One Perfect Week von Flordelis (Perfect World Shipping Week 2024) ================================================================================ Tag 1: Heißes Wetter -------------------- [LEFT]Platan lag halb auf dem Tisch, zusammengesunken als wäre jegliches Leben aus seinem Körper gewichen. Lediglich das leise Stöhnen, das er manchmal von sich gab, war das einzige Zeichen, dass er noch nicht tot war.[/LEFT] [LEFT]Flordelis, der das alles stirnrunzelnd beobachtet hatte, schüttelte mit dem Kopf. »Bist du schon fertig mit deiner Arbeit?«[/LEFT] [LEFT]Mit einem tiefen Seufzen richtete Platan sich auf. Nun würde er ihm bestimmt in seiner ganz eigenen Art wieder erklären, warum es ihm unmöglich war, unter diesen Umständen – was auch immer es für welche sein mochten – zu arbeiten. Er warf einen flüchtigen Blick zur Uhr. 17:56 Uhr, noch vier Minuten bis zum Feierabend.[/LEFT] [LEFT]»Flordelis«, sagte Platan in einer überragend dramatischen Art, »ich sterbe.«[/LEFT] [LEFT]»Hast du keinen Kaffee mehr?«[/LEFT] [LEFT]»Es ist ernst!« Platan war regelrecht empört. »Wir haben Sommer, und es ist so heiß!«[/LEFT] [LEFT]Demonstrativ fuhr er sich mit einer Hand über die Stirn, auf der sich tatsächlich einige Schweißtropfen angesammelt hatten.[/LEFT] [LEFT]»Ich empfinde es nicht als so heiß«, erwiderte Flordelis. »Wir haben nur ein paar Grad mehr als gestern und da fandest du es angenehm.«[/LEFT] [LEFT]Platan schüttelte mit dem Kopf. »Auch da war es schon zu warm, aber gerade so noch in Ordnung. Doch jetzt … jetzt ist es einfach zu viel.«[/LEFT] [LEFT]Damit sank er wieder über dem Tisch zusammen. Flordelis sah erneut auf die Uhr: 17:58 Uhr. Es musste wirklich ernst sein, wenn Platan seine liebenswerte Theatralik derart abkürzte.[/LEFT] [LEFT]Weder Platan noch Flordelis besaßen ein Eis-Pokémon, das ihnen helfen könnte, das Labor, in dem sie forschten, abzukühlen. Aber der Gedanke brachte Flordelis zumindest auf eine Idee: »Würde es dir helfen, wenn wir in die Frosthöhle gehen und dort ein Eis-Pokémon für diese heißen Tage einfangen?«[/LEFT] [LEFT]Platan hob den Blick und sah ihn für einen Moment hoffnungsvoll an, ehe seine Mundwinkel nach unten sanken und er mit Grabesstimme erwiderte: »In der Frosthöhle ist es … viel zu kalt.«[/LEFT] [LEFT]»Du wirst dich entscheiden müssen: Ein recht kurzer Moment der Kälte oder die heiße Last des Sommers.«[/LEFT] [LEFT]Im Prinzip könnte Flordelis ihm auch anbieten, allein ein Eis-Pokémon für ihn zu fangen, aber er genoss es ein wenig zu sehr, einmal diese dramatische Seite von Platan zu sehen. Normalerweise war er immerzu fröhlich und optimistisch, und Flordelis mochte das an ihm, aber das hier … das war wirklich interessant.[/LEFT] [LEFT]Platan seufzte. »Gibt es nicht noch eine dritte Option?«[/LEFT] [LEFT]Flordelis legte den Mega-Stein, den er gerade genauer betrachtet hatte, in die für ihn vorgesehene Schachtel und verschloss diese sorgfältig. Erst dann wandte er sich wieder Platan zu. »Die dritte Option ist, dass wir jetzt gemeinsam ein Eis essen und du dann mit zu mir kommst, weil ich eine Klimaanlage habe.«[/LEFT] [LEFT]Platans Augen leuchten sofort auf, er erhob sich von seinem Stuhl und breitete die Arme aus. »Das klingt wie eine wundervolle Idee! Lass uns das machen!«[/LEFT] [LEFT]Auch wenn der dramatische Platan interessant gewesen war, mochte Flordelis diesen Platan doch wesentlich lieber. Sein Lächeln brachte ihn jedenfalls dazu, auch die Mundwinkel ein wenig zu heben.[/LEFT] [LEFT]»Wir sollten auch eine Klimaanlage im Labor einrichten«, ereiferte Platan sich, während er die Papiere zusammenräumte, die er beiseite gewischt hatte, als er das erste Mal auf dem Tisch zusammengesunken war.[/LEFT] [LEFT]»Das können wir im Hinterkopf behalten. Aber es wird dich nicht davor bewahren, dass du draußen oder zu Hause der Hitze ausgeliefert bist. Und nein, du wirst im Sommer nicht im Labor übernachten.«[/LEFT] [LEFT]Platan sah ihn verblüfft an, als wundere er sich, wie Flordelis überhaupt auf diese Idee kam – oder als sei er erstaunt, dass Flordelis wusste, dass er das in diesem Fall vorhätte.[/LEFT] [LEFT]»Aber«, wagte Platan vorzubringen, »wie soll ich dann im Sommer schlafen?«[/LEFT] [LEFT]Fast hätte Flordelis ihn gefragt, wie er das bislang geschafft hatte, aber dann fiel ihm wieder ein, dass Platan sehr viel Zeit für seine Ausbildung in Sinnoh verbracht hatte, und wenn er sich richtig an die Geschichten erinnerte, die Platan nur zu gern erzählte, war es dort wesentlich kühler als in Kalos. Also waren Sommermonate bislang nie ein Problem für ihn gewesen.[/LEFT] [LEFT]Auch von dem Vorschlag, dass er sich zu Hause eine Klimaanlage einbauen könnte, kam er wieder ab, bevor er ihn aussprach. Nur weil er sich etwas Derartiges dank seiner Familie spielend leisten konnte, galt das nicht für alle anderen. Schon gar nicht für Platan, der gerade wie ein Häuflein Elend aussah, was in Flordelis' Inneren bestimmte Saiten anrührte. Deswegen seufzte er leise. »Wenn du unbedingt willst, kannst du während des Sommers in meinem Gästezimmer übernachten.«[/LEFT] [LEFT]Diesmal schien ihm Platans Strahlen wesentlich heller als noch zuvor. »Das wäre mehr als nur wundervoll! Du bist ein wahrhaftig guter Freund, Flordelis.«[/LEFT] [LEFT]Er winkte ab. »Ich bevorzuge es einfach nur, wenn du den Sommer überlebst. Am Ende stehe ich sonst allein im Labor.«[/LEFT] [LEFT]Platan lachte, was Flordelis zufrieden stimmte. Bevor sie weiter über dieses Thema sprechen konnten, fuhr Flordelis lieber schnell fort: »Wir können noch bei dir vorbeisehen, um eine Tasche zu packen.«[/LEFT] [LEFT]»Fein, fein~.« Platan legte die Papiere auf dem Tisch ab. »Dann lass uns gleich losgehen. Ich kenne da ein ganz bezauberndes kleines Eis-Café, da wollte ich schon lange eine ganz besondere Kreation probieren. Aber sie ist für zwei Personen gedacht, also war das bislang eher ungeschickt. Mit dir zusammen geht das aber hervorragend. Habe ich dir eigentlich schon von damals erzählt, als ich in Sinnoh die Speersäule besichtigt habe? Nein? Oh, das muss ich dir unbedingt erzählen, während wir zum Café gehen.«[/LEFT] [LEFT]Da war er wieder, der begeisterte Platan, der liebend gern Geschichten aus seinem Leben – oder seinen Büchern – erzählte, den Flordelis seit ihrer ersten Begegnung so sehr in sein Herz geschlossen hatte, wie niemanden sonst vor ihm.