Jetzt konnte er ihm seinen Freund endlich seinen Plan voll und ganz unterbreiten. Gerade als Koushi zum Sprechen ansetzen wollte, klingelte es an ihrer Wohnungstür. Und das nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals. Es war schon ein richtiges Sturmklingeln und beide wussten, dass er nur eine Person sein konnte. „Bokuto“, sagten sie zeitgleich, ehe sie von der Couch aufstanden und zur Tür gingen. Es musste etwas sehr Wichtiges sein, wenn Bokuto so heftig klingelte. Jetzt klopfte er sogar gegen die Tür. „Meine Güte…Was ist denn los, Bokuto?!“, fragte Tetsurou im selben Atemzug, wie er die Wohnungstür öffnete. Bokutos Hand blieb in der Luft hängen und er sah Koushi und Tetsurou mit großen Augen an. „Kubro! Suga! Ich brauche eure Hilfe! Ganz, ganz dringend!“, verkündete er sehr schnell und stürmte auch schon in die Wohnung. Tetsurou konnte ihm gerade noch ausweichen. Schon fast in Lichtgeschwindigkeit zog sich Bokuto die Schuhe aus und steuerte das Wohnzimmer an. Koushi und Tetsurou sahen ihm nach. „Darf ich ihn schlagen, wenn er wegen einer Kleinigkeit so einen Wind macht?“, fragte sein Freund, wobei Koushi nicht ganz wusste, ob er es ernst meinte oder nicht. „Hören wir uns erst einmal an, was er uns zu sagen hat.“ Aufmunternd lächelte er ihn an, während er seine Hand ergriff und ihn mit ins Wohnzimmer zog. Dort saß Bokuto schon auf der Couch und seine Beine bewegten sich immer wieder auf und ab. Koushi ließ Tetsurous Hand los und setzte sich neben ihn, während sein Freund mit vor der Brust verschränkten Armen stehen blieb. „Also, Bokuto, was ist passiert?“, fragte der Pädagogikstudent ruhig und schenkte der unruhigen Eule ein sanftes Lächeln. „Ich glaube, ich bin verliebt! Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll!“, entfuhr es ihm und er sah zunächst seinen Sitznachbar mit großen Augen an und dann zu Tetsurou. Dieser zog die Augenbrauen in die Höhe und musterte ihn skeptisch. „Du bist verliebt? Und deswegen machst du so einen Wind?“, fragte er und gab sich keine Mühe, den Unterton in seiner Stimme zu unterdrücken. Koushis Gedanken hingegen drehten sich darum, wer derjenige war, in den Bokuto verliebt war. Tatsächlich kam ihn als erstes Akaashi in den Sinn. Er wusste, dass die beiden viel Zeit miteinander verbrachten. Vielleicht würde dies auch Konohas schlechte Laune erklären. War er da etwa einem Liebesdreieck auf die Spur gekommen? „Tetsu, jetzt sei lieb“, wies er zuerst seinen Freund sanft zurecht, ehe er wieder Bokuto ansah, „In wen bist du denn verliebt?“ „Das kann ich nicht sagen! Das ist zu schlimm!“ Bokuto machte eine dramatische Pose und verdeckte mit seiner Hand seine Augen. Tetsurou rollte mit den Augen. „Jetzt mach es nicht schlimmer als es ist. Es ist Akaashi, oder? So viel Zeit, wie ihr beiden miteinander verbringt“, sprach er das aus, was Koushi erst gerade eben durch den Kopf gegangen war. Bokutos nahm die Hand vor seinen Augen. „Akaashi? Wie kommst du denn darauf? Ich rede hier von Kenma! Ich bin in Kenma verliebt!“ Stille folgte dieser Offenbarung. „Was?!“ Kapitel 16: Zweifel ------------------- Zweifel Keiji musste zugeben, dass das Zusammentreffen mit seinem Ex-Freund doch einiges in ihm ausgewühlt hatte. Dabei hatte er noch nicht einmal mit Hajime gesprochen, sondern ihn nur mit seinem neuen Partner gesehen. Aber das war eigentlich schon schlimm genug. Keiji war sich selbst bewusst, dass er über ihre Trennung längst noch nicht hinweg war. Wie denn auch? Hajime hatte ihn damals vor vollendete Tatsachen gestellt. Dieser Oikawa war auf einmal in seinem Leben aufgetaucht und hatte alles auf den Kopf gestellt. Keiji wusste, dass Hajime und er sich seit ihrer Kindheit kannten. Er stellte sich immer wieder die Frage, was er falsch gemacht hatte, um seinen Ex-Freund in die Arme eines anderen zu treiben. Schon in den Wochen vor ihrer Trennung war Keiji nicht entgangen, dass sich Hajime anders verhielt als sonst. Immerhin sagte er sich selbst, dass er sein Verhalten nach zwei Jahren Beziehung ganz gut einschätzen konnte. Als er ihn schließlich darauf angesprochen hatte, hatte er gemeint, dass sein Kindheitsfreund Oikawa wieder in Japan sei. Keiji hatte sich für ihn gefreut und war somit auch nicht verwundert gewesen, als die beiden auf einmal viel Zeit miteinander verbrachten. In seinen Augen war es normal gewesen, dass sein damals Noch-Freund die Zeit mit seinem besten Freund nachholen wollte. Sie hatten einander immerhin lange nicht gesehen. Bis es nicht mehr normal gewesen war. Bis Hajime ihm gesagt hatte, dass das zwischen ihnen keine Zukunft mehr hatte. „Es liegt nicht an dir, Keiji, sondern an mir. Toru wird immer den ersten Platz in meinem Herzen haben.“ Diese Worte hatten sich in Keijis Gedächtnis eingebrannt. Sie hatten einen tiefen Schock in ihn ausgelöst, den er bis heute nicht recht von sich lösen konnte. Er hoffte, dass dies irgendwann der Fall war und er seiner Zukunft wieder positiver entgegenblicken konnte. Als es plötzlich an seiner Wohnungstür klingelte, zuckte der Student zusammen, da er aus seinen Gedanken gerissen worden war. Aber er war auch dankbar dafür, da er wusste, dass er ansonsten wieder nur in Selbstzweifeln versunken wäre. Er stand von der Couch auf, um die Tür zu öffnen, an der es immer noch klingelte. Das konnte nur eine Person sein, die dort stand. „Akaashi! Akaashi! Ich brauche ganz dringend deine Hilfe!“, begrüßte ihn Bokuto überschwänglich und wippte aufgeregt auf seinen Füßen hin und her. Mit einer gesunden Portion Skepsis betrachtete Keiji seinen Nachbar kurz, ehe er zur Seite trat. „Komm doch bitte erst einmal herein, Bokuto-san. Dann können wir in aller Ruhe miteinander sprechen.“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, war der Ältere auch schon in der Wohnung und zog sich die Schuhe aus. Gemeinsam gingen sie hinüber in die Wohnküche, wo sich Bokuto sofort auf der Couch niederließ. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte Keiji seinen Gast, aber dieser schüttelte sofort den Kopf. „Ich bin viel zu aufgeregt, um etwas zu trinken. Akaashi, es ist einfach so wunderbar!“, rief er dafür energiegeladen aus, dass der unfreiwillige Gastgeber erst einmal blinzelte. Schließlich seufzte er innerlich und ließ sich neben ihm nieder. Inzwischen hatte er gelernt, dass Bokuto seine Emotionen immer sehr deutlich zeigte; etwas, womit Keiji erst einmal zurechtkommen musste. „Was ist denn so wunderbar, Bokuto-san?“ „Ich werde Kenma nach einem Date fragen. Mir ist endlich klar geworden, wie verliebt ich in ihn bin!“ Das Strahlen in Bokutos Gesicht wurde noch größer, wenn das denn überhaupt möglich war. Erstaunen legte sich in Keijis Ausdruck. Erst vor einer Weile hatte er seinen Nachbarn gefragt, ob er in Kenma verliebt war. Da hatte er noch sehr erstaunt über diese Frage gewirkt. „Entschuldige, wenn ich nachfrage, aber woher kommt jetzt diese Erkenntnis? Als wir das letzte Mal darüber gesprochen haben, hast du da noch nicht ganz so sicher gewirkt.“ Bokuto starrte ihn einen Augenblick an und schien zu überlegen. „Na ja, deine Worte haben mich damals zum Nachdenken gebracht und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass du recht hast. Ich habe mich wirklich in Kenma verliebt und es die ganze Zeit über nicht bemerkt…Aber jetzt werde ich es ihm endlich sagen! Ich habe vorhin deswegen auch mit Kubro und Suga darüber gesprochen…Man, war Kubro erst einmal sauer! Er hat gedacht, dass ihn mir einen Scherz mit ihm erlauben würde! Dabei war es mir total ernst! Suga hat ihn dann erst einmal beruhigen müssen…Aber er hat mir seinen Segen gegeben und jetzt werde ich Kenma nach einem Date fragen, weshalb ich jetzt deine Hilfe brauche! Wie gehe ich das am besten an? Ich habe bisher nur Mädchen gedatet und das war eigentlich immer total einfach!“ Mit großen Augen sah Bokuto sein Gegenüber an, welcher das Gesagte erst einmal verarbeiten musste. Er atmete tief durch und setzte ein Lächeln auf. „Ich freue mich sehr für dich, dass du endlich weißt, dass du in ihn verliebt bist. Aber bei dem Date kann ich dir nicht helfen. Ich bin nicht gut in solchen Sachen.“ Keiji stellte sich die Frage, warum Bokuto auf die Idee gekommen war, ausgerechnet ihn nach seiner Meinung zu fragen. Gleichzeitig verstand er nicht, warum er nicht Kuroo und Sugawara gefragt hatte, wenn er schon bei ihnen gewesen war. Sein Nachbar legte seinen Kopf beiseite und starrte ihn einen Augenblick an. „Ist es wegen deinem Ex-Freund? Tut mir leid, daran hatte ich nicht mehr gedacht…“ Er wirkte niedergeschlagen, weshalb Akaashi schnell den Kopf schüttelte. „Ja…schon, aber mach dir deswegen bitte keinen Kopf, Bokuto-san. Es ist nur so…na ja, ich bin vor kurzem auf ihn getroffen, beziehungsweise habe ich ihn und seinen neuen Freund gesehen…Ich glaube, das hat doch einiges mit mir gemacht.