Inu Yasha no yomi von Hotepneith (Inu Yasha in der Unterwelt) ================================================================================ Kapitel 17: Portal der Brüder Teil zwei --------------------------------------- No, you don't know what it's like When nothin' feels alright You don't know what it's like To be like me   Simple Plan: Welcome to my live   „Betrachtest du tatsächlich die Lage positiv?“ erkundigte sich die Seele des Herrn des Westens bei seinem Nachbarn. Sicher, Vaters jüngerer Sohn war naiv, optimistisch, aber das grenzte ja schon an Unverstand. Er persönlich konnte sehr wenig Positives erkennen. Sicher, er befand sich zwar nicht mehr als Seele in der eigentlichen Unterwelt, aber in einem mehr als beschränkten Körper, noch dazu gemeinsam mit Inu Yasha, wurde in einem unbekannten Portal herumgewirbelt und hatte keine Ahnung wo und wie das enden sollte. Es hatte definitiv schon bessere Zeiten in seinem Leben gegeben. Wenn er denn überhaupt lebte. Im Augenblick war das wohl eher eine Zwischensache. „Es könnte schlimmer sein.“ Inu Yasha seufzte etwas, da er an Kagome und ihren Rat denken musste. „Wie zum Beispiel, dass inzwischen diese durchgeknallten Eidechsen samt Bakusaiga in deinem Schloss spielen, dass deine Vasallen den Aufstand proben, alles zusammen.“ Er hielt wirklich nicht viel von besagten Vasallen, aber er hielt sie doch für überlebensfähig. „Sie kämen nicht weit. Haha-ue kann ein Meidō öffnen.“ „Ich weiß. Aber sie, nein, damit meine ich jetzt eigentlich Mamoru, hat anscheinend schon mal gesagt, dass dein Heer nicht einer Frau folgen würde.“ „In der Tat.“ Wo war da der Kausalzusammenhang? Gerade Inu Yasha sollte wissen, dass man mit dem Pfad der Dunkelheit auch gegen ein Heer ankam. Der Jüngere war bereits einen Gedankensprung weiter. „Sag mal, nach was hast du eigentlich deine Berater ausgesucht? Keibo-sama und Myōga verstehe ich ja noch und auch dieser Kyoichi hat anscheinend was drauf. Jaken, naja, ist eben Jaken.“ „Er ist loyal.“ Warum ließ er sich ausfragen? Vielleicht, weil da doch auch einige Fragen offen waren, deren Beantwortung er selbst gern hören würde. Wenn man schon in dieser alles andere als trauten Zweisamkeit steckte. „Und dieser Mamoru?“ Der Hanyō bemerkte, auch, wenn er es nicht sah, wie der Ältere sich anspannte. Oder, korrekter, ihren gemeinsamen Körper. Aha. Den alarmierte also diese Nachfrage. Seine Meinung war also etwas wert, schloss er zufrieden. „Er ist der Anführer des Heeres. Nach mir.“ Er sollte es jetzt wohl möglichst sachlich erklären um nicht den guten Eindruck zu ruinieren. „Als die Nachricht von deinem Tod eintraf hatte er laut Onkelchen, Jaken und Kyoichi nichts Besseres zu tun als Keibo-sama eine neue Heirat vorzuschlagen. Vorzugsweise vermutlich mit sich. Myōga musste ihn dann an mein Erbrecht erinnern.“ Ein fast amüsierter Laut, wenngleich nur gedanklich. „Haha-ue würde ihn zum Frühstück verspeisen.“ „Naja, er hätte das Heer und sie keinen notwendigen Vormund, oder?“ „Sie ist nie… ineffektiv.