[/LEFT] [LEFT]Deswegen schloss Flordelis sich ihm lächelnd an, in der freudigen Erwartung, diesen Sommer ganz besonders viele Geschichten von Platan zu hören. Eine Aussicht, die ihm diese Hitze jetzt schon versüßte.[/LEFT] Tag 2: Akzeptanz ---------------- [LEFT]Es war vorbei.[/LEFT] [LEFT]All seine Pläne, seine Vorbereitungen, seine Taten, zerschlagen von Kindern, den Auserwählten Platans.[/LEFT] [LEFT]Sie hatten ihn nicht verstanden, weder seine Hoffnungslosigkeit, noch seine Entschlossenheit. Genau wie Platan selbst, was Flordelis nur noch tiefer in die Verzweiflung getrieben hatte. Und nun stand er hier, mit seinem gescheiterten Plan. Die Kinder hatten Yveltal mitgenommen, den integralen Bestandteil, und damit auch seine Hoffnung. Deswegen hatte er die verbliebene Kraft der Ultimativen Waffe aktiviert, um dieses Versteck und die Waffe selbst zu zerstören. Das unaufhörliche Beben, das die Wände seitdem erzittern ließ, war der Beweis, dass es funktionierte und ihm nur noch wenige Minuten blieben.[/LEFT] [LEFT]Natürlich hatte er die Kinder entkommen lassen. Sie waren noch in der Blüte ihrer Jugend, anders als er, der die seine überschritten hatte, deswegen sollten sie weiterleben – und am eigenen Leib die Verzweiflung spüren, von der auch er erfasst worden war, sobald sie bemerkten, dass die friedliche Welt aufgrund der Natur des Menschen ihrem Untergang geweiht war.[/LEFT] [LEFT]Er selbst … war von Ruhe erfüllt.[/LEFT] [LEFT]Jeden Moment würde alles enden. Er würde hier unten sterben, aber genau das war sein Wunsch. Er könnte es nicht ertragen, zu beobachten, wie seine Vorhersehung eintraf, wie die Menschen sich um die schwindenden Ressourcen bekriegten. Also wählte er den Freitod und sah ihm fast schon mit Freude entgegen. Denn das war das einzige, was noch Sinn ergab.[/LEFT] [LEFT]Aber dennoch spürte er einen Hauch von Reue, der seine Brust eng werden ließ. Wie gern hätte er vor seinem Tod noch einmal Platan gesehen, nur ein letztes Mal, um sich zu entschuldigen. Nicht für den Plan an sich, aber dafür, Platan als eines der Opfer davon in Kauf zu nehmen.[/LEFT] [LEFT]Für einen flüchtigen Augenblick dachte er daran, den Holo-Log zu benutzen, um Platan noch einmal zu sehen – aber bestimmt wollte dieser das gar nicht. Sicherlich war er zu enttäuscht von Flordelis und dessen Vorhaben, vielleicht wäre er sogar froh, wenn er von der Ultimativen Waffe ausgelöscht worden war, weil er dann nie wieder eine Bedrohung darstellen könnte.[/LEFT] [LEFT]Leise seufzend senkte Flordelis den Kopf und schloss die Augen. Dann müsste er eben mit dieser Reue im Herzen sterben. Er hatte es nicht verdient, Platan noch einmal zu sehen, noch einmal seine Stimme zu hören, wie sie seinen Namen sagte, so sanft, so friedlich, dass-[/LEFT] [LEFT]»Flordelis ...«[/LEFT] [LEFT]-er sogar jetzt noch glaubte, sie hören zu können.[/LEFT] [LEFT]Er öffnete die Augen wieder und sah zur Tür. »Platan?«[/LEFT] [LEFT]War er es wirklich? Oder wünschte sein Herz sich nur so sehr, ihn noch einmal zu sehen? Er blinzelte, aber die Gestalt, die im Halbdunkel stand, verschwand nicht. Stattdessen löste Platan sich vom Türrahmen, lief ihm mit schnellen Schritten entgegen und warf sich in seine Arme, die Flordelis ganz automatisch ausbreitete, um seinen Freund direkt zu umschließen.[/LEFT] [LEFT]»Ich bin noch rechtzeitig angekommen.« Platan klang so erleichtert, so froh.[/LEFT] [LEFT]»Was machst du hier?«, fragte Flordelis. »Es ist gefährlich.«[/LEFT] [LEFT]Das Beben hatte sich inzwischen verstärkt und machte es schwer, noch aufrecht zu stehen. Deswegen hielt er Platan fest an seine Brust gedrückt, hinter der sein Herz wild schlug.[/LEFT] [LEFT]»Ich bin wegen dir hier«, sagte Platan gedämpft. »Ich wollte mich entschuldigen.«[/LEFT] [LEFT]Er sah nicht, wie erstaunt Flordelis auf ihn hinabblickte. »Wofür?«[/LEFT] [LEFT]»Dass ich nicht bemerkt habe, wie verzweifelt du wirklich bist und dass ich dich allein gelassen habe. Als dein Freund hätte ich mit dir reden müssen, statt davon auszugehen, dass alles gut wird.«[/LEFT] [LEFT]Die Worte waren angenehm, aber sie stachen auch, denn sie kamen mit neuer Reue einher.[/LEFT] [LEFT]»Dafür hättest du nicht kommen dürfen. Du wirst es nicht mehr nach draußen schaffen.«[/LEFT] [LEFT]Eigentlich war es heuchlerisch, immerhin hatte sein Plan ohnehin Platans Tod vorgesehen – aber nun, da er seinen eigenen Tod akzeptiert hatte, wünschte er sich, dass sein Freund weiterlebte, auch für ihn.[/LEFT] [LEFT]Platan löste sich von ihm und lächelte so herzlich, dass Flordelis für einen Moment sogar vergaß, in welcher Situation sie sich befanden. Sie waren auf ihrem üblichen Spaziergang auf dem Parterre-Weg, er roch regelrecht all die Blumen, spürte den feinen Sprühnebel des Brunnens. Lediglich das immer stärker werdende Beben riss ihn aus diesem angenehmen Bild.[/LEFT] [LEFT]»Ich muss nicht nach draußen«, sagte Platan. »Ich lasse dich jetzt nicht mehr allein.«[/LEFT] [LEFT]Die Stacheln der Reue lockerten sich, weigerten sich aber, gänzlich zu verschwinden. Jedenfalls nicht, bevor er nicht etwas Bestimmtes ausgesprochen hatte: »Bitte verzeih mir. Nur wegen mir ...«[/LEFT] [LEFT]»Es ist in Ordnung«, erwiderte Platan sanft. »Du musst dich nicht entschuldigen. Jedenfalls nicht bei mir, denn ich habe dir nie einen Vorwurf gemacht. Aber wenn es dir wirklich wichtig ist, sage ich es dir gern so oft wie du es hören möchtest: Ich verzeihe dir.«[/LEFT] [LEFT]Einmal genügte vollkommen. Die Worte waren wie Balsam für seine geschundene Seele, schmolzen die Stacheln der Reue, heilten die Wunden und ließen ihn wieder mit Akzeptanz für sein Schicksal zurück. Er würde hier unten sterben, gemeinsam mit Platan, der ihm seine Taten verzieh.[/LEFT] [LEFT]Und es störte ihn nicht. Vielmehr stimmte es ihn irgendwie sogar glücklich. Um diesem Gefühl Ausdruck zu verleihen, beugte er sich zu Platan hinunter und küsste ihn – und sein Herz ging in wohltuende Flammen auf, als Platan diesen Kuss mit geschlossenen Augen erwiderte.[/LEFT] [LEFT]In diesem Moment zählte nichts anderes mehr. Es gab nur noch sie beide auf dem Parterre-Weg, umhüllt von dem Duft der blühenden Blumen und dem Sprühnebel des Brunnens, begleitet von Musik, die sich zu einem tosenden Crescendo aufbäumte und damit das Ende ihres Lebens majestätisch unterstrich.[/LEFT] Tag 3: Gemeinsame Hobbys ------------------------ [LEFT]»Danke, dass du mich eingeladen hast.