“ Keiji zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatte er nicht über das Thema sprechen wollen, aber es passt gerade mit Bokuto so gut zusammen. Und an sich wusste er auch, dass es ihm guttun würde, wenn er mit jemanden darüber sprach. Es war nur so schwer, sein Herz zu öffnen. „Du bist auf ihn getroffen? Das tut mir echt leid, Akaashi! Habt ihr etwa miteinander geredet oder so?!“ Für Keiji war es immer wieder erstaunlich, wie schnell Bokuto seine Aufmerksamkeit wechseln konnte. Aber er nahm es auch gerne an, dass er mit ihm reden wollte. Wenn er sich selbst den Kopf über alles zerbrach, würde es nicht besser werden. „Nein, wir haben nicht miteinander gesprochen. Eigentlich habe ich ihn nur auf der anderen Straßenseite gesehen mit seinem neuen Freund…Ich glaube noch nicht einmal, dass er mich bemerkt hat…Aber es hat einiges in mir ausgelöst.“ Keiji zuckte mit den Schultern. Die ganze Situation war immer noch so absurd für ihn. „Hm…Was hältst du davon, wenn du eine Aussprache mit ihm suchst? Und ich frage währenddessen Kenma nach einem Date. Das hört sich doch nach einer tollen Idee an!“ Bokutos Augen blitzten auf, da er seine Idee so großartig fand. Keiji hingegen runzelte die Stirn. „Ich weiß ja nicht so recht, ob das eine gute Idee…Hajime war damals ziemlich deutlich und ich weiß nicht, ob er es wollen würde…“ „Aber du willst es! Beziehungsweise brauchst du es!“ Das Schlimme an diesen Worten war, dass er wusste, dass der Ältere recht hat. Er brauchte diese Aussprache, damit er weitermachen konnte. Er seufzte. „Okay, ich versuch es“, gab er schließlich nach, „Und tut mir leid, dass ich dir mit Kenma nicht helfen kann.“ Aber Bokuto schüttelte den Kopf. „Ich schaffe das auch so! Ich weiß ja jetzt, dass ich in ihn verliebt bin. Und du schaffst das auch mit deinem Ex-Freund!“, behauptete Bokuto mit Stolz geschwellter Brust. Keiji wünschte sich sein Selbstbewusstsein in diesem Augenblick sehr. Kapitel 17: Date ---------------- Date Heute war es so weit und Kageyama und Akira hatte ihr erstes Date miteinander. Die beiden hatten lange überlegt, wo der beste Ort für dieses Date war. Immerhin sollte es etwas besonderes werden. In ein Restaurant wollten sie nicht unbedingt gehen, da sie beide fanden, dass man sich dort nicht so frei unterhalten konnte. Deshalb fiel Kino auch hintenüber, auch wenn beide gerne zusammen Filme sahen. Auch andere Ideen, wie ein Spaziergang, zu einem Volleyballspiel gehen oder eine Spielhalle zu besuchen, schlossen sie aus. Am Ende war nur ein Ort für sie in Frage gekommen: ihre Wohnung. Dies war eventuell etwas einfach, da sie hier ständig zusammen waren, aber beide wollten sich bei diesem Date auch wohlfühlen. Akira war auch ganz froh darüber, dass er die Wohnung nicht groß verlassen musste, da er alles andere anstrengend fand. Auch konnte er sich hier ungeniert an Kageyama kuscheln, wenn er es wollte, ohne dabei komische Blicke zu ernten. An sich entsprach ihr Date ihrer täglichen Abendroutine mit der kleinen Änderung, dass sie sich dieses Mal etwas von ihrem Lieblingsinder geholt hatten. Bei ihrem Date wollten sie nicht selbst kochen. Akira hatte das gemeinsame Abendessen sehr genossen und noch mehr, dass sie es sich jetzt bei einem guten Film auf dem Sofa bequem gemacht hatten. An sich fühlte sich dieser Abend wie jeder andere an, aber irgendwie auch nicht. Akira fand, dass sich einfach etwas zwischen ihnen geändert hatte, seitdem sie wussten, dass sie Gefühle füreinander hatten. Der Film hatte gerade erst begonnen, als er merkte, dass Kageyamas Arm zunächst etwas zuckte, bis er ihn zögerlich um Akiras Schulter legte. Dessen Mundwinkel zuckten nach oben und ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Er fand es niedlich, wie zurückhaltend sein Mitbewohner war. Akira sah es gleichzeitig als Einladung an, dass er sich an ihn kuscheln durfte. Er machte es sich bequem und bettete seinen Kopf auf Kageyamas Schultern. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie sich seine Wangen leicht röteten. „Ist das so auch bequem genug für dich?“, fragte er nach und Akiras Lächeln wurde noch größer. Er schmunzelte. „Sehr bequem“, antwortete er und kuschelte sich gleich noch mehr an ihm. Er wollte Kageyama deutlich machen, dass es vollkommen in Ordnung war, dass sie sich so nah waren. Als er das Lächeln sah, welches aus den Lippen seines Dates erschien, entspannte er sich noch mehr. Er freute sich sehr, dass er das jetzt jeden Abend machen konnte. Akira genoss es auch sehr, dass Kageyama damit begann, sanft mit seiner Hand über seinen Oberarm zu streichen. Auch an diese Berührung konnte er sich gewöhnen. Sie konzentrierten sich vorerst wieder auf den Film und genossen ihren Zweisamkeit. Es gab da aber etwas, was Akira doch sehr interessierte, und er fand, dass ihr Date der perfekte Grund dafür war, um darüber zu sprechen. „Du, Kageyama?“, fragte er ihn und ihre Blicke trafen sich. „Ja?“ „Wann hast du eigentlich gemerkt, dass du dich in mich verliebt hast?“ Seitdem Kageyama ihn nach einem Date gefragt hatte, brannte diese Frage Akira unter den Fingernägeln. Er wollte wissen, wie lange sie schon umeinander herumtanzten und ob es seinem Date eine ganze Zeit lang so ergangen war wie ihm; dass er nicht wusste, wie er mit seinen eigenen Gefühlen umgehen sollte. Ein weiterer Rotschimmer legte sich auf Kageyamas Wangen. „…Ich habe es irgendwann einfach gemerkt…“, antwortete er murmelnd. Akiras Augenbrauen gingen in die Höhe und er griff nach der Fernbedienung, um den Film zu pausieren. Für dieses Gespräch brauchte er seine gesamte Konzentration. Er setzte sich auf, nur um auf Kageyamas Schoß zu klettern, dessen Wangen noch einen tieferen Rotton annahmen. „Einfach so? Das glaube ich dir nicht.“ Akira sah ihm tief in die Augen und legte seine Hände auf seine Schultern. Tatsächlich genoss er es, dass er Kageyama diese Reaktionen entlocken konnte. Dieser wusste wohl nicht so recht, was er mit seinen eigenen Händen anfangen sollte, also legte er sie vorsichtig auf Akiras Hüfte, als könnte er ihn zerbrechen. Der Jüngere unterdrückte ein Grinsen. Schließlich atmete der Ältere tief durch. „Okay, als wir immer öfter zusammen gekocht haben, habe ich mir irgendwann gedacht, dass es schön wäre, wenn das so für immer bleibt…Ich habe dann mit Sugawara-san darüber gesprochen und er hat gemeint, dass ich mich wohl in dich verliebt habe…und ja…dann wurde mir irgendwie alles klar.“ Der Rotschimmer wurde weniger und Kageyama wirkte etwas unschlüssig über seine Antwort. Akira kicherte. „Süß, dass du Hilfe von ihm brauchtest, um dir deinen eigenen Gefühlen bewusst zu werden“, amüsierte er sich liebevoll über ihn. Kageyama verzog kurz das Gesicht und der Griff um Akiras Hüfte wurde fester. Auch das gefiel ihm ausgesprochen gut. Er ließ sich noch mehr auf Kageyamas Schoß sinken. „Ich kann halt nicht gut mit solchen Sachen und das weißt du!“, verteidigte er sich schärfer als gewollt, da es ihm peinlich war. Daher nahm der Jüngere es ihm auch nicht übel, sondern lachte noch mehr. „Es ist trotzdem süß“, zog er ihn auf und hörte, wie Kageyama leise grummelte. „Wann hast du es eigentlich gemerkt?“, wollte er wissen, um das Thema von sich selbst wegzulenken. Akira ließ ihn gerne gewähren. „Bei unserem ersten Filmabend und als du zugelassen hast, dass ich mich an dich kuscheln durfte. Es hat sich gut angefühlt und ich habe mir gedacht, dass ich das gerne öfter hätte. Danach haben sich meine Gefühle ganz von allein entwickelt. Vielleicht waren sie vorher auch schon da, das weiß ich nicht so ganz. Immerhin kennen wir uns ja auch schon eine ganze Weile.“ Er zuckte mit den Schultern. Einen bestimmten Punkt, wo er sich seiner Gefühle für ihn bewusst geworden war, konnte er nicht benennen. Er verschränkte die Hände in Kageyamas Nacken und rutschte ein Stück näher an ihn heran. Der Ältere sah ihn für einen langen Moment nur an, während Akira damit begann, mit seinen Daumen sanft über seinen Nacken zu streichen. „…Also hätten wir das hier schon viel früher haben können?