“ Und er würde es auch nicht sein, gleich, in welchem Körper er zurückkäme. Fragte sich nur, was sie dazu getrieben hatte ausgerechnet den Sohn der Rivalin zu tolerieren. „Ich war es, glaube ich, auch nicht,“ erwiderte Inu Yasha prompt und klang beleidigt. „Nachdem ich die Nachricht bekam, bin ich sofort ins Schloss, habe diesen Kori ein bisschen zur Ordnung gerufen, mit Keibo-sama die Lage besprochen, dann noch mit den Beratern. Ach ja, zu allem Überfluss trudelte dann auch noch der Bote von diesem Wolfshund ein, dass der Brauttross in fünf Tagen da sei. Am nächsten Morgen bin ich dann los, zu einer Schamanin, mit Göttern reden und dann in die Unterwelt. Du kannst mir ruhig glauben, dass ich mich die letzten Tage nicht gelangweilt habe.“ „Was hast du dem Boten gesagt?“ Daichi Okami war bekanntermaßen ein schwieriger Kerl und fühlte sich leicht beleidigt. Leider war er wichtig – und sein Tod hätte sein ihm treues Heer aus kampferprobten Kriegern der Hunde und Wölfe auf den Plan gerufen. Und im Zweifel auch noch den Nordfürsten mit dem Fuchsheer. Durchaus eine Schwierigkeit für den Westen, wenn Mutter allein stand. „Dass du gerade nicht da bist, auf, äh, Fortbildung, ich dich unverzüglich suchen werde und dass, falls sie doch früher ankommen, die Fürstenmutter sicher eine gute Gastgeberin ist. Sag jetzt nur dass das nicht in Ordnung war.“ Der Hanyō hätte gern die Hände in die Hüfte gestemmt, aber das funktionierte aus zwei Gründen nicht. Erstens gab es erneut einen Wirbel, zweitens wurden seine Hände geblockt und er musste nicht hellsehen können um zu wissen von wem. „He, das ist mein Körper!“ „In dem ich bin. Also benehme dich auch wie der Herr des Westens!“ Hatte er das wirklich gerade gesagt? Nun ja, gedacht? Aber das genügte momentan ja auch. Leider. „Ausnahmsweise bin ich deiner Meinung, nii-san. Zu zweit in einem Körper .. ich habe damit gerechnet, dass ich in die Unterwelt komme und du überlebst, aber das hier...“ Inu Yasha fiel plötzlich ein, an was er bereits auf diesen Pfaden gedacht hatte. „Äh, wenn das so bleibt, geht das dann überhaupt mit deiner Heirat? Ich meine, ja, nach außen hin bin ich dein Erbe und so, deine Mutter erwähnte schon, dass nur wichtig sei, dass die Braut den Titel Fürstengefährtin erhält, aber nicht von wem … aber, da bist du. Und... Kagome.“ Sesshōmaru war versucht sich die Hand vor die Stirn zu schlagen, ließ es aber sowohl aus persönlichem Stolz als auch dem Wissen sein, dass sich der Jüngere einmischen würde. Aber – sie befanden sich gerade buchstäblich im Nichts, dafür in einem Körper. Und der dachte an.... eheliche Probleme? Es war ein Musterbeispiel von Selbstbeherrschung als er nur erwiderte: „Der Vertrag, der durch diese Heirat besiegelt wird, ist wichtig. Damit gehört Daichis Fürstentum nach seinem Tode mir, also, dem Westen. Bis dahin ist er der eigenständige Fürst, aber mit einem Nichtangriffspakt und einem Beistandsvertrag.“ „Ja, das habe ich ja verstanden und beweist tatsächlich mal, dass du strategisch denken kannst.“ Ein recht zwiespältiges Kompliment, gerade von jemandem, der … der... „Sprich dich nur aus. Wir sind hier ganz unter uns. - Mal ehrlich, nii-san, ich komme mit diesem Körper mein Leben lang aus, das wirst du schon auch schaffen. Ich werde dir eben helfen.“ Wie gerne hätte Sesshōmaru diesem ….dem kleinen Bruder letztere Idee buchstäblich aus dem Kopf geschlagen. Aber erstens war es in dieser Lage schlicht unmöglich und zweitens... siehe oben. Der war in das yomi gegangen um ihn herauszuholen. Und das aus alles anderen als egoistischen Gründen. Was vermutlich auch erklärte, warum der da überhaupt soweit gekommen war. So meinte er schlicht: „Die Ehe muss vollzogen werden, sonst kann Daichi sie annullieren. Und würde sein Fürstentum sicher den kitsune geben. Der Herr der Füchse bot ihm schon seinen ältesten Sohn an.