« Platan strahlte so hell wie die Sonne, als er Flordelis zuzwinkerte. »Ich erwarte ganz viele Geschichten von deiner Geschäftsreise, mein Lieber, nachdem du mich so lange allein gelassen hast.«[/LEFT] [LEFT]Genau das hatte Flordelis vermisst. Deswegen lächelte er versteckt, während er die Tür hinter seinem Besucher schloss. Mit einem gefassten Gesicht wandte er sich dann Platan zu. »Ich werde dir sehr viel erzählen können, nur keine Sorge. Aber erst einmal wollte ich dir zeigen, was ich gekauft habe.«[/LEFT] [LEFT]Platan wirkte sofort neugierig, genau das, was Flordelis sehen wollte, denn in diesem Fall leuchteten die Augen seines Freundes nicht so wie bei seiner offenen Freude, sondern sie glitzerten vielmehr. Dadurch sahen Platans graue Augen dann stets so aus, als halte man eine Silbermünze ins Kerzenlicht und bewegte sie vorsichtig, um sich die verschiedenen Reflexionen anzusehen. Flordelis mochte das, nein, er liebte es geradezu. Mit der Hoffnung darauf im Inneren hatte er auch seinen Einkauf getätigt – und er war belohnt worden.[/LEFT] [LEFT]Er führte Platan ins Wohnzimmer, wo dieser erst einmal Kramshef, Pyroleo und Wie-Shu begrüßte; Garados lag im Garten und müsste auf seine Begrüßung noch warten.[/LEFT] [LEFT]Nachdem er ausgiebig Pyroleos Mähne gestreichelt und diese gelobt hatte, richtete Platan sich wieder auf und sah Flordelis mit erwartungsvoll glitzernden Augen an. »Also, was hast du gekauft, mein Lieber?«[/LEFT] [LEFT]Hatte er Flordelis so sehr vermisst, dass er ihn nun schon das zweite Mal mit mein Lieber ansprach? Das fühlte sich überraschend gut an, deswegen widersprach er dem auch nicht.[/LEFT] [LEFT]Flordelis vollführte eine einladende Handbewegung zum Sofa hin. Auf dem Glastisch davor lagen vier Bücher, teilweise kostbare Antiquitäten, für die er sich auch auf dieser Geschäftsreise wieder Zeit genommen hatte, durch einige Antiquariate zu streifen.[/LEFT] [LEFT]Platan gab einen entzückten Laut von sich, nahm auf dem Sofa Platz und starrte die Bücher wie hypnotisiert an. »Diesen Teil mag ich immer am meisten, wenn wir uns nach einer deiner Reisen treffen.«[/LEFT] [LEFT]»Ich weiß.« Flordelis setzte sich neben Platan. »Deswegen bereite ich immer alles so gut vor.«[/LEFT] [LEFT]Und nur deswegen saß er nun auch auf dem Sofa, statt seinen gewohnten Platz auf dem Sessel einzunehmen. Denn nun war es an ihm, das erste Buch auszuwählen und es Platan zu reichen, da dieser sich nicht entscheiden könnte.[/LEFT] [LEFT]»Das ist ein Expeditionsbericht«, erklärte Flordelis dabei. »In Paldea gibt es einen Ort, den man Schlund nennt. Vor langer Zeit führte jemand eine Expeditionsgruppe dort hinunter, und danach erschien dieser Bericht, der von dem erzählt, was sie dort gefunden haben. Der Antiquar meinte aber, die meisten Leute glauben dem Inhalt nicht und halten ihn nur für eine fantastische Erzählung.«[/LEFT] [LEFT]Platan blätterte bereits durch das Buch, verweilte bei einigen besonders beeindruckenden Zeichnungen, überflog die erklärenden Texte und berührte jede Seite so vorsichtig, als halte er wirklich einen Schatz in den Händen. Inzwischen glitzerten seine Augen nicht mehr, sie leuchteten regelrecht vor Begeisterung. Als Flordelis ihm das erste Mal eines seiner seltenen Bücher gezeigt hatte, war er der Meinung aufgesessen, Platans Reaktion sei dem Thema zu verdanken gewesen, aber nach mehrmaliger Wiederholung mit anderen Titeln war er zu der Erkenntnis gelangt, dass sein Freund Bücher einfach liebte, besonders wenn sie außergewöhnliche Geschichten erzählten.[/LEFT] [LEFT]Und damit hatten sie etwas gemeinsam. Auch deswegen lud er Platan nach jeder seiner Geschäftsreisen zu sich ein. Er wollte das Glitzern sehen, dann das Leuchten und er wollte mit ihm über all diese Bücher reden. Allein dadurch würden ihnen nie die Gesprächsthemen ausgehen und so könnte er noch lange Platans Stimme lauschen, genau wie er es sich wünschte.[/LEFT] [LEFT]Mit einem zufriedenen Seufzen schloss Platan das Buch. Als er Flordelis wieder anlächelte, glitzerten seine Augen erneut. »Ist das diesmal dein Lieblingsbuch?«[/LEFT] [LEFT]Auch für diesen Blick tat er das stets. Wenn Platan ihn derart ansah, konnte Flordelis für einen Moment glauben, dass es um seinetwillen geschah, dass sein Freund von ihm so begeistert war.[/LEFT] [LEFT]»Ausnahmsweise nicht«, sagte Flordelis. »Diesmal habe ich dir nicht direkt mein Lieblingsbuch gegeben. Aber ich verrate dir auch nicht, welches der anderen ich am meisten mag.«[/LEFT] [LEFT]Platan neigte den Kopf, nur ein klein wenig, aber diese Geste war so zauberhaft, dass Flordelis lächeln musste, während er zu einer Erklärung ansetzte: »Wir schauen uns alle zusammen an und du wirst raten.«[/LEFT] [LEFT]»Oh, das ist nicht sehr fair«, bemerkte Platan schmunzelnd. »Du bist doch so gut darin, dir nichts anmerken zu lassen.«[/LEFT] [LEFT]»Ich bin mir sicher, dass du es erkennen wirst. Wenn mich jemand durchschaut, dann du.«[/LEFT] [LEFT]Auch wenn es ihm bislang anscheinend noch nicht gelungen war, zu erkennen, was Flordelis für ihn empfand, warum er so gern Zeit mit ihm verbrachte, außer natürlich, um gemeinsamen Interessen nachzugehen. Vielleicht erkannte Platan es aber auch und konnte es nur nicht glauben – oder war seinerseits nicht an mehr interessiert. Er hätte ihn wirklich gern einmal danach gefragt, aber dann hätte er sich selbst verraten müssen. Vielleicht irgendwann.[/LEFT] [LEFT]Mit bedächtigen Bewegungen, als könnte er sonst etwas beschädigen, legte Platan das Buch wieder auf dem Tisch ab, ehe er nach einem anderen griff. »Dann werde ich versuchen, herauszufinden, welches davon du am meisten magst.«[/LEFT] [LEFT]Bevor er es aufschlug, rutschte er ein Stück näher an Flordelis heran. »Dann hast du einen besseren Blick – und ich kann dich auch besser im Auge behalten.«[/LEFT] [LEFT]Platan zwinkerte ihm zu, so nah, dass Flordelis' Herz viel zu schnell schlug. Glücklicherweise konnte sein Freund das aber nicht hören.[/LEFT] [LEFT]Er schlug das Buch auf und vertiefte sich sofort wieder in den Text, genau wie Flordelis, obwohl er alles schon gelesen hatte. Aber gemeinsam mit Platan zu lesen, seine Reaktion auf die einzelnen Sätze zu erleben, war immer wieder ein Erlebnis – und auf das wollte Flordelis um nichts in der Welt verzichten. Deswegen würde er weiterhin nach jeder Geschäftsreise diesem gemeinsamen Interesse mit ihm frönen, solange Platan ihm dabei Gesellschaft leisten wollte.