“, fragte er leise. Akira nickte. „Sehr viel früher wahrscheinlich. Aber ich bin froh, dass wir jetzt endlich hier sind“, sagte er und lehnte sich nach vorne. Kageyamas und seine Lippen berührten sich fast. Sein Gegenüber wirkte noch etwas unschlüssig, was er tun sollte. „Ich bin auch sehr froh darüber“, antwortete er und küsste ihn schließlich. Akira ließ sich voll und ganz in den Kuss fallen. Endlich konnte er auch das tun. Zunächst war der Kuss zaghaft, wurde aber schnell immer fordernder. Kageyamas Griff um seine Hüfte wurde noch einmal fest und er zog ihn näher an sich. Akira freute sich darauf, was die Zukunft noch alles für sie bereithalten würde. Kapitel 18: Verzweiflung ------------------------ Verzweiflung Kenjirou fragte sich, wie tief man in seinem Leben fallen konnte. Er wusste, dass er aktuell an einem Tiefpunkt in seinem Leben angekommen war. Er hatte doch tatsächlich mit Semi geschlafen. Mit Semi fucking Eita. So sehr Kenjirou die ganze Situation auch auf den Alkohol schieben wollte, so wusste er, dass er lediglich seine Zunge gelockert hatte. Und so einiges anderes. Er wollte Semi und das schon eine ganze Weile. Vielleicht sogar schon, seitdem er in das Haus eingezogen war und er ihn das erste Mal gesehen hatte. Dabei fand er, dass es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick nicht gab. Das war etwas, was in Märchen und Filmen vorkam, aber doch nicht im echten Leben. Dennoch hatte Semi seit ihrem ersten Aufeinandertreffen eine Wirkung, die sich der Medizinstudent einfach nicht erklären konnte. Sie passte nicht in seine Logik. Deshalb hatte er auch alles Erdenkliche getan, um ihn auf Abstand zu halten. Dabei hatte es ihm Semi auch ziemlich leicht gemacht, da er immer wieder auf seine Spitzen eingegangen war. Kenjirou war sich sicher gewesen, dass der sehr attraktive Musiker ihn nicht ausstehen konnte. Denn, wenn es eine Sache gab, mit der er überhaupt nicht umgehen konnte, dann waren das Gefühle, vor allem seine eigenen. Und jetzt das. Kenjirou hatte überhaupt keine Ahnung, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Er war sich sicher, dass er damit alles ruiniert hatte, was jemals zwischen ihnen zustande hätte kommen können. Und das war in Ordnung für ihn, redete er sich selbst ein, immerhin wollte er seinen Gefühle für Semi nicht nachgeben. Aber Semi, dieser Vollidiot, hatte beschlossen, dass er es Kenjirou nicht so leicht machen würde, wie der es gerne hätte. Neuerdings lauerte er ihm immer wieder auf und provozierte Aufeinandertreffen zwischen ihnen. Er sprach davon, dass er ja nur mit ihm reden wolle. Aber darauf fiel Kenjirou nicht herein. Er wollte sich nicht anhören, wie falsch diese Nacht zwischen ihnen gewesen war; das wusste er selbst zu gut. So ergriff er jedes Mal die Flucht, wenn er Semi schon vom Weiten sah. Dennoch trieb ihn die gesamte Situation der Verzweiflung nahe und er brauchte unbedingt jemanden, mit dem er darüber sprechen konnte. Und dafür gab es nur eine Person. „Und ich soll dir jetzt wobei genau helfen?“ Mit unschlüssigen Blick betrachtete Taichi Kenjirou. Natürlich hatte der Medizinstudent seinen besten Freund um Hilfe gebeten bei seinem ganzem Semi-Dilemma. „Wie ich am besten mit Semi umgehen sollte! Ich habe dir doch schon gesagt, dass er mir in letzter Zeit immer wieder auflauert und es für mich immer schwerer wird, ihm aus dem Weg zu gehen“, wiederholte Kenjirou das, womit er ihn bei ihrem Treffen begrüßt hatte. Taichi kratzte sich am Nacken und der Unschlüssigkeit wollte nicht aus seinem Blick weichen. „Ich weiß ehrlich nicht genau, was ich da groß zu dir sagen soll, Kenjirou. Vielleicht solltest du einfach mit ihm reden, das ist meinen Augen die beste Lösung“, schlug er schließlich vor und wurde mit einem vehementen Kopfschütteln belohnt. „Ausgeschlossen. Das würde nichts bringen. Sollte er jemals so etwas wie Respekt für mich besessen haben, wird es den jetzt nicht mehr geben. Er wird mir lediglich sagen, wie falsch das alles war und das weiß ich selbst zu gut“, behauptete er lautstark und verschränkte die Arme vor der Brust. Taichi seufzte tief. Wären sie nicht so lange miteinander befreundet, wäre er längst aufgestanden und gegangen. „Du tust wieder so, als würdest du sowieso den Ausgang von allem kennen, Kenjirou. Aber da ich weiß, dass du ihn magst, ja sogar in ihn verliebt bist, denke ich, dass du lediglich Angst vor eine Zurückweisung hast.“ Ein sanfter Zug umspielte Taichis Lippen. Kenjirou biss sich auf die Unterlippe. Er hasste es, dass sein bester Freund ihn so gut kannte. „Ich bin überhaupt nicht in ihn verliebt. Ich kann ihn nicht ausstehen.“ „Das habe ich sonst immer erst von dir gehört, nachdem du mit einem Typen geschlafen hast, aber das meintest du schon zu mir, als du Semi kennengelernt hast. Ich glaube, dass du dich gerade wieder einmal selbst verrätst.“ Belustigt sah sein Gegenüber ihn an. Kenjirous Augen verengten sich zu Schlitzen. Gott, wie gerne hätte er Taichi in diesem Augenblick verflucht. Aber dafür mochte er ihn zu gerne und er musste ihm hochanrechnen, dass er immer für ihn da war, egal, in welche Situation er sich wieder einmal gebracht hatte. „Und wenn es so wäre! Was sollte ich dann deiner Meinung nach tun?“, fragte er pampig, auch wenn er neugierig auf die Antwort war. Taichi unterdrückte einen Lachen und nahm erst einmal einen Schluck von seinem Kaffee, bevor er ihm antwortete. „Wie gesagt, reden wäre wohl am angebrachtesten. Und dann könntest du ihn nach einem Date fragen. Ich denke auch, dass das dir mal guttun würde, anstatt gleich mit dem Typen, von dem du etwas willst, ins Bett zu springen.“ Okay, damit hatte Taichi einen ganz tiefen Treffer gelandet. Kenjirou wusste selbst zu gut, dass er nicht der Beste war, wenn es darum ging, ein vernünftiges Liebesleben zu führen. „…Wie hast du das eigentlich mit Yachi hinbekommen? Ich meine, das zwischen euch läuft echt gut und alles“, fragte er nicht ohne Neid in der Stimme. Er wollte auch so etwas Unkompliziertes. Das amüsierte Ausdruck in Taichis Gesicht wich einem aufrichtigen Lächeln, wie jedes Mal, wenn sie über seine Freundin sprachen. „Na ja, wir haben uns zunächst ein wenig angefreundet und dann habe ich irgendwann all meinen Mut zusammengenommen, um sie nach einem Date zu fragen. Ich war überglücklich, als sie damals ja gesagt hat. Und seitdem läuft es echt gut. Wir überlegen sogar, im neuen Jahr zusammenzuziehen.“ Kenjirou merkte wieder einmal, wie verliebt sein bester Freund war. So sehr er sich auf für ihn freute, musste er automatisch an Semi denken. Und wieder einmal breitete sich dieses ekelhafte Kribbeln in seinem Bauch aus. Er wollte nicht verliebt sein. „…So toll das auch alles klingt und so sehr ich mich auch für dich freue, weiß ich nicht, ob das etwas für mich ist. Dates und dieses ganze Zeug.“ Er zuckte ratlos mit den Schultern. „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt, Kenjirou. Das weißt du nur, wenn du ausprobiert.“ Taichis Worte hallten noch in dem Kopf des Medizinstudenten herum, als er ein paar Stunden später nach Hause kam. Im Prinzip wusste er, dass sein bester Freund recht hatte, aber sein Sturkopf wollte das nicht akzeptieren. Er war längst zu dem Schluss gekommen, dass das mit Semi und ihm sowieso keine Zukunft hatte. Warum sollte er sich also weiter den Kopf darüber zerbrechen? „Shirabu“, wurde er da aus seinen Gedanken gerissen und diese allzu vertraute Stimme versetze sofort seinen gesamten Körper in Alarmbereitschaft. Kenjirou hatte gerade die Treppe hinaufgehen wollen und hatte aufgrund seines Gedankenkarussells nicht mitbekommen, dass die Haustür hinter ihm noch einmal geöffnet worden war. „Semi-san…“ Er hasste sich selbst dafür, dass seine Stimme nur ein Hauchen war. Er wollte nicht verletzlich vor ihm wirken. „Bitte lauf dieses Mal nicht weg. Ich will wirklich nur mit dir reden“, sprach Semi sanft auf ihn ein, während er sich der Treppe und damit Kenjirou näherte. Der rationale Teil seines Kopfes sagte ihm, dass alles in Ordnung war, wenn sie nur miteinandersprachen. Der panische Teil sagte ihm, dass er flüchten sollte. Und diesem Impuls gab Kenjirou schließlich nach. Er nahm zwei Treppenstufen auf einmal und hatte seinen Wohnungsschlüssel schnell in der Hand, als er überhaupt realisierte. Die Wohnungstür fiel krachend ins Schloss und er ließ sich auf dem Boden dahinter sinken. Er gab einen Laut von sich, der einem verwundeten Tier ähnelte. Kenjirou fühlte sich in diesem Augenblick mehr als erbärmlich. Kapitel 19: Die Aussprache -------------------------- Die Aussprache Am Ende hatte sich Keiji tatsächlich ein Herz genommen und war Bokutos Vorschlag nachgekommen. Ein paar Tage nach ihrem Gespräch hatte er seinen Ex-Freund angerufen und ihn um ein Treffen gebeten. Hajime war im ersten Augenblick natürlich erstaunt darüber gewesen, dass Keiji ihn angerufen hatte. Das war mehr als verständlich. Seit ihrer Trennung waren sie eigentlich nur im Kontakt gewesen, damit Keiji sicherstellen konnte, dass Hajime nicht in der Wohnung war, wenn er seine Sachen holte. Aber dies gehörte nun der Vergangenheit an und er war bereit, den Schritt der Aussprachen zu gehen. Sein Ex-Freund war auch sehr positiv gestimmt gewesen, als er ihm diesen Vorschlag gemacht hatte. Wahrscheinlich würde dieses Gespräch sie beide weiterbringen, auch wenn Keiji einiges an Bauchschmerzen hatte, bevor es überhaupt so weit war. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde. Keiji war natürlich viel zu früh in dem Café, welches sie für ihr Treffen ausgemacht hatten. Aber er war zu nervös gewesen, um noch länger zuhause herumsitzen zu können. Er hatte sogar einen Umweg gemacht, um nicht allzu früh hier zu sein. Diese Nervosität war wahrscheinlich vollkommen normal. Immerhin hatten Hajime und er zwei Jahre lang ihre Leben miteinander geteilt und das Ende war ohne jegliche Vorwarnung für den Jüngeren gekommen. Würde er sich nicht so nervös fühlen, wenn er es vorher gewusst hätte? Wäre die Trennung dann einfacher für ihn zu verarbeiten? Keiji wusste es nicht. „Oh, du bist ja schon da. Hallo Keiji“, riss ihn Hajimes Begrüßung da aus seinen Gedanken. Sein Ex-Freund blieb vor dem Tisch stehen, den er sich ausgesucht hatte. Einen Augenblick konnte er ihn nur anstarren. Er sah immer noch gut aussah, aber sein Herz machte keinen Satz mehr bei seinem Anblick. Das war schon einmal ein Fortschritt, wie er fand. „Hallo Hajime“, grüßte Keiji und stand von seinem Platz auf. Er war unschlüssig, ob er ihn zur Begrüßung umarmen sollte oder nur die Hand schütteln. Hajime schien es ähnlich zu gehen. Schließlich endete es damit, dass sie sich nur ansahen und dann beide setzten. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, welches nur von der Bedienung unterbrochen wurde, die ihre Bestellung aufnahm. Beide bestellten Kaffee, schwarz. „Ich bin froh, dass dieses Treffen zustande gekommen ist. Wir hätten schon viel früher miteinandersprechen sollen“, sagte Hajime schließlich und schenkte Keiji ein kleines Lächeln. Er nickte vorsichtig. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Ex-Freund es so empfinden würde. Aber gut, so konnte man nun einmal nicht in einen Menschen hineinsehen. „Und mir tut es auch leid, dass ich damals nicht ehrlich mit dir gewesen bin. Du hast es nicht verdient, wie ich dich behandelt habe“, fuhr er fort. Keiji schüttelte schnell den Kopf. „Nein…Es muss dir nicht leidtun. Es ist gekommen, wie es gekommen ist“, meinte er und zuckte mit den Schultern. Er wollte das Mitleid nicht. Aber irgendwie schien dies gar nicht Hajimes Intention zu sein, wie er an seinem Gesichtsausdruck ausmachte. „Du tust dich immer noch schwer damit, wenn man sich bei dir entschuldigt. Das mag ich an dir, Keiji“, sagte er leise lachend und wartete darauf, dass die Bedienung ihre Tassen abstellte, „Aber ich meine es ernst. Ich hätte von Anfang an ehrlich mit dir sein sollen. Schon, als das mit uns angefangen hat.“ Keijis Augen weiteten sich leicht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Ex-Freund so weit zurückgehen würde. Irgendwie überkam ihn das Gefühl, dass hinter ihrer Trennung wohl doch mehr steckte, als er vermutet hatte. „Als das mit uns angefangen hat? Heißt das etwa, dass unsere Beziehung auf einer Lüge basiert?“ Er überlegte kurz, ob er nicht einfach gehen sollte. Er wollte sich nicht anhören müssen, dass Hajime ihn nie geliebt hatte. Er würde auch so über ihn hinwegkommen. Irgendwann. „Nein, nein! Das nicht. Definitiv nicht. Aber ich war nicht so ehrlich zu dir, wie es ich es hätte sein sollen. Wie fange ich am besten an…“ Sein Ex-Freund überlegt und fuhr sich mit der Hand über den Nacken. Keiji konnte einen Blick auf einen Knutschfleck werfen, der kurz über seinem Schlüsselbein war und größtenteils von seinem Hoodie verdeckt wurde. Schnell sah er weg. „Am besten am Anfang“, schlug er ihm vor. Hajime nickte. „Ja, das ist wohl am besten. Du weißt ja, dass Toru und ich Kindheitsfreunde sind. Eigentlich waren wir immer zusammen“, begann er und Keiji stellte sich sofort die Frage, was sein jetziger Freund mit ihrer Beziehung zu tun hatte, bis auf die Tatsache, dass er ihr Trennungsgrund war. Aber er wollte ihm erst einmal zuhören und sich dann ein Urteil bilden. „In der Oberstufe habe ich dann festgestellt, dass ich mich in ihn verliebt habe. Mir ist bewusst geworden, dass er immer mehr als mein bester Freund ist. Und dann hat er mir eröffnet, dass er nach unserem Abschluss ins Ausland geht. Ich war so verdammt sauer. Aber nicht auf ihn, sondern auf mich, da ich ihm nichts von meinen Gefühlen gesagt habe. Und dann haben wir beide uns kennengelernt. Und es hat sich richtig gut angefühlt. Aber…“ Hajime brach ab und suchte nach den richtigen Worten. So langsam verstand Keiji, was er ihm sagen wollte. Es war, wie er ihm bei ihrer Trennung gesagt hatte: Oikawa hatte immer den ersten Platz in seinem Herzen. „Du hast ihn trotzdem geliebt. Ich hatte nie eine Chance, seinen Platz einzunehmen“, beendete er den Satz für ihn. Dabei hatte er keine Spur Bitterkeit in seiner Stimme. Langsam fand er sich mit dieser Tatsache ab. So glücklich er mit Hajime auch gewesen war, hatten sie wahrscheinlich niemals eine Chance gehabt. „Ja, das trifft es sehr gut. Das heißt nicht, dass ich dich nicht auch sehr, sehr gerne gemocht habe. Das tue ich immer noch. Und wenn Toru nicht zurückgekommen wäre…Vielleicht wäre es auch nie zu unserer Trennung gekommen. Ich weiß es nicht. Aber jetzt kennst du die Wahrheit. Als Toru und ich uns dann wieder getroffen haben, hat es irgendwie von allein entwickelt. Aber du sollst wissen, das nie etwas zwischen uns passiert ist, bevor ich mich von dir getrennt habe.“ Das letzte Geständnis nahm Keiji noch eine weitere Last von den Schultern. Er war sich zwar sicher gewesen, dass Hajime eine ehrliche Person war und ihn deshalb nie betrügen würde, aber ein kleiner, fieser Gedanke war immer da gewesen. „Ich bin froh, dass du so ehrlich mit mir bist, Hajime. Das hilft mir…wirklich viel. Ich habe nach unserer Trennung nicht gewusst, wie ich weitermachen soll…Aber jetzt…Jetzt fühlt es sich ein wenig so an, als hätte ich eine Idee.“ Er schenkte ihm zum ersten Mal seit ihrem Zusammentreffen ein Lächeln. „Das freut mich sehr zu hören. Wie ist es eigentlich in deiner neuen Wohnung? Hast du dich schon eingelebt?“, fragte Hajime und das Gespräch, was daraufhin entstand, fühlte sich leicht für Keiji an. Er hatte das Gefühl, dass nichts mehr zwischen ihnen stand. Keiji war sich sicher, dass er jetzt einen neuen Anfang wagen konnte. Zwar mit kleinen Schritten, aber einen Anfang. So ließ er es auch zu, dass Hajime ihn zum Abschied umarmte. Es stand nun nichts mehr zwischen ihnen und die Zukunft würde zeigen, ob nicht eine Freundschaft zwischen ihnen möglich war. Als er sich von seinem Ex-Freund löste, war ihm für einen Augenblick so, als hätte er Konoha in der Menschenmenge vor dem Café gesehen. Der blonde Schopf war ihm so vertraut vorgekommen Kapitel 20: Die Einladung ------------------------- Die Einladung „Und das war die letzte Karte“, verkündete Koushi zufrieden und schob die selbst gebastelte Einladungskarte in den Umschlag. Tetsurou schmunzelte. Den ganzen Nachmittag hatte er seinen Freund dabei beobachtet, wie er die Karten gebastelt hatte. Seitdem er ihm zugestimmt hatte, dass sie die Weihnachtsfeier abhalten würden, hatte er sich vollkommen in die Organisation vertieft. Tetsurou fand es süß, dass sein Liebster so viel Energie da reinstecken konnte und hatte ihn damit auch angesteckt. Er war selbst schon gespannt, was bei dieser Feier alles passierte. Gemeinsam hatten sie den Keller aufgeräumt, wo die Feier stattfinden sollte. Jetzt waren es nur noch wenige Tage, bis es so weit war. „Dann werde ich mal den verfrühten Weihnachtsmann spielen und alles verteilen“, sagte er grinsend zu Koushi und nahm den Stapel Umschläge, der vor ihm auf dem Küchentisch lag. „Mach du nur. Ich bin schon sehr gespannt, was du nachher berichtest und was die anderen zu der Idee gesagt haben“, stimmte der Ältere fröhlich zu und machte sich daran, seine Bastelsachen zusammen zu räumen. „Das mache ich doch glatt. Bis später.“ Mit einem Kuss verabschiedete er sich von seinem Freund und verließ die Wohnung. Er freute sich sehr darauf, die Einladungen zu verteilen. Sein erster Halt war natürlich bei Kenma, den er als ihren direkten Nachbar und seinen besten Freund als Erstes von der Idee informieren wollte. Er klingelte und wartete darauf, dass die Tür geöffnet wurde. „Kuro, was gibt es denn?“ Fragend sah Kenma ihn mit seinen Katzenaugen an. Aufgrund des Geräusch des Fernsehern wusste Tetsurou, dass er ihn gerade beim Zocken gestört hatte. Er unterdrückte ein Schmunzeln und reichte ihm erst einmal die Einladung. „Wir veranstalten dieses Jahr eine Weihnachtsfeier hier im Haus und du bist natürlich herzlich eingeladen. Alle Informationen dafür stehen auf der Einladung“, erklärte er ihn auf seinen fragenden Blick hin. Kenma runzelte die Stirn. „Eine Weihnachtsfeier? Warum das denn?“ „Koushi hat sich gedacht, dass die Weihnachtsstimmung im Haus nicht wirklich da ist und daher hat er diese Idee gehabt. Ich fand sie gut und jetzt machen wir das. Also, kommst du?“, fragte er seinen besten Freund. „Es kommen nur Leute aus unserem Haus? Und niemand anderes?“ „Ja, das ist der Plan.