Curse Of The Moonlight von irish_shamrock (Wichtelgeschichte für Hopey [WW 2o23 | Eigene Serie | Werwölfe) ================================================================================ Kapitel 4: Ungewohnt offene Worte --------------------------------- Kapitel 4 Ungewohnt offene Worte Für die ersten Wochen, so erklärte mir Mom, während ich Koffer um Koffer und Reisetaschen packte, würde sie mich mit einer Erkältung zu Hause lassen, damit das Schulamt nicht auf den Plan trat. Dann erst würde sie mich von der Academy abmelden. Ich hatte sie und Carmine reden hören, als ich die Treppe zu meinem Zimmer hinaufstieg. Mom klagte, dass ich zu jung für diese Aufgabe sei und Carmine erwiderte, dass die alte Wächterin es verlange, denn der Schlüssel, deren Platz ich nunmehr einnehmen sollte, sei nicht mehr im Stande, seinen Dienst zu verrichten. Erst später erfuhr ich, dass meine Vorgängerin, die das Portal beschützte, bereits vor dreißig Jahren verstorben war und jeder im Hohen Rat nach Ersatz gesucht habe. Mir sank das Herz in die Hose, als Carmine mir, als wir in der Limousine saßen, beichtete, dass weder er noch mein Vater je die Absicht hatten, sich eine Frau zu suchen. Sie wollten ihnen Leid und Elend und ein Schicksal in Angst ersparen. Dumm nur, dass Mom und Dad einander so liebten, dass ich, ein unbedeutendes, kleines Nichts, mit dieser neuen Bürde leben musste. »Ist Grandma Liz deshalb wütend auf Mom?«, fragte ich Carmine. Er warf mir einen knappen Blick zu. »Wenn es danach geht, dann ist sie auf alles und jeden wütend.« »Carmine!«, knurrte ich und hoffte, denselben, tadelnden Ton anzuschlagen, wie Mom es tat. »Sie gibt Mom die Schuld, dass Dad tot ist.« Mein Onkel schüttelte den Kopf. »Ich denke, dass wir nicht von Schuld sprechen sollten, Kay.« »Hatte sie Angst, dass Mom ihn ihr wegnehmen würde?« Da mir meine Mutter immer auswich, wenn ich dieses Thema anschnitt, nutzte ich die Gunst der Stunde, meiner Familie auf diesem Wege auf den Zahn zu fühlen. Immerhin hatte mir Carmine von einem Schicksal berichtet, dass mir den Boden unter Füßen wegriss, da wäre es schön, wenn er mir jetzt entgegenkäme. »Sie liebt euch. Und sie hat uns geliebt«, sagte Carmine. »Wieso hat?«, verlangte ich zu wissen. »Weil ich immer schon der Überbringer schlechter Nachrichten war«, gab er mit schwachem, schiefen Lächeln zur Antwort. »Als du geboren wurdest, war ich, neben Conrad, der erste Besuch, den Ava bekam. Deine Großmutter hat getobt, als ich dich, gleich nach deinen Eltern in meinen Armen gehalten hatte, ein Privileg, wie sie mir vorhielt. Auch heute noch. Als ich ihr sagte, dass man bei dir einen Flecken bemerkt hatte, bestand sie darauf, dass ich den Kontakt zu meiner Familie abbrechen müsse, sie würde dasselbe tun. Niemand sollte von der Welt, außerhalb des menschlichen Verstandes, erfahren. Es war offensichtlich, dass sie euch aus dieser Angelegenheit heraushalten wollte.« »Ist Grandma eine Hüterin?«, fragte ich und versuchte zugleich, die neuen Informationen zu verdauen. Carmine schnaubte. »Sie ist die Hüterin. Nun, sie war es ... früher mal.« »Und ... wer ist es jetzt?