[/LEFT] Tag 4: Shopping --------------- [LEFT]In einer dramatischen Geste zog Platan den Vorhang zur Seite und kam aus der Kabine heraus, ehe er sich in Pose stellte und Flordelis dabei geradezu anstrahlte. »Und wie findest du das?«[/LEFT] [LEFT]Inzwischen hatte Flordelis sich daran gewöhnt, dass sein Herz ein wenig zu schnell schlug, wann immer er Platan ansah. Besonders wenn er gerade Kleidung probierte, die ihm gut stand – und prinzipiell stand ihm alles ganz hervorragend. Als wäre dieser Mann für das Modeln gemacht worden, aber irgendwann in seinem Leben hatte er entschieden, sich gegen das Schicksal zu stellen und Pokémon-Professor zu werden; zum Glück für Flordelis, denn sonst wären sie sich möglicherweise nie begegnet.[/LEFT] [LEFT]Jedenfalls sah er auch in diesem Ensemble, bestehend aus einem hellblauen Hemd und einer weißen Hose, wieder ganz besonders großartig aus, fast wie eine Lichtgestalt.[/LEFT] [LEFT]»Du siehst wundervoll aus«, sagte Flordelis. »Das Blau betont besonders deine Augen.«[/LEFT] [LEFT]Jene Augen, die gerade wieder vor Begeisterung leuchteten. Platan drehte sich einmal um die eigene Achse. »Finde ich auch. Aber der Spiegel in dieser Umkleidekabine und das Licht dazu sind nicht sehr gnädig mit mir.«[/LEFT] [LEFT]Schmunzelnd griff Flordelis sich an das Kinn, um sich über den Bart zu streichen. »Mir scheint, der Spiegel und das Licht neiden dir dein gutes Aussehen. Nur zu verständlich.«[/LEFT] [LEFT]»Oh du~.« Platan zwinkerte ihm zu, ehe er sich dem Spiegel zuwandte, der hier eine ganze Wandseite einnahm. Nickend betrachtete er sich von allen Seiten. »Ich denke, du hast recht, die Kleidung steht mir wirklich. Wir sollten sie mit auf die Vielleicht-Liste setzen.«[/LEFT] [LEFT]Flordelis betrachtete den Beistelltisch, auf dem sich bereits ein beachtlicher Stapel an Kleidung befand, ein Zeugnis der letzten zwei Stunden. »Auf jeden Fall.«[/LEFT] [LEFT]»Fein, fein~.« Zufrieden kehrte Platan in die Umkleidekabine zurück, wobei er dichter an Flordelis vorbeilief, als er eigentlich müsste. »Dann probiere ich mal die nächsten Sachen an und-, oh!«[/LEFT] [LEFT]Flordelis, der noch ein wenig von Platans Duft betört war, sah ihn fragend an. »Was ist los?«[/LEFT] [LEFT]Verblüfft wandte sein Freund sich ihm zu. »Es sieht ganz so aus, als hätte ich alles anprobiert. Jetzt sind nur noch meine eigenen Sachen hier.«[/LEFT] [LEFT]»Das ging überraschend schnell.«[/LEFT] [LEFT]Als sie die Kleidungsstücke herausgesucht hatten, war Flordelis der Meinung gewesen, sie müssten den ganzen Nachmittag hier verbringen. Er hatte sich sogar schon gefreut, Platan derart lange als Amateur-Model bewundern zu dürfen. Vielleicht könnte er ihn überzeugen, zu Hause noch einmal alles für ihn vorzuführen, auch in verschiedenen Kombinationen, dafür hatte Platan bestimmt auch ein gutes Händchen.[/LEFT] [LEFT]»Dann kommt jetzt der schwerste Teil«, sagte Platan seufzend, mit einem pointierten Blick auf den Vielleicht-Stapel. »Wir müssen uns entscheiden, was davon wir kaufen wollen.«[/LEFT] [LEFT]Das war für Platan bislang immer der schwerste Teil am Einkaufen gewesen? Für Flordelis war das der einfachste, deswegen antwortete er sofort: »Wir nehmen natürlich alles.«[/LEFT] [LEFT]»Alles?« Platans Stimme brach vor Überraschung ein wenig, was eigenartig bezaubernd klang. »B-bist du sicher?«[/LEFT] [LEFT]»Es sah alles sehr gut an dir aus«, antwortete Flordelis so selbstverständlich wie möglich. »Es wäre doch ein Verbrechen, auch nur eines dieser Kleidungsstücke hier zu lassen.«[/LEFT] [LEFT]»Oh du~«, erwiderte Platan geschmeichelt, ehe er wieder besorgt wurde: »Aber das alles ist doch unfassbar teuer. Kannst du dir das leisten?«[/LEFT] [LEFT]Im Vorfeld hatte Platan ihm gesagt, dass er schon lange in diesem Laden hatte einkaufen wollen, aber schon ein einfaches Hemd wäre zu viel für sein Budget gewesen. Genau deswegen hatte Flordelis ihn hierher gebracht, damit er sich endlich einmal diesen Wunsch erfüllen konnte. Dabei hätte er sich denken müssen, dass Platan dennoch sehr zurückhaltend blieb.[/LEFT] [LEFT]»Oh bitte.« Flordelis schmunzelte wieder. »Dachtest du, ich bringe dich nur hierher, damit wir uns die Kleidung ansehen?«[/LEFT] [LEFT]»Vielleicht?«[/LEFT] [LEFT]Flordelis schüttelte mit dem Kopf. Statt weiter mit Platan darüber zu reden, wandte er sich einem Angestellten zu und bat diesen darum, die Sachen alle zur Kasse zu bringen und den Kauf schon einmal vorzubereiten. Nach der Versicherung, dass man sich um alles kümmerte, begann der Angestellte direkt mit dieser Aufgabe, und Flordelis wandte sich wieder Platan zu. Dieser schien es immer noch nicht so wirklich glauben zu können, er sah Flordelis mit leicht geöffnetem Mund an und sagte nichts.[/LEFT] [LEFT]»Deine ungewohnte Wortkargheit ist faszinierend. Gewöhne dich daran, dass Geld keine Rolle spielt, solange wir zusammen sind.«[/LEFT] [LEFT]»Ich weiß nicht, ob ich das so bald kann«, gestand Platan. »Aber ich muss dir doch irgendeine Gegenleistung dafür geben können. Wie unter Geschäftsmännern.«[/LEFT] [LEFT]Flordelis glich die Distanz zwischen ihnen mit zwei großen Schritten aus, dann legte er einen Arm um Platans Hüfte, während er mit der anderen Hand sein Kinn ein wenig anhob. »Mach dir darum keine Gedanken. Du gibst mir schon mehr als genug. Eigentlich schulde ich dir noch viel mehr.«[/LEFT] [LEFT]Diese Nähe ließ Platan ein wenig erröten, offenbar war das – vor allem in der Öffentlichkeit – immer noch ein wenig zu viel für ihn. Mit Sicherheit wurde es nicht besser, als Flordelis ihn gleich darauf küsste, aber er konnte sich einfach nicht zurückhalten, Platan war einfach zu … wundervoll.[/LEFT] [LEFT]Glücklicherweise fing sein Freund sich nach wenigen Sekunden und erwiderte den Kuss, wodurch er eine ungeahnte Menge an Euphorie in Flordelis freisetzte, die jener so sehr liebte und früher nie in diesem Ausmaß gespürt hatte. Aber gemeinsam mit Platan war dieses Gefühl immer nur eine Armlänge entfernt – und dafür würde Flordelis ihm alles geben, was er wollte, bis ans Ende seines Lebens.[/LEFT] Tag 5: Rollentausch ------------------- [LEFT]Glücklicherweise kannte Flordelis das unangenehme Gefühl, aufmerksam, fast furchtsam, angestarrt zu werden, deswegen kümmerte es ihn nicht weiter, als er es auch hier erlebte. Etwas auf seinem Stuhl vorgebeugt, die Unterarme auf den Tisch gestützt, erwiderte er die Blicke von Dexio und Sina ernst. »Also, was macht der Professor den ganzen Tag?