“ Er verstand, dass Kenma sich natürlich Gedanken machte, ob er auf Personen traf, die er zuvor noch nie gesehen hatte. Er tat sich mit so etwas einfach schwer. „In Ordnung. Dann komme ich“, stimmte sein bester Freund zu und Tetsurou war mit seiner ersten Übergabe sehr zufrieden. Sein nächster Weg führte ihn in den ersten Stock und dort erst einmal zu Kageyama und Kunimi. Dort wurde die fast Augenblick nach seinem Klingeln geöffnet. „Oh, guten Abend, Kuroo-san“, begrüßte Kageyama ihn und nur einen Moment später erschien Kunimi hinter ihm. Der Geruch, der aus der Wohnung kam, war sehr lecker. Die beiden machten wohl gerade ihr Abendessen. „Guten Abend“, grüßte ihn auch Kunimi ruhig und blieb hinter Kageyama stehen. Tetsurou war kurz verwirrt. Trug er da eins der T-Shirts des Älteren? „Hallo, ihr zwei. Ich wollte euch zu unserer Weihnachtsfeier einladen, die Koushi und ich dieses Jahr auf die Beine gestellt haben“, erklärte er den beiden den Grund für seinen Besuch und reichte Kageyama die Einladung. Kunimi und er tauschten einen kurzen Blick miteinander aus, ehe der Umschlag geöffnet wurde. Sie lasen sich alles gemeinsam durch, wobei der Jüngere sein Kinn auf Kageyamas Schulter abstützte. Okay, da war wirklich etwas anderes zwischen ihnen. Danach musste er Koushi später unbedingt fragen. Seine beiden Mieter tauschten einen weiteren Blick miteinander aus und nickten schließlich. „Wir kommen gerne“, antwortete Kageyama. Tetsurou war zufrieden. Jetzt hatten sie schon drei Gäste. Nachdem er sich von Kageyama und Kunimi verabschiedet hatte, ging Tetsurou zur gegenüberliegenden Tür, wo Shirabu wohnte. Dort dauerte es ein wenig, bis die Tür geöffnet wurde. „Was…Oh, Kuroo-san, du bist es.“ Tetsurou zog die Augenbrauen in die Höhe. Der Medizinstudent wirkte ziemlich zerknautscht und seine Haaren waren verwuschelt. „Hast du gerade etwa geschlafen?“, fragte er und Shirabu wischte sich über die Augen. „Ja, ich bin auf dem Sofa eingeschlafen. Ich hatte einen anstrengenden Tag an der Uni. Was gibt es?“ Er lehnte sich an den Türrahmen und unterdrückte einen Gähnen. Tetsurou überreichte ihm die Einladung. „Wir veranstalten dieses Jahr eine Weihnachtsfeier hier im Haus. Es wäre schön, wenn du auch kommen würdest.“ Er war gespannt, wie Shirabu reagieren würde. Er nahm ihm erst einmal die Einladung aus der Hand und drehte sie in seinen eigenen. „Alle aus dem Haus kommen?“, fragte er und der Unterton in seiner Stimme gefiel Tetsurou gar nicht. Es war ihm nicht entgangen, dass Shirabu in letzter Zeit Semi aus dem Weg ging. Als er Koushi danach gefragt hatte, hatte dieser aber auch nichts gewusst. „Wahrscheinlich. Ich war noch nicht bei allen. Also, wie schaut es aus?“, hakte er noch einmal nach. Shirabu drehte die Einladung weiter und sah dabei die ganze Zeit auf sie. „Ich muss mal schauen…Ich habe aktuell sehr viel mit der Universität zu tun“, antwortete er schließlich und richtete sich auf. Tetsurou runzelte noch kurz die Stirn. „Schau einfach, was sich machen lässt. Wir würden uns aus jeden Fall freuen, wenn du vorbeischaust, auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist“, schlug er vor, aber erntete dafür nur ein Nicken. Auch etwas, über was er später mit Koushi sprechen würde. Im zweiten Stock klingelte Tetsurou erst einmal bei Akaashi, der ihm recht schnell öffnete. „Guten Abend, Kuroo-san. Was gibt es denn?“, fragte sein neuster Mieter mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Irgendwie überkam Tetsurou sofort das Gefühl, dass er entspannter war als in den letzten Tagen, wo er ihn gesehen hatte. „Hallo Akaashi. Ich wollte dir nur eben eine Einladung vorbeibringen. Wir veranstalten dieses Jahr eine Weihnachtsfeier bei uns im Haus. Es wäre schön, wenn du auch kommst“, sagte er dazu, während er ihm den Umschlag übergab. Akaashi wirkte kurz erstaunt, bevor das Lächeln wieder auf seinen Lippen erschien. „Eine Weihnachtsfeier, das hört sich sicher nett an. Ich bin dabei“, gab er sofort an und Tetsurou war sehr froh darüber, wie unkompliziert es dieses Mal gegangen war. Kaum hatte er bei Bokuto und Konoha geklingelt, wurde die Tür auch schon geöffnet. Es war Bokuto. „Kubro! Da bist du ja endlich! Kenma hat mir schon geschrieben, dass du Einladungen verteilst. Eine Weihnachtsfeier! Das ist fanstatisch!“, begrüßte ihn sein anderer bester Freund überschwänglich, dass Tetsurou ihn einen Augenblick nur anstarren konnte. Seitdem er wusste, dass er in Kenma verliebt war, wusste er nicht, wie mit Bokuto umgehen sollte, wenn er den Namen seines Kindheitsfreundes erwähnte. Bisher schien sich noch nichts zwischen ihnen entwickelt zu haben, aber Tetsurou behielt es weiter im Auge. „Hallo Kuroo“, begrüßte ihn da Konoha, der hinter Bokuto in der Tür erschien. Er machte einen ähnlichen Eindruck auf ihn wie Shirabu vorhin. Wobei Konoha irgendwie niedergeschlagen wirkte. „Hallo Konoha“, begrüßte er zunächst den Blonden, bevor er sich wieder Bokuto zuwandte, „Und wie schön, dass Kenma es dir schon gesagt hat. Dann muss ich ja nichts mehr groß sagen, außer euch die Einladung zu geben. Ihr kommt also?“ Tetsurou gab die Einladung bewusst an Konoha, da er das Gefühl hatte, dass Bokuto sie nur verlieren würde. „Natürlich kommen wir! Oder, Konoha?“ Die Eule drehte sich zu seinem Mitbewohner und sah ihn erwartungsvoll an. Tetsurou entging dabei nicht, dass sich dieser dabei recht unwohl zu fühlen schien. Sein Lächeln wirkte erzwungen. „Klar. Das wird sicher lustig.“ Mit seinen Gedanken noch bei Konoha und seinem Verhalten, stieg Tetsurou die Treppen hinauf ins Dachgeschoss. Es fehlten nur noch Semi und Tendou und dann hatte er alle Einladungen verteilt. Auch bei ihnen dauerte es nicht lange, bis die Tür geöffnet wurde. „Kuroo, was für ein seltener Besuch hier oben“, begrüßte Tendou ihn mit einem breiten Grinsen. Er lehnte sich gegen den Türrahmen und sah ihn interessiert an. „Satori, wer ist denn da?“, fragte Semi wohl aus der Küche und Tetsurou hörte, wie sich Schritte näherten. „Kuroo besucht uns“, antwortete Tendou zu ihm, als er im Flur erschien. „Abend Kuroo. Was führt dich zu uns?“, fragte Semi und stellte sich neben seinem Ex-Freund. Tatsächlich wirkte diese Stimmung hier oben recht normal, was Tetsurou sehr zusagte. So sehr er all seine Mieter auch schätzte, waren sie doch ein sehr bunter Haufen und manchmal wusste man nicht, was einen erwartete. „Ich wollte euch eine Einladung für unsere Weihnachtsfeier vorbeibringen. Wir wollen dieses Jahr eine veranstalten“, erklärte er den Grund seines Besuches und ließ sich von Semi den Umschlag aus der Hand nehmen. „Das klingt ja cool. Das könnte ja etwas alljährliches dann werden“, meinte er und wirkte sehr begeistert. Darüber hatten Koushi und er tatsächlich auch schon nachgedacht. „Eine Weihnachtsfeier? Da sind wir natürlich dabei! Aber sag mal, Kuroo, gibt es auch die Möglichkeit, dass ich jemanden mitbringe? Ich habe da nämlich jemanden kennengelernt.“ Mit großen Augen sah Tendou ihn an. Kurz musste Tetsurou daran denken, was er zu Kenma gesagt hatte. Gleichzeitig war er auch neugierig, wer die Person war, die Tendou kennengelernt hatte. „Klar, warum nicht? Bring ihn mit.“ Kapitel 21: Ich tue nie etwas, was du nicht willst -------------------------------------------------- Ich tue nie etwas, was du nicht willst Es war der Abend vor der Weihnachtsfeier und Kenma und Bokuto hatten sich wieder einmal zum Zocken verabredet. Dies war in der letzten Zeit ziemlich kurzgekommen und kurzzeitig hatte Kenma auch das Gefühl, dass der Ältere ihm aus dem Weg gehen würde. Aber das hatte er sich recht schnell wieder gelegt, nachdem er ihm eine Nachricht geschrieben hatte. Er konnte sich auch nichts vorstellen, was er getan hatte, um ihn wütend auf sich zu machen. So freute sich Kenma sehr auf diesen Abend. Bokuto klingelte wie immer überschwänglich an Kenmas Wohnungstür. So oft wie er normalerweise genervt davon war, so sehr freute er sich heute darüber. Es war ein wenig so, als hätte er die gemeinsamen Abende mit Bokuto vermisst, wenn auch unterbewusst. „Hallo Kenma!“, begrüßte der Ältere ihn lautstark, kaum hatte er die Tür geöffnet. Kurz runzelte er die Stirn. Machte er sich jetzt etwas vor oder war Bokuto heute noch aufgedrehter als sonst? Er zuckte ratlos mit den Schultern und trat einen Schritt beiseite. „Hallo Bokuto. Schön, dass du hier bist.“ Das kam ihn einfach so über die Lippen, ohne dass er groß darüber nachdachte. Es sorgte für einen irritierenden Moment zwischen ihnen. „Das hast du noch nie zu mir gesagt“, sprach Bokuto das aus, was er gerade dachte. Kenma zuckte wieder mit den Schultern. „Mir war danach“, meinte er und ging an ihm vorbei, „Machen wir da weiter, wo wir das letzte Mal aufgehört haben? Es ist ja schon eine Weile her. Wir können auch etwas anderes spielen, wenn du willst.“ Er setzte sich auf den Rand der dauerhaft ausgezogenen Schlafcouch. Für einen Augenblick wirkte Bokuto unschlüssig, ob er sich neben ihn setzen sollte, was auch neu war, aber dann tat er es trotzdem. Kenma kam nicht drum herum, den Gedanken zu hegen, dass heute etwas anders zwischen ihnen war. Er konnte aber nicht sagen, was es war. Er hoffte nur, dass es sich bald wieder legte. „Wir können da weitermachen, wo wir das letzte Mal aufgehört haben. Mir ist es egal, solange wir Spaß miteinander haben“, stimmte er ihm schließlich zu. Kenma nickte und reichte ihm den Kontroller, bevor er den Fernseher und die Konsole einschaltete. Es dauerte nicht lange, bis Kenma klar wurde, dass Bokuto heute vollkommen unkonzentriert war. Dies war jetzt nichts neues für ihn, da sich der Ältere gerne mal ablenken ließ, aber heute war es besonders schlimm. Zum vierten Mal versuchten sie nun schon das Level zu schaffen und scheiterten immer kurz vorm Ende, da Bokuto den letzten Absprung nicht schaffte. Kenma pausierte das Spiel und sah zu seinem Sitznachbar. „Tut mir leid…Ich weiß nicht, was heute los ist…“ Niedergeschlagen erwiderte er seinen Blick, aber Kenma schüttelte bloß den Kopf. „Ist schon in Ordnung. Wir können auch etwas anderes spielen“, meinte er, „Ein Jump ’n’ Run vielleicht? Oder du guckst mir einfach zu?