“ „Dann werde ich mal üben, wie ich mich diskret zurückziehe, damit ich das Kagome so erzählen kann. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Irgendwie mein Lebensmotto.“ Das schien in der Familie zu liegen, dachte der Hundefürst noch, als er sozusagen draußen etwas wie Helligkeit entdeckte, etwas Leuchtendes, das er zu erkennen glaubte. Das war wichtig. Unglaublich wichtig, denn es würde keine zweite Gelegenheit geben. Ohne weitere Fragen oder Antworten bemühte er sich dorthin zu gelangen, buchstäblich seine Seele auszustrecken. „He!“ brachte Inu Yasha noch heraus, dann stellte er fest, dass er allein in seinem Körper war und er an etwas vorbeiflog, in das gerade eine Seele gesogen wurde, eindrang oder was auch immer. Das war kaum so groß wie einst Kagomes Kater Bujo. Was dachte sich dieser ...er fand gerade kein Schimpfwort, da er wieder umher geschleudert wurde, hart auf etwas prallte, instinktiv abrollte und mit dem Kopf gegen etwas schlug.   „Au!“ Das kam nicht nur von dem Anprall an einen Baum, sondern lag auch an der Tatsache, dass seine Linke zwischen den beiden Schwerterscheiden geprellt worden war. Was war denn nun schon wieder passiert? Er versuchte sich zu orientieren. Da war Wärme – nicht mehr die Kälte der Unterwelt. Sonne. Er öffnete noch etwas mit Magenproblemen und benommen die Augen. Ja, es war die Welt der Lebenden, mit Sonne, Helligkeit, Witterungen und allem, was dazu gehörte. Er hatte es geschafft und war zurück. Nur, was war mit Sesshōmaru? Im nächsten Augenblick war er auf den Beinen und fasste instinktiv nach Tessaiga. Es war kein Baum, gegen den er geprallt war, sondern das vordere, rechte Bein eines ziemlich großen, weißen Hundes, der gerade ein rotes Auge öffnete und hinab zu ihm sah. Instinktiv wich er einen Schritt zurück und ließ sein Schwert los. Auf ihn hinabsah, war diesmal wörtlich zu nehmen. Er erreichte kaum die Höhe der Knie des Riesenhundes. Er hatte Bruderherz ja schon manchmal in seiner wahren Gestalt gesehen, aber irgendwie war er ihm noch nie dermaßen groß vorgekommen. Wuchs ein Daiyōkai noch einmal im Körper, wenn er zu einem wurde? Und, was machte der jetzt? Das rote Auge wurde wieder geschlossen, dafür die Lefzen hochgezogen und ein zugegeben recht eindrucksvolles Besteck aus messerscharfen Zähnen entblößt. Eine riesige, rosa Zunge erschien vorne und wischte die ersten Tropfen einer grünlich leuchtende Säure weg. Das rechte Bein wurde gehoben, abgestellt, dann das linke. Und Inu Yasha begriff. Der sonst ach so tolle Herr Hund versuchte gerade herauszufinden, ob ihm der neue Körper gehorchte und wenn ja wie. Jawohl, linkes Hinterbein, rechtes. Als dann auch noch der Schwanz sich bewegte, war er sicher, dass Kagome diese Variante ihres Schwagers absolut niedlich finden würde. Naja, er auch. Ungewohnt unsicher. Dieser Meinung blieb er noch sechzig Sekunden lang, bis eine ungeheure Woge aus Yōki Gesicht und Gestalt des Riesenhundes verzerrte und der menschenähnliche junge Mann vor ihm stand, der wortlos die Rechte ausstreckte. So zog er Tenseiga samt Scheide ab, überreichte beides und sparte sich das: „Wie geht es dir?