«[/LEFT] [LEFT]Da sie diese Frage nicht zu verstehen schienen, nickte er auf den Tisch, auf dem sich abgesehen von einem Laptop nichts befand. Keine Unterlagen, an denen Platan gerade gearbeitet hatte, keine Briefe, die noch beantwortet werden mussten, nur ein Laptop, dessen Desktop praktisch ebenfalls leer war – wenn man von dem Dokument absah, in dem Platan irgendwelche Sätze für einen Roman zu sammeln schien; es hatte nichts mit der Arbeit zu tun, also hatte Flordelis die Datei nach wenigen Sekunden wieder geschlossen.[/LEFT] [LEFT]Nachdenklich legte Sina einen Finger an ihre Wange. »Oh, also, der Professor, ja ...«[/LEFT] [LEFT]Dexio wiederum warf einen kurzen Blick auf die Uhr. »Um diese Zeit geht er meistens Kaffee für uns alle holen.«[/LEFT] [LEFT]»Und kommt sehr spät wieder, weil er zu viel mit anderen redet«, ergänzte Sina.[/LEFT] [LEFT]Das klang ganz nach Platan. Genau wie die restliche Erklärung, dass der Großteil von Platans Arbeitstag daraus bestand, mit irgendwelchen Leuten – und Sina und Dexio – zu tratschen. Sogar wenn er dann arbeitete, was hauptsächlich das Beantworten von Mails beinhaltete, gehörte wohl auch tratschen dazu, sofern er mit seinen jüngeren Kollegen schrieb.[/LEFT] [LEFT]Auf seiner Stirn mussten schon tiefe Furchen erschienen sein, denn plötzlich geriet Dexio in Panik und fügte noch etwas an: »Das ist natürlich nur im Moment so. Wenn es Zeit wird, dass die Kinder auf Pokémon-Reise gehen, und die Pokémon kommen, kümmert er sich um diese. Und dann bearbeitet er die Berichte der Kinder.«[/LEFT] [LEFT]»Normalerweise erforscht er natürlich auch die Mega-Entwicklung«, sagte Sina noch. »Aber da gibt es gerade nicht sehr viel neues und er steckt in einer Sackgasse … und das hätte ich vielleicht gerade nicht sagen sollen.«[/LEFT] [LEFT]Dabei galt sein finsterer Blick gar nicht dieser Nachricht. Immerhin hatte Platan ihm schon längst mitgeteilt, dass die Mega-Entwicklung noch sehr viele Geheimnisse beinhaltete, denen er einfach nicht auf die Spur kam. Deswegen hatte Flordelis vorgeschlagen, sich die aktuellen Unterlagen auch noch einmal anzusehen; er war zwar schon lange nicht mehr in dieser Forschung aktiv, aber vielleicht benötigte Platan einfach nur dieses frische Paar Augen.[/LEFT] [LEFT]Platan selbst hatte den Vorschlag dann aber ein wenig zu weit gesponnen – und plötzlich ging es nicht mehr um Zusammenarbeit, sondern um einen Rollentausch.[/LEFT] [LEFT]Und dieser Tatsache galt sein finsterer Blick.[/LEFT] [LEFT]»Es tut mir leid«, sagte er. »Ich mache mir gerade nur Gedanken um meine Firma.«[/LEFT] [LEFT]Dafür erntete er erst Irritation und dann ein verstehendes Nicken von beiden.[/LEFT] [LEFT]»Falls wir etwas für Sie tun können, sagen Sie uns Bescheid«, bat Sina. »Ansonsten kümmern wir uns um unsere Aufgabe.«[/LEFT] [LEFT]Was machten die beiden wohl den ganzen Tag? Es wäre unhöflich, sie danach zu fragen – und nach diesem Tag müsste er es auch nicht mehr wissen –, deswegen tat er es nicht. Stattdessen nickte er den beiden zu und bedankte sich bei ihnen.[/LEFT] [LEFT]Während die beiden sich wieder an ihre Plätze auf der anderen Seite der Trennwand setzten, um dort ihrer Arbeit nachzugehen, gab Flordelis dem Laptop noch eine Chance, um sich den Mails zu widmen, die schon auf Platan warteten.[/LEFT] [LEFT]Innerhalb kurzer Zeit merkte er, dass Platan wirklich zum Tratschen neigte, auch in seinen Mails. Jedenfalls beinhaltete eine Antwort von seinem Kollegen aus Alola nur ein paar Erzählungen, die ihm auf Platans Anekdoten aus der vorigen Mail eingefallen waren. Sogar die des Kollegen aus Hoenn berichtete nur darüber, dass er wieder einmal eine Standpauke seiner Frau bekommen hatte.[/LEFT] [LEFT]Viel mehr las Flordelis dann nicht, denn Platans Plaudereien mit seinen Kollegen interessierten ihn nicht weiter.[/LEFT] [LEFT]Schließlich fand er zumindest den Ordner, in dem Platan aktuelle Erkenntnisse zur Mega-Entwicklung festgehalten hatte, also könnte er sich dieser Aufgabe ungestört widmen.[/LEFT] [LEFT]Aber vorher musste er unbedingt bei Platan anrufen, um zu erfahren, wie es in seiner Firma lief. Warum hatte er dem überhaupt zugestimmt? Als ob Platan eine ganze Firma leiten könnte. Aber wie viel Schaden könnte er an einem Tag anrichten?[/LEFT] [LEFT]Um das herauszufinden, wählte er auf dem Holo-Log Platan als Kontakt aus und rief ihn an. Mit jedem Klingeln wuchs das ungute Gefühl in seinem Inneren – und dann baute sich endlich Platans Hologramm in dem blauen Licht auf. »Bonjour, Flordelis~. Hast du mich vermisst?«[/LEFT] [LEFT]Er klang fröhlich, also hatte Flordelis sich möglicherweise nur zu viele Gedanken gemacht und alles war gut. Jedenfalls wäre es wünschenswert.[/LEFT] [LEFT]»Bonjour, Platan. Ich wollte nur kurz fragen, wie es bei dir läuft.«[/LEFT] [LEFT]»Wundervoll!«, lautete die enthusiastische Antwort. »Ich bin gerade dabei, all deine Angestellten kennenzulernen! Clémence aus der Buchhaltung erzählt mir sehr interessante Geschichten von ihren Enkeln. Und wusstest du, dass Nestor aus der Cafeteria zusammen mit Sacha aus dem Vertrieb auf Pokémon-Reise war?«[/LEFT] [LEFT]Wie schnell lernte er all diese Leute kennen? Flordelis war sich nicht einmal wirklich sicher, von wem er eigentlich sprach, jedenfalls sagte ihm keiner der Namen etwas.[/LEFT] [LEFT]»Das ist … schön«, erwiderte er auf Platans Worte. »Wirst du heute auch etwas arbeiten?«[/LEFT] [LEFT]Eigentlich gab es nichts, was Platan wirklich tun könnte, schon gar nicht ohne seine Autorisierung, aber er könnte immerhin den Anschein wahren.[/LEFT] [LEFT]»Natürlich werde ich!«, sagte Platan fröhlich. »Ich habe schon beschlossen, dass es ein großes Essen für alle geben soll, bei dem sich alle besser kennenlernen. Ich muss nur noch herausfinden, wo und wie man das am besten macht. Es arbeiten sehr viele Leute für dich, mein Lieber.«[/LEFT] [LEFT]Er hätte sich denken müssen, dass diese Anonymität, die Flordelis bevorzugte, nicht für Platan taugte. Aber er hatte sich nicht vorstellen können, dass sein Freund derart weit gehen würde.[/LEFT] [LEFT]»Weißt du eigentlich, wie teuer das werden wird?«, fragte er mit gerunzelter Stirn.[/LEFT] [LEFT]Im Gegensatz zu seinen Assistenten ließ Platan sich nicht von diesem Blick beeinflussen. Er erwiderte ihn einfach nur unschuldig lächelnd. »Es ist gut für die Motivation und die Teambildung. Willst du nicht, dass motivierte Menschen gern für dich arbeiten?