« Meine Neugierde sprengte die Ketten der Zurückhaltung. »Du wirst sie noch früh genug kennenlernen«, prophezeite mir Carmine und allmählich beschlich mich der Verdacht, all das nicht länger als amüsanten Irrglauben abzutun. Es zeigte sich, dass der Name Connemara mehr Gewicht im Hohen Rat hatte, als ich ahnte. Elizabeth Connemara, Mutter von Conrad und Carmine, genoss noch immer die Privilegien einer Hüterin. Wie meine Mutter, so hatte auch sie sich einst in einen Mann verliebt und so, wie ich, war auch sie markiert worden. Sie war dazu erwählt, ihre kleinen Wölfe aufzuziehen. Dass ihre Jungen einen Pakt schlossen, der das Mehren mit Menschenfrauen untersagte, hatte ihr nicht gefallen. Mein Dad habe es der Natur überlassen, ob aus mir ein Wolf oder ein Mädchen werden solle. Andere Wölfe hätten, nach dem Ableben des alten Schlüssels, versucht, sich mit Frauen zu paaren. In den seltensten Fällen entsprang ein weibliches Kind daraus hervor. Und wenn, dann war bei den Mädchen kein Mal ersichtlich, dass sie als Auserwählte zeichnete. Und obschon Dad weder Kinder wollte noch mir eine solche Zukunft angedachte, liebte er Mom und mich über alles. Sein früher Tod riss Elizabeth ein Loch in die Brust, erklärte mir Carmine, bevor wir das Anwesen, im tiefsten Norden Vermonts, kurz vor der kanadischen Grenze, erreichten. »Sieh es ihr nach, Kay«, fuhr mein Onkel fort. »Sie wollte Kinder, sie wollte auch Enkelkinder und vielleicht hatte sie ein bisschen darauf gehofft, dass aus dir ein Wolf, oder ein Mädchen würde, das dazu bestimmt ist, das Gleichgewicht zu wahren. Und ihre Hoffnung war nicht ganz vergebens, oder?« Ich starrte auf meine Sneaker herab. »Warum darf Mom mich nicht besuchen?« Carmine rang nach Luft. »Oh, sie darf. Wenn du deine Prüfungen gemeistert hast.« »Prüfungen?«, echote ich alarmiert. »Darüber hast du kein Wort verloren!« »Was? Hast du geglaubt, dass das Mal, das dich als Schlüssel ausweist, genügt?«, fragte er und am liebsten hätte ich ihm das Grinsen aus dem Gesicht gewischt. »Offensichtlich«, zischte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Kay.« Carmine seufzte. »Du, als Schlüssel, hast nicht nur allein die Aufgabe, dich um die Wölfe zu kümmern.« »Okay, gib mir einen Stundenplan und ich sehe, was ich noch tun kann«, murrte ich und tat, als interessierte ich mich für die vorüberziehende Landschaft. Dass es bereits dämmerte und mir ein belämmertes Gesicht entgegen starrte, ignorierte ich. »Du hast eine Sonderstellung«, sagte Carmine und war sichtlich bemüht, mir mein neues Aufgabengebiet schmackhafter zu gestalten. Als ich nicht reagierte, beließ er dabei mit den Worten, dass sich alles Weitere fügen würde. Die Dunkelheit hatte ihren Mantel ausgebreitet und mir wäre das pompöse, riesige, schmiedeeiserne Tor beinahe entgangen, als wir es passierten. Ich warf einen raschen Blick über die Schulter, doch mehr als Schwärze starrte nicht zurück. »Onkel Carmine«, hob ich an und schämte mich fast für meine Frage. »Wir sind aber nicht in Hogwarts, oder?« Carmines Lachen füllte den Wagen. »Nicht ganz, nein. Aber es gibt ... gewisse Parallelen.« Ein kalter Schauer fuhr mir über den Rücken. »Irgendwie gruselig.« »Keine Panik, Kay«, versicherte er mir, »das hier ist mehr Hochsicherheitstrakt als jede bekannte Einrichtung, die sich mit solchen Umschreibungen rühmt.« »Erzählst du mir, warum du Irisch sprichst?«, fragte ich, bevor die Limousine hielt. »Ich spreche viele Sprachen. Auch tote Sprachen, das hat man uns hier beigebracht«, erklärte Carmine. Fragend neigte ich den Kopf. »Dad und du – ihr seid hier zur Schule gegangen?« »Natürlich«, sagte er. »Also ist das, gewissermaßen, nur ein Schulwechsel. Jippie«, murrte ich. »Wenn du das so sagst«, hob Carmine an, »dann ist das doch alles gar nicht mehr so schlimm, oder?« »Wird sich zeigen«, murmelte ich und spürte meinen Herzschlag in der Kehle pochen, als der Campus in Sichtweite kam. »Können wir nicht umdrehen? Kann ich nicht etwas anderes machen?« Carmines Antwort blieb ein liebloses Schnauben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)