“ Allerdings grinste er. Sie hatten es alle zwei geschafft. Und jetzt begriff er auch, was das Weiße in Katzengröße gewesen war, dem sie begegnet waren – der Körper eines Welpen. Zu Glück hatte nii-san anscheinend sofort durchschaut, dass er als Seele dorthin musste. So klein begann also auch ein ach so toller ...großer … naja. Der große Bruder. Der Hundefürst schob sein Schwert in den Gürtel. Er hätte nie geglaubt einmal so zufrieden damit zu sein Tenseiga an der Hüfte zu tragen. „Wie viele Tage sind seit deinem Aufbruch aus dem Schloss vergangen?“ „Äh, keine Ahnung, ich war in der Unterwelt und laut Shinigami gibt es da keine Zeit. Sicher zwei Tage, eher mehr. Aber ja, wenn du meinst, wir sollten uns besser beeilen.“ Der Herr des Westens antwortete bereits im Abwenden. „Wir?“ Inu Yasha sprang prompt an seine Seite. „Keh, glaubst du etwa, ich will das Finale nicht mit ansehen und den Kerl kennen lernen, der mir solchen Aufwand aufgehalst hat?“ Nein, gab Sesshōmaru zu. Und, um zumindest zu sich selbst ehrlich zu sein, fühlte es sich besser an den Drachen diesmal mit Tessaiga, nein, mit seinem so loyalen kleinen Bruder gegenüber zu treten. Aber da gab es wohl noch einiges zu klären. „Woher kennst du Kori?“ Da hatte aber jemand sehr gut aufgepasst. „Der war der erste Typ, der mir negativ auffiel, als ich den Hof … äh, deines Schlosses betrat.“ Inu Yasha erzählte kurz, ehe er schloss: „Behaupte jetzt nur nicht es war falsch den mit dem Meidō zur Ordnung gerufen zu haben. Immerhin habe ich ihn nicht umgebracht.“ Ja, tatsächlich, dachte der große Bruder, wenn auch in der Erkenntnis, dass der Provinzfürst sein Glück, der doch überschäumenden Zerstörungswut des Jüngeren entgangen zu sein, kaum zu schätzen wusste. In gewisser Neugier, die einem Daiyōkai natürlich nicht ziemte, aber er schob es auf das Bemühen der unangenehmsten Frage auszuweichen, meinte er: „ Berichte von Anfang an. Wie wurdest du informiert?“ Ja, klar, Bruderherz war einiges entgangen. So berichtete der Hanyō möglichst ausführlich, auch seine Begegnung mit der Stiefmutter. Allerdings ließ er ihre Bemerkung aus, dass sie ihm auf Knien danken würde. Das würde er erst glauben, wenn er es sehen würde, zum Einen, zum Anderen, wäre da der Sohn wohl kaum einverstanden. „Jedenfalls stehen die Chancen gut, dass dieser Daichi samt Tochter schon da ist.“ Das war durchaus möglich. Immerhin hatte Inu Yasha via Boten den vorgewarnt, dass sich weder der Fürst noch sein Stellvertreter im Schloss befinden könnten – also, kein Grund für Daichi vom Handel abzulassen. Der Blick des Älteren glitt zur Seite. Da kam doch noch was? „Äh, ist diese Daichiko hübsch?“ „Wer?“ „Na, deine Braut. Kennst du etwa ihren Namen nicht?“ Aber der Hanyō erkannte die Antwort und fragte erschüttert: „Sag jetzt nur, du hast sie nicht einmal gesehen?“ Impulsiv, ahnungslos, Inu Yasha. „Wozu?“ „Naja, du solltest dich doch für jemanden interessieren, mit dem du Jahrhunderte zusammen leben willst.“ Er schuldete dem Narren etwas, also sollte er sich wohl dazu herablassen dem einige Kleinigkeiten klar zu machen. „Ich heirate die Erbtochter Daichis um sein Fürstentum nach seinem Tode zu erhalten. Ich heirate eine junge Frau, die mir einen Erben zur Welt bringen soll. Inu Yasha, ich lebe nicht mit ihr zusammen. Ich muss sie nicht einmal sehen, wenn ich es nicht will.