“ Ihm war es egal, was sie machten, Hauptsache Bokuto blieb noch eine Weile bei ihm. Vielleicht schlief er auch wieder in seinem Bett ein. Kenma würde sich nicht daran stören. „…Können wir vielleicht auch miteinander sprechen?“ Erstaunen legte sich in den Blick des Jüngeren. Mit so einem Vorschlag hatte er nicht gerechnet. „Über was willst du denn reden?“, hakte er nach und Bokuto begann damit, wild herumzugestikulieren. „Also…Es gibt da jemanden…also das ist so…ich mag jemand sehr gerne!“ Wenn es möglich war, verwirrte Bokuto Kenma in diesem Augenblick noch mehr. Gleichzeitig gefiel ihm diese Aussage nicht. Er wollte nicht, dass es da jemanden gab, den Bokuto sehr gerne mochte. „...Das ist schön. Hast du es schon gesagt? Die Person muss sehr glücklich darüber sein.“ Kenma drehte den Kontroller in sein Händen, da sie etwas zu tun brauchten. In Videospielen waren solche Gespräche viel einfacher und er hätte es einfach ausschalten können, da es ihm nicht gefiel. „Es ist nicht irgendjemand! Du bist es, Kenma! Ich bin in dich verliebt!“ Der Kontroller wäre ihm fast aus der Hand gefallen, als Bokuto mit dieser Offenbarung um die Ecke kam. Er konnte ihn nur anstarren. Sein Herz schlug auf einmal ganz schnell und ein komisches Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus. „…Warum?“, konnte er nur fragen. „Warum? Weil du der tollste Mensch bist, den ich kenne! Du bist so unglaublich gut in deinen Games und ich liebe es, dir dabei zuzusehen! Du bist hübsch und ich bin mir total sicher, dass deine Haare richtig weich sind! Ich fühle mich so wohl in deiner Nähe und will am liebsten jede Minute mit dir verbringen. Ich habe das Gefühl, dass es dir egal ist, was ich mache und du mich trotzdem magst. Du lässt mich in deinem Bett schlafen und bist danach nicht wütend auf mich. Du hilfst mir auch immer wieder bei der Uni, weshalb ich auch weiß, dass du absolut schlau bist. Und vor allem lässt du mein Herz höherschlagen und ich will, dass dieses Gefühl für immer bleibt.“ War Bokuto am Anfang seines Geständnisses noch übertrieben laut gewesen, war er nach und nach ruhiger geworden. Kenma konnte ihn weiterhin nur ansehen, da seine Gedanken ein großer Haufen wirrer Fäden waren. Kein roter Faden wollten sich ihm dabei zeigen. Und sein Herz, welches so schnell schlug, dass es eigentlich aus seiner Brust springen musste, machte es da nicht besser. Er wusste, dass er etwas zu Bokuto sagen musste. Aber konnte er nicht. So langsam formten sich Wörter und aus diesen Wörter Sätze. Kenmas erste Gedanke war, dass er sich bei Bokuto genauso fühlte, wie er es bei ihm beschrieben hatte. Er nahm ihn so, wie er war. Er versuchte nicht, Kenma dazu zu überreden, auch mal seine Wohnung zu verlassen, wenn er gerade keine Lust dazu hatte. Bokuto zockte liebend gerne mit ihm, auch wenn seine Skills wirklich zu wünschen übrigließen. Aber Kenma störte sich nicht daran. Er mochte es einfach, dass er sich für seine Hobbys interessierte. Gleichzeitig hatte Kenma auch nichts dagegen, wenn Bokuto ihn fragte, ob er sich ein Volleyballspiel mit ihm ansehen wollte. Oder er Bokuto direkt dabei zusah, wie er spielt. Für ihn tat er das gerne. „Kenma…?“, fragte der Ältere vorsichtig, da er die ganze Zeit über nichts gesagt hatte, sondern ihn nur anstarren konnte. Er sagte weiterhin nichts, sondern griff nach Bokutos großen Hand. „Ich mag dich auch sehr gerne, Bokuto. Ich fühle mich auch sehr wohl bei dir. Das habe ich bei niemanden sonst auf diese Weise. Ich weiß aber nicht, ob ich von Liebe sprechen kann. Das muss ich erst herausfinden“, antwortete er schließlich und ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Ein Strahlen ging in Bokutos Augen auf. „Kenma! Ich verspreche dir, dass ich auch nie etwas tun werden, was du nicht willst! Ich will einfach nur glücklich mit dir sein.“ Wenn es möglich war, schlug Kenmas Herz noch schneller nach diesen Worten. Ohne groß darüber nachzudenken, lehnte er sich nach vorne und küsste Bokuto. Sofort schloss er die Augen dabei. Als er spürte, wie der Kuss vorsichtig erwiderte wurde, war er sich sicher, dass Bokuto Wolke sieben entgegenschwebte. Und auch Kenma näherte sich ihr. Kapitel 22: Herzlich Willkommen ------------------------------- Herzlich Willkommen „Ist es auch wirklich in Ordnung, dass ich mitkommen?“, fragte Wakatoshi Satori, als sie gemeinsam das Wohnhaus betraten. Der Rothaarige hatte darauf bestanden, dass er ihn von Zuhause abholte und sie gemeinsam zur Weihnachtsfeier gingen. Das war ihm einfach wichtig. „Aber natürlich ist es in Ordnung. Ich habe Kuroo extra gefragt und er hat gesagt, dass ich dich ruhig mitbringen soll. Es wird super, glaub mir das mal“, antwortete er und harkte sich bei ihm unter. Wakatoshi betrachtete ihn noch kurz, aber nickte schließlich. Mit einem zufriedenen Lächeln schloss Satori die Tür hinter ihnen und führte sein Date in den Keller, wo schon alles weihnachtlich geschmückt war. Sugawara hatte sich wirklich viel Mühe damit gegeben, das musste Satori ihm zusprechen. Die Weihnachtsmusik war auch schon zu hören. Hoffentlich hatte Eita daran gedacht, die Pralinen rechtzeitig aus dem Kühlschrank zu nehmen, wie er es ihm angewiesen hatte. „Hallo alle miteinander. Hier sind wir!“, begrüßte Satori die Runde, die sich im Keller versammelt hatte. Es waren alle schon da bis auf Shirabu. Sofort suchte er Eita, der neben dem Buffet stand. Sein Mitbewohner wusste genau, was er wohl von ihm wollte, aber er zuckte nur mit den Schultern und schenkte ihm ein schiefes Lächeln. Satori runzelte kurz die Stirn. Er hoffte sehr für Shirabu, dass er noch einen Arsch hinunterbewegte, ansonsten würde er zu ihm nach oben kommen und Klartext mit ihm reden. „Guten Abend“, begrüßte Wakatoshi die Runde und wirkte dabei etwas unschlüssig, was man ihn aber nicht sofort ansah. Satori genoss es sehr, wie gut er ihn inzwischen lesen konnte. „Guten Abend, ihr zwei. Das ist also deine Begleitung. Ich bin Kuroo, der Vermieter hier. Freut mich, dass du mitgekommen bist“, stellte sich Kuroo nonchalant vor und reichte Wakatoshi die Hand, die dieser schüttelte. „Ushijima Wakatoshi“, stellte er sich vor und klang dabei doch etwas steif. Satori kicherte. Süß, wie schwer er sich mit dieser Situation tat. „Ushijima-san, ich wusste gar nicht, dass du Tendou kennst“, sprach ihn da Kageyama an. Satori entging nicht das kleine Detail, dass er die Hand von Kunimi hielt. Da schien sich etwas entwickelt zu haben. Er musste bei Sugawara nachher mal lauschen, ob er da genaueres wusste. „Oh, Kageyama, du wohnst auch hier. Tendou hat mich eingeladen“, antwortete er ihm. Auf einmal konnte sich Satori vorstellen, dass die beiden wunderbar miteinander kommunizieren konnten. Sie waren sich auf seltsame Weise ähnlich. „Ushijima! Ich habe dich in den letzten Wochen im Studio vermisst!“, kam es da von Bokut, der bis eben noch ganz beschäftigt mit Kenma gewesen war. Noch mehr als Wakatoshis Bekanntschaft mit Kageyama erstaunte Satori die mit Bokuto. Die beiden hatten in seinen Augen nichts gemeinsam, bis wie schien auf das Fitness-Studio. „Bokuto, du wohnst also auch hier.“ Er hörte das Erstaunen in der Stimme seines Dates sehr deutlich heraus. Wieder musste er kichern. „Und du hast dir Gedanken gemacht, dass du niemand hier kennen würdest, Wakatoshi. Und jetzt kennst du gleich schon drei Leute“, zog er ihn sanft auf und strich ihm über den Oberarm. Wakatoshi nickte. „Ja, da hast du wohl recht“, stimmte er zu. „Ich muss jetzt endlich etwas loswerden!“, riss da Bokuto wieder die Aufmerksamkeit an sich und Satori fand, dass er noch aufgeregter als sonst wirkte. Kurz suchte er wieder Eitas Blick, ob er es wusste. Sein Ex-Freund hatte bis eben mit Sugawara das Buffet vorbereitet. Er zuckte wieder mit den Schultern. Er wusste also auch noch nichts. Das musste wohl etwas ganz Neues sein. „Was gibt es denn so wichtiges, Bro?“, fragte Kuroo und etwas Wissendes lag in seinem Blick. Das machte es nur interessanter für Satori. „Kenma und ich sind jetzt ein Paar. Seit gestern!“, verkündete er feierlich und griff nach der Hand seines Freundes, der auf den Boden sah. So viel Aufmerksamkeit war ihn sichtlich unangenehm. Während sich die anderen daran machten, ihnen zu gratulieren, sah Satori wieder Wakatoshi an. Etwas in seinem Blick gab ihn zu bedenken. „Ist alles in Ordnung, Wakatoshi?