«[/LEFT] [LEFT]Bei jeder anderen Person wäre Flordelis hier von Manipulation ausgegangen, aber Platan war einfach so. Dieser Mann besaß nicht einen einzigen schlechten Knochen im Leib. Und gerade diese Reinheit und Unschuld liebte Flordelis so sehr an ihm – was er ihm natürlich nie sagen würde.[/LEFT] [LEFT]»Natürlich will ich das«, sagte er seufzend.[/LEFT] [LEFT]»Fein, fein~. Dann überlass das nur mir, ich kümmere mich um alles.« Platan zwinkerte ihm zu. »Es wird bestimmt auch dir gefallen, mein Lieber~. Ich muss mich jetzt wieder mit Clémence unterhalten, bevor der Kaffee kalt wird. Viel Spaß noch im Labor.«[/LEFT] [LEFT]Damit beendete Platan den Anruf, ohne sich zu erkundigen, wie es bei ihm lief. Wahrscheinlich vertraute er darauf, dass alles gut war, womit er ja auch recht hatte.[/LEFT] [LEFT]Immerhin wusste Flordelis nun, wie Platan den Rollentausch-Tag verbrachte und dass er keine Geschäfte abschließen würde. Aber schon der Gedanke an die Kosten für ein Essen für all seine Angestellten ließ ihn wieder seufzen. Immerhin gäbe es dafür wirklich ein paar Vorteile.[/LEFT] [LEFT]Auf einen weiteren Rollentausch sollten sie dann aber wirklich verzichten – ehe Platan noch einen kompletten Urlaub für die ganze Firma plante.[/LEFT] Tag 6: Freier Tag ----------------- [LEFT]»Entspann dich einfach«, sagte Platan noch, ehe er in die Küche verschwand und Flordelis nicht einmal die Gelegenheit ließ, ihm das zu versichern.[/LEFT] [LEFT]Immerhin musste er Platan dann aber auch nicht anlügen.[/LEFT] [LEFT]Er wartete einige Sekunden, Platan kam nicht zurück. Also nutzte er die Gelegenheit, sein Telefon aus seiner Tasche zu ziehen. Es war ausgeschaltet, genau wie er es seinem Gastgeber am Anfang versprochen hatte. Wenn er es nur kurz anmachte, um nachzusehen, ob er Nachrichten bekommen hatte, würde Platan ihm doch bestimmt verzeihen, oder? … Oder er würde es nicht einmal bemerken.[/LEFT] [LEFT]Sein Finger schwebte bereits über dem Schalter, aber sein schlechtes Gewissen hielt ihn noch davon ab. Er hatte Platan immerhin versprochen, sein Handy zu ignorieren. Nur für einen Tag. Aber was, wenn …?[/LEFT] [LEFT]»Flordelis!«[/LEFT] [LEFT]Bevor er den Gedanken beenden konnte, war Platan ins Wohnzimmer zurückgekehrt und sah ihn nun enttäuscht an. Enttäuscht. Das war bei Platan schlimmer als wütend.[/LEFT] [LEFT]Um Entschuldigung heischend hob Flordelis das Handy, dessen Display immer noch schwarz war. »Ich habe es nicht benutzt.«[/LEFT] [LEFT]»Aber du wolltest.« Platans Stimme war ungewohnt finster, genau wie sein Blick. »Der Arzt hat gesagt, dass du dich erholen sollst.«[/LEFT] [LEFT]Daran musste er Flordelis nicht erinnern, das wusste er noch zu gut. Auch sein eigener Hinweis, dass er sich um seine Firma kümmern musste und keine Zeit für Erholung in seinem Terminkalender fand, war ihm noch im Gedächtnis. Genau wie die darauf entstandene Diskussion, zu der Platan – sehr zu Flordelis' Ärger – hinzugerufen worden war. In dieser hatte der Arzt mehrmals betont, dass Flordelis sich zumindest einen Tag lang Entspannung gönnen sollte, wenn er jemals wieder in Ruhe schlafen wollte.[/LEFT] [LEFT]Und natürlich hatte es sich Platan zur Aufgabe gemacht, diese Erholung zu überwachen. Nur deswegen sah er gerade so finster aus.[/LEFT] [LEFT]Er streckte die Hand aus. »Gib es mir.«[/LEFT] [LEFT]Flordelis wagte es gar nicht, noch einmal zu widersprechen. Schweigend reichte er Platan das Handy. Dieser bedankte sich lächelnd und ließ es in seine Kitteltasche gleiten. Dann sah es so aus, als wollte er sich schon abwenden, aber da fiel ihm noch etwas ein: »Gib mir am besten noch deinen Holo-Log.«[/LEFT] [LEFT]»Platan«, sagte Flordelis schmunzelnd, »ich bin hierher gekommen, um mich zu entspannen. Denkst du wirklich, dass ich unter diesen Umständen meinen Holo-Log dabei habe?«[/LEFT] [LEFT]Statt einer Antwort streckte Platan einfach nur weiter seine Hand aus. Er kannte ihn einfach zu gut.[/LEFT] [LEFT]Kommentarlos zog Flordelis seinen Holo-Log aus der Tasche und übergab ihn Platan.[/LEFT] [LEFT]»Fein, fein~«, sagte sein Freund darauf und steckte auch dieses Kommunikationsgerät ein. »Denk daran, dass es hier um deine Gesundheit geht. Ich will nicht, dass du noch vor Erschöpfung zusammenbrichst.«[/LEFT] [LEFT]»Das wird schon nicht passieren«, erwiderte Flordelis.[/LEFT] [LEFT]An dem plötzlich besorgten Blick seines Freundes änderte sich nichts. Er traf Flordelis direkt ins Herz, deswegen sah er leise murmelnd zu Boden. Glücklicherweise konnte niemand seiner Geschäftskontakte ihn im Moment so sehen; in diesem Zustand wäre er leichte Beute, wie ein Pokémon, dem ein Ariados bis zum Nest gefolgt war.[/LEFT] [LEFT]»Du hast recht«, sagte Platan. »Das wird nicht passieren, denn ich werde darauf achten, dass es nicht geschieht. Unter meiner Aufsicht wirst du dich erholen.«[/LEFT] [LEFT]»Das klingt wie eine Drohung.«[/LEFT] [LEFT]Platan beugte sich zu ihm hinunter, bis sie auf einer Augenhöhe waren. Ernst sah er ihn an. Sein Duft umhüllte Flordelis, sein warmer Atem war auch viel zu nah.[/LEFT] [LEFT]Flordelis' Kehle wurde trocken, er musste schlucken, hoffentlich nicht zu offensichtlich; vor Platan war Schwäche eigentlich in Ordnung, aber im Moment war er sich da gar nicht mehr so sicher.[/LEFT] [LEFT]Und dann lächelte er plötzlich. So herzlich wie zuvor. »Natürlich nicht, mein Lieber. Das ist keine Drohung, es ist ein Versprechen.«[/LEFT] [LEFT]Unter anderen Umständen hätte Flordelis darauf hingewiesen, dass es manchmal ein- und dasselbe war, aber im Moment schlug sein Herz viel zu heftig. Deswegen deutete er nur ein Nicken an, ehe er sich räusperte, in einem verzweifelten Versuch, seine Haltung zurückzubekommen. »Da bleibt mir wohl nur, mich zu bedanken. Vielen Dank, Platan.«[/LEFT] [LEFT]»Für dich mache ich das gern.« Zufrieden richtete sein Freund sich wieder auf. »Da wir das nun geklärt haben, gehe ich in die Küche zurück und schaue nach dem Kaffee~. Entspann dich einfach, mein Lieber.«[/LEFT] [LEFT]Damit fuhr Platan herum und ging wirklich wieder davon, mit Flordelis' Handy und seinem Holo-Log, so dass er ihm nur hinterhersehen konnte. Sein Herz schlug immer noch viel zu schnell, Reste von Platans Parfüm wogten um seine Nase, die Erinnerung an Platans warmen Atem, der viel zu nah an seinem Gesicht gewesen war … das war alles zu viel für ihn. Wie sollte er sich unter diesen Vorzeichen wirklich entspannen?