“ Es stand ihm zu den Befehl zu geben, dass sie den Frauentrakt nicht verlassen durfte. Sachlich, ja, und so suchte der Jüngere ein Argument. „Aber, wenn du einen Erben willst... ich meine, angenommen, sie ist so hässlich, dass die Milch bei ihrem Anblick sauer wird....“ „Dann bekommt sie ein Tuch über das Gesicht.“ Inu Yasha rang etwas nach Luft. Pragmatismus war schon etwas, das er mit nii-san verband, aber … naja. Es war eine Prinzessin der Yōkai und nicht Kagome. Bei der Vorstellung, was die dazu gesagt hätte, tat ihm sein Rücken jetzt schon weh. Andererseits konnte er sich auch nicht vorstellen, dass Stiefmütterchen sich hätte so behandeln lassen. Vielleicht würde Sesshōmaru da noch sein Wunder erleben. Obwohl – der Herr „Ich-bin-so-kalt-dass-aus-Regen-hinter-mir-Schnee-wird“ würde vermutlich auch einen Ehekrieg überstehen und gewinnen. Immerhin war er nicht nur der Ehemann, sondern auch noch der Fürst und damit eben auch der absolute Herr, das hatte er doch in den wenigen Stunden als Regent gelernt. Er sollte ablenken. Und zu dem Thema kommen, an dem er seit Tagen knabberte. „Na schön. Beantworte mir noch eine Frage, dann halte ich auch den Mund.“ Da Bruderherz schwieg war das als Zustimmung zu sehen. „Warum um alles in allen drei Welten hast du Tenseiga im Schloss gelassen, als du zu den Drachen gingst?“ Diese Frage hatte er… nun, nicht befürchtet, aber doch vermeiden wollen. Aber er hatte Vater zugesagt der Wahrheit gemäß zu antworten. Und, das war er doch demjenigen schuldig, nach jedem Ehrenkodex, der ihm das Leben gerettet hatte. „Dem entnehme ich, dass du nicht in meinem Zimmer warst.“ „Ich habe nicht in deinem Bett geschlafen,“ fuhr Inu Yasha prompt auf, ergänzte dann aber, in der Gewissheit, dass ihn seine Witterung sowieso verraten würde: „Ich habe mir allerdings die Briefe auf dem Schreibpult dort angesehen.“ Er guckte seitwärts und begegnete einem bernsteinfarbenen Blick: „Ja, da gab es nur einen Brief über Drachen. Dieser König schrieb was von Bannkreisen und Fischern und dass alle Yōkaifürsten auch mal Magier schicken sollten. Aber, das war ja kaum so wichtig.“ Drei Dinge waren zu beachten. Inu Yasha konnte offensichtlich lesen. Und er hatte soweit mitgedacht, dass auf dem Pult etwas Wichtiges sein könnte. Drittens, der hatte weder eine Ausbildung in Strategie erhalten noch Ahnung von Politik. Nun gut. „Du hast nicht genau gelesen.“ „Kannst du eigentlich einmal etwas sagen, das nicht so klingt, als wäre ich der Trottel vom Dienst?“ Beweise es, aber Sesshōmaru versagte sich diese Antwort und erklärte in neu gewonnener Großer-Bruder-Attitüde: „Bei Briefen anderer Fürsten oder eben auch des Drachenkönigs sollte man jedes Wort wägen. Ryujin schrieb, dass er bereits Magier geschickt hatte.