“, fragte er nach. Er wollte sich, dass er sich hier bei ihnen wohlfühlte. Der Größere sah noch kurz zu Bokuto und Kenma, die doch sehr glücklich miteinander wirkten, auch wenn sich Letzterer etwas zierte. Schließlich sah er wieder Satori an und betrachtete sein Gesicht. „Ich freue mich nur für Bokuto. Er hat mir beim Training mal von ihm erzählt. Er hat dabei sehr glücklich gewirkt“, war seine Antwort. Satori nickte zunächst. Aber er hatte das Gefühl, dass noch mehr dahintersteckte. „Ja, es ist sehr schön, dass die beiden jetzt zusammen sind“, meinte er und summte leise vor sich hin. Er hielt immer noch Wakatoshis Arm umklammerte. Er wollte sich noch nicht von ihm lösen. Es war auch sehr schön, dass die Aufmerksamkeit nicht auf ihnen lag, sondern weiterhin auf Kenma und Bokuto. Die Eule erzählte gerade mit großen Gesten, wie er seinem Freund seine Gefühle gestanden hatte. „Satori?“ „Ja?“ „Was ist das jetzt eigentlich mit uns? Können wir uns auch als Paar bezeichnen?“ Satoris Augen weiteten sich vor Erstaunen. So viel Initiative kannte er gar nicht von ihm. An sich störte ihn das auch nicht. Immerhin war das mit ihnen noch am Anfang und könnte sich in jede Richtung entwickeln. „Nun, wir hatten ja jetzt einige Date miteinander und ich mag dich sehr gerne, Wakatoshi. Sehr, sehr gern, um genau zu sein“, antwortete er und schenkte ihm seinen sanften Blick. Ein Lächeln umspielte Wakatoshis Lippen. Wie sehr sich Satori in dieses Lächeln verliebt hatte. „Du bedeutest mir auch sehr viel, Satori. Mehr, als ich es wahrscheinlich ausdrücken kann.“ Ein angenehmes Kribbeln ging über die Haut des Rothaarigen, als er hörte, wie er seinen Vornamen aussprach. Das war das erste Mal, dass er ihn so nannte. „Ich würde gerne an deiner Seite bleiben, Wakatoshi. Ich möchte sehen, wohin das mit uns noch führt.“ Endlich konnte er es aussprechen, was ihm schon so lange auf der Zunge lag. Zwar hatte er sich die Weihnachtsfeier nicht als den Ort ausgemalt, wo er ihm seine Gefühle gestehen würde, aber das war ihm jetzt auch egal. Er würde diesen Mann nicht mehr gehen lassen. „Ich möchte auch, dass du an meiner Seite bleibst, Satori.“ Er lehnte sich nach vorne und küsste ihn. Satori hätte niemals gedacht, dass er ihn noch mehr Erstaunen entlocken würde. Vor Freude und Liebe erwiderte er den Kuss. Oh nein, er würde Wakatoshi sicher nicht mehr von seiner Seite lassen. Kapitel 23: Ich will dich ------------------------- Ich will dich Als er sah, wie Satori und Ushijima sich küssten, entfloh Eita ein Seufzer. Er freute sich sehr für seinen Ex-Freund, dass es wohl für ihn voranging. Er hatte dieses Glück verdient. Und dann waren da natürlich auch noch Bokuto und Kenma, die ebenfalls so glücklich miteinander wirkten. Eita hielt es nicht mehr im Keller. Er musste jetzt nach oben gehen und endlich mit Shirabu sprechen. Er hatte die Hoffnung gehabt, dass der Jüngere zur Weihnachtsfeier kommen würde und er vorher mit ihm sprechen konnte. Aber der Medizinstudent hatte sich dafür entschieden, dass er lieber in seiner Wohnung blieb. Eita hoffte zumindest, dass dies der Fall war und er nicht weggefahren war. Als er vor Shirabus Wohnungstür stand, atmete Eita kurz durch, bevor er die Klingel betätigte. Er hörte, wie sich Schritte der Tür näherten, die kurz darauf geöffnet wurde. „Ja-…Geh weg!“ Leider war er einen Augenblick zu spät und Shirabu warf ihm die Tür vor der Nase zu. Das war schon einmal nicht so gelaufen, wie Eita sich das vorgestellt hatte. Er atmete ein weiteres Mal durch und klopfte dieses Mal. „Shirabu, mach dir die Tür auf. Das ist einfach nur noch lächerlich“, forderte er ihn auf und hoffte, dass er nicht allzu genervt klang. Kurz überlegte er auch, ob er sich den Ersatzschlüssel von Kuroo holen sollte, aber dann würde Shirabu wahrscheinlich erst recht nicht mit ihm reden. „Ich habe gesagt, dass du weggehen sollst, Semi-san! Ich will dich nicht sehen!“, machte er deutlich, was er von dieser Idee hielt. Gott, dieser verdammte Sturkopf! Aber Eita würde ihm zeigen, dass er mindestens genauso stur sein konnte, wenn nicht sogar noch mehr. „Dann werde ich hier einfach so lange warten, bis du sie öffnest. Irgendwann musst du ja herauskommen. Satori bringt mir sicher etwas zu essen und zu trinken, wenn ich ihn danach frage. Ich kann das Spiel genauso spielen wie du“, meinte er und setzte sich demonstrativ auf den Boden. Eita konnte sich zwar schönere Orte als den Flur vorstellen, aber das hier erforderte besondere Maßnahmen. Kurz war nichts aus der Wohnung zu hören und Eita rechnete damit, dass Shirabu ihn hier sitzen lassen würde. Er lehnte sich an die Tür. Er fragte sich, ob sein Verschwinden auf der Weihnachtsfeier schon aufgefallen war. Schließlich hörte er, wie die Tür ein zweites Mal geöffnet wurde. „Komm rein“, sagte Shirabu zu ihm, als er zu ihm aufblickte. In seiner Miene war nicht zu lesen, was ihm gerade durch den Kopf ging. Eita war mit diesem ersten Schritt zufrieden. Jetzt musste nur noch das Gespräch gut laufen. Er stand vom Boden auf und folgte ihm in die Wohnung. „Danke. Können wir jetzt miteinander reden?“ Shirabu war im Flur stehen geblieben und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Alles in ihm machte Eita deutlich, dass er nicht mit ihm sprechen wollte. Aber da musste er jetzt durch. Er würde ihn nicht einfach so davonkommen lassen. „Über was sollten wir denn reden? Ich wüsste nicht, was es zwischen uns gibt, was redenswert wäre“, blockte der Jüngere ab und drehte sich sogar leicht weg. Eita massierte sich die Nasenwurzel und sprach sich selbst innerlich viel Kraft zu. Er ging ein paar Schritte auf ihn zu, fasste ihn an der Schulter und drehte ihn wieder zu sich. Er sollte ihn ansehen. „Du weißt sehr gut, über was wir sprechen sollten, Shirabu. Ich habe keine Lust mehr, dass du ständig vor mir wegläufst, als wäre ich sonst wer.“ Der Medizinstudent zuckte und schüttelte Eitas Hand ab. Er ging ein paar Schritte zurück und stierte ihn finster an. „Und mir von dir anhören, dass alles ein großer Fehler war!? Das weiß ich selbst sehr gut!“, explodierte er schließlich und Eita zuckte kurz zusammen, „Dass wir miteinander geschlafen haben, war ein verdammter Fehler! Es hätte nicht passieren dürfen! Das wird jetzt ständig zwischen uns stehen und ist nicht mehr rückgängig zu machen! Darum bringt es auch nichts, wenn wir miteinander reden!“ Shirabu atmete schwer und es kam seinem Gegenüber so vor, als würde er Tränen zurückhalten. Eita war von den Worten getroffen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er die Nacht als einen so großen Fehler ansehen würde. „…Wow, du bist sehr eindeutig mit deinen Worten. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du es so schlimm finden würdest, mit mir zu schlafen.“ Er wollte die Bitterkeit in seiner Stimme nicht unterdrücken. Er hatte sich eigentlich einen anderen Ausgang gewünscht. Shirabu sah ihn nicht an, sondern starrte auf den Boden. „Ich bereue lediglich, wie die Nacht zwischen uns zustande gekommen ist. Wir waren betrunken und es hätte nicht passieren dürfen“, fuhr er fort, „aber an sich bin ich froh, dass ich endlich mit dir geschlafen habe. Weil ich dich die ganze Zeit über wollte. Immer noch will. Und das obwohl du ein so gottverdammtes, anstrengendes, verzogenes Gör bist, welches ständig meine Nerven überstrapaziert, weil du vor mir wegrennst und einfach nicht mit mir reden willst. Ich will dich trotzdem. Und ich werde dich auch noch wollen, wenn du mir jetzt sagst, dass ich gehen soll. Weil du es geschafft hast, dir einen Platz in meinem Herzen zu erschleichen.“ Endlich hatte Eita das gesagt, was ihm die ganze Zeit auf den Herzen lag. Er hatte sich vor Shirabu geöffnet und würde jetzt sehen, was daraus entstand. Der Jüngere hatte wenigstens schon einmal den Kopf gehoben und starrte ihn sprachlos an. Dann ging er ein paar Schritte auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen. Eita sah ihn an und rechnete eigentlich so gut wie mit allem. Er konnte nicht lesen, was Shirabu als Nächstes tun würde. „Du bist so ein Idiot, Semi-san…“, nuschelte er, während er seine Stirn auf seiner Schulter ablegte, „Du bist viel zu nett zu mir…und das obwohl ich dich so scheiße behandle…warum machst du das nur mit mir? Du sorgst dafür, dass alles in mir Kopf steht und mein Herz ständig so nervig schnell klopft. Ich kann doch nicht mit solchen Gefühlen umgehen…“ Eita konnte nicht anders als zu lachen, während er die Arme um Shirabu legte. Er ahnte, dass das mit ihnen eine Handvoll Arbeit werden würde, aber dafür war bereit. „Heißt, dass das du mich auch willst?