[/LEFT] [LEFT]Seufzend lehnte Flordelis sich auf dem Sofa zurück und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht.[/LEFT] [LEFT]»Bei Arceus …«, murmelte er, »hätte ich gewusst, dass es so enden würde, wäre ich nicht zum Arzt gegangen.«[/LEFT] [LEFT]Jedenfalls nicht wegen simpler Schlafprobleme – denn nach heute glaubte er ganz genau zu wissen, woher sie rührten.[/LEFT] Tag 6.1: Nichts bereuen ----------------------- [LEFT]Als Flordelis wach wurde, gab es einen kurzen segensreichen Moment, in dem er an nichts dachte, nicht einmal an seine Arbeit. Dann kehrten langsam, bruchstückhaft, die Erinnerungen an die letzte Nacht zurück und er war sich nicht sicher, ob er hoffen sollte, das alles nur geträumt zu haben.[/LEFT] [LEFT]Die Kerzen, das Öl, die Musik und die Massage … besonders letzteres war noch sehr lebhaft in seiner Erinnerung verankert, das war also wirklich geschehen. Wenn das danach ebenfalls Teil der Realität war, hatte er möglicherweise eine sehr kostbare Freundschaft für immer zerstört. Aber vielleicht …[/LEFT] [LEFT]Eine Bewegung neben ihm lenkte ihn von seinen Gedanken ab, denn sie verriet ihm, dass die Ereignisse der letzten Nacht kein Traum gewesen waren. Einen Moment später hörte er ein leises »Mhm«, gefolgt von einem erschrockenen Einatmen. Platans graue Augen starrten ihn so fassungslos an, dass Flordelis ihn direkt aus diesen Überlegungen retten wollte: »Guten Morgen, Platan.«[/LEFT] [LEFT]Platans Gesicht errötete schlagartig, dann zog er die Decke so weit nach oben, dass sie ihm fast bis an die Nasenspitze reichte.[/LEFT] [LEFT]»Guten Morgen«, nuschelte er und klang dabei so unerwartet niedlich, dass Flordelis seine eigene Verlegenheit vergaß und unwillkürlich lächeln musste. »Dann … war das wohl kein Traum.«[/LEFT] [LEFT]»Offensichtlich nicht«, stimmte Flordelis zu.[/LEFT] [LEFT]Für ihn selbst war es auch überraschend gewesen, bis gestern hatte er nicht einmal begriffen, was er für Platan empfand, bis zu diesem Herzklopfen. Dass er dann während dieser Massage nicht mehr an sich hatte halten können, entsprach normalerweise nicht seinem Naturell. Selbst seine Konkurrenz musste unter Zähneknirschen zugeben, dass er stets seine Nerven behielt. Nur nicht in diesem Fall offenbar.[/LEFT] [LEFT]Als Platan die Augen niederschlug, musste Flordelis etwas fragen: »Bereust du es?«[/LEFT] [LEFT]Er selbst tat es nicht. Abgesehen von der Furcht, seinen besten Freund – sein Herz sagte ihm, dass es mehr als Freundschaft war – verloren zu haben, war er seltsam glücklich. Als hätte er sich schon viel länger danach gesehnt, ohne es zu wissen.[/LEFT] [LEFT]Deswegen brachte die Erleichterung sein Herz auch zum freudigen Flattern, als Platan mit dem Kopf schüttelte.[/LEFT] [LEFT]»Es ist nur ...« Wieder dieses Nuscheln. »Bis du mich geküsst hast, wusste ich nicht einmal, dass ich in dich verliebt bin.«[/LEFT] [LEFT]»Mir war es bis gestern auch nicht klar«, gestand er Platan.[/LEFT] [LEFT]Das schien diesen ein wenig zu beruhigen, jedenfalls ließ er die Decke wieder ein wenig sinken, bis Flordelis seine bloße Schulter sehen konnte. Ein blauer Fleck war noch ziemlich deutlich darauf zu erkennen. Verschwommen erinnerte Flordelis sich daran, wie er seine Schulter entlang geküsst hatte, bis er diese eine empfindliche Stelle gefunden hatte, an der Platans Körper besonders erzitterte.[/LEFT] [LEFT]»Ich habe dich nicht verletzt, oder?«, erkundigte Flordelis sich. »Oder bin ich zu weit gegangen?«[/LEFT] [LEFT]Platan blinzelte überrascht, dann sah er auch auf seine Schulter, lächelte direkt darauf aber. »Nein, keine Sorge. Mit mir ist alles in Ordnung.«[/LEFT] [LEFT]Dieses Lächeln genügte Flordelis vollkommen, um ihm zu versichern, dass wirklich alles gut war. Deswegen fand er genug Mut, um Platan durch das Haar zu streichen. Früher hatte er sich das nie getraut, denn welchen Eindruck hätte das erweckt? Aber nun konnte er seine Hand durch dieses seidige Haar gleiten lassen, dem Platan eindeutig sehr viel Zeit widmete.[/LEFT] [LEFT]»Ich muss mich übrigens bei dir entschuldigen«, sagte er schmunzelnd.[/LEFT] [LEFT]Platan, der diese Berührung sichtlich genoss, blinzelte irritiert. »Wofür denn?«[/LEFT] [LEFT]»Normalerweise wäre eine andere Reihenfolge der Ereignisse angebracht gewesen«, antwortete Flordelis. »Ein romantisches Dinner, ein Liebesgeständnis und dann eine Nacht voller Leidenschaft.«[/LEFT] [LEFT]Mit noch mehr Romantik. Das war das einzige, was Flordelis bereute: Platan hätte eigentlich etwas Schöneres, Ausgefalleneres, verdient, sowohl für den ersten Kuss als auch auch für die erste gemeinsame Nacht.[/LEFT] [LEFT]Platan errötete, ein interessanter Anblick bei seinem sonst so blassen Gesicht. »Dafür ist es doch noch nicht zu spät, oder? Wir haben nur die Reihenfolge ein wenig … geändert.«[/LEFT] [LEFT]»Du hast recht«, sagte Flordelis schmunzelnd. »Darf ich dich dann heute Abend zum Essen ausführen?«[/LEFT] [LEFT]»Oh ja«, hauchte Platan mit glitzernden Augen. »Das würde mich sehr glücklich machen.«[/LEFT] [LEFT]Genau wie Flordelis, der schon nach dieser Zusage lächelnd seufzte. »Gut, dann behandele ich dich so, wie du es verdient hast. Ohne jede Abkürzung.«[/LEFT] [LEFT]»Ich freue mich schon darauf«, sagte Platan – ehe er wieder ein wenig besorgt wurde: »Fühlst du dich jetzt besser? Oder bist du immer noch so angespannt?«[/LEFT] [LEFT]Flordelis lächelte beruhigend. »Du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, ich war noch nie so entspannt wie in diesem Moment.«[/LEFT] [LEFT]»Da bin ich froh~.« Platan lachte leise. »Was eine einfache Massage alles erreichen kann, hm?«[/LEFT] [LEFT]»Ja«, sagte Flordelis. »Das hätte ich früher nie gedacht.«[/LEFT] [LEFT]Genauso wenig, dass er jemals froh darüber sein würde, dass ein Arzt ihm einen freien Tag verordnete. Aber nur deswegen schien sein Leben nun eine sehr gute Wendung zu nehmen – und darauf wollte er keinesfalls mehr verzichten.[/LEFT] Tag 7: Wiedervereinigung ------------------------ [LEFT]Zum gefühlt hundertsten Mal hob Flordelis die Hand, nur um nach einer Denksekunde erneut seinen Mut zu verlieren und sie wieder sinken zu lassen. Dann verfluchte er sich jedes Mal aufs Neue. Er war extra hierhergekommen, um Platan zu sehen – und nun traute er sich nicht einmal, an seiner Tür zu klingeln. Wie erbärmlich war das denn?