“ Genügte das? Er warf erneut einen Blick beiseite. Die Ohren zuckten, ja, da dachte jemand nach. Interessant. Nun, man gelangte auch nicht lebend durch das yomi wenn man ein vollendeter Narr war. Und auch als Regent hatte der sich evident nicht allzu schlecht gemacht. Immerhin war Mutter mit ihm einverstanden gewesen, sonst stünde der kaum noch hier. Auch die Sache mit Daichis Boten hatte der offenbar gut gehandhabt, wenngleich sicher mit haha-ues Rat versehen. Inu Yasha meinte langsam, durchaus angetan von der Tatsache, dass er offensichtlich etwas von nii-san gelehrt bekommen sollte, was selten genug passiert war und meist nur im Kampftraining: „Der König hatte also Magier schon geschickt? Und die waren nicht bei dir eingetrudelt. Dazu kam diese Einladung von deinem Hausdrachen... Ryuuichi. Schön. Also hattest du den Verdacht, die wären zu dem gegangen? Eine Falle? Und du springst hinein, klar, hätte ich auch gemacht. Du warst sicher, dass du die fünf Drachen und die Magier erledigen kannst. Gut. Soweit komme ich mit. Aber, du hast dich dann schwer getan? Weil es eben keine Feld-, Wald- und Wiesenmagier waren, sondern diese Elementschamanen?“ Für einen Moment kroch die Erinnerung an seine Hilflosigkeit und die Tortur schmerzhaft in dem Hundefürsten hoch, aber er verdrängte es rasch und erwiderte bemüht sachlich: „Es waren fünf. Fünf Elemente.“ Der Hanyou hörte etwas, das er nur als Gefühl deuten konnte, sehr ungewohnt und eigentlich noch nie so vernommen. Es wäre ziemlich unfair gewesen da jetzt darauf herum zu reiten, dem werten Herrn Hund unter die hoch gehaltene Nase zu reiben, dass der mal versagt hatte. Inu Yasha wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte am Boden zu sein. Kagome hatte ihn dann, als sie sich kannten, ja auch aufgerichtet. Vielleicht sollte er es wenigstens versuchen, so ungewohnt das ausgerechnet beim eiskalten Bruder auch war. Aber schön ruhig bleiben, tun, als habe er nichts gehört. In die Arme nehmen, wie es Kagome getan hätte, wäre eher ein Duellgrund. „Ja, und dagegen kann auch jemand wie du nichts ausrichten. Naja, fast. Myouga erzählte, es sind nur noch vier Elementschamanen und zwei Drachen. Die Fehlenden gehen auf dein Konto.“ Immerhin. Das hatte er nicht mitbekommen, zu beschäftigt damit sich aus der tückischen Falle zu befreien. Wenngleich vergebens. Diese Schmach, sich den Hohn Ryuuichis anhören zu müssen, gefesselt in der Elementmagie, hilflos. Zum ersten Mal in seinem Leben. Woher wusste allerdings ausgerechnet Inu Yasha von Elementmagie? Ohne Kagome stolperte der doch in jeden Bann, den er traf. Natürlich. Mutter und die Berater. „Aber, Tenseiga? Oh, Moment.“ Er hatte es sich doch schon gedacht. „Du hast es im Schloss zurück gelassen als Sicherung. Falls das kleine Abenteuer ein bisschen zu abenteuerlich wird, könnte deine Mutter Tenseiga nehmen und dich wieder beleben.“ Fast. Aber knapp daneben war eben auch vorbei. Noch einen Satz. An wen hatte er in den letzten Wochen mehr Worte verschwendet als an diesen... an den kleinen Bruder? Schön, Daichi, aber das waren auch Verhandlungen gewesen. „Was ist die magische Grundlage unserer Schwerter?“ „Vaters Fangzähne,“ antwortete der Hanyō etwas verständnislos, ehe ihm eine Kerze aufging. „Du meinst, deine Mutter könnte Tenseiga gar nicht benutzen?“ Aber, das bedeutete, konnte nur bedeuten... Er hatte versprochen die Wahrheit zu sagen. „Könnte sie nie. Nur ihre Meidōkette. Vielleicht.“ Bei Rin hatte es funktioniert, aber nur bei Tenseiga wusste er sicher, dass es auch Yōkai wieder beleben konnte. Inu Yasha war erschüttert. „Du hast darauf vertraut, dass ich kommen würde, wenn ich erfahre, dass du ermordet worden bist?“ „Diesbezüglich habe ich dir immer vertraut.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)