“, fragte er, da er dies aus Shirabus Mund hören wollte. Vorsichtig hob er den Kopf. „Ja, ich will dich. Und ich will dich auch nicht mehr hergeben“, antwortete er und küsste Eita von sich aus. „Ich werde dich auch nicht mehr hergeben“, wisperte er gegen seine Lippen, ehe er den Kuss erwiderte. Endlich hatte er Shirabu für sich gewinnen können. Eita war gespannt, was die Zukunft für sie bereithalten würde. Kapitel 24: Wartest du auf mich? -------------------------------- Wartest du auf mich? Es war wirklich nicht einfach für Akinori, dass er fast nur von Paaren umgeben war. Während man bei Kageyama und Kunimi genauer hinsehen musste, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte, war Bokuto sehr offenherzig damit, wie sehr er Kenma liebte. Dieser tat Akinori ein wenig leid, da ihm so viel Aufmerksamkeit eindeutig unangenehm war. Dann wären da noch Tendou und sein neuer Freund Ushijima, die wohl gerade erst zusammengekommen waren, wenn er es richtig mitbekommen hatte. Und natürlich waren da auch noch Kuroo und Sugawara, die er noch am angenehmsten fand, da er sie nun einmal als Paar gewöhnt war. Als schließlich auch noch Semi und Shirabu Händchen haltend und ziemlich glücklich in den Keller kamen, musste Akinori einfach raus. Er brauchte frische Luft, wenn er den Abend irgendwie überstehen wollte. Akinori trat durch die Haustür und atmete tief durch. Es schneite und er bereute es sofort, dass er keine Mütze mitgenommen hatte. Aber gut, das war ihm jetzt auch egal. Ihm gingen zu viele Dinge durch den Kopf. Vor wenigen Tagen hatte er Akaashi und dessen Ex-Freund gesehen. Oder war er jetzt wieder sein Freund? So ganz hatte es Akinori nicht deuten können. Aber die beiden hatten sich umarmt und das musste doch eigentlich dafür sprechen, dass sie sich wieder nähergekommen waren, oder? Dabei hatte Akaashi noch alles andere als glücklich geklungen, als sie seinen Ex-Freund auf der Straße gesehen hatte. Außerdem war dieser noch in Begleitung seines neuen Freundes gewesen. War das alles nur Schall und Rauch gewesen und Akaashis Ex-Freund oder was auch immer hatte gemerkt, dass er ihn doch zurückwollte? Verübeln würde Konoha es ihm nicht. Akaashi war großartig. Er würde alles dafür tun, um ihn näherkennenlernen zu dürfen. Gleichzeitig könnte er auch Akaashi verstehen, wenn er zu seinem Ex-Freund zurückkehrte. Der Kerl sah klasse aus und hatte wahrscheinlich auch noch einen guten Charaktere, denn ansonsten hätte er sich sicher nicht auf ihn eingelassen. Akinori hatte wohl niemals eine reale Chance bei ihm gehabt, auch wenn er es sich sehr gewünscht hatte. Er würde schon darüber hinwegkommen. Irgendwann. „Konoha-san?“, riss ihn da ausgerechnet Akaashi aus seinen Gedanken. Er drehte sich ruckartig um und sah in das Gesicht seines hübschen Nachbars, der ihm ein sanftes Lächeln schenkte. „Oh, Akaashi.“ Er wusste nicht so recht, was er zu ihm sagen sollte. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn er wieder gegangen wäre. Akinori wollte sich noch ein wenig seinem Selbstmitleid widmen, bevor er wieder hineinging. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so plötzlich nach draußen gegangen, da dachte ich mir, dass vielleicht etwas vorgefallen ist und ich nach dir sehen sollte.“ Warum machte er es ihm so schwer, wütend auf ihn zu sein? Akinori starrte auf den Boden. Er wollte ihn nicht länger ansehen und sich in seinen Augen verlieren. „Wann ziehst du aus?“, fragte er, ohne groß darüber nachzudenken. Vielleicht war das der letzte Abend, den sie miteinander verbrachten. Eigentlich wollte er gar nicht daran denken, aber lieber jetzt als später, dachte er sich. „Wie bitte?“ Als Akinori den Kopf hob, sah er in das irritierte Gesicht von Akaashi. „Wann du ausziehst. Zurück zu deinem Ex-Freund, der wohl jetzt wieder dein Freund ist.“ Für einen Augenblick starrte der Jüngere ihn nur an. Akinori schluckte und bereitete sich darauf vor, was er gleich zu hören bekam. „Dann hast du uns wirklich gesehen“, sagte Akaashi zunächst, „Und nein, ich werde nicht ausziehen. Hajime ist auch immer noch mein Ex-Freund. Wir haben uns an dem Tag, wo du uns gesehen hast, ausgesprochen. Ich habe nicht vor, so schnell wieder hier auszuziehen.“ Akinori wünschte sich in diesem Augenblick, dass sich ein Loch unter ihm auftat und ihn für immer verschluckte. Er hatte die gesamte Situation so falsch eingeschätzt, wie es nur ging. Akaashi musste ihn schrecklich finden. „…das tut mir so leid…ich…ich hätte einfach nichts sagen sollen“, versuchte er sich zu entschuldigen und sah zwischen dem Boden und Akaashi hin und her. Er hörte damit auf, als er sah, wie die Mundwinkeln des Jüngeren zuckte und er schließlich lachte. Akinori verstand die Welt nicht mehr. Warum lachte er denn jetzt? „Akaashi?“, fragte er vorsichtig, als sein Gegenüber sich die Lachtränen aus den Augen wischte. „Entschuldigung, Konoha-san, dein Blick war gerade zu amüsant. Und es ist schon in Ordnung. Ich hätte einfach mit dir sprechen sollen, als ich schon gedacht habe, dich gesehen zu haben“, sagte er und lächelte Akinori wieder an. Dieser war immer noch verwirrt, wurde aber langsam entspannter. „Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich hätte nichts vermuten sollen, ohne vorher mit dir darüber zu reden. Ich bin froh, dass du noch nicht ausziehst. Das würde ich sehr schade finden.“ Er erlaubte sich ein vorsichtiges Lächeln. Es fühlte sich gut an, dass Akaashi nicht sauer auf ihn war. Und jetzt musste er sich auch nicht mehr verrückt machen, dass er einfach so aus seinem Leben verschwinden würde. Vielleicht hatte er ja doch eine Chance bei ihm. Irgendwann. „War die Aussprache denn gut?“, fragte er deshalb nach, um Akaashi auch zu zeigen, dass er sich für ihn interessierte. Der Jüngere nickte. „Ja, sie hat wirklich gutgetan. Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt vorangehen kann. Das fühlte sich richtig, richtig gut an.“ Der entspannte Ausdruck auf Akaashis Gesicht unterstrich noch einmal, was er gerade gesagt hatte. Akinori gefiel dieser Ausdruck sehr. „Das freut mich sehr für dich, Akaashi.“ „Danke. Aber ich habe auch gleichzeitig gemerkt, dass ich noch nicht wieder bereit für eine Beziehung bin.“ Autsch, das saß. Das musste Akinori so zugeben. Damit konnte er sich wohl doch von seiner Chance bei ihm verabschieden. Oder war das zu früh? Akinori wusste in diesem Augenblick gar nichts. „Oh…das ist natürlich…ja…“ Er wusste nicht, wie er das, was ihm durch den Kopf ging, in Worte fassen sollte. Akaashin nickte zunächst und sie sahen einander an. Der Ältere musste daran denken, dass sie sich in einem Film jetzt wohl trotzdem küssen würden. Aber so einfach lief das nun einmal nicht ab. „Aber auch wenn ich aktuell noch nicht bereit für eine Beziehung bin und mich mehr auf mich konzentrieren will, würde ich mich freuen, wenn du auf mich warten würdest. Also nur, wenn du auch dafür bereit bist. Ich kann dir nicht sagen, wie lange das dauern wird, aber ja…wartest du auf mich, Konoha-san?“ Akinori schluckte trocken und blinzelte schnell. Hatte Akaashi ihm gerade diese Frage gestellt. „Ja!“, antwortete er vielleicht er zu energisch, dass es den Jüngeren zum Lachen brachte und ihm selbst die Röte ins Gesicht trieb. Er war wohl doch sehr offensichtlich, was seine Gefühle anging. „Danke, Konoha-san“, bedankte sich Akaashi und umarmte Akinori, der in diesem Augenblick unglaublich glücklich war. Das war dann wohl ein kleines Weihnachtswunder. Epilog: Nächstes Jahr wieder ---------------------------- Koushi ließ seinen Blick durch die vertraute Runde schweifen. Als Semi und Shirabu nach unten gekommen waren, hatte sich Tendou sofort auf die beiden gestürzt und hatte wissen wollen, wie sie sich ausgesprochen hatten. Tendous neuer Freund Ushijima hatte im ersten Augenblick etwas unschlüssig gewirkt, als er stehen gelassen wurde, aber hatte dann ein Gespräch mit Kageyama und Kunimi begonnen. Bokuto strahlte nach wie vor mit der Weihnachtsbeleuchtung um die Wette, während er durchgängig Kenmas Hand hielt. Als Konoha und Akaashi wieder hineinkamen, entwickelte sich ein Gespräch zwischen ihnen. Alle machte einen sehr glücklichen Eindruck auf Koushi und so langsam kam ein wohliges, heimeliges Gefühle bei ihm auf, welches perfekt in die Weihnachtszeit passte. Die Weihnachtsmusik tat ihr Restliches. „Bist du zufrieden?“, fragte Tetsurou ihn, während er einen Arm um deine Schulter legte. Koushi sah kurz zu ihm hin, ehe seinen Kopf auf seine Schulter legte. Gemeinsam beobachteten sie ihre Freunde. „Ja, sehr. Danke, dass du bei meiner Idee mitgemacht hast. Es fühlte sich echt nach Weihnachten an“, antwortete er ihm und spürte Tetsurous Lippen an seinem Schopf. „Das habe ich doch gerne gemacht“, winkte sein Freund ab und zog ihn noch ein Stück an sich heran, „Es ist schön, sie alle so glücklich zu sehen. Was hältst du davon, wenn wir das nächstes Jahr wiederholen?“ Koushi löste sich von seinem Liebsten und sah ihn erstaunt an. Auch wenn Tetsurou gerade so positiv gewirkt hatte, hatte er nicht damit gerechnet, dass er ihm so einen Vorschlag machen würde. „Meinst du das ernst?“ „Aber natürlich, Kou“, lachte Tetsurou, „Es wäre eine schöne Tradition, die wir einführen könnten. Ich hoffe doch, dass wir hier noch einige Jahre leben werden.“ „Das wäre wunderschön, Tetsu“, stimmte er ihm zu und küsste ihn. Sanft trafen ihre Lippen aufeinander und Koushi legte die Arme um den Hals seines Freundes. Nächstes Jahr. Übernächstes Jahr. Überübernächstes Jahr. Er hoffte sehr, dass noch viele Weihnachtsfeiern und Jahre in diesem Haus für sie folgen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)