[/LEFT] [LEFT]Er hatte sich so sehr darauf gefreut, Platan wiederzusehen, sein lächelndes Gesicht, wenn er ihm versicherte, dass er sich keine Sorgen machen müsste … dieser Gedanke hatte ihm in so vielen furchtbaren Momenten wieder Mut und Hoffnung gegeben.[/LEFT] [LEFT]Aber vielleicht wollte Platan ihn gar nicht sehen. Möglicherweise war er froh, dass Flordelis nicht mehr da war.[/LEFT] [LEFT]In diesem Fall, so traurig er auch wäre, sollte Flordelis das respektieren und ihn am besten gar nicht wieder mit seiner Anwesenheit belästigen und alte Dinge aufwühlen, die besser ruhen sollten. Seine eigenen Gefühle und Wünsche waren hier zweitrangig.[/LEFT] [LEFT]Deswegen wandte er sich schweren Herzens von der Tür ab – nur um wie elektrisiert stehenzubleiben und mit geweiteten Augen die Person vor sich anzusehen, die wohl gerade auf dem Heimweg war.[/LEFT] [LEFT]»Flordelis?« Platans ungläubige Stimme klang selbst jetzt noch wie eine wunderschöne Melodie, sobald sie seinen Namen sagte, perfekt unterstrichen von seinen grauen Augen, die noch nicht verrieten, ob die Überraschung gut oder schlecht war.[/LEFT] [LEFT]Flordelis brachte ein Lächeln zustande, hoffend, dass sein Gegenüber sich damit auch eher freuen würde. »Bonjour, Platan. Es tut mir leid, dass ich unangekündigt vor deiner Tür stehe.«[/LEFT] [LEFT]Er schien immer noch nicht zu wissen, ob er sich freuen – oder es auch nur glauben – sollte. Schweigend kam er auf Flordelis zu und blieb direkt vor ihm wieder stehen.[/LEFT] [LEFT]»Wahrscheinlich«, begann Flordelis, »fragst du dich, was ich hier eigentlich mache und wie ich hier sein kann. Ich würde dir- Was tust du da?!«[/LEFT] [LEFT]Statt ihm zuzuhören hatte Platan die Hände ausgestreckt, betastete seine Brust, seine Arme und schließlich auch sein Gesicht, das Flordelis sofort verzog. »Was soll das?«[/LEFT] [LEFT]»Du bist wirklich hier«, hauchte Platan. »Flordelis … du lebst ...«[/LEFT] [LEFT]»Ja, das sage ich doch.«[/LEFT] [LEFT]Er sah Flordelis immer noch ungläubig an, als er die Hände wieder sinken ließ. »Das ist kein Traum, oder? Wie kann das sein?«[/LEFT] [LEFT]»Das will ich dir eigentlich gerade erklären, falls du mir-«[/LEFT] [LEFT]Wieder unterbrach Platan ihn, diesmal aber damit, dass er unvermittelt die Arme um ihn schlang und sich mit zuckenden Schultern an ihn drückte. Weinte er gerade? Das war jedenfalls keine Reaktion, die er sich vorgestellt hatte, dabei war von übermäßiger Freude bis blindem Zorn so ziemlich alles dabei gewesen, sogar Gleichgültigkeit. Wieder einmal hatte Platan ihn überrascht.[/LEFT] [LEFT]In einem kläglichen Versuch ihn zu trösten, legte Flordelis seine eigenen Arme um ihn. In so etwas war er nicht wirklich gut, wie ihm wieder einmal bewusst wurde.[/LEFT] [LEFT]Aber glücklicherweise schien Platan das auch nicht zu benötigen, jedenfalls erklang nach wenigen Sekunden seine gedämpfte Stimme: »Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.«[/LEFT] [LEFT]»Es tut mir leid«, sagte Flordelis. »Ich wollte dir keine Sorgen bereiten.«[/LEFT] [LEFT]Wie heuchlerisch. Eigentlich hatte er noch wesentlich schlimmere Dinge tun wollen, Platan wäre sogar fast eines seiner unzähligen Opfer geworden. Dennoch weinte sein Freund nun für ihn. Warum war dieser Mann so gut zu ihm?[/LEFT] [LEFT]Plötzlich löste Platan sich von ihm. In seinen grauen Augen glitzerten noch die letzten Tränen, wodurch sie noch hübscher aussahen als sonst. Wie hatte Flordelis je auch nur daran denken können, dass es ohne diese Augen eine Welt der Schönheit geben könnte?[/LEFT] [LEFT]»Bleibst du jetzt hier?«, fragte Platan mit dieser schönen Stimme, die Flordelis so lange vermisst hatte. »Du wirst nicht wieder gehen, oder?«[/LEFT] [LEFT]Im Grunde hatte Flordelis ihn nur kurz treffen wollen, um sich zu vergewissern, dass es Platan gut ging; vielleicht auch noch, um sein Ego zu streicheln, sobald er bemerkte, dass er trotz aller Widrigkeiten vermisst wurde – oder um sich jede noch so kleine Hoffnung für ein Aufleben der Freundschaft aus dem Kopf schlagen, wenn sich zeigte, dass Platan ihm gerechtfertigterweise alles nachtrug, was Flordelis geplant hatte.[/LEFT] [LEFT]Jedenfalls war eigentlich gedacht gewesen, dass er nur kurz blieb. Aber ein Blick in diese Augen und ein Satz dieser wundervollen Stimme genügte, um seinen Entschluss ins Wanken zu bringen.[/LEFT] [LEFT]Er lächelte Platan zuversichtlich an. »Natürlich bleibe ich. So lange du willst.«[/LEFT] [LEFT]Darauf begannen die Augen seines Freundes zu leuchten, direkt danach schloss sich auch der Rest seines Gesichts an, bis er Flordelis so ansah, als hätte dieser ihm gerade die ganze Welt geschenkt.[/LEFT] [LEFT]»Wundervoll~«, sagte Platan. Er löste sich von Flordelis und ergriff dann gleich eine seiner Hände, um ihn mit sich zu ziehen. »Dann lass uns reingehen. Ich muss dir so viel erzählen! Und du hast bestimmt auch viel zu erzählen! Oh, und du musst den neuen Kaffee probieren, den ich gekauft habe! Du wirst ihn bestimmt lieben, er kommt aus der Hoenn-Region und wurde mir von einem Kollegen empfohlen. Lass mich dir schon mal den Geschmack beschreiben.«[/LEFT] [LEFT]Und so erzählte er tatsächlich bereits ausführlich und begeistert von dem Kaffee, während er gleichzeitig nach seinem Schlüssel suchte, um seine Tür aufzuschließen. Dabei warf er immer wieder einen kurzen Blick zu Flordelis, als wolle er sichergehen, dass dieser weiterhin da war. Flordelis hatte nicht vor, sich von ihm zu entfernen, deswegen lächelte er ihm weiterhin zu, während er der Beschreibung lauschte.[/LEFT] [LEFT]Platan war immer noch derselbe wie früher – und er trug ihm nichts nach, hatte ihm nicht einmal eine Frage zu seinen Plänen oder seinem Überleben gestellt. Die Erleichterung in Flordelis' Inneren war unbeschreiblich groß. Er hätte ihm Rede und Antwort gestanden, wenn es notwendig gewesen wäre, aber er war froh, dass Platan zumindest jetzt noch nicht darauf bestand.[/LEFT] [LEFT]Als Platan endlich aufgeschlossen hatte, bat er Flordelis mit immer noch begeistertem Gesichtsausdruck, vorauszugehen. Flordelis bedankte sich bei ihm und ging, so arglos wie schon lange nicht mehr, in die Wohnung hinein, um endlich wieder Zeit mit Platan zu verbringen. Das war das einzige, was Flordelis sich im Grunde immer gewünscht hatte. Denn zusammen mit Platan war alles in Ordnung – mit ihm war die